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Postman revisited- das Verschwinden der Erwachsenheit
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eBook462 Seiten1 Stunde

Postman revisited- das Verschwinden der Erwachsenheit

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Über dieses E-Book

Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen eine Metaregel einzuführen, die dafür Sorge trägt, dass unser Konsum im Ergebnis fair und Co2- neutral vonstatten geht? Und wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass der Verbraucher dafür Sorge zu tragen hat, dass ER seinen Konsum fair und Co2-neutral gestaltet? Waren es nicht die Wirtschaftswissenschaften, die Lobby der Handelstreibenden, die durch die Nicht-Zuständigkeit bei dieser Verantwortung mehr Geld für ihren eigenen Konsum generieren konnten? Für den Verbraucher steht seine ihn umgebende (soziale) Nah-Welt im Vordergrund und es gelingt viel zu wenigen die Welt anderswo, will heißen die globalen Auswirkungen ihres Konsums, so im Gedächtnis zu halten, dass Mensch und Natur anderswo kein Schaden keinen Schaden nehmen würden Ich finde, dass wir deshalb eine Meta-regel brauchen, weil der Verbraucher nicht hinreichend in der Lage ist seinen Konsum auf Nachhaltigkeit umzustellen, dies aber gleichzeitig notwendig ist! Von Anbeginn der Evolution waren der Mensch und seine Vorfahren in den engen Bereich der sie umgebenden Nahwelt eingebunden. Auch das Aufkommen des abstrakten Denkens änderte nichts an der empfundenen Einbindung in die sinnlich wahrnehmbare (soziale) Nah-Welt. Wie kann der Staat erwarten, dass vom Verbraucher ein sich Hineinversetzen in geographisch entlegene Bereiche vor einem Fühlen mit der eigenen Nah-Welt favorisiert wird, wenn es einfach nicht der Fall ist, weil die Aufmerksamkeit konkurriert. Kurzzeitig gab es zwar eine Höhergewichtung des rationalen Denkens vor dem Fühlen mit der Nah-Welt. Diese kam aber erst spät in unserer Evolution und auch nur für kurze Zeit auf, und zwar durch die Buchdruckgesellschaft. Für einige Jahrzehnte gab also eine kritische Rezeption des globalisierten Welthandels. Wie anzunehmen, erstarb sie aber wieder in den 1970-er Jahren, also 20 Jahre nach Aufkommen des Farbfernsehens, über die Möglichkeit das nonverbalen Sprachniveau auszudrücken und nicht 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum6. Mai 2023
ISBN9783755441397
Postman revisited- das Verschwinden der Erwachsenheit

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    Buchvorschau

    Postman revisited- das Verschwinden der Erwachsenheit - Gabriel Josef Werle

    1. Einleitung

    Eine Grundlage, auf die ich mich beziehe, um das Thema des Verschwindens der Kindheit zu erörtern, ist Neil Postmans Buch „Das Verschwinden der Kindheit". Es war schon bei seinem Erscheinen in den Vereinigten Staaten von Amerika ein großer Erfolg. Heute ist es auf der Internetseite www.amazon.de das fünft-meistgekaufte Sachbuch;¹ Insofern ist es, obwohl das Original schon vor dreißig Jahren erschien, auch heute noch ein häufiger Einstieg in die Thematik. Postmans Bewertung die gesellschaftliche Entwicklung zu „Kinder, die sich wie Erwachsene anziehen" und die durch den Gebrauch von neuen Medien auch über Erwachsenenwissen verfügen, per se zu verurteilen, empfinde ich für unsere heutige Gesellschaft als nicht mehr angemessen. Meine Absicht war es, Vorteile der heutigen Mediensozialisation ausfindig zu machen.

    Interessanterweise gab Postman selbst mir einen Aufhänger; er schreibt:

    [Das geschriebene Wort] fordert vom Leser eine aggressive Reaktion auf seinen „Wahrheitsgehalt". […]. Bilder hingegen fordern vom Betrachter eine ästhetische Reaktion. Sie sprechen unsere Gefühle, nicht unseren Verstand an.²

    Diesen Aspekt verfolgt er nicht weiter. Im Gegensatz dazu dient er mir als Ausgangspunkt.  Mir fiel auf, dass Postmans eigene ablehnende Haltung zu den Wirkungen der neuen Medien in Widerspruch zu diesem Satz steht; mein Ziel war es also, auch die Epoche des Buchdrucks zu beleuchten; Die Epoche des Buchdrucks hat zwar mit einem Verschwinden der Kindheit nichts zu tun; da es mit aber um eine Neubewertung der These des Verschwindens der Kindheit geht, möchte ich durch die Besprechung dieser Epoche Nachteile, die in der Idealisierung des Buchdruckzeitalters gerne übersehen werden, herausstellen.

    Die Beleuchtung der Mittelalters könnte insofern interessant sein, als es auch hier keine Idee einer Kindheit gab; mein Fokus, bei der Auswertung der Literatur liegt in dieser Epoche darauf, herauszufinden, inwieweit die Abwesenheit von gesellschaftlichen Kategorien von Kindheit und Erwachsenheit von der Gesellschaft konstruktiv bewältigt wurden;

    In der Arbeit arbeite ich viel mit den Begriffen der „analogen und „digitalen Kommunikation. Eine Begrifflichkeit mit der ich Ohne eine gesellschaftliche Struktur des Erwachsenseins gibt es auch keine Struktur der Kindheit.

    Das Bild des Erwachsenseins wird meiner Vorstellung nach in einer Buchgesellschaft dafür geschult den Sachaspekt von Mitteilungen hervorzuheben und den Beziehungsaspekt tendenziell zu vernachlässigen. Diesen Zusammenhang macht verständlich, dass in der Face-to-Face-Kommunikation der Beziehungsaspekt nonverbal, also „nicht-digital", kommuniziert wird. In einer digitalen Kommunikation nach Watzlawick, wie sie die Schriftsprache darstellt, kann der Beziehungsaspekt, in den die Sachebene in der Faco-to-Face-Kommunikation eingebettet ist, nur schwer dargestellt werden.

    Den Begriff „digital gebrauche ich in dieser Arbeit im Sinne Watzlawicks; „digitale Kommunikation arbeitet im Gegensatz zur „analog- verständlichen mit ikonographisch willkürlich gewählten Zeichen als, vereinfachend: intellektuelle Repräsentation eines Gegenstands oder Sachverhalts. So ist zum Beispiel die Buchstabenreihenfolge „k, a, t, z, e, als Bezeichnung einer Tierart, eine rein willkürliche semantische Zeichenzuwiesung, die, und das ist der entscheidende Punkt, durch ihre  Willkürlichkeit gekennzeichnet ist. Das spezifische Tier könnte ebenso gut durch eine andere Buchstabenkombination bezeichnet werden.  Im Gegensatz dazu ist eine Abbildung einer Katze „analog" verständlich; es besteht eine Analogie, eine Ähnlichkeitsbeziehung, zum Dargestellten.³

    Die Neuen Medien sind dadurch gekennzeichnet, dass sie  nonverbale Kommunikation analog, also intuitiv verständlich, darstellen können. Durch die Einbettung der Sachebene in die Beziehungsebene relativiert die Beziehungsebene aufgrund der höheren Relevanz,  die Individuen ihr beimessen, die Bedeutung der Sachebene.

    Wenn angenommene Bedeutungsverschiebung von der Sach- zur Beziehungsebene gegeben wäre, könnte man dies an Veränderungen der Vorstellungen, wie ein Individuum in der Gesellschaft zu sein hat, sehen. Sollte diese These zutreffen, sollte sich nachweisen lassen, dass sich die Vorstellungen, welche Eigenschaften bei einem Menschen wünschenswert sind, in den letzten hundert Jahren von einer Hervorhebung der Kenntnis der Sachebene zu einer Beachtung der Beziehungsebene verändert hat.

    Ich versuche, diese Entwicklung anhand von Indizien-Beweisen zu belegen. Dafür möchte ich untersuchen, welche Eigenschaften, von einem in die Gemeinschaft integrierten Individuum im Laufe der Zeit erwartet wurden. Ich vermute, dass sich die gesellschaftliche Erwartungshaltung von der Forderung sachlich und gesittet zu einer sozialkompetenten Erwartungshaltung verschoben hat. Es sollte sich im Zeitraum der letzten gut hundert Jahre durch die vermehrte Nutzung analog kommunizierender Ton- und Bildmedien eine Verschiebung von einer sach-orientierten Erwartungshaltung zu einer die Beziehungsebene einbeziehenden Erwartungshaltung feststellen lassen.

    Ich versuche diese Entwicklung neben der Auswertung der Bücher von Intellektuellen zu diesem Thema auch durch eigene Auswertungen zu belegen. Ich untersuche drei Bereiche:

    Ich nehme an, dass ein Roman besonders erfolgreich ist, wenn sich eine breite Masse mit der Persönlichkeit des Protagonisten oder aber mit der Handlung identifizieren kann. Ich nehme unabhängig von der Handlung an, dass zumindest ein Mindestmaß an Identifikationspotential mit dem Protagonisten gegeben sein muss. Ich versuche anhand ausgewählter Romane in der Literatur eine Entwicklung zu einem Menschenbild nachzuweisen, das primär auf eine Beachtung des Beziehungsaspekts ausgerichtet ist. Die Weltsicht der Protagonisten sollte sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts von einer primär rational geprägten, zu einer emotionalen Weltsicht entwickeln.

    Ich untersuche die Veränderung, die die Intelligenz in der wissenschaftlichen Debatte erfahren hat. Nach meiner Vermutung sollte sich feststellen lassen, dass sich die Sicht der Intelligenz von der Fähigkeit Sachverhalte intellektuell zu verstehen zu einer erweiterten Definition entwickelt hat.

    Drittens versuche ich die von der Gemeinschaft im Laufe der Zeit erwünschten Eigenschaften herausfinden zu können, indem ich untersuche, wie psychisch Kranke bewertet wurden. Wird diesen primär ein Fehlen der Fähigkeit rational zu handeln oder primär ein Fehlen emotional auf andere einzugehen im Sinne einer Krankheitsbeschreibung zugewiesen.

    2. Neils Postmans: „Das Verschwinden der Kindheit"

    Das Buch von Postman besteht aus zwei großen Teilstücken. Im ersten Teilstück behandelt Postman die Entstehung der Kindheit im zweiten deren Verschwinden. Die Grundstruktur wird hier wiedergegeben.

    2.1. Die Idee der Kindheit

    Kinder wurden nicht immer als Kinder wahrgenommen. Bis etwa zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts  wurden Menschen ab dem siebten Lebensjahr als Erwachsene eingestuft; ab diesem Alter konnte sie nach gängiger Meinung das mit Abstand wichtigste Medium, die gesprochene Sprache, in gleichem Maß wie die Erwachsenen verstehen.

    Durch die Schriftkultur wurde es notwendig Lesen und Schreiben zu lernen. Das Verstehen der gesprochenen Sprache war damit nicht mehr das einzige Kriterium dafür als Erwachsener zu gelten. Kinder, die davor als erwachsen galten mussten nun die Schriftsprache erlernen; die Erwachsenheit⁶ wurde durch diese Notwendigkeit zu einer Stufe symbolischer Leistung; zugerechnet wurden ihr nun nur noch Menschen, die den Erwerb der Schriftsprache erfolgreich gemeistert hatten.

    Unbesehen seiner vorschnellen Verurteilung der neuen Medien gibt Postman einen brauchbaren Einstieg in die Thematik;

    2.2. Die Entstehung der Idee einer Kindheit

    2.2.1. Die Zeit vor der Entstehung der Literarität

    2.2.1.1. Die Antike

    Nach Ansicht Postmans sind in der Antike einige Faktoren, die eine Kindheit als eigene Sozialphase ermöglichen, gegeben. Es gab Schulen. Kinder wurden zwar nicht so früh eingeschult wie heute; man lernte erst im Jünglingsalter lesen.⁷ Aber sowohl im antiken Griechenland als auch im antiken Rom war man sich der Besonderheit von Kindern bewusst. Die Römer hatten ein ausgeprägtes Gefühl der Scham gegenüber Kindern, ihr Verständnis einer Kindheit ging weit über das der Griechen hinaus; erst die Renaissance kam wieder zu einem ähnlichen Verständnis;⁸ Postman: „Es ist das bleibende Verdienst der Römer, daß sie – freilich nicht alle und nicht in genügender Zahl – diesen Zusammenhang erfaßt haben."⁹

    Diese Scham ist ein entscheidendes Kriterium für eine Kindheit im kulturellen Sinne.

    Man betrachte z. B. den Fall des Sprachverhaltens. Es ist noch nicht lange her, da gebrauchten Erwachsene bestimmte Wörter nicht in Anwesenheit von Kindern, und umgekehrt erwartete man von diesen, daß sie solche Wörter nicht in Anwesenheit von Erwachsenen gebrauchten. Dabei war es unerheblich, ob die Kinder solche Wörter aus anderen Zusammenhängen kannten. Die gesellschaftliche Sitte verlangte, in der Öffentlichkeit den Unterschied zwischen der symbolischen Welt des Erwachsenen und der des Kindes zu wahren. Diese dem Mittelalter unbekannte Gepflogenheit war mehr als bloß eine freundliche soziale Fiktion. In der sprachlichen Zurückhaltung des Erwachsenen spiegelte  sich ein soziales Ideal, die Bereitschaft nämlich Kinder gegenüber der gefühllosen, niedrigen oder zynischen Gesinnung, die in brutaler oder obszöner Sprache so oft anklingt, in Schutz zu nehmen. Und in der Zurückhaltung der Kinder spiegelte sich ein Verständnis für ihren Platz innerhalb der sozialen Ordnung und besonders dafür, daß sie nicht berechtigt waren, derlei Gesinnungen öffentlich zum Ausdruck zu bringen. […] Diese Gepflogenheit [der sprachlichen Rücksichtnahme] ist so rasch verfallen, daß diejenigen, die sich heute noch beachten, als „verschroben" gelten. Wie es scheint, sind wir wieder im 14. Jahrhundert angekommen, als es keine Wörter gab, die man als untauglich für das Ohr eines Kindes erachtete.¹⁰

    Aber genau diese sprachliche Rücksichtnahme ist erforderlich, denn sie ist ein Kennzeichen des Umgangs mit Mitgliedern der gesellschaftlichen Kategorie „Kind".

    Obwohl also in Rom Scham gegenüber Kindern ausgeprägt war, gibt es aber durchaus Faktoren, die die Ansicht, dass man sich der Besonderheiten von Kindern bewusst war, relativieren.

    So wurden Kinder in der Antike geschlagen. Ihnen wurden also vielleicht nur bedingt Fehler, zum Beispiel aufgrund fehlender Fertigkeiten, zugestanden;

    Außerdem gab es weder moralische noch gesetzliche Richtlinien, die eine Kindstötung geahndet hätten. Aristoteles kritisierte diese Praktik zwar, wandte sich aber nicht mit aller Entschiedenheit gegen sie.¹¹ Erst im vierten Jahrhundert nach Christus kommt es, siebenhundert Jahre nach Aristoteles Wirken, in Rom zu einem Verbot der Kindstötung.¹²

    Trotz alledem ist die Kindheit als soziales Konstrukt in Griechenland, stärker noch in Rom, stärker ausgeprägt als im Mittelalter, in der sich diese Ideen verlieren.

    2.2.1.2. Das Mittelalter

    Die Katholiken verbieten das Lesen, aber in den protestantischen Regionen Europas boomt die Lesekultur. Es entsteht eine beachtliche Anzahl von Schulen. So besuchten in Frankreich im Jahr 1627, also 159 Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks 1468, annähernd 40.000 Kinder eine Schule. Zur selben Zeit soll die Fähigkeit eine Bibel in der Landessprache zu lesen bei der männlichen Bevölkerung Englands bei 40% gelegen sein.¹³

    Anfangs wurden die Schüler in den Schulen aufgrund ihrer Lesefähigkeit einer Klasse zugeordnet. Mit der Zeit ging man dazu über Schüler den Klassen nach ihrem Alter zuzuteilen. Auch die Erziehung „wurde einigermaßen starr an das kalendarische Alter der Kinder geknüpft."¹⁴

    Im Mittelalter war das primäre Medium die Sprache; Menschen galten mit sieben Jahren als Erwachsen, denn ab diesem Alter konnten sprachliche Äußerungen so gut geäußert und verstanden werden, dass es keinen signifikanten Unterschied zu Erwachsenen gab. Auch die katholische Kirche stufte

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