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DIE MORDE DER SCHWARZEN ROSE: Der Krimi-Klassiker!
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eBook273 Seiten3 Stunden

DIE MORDE DER SCHWARZEN ROSE: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Noch vor kurzer Zeit war ich ein Sportberichterstatter beim New York Globe. Meine Fähigkeiten weit überschätzend, beschloss Bob Gordon, mein Chef, mich mit der Berichterstattung über die sogenannten Schwarze-Rose-Morde zu betrauen, die so sehr an die längst vergangenen Morde von Jack the Ripper erinnerten.

Wie jedermann weiß, muss ein Reporter ausgesprochen abgebrüht sein, hardboiled, wie die Amerikaner sagen – hartgesotten. Ich verfügte nicht über diese Eigenschaft. Ich hatte Nerven, und ich will sogar eingestehen, dass mir die Sache nichts als Angst einflößte, nackte Angst, und das ist zweifellos eine lächerliche Einstellung für einen Reporter. Nun, das werden Sie selbst bemerken, sobald Sie meine Aufzeichnungen lesen...

Mit seinem meisterhaften Psycho-Thriller Die Morde der Schwarzen Rose fügt Frank Harper dem Mythos um Jack the Ripper ein neues, atemberaubendes Kapitel hinzu.

Die Morde der Schwarzen Rose - ein düsteres, spannungsgeladenes Meisterwerk aus der Feder von Frank Harper!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum21. Aug. 2018
ISBN9783743878280
DIE MORDE DER SCHWARZEN ROSE: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    DIE MORDE DER SCHWARZEN ROSE - Frank Harper

    Das Buch

    Noch vor kurzer Zeit war ich ein Sportberichterstatter beim New York Globe. Meine Fähigkeiten weit überschätzend, beschloss Bob Gordon, mein Chef, mich mit der Berichterstattung über die sogenannten Schwarze-Rose-Morde zu betrauen, die so sehr an die längst vergangenen Morde von Jack the Ripper erinnerten.

    Wie jedermann weiß, muss ein Reporter ausgesprochen abgebrüht sein, hardboiled, wie die Amerikaner sagen – hartgesotten. Ich verfügte nicht über diese Eigenschaft. Ich hatte Nerven, und ich will sogar eingestehen, dass mir die Sache nichts als Angst einflößte, nackte Angst, und das ist zweifellos eine lächerliche Einstellung für einen Reporter. Nun, das werden sie selbst bemerken, sobald Sie meine Aufzeichnungen lesen...

    Mit seinem meisterhaften Psycho-Thriller Die Morde der Schwarzen Rose fügt Frank Harper dem Mythos um Jack the Ripper ein neues, atemberaubendes Kapitel hinzu.

    Die Morde der Schwarzen Rose - ein düsteres, spannungsgeladenes Meisterwerk aus der Feder von Frank Harper!

    DIE MORDE DER SCHWARZEN ROSE

    Erster Teil

      Mein Stammlokal war immer noch Teddy. Dieses berühmte Restaurant in der 52. Straße ist der Treffpunkt vieler Größen von Sport und Bühne, und ohne Teddy konnte ich nicht auskommen. Was mich so an dieses Lokal fesselte, war der Umstand, dass es der einzige Platz in New York, vielleicht sogar in den Vereinigten Staaten war, wo sich niemand auch nur im Geringsten mit der Wirklichkeit der Welt abgab. Präsidenten wählen und selbst Kriege machten hier nur einen oberflächlichen Eindruck. Morde und Bankräubereien interessierten überhaupt nicht, und ich bezweifle, dass selbst die Kellner sich der Mühe unterzogen, meine Schwarze-Rose-Artikel im Globe zu lesen. Die Welt jenseits der großen Glastür existierte nicht.

    Alles, was hier von Wichtigkeit war, waren die Rennresultate vom Belmont Park und die Ereignisse im Madison Square Garden und im Yankee Stadion. Was dann noch an Interesse übrigblieb, galt den Vorstellungen am nahen Broadway. Aparte Schauspielerinnen befanden sich immer unter Teddys Gästen. Für mich war das Lokal eine Stätte der Erholung, hier konnte ich ausruhen, und hier verstand ich den Sinn des Lebens, so hochtrabend das auch klingen mag. Zudem war die Küche vorzüglich, besonders das Roastbeef.

    Hier war mein Zuhause. Sowohl die große ovale Bar mit den beleuchteten Reihen von Scotch und Bourbon Whisky, Cognac, Armagnac, Gordon's Gin, Benedictine, Aquavit und sogar Kirschwasser - wie auch mein Tisch, der Tisch 23, der stets für mich und meine Gäste reserviert war. Der Speisesaal war getäfelt, die Ledersessel waren ein wenig altmodisch, doch bequem, und im Hintergrund waren hinter einer Glaswand die blitzsaubere Küche und die Köche zu sehen. Das Lokal war besser als irgendein Zuhause, und ich nahm es in Kauf, dass mich Teddy nur noch als du Hornochse! anredete, zur Strafe dafür, dass ich meine Sportseite aufgegeben hatte.

    Statt über Sportereignisse zu schreiben, hatte ich eine Beschäftigung, die vielen närrisch erscheinen mag. Im Auftrag meiner Zeitung war ich schon vor einiger Zeit darangegangen, mit Mädchen vom Theater, die ein wenig schielten, in Verbindung zu treten. Das war nicht so ganz einfach. Die Bühnengewerkschaft hatte mir die Bilder der Mädchen, die zu ihrer Organisation gehörten, zur Verfügung gestellt, annähernd siebentausend Fotos. Ich hatte Tage und Nächte damit verbracht, alle Aufnahmen derjenigen Mädchen auszusortieren, die zu schielen schienen.

    Ich hatte bereits mit einer erstaunlichen Anzahl leicht schielender Mädchen gesprochen. Auf einem Hocker an Teddys Bar sitzend, studierte ich auch im Augenblick wieder einmal die Namensliste in meinem kleinen schwarzen Notizbuch. Es waren Bühnennamen, die ein wenig phantastisch klangen, Namen wie Candy, Penny, Velvet... Die nächste in meiner Liste war Cleo Moore, die im Samoa auftrat, einem der vielen Nachtclubs, die sich in der 52. Straße befanden.

    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Die Vorführungen im Samoa begannen erst um Mitternacht, und ich machte dem Mixer ein Zeichen, mär noch einmal einzuschenken. »Cognac...?«, fragte er.

    Ich sah ihn erstaunt an. »Dumme Frage. Was sonst?«

    »Entschuldigen Sie, Herr Farfor. Haben Sie aber nicht schon genug Cognac getrunken?«

    Der Mixer sah wie ein vornehmer alter Herr aus. Er trag ein blütenweißes Jackett mit dem Namen James auf die Brusttasche gestickt.

    »Geben Sie mir gefälligst einen doppelten Cognac«, rief ich.

    »Nein, wirklich, Herr Farfor! Das ist zu viel. Was ist nur über Sie gekommen, dass Sie in letzter Zeit so viel trinken?«

    James machte immer diesen Witz, wenn er mir einschenkte. Der Cognac, der aus dieser Flasche in mein Glas floss, war nämlich gar kein Cognac. Es war Tee. Wie ich zu meiner Schande eingestehen muss, trank ich immer nur Tee, doch davon hatte niemand eine Ahnung. Es war ein Geheimnis zwischen James und mir. Bei Teddy, wo so viel gezecht wurde, war es notwendig, den Eindruck eines gewaltigen Zechers zu erwecken.

    »Da kommt Ed«, sagte James.

    Die schwingende Glastür schien den Mann namens Ed in das Restaurant zu wirbeln. Er war hochgewachsen, und er war im Smoking. Er kam mir bekannt vor. Sicher hatte ich dieses seltsam leblose Gesicht schon irgendwo einmal gesehen.

    »Wer ist Ed?«, fragte ich.

    »Edgar Swede.«

    »Ach ja - natürlich.«

    »Er ist zur Premiere seines neuen Films nach New York gekommen. Drei Tropfen Gift hieß er.«

    Ich nickte nachdenklich. Er war in der Tat der berühmte Darsteller von Bösewichten, und mit einer gewissen Erleichterung stellte ich fest, dass das bleiche Gesicht mit der dünnen Nase und dem ironischen Lächeln, das ich von der Leinwand her kannte, nur eine Maske war.

    Drei Tropfen Gift hatte ich noch nicht gesehen. Dagegen hatte ich mir Der Henker, Die tödliche Sünde und Ein Mann mit Namen Jack angeschaut. Erstklassige Filme, wenn man Filme des Unheimlichen liebt. Edgar Swede war in jeder Rolle wunderbar unheimlich. Sein hysterisches Kichern, das er zuweilen hören ließ, war entschieden eine neue Note.

    Sein Ruhm hatte aber nichts damit zu tun, dass ich ihn einer so genauen Betrachtung unterzog. Das hatte einen anderen Grund: Erst vor wenigen Monaten, im März, war Swede im Zusammenhang mit Jane Mahers Tod vernommen worden. Jane Maher, eine Filmstatistin in Hollywood, war unter dem Spitznamen Schwarze Rose bekannt gewesen. Zusammen mit vielen anderen Männernamen hatte man auch Swedes Namen in ihrem Tagebuch gefunden. Er hatte sie jedoch - wie sich dann ergab - nur flüchtig gekannt, und keinerlei Verdacht war auf ihn gefallen.

    Ich sah Swede zur Garderobe gehen. Charlene, dem Garderobefräulein, warf er auch nicht einen Blick zu, als er ihr seinen schwarzen Hut und seine weißen Wildlederhandschuhe übergab. Es fiel mir auf, weil Charlene ein besonders reizvolles Mädchen war, das von jedem Mann gebührend bewundert wurde.

    »Kennen Sie ihn?«, fragte ich den Mixer.

    »Ja, gewiss. Er war oft hier.«

    »Bitte, machen Sie mich mit ihm bekannt, James.«

    In diesem Augenblick kam Teddy aus dem Speisesaal. Er war ein Koloss von einem Mann, der sich mit einer tollpatschigen Grazie bewegte. Sofort zog er Swede in seine Arme. Es war eine seiner vielen Eigentümlichkeiten, jeden seiner Gäste so herzhaft zu umarmen.

    Sein Lächeln war wirklich ein Grinsen, so riesig, dass es kaum in sein Gesicht ging, ein ungemein fettes Gesicht mit einem Doppelkinn und gottesfürchtigen blauen Augen, die immer Rührung ausdrückten. Alles rührte ihn, sowohl gute wie schlechte Ereignisse, und oft stiegen ihm vor lauter Rührung die Tränen in die Augen. Er war aber auch für seine groben Schimpfworte bekannt, unter denen du Hornochse! noch am harmlosesten war, und seine Stimme hörte sich, wenn er nicht gerade flüsterte, wie Donner an.

    »Edgar, du verfluchter Junge! Du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich machst. Der Speisesaal ist im Augenblick überfüllt, so lass uns einen heben, bis ich einen Tisch für dich gefunden habe. Scotch, James, Scotch für all meine guten Freunde. Mach ein wenig Platz für Edgar, Al! Edgar, dies ist Allan Farfor vom Globe

    »Zeitungsleute hasse ich«, sagte Swede lächelnd.

    »Ach, nein, Edgar.« Teddy war ganz entsetzt. »Gehasst wird hier nicht. Ich bestehe darauf, dass ihr beiden Freundschaft schließt.«

    Swede bot mir seine Hand an. Sie war gepflegt, fühlte sich aber wie Watte an. »Es war nicht so gemeint, Al.« Seine Stimme war sanft. »Ich kann Ihnen sogar sagen, dass ich ein eifriger Leser Ihrer Sportberichte bin.«

    Ich unterdrückte die Bemerkung, dass ich mit Sport schon lange nichts mehr zu tun hatte. »Ich höre, dass Drei Tropfen Gift ein großer Erfolg ist. Meine Glückwünsche«, sagte ich.

    »Danke, Al. Mit Ausnahme Ihres Blattes waren die Kritiken überschwänglich.«

    »Sobald ich Zeit habe, muss ich mir den Film ansehen.«

    »Rufen Sie mich im Waldorf-Astoria an«, sagte Swede verbindlich, »und ich werde Ihnen Karten besorgen.«

    James hatte eine Runde Scotch eingeschenkt. »Auf gute Freundschaft! Freundschaft ist das Wichtigste im Leben«, rief Teddy. Damit begann das Gelage. Wann immer diese Männer tranken, war es ein Gelage. Mindestens ein Dutzend Gläser Scotch wurden in rascher Folge geleert. Ich konnte mich auf James verlassen und unbesorgt am Trinken teilnehmen. Von noch so vielem Tee wurde man jedenfalls nicht betrunken. Mir war es um meinen klaren Kopf zu tun. Abgesehen davon, stieß mich diese Trinkerei ab. Das Schlimme daran war, dass diese Männer das brauchten und ohne Trinken nicht auskommen konnten.

    »Jetzt muss ich leider gehen«, sagte ich kurz vor Mitternacht.

    »Wohin?«, fragte Teddy, und ich erklärte, dass ich eine Verabredung mit Cleo Moore im Samoa hatte.

    »Du Hornochse!« Er schüttelte den Kopf. »Wie kannst du dich mit einer unmöglichen Person verabreden?«

    »Es ist geschäftlich«, sagte ich.

    »Du bist verrückt.«

    Ich konnte ihm nicht erklären, warum ich Cleo Moore sprechen wollte, und gab mir alle Mühe, eine nichtssagende Miene aufzusetzen. »Es wird behauptet, dass sie einzigartig ist.«

    »Einzigartig! Ich verbiete dir, sie in mein Lokal zu bringen, Al!«

    »Cleo Moore ist wirklich einzigartig«, sagte Swede zu meiner Überraschung. »Vor einiger Zeit sah ich sie im Apollo in Los Angeles. Ich fand sie geradezu aufregend.«

    Verwundert blickte ich auf Swede. Was konnte er, der mit den schönsten Filmstars bekannt war, an einer Schönheitstänzerin finden?

    »Ist es eigentlich wahr, dass sie schielt?«, fragte ich ihn.

    Er wandte mir sein Gesicht zu, das lange, schmale, blasse Gesicht. »Schielt sie wirklich?«

    »Ich weiß es nicht. Ich werde es herausfinden. Wenn es Sie interessiert, werde ich Ihnen später Bescheid sagen, Edgar.«

    Ich erhob mich. Einen Hut besaß ich nicht, und ich hatte eigentlich keinen Grund, zu Charlene hinüberzugehen, die mir oft angedroht hatte, mir einen Hut zu kaufen, damit ich etwas zum Abgeben in der Garderobe hätte.

    »Wenn jemand nach mir fragt, ich bin in einer Stunde zurück«, sagte ich.

    »Wer wird schon nach Ihnen fragen, Al? Höchstens eines Ihrer vielen Mädchen.«

    »Müssen Sie sich unbedingt über mich lustig machen, Charlene?«

    »Ich werde mich hüten, mich über einen Mann lustig zu machen, nach dem alle Mädchen wild zu sein scheinen. Wie fangen Sie das bloß an, Al?«

    »Sie wissen eben nicht, dass ich unwiderstehlich bin«, grinste ich.

    »Das ist mir allerdings noch nicht aufgefallen.«

    »Schade.«

    Ich fand es wirklich schade, dass ich auf Charlene nie Eindruck gemacht hatte. Ich konnte sie gut leiden. Da waren Zeiten gewesen, in denen ich nahe daran gewesen war, mich in sie zu verlieben - und das trotz meiner Vorliebe für Blondinen. Sie war nicht blond, und sie stand im Ruf, unnahbar zu sein. Gerüchten nach hatte sie es darauf abgesehen, sich einen Millionär einzufangen. Ich wusste kaum etwas über sie. Mir war es immer ein Rätsel gewesen, warum ein so auffallend schönes Mädchen als Garderobefräulein tätig war.

    »Eines Tages werde ich Sie einladen, Charlene. Ich bin nämlich verdammt neugierig, was für Geheimnisse Sie haben.«

    Das Haar flog ihr um die Schläfen, als sie ihren Kopf zurückwarf. »Ersparen Sie sich die Einladung, Al. Bleiben Sie lieber Ihren Mädchen vom Theater treu«, rief sie mit Ärger in ihrer weichen dunklen Stimme.

    *

    Von Teddys eleganter Fassade abgesehen, ist die 52. Straße, im Volksmund Swing-Allee genannt, nicht gerade sehr vornehm. Es ist eine Straße wie etwa die Große Freiheit in Hamburg, und in jedem der billigen Nachtclubs wird unverblümt Erotik angeboten. Mit Ausnahme des Samoa war ich schon überall gewesen. Auf der Jagd nach Frauen, die jenen leichten Sehfehler aufwiesen, hatte ich auch die Tanzhallen des Broadway und die Tingeltangel in Greenwich Village, New Yorks Künstlerviertel, besucht.

    Meiner Meinung nach war es eine ziemlich geschmacklose Idee, mit der mich mein Chef, Bob Gordon - den wir im Redaktionsjargon nie anders als »Herr G.« nannten - beauftragt hatte. Bisher hatte ich nicht den geringsten Erfolg gehabt, und ich rechnete auch gar nicht mit Erfolgen.

    Im Samoa war der Zuschauerraum verdunkelt. Nur die Bühne war beleuchtet, und ein bläulicher Glanz fiel auf die schwitzenden Gesichter der Jazzkapelle und auf die rothaarige Cleo Moore, die sich in langsamen Kreisen über die Bühne bewegte.

    In der Dunkelheit konnte ich keinen Tisch finden, und ich stand wohl den Leuten hinter mir im Wege. »Setzen!«, rief man mir zu, ärgerlich, etwas zu versäumen. Niemand versäumte etwas. Cleo Moore war durchaus nicht einzigartig oder gar aufregend.

    Sie war sehr groß und von dem kräftigen Wuchs einer Ringkämpferin. Um sie war etwas Vulgäres, das wohl einen so verfeinerten Mann wie Swede anziehen konnte. Langsam, beinahe phlegmatisch, drehte sie sich im Tanz. Es war eine Pantomime der Verführung. Unter ihrem flammend roten Haar waren ihre Augen halb geschlossen und der feuchte Mund leicht geöffnet.

    Nachdem der Vorhang gefallen war, erklärte ich dem Geschäftsführer, dass mich der Globe zu einem Interview mit Cleo Moore geschickt habe. Er versprach, sie zu benachrichtigen, und wies mir einen Tisch abseits von der Bühne an, wo der Lärm der Kapelle nicht ganz so ohrenbetäubend war.

    Cleo Moore ließ mich über eine halbe Stunde warten. Als sie schließlich kam, maß sie mich mit geringschätzigem Blick. »Was wollen Sie?«

    »Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten.«

    »Jeder bittet mich um Gefälligkeiten.«

    »Sie missverstehen mich. Ich komme geschäftlich.«

    »Geschäftlich oder nicht, stehen Sie gefälligst auf, wenn Sie zu einer Dame sprechen. Haben Sie keine Manieren?« fuhr sie mich an.

    »Entschuldigen Sie. Es war nicht meine Absicht, unhöflich zu sein.«

    Ich musste den Tisch erst ein wenig abrücken, um mich erheben zu können. Cleo Moore war mindestens einen Kopf größer als ich. Sie war größer als jede Frau, die ich je getroffen hatte, und von der Nähe sah sie noch imponierender aus als auf der Bühne.

    »Fassen Sie sich kurz«, sagte sie.

    Sie ließ sich dicht neben mir auf dem kleinen Sofa nieder. Sie hatte ein einfaches schwarzes Abendkleid an, und ihr Gesicht war nicht unschön. Ohne die Bühnenaufmachung war sie viel sympathischer, und es war klar, dass sie die Männer verachtete, die nur kamen, um eine Schönheitstänzerin anzustarren.

    »Ein Glas Wein?«

    »Nein, nein.« Sie zog eine Zigarette aus einem zerdrückten Päckchen hervor. »Wenn Sie rauchen wollen, bedienen Sie sich.«

    »Danke, ich rauche nicht. Können Sie einen Schock vertragen?«

    »Sie können mich nicht so leicht erschrecken«, sagte sie und ließ gelassen ihr Feuerzeug aufspringen.

    »Ich nehme an, dass Sie von den Schwarze-Rose-Morden gehört haben?«

    Ich sah ihr an, dass sie doch erschrak. Ohne ihr Feuerzeug zu benutzen, blickte sie mich starr an, und in diesem starren Blick war etwas, das auch mich erschreckte. Sie schielte tatsächlich leicht.

    Schließlich zündete sie sich ihre Zigarette an. »Wer sind Sie?«, fragte sie, den Rauch in die Höhe blasend.

    »Hat Ihnen der Geschäftsführer nicht gesagt, dass ich von der Presse bin?« Ich nannte meinen Namen.

    Wenn er ihr bekannt war, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Anscheinend hatte sie beschlossen, mich weiterhin von oben herab zu behandeln.

    »So sind Sie der Bursche, der all diesen unverantwortlichen Unsinn schrieb«, sagte sie.

    »Unsinn?«

    »Ich gebe zu, dass ich einige Ihrer Berichte über die Schwarze-Rose-Morde versäumt haben mag. Diejenigen, die ich las, waren unter jeder Kritik.«

    »Es waren Tatsachenberichte. Es ist nicht meine Art, Tatsachen zu erfinden. Ich kann Ihnen nur raten, sich meine Berichte im Globe noch einmal vorzunehmen.«

    »Dazu habe ich keine Zeit. Warum klären Sie mich nicht jetzt gleich über das auf, was mir vielleicht entgangen ist? Ich lasse mich immer gern aufklären«, höhnte Cleo Moore.

    »Wie Sie wollen.«

    Die Musik war außerordentlich störend, und das Männergelachter und die dünne Stimme eines unterernährt aussehenden Mädchens, das frivole Lieder sang. Ich begann, Cleo Moore zu erzählen, was sich zugetragen hatte: die grausige Geschichte der Schwarze-Rose-Morde.

    Ich fing an mit Jane Maher, die man am 7. März in den Waldungen oberhalb des Griffith-Observatoriums in Los Angeles gefunden hatte, an einem Baum hängend und so unbeschreiblich zugerichtet, dass es den Polizeibeamten, die an viel Schauriges gewöhnt waren, übel wurde. Die Untersuchung am Tatort brachte nichts zutage, was irgendeinen Hinweis auf den Täter hätte geben können. Keine Fingerabdrücke, keine brauchbaren Fußspuren, kein verlorener Knopf, kein abgerissener Stoff-Fetzen, nicht einmal ein Haar vom Mörder. Nichts, das man zur Untersuchung ins Laboratorium hätte schicken können. Vor allem keine Zeugenaussagen, aus denen ein Hinweis hätte entnommen werden können.

    Am 19. März fand man auf einer Bank am East River in New York die Leiche eines Mädchens, das später als Ruby King identifiziert wurde. Sie war in der gleichen Weise verstümmelt wie Jane Maher. Auch in diesem Fall war nicht die geringste Spur des Mörders vorhanden. Er musste mit teuflischer Schlauheit jedes mögliche Risiko bedacht haben.

    Die ermordete Maria Bonilla, die am 11. April in einem möblierten Zimmer am Times Square gefunden wurde, wies Verstümmelungen auf, die nicht einmal der Globe erwähnen konnte... Und am 25. Mai fand man die Leiche von Mae Alexander im Keller eines unbewohnten Hauses in Brooklyn. Auch diese beiden Fälle ergaben nicht die geringste Spur. Wie war es möglich, diese Morde zu begehen, ohne dass der Täter den geringsten Hinweis hinterließ, ohne dass die Umwelt irgendetwas bemerkte? Wer konnte so lautlos, so unsichtbar vorgehen?

    Bisher waren vier Schwarze-Rose-Morde begangen worden - vielleicht von einem Wahnsinnigen, der gewisse Kenntnisse in Anatomie hatte...

    »Wollen Sie immer noch behaupten, dass es sich um Unsinn handelt, Cleo Moore?«, fragte ich, als ich meinen Bericht beendet hatte.

    Einigen der Mädchen, mit denen ich bisher gesprochen hatte, war bei meiner Erzählung übel geworden, eine war sogar in Ohnmacht gefallen. Cleo Moore saß unerschüttert. Sie war eine starke, phlegmatische Person.

    »Was habe ich mit all dem zu tun?«, fragte sie zurück.

    »Meine Zeitung bemüht sich, die Morde aufzuklären, und dazu brauchen wir Ihre Hilfe, Miss Moore«, sagte ich.

    »Da muss ich aber lachen. Sie in Ihrem guten blauen

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