Eigenwillig: Chaos, Trauma, Abgrenzung, Liebe?
Von Lena Kauderer
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Über dieses E-Book
Das Buch ist für einfühlsame Rebellen, Idealisten, Liebende oder solche, die es werden möchten. Für Menschen, die hinterfragen und Verantwortung über ihr Leben übernehmen wollen, indem sie Vergangenes aufarbeiten und immer wieder über sich hinauswachsen. Es ist eine klare Aufforderung, selbstbestimmter zu leben und mit sich selbst Mitgefühl zu haben!
Die Gedichte sind überwiegend auf Deutsch verfasst, gefolgt von einigen auf Englisch und einem einzelnen Gedicht auf Spanisch.
Auszug aus dem Prolog:
"Es geht um sehr viele intensive
angestaute und losgelöste Emotionen
die meiner Person und die anderer
Es ist eine Sammlung von Ausschnitten
schenkt Ein- und Ausblicke
...Meine Erziehung war streng religiös
in einer Gruppierung
von einigen benannt als destruktiv...
Das Leben danach war erst hart
alles war neu, und ich -
ein unbeschriebenes Blatt, identitätslos -
raus in die Welt, meine
eigenen Fehler zu machen
Leere zu füllen, Liebe zu spüren
oder erstmal neu für mich zu definieren"
Triggerwarnung:
Die Texte handeln mitunter von diesen Themen:
psychische Gesundheit, religiöses Trauma, seelischer Missbrauch, dysfunktionale Beziehungen, Selbstzerstörung, Suizidgedanken und Suchtverhalten.
Lena Kauderer
Lena Kauderer, geboren 1996, ist gelernte Chemielaborantin und studiert aktuell Informationsdesign in Stuttgart. Sie schreibt Gedichte und Texte und illustriert diese selbst. In den ersten 20 Jahren ihres Lebens war sie bei den Zeugen Jehovas. Danach entschied sie sich dazu, ihren eigenen Weg zu gehen. Während dieser Zeit der Neuorientierung entstand ihr erster Gedichtband: "Eigenwillig - Chaos, Trauma, Abgrenzung, Liebe?"(2023).
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Buchvorschau
Eigenwillig - Lena Kauderer
part 1
pressure
don’t tell me
I am wrong
just because
I don’t fit into
your norm
Druck
Was denkt ihr
was passiert
wenn man ein Kind
in eine kleine Form
reinzwingt?
Wenn Es Glück hat
wird Es überleben
Doch kann Es euch
jemals vergeben?
– under pressure
kraulen
lasst uns den Kindern
die Flügel abschneiden
und uns dann fragen
am Bauch kraulend und
am behaarten Hals auch
wieso sie nichts sagen
sich die Zukunft verbauen
weil ihr ihnen nichts zutraut
und sie sich nichts
zutrauen
Theater
Das Kind, das an der Blume riecht
und überall das Schöne sieht
Am Tag so wach und heiter
in Fantasie geht es dann weiter
Die Schmetterlinge jagen
bis in den nächsten Graben
Einander alles sagen
den ander’n nichts verraten
Der Umstand hat es ernst gemacht
Wo ist das Kind, das ständig lacht?
Schmerz, der in der Seele wächst
alles nichtig, alles schlecht?
Die Farben sind heut’ bunter
der Regen scheint recht munter
und unter der Fassade
spiel’ ich euch Maskerade
Um ich zu sein, ein kleines Kind
das mutig auf die Lava springt
eigenwillig
Ihr wollt mich
in eine Form
pressen
Jeden Winkel
meines Lebens
ausmessen
Mir schöne Kleider
nähen
Für’s Auge
bin ich dann
schön anzusehen
Doch im Schritt
da zwickt’s!
Die Strumpfhose
sitzt eng
Das Gesicht
schaut streng
Der Stuhl
ist unbequem
Ich will nur
aufatmen –
in der Sonne
stehen –
anstatt in den
ewig selben
Gedanken darüber
zu vergehen
Raus, draußen
aus mir heraus!
Ablegen
überwinden
Mich nackt
vor euch stellen
schreien, zicken
bellen!
Echt sein
Weder Scham
noch Schuld
spür‘n
Nur Reinheit
in ihrer
höchsten Form
Der Natur
der Haut
Dreck, Blut
und Staub
Rückhalt
Die Grenzen, die du siehst
halten dich in ihren Armen
Du denkst, es ist eine Umarmung
doch es ist purer Wahnsinn
Taufe
Der Ausweg war
nichts selbst zu wagen
Durch die Hand
des anderen
ging ich baden
Reingewaschen
hat’s mich nicht
Wahrheit
Atme tief
und nehme wahr
denn wer denkt, der spürt nicht klar
Atme tief
dein Blick sich klärt
Wie viel ist dir Wahrheit wert?
– truth is the way
Licht an
Mach das Licht aus
Ja sei still!
Lächle einfach vor dich hin
und zum Weinen
geh ins Zimmer
Des anderen Leid
will man nicht sehen
Nur das eigene, das zählt!
Alles läuft so ab
Jeder spürt es, keiner spricht
Der Letzte löscht im Flur
das Licht
Wieso könnt ihr mich
nicht akzeptieren
lieben, nehmen, wie ich bin
und wie ich bleibe?
Es ist nicht einfach!
Ich akzeptiere mich
und akzeptiere euch
versuche es zumindest
jeden Tag von Neuem
In mir drin
kann ich mir selbst
kaum glauben
Alles läuft so ab
diesmal nicht wie immer!
Jeder weiß es, eine spricht
Keiner löscht im Flur
das Licht
Spiegelarbeit
Tagaus, tagein
machst du dich fein
Ein edler Herr
willst du stets sein
Leute hier und Leute da
Zylinder hoch
die Hosen runter
Was steckt wirklich
tief darunter?
Spieglein, Spieglein
sag mir doch
was die and’ren
denken mögen
Spieglein, so verrat mir doch
Worum geht’s
im echten Leben?
Ein zweites Ich
baust du dir auf
Ein Abbild
das ins Leben startet
Ohne Wünsche
Ohne Sorgen
Unbestechlich gutaussehend
sehr gepflegt und rein
Ein Bild von dem
die Leute träumen
Tolles Image, super fine
Hast du schon mal in den Spiegel geschaut und versucht in beide Augen gleichzeitig zu blicken? Mach den Test! Was für Komplexe scheinen dir entgegen? Du wirst wissen du hast dich jahrelang betrogen
Spieglein, Spieglein
sag mir doch
was die and’ren denken mögen
Spieglein, so verrat mir doch
Worum geht’s
im echten Leben?
fy
Ich hasse Dich
dafür, dass Du bist
wie Du bist
dafür, dass Du uns
behandelst
ja misshandelst
Opfer wird Täter
Täter ist Täter
Entschuldigung
gibt es keine
Verantwortung
trage ich nur meine
Ich leide, Du leidest?
Mir tut’s leid
doch tu’ ich Dir
nicht weh
Wenn’s Dir leid tut
tust Du’s trotzdem
Opfer wird Täter
bleibt Opfer
Rotwein
Im Weinglasspiegelbild
da siehst du nichts
außer wie