Ein Blick hinter die Regale: Die Revolution der Plattformökonomie im deutschen Lebensmitteleinzelhandel: Eine explorative Potenzialanalyse
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Über dieses E-Book
Erfahren Sie, wie die Plattformökonomie den Einzelhandel revolutioniert und welche innovativen Chancen sich daraus ergeben. Von der Schaffung virtueller Einkaufserlebnisse bis zur gezielten Kundenbindung durch personalisierte Angebote - dieses Buch behandelt die strategischen Schritte, um im Zeitalter der digitalen Transformation im Handel weiterhin erfolgreich zu sein.
Warum ist dieses Buch wichtig?
In einer Zeit, in der Konsumenten zunehmend online einkaufen, ist es entscheidend, die neuesten Trends und Möglichkeiten im Einzelhandel zu verstehen. Dieses Buch bietet praxisnahe Einblicke, um Ihre Geschäftsstrategie zu optimieren und eine Vorreiterrolle in der digitalen Revolution des Lebensmitteleinzelhandels einzunehmen.
Für wen ist dieses Buch?
"Ein Blick hinter die Regale" richtet sich an eine vielfältige Leserschaft:
Fachexperten der Plattformökonomie finden detaillierte Analysen und Anwendungsszenarien.
Unternehmer und Verantwortliche im Lebensmitteleinzelhandel entdecken innovative Strategien zur Entwicklung ihres Geschäftsmodells.
Visionäre und Entdeckungsfreunde, die an der Gestaltung der Einkaufswelt von morgen interessiert sind erleben eine Welt, die heute bereits unser kollektives Leben prägt.
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Buchvorschau
Ein Blick hinter die Regale - Daniel Jung
Inhaltsverzeichnis
Ein Blick hinter die Regale: Die Revolution der Plattformökonomie im deutschen Lebensmitteleinzelhandelvon Daniel Jung und Marc-Daniel Moessinger
Customer Segmentsvon Julia Faschingbauer
Value Propositionvon Laetitia Klein Fernandez
Channelsvon Hanna Knuth
Customer Relationshipsvon Lasse Jahraus
Key Resources and Key Partnersvon Karim Mokhtar-Benounnane
Key Activitiesvon Sebastian Tittel
Cost Structurevon David Hoppmann
Revenue Streamsvon Tim Stuhlemmer
Ein Blick hinter die Regale: Die Revolution der Plattformökonomie im deutschen Lebensmitteleinzelhandel
Daniel Jung und Marc-Daniel Moessinger
1Anforderungen der Plattformökonomie an den Handel
2 Kritische Würdigung der Ergebnisse
Quellenverzeichnis
1 Anforderungen der Plattformökonomie an den Handel
„We are not in the business of building software,
we are in the business of enabling interactions"¹
– Sangeet Paul Choudary
Der Einzelhandel nimmt als essenzieller Bestandteil des tertiären Wirtschaftssektors in Deutschland eine herausragende Stellung ein. Er fungiert nicht nur als Bindeglied zwischen Produzenten und Konsumenten, sondern prägt mit mehr als 3 Millionen Beschäftigten maßgeblich das wirtschaftliche Geschehen und die Beschäftigungslage.² Der jährliche Einzelhandelsanteil an den privaten Konsumausgaben in Deutschland liegt in den vergangenen 20 Jahren konstant über 30 Prozent.³ Mit seiner Rolle als Impulsgeber für Innovation und Veränderung stellt der Handel somit eine wesentliche Determinante für die wirtschaftliche Dynamik der Bundesrepublik Deutschland dar. In diesem sich stetig wandelnden Umfeld eröffnet die Plattformökonomie eine Fülle an Chancen, bringt jedoch auch einen enormen Veränderungsdruck mit sich.
Die Plattformökonomie hat die Art und Weise, wie Transaktionen auf dem Markt abgewickelt werden, revolutioniert. Plattformen fungieren als Orchestratoren, die Anbieter und Nachfrager zusammenbringen, indem sie den Austausch von Gütern sämtlicher Art ermöglichen – von physischen Produkten über Dienstleistungen bis hin zu Informationen.⁴ Die disruptive Wirkung digitaler Plattformen auf etablierte Geschäftsmodelle sowie deren Potential, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten zu schaffen, konstituieren die Plattformökonomie als einen integralen Bestandteil des heutigen Wirtschaftslebens. Die Terminologie Plattform
mag auf den ersten Blick simpel erscheinen, doch hinter dieser scheinbaren Einfachheit verbirgt sich ein komplexes Geflecht aus technologischen Innovationen, ökonomischen Strategien und sozialen Wechselwirkungen. Plattformen sind damit Treiber sozialer Interaktion, die es ermöglichen, Communities zu schaffen und das Potenzial von Netzwerkeffekten auszuschöpfen.
Sämtliche Akteure des Handels sind somit zumindest mittelbar, teilweise sogar unmittelbar betroffen. Sie müssen sich den Herausforderungen dieser neuen Ära stellen, um langfristig die Existenz- sowie Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmung zu sichern und bestenfalls auszubauen.⁵ Die Veränderungen prägen die Branche des Lebensmitteleinzelhandels und beeinflussen die Art und Weise, wie Menschen einkaufen und interagieren. Die daraus resultierenden Anforderungen sind insbesondere:
Antizipation statt Reaktion: Vorwärtsdenken ist essenziell. Anstatt ausschließlich auf Veränderungen zu reagieren, sollte proaktiv agiert werden, um zukünftige Entwicklungen frühzeitig erkennen und gestalten zu können.
Risikobereitschaft: Mut zur Veränderung bedeutet, neue Lösungen anzustreben, selbst wenn der Ausgang ungewiss ist. Es ist der Wille, Risiken einzugehen, um innovative Lösungen zu finden und das Potenzial für Erfolg zu maximieren.
Anpassungsfähigkeit & -wille: Adaption ist der Schlüssel zur Resilienz. Die Fähigkeit, sich anzupassen und sich auf wechselnde Umstände einzustellen, ermöglicht es, sich erfolgreich den Anforderungen des Wandels zu stellen.
Kollaborative Kreativität: Über konventionelle Grenzen hinausdenken und kollaborative Ansätze fördern. Durch den Austausch von Ideen und Zusammenarbeit entstehen innovative Konzepte, die in Einzelarbeit in dieser Form nicht umsetzbar oder gar nicht erst entstanden wären.
Kundenzentrierter Wandel: Veränderungen sollten die Bedürfnisse der Kunden reflektieren. Eine starke Kundenorientierung führt zu maßgeschneiderten Lösungen und langfristiger Kundenzufriedenheit sowie -bindung.
Nachhaltige Verantwortung: Die Berücksichtigung der langfristigen Auswirkungen von Entscheidungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft unterstreicht nicht nur die Stärkung der Marke, sondern trägt auch zur gesellschaftlichen Entwicklung bei.
Lernbereitschaft, Flexibilität & Agilität: Die Offenheit, aus Fehlern zu lernen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich neuen Gegebenheiten anzupassen, bildet den Schlüssel zum langfristigen Erfolg.
Mut zur Disruption: Manchmal erfordert Fortschritt radikales Umdenken sowie „um die Ecke denken". Die Bereitschaft bestehende Traditionen, Prozesse und Systeme kontinuierlich kritisch zu hinterfragen und etablierte Normen zu durchbrechen ermöglicht transformative Veränderungen und stellt zugleich die Grundlage zur Erlangung und langfristigen Sicherung der Innovationsführerschaft dar.
Das Ziel dieses Beitrages ist es, die vielfältigen Möglichkeiten der Plattformökonomie im Lebensmitteleinzelhandel anhand eines konkreten Umsetzungsbeispiels zu verdeutlichen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Studiengangs BWL-Handel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim wurde in einem interaktiven Ansatz das fiktive plattformbasierte Geschäftsmodell „Sum It Up" entwickelt.
Das Vorgehen unterscheidet sich dabei stark von einer „klassischen" Vorlesung und war geprägt von dynamischen Brainstorming-Sessions, hands-on Workshops und tiefgehenden Auseinandersetzungen in Kleingruppen. Die Praxisrelevanz der Ergebnisse wurde durch eine Umfrage unter potenziellen Kunden gestützt. Der Ansatz beinhaltet somit auch experimentelle Trial-and-Error-Methoden. Mit strukturierten, aber flexiblen Agenden sowie Echtzeit-Feedback-Schleifen wurde ein Lern- und Forschungsumfeld geschaffen, in dem Erkenntnisse, Methodiken und Tools aus der Theorie mit Erfahrungen sowie Erkenntnissen aus der Praxis kombiniert werden.
Das Vorgehen schließt damit nahtlos an den Bildungs- und Forschungsauftrag der Dualen Hochschule Baden-Württemberg an: „Als Wissenspartner für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft bietet die DHBW ihren Dualen Partnern nicht nur eine qualitativ hochwertige Bildung für die Studierenden, sondern will sie darin unterstützen, anwendungs- und bedarfsorientierte Lösungen für konkrete Probleme zu finden und so ihre Innovationsfähigkeit zu erhöhen".⁶ Ziel des Studiums an der DHBW ist es, zukünftigen Fach- und Führungskräften die notwendigen persönlichen, fachlichen, methodischen und sozialen Handlungskompetenzen zu vermitteln, um für ein sich stetig wandelndes Arbeitsumfeld gerüstet zu sein.⁷
Der vorliegende Beitrag am Beispiel der hypothetischen Lebensmitteleinzelhandelsplattform „Sum It Up" spiegelt somit nicht nur die Herausforderungen der Plattformökonomie an den Handel wider, sondern verdeutlicht das Engagement der Autorinnen und Autoren, die sich daraus ergebenden Chancen darzustellen. Er verknüpft somit die beiden zuvor dargestellten Aspekte – die Relevanz des Handels sowie die transformative Kraft der Plattformökonomie – und symbolisiert die Synergie zwischen wissenschaftlichen Methodiken, praktischer Anwendbarkeit und zukunftsorientierter Innovation.
Die Untersuchung konzentriert sich speziell auf den Lebensmitteleinzelhandel und nutzt die fiktive Plattform „Sum It Up" als Fallstudie. Anhand des Business Model Canvas werden die neun Schlüsselelemente Kundensegmente, Wertangebote, Kanäle, Kundenbeziehungen, Einnahmequellen, Schlüsselressourcen, Schlüsselaktivitäten, Schlüsselpartnerschaften sowie die Kostenstruktur des Geschäftsmodells der Plattform beleuchtet und somit die Potenziale der Plattformökonomie für diesen spezifischen Sektor umfassend und in einem konsistenten Gesamtbild beleuchtet.⁸
¹ Choudary, S., Platform Scale, 2015, S. 21.
² Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigung, 2023 sowie Haller, S., Dienstleistungsmanagement, 2015, S. 1.
³ Vgl. Handelsverband Deutschland, Zahlenspiegel, 2023, S. 11.
⁴ Vgl. Evans, D./Schmalensee, R., Matchmakers, 2016, 1.
⁵ Vgl. Heinemann, G., Online-Handel, 2014, S. V sowie 17f.
⁶ Duale Hochschule Baden-Württemberg, Transferpartner, 2019, S. 4.
⁷ Vgl. Duale Hochschule Baden-Württemberg, Leitbild, 2015, S. 10.
2 Kritische Würdigung der Ergebnisse
Während der vorliegende Beitrag einen wertvollen Einblick in die Potenziale der Plattformökonomie im Lebensmitteleinzelhandel bietet, sind die Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Angebots- und Nachfragestrukturen (u.a. Käuferverhalten, Marktanforderungen, Kundenbedürfnisse) nur beschränkt auf andere Einzelhandelssegmente übertragbar. Zusätzlich sind bei der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem im folgenden vorgestellten plattformbasierten Geschäftsmodell „Sum It Up" insbesondere folgende Limitationen zu berücksichtigen:
1. Stichprobenbeschränkungen der Umfragen: Die durchgeführten Umfragen ermöglichen interessante Einblicke in den potenziellen Plattformmarkt des Lebensmitteleinzelhandels, jedoch würde eine noch breitere Datengrundlage die Aussagekraft und Repräsentativität der Ergebnisse weiter stärken. Insbesondere Umfragen, die sich ausschließlich auf einzelne Bausteine des Business Model Canvas beziehen (bspw. die Umfrage bzgl. „Revenue Streams"), könnten von einer noch größeren Stichprobe der Umfrage profitieren.
2. Methodologische Einschränkungen: Eine weitere Restriktion liegt in der selektiven Fokussierung auf vier Schlüsselakteure des Lebensmitteleinzelhandels (ALDI SÜD, LIDL, REWE und EDEKA SÜDWEST – vgl. hierzu insbesondere das Kapitel zu „Customer Segments"). Zwar ist die Auswahl der Unternehmen nachvollziehbar begründet und dem Untersuchungsdesign angemessen, jedoch waren aufgrund strategischer Unternehmensentscheidungen keine Interviews zu Teilnahmebedingungen und -Motivationen mit verantwortlichen Personen möglich. Die dezidierten Interessen dieser und weiterer Einzelhandelsakteure sind somit offene Forschungsfragen für weitere Untersuchungen.
Trotz dieser Einschränkungen liefert der vorliegende Beitrag eine instruktive Analyse der Plattformökonomie im Lebensmitteleinzelhandel und legt den Grundstein für zukünftige empirische Forschungsarbeiten und konzeptionelle Erweiterungen. Die identifizierten Potenziale und Implikationen bilden eine solide Grundlage für disziplinübergreifende Diskussionen bezüglich der Integration digitaler Plattformen im Einzelhandel und weisen auf vielfältige strategische Ausrichtungsoptionen sowie unerschlossene Innovationspotenziale hin.
⁸ Vgl. Osterwalder, A./Pigneur, Y., Business Model Generation, 2011, S. 20f.
Quellenverzeichnis
Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (Beschäftigung, 2023): Datenbank Beschäftigungsstatistik, https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Beschaeftigung/Beschaeftigung-Nav.html [Zugriff: 2023-09-20]
Choudary, Sangeet Paul (Platform Scale, 2015): Platform Scale: How an emerging business model helps startups build large empires with minimum investment, Singapur: Platform Thinking Labs Pte. Ltd., 2015
Duale Hochschule Baden-Württemberg (Hrsg.) (Leitbild, 2015): Leitbild, https://www.dhbw.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Broschueren_Handbuch_Betriebe/DHBW_Leitbild_2015.pdf [Zugriff: 2023-09-20]
Duale Hochschule Baden-Württemberg (Hrsg.) (Transferpartner, 2019): Vom Bildungs- zum Wissens- und Transferpartner, https://www.mannheim.dhbw.de/fileadmin/user_upload/Forschung/Schwerpunkte_Aktivitaeten/Profil/Forschung-Innovation-Transfer-Strategische-Positionierung-DHBW-201909.pdf [Zugriff: 2023-09-20]
Evans, David S./Schmalensee, Richard (Matchmakers, 2016): Matchmakers. The New Economics of Multisided Platforms, Boston, Massachusetts: Harvard Business Review Press, 2016
Haller, Sabine (Dienstleistungsmanagement, 2015): Dienstleistungsmanagement. Grundlagen – Konzepte – Instrumente, 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden: Springer Gabler, 2015
Handelsverband Deutschland (Hrsg.) (Zahlenspiegel, 2023): Zahlenspiegel 2023, https://einzelhandel.de/index.php?option=com_attachments&task=download&id=10751 [Zugriff: 2023-09-20]
Handelsverband Deutschland (Hrsg.) (Zahlenspiegel, 2023): Zahlenspiegel 2023, https://einzelhandel.de/index.php?option=com_attachments&task=download&id=10751 [Zugriff: 2023-09-20]
Heinemann, Gerrit (Online-Handel, 2014): Der neue Online-Handel.