Wo bitte geht's denn hier zum Leben?: Wie aus Trauer Liebe wurde
Von Gerald Gräf und Iris Lewe
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Über dieses E-Book
Eine Geschichte, die beide miteinander verbindet. Iris Lewe und Gerald Gräf haben eines gemeinsam, als sie sich in einer Trauergruppe kennenlernen. Beide sind verwitwet. Beide haben in der Mitte ihres Lebens den Ehepartner verloren. Jetzt sind sie auf der Suche nach Orientierung; nach einer Zukunft ohne Leid und Schmerz. Der vor ihnen liegende Weg ist lang, mühsam und voller Rückschläge, doch sie sind nicht allein, und was sie finden ist mehr, als sie zu hoffen gewagt haben. Diese autobiografische Liebesgeschichte ist erfrischend anders, denn sie wird aus zwei Perspektiven erzählt. Unabhängig voneinander schildern die beiden verwitweten Autoren von Kapitel zu Kapitel den schwierigen, aber zuweilen auch amüsanten Weg ihrer überaus vorsichtigen Annäherung. Ein Buch mit einer Geschichte, wie sie nur das Leben selber schreiben kann.
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Buchvorschau
Wo bitte geht's denn hier zum Leben? - Gerald Gräf
Vorwort
Wege zum Leben
Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, kennt den tiefen, alles umfassenden Schmerz. Dieser ist manchmal nicht zu ertragen, und mitunter indet der Betroffene keinen Trost, auch nicht nach Jahren der Verzweiflung.
Wie lange die Trauerphase dauert und wie tief sie ist, ist sehr individuell. Jeder empfindet sie auf seine ganz persönliche Art und Weise. Doch es ist wichtig, die Trauer zu durchleben, denn es gibt keinen Weg um die Trauer herum, sondern nur durch sie hindurch. Dieser Weg ist zweifellos hart, kostet eine fast übermenschliche Anstrengung und gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die einem Menschen auferlegt werden können. Und weil das so unsagbar schwer ist, entscheiden sich manche Menschen auch für die Verdrängung, sei es durch Ablenkung, Betäubung des Schmerzes oder das sich Hineinstürzen in eine übermäßige Aktivität. Doch dieses funktioniert auf Dauer nicht. Irgendwann bricht sich der Schmerz ungehindert Bahn, und das womöglich noch viel schlimmer, als wenn der Betroffene die Trauer durchlebt hätte.
Eine maßvolle Aktivität kann der Schlüssel zu einem Leben nach dem Verlust sein. Unser Leben wird immer von Aktivität geprägt; sie ist unsere Antriebsfeder und der Motor des Lebens. Wer sich von der Aktivität verabschiedet, kann schnell in eine Depression abgleiten. Auch wenn es zuerst nur kleine Schritte sind, die der Trauernde wagt, so ist es doch enorm wichtig, dass sie getan werden.
Oft beherrschen Zwänge das Leben der Trauernden, denen sie sich nicht so leicht entziehen können. Sei es die Familie, die Arbeit oder die Gesellschaft: Vielfach wird erwartet, dass man nach einer kurzen zugestandenen Phase der Trauer ohne Beanstandungen wieder funktioniert. Doch es muss dem Trauernden erlaubt sein, einige Dinge für sich zu ändern, wenn er dieses wünscht. Ein neuer Freundeskreis, andere Prioritäten im Beruf, die Suche nach Antworten: Nur er oder sie kann entscheiden, was in dieser schwierigen Phase für ihn wichtig ist. Ein Trauernder braucht jede nur denkbare Unterstützung bei dem schwierigen Prozess, sein Leben neu zu ordnen. In unserer leistungsorientierten Gesellschaft sind Tod und Trauer leider noch immer ein Tabu und sollen möglichst im Verborgenen stattfinden. Doch das Sterben und der Verlust sind ein normaler Bestandteil unseres Lebens, und daher sollte beiden auch der ihnen zustehende Platz eingeräumt werden.
Für den Trauernden kann der Kontakt mit Gleichgesinnten eine große Hilfe sein. Sei es in einer Trauergruppe oder auf rein privater Ebene; das Verständnis unter ebenfalls Betroffenen hat unserer Erfahrung nach eine ganz andere Qualität. Nicht jeder ist bereit, sich anderen im Gespräch zu öffnen, und das ist auch gar nicht nötig. Der Besuch einer Trauergruppe ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Dort wird niemand gezwungen, sein Inneres zu offenbaren, doch bereits das Zuhören kann Wunder wirken, denn dabei erfahren Betroffene, dass sie nicht allein sind und andere genauso fühlen wie sie selbst.
Und manchmal kann es sogar passieren, dass sich eine Frau und ein Mann in einer Trauergruppe kennenund lieben lernen. Dies ist sicher die Ausnahme, allerdings – wie unsere Geschichte beweist – auch nicht ausgeschlossen. Doch diese Annäherung war ein langer Prozess, begleitet von vielen Irritationen und Unsicherheiten. Der neue Partner soll und kann kein Ersatz für den Verstorbenen sein, und auch die Einbindung der jeweiligen Familien in die neue Beziehung brauchte Zeit und Geduld. Wir haben unsere geliebten verstorbenen Partner in unsere neue Partnerschaft integriert. Sie sind niemals vergessen und fest in unseren Herzen verankert. Für uns ist es ein unglaublich großes Geschenk, dass wir uns gefunden haben, und wir können dafür nicht dankbar genug sein.
Doch ob eine neue Partnerschaft nun früher oder später oder möglicherweise auch gar nicht entsteht, ist überhaupt nicht wichtig. Erst einmal geht es darum, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und wieder zu füllen, vielleicht mit neuen Menschen, neuen Interessen oder Hobbys. Und dabei steht am Anfang immer der Entschluss zur Aktivität, ob sie nun in den Kreis einer Trauergruppe oder einen anderen Ort der Begegnung führt. Offen sein für Neues, interessiert bleiben und auf Menschen zugehen: Das ist die Voraussetzung für ein neues, lebenswertes Leben nach dem Verlust. Unsere Erfahrungen haben uns gezeigt, dass es sich lohnt, behutsam in ein neues Lebensgefühl einzutauchen, in dem auch das alte Leben seinen festen Platz hat. Wir wünschen uns, dass wir mit diesem Buch Trauernden Mut machen, sich auf einen Neuanfang einzulassen.
Überhaupt ist jede Art von Lebenskrise immer auch eine Chance. Wie dieser Aufbruch in ein neues Leben auch aussehen könnte, ein Versuch lohnt sich allemal.
Allen anderen Lesern wünschen wir viel Freude beim Lesen einer Geschichte, die wir lediglich aufgeschrieben haben. Erdacht hat sie ein Autor, der mit unerschöpflicher Fantasie seit jeher Geschichten schreibt, die uns in vielerlei Hinsicht berühren.
Das Leben selbst …
Iris Lewe und Gerald Gräf
Kapitel 1
Der Anfang vom Ende
Trauer ist eine Primzahl. Sie ist nicht teilbar, außer durch sich selbst. Das musste ich schmerzlich erfahren.
Ein Jahr ist es jetzt her, dass mein geliebter Ehemann Rainer völlig überraschend gestorben ist. Wenn ich zurückdenke, kann ich es kaum fassen, wie viel in diesem Jahr passiert ist, was sich alles verändert hat, was ich alles geschafft habe. Bereits nach einem halben Jahr habe ich mir mehr oder weniger notgedrungen eine Wohnung gesucht, unser Haus, in dem wir zur Miete wohnten und das vom Dachboden bis zum Keller vollgestellt war, leer geräumt, habe den Hausstand für eine Dreizimmerwohnung reduziert und bin umgezogen. Ein unglaublicher Kraftakt, und ich frage mich noch immer, woher ich die Energie bekommen habe, das alles zu bewältigen.
Ja, die Trauer. Ein Gefühl, das ich in dieser Intensität und Ausprägung zum ersten Mal erlebe, obwohl ich bereits viele liebe Menschen verloren habe – Großeltern, Schwiegereltern, meinen geliebten Onkel. Aber der Tod meines Ehemannes, mit dem ich noch so viel erleben wollte, der mit 62 Jahren doch noch nicht alt war und der so viele Pläne hatte, das ist ein völlig anderes Kaliber und einfach unbeschreiblich.
Lange habe ich gedacht, die Trauer verlaufe linear, wie bei einem gebrochenen Arm. Am Anfang tut es extrem weh, aber dann wird es mit jedem Tag besser. Aber so läuft das leider nicht. Die Trauer kommt in Wellen, in Kreisen. Ein paar Tage geht es mir gut und ich wiege mich in der trügerischen Gewissheit, das Schlimmste sei jetzt überstanden. Doch dann kommt sie mit voller Wucht zurück, nimmt mich in ihren Klammergriff und schüttelt mich so kräftig durch, dass ich meine, ich komme aus dieser Finsternis und endlosen Traurigkeit nie wieder heraus. Doch dann kommen wieder ruhigere Tage, und das Spiel beginnt von vorn.
Manchmal reichen ganz geringfügige Anlässe, dass der Gefühls-Tsunami mich überrollt: Ein Lied, ein gefundener Zettel, eine Erinnerung oder ein Foto. Noch immer bin ich nicht imstande, mir Fotoalben anzusehen, die unsere glückliche Zeit dokumentieren. Wenn andere mir erzählen, dass mir meine schönen Erinnerungen ja niemand mehr nehmen kann, denke ich, was nützen mir denn all die schönen Erinnerungen, wenn ich sie gar nicht ertragen kann? Wenn ich schon in Tränen ausbreche, wenn ich an einen schönen Sommertag in Büsum nur im Ansatz denke? Oder an unsere Wanderungen in Schweden, auf denen wir Pfifferlinge gesammelt haben?
Es stimmt, was ich gelesen habe: Es gibt keinen Weg um die Trauer herum, sondern nur durch sie hindurch, und man muss diesen Weg ganz allein gehen; niemand kann einem den Schmerz abnehmen oder auch nur mindern.
Ich bin dennoch vom Schicksal begünstigt, denn ich habe wunderbare Freunde, die mich tragen, und Eltern, die mich stützen. Und sogar einen netten Chef und tolle Kollegen, die so viel Verständnis für mich haben. Das hat wirklich nicht jeder und ich bin außerordentlich dankbar dafür.
Und dennoch: So wichtig und unverzichtbar die Unterstützung und Begleitung ist, die Trauer lässt sich nicht teilen. Ich bin jetzt in meiner neuen Wohnung, war sechs Wochen zur Rehabilitation, um wieder zu Kräften zu kommen, aber die Trauer hat mich immer noch eisenhart im Griff. In meinem Umfeld ist das Leben weitergegangen, jeder lebt inzwischen wieder seinen Alltag. Für die anderen ist ein Jahr eine lange Zeit, aber für mich hat sich mein ganzes Leben komplett verändert und nichts ist mehr so, wie es war.
Ich vermisse ihn so unendlich.
Am schlimmsten ist es, niemanden mehr zum Reden zu haben. Rainer und ich haben immer sehr viel miteinander kommuniziert, wir hatten uns immer etwas zu erzählen. Neulich hat in der Redaktion, in der ich arbeite, ein Kollege etwas Lustiges berichtet, und ich dachte, wenn ich nach Hause komme, muss ich das gleich Rainer erzählen. Aber dann kommt wieder die Erkenntnis, dass zu Hause kein Rainer mehr auf mich wartet, dem ich was auch immer erzählen könnte, und dass ich meine Mahlzeiten allein am Tisch sitzend und schweigend einnehmen muss. Und mit dieser Erkenntnis kommt auch wieder die Traurigkeit. In Gedanken kehre ich immer wieder zurück zum
1. Juli 2010. Der Tag, an dem das Unheil seinen Lauf nahm. Rainer hat einen Termin zur Darmspiegelung. Er ist seit einiger Zeit abgeschlagen und antriebsarm; seit kurzem hat er auch Magen- und Darmprobleme, aber die sind nicht gravierend. Es ist