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Das Dienstverhältnis: Thriller
Das Dienstverhältnis: Thriller
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eBook263 Seiten2 Stunden

Das Dienstverhältnis: Thriller

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Über dieses E-Book

Mia arbeitet in einem Theater in Hamburg.
Eines Abends entdeckt sie eine Rose, die hinter dem Scheibenwischer ihres Wagens klemmt.
Anfangs ist sie von dieser Geste des heimlichen Verehrers angetan.


Doch bei der Rose bleibt es nicht ...

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum24. Jan. 2019
ISBN9783743841314
Das Dienstverhältnis: Thriller

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    Buchvorschau

    Das Dienstverhältnis - Kim Rylee

    Anmerkung

     Die Handlung der Geschichte ist frei erfunden.

    Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.

    Zitat

    Laß dich nie durch's Unglück niederschlagen;

    es gibt immer noch Unglücklichere,

    mit deren Lage du nicht tauschen würdest.

    (Äsop)

    Wahrnehmungen

    Ich saß am Tisch in unserer Kantine und war gerade im Begriff, das kulinarische Highlight der hiesigen Kochkunst zu genießen.

    Spaghetti Bolognese.

    Um die Spaghetti auf die Gabel zu bekommen, musste ich keine großen Verrenkungen mit dem Aluminiumbesteck unternehmen. Ihr Härtegrad erlaubte es, ein Stück abzuschneiden oder sie einfach nur aufzuspießen und mit etwas Fleischsoße in den Mund zu führen. Wären die Spaghetti nicht so zerkocht gewesen, hätte man das Gericht problemlos als essbar bezeichnen können.

    Ich schaute aus dem Fenster, als etwas Kaltes dabei war, meinen Nacken hinaufzukriechen. Oder bildete ich es mir nur ein?

    Abrupt drehte ich mich um und registrierte das emsige Treiben an der Ausgabestation, begleitet von einer Art ohrenbetäubendem Gemurmel der Mitarbeiter, dem Geklapper der Bestecke und dem Gurgeln der Softdrink-Station. Die nackten hellgrauen Wände stimmten ein trauriges Lied dazu an. Ein verstohlenes Lächeln kam über meine Lippen. Niemand nahm Notiz von mir, während ich allein an dem kleinen eckigen Tisch saß und erneut die Aussicht auf den Parkplatz genoss, der sich langsam mit den Wagen der Mitarbeiter füllte.

    Nicht alle Tische waren besetzt. Vermutlich konnte oder wollte nicht jeder den Kampf mit den Nudeln aufnehmen. Es waren hauptsächlich die Jungs aus der Tonabteilung und der Bühnentechnik, die sich gerade die Zeit vertrieben bis zum Dienstbeginn.

    Ich stocherte weiter in meinem Essen herum und suchte nach etwas. Was genau, konnte ich nicht sagen. Vermutlich suchte ich darin etwas, das sich als jenes Gericht entpuppte, das es darstellen sollte.

    Da! Da war es wieder.

    Dieses Gefühl. Ich spürte, wie sich die Blicke der Mitarbeiter in meinen Rücken bohrten und hielt kurz inne.

    »Schmeckt’s?«

    Ich schreckte zusammen und drehte mich blitzschnell um. Keine Sekunde später heiterte sich meine Miene auf.

    »Hallo, Flo!«

    Florian, von mir Flo genannt, nahm mir gegenüber Platz. Der Kollege aus der Technikabteilung war sehr schlank, ohne schlaksig zu wirken, gut eineinhalb Köpfe größer als ich. Sein hellblondes Haar hatte er unter einer schwarzen Baseballkappe versteckt. Durch seine Harry-Potter-Brille lächelten mich hellbraune Augen an. Auch er hatte sich einen Teller Spaghetti Bolognese gegönnt und stocherte mit der Gabel im Nudelpamp.

    »Ist es essbar?« Seine Frage kam zögernd, sein Bissen indes klatschte von der Gabel zurück auf den Teller.

    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht die Bohne! Das Essen besteht aus nur einer Nudel.«

    Wir prusteten beide laut los.

    »Dann ist ja alles wie immer.« Er gab den Versuch nicht auf, Herr der einen zerkochten Nudel zu werden. Zu meinem Amüsement gelang es ihm ebenso wenig wie mir.

    »Wann kümmert sich die Theaterleitung darum, dass wir mal vernünftiges Essen bekommen?« Er startete einen weiteren Versuch. Sein hypnotischer Blick schien dem Bissen auf der Gabel mitzuteilen, auf direktem Weg in den Magen zu wandern.

    »Ich habe schon mit dem Verantwortlichen gesprochen. Angeblich ist es nicht so einfach, einen neuen Kantinenbetreiber zu finden«, seufzte ich.

    »Diese Bürohengste wissen nicht, was es bedeutet, in dieser Kantine essen zu müssen. Wir können nicht mal eben auf die andere Seite schippern und uns was Anständiges zwischen die Kiemen schieben. Dafür ist die Zeit zwischen den beiden Vorstellungen zu kurz.«

    Ich nickte. Flo hatte recht. Die Kollegen in ihrem piekfeinen Büro hatten weitaus bessere Möglichkeiten, ihre Mittagspause zu verbringen.

    »Ich komme mir vor, als wäre ich auf Alcatraz eingesperrt«, brummte Florian.

    »Das nächste Mal bringe ich dir ein Carepaket mit.«

    Mein Witz zündete bei ihm nicht. »Mach aber schnell, bevor hier noch eine Meuterei ausbricht.«

    Vorsichtig beugte ich mich zu Flo hinüber. »Kommt es mir nur so vor oder starren mich die Kollegen tatsächlich an?« Ich flüsterte die Frage, damit die anderen sie nicht mitbekamen. Außerdem hatte ich die ewige Diskussion um das Kantinenessen gehörig satt. Im Wortsinn.

    Florian legte die Gabel zur Seite, straffte den Schultergürtel und ließ seinen Blick in die Runde gleiten, als witterte er eine Verschwörung. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

    »Ich denke, du hast recht. Mich sehen die Kollegen auch andauernd an.«

    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich in dem billigen Plastikstuhl zurück, bis die Lehne ein knarzendes Geräusch von sich gab.

    »Also weißt du auch nicht, worum es geht?« Meine Neugierde steigerte sich gehörig, doch Flo schüttelte nur den Kopf.

    »Nö!«

    Ich war unzufrieden mit der Antwort und wollte dem Rätsel um dieses Gefühl nachgehen. Bald. Wenn meine Zeit es zulassen würde. Und dennoch, das merkwürdige Gefühl im Magen blieb, und ich wusste nicht, warum. Wurde ich paranoid?

    »Iss erst mal in Ruhe auf.« Flo erhob sich vom Stuhl. »Ich kann mich ja mal umhören.« Er zwinkerte mir zu.

    Ich blickte zu ihm hoch.

    »Zwei Hirne, ein Gedanke. Das hatte ich auch gerade im Sinn.«

    »Guten Abend, meine Damen und Herren!«, hallte es aus den Lautsprechern. »Die Vorstellung beginnt in dreißig Minuten. Bitte alle bereit machen. Das Tanzensemble bitte zum Warm-up auf die Bühne.«

    Wir atmeten auf. Die Durchsage rettete uns davor, die Pampe aufzuessen.

    Mit einem Mal leerte sich die Kantine, als hätte gerade ein Kaufhaus mit Sonderangeboten seine Pforten geöffnet.

    Schatten

    Die Uhr zeigte gerade 20:44, als mein Magen sich meldete. Viel hatte ich bisher nicht zu mir genommen. Auch die Verabredung mit Flo konnte ich, sehr zu meinem Bedauern, nicht einhalten. Dabei hätte mir seine Unbeschwertheit gutgetan. Essen mit Florian war wie ein Urlaub am Strand für mich. Sein sonniges Gemüt gepaart mit seiner lockeren Art ließen den Stress, der immer mehr um mich herum anwuchs, wenigstens für eine kurze Zeit ins Nirwana verschwinden. Während der Vorstellung waren technische Schwierigkeiten mit einigen Bühnenelementen aufgetreten, die erst einmal behoben werden mussten. Da Flo der Elektriker unter den Bühnentechnikern war, hatte die Arbeit ihn voll im Griff.

    Ich fuhr den Computer herunter.

    Auf dem Weg zur Kantine kam mir Rolf entgegen.

    »Mia, fährst du nicht einen Opel?«

    Ich hielt inne. »Ja, schon. Warum?«

    »Ist das dein brauner Opel Zafira auf dem Parkplatz?«

    »Nein«, winkte ich pikiert ab. »Ich fahre einen silbernen GTC. Der Zafira ist nichts für mich«, entgegnete ich leicht entrüstet.

    Rolf schüttelte verständnislos den Kopf. »Und wem gehört dann der Zafira?«

    Ich zuckte mit den Achseln.

    »Vielleicht hat sich ein Kollege einen neuen Wagen gekauft?«

    »Das wüsste ich«, schnaubte unser Pförtner.

    »Stimmt.«

    Wenn jemand die Autos der Mitarbeiter kannte, dann Rolf. Als alter Autoschrauber gab er den jungen Kollegen immer Tipps, wo sie günstig Ersatzteile kaufen konnten. Manchmal verkaufte er auch selbst welche, um sich so sein Gehalt etwas aufzubessern. Ob das auch immer legal war, entzog sich meiner Kenntnis. Da ich ebenfalls Nutznießerin dieses besonderen Service war, hängte ich es nicht an die große Glocke.

    »Möglich, dass ein Besucher ihn einfach dort abgestellt hat, um einen Spaziergang an der Elbe zu machen.«

    Unser Pförtner schürzte die Lippen.

    »Möglich.« Rolf boxte mir freundschaftlich in den Oberarm. »Und? Was macht dein Traumauto, Mia?«

    »Je länger ich warte, desto schwieriger wird es, einen Triumph Spider zu finden, der noch in Schuss und bezahlbar ist.«

    »Ich habe einen Freund gebeten, mal Ausschau zu halten. Er meldet sich, wenn er was in Aussicht hat.«

    »Das ist nett von dir. Doch ich mache mir keine allzu große Hoffnung mehr.«

    »Aber Mia! So kenne ich dich ja gar nicht.« Er hob die buschigen, bereits fast weißen Augenbrauen.

    »Wenn es jemanden gibt, der für jedes Problem eine Lösung findet, dann bist du es.«

    Das Blut schoss in meine Wangen. Mir wurde plötzlich heiß. Mit dem Handrücken wischte ich mir kurz über die Stirn. Komplimente verursachten bei mir immer diese Reaktion, sodass ich zur Seite blickte, damit Rolf es nicht mitbekam.

    »Schön wär’s. Aber danke«, winkte ich ab. »Ich muss jetzt erst einmal etwas essen. Sonst falle ich noch um vor Hunger.«

    Ich setzte mich in die Kantine und genehmigte mir ein Stück Marmorkuchen. Der machte seinem Namen alle Ehre. Hinterher benötigte ich erst einmal einige Liter Flüssigkeit, damit ich selbst nicht zu einer Marmorplatte mutierte.

    Kurz vor Ende der Vorstellung befestigte ich den Besetzungsplan für die kommende Show an der Pinnwand. Chris brachte mir noch den Showreport vorbei. Ich packte meine Sachen zusammen und ging zum Bühneneingang.

    »Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen. Morgen haben Sie Ruhe. Wie ich gesehen habe, stehen keine Proben an«, sagte Hannes, der heute Nachtschicht hatte.

    Ich schätzte Hannes auf Ende zwanzig. Er wirkte eher schüchtern, dennoch war er sehr aufgeweckt. Ich wusste, dass er die Nachtschicht hauptsächlich dafür nutzte, um im Internet irgendwelchen Online-Spielen zu frönen. Nachts hatte er dazu ausreichend Gelegenheit und Ruhe. Das machte den Job für ihn so angenehm.

    »Ich wünsche auch eine ruhige Nacht. Und gut aufpassen, dass niemand das Theater klaut«, verabschiedete ich mich mit einem Augenzwinkern.

    Hannes winkte mir kurz zu und begann seinen Rundgang um das Theater. Rolf und die anderen waren bereits lange vor mir gegangen.

    Mein GTC parkte unter einer Lampe. Es war der einzige Wagen auf dem Parkplatz. Der Wagen des Nachtdienstes parkte vor dem Bühneneingang. Als ich mein Auto fast erreicht hatte, stutzte ich. Was ist das? Was ist da an meinem Scheibenwischer befestigt? Ich schaute mich um. Außer mir war niemand auf dem riesigen Außenbereich. Der Großteil der Parkplatzbeleuchtung war bereits abgeschaltet worden. Wenige Lampen verteilten ein fahles Licht über den Betonboden. Schließlich erkannte ich, was es war. Jemand hatte mir eine dunkelrote Rose unter den linken Scheibenwischer geklemmt. Vorsichtig nahm ich sie in die Hand und roch daran. Sie verströmte einen herrlichen Duft. Die Blätter sahen bereits etwas erschlafft aus. Wenn sie nicht bald Wasser bekäme, wäre sie hinüber. Ich suchte noch nach einer Nachricht, konnte aber nichts finden. Schließlich stieg ich ins Auto, legte die langstielige Rose auf das Armaturenbrett, startete den Motor und fuhr los.

    Ob jedes Auto so eine Rose bekommen hatte?

    Ich fuhr den Ellerholzdamm entlang. Am Ende der Straße sprang die Ampel gerade auf Rot um.

    »Oh nein! Diese Ampel macht mich noch wahnsinnig. Um diese Zeit fahren hier keine Autos mehr. Wieso schalten sie das blöde Ding nicht einfach ab?« Verärgert hämmerte ich mit den Fäusten auf das Lenkrad ein, ich regte mich weiterhin künstlich auf. »Es gibt doch Verkehrsschilder, die alles regeln.« Die Ampel einfach zu überfahren, wagte ich nicht. Beim letzten Mal hatte es mir zweihundert Euro Strafe und zwei Punkte in Flensburg sowie einen Monat Fahrverbot eingebracht. Wo sich die Polizei damals versteckte, vermag ich bis heute nicht zu sagen. Ein weiteres Mal wollte ich das Risiko nicht eingehen und wartete.

    Wenig später tauchten im Rückspiegel zwei Scheinwerfer auf. 

    »Hm. Du scheinst diese hinterlistige Ampel wohl auch zu kennen und fährst gleich sehr langsam ran.« Ich beneidete ihn um seine Umsicht.

    Schließlich wechselte das Licht auf Grün. Ich legte den Gang ein und fuhr los.

    Der nächtliche Weg aus dem Hafen heraus war einsam. Nach fünfzehn Minuten Fahrzeit hatte ich den Hafen verlassen, als ich bemerkte, dass derselbe Wagen immer noch hinter mir war. Da es bereits dunkel war, konnte ich die Automarke nicht erkennen.

    »Ist das ein Zufall?«

    Ich sprach häufiger mit mir selbst, wenn ich allein im Wagen saß. Das half mir, die Vorkommnisse des Tages besser zu verarbeiten.

    »Na, gut. Dann wollen wir mal sehen, ob wir tatsächlich denselben Weg haben.«

    An der nächsten Kreuzung bog ich links ab in Richtung Hauptbahnhof. Das entsprach zwar nicht meiner üblichen Strecke, doch ich musste es einfach wissen, brauchte Klarheit.

    Der Wagen folgte mir. Dabei war er sehr vorsichtig und hielt immer Abstand. Nie fuhr er zu dicht auf, sodass sich vielleicht die Möglichkeit ergeben hätte, das Gesicht des Fahrers zu sehen. Selbst am Hauptbahnhof machte er keine Anstalten, einen anderen Weg einzuschlagen.

    »Wer zur Hölle bist du? Und willst du wirklich was von mir? Langsam glaube ich nicht mehr an einen Zufall.« In meinem Magen machte sich ein mulmiges Gefühl bemerkbar.

    Man glaubt es kaum, doch sonntagnachts können sogar die Straßen einer Großstadt ziemlich leer sein. Vermutlich lag es daran, dass die meisten Menschen am Montag früh wieder aus den Federn mussten, um ihren Jobs nachzugehen.

    Ich fuhr den Steindamm herunter in Richtung Wandsbek. Außer einem Fahrradfahrer, der vor mir die Straße überquerte, einem verliebten Pärchen, das knutschend an einer roten Ampel wartete, sowie fünf jungen Männern vor einer Bar, war weit und breit kaum jemand in Sicht. Die Angst kroch langsam in mir hoch. Obwohl draußen noch milde Temperaturen herrschten, fröstelte ich, ich drehte die Heizung auf. Beim Blick in den Rückspiegel sah ich den Wagen noch immer hinter mir herfahren.

    »Ich will nicht, dass du mich bis nach Hause verfolgst. Wenn dir bekannt ist, wo ich wohne ...« Angst. Litt ich unter Verfolgungswahn? Oder hatte der Wagen wirklich nur zufällig denselben Weg wie ich?

    »Verdammt!« Ich traf eine Entscheidung. Ich blickte mich um. Die Straße war frei. Dann gab ich Gas. Mein GTC schoss wie ein Silberpfeil mit hundertzwanzig Sachen über die Wandsbeker Chaussee. Immer wieder huschte mein Blick in den Rückspiegel. Der Wagen wollte sich nicht abhängen lassen. Nun war mir klar, dass er es auf mich abgesehen hatte. Ab sofort war Rot für mich nicht mehr existent. Jede Ampel, die sich mir in den Weg stellte, überfuhr ich gnadenlos. Ohne Rücksicht auf Verluste. Kalter Schweiß legte sich über meine Stirn. Gleichzeitig begann Furcht meine Gedanken einzukreisen, wie Geier, die ihre Beute erspäht hatten und sich jeden Moment darauf stürzen würden.

    »Wo sind die Bullen, wenn man sie mal braucht?« In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, wenn die Polizei mich wegen überhöhter Geschwindigkeit oder fürs Überfahren einer roten Ampel anhalten würde.

    Erneut schaute ich in den Rückspiegel. Entsetzt stellte ich fest, dass mein Verfolger ebenfalls kein Problem damit hatte, rote Ampeln zu ignorieren.

    »Das ist jetzt nicht mehr lustig!« Ohne zu bremsen, riss ich das Lenkrad nach rechts herum. Mit quietschenden Reifen zog ich den Wagen in die Schloßstraße. Ein schneller Blick in den Spiegel. Mein Verfolger ifuhr vorbei und preschte die Wandsbeker Marktstraße hinunter. Durch die gute Beleuchtung an der Kreuzung konnte ich kurz einen Blick auf den Wagen erhaschen: ein brauner Zafira. Irgendwo in der Nähe gab es eine Polizeiwache. Es war vertrackt, doch ich war nicht in der Lage mich zu erinnern, wo die Wache genau war. Auf die Hauptstraße wagte ich mich nicht. Das Herz sprang mir fast aus der Brust, sodass ich in die nächste kleine Seitenstraße einbog, die Schweinwerfer löschte, während ich hektisch nach einem Parkplatz suchte. Schließlich entdeckte ich wenige Meter vor mir eine Parklücke. Als ich den Motor abstellen wollte, zitterten die Finger so heftig, dass die Schlüssel am Bund gegeneinander klirrten. Ich drückte den Schalter für die Türverriegelungen. Es klackte, als die Türen für Eindringlinge erst einmal verschlossen waren, doch Erleichterung wollte sich nicht einstellen. Meine Augen suchten die Umgebung ab. Die Straße erschien ruhig. In den Häusern ringsum war alles dunkel. Die Bewohner schienen zu schlafen. Nur das Hämmern meines Herzschlages dröhnte durch den Innenraum des Wagens. Ich atmete hörbar aus. Hatte mein Verfolger aufgegeben?

    Plötzlich tauchten zwei Lichtkegel am hinteren Ende der Straße auf. Ein Zittern zog sich über meinen gesamten Körper. Ich hielt die Luft an, tauchte ab und legte mich flach über den Beifahrersitz. Die Position war sehr unbequem, da die Recaro-Sitze mit ihren erhöhten Sitzkanten für alles andere konzipiert waren, als sich quer über die Sitzfläche zu legen. Die Rippen begannen zu schmerzen. Lange hielt ich es nicht aus. Vorsichtig hob ich den Kopf und versuchte einen Blick über die Umgebung zu erhaschen. Ein Wagen kam näher. Er fuhr sehr langsam. Da ich mich nicht sicher fühlte, schob ich den Fahrersitz nach hinten und tauchte bis unter das Lenkrad ab. Die Mittelkonsole presste sich in meine Flanke. Den langsam anschwellenden Schmerz in der Seite ignorierte ich vorerst. Das Motorengeräusch sagte mir, dass der Wagen vorbeifuhr. Ich wollte aufatmen, da hörte ich, wie der Wagen bremste und zum

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