Welt der Poesie: Almanach deutschsprachiger Dichtkunst. 23. Edition
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Über dieses E-Book
Die Welt der Poesie erkundet die lyrischen Landschaften unserer Zeit. Vom humorvollen Vierzeiler bis zum vielgliedrigen Gedichtzyklus, von der klassischen Form des Sonetts bis zum freien Spiel mit der Sprache präsentiert dieser Band die Werke zeitgenössischer Dichterinnen und Dichter. Hier wird die Schönheit der Natur besungen, in zarten Versen an geliebte Menschen erinnert, das Wunderbare im Alltag entdeckt und in humorvollen wie schmerzhaften Zeilen das Zeitgeschehen kommentiert. Ein Dokument der Kreativität und Vielseitigkeit heutiger Poesie.
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Buchvorschau
Welt der Poesie - Evert Sanders
INHALTSVERZEICHNIS
CHRISTIAN BARSCH
HEXE KRET
CARL-WALTER BAUER
Knalleffekte
EVA-MARIE BRODHEIM-EGBUNA
Vernunft
Mein Glück
Kindheit?
DIETHELM MAX BUBBEL
Die ewige Rose – meine Rose
SONJA DWORZAK
Fabelhafter Mut – eine politische Fabel
ErTeilt
Krimi-Haiku
Überfall
Zum Weltfrauentag
Ein Kürbis zu Halloween
Lass los die Sehnsucht
Zauberhaftes
Ein Bild des Wohlbehagens
MANFRED ELSÄSSER
Der Idealmensch
Christliche Grundsätze
Feministische Politik
Gendern und die deutsche Sprache
Frühlingsbeginn 2023
Rettung oder Untergang – Bußtagsgedanken
Jesu Jünger und wir
Gemeisterte Ehekrise
Rettung vor falschem Spiel
Unerwünschtes
Mensch und Technik heute
Schneewittchen und ich
REGINA FRANZISKA FISCHER
Erstes deutsches Papstgedicht beim Frieling-Verlag!
In dem Weinberg (2005–2013)
AUFERSTEHUNG JESU – Ewiges Leben auch für uns …
RÜCKKEHR ZUR URBOTSCHAFT JESU CHRISTI
HAIKU
SIMON FELIX GEIGER
Pizzabäcker
WERNER HAUKE
Fatale Entwicklung
JÜRGEN HEIDER
Geheimnis, das ich habe!
ANNEDORE HIRBLINGER
Die Blätter beginnen zu leuchten
Die Zeit umarmen
Immer wieder die Suche
Weißwolken
Sterne können versinken
Zwischen den Himmeln
MAURICE HÖNSCHER
Die andere Seite vom Mittelmeer
ANDREAS KULFOSZ
Götter
SABINE LANGE
In einem anderen Leben
ALIJA LEVKOVICH
Maximale Gefühle
BRIGITTE LOHAN
Das Bett
Haben Sie schon eine Nummer?
Verluste
MALIN LUV
Zu gut gemeint
HILDE MAI
Unsere Erde
Gruß an Berlin
JOANNA MASSELI
Wenn Goethes Wort inspiriert
GÜNTHER MELCHERT
Alles ist gebaut auf Sand
Heimflug der Gräfin D… in ihr Karpatenschloss
Bildchen auf bloßer Haut
Klima- und Flurbereinigung des Blauen Planeten
Der Schlächter und sein Richter
Beispiel für einen mächtigen Politiker – 2. April 2023
Das letzte Wort
JÜRGEN MOLZEN
ALS FLÖGEN VÖGEL …
AUTOREN-SCHICKSAL
EINSICHTEN …
GERNE SCHREIBE ICH MIT FÜLLER …
SOMMER, SONNE, LICHTREFLEXE …
DER VERSWERKSTATT ZUM GEBURTSTAG
KUR-ERFOLG …
NIRGENDS …
GEDICHTE SIND „MERKWÜRDIGE WESEN" …
EIN DOKTOR HORST RENNHACK AUS FRIEDRICHSHAGEN …
EVERT SANDERS
Frühlingsfreuden
SAMIRA SCHOGOFA
Traurige Herzen
SIGRID STEINKE
Erdbebenkatastrophe mit fast 50 000 Toten in der Türkei und Syrien im Februar 2023
STEFFEN TEICHMANN
inse zwitschlinggras
Der Kaffeetraum
Mathilde 14
Fliege Raimund 3
Der Samstag
Der Käfer Kunibert 6
Der Käfer Kunibert 7
Der Käfer Kunibert 8
Die Raupe Pelz
Die Wespe Wendy 1
Sommerkalypse 1
Sommerkalypse 2
Das Taschentuch
Der innere Schweinehund
Wolkenschiffe
Septemberstille
Herbstwiese
noch ein Mal
Abendstille
Der Abschied
Das Licht
Novemberlicht 1
Novemberlicht
Abendstille
Schneestille
Winterstille
Die Abenteuer des Maulwurfs Manny 2
Die Zeisigbrüder
„Später!"
Die Fabel vom Bestecke
Das Wesen des Glücks
WOLFGANG A. WINDECKER
Sofra
INNA ZAGRAJEWSKI
Was sehe ich, von dem ich schreibe …
Autorenspiegel
CHRISTIAN BARSCH
HEXE KRET
89.
Schlimm, wenn man den Schluß der Spur
ansieht, drauf die Kreatur
hineilt. Zeiger stockt der Uhr.
Göttin Nacht
(sie ist mild
und nicht wild)
enderfüllt
tiefen Schacht,
der nicht lacht,
der nicht schilt.
Das arme Huhn
gackernd, schreiend, todesängstlich, scheut
Henkersacks furchtbare Dunkelheit.
Der Karpfen im hellen Laden
hatte sich noch einmal aufgerappelt
nach dem Fang – wie er jetzt klatschend zappelt.
Siechenhaus. Schlachthof und -feld
wollen wir beschweigen. Klang der Worte
suggeriert präzis den Graus der Orte.
Stolzer Vielkreis – wer sagt nein? –
scheint wohl nicht gemacht zu sein
– wir wollen gerecht
sein, ihn weder schlecht
machen, noch ihn kränken –,
in verschiedner Hinsicht
(wie man drum auch Sinn flicht)
drüber nachzudenken.
Alles scheint vorläufig, krumm
und voll Grat. Nur Tod
(Kreisendegebot)
ist – seht Bein und Stein
vor ihm zittern – kein
Provisorium.
Die arme Maus
trägt des Schicksals Siegel – kleiner Welt
Speckglück ist die Falle schon gestellt.
Denn dies winzig-arme Vieh
lebt am Mond-Tag früh
nicht mehr. Der Kalt-Reiche
reißt mit harter Kralle
aus Stahlbügelfalle
arme Mauseleiche.
(Magus Sim:
„Oh, so schlimm …")
90.
Farbige Feier mit Bedeutung,
nicht nächtlich auf dem Blocksberg, heute
im gelben Saal, tanzt wilde Meute
(klar unter Magnamagas Leitung).
Die Oberkörper in schwarzrotem
Wollgestrick, tief im Aug Todtotem,
Schlangengezüngel statt der Haare,
umgaukeln sich Gespensterpaare.
Zu süßester Musik schrillt irrer
Beschwörungsmurmelsang; wirr-wirrer
wogt das Ballett; grausig dazwischen
sieht weiße Teufel man sich mischen.
(Das sind die schlimmsten.)
„Rücksicht reißt ab,
grabt das Grab.
Lange haben wir gescherzt,
bald werden sie ausgemerzt!
Zählt Maßholzes wenige Kerben,
dann sollen sie sterben!
Bluttriefende Hand,
bespritzte Wand,
Knochenberggeschmauch,
süßlicher Rauch
werden dann sein,
schön sollen sie schrein.
Rücksicht reißt ab,
grabt das Grab!"
Zu lieblicher Musik schrillt irrer
Beschwörungsmurmelsang; wirr-wirrer
zu Häupten der Gespensterpaare
auf züngeln zischend Schlangenhaare.
Die Oberkörper in schwarzrotem
Wollgestrick, Augen voll Todtotem,
wogt das Ballett; grausig dazwischen
sieht weiße Teufel man sich mischen.
Im gelben Saal tanzt wilde Meute
(Hex Magnamaga führt das Steuer)
zu süßem Sang, zu Gluthaars, Feuer-
haupts, Flammenkopfs dumpfem Geläute.
(Das ist das schlimmste.)
91.
Kret liest abends oft im Wetterbuch
ihres Vaters, und sie denkt dabei viel;
hexographengemäß folgt auszug-
weise dies- und jener Spruch als Beispiel.
Himmelsfarben
Wenn Rosenzirren am Abendhimmel schweben,
wird es beständiges gutes Wetter geben.
–
Morgen und Abend schmücken sich mit grellen
Farbgegensätzen zu Schlechtwetterquellen.
–
Himmelsröte violett und düster
lockt wartende Regenwindgeschwister.
–
Wenn Abendfrau hellgelbe Schürze bindt,
hört sie ganz fern schon Nachbar Brausewind.
Nebel
Klettert Nebelmann die Leiter
aufwärts, wird es niemals heiter:
schwebt er aber globuswärts,
öffnet sich das Sonnenherz.
–
Herbstnebel am Morgen dicht,
dauernd gut Wetter verspricht.
Wolken
Unter Zirren, die sich schichtweis türmen,
wogt vor Tagesschluß ein Meer von Schirmen.
–
Morgenschäfchen: Wetter schlecht;
Abendschäfchen: Wetter recht.
–
Gibts Tagschäfchen und Abendkumuli,
folgt nachts schönste Gewitterszenerie.
–
Vieler dunkler Strati wegen
muß sich Meister Regen regen.
–
Wenn dunkelgraue Strati
unter hellgrauer Decke sich hinstrecken,
schöpft Meister Regen bald und munter
und pausenlos aus vollem Becken.
Verschiedenes
Schornsteinrauch, zur Erd gedrückt,
Unruhe und Regen schickt.
–
Nachmittags- und Abendfarbenbogen:
Regengeist wird um sein Sein betrogen.
Früh und vormittags Farbbogenhöhen
prophezein tüchtige Regenböen.
–
Es steigt das Barometer, fällt Schneeschauer:
dies meldet Tauwetter von kurzer Dauer.
–
Summt die Telegrafenharfe,
ruft diesweis die Wetterfee
aus des Winters Vorrat scharfe
Kälte her und vielen Schnee.
*
Geben nicht Gewölk und Wolkenformen
zu Betrachtung und Vergleichen Anlaß?
Schenkt das Wetter nicht den Vielen Normen?
Maßhalten im Stets-mehr! Doch wer kann das?
Kret denkt still: „Er war Empiriker
(sah die Dinge, folgerte draus wann was)
und dabei zugleich wohl Lyriker."
Alles das hört Vetter Sim
gleichsam mit, sagt munter: „Nimm
deine Brille von der Nase,
liebe Venefica-Base.
Heut ergötzt luxuriös-
extravagantes Gerase,
deshalb schätzt man kaum mehr Me-
teorologieemphase."
HEXE KRET
– Drei vorangegangenen Stücken folgen vier weitere –
92. RUNDGESANG
Aus Herbstnachtsturmflügeln,
was lebt, aufzuwiegeln
zum Teuflischen, Bösen,
sind wir erlesen!
Naturkatastrophen
(Vulkans Feuerofen,
Poseidons wild Fließen
und, zum Verdrießen,
Orkans Mauersplittern,
gar Seismos grob Zittern)
wollt, Viellein, ihr zügeln?
Sollt euch verprügeln,
wüst zanken, vergiften
ergehn in Schmähschriften,
das hält euch in Trab,
lenkt von uns ab
(Streit Armut – Besitz
von Dürre und Blitz,
von Sturmwut und Nacht
Geist wider Macht).
Eilt fort, Böses flüstert!
Wir, chaosverschwistert,
verstreun unsren Fleiß
euch, eurem Kreis.
93.
Die Herren X und Y
rätseln am Namen „Acrep" schon
geraume Zeit herum – am