Moabiter Sonette
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Über dieses E-Book
Albrecht Haushofer
Albrecht Georg Haushofer (7. Januar 1903 bis 23. April 1945) schrieb auch unter den Pseudonymen Jürgen Dax und Jörg Werdenfels. Er war ein deutscher Geograph, Diplomat, Schriftsteller und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
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Buchvorschau
Moabiter Sonette - Albrecht Haushofer
Inhaltsverzeichnis
IN FESSELN
NÄCHTLICHE BOTSCHAFT
TIBETISCHES GEHEIMNIS
WELLENRUFE
AN DER SCHWELLE
DER SCHIERLINGSBECHER
BARBARENTUM
RUNDMARSCH DER GEFANGENEN
DIE WÄCHTER
GERÄUSCHE
SILVESTERSEGEN
LAWINEN
MASCHINENSKLAVEN
QUI RESURREXIT
OM MANI PADME HUM
SPATZEN
DIE MÜCKE
GEIGENSPIEL
BEETHOVEN
FIDELIO
GEFÄHRTEN
HEIMAT
ACHERON
OLYMPISCHES FEST
VISION DER FACKEL
ARENA
DIE TIGER-AFFEN
ASTI SPUMANTE
DER FREUND
MUTTER
DER SCHWANENRING
PARTNACHALM
ABSCHIED
HONIG
DER ARZT
DER BRUDER
DER VATER
SCHULD
VERHÄNGNIS
RATTENZUG
DIE GROSSE FLUT
VERBRANNTE BÜCHER
ALEXANDRIEN
GOTTVERTRAUEN
UNTERGANG
DIE GROSSEN TOTEN
DAS ERBE
WANDLUNG
ENTFESSELUNG
NEMESIS
DEM ENDE ZU
NACHBARN
MYTHOS
SESENHEIM
MEMPHIS
KÖNIG AMENEMHAT
PAIDEIA
WISSEN
KASSANDRO
DIE BEIDEN FRÖSCHE
PERSISCHE LEGENDE
KARDINAL BALUE
BOETHIUS
SIR THOMAS MORE
BHAGAVADGITA
FRITJOF NANSEN
ALBERT SCHWEITZER
MIYAJIMA
KOSMOS
OMAR KHAJJAM
DER FASAN
PAOLO E FRANCESCA
TRAUMGESICHT
KAMI
WAHRSAGE
WIND VOM MEER
JAN MAYEN
VAL TUOI
ZEIT
adlima - Die grüne Reihe
Impressum
IN FESSELN
Für den, der nächtlich in ihr schlafen soll,
so kahl die Zelle schien, so reich an Leben
sind ihre Wände. Schuld und Schicksal weben
mit grauen Schleiern ihr Gewölbe voll.
Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt,
ist unter Mauerwerk und Eisengittern
ein Hauch lebendig, ein geheimes Zittern,
das andrer Seelen tiefe Not enthüllt.
Ich bin der erste nicht in diesem Raum,
in dessen Handgelenk die Fessel schneidet,
an dessen Gram sich fremder Wille weidet.
Der Schlaf wird Wachen wie das Wachen Traum.
Indem ich lausche, spür’ ich durch die Wände
das Beben vieler brüderlicher Hände.
NÄCHTLICHE BOTSCHAFT
Noch andre Botschaft rieselt aus der Nacht
in meines Wesens kaum bewußte Schichten,
im Wellengang von Tönen und Gesichten
wird mir von Toten letzter Sinn gebracht.
Zu deuten das Gefühlte, bleibt versagt.
Die Toten rufen uns auf eigne Weise
mit Klängen wie von einer Sternenreise –
nur eines weiß ich, da der Morgen tagt.
So wenig in den stoffgebundnen Reichen,
seit Schöpfertum im Sonnenkreis begann,
ein Körnchen Staub verlorengehen kann,
so wenig darf ein Seelenhauch entweichen.
Wohin er weht, wenn er dem Leib entflieht –
die Frage scheut, wer keine Grenze sieht.
TIBETISCHES GEHEIMNIS
In jenem Land, wo klare Winterstürme
die höchsten Gipfel dieser Welt umwehn,
soll man auf seltne Künste sich verstehn,
geborgen in den Schutz der Klostertürme.
Die Weisesten der Weisen leben dort,
in Zellen eingemauert, ihrem Denken.
Der Seele streng beherrschte Strahlung lenken
sie andern zu, gelöst von Zeit und Ort.
Was Fugenspiel und Symphonie dem Tauben,
was Rot und Grün dem Farbenblinden scheinen,
ist solche Kunst für stoffgebundnes Meinen.
Wo
