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Sprünge: Kurzgeschichten
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eBook45 Seiten34 Minuten

Sprünge: Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Drei bizarre Kurzgeschichten, mit echten (menschlichen) Erinnerungen des Autors angereichert. Um etwaigen Beschwerden zuvorzukommen, wurde von den zuständigen Behörden verfügt, dass eine Einordnung der drei Geschichten in das Genre "Science Fiction" vorzunehmen ist. Dieser Anordnung wird hiermit Folge geleistet.

1. Sprung - Ein rätselhafter Kriminalfall: Zwei junge Männer springen in den Tod. Warum? Hauptkommissar Kolbe ist ratlos.

2. Multiversum - Kindheitserinnerungen aus einer anderen Zeit, einem anderen System. Warum wurde es so, wie es jetzt ist?

3. Zündmodus - erstaunlich detaillierter Erlebnisbericht eines verstorbenen Freundes des Autors, der vieles erklärt und vieles offen lässt. Wurde zufällig entdeckt und gesichert (war früher bereits unter "Ignition Mode" veröffentlicht)

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum11. Jan. 2017
ISBN9783739608327
Sprünge: Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    Sprünge - Max A. Steiner

    Sprung

    „Haben wir denn schon eine Identifizierung?" Kriminalhauptkommissar Kolbe blickte sich um. Offenbar fühlte sich niemand von seiner Frage angesprochen. In unmittelbarer Nähe stand Kommissar Franzke, in ein angeregtes Gespräch mit einem uniformierten Streifenpolizisten vertieft. Sonst beachtete ihn niemand.

    Kolbe versuchte wie immer, einen ersten visuellen Eindruck von der Umgebung, vom Ort des Geschehens in sich aufzunehmen und in seinem Gedächtnis abzuspeichern. Obwohl das Freibad aufgrund des heutigen Vorfalls gesperrt war, wie ein Besuchermagnet sah es nicht gerade aus, selbst wenn man über das rostige Drehkreuz am Eingang, die ungepflegte sonnenverbrannte Rasenfläche, die baufälligen Umkleidekabinen, die bröckelnden Fliesen und die ramponierten und teilweise angekokelten Papierkörbe hinwegsah. Im hinteren Teil der Freifläche waren Reste des Fundaments einer alten Imbissbude zu erkennen, die vor einigen Jahren offenbar nach einem Brand abgerissen worden war. Die vom Feuer geschwärzte Grundfläche wurde bereits wieder von Unkräutern und Gräsern überwuchert, die in den Spalten und Ritzen des porösen Betons wurzelten. Obwohl er früher ebenfalls ein begeisterter Schwimmer gewesen war, hatte Kolbe diesem Berliner Freibad noch nie einen Besuch abgestattet. Ab und zu hatte er sich in den letzten Jahren berufsbedingt Bilder von Opfern und Videoaufzeichnungen der Prügeleien und Krawalle ansehen müssen, für die dieser Ort mittlerweile berüchtigt war. Das reichte ihm. Der skurrile Sprungturm war allerdings immer noch ein Blickfang. Kolbe verzog unwillkürlich das Gesicht zu einem gequälten Lächeln, als er an den medialen Hype dachte, den man zur Einweihung dieser futuristischen Konstruktion damals auf lokaler Ebene entfacht hatte. Ein weltbekannter US-amerikanischer Architekt hatte diesen Turm in Form einer Doppelhelix konstruiert. Von weitem ähnelte das 10 Meter hohe Bauwerk mit Wendeltreppe tatsächlich einem riesenhaft vergrößerten Modell der menschlichen DNA. Wie zu erwarten hatte man der Versuchung nicht widerstehen können, diese unkonventionelle Form der Konstruktion mit einer politisch genehmen Botschaft zu verknüpfen. Sprungturm der Humanität, so die offizielle Bezeichnung. Anwohner verballhornten ihn als Hammelsprungturm. Nachdem damals alle Pressefotografen ihre Bilder geknipst und die lokale Politprominenz abgezogen war, wurde das Freibad wieder zu dem Hot Spot der unerfreulichen Art, der es auch vorher schon gewesen war. Vor einigen Monaten hatte man Risse in einer der Wendeltreppen entdeckt, die die Stabilität beeinträchtigt und die Baufälligkeit der gesamten innovativen Konstruktion aufgezeigt hatten. Seitdem waren der Sprungturm und das ohnehin leckende Sprungbecken gesperrt, und die Stadt stritt sich über die Sanierungskosten mit dem Architekten, der wiederum der ausführenden Baufirma die Schuld zuschob, die ihrerseits die Haftung auf die beauftragten selbständigen Handwerker abwälzen wollte. Die übliche Geschichte eben, die sich in der einen oder anderen Variante bei öffentlichen Bauvorhaben stets aufs Neue wiederholte. Kolbe musste ein Gähnen unterdrücken.

    Die umherschwirrenden Beamten der Spurensicherung gingen ihrer Arbeit nach, keiner fühlte sich bemüßigt, ihm zu antworten. Bloße Routine, einigermaßen kurios zwar, aber andererseits hat man auch schon interessantere Fälle gesehen, dachte Kolbe, als er am Beckenrand angelangt war, der bereits vorschriftsmäßig mit einem rot-weißen Absperrband gesichert war. Im leeren Becken waren einige Beamte der Spurensicherung damit

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