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Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10): Das Vermächtnis der Sterne
Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10): Das Vermächtnis der Sterne
Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10): Das Vermächtnis der Sterne
eBook367 Seiten4 Stunden

Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10): Das Vermächtnis der Sterne

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Über dieses E-Book

Die ZUKUNFT I, einstiges Fernraumschiff der Erde, erreichte den Planeten „Kepler 452b“. Das Schiff wurde durch die Annäherung an einen Neutronensterns weit in die Vergangenheit geschleudert, ohne dass es die Besatzung bemerkte. Luna taufte ihn Eden! In den kommenden Äonen von Jahren wurde aus den einstigen Kolonisten der Erde die Tongva und ihre Welt nannten sie TERSLAR. In einer verschlossenen Energiekammer, tief im Untergrund in der Chron-Bastion Ereškigal verborgen, lagen zwei einst künstlich erzeugte Lebensformen in einer schlafähnlichen Stasis, Liam, eine Lebensform, entstanden aus einem ‚Second Life‘ Spiel und Hyp, das stoffliche Hologramm (Avatar) der Zukunft I, das einst ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatte. Es waren Formen von Leben, die sich aus einer Art enthärteter, dunkler Energie entwickelt hatte. Nur diese beiden Entitäten waren in der Lage, Tarik Connar zurück in sein Universum zu senden. Bei der Kontaktaufnahme erlebt Connar im Geiste nochmals ihre Entstehungsgeschichte.
SpracheDeutsch
HerausgeberS. Verlag JG
Erscheinungsdatum23. Dez. 2023
ISBN9783966746847
Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10): Das Vermächtnis der Sterne
Autor

Jens Fitscher

Jens Fitscher war bereits als kleiner Junge begeisterter Leser von Science-Fiction und Fantasy Büchern. Insbesondere liebte er die gängigen Taschenbücher der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ein starkes Interesse zeigte er dabei für die Protagonisten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Seine Geschichten handeln immer von starken Persönlichkeiten, die durch ungewöhnliche Umstände über sich selbst hinauswachsen und dafür mit übernatürlichen Fähigkeiten belohnt werden.

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    Buchvorschau

    Alternierende Welten (OUTER-SPACE COMMANDER 10) - Jens Fitscher

    Metamorphose des Geistes

    Connars Geist erwachte. Es war, als würde sich ein dichter Schleier, der zuvor sein Bewusstsein vollkommen umwogen hatte, langsam auflösen.

    Die einstige Metamorphose seines Körpers waren durch seine Körpernaniten wieder rückgängig gemacht worden.

    Damit einhergegangen war wohl auch die Metamorphose seines Geistes. Jedenfalls erinnerte er sich wieder an seine Vergangenheit und an die Ursache seines hier und jetzt; der irgendwie fehlgegangene ‚Distanzlose Schritt‘.

    Er befand sich definitive nicht mehr in seinem Universum, in seiner Welt. Connar blinzelte und blickte auf die große Fensterfront, die den beginnenden Tag in einem hellen, bläulich-rosa erscheinenden Himmel zeigte.

    Er befand sich im obersten Stock eines Appartementhauses der Regierung von TERSLAR, dessen Gäste er und der Rest der überlebenden vier Menschen der Erde waren.

    Nachdem die Chron-Bastion Ereškigal die Mutation von Amanda und Carla ebenso wie zuvor Zenos Mutation, wieder rückgängig gemacht hatte, die Babys, geboren oder noch im Embryostadium, mit einbegriffen, waren den drei Paaren jeweils ein kleines Appartement zur Verfügung gestellt worden.

    Erst jetzt begann er langsam zu realisieren, was sich in den letzten Wochen überhaupt zugetragen hatte. Verlegen schaute er auf seine im hier und jetzt existierende Partnerin. Amanda lag mit leicht angezogenen Beinen neben ihm im Bett und schlief tief und fest.

    Er konnte deutlich ihre tiefen und regelmäßigen Atemzüge wahrnehmen. Was war eigentlich wirklich geschehen? Seine Erinnerung setzte spontan mit aller Kraft ein.

    Connars Tochter Chloe sagte leise zu ihm: „Tarik, wie geht es jetzt eigentlich weiter? Willst du nicht mit der hiesigen Station Kontakt aufnehmen? „Nein. Nicht sofort. Ich denke, ich werde mich nochmals etwas intensiver mit deiner Mutter unterhalten. Sie weiß bestimmt noch einiges mehr über die Planeten-Entitäten, als sie uns erzählt hat, bevor sie so unvermittelt unterbrochen wurde. Ich werde per ‚Distanzlosen Schritt‘ zur OMALLA springen. „Ich komme mit! „Sei mir nicht böse, aber ich möchte allein mit ihr sprechen. Das verstehst du doch! Sag Sha’hon, wo ich bin. Ich möchte sie jetzt nicht stören!

    Er erinnerte sich noch genau, dass er dann in den ‚Distanzlosen Schritt‘ gewechselt war. Danach war nichts mehr gewesen.

    Erst die Schläge, die das schwere Sturmgewehr beim Abfeuern an seiner Schulter verursachten, ließen ihn regelrecht aufschrecken. Erschrocken fühlte er Amandas Hand, die ihn unvermittelt an der Schulter packte und leicht schüttelte.

    „Alles klar? Du bist ja total verkrampft. Was ist los mit dir, Tarik?" Sie war aufgewacht und rutschte jetzt näher zu ihm hin.

    Connars Blick schweifte über ihre nackten Brüste, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Auch Amanda hatte sich nach der Rückumwandlung verändert. Sie war regelrecht schüchtern geworden, wenn man ihr früheres Verhalten ihm gegenüber als Vergleich heranzog.

    Als sie bemerkte, dass die Decke von ihrem Oberkörper gerutscht war, zog sie diese schnell wieder hoch. Immer mehr Details aus seinem wirklichen Leben strömten durch seinen Geist.

    Erinnerungen, die durch die eingetretene Mutation fast völlig verdrängt worden waren, traten jetzt verstärkt in sein Bewusstsein.

    Besonders stark war die Erinnerung an Prinzessin Sha’hon. Er konnte jetzt unmöglich mit Amanda über den Sturm der verschiedenartigen Gefühle in seinem Inneren sprechen.

    Ebenso wenig war jetzt der Augenblick, um seine wahre Herkunft zu verraten.

    Alles in ihm verkrampfte sich, als er versuchte, ihr auszuweichen.

    „Ich glaube, ich hatte einen Albtraum. Es ist viel geschehen, seitdem wir die Erde verlassen haben."

    Sie nickte zustimmend und strich dabei langsam über die deutlich erkennbare Wölbung ihres Bauchs.

    „Ja, das kannst du laut sagen!" Natürlich wusste sie nicht wirklich, was Connar gemeint hatte.

    Sie dachte an ihre eigenen Erlebnisse, seitdem die ‚Namenlosen‘ Aliens die Erde überfallen und sie vertrieben hatten. Connar erhob sich langsam aus dem Bett und ging in Richtung Nasszelle. Er benötigte dringend eine kalte Dusche.

    Amanda schaute ihm nachdenklich hinterher. Sie hatten sich beide wieder verändert.

    Die körperliche Metamorphose war rückgängig gemacht worden. Der Geist holperte jedoch noch so vor sich hin.

    Die Produktion von Androgenen, Östrogenen und Gestagenen hatte sich schlagartig stark verringert. Amandas Erinnerung an die ‚wilde Zeit‘, wie sie es nannte, verblasste immer mehr und ließ lediglich ein ungutes Gefühl von Scham zurück.

    Sie war und blieb jedoch schwanger und das ließ sich nicht verleugnen.

    Connars Gedanken beruhigten sich jedoch auch durch die kalte Dusche nicht.

    Er fühlte sich immer unwohler in seiner Haut und entschied sich spontan, doch mit jemanden zu sprechen. Es war nicht Amanda, an die er dabei dachte, sondern sein alter Freund Zeno.

    Obwohl dieser Zeno hier, in der alternierenden Welt, nicht der Zeno war, den er kannte.

    In Connars Welt war Zenos Körper durch eine Chron-Bastion umgewandelt worden.

    Er bestand dort aus einer außerirdischen Stahllegierung. Die gleiche Umwandlung hatte seine Partnerin Tarja erfahren.

    Dies war geschehen, um dem unausweichlichen Tod zu entfliehen. Hier, in dieser Welt, war Zeno in seinem ursprünglichen Körper von der Chron-Bastion gerettet worden. Seine Partnerin war Seranee, eine Tongva.

    Es gab Parallelen, aber trotzdem war alles gänzlich andersartig. Trotz allem wollte Connar jedoch versuchen, mit ihm zu sprechen.

    Wir trafen uns in einer kleinen Bar, direkt neben dem Appartement-Tower, indem wir alle untergebracht waren. Zeno sah genauso aus, wie damals, als wir beide uns an der Raumfahrtakademie kennengelernt hatten.

    Das war schon eine Ewigkeit her und in einer anderen Welt. Ich vergaß schon wieder, dass dies ein alternierendes Universum war, indem ich mich befand.

    „Guten Morgen Tarik. Du warst sehr geheimnisvoll am Visophone gestern Abend. Was gibt es denn so Wichtiges zu besprechen, nach alle dem, was wir bereits erlebt haben?"

    Zeno grinste mich genauso an, wie er es immer tat, wenn ihm der Schalk im Nacken saß; jedenfalls in meiner Welt.

    „Setz dich erst einmal. Es ist nicht so einfach für mich, meine wirkliche Geschichte zu erzählen."

    Er blickte mich mit gerunzelter Stirn an, während er sich an den Tisch setzte.

    „Kannst du dir vorstellen, gleichzeitig mehrmals an verschiedenen Orten zu existieren?"

    Meine Frage überrumpelte ihn total, das konnte ich an seiner Mimik deutlich erkennen.

    „Wie meinst du das? „Nun, es gibt die Wissenschaft der ‚Multiplen Universen‘. Alternierende Welten, die lediglich durch eine kleine, mehrdimensionale Energieschwankung voneinander entfernt sind, sich quasi überlappen. In diesen Welten existieren ebenfalls multiple Zenos, oder Tariks quasi nebeneinander, ohne dass sie etwas voneinander wissen.

    Zeno schaute mich ungläubig an.

    „Nein, davon habe ich noch nichts gehört. Warum erzählst du mir davon?"

     Ich traute mich noch nicht, ihm die Wahrheit meiner Odyssee zu erzählen. Stattdessen stellte ich ihm eine weitere Frage.

    „Kannst du dir vorstellen, dass du von deiner eigenen Welt in eine andere, alternierende Welt überwechselst?"

    „Tarik, sei mir nicht böse, aber erstens weiß ich nicht, was du von mir willst, und zweitens verstehe ich nur Bahnhof."

    Bevor ich zu einer Erwiderung ansetzen konnte, stand er auf und blickte zum Eingang.

    „Da kommt Seranee. Ich hatte ihr gesagt, dass wir uns hier zum Frühstück treffen."

    Verwundert schaute ich ihr nun ebenfalls entgegen. Das Gespräch hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Jetzt war es eh zu spät.

    „Hallo Tarik, kommt Amanda auch?"

    Seranee setzte sich und winkte dem Kellner zu. Mir war der Appetit vergangen. Dieser Zeno war eben nicht der Zeno, den ich aus meiner Welt kannte.

    Die Siedler

    Die Geschichte der Tongva reichte über tausend Jahre zurück in die Vergangenheit.

    Sie waren Siedler von der Erde, die mit dem Fernraumschiff ZUKUNFT I aufgebrochen waren, um eine neue, bessere Welt zu finden.

    Was die Besatzung des Schiffes jedoch damals nicht wusste, war die Tatsache, dass das Fernraumschiff durch die extreme Nähe zu einem Neutronenstern weit in die Vergangenheit geschleudert wurde.

    In den kommenden Äonen von Jahren wurde aus den einstigen Kolonisten der Erde die Tongva und ihre Welt nannten sie TERSLAR.

    In den Jahrhunderten ihrer neuen Existenz auf dem TERSLAR wurden ihnen nicht gewahr, dass der Planet über ein Geheimnis verfügte.

    Er war Teil einer galaxisweit errichteten Verzahnung der von den Ellio’sh erbauten TOHIKUM Stationen und Chrom Bastionen.

    So existierte verborgen in den Tiefen der Gebirgsregionen die Chron-Bastion Ereškigal. Das einstige Bauwerk der Ellio’sh mit dem quasi-intelligenten Hadronengehirn verfolgte den Wertegang der ehemaligen Auswanderer als unsichtbarere Beobachter.

    Niemals griff es in aufflammende Konflikte ein; niemals kamen die neuen Bewohner des Planeten mit der überragenden Technologie der Chron-Bastion auch nur im Geringsten in Berührung.

    Jedenfalls bis zu dem Tag, als Wayne-Zeno Uelisch, mehr tot als lebendig, direkt vor einem der verborgenen Eingänge aufgetaucht war.

    Connar hatte eine Entscheidung getroffen.

    Er würde sich der Chron-Bastion anvertrauen.

    Er kannte aus eigener Erfahrung, wozu diese von den Ellio’sh hochgezüchteten Hadronen-Gehirnen fähig waren und welche überragende Technologie ihnen zur Verfügung stand.

    Nur sie, wenn überhaupt jemand, konnte ihm helfen, aus dieser verfahrenen Situation herauszukommen.

    Er war ein Gefangener in einem alternierenden Universum. Er gehörte hier nicht her.

    Sein wirkliches Leben war immer noch in seinem Geist, seinem Bewusstsein vorhanden und er wollte dorthin zurück.

    Ein Gedanke schoss ihm urplötzlich durch den Kopf. Was war überhaupt mit seinen besonderen Para-Fähigkeiten passiert?

    Der Tarik Connar, der aufgrund der Mutation sein altes Ich vergessen hatte, kannte diese Fähigkeiten nicht mehr.

    Er erinnerte sich dunkel daran, dass er in den ‚Distanzlosen Schritt‘, kurz nachdem er in dieser Welt transferiert wurde, versucht hatte zu gehen, aber dass es nicht mehr funktionierte.

    Aus dem Bauch heraus konzentrierte er sich spontan und wechselte ohne Probleme in die Grauzone des ‚Distanzlosen Schritts‘. Er stand immer noch an der gleichen Stelle, jedoch war für ihn das Energieniveau des hiesigen Standartuniversums um weniger Quanten verschoben worden.

    Er befand sich quasi in einer Art Zwischenraum, für niemanden anders mehr sichtbar.

    Sein Herz machte einen Sprung. Kurz danach kam die Erkenntnis, dass es ihm trotzdem verwehrt war, zurück in sein Universum zu wechseln.

    Jedenfalls war es mit einem einfachen ‚Distanzlosen Schritt‘ nicht getan.

    Tarik Connar handelte kurz entschlossen und ohne noch viel zu überlegen.

    Er wechselte in den ‚Distanzlosen Schritt‘ und stand Sekunden später innerhalb der Krankenstation der Chron-Bastion Ereškigal.

    Er hatte sich diesen Ort besonders gemerkt, als er dort schon einmal als Hologramm vor Zeno gestanden hatte. Ereškigal reagierte sofort, als so überraschend ein Eindringling in seinen Gefilden erschien; der betreffende Krankentrakt wurde durch ein mehrfach gestaffeltes Energiefeld abgetrennt und vollständig isoliert.

    Gleichzeitig tönte die synthetische Stimme des Hadronengehirns über Außenlautsprecher: „Sofortige Identifikation erforderlich. Die Art und Weise des unerlaubten Eindringens ermächtigt mich zur sofortigen Eliminierung."

    Es dauerte weniger als eine Sekunde, als die Stimmer erneut zu hören war. Connar wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen.

    „Eindringling wird als der Erdenmensch Tarik Connar anhand seiner gespeicherten Mitose-Strahlung erkannt. 

    Aufgrund der positiven Einstufung wird auf eine sofortige Eliminierung verzichtet. Tarik Connar, erkläre dich."

    Ohne Umschweife begann Connar zu reden: „Ich bin Commander Tarik Connar, Hochrangbevollmächtigter und Vermächtnisnehmer der Ellio’sh. Träger der ‚Alten Kraft‘, der ultimative Beweis meiner Autorisierung!"

    Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Connar bereits zu einer Demonstration seiner Fähigkeiten ansetzte. Er ließ die beiden Roboter, welche nach dem Alarm am Eingang erschienen waren, kurzerhand zu Decke schweben.

    Dies musste der Chron-Bastion genügen, um seine paranormalen Kräfte anzumessen. Die Reaktion Ereškigals kam dementsprechend auch sofort.

    Als die beiden Roboter wieder Bodenkontakt hatten, verließen sie augenblicklich das Zimmer. „Zwecks Überprüfung werden die Alt-Datenspeicher reaktiviert. Ich habe galaxisweiten Zugriff auf sämtliche von den Ellio’sh erbauten TOHIKUM Stationen und Chrom Bastionen, sowie den Hinterlassenschaften des Volkes der Kshatriyas. Der Ruf ist ergangen. Die Zeitspanne der Informationseinholung ist nicht berechenbar. Commander, sie werden gebeten, bereits jetzt ihr Ansinnen vorzutragen. Die Verifizierung Ihrer Autorisierung erfolgt, sobald genügend Daten vorliegen."

    Connar hatte sich auf den Rand des Betts gesetzt. Nur kurz wunderte er sich darüber, dass die Chron-Bastion anscheinend davon ausging, dass er ein Anliegen hatte.

    Aufgrund der merkwürdigen Art und Weise seines Erscheinens hatte das Hadronengehirn wohl diesbezüglich eine Wahrscheinlichkeitsberechnung erstellt.

    Er versuchte nachzudenken. Wo sollte er mit seiner Geschichte beginnen?

    „Hast du Kenntnis über die elementare Gesetzmäßigkeit von ‚Alternierende Universen‘ oder ‚Alternierende Welten‘?"

    Connar wollte zunächst wissen, ob es überhaupt Sinn machte, mit Ereškigal über seine Herkunft zu sprechen. Gab es ein Grundverständnis zu physikalischen Vorgängen innerhalb dimensional übergeordneten Räumen oder nicht.

    „Die physikalische Möglichkeit von alternierenden Welten ist mir bekannt. Die Grundsatzforschungen der Ellio’sh wurden hier jedoch nicht mehr abgeschlossen. Es ist nur ein theoretischer Ansatz übriggeblieben."

    Die Aussage der Chron-Bastion ließ meine Hoffnung, jemals wieder in mein angestammtes Universum zurückzugelangen, bis ins bodenlose schwinden.

    Wenn die Ellio’sh lediglich theoretische Modelle zu alternierenden Universen entwickelt hatten, konnte ich getrost jegliche Möglichkeit vergessen, zurückzugelangen.

    Mein Körper reagierte mit einem kurzen, aber heftigen Schweißausstoß. Selbst meine Körpernaniten konnten die von meinem Gehirn ausgelöste Erzeugung von Stresshormonen nicht sofort unterbinden. „Die ‚Alten Kraft‘ befähigt mich unter anderem dazu, einen sogenannten ‚Distanzlosen Schritt‘ zu machen. Dabei wechselt mein Körper in einen Subraum, also ein höherdimensionale Kontinuum, das neben dem normalen Einstein-Raum existiert. In diesem Subraum gibt es keine räumliche Grenzen und ich kann mich damit durch reine mentale Kraft sozusagen zeitlos überall hinbewegen. Durch solch einen ‚Distanzlosen Schritt‘ bin ich hier in diese Krankenstation gelangt."

    Ich holte tief Luft. „Diese Transportart war wohl auch mitschuldig daran, dass ich in diese für mich alternierende Welt geraten bin."

    „Die theoretischen Ansätze sind mir bekannt!"

    Genau das war mein Problem. Die Chron-Bastion sprach von ‚theoretischen Ansätzen‘.

    „Du hast mich falsch verstanden. Es ist eine Tatsache, dass ich aus einem anderen, alternierenden Universum, stamme. Und genau dorthin möchte ich wieder zurück!"

    „Was genau ist dein Ansinnen?"

    Ereškigal begann mir meinen letzten Nerv zu rauben.

    Bevor ich auf die letzte Frage antworten konnte, fiel die Chron-Bastion mir ins Wort.

    „Verifizierung Ihrer Autorisierung. Die erfolgten Angaben wurden soeben von elf TOHIKUM Stationen und fünf Chrom Bastionen bestätigt. Weitere Rufeingänge sind noch offen, werden jedoch zur endgültigen Verifizierung nicht mehr benötig. Willkommen Commander Tarik Connar, Hochrangbevollmächtigter und Vermächtnisnehmer der Ellio’sh. Träger der ‚Alten Kraft‘. Ihre Klassifizierung als ‚vollständig weisungsbefugt‘ wurde soeben in allen meinen Systemen hinterlegt. Erbitte Ihre Anweisungen."

    „Gibt es eine Möglichkeit, dass ich in mein Universum zurückversetzt werden kann? Nutze deine volle Rechenkapazität."

    Ich wusste tatsächlich nicht mehr weiter. Natürlich war eine solche Fragestellung völliger Blödsinn. Auch das Hadronengehirn einer Chron-Bastion würde damit nicht viel anfangen können. Aber was blieb mir schon?

    „Die Verbindung der energetisch höherdimensionalen Energieform des sogenannten ‚Distanzlosen Schritts‘ in Verbindung mit den vorliegenden, theoretischen Ansatzformen eines ‚alternativen Universums‘ ist nicht nachprüfbar. Eine Analyse des Geschehens anhand der verfügbaren Grundsatzdaten ergibt jedoch, dass eine weitere, unbekannte Energieform zwingend notwendig war, um die Grenzen des übergeordneten Subraums zu überschreiten. Der ‚Distanzlose Schritt‘ war dafür nicht alleinig ausschlaggebend."

    Als ich dies hörte, musste ich mehrmals kräftig schlucken. Damit war ich wohl für immer an dieses Universum gebunden und würde meine Familie niemals wiedersehen.

    Ich dachte zuerst an Chloe und Carolin. Meine weiteren Gedanken schweiften um meine Erlebnisse mit Prinzessin Sha’hon.

    Sofort machte sich eine gewisse Resignation bemerkbar.

    Ich ließ mich rückwärts auf das Bett fallen und schloss kurz die Augen. Meine Gedanken spielten Ping-Pong mit mir. Sie sprangen von Amanda über Carolin zu Sha’hon und dazwischen blitzten immer wieder Bilder von meiner Tochter Chloe auf.

    „Was für ein Durcheinander", dachte ich noch, als die akustische Stimme der Chron-Bastion Ereškigal mich lautstark aus dem beginnenden Gedankenchaos befreite.

    „Verschlusssache ‚Second Life‘ wurde aufgrund Ihrer ausgewiesenen Berechtigung und der erfolgten Eingruppierung in die oberste Sicherheitsstufe aktiviert und wird Ihnen, Commander Connar, umgehend zu Verfügung gestellt."

    „Second Life?" Damit konnte ich nichts anfangen. Was sollte das nun wieder sein?

    Ich stellte die entsprechende Frage laut, setzte mich wieder auf und rutschte vor auf die Bettkante.

    „Es betrifft die Entstehungsgeschichte der hiesigen Lebensform. Die Geschichte des Volks der Tongva geht zurück bis auf die Besiedlung dieses Planeten durch Aussiedlern des Planeten Erde. Einst kamen sie mit dem Fernraumschiff Zukunft I. In diesem Raumschiff befanden sich jedoch ebenso zwei gänzlich andersartige Lebensformen."

    Als die Chron-Bastion kurz schwieg, versuchte ich herauszufinden, wieso sie mir diese Geschichte erzählte.

    Bevor ich diesbezüglich eine Frage stellen konnte, begann Ereškigal weiter zu berichten.

    „In einer verschlossenen Energiekammer, an der tiefsten Stelle von mit, liegen zwei einst künstlich erzeugte Lebensformen in einer schlafähnlichen Stasis. Liam, eine Lebensform, entstanden aus einem ‚Second Life‘ Spiel sowie Hyp, das stoffliche Hologramm, der Avatar der ZUKUNFT I, das einst ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Es sind Formen von Leben, das sich einst aus einer Art entarteter, dunkler Energie entwickelt hatte."

    Mein Bauch machte sich unvermittelt bemerkbar. Erst ein Stich, dann durchzuckte mich ein starker Schmerz.

    Ich krümmte mich zusammen dann war auch schon wieder alles vorbei. Mein Bauchgefühl hatte sich seit langem wieder einmal gemeldet. Das hatte etwas zu bedeutet.

    „Inwieweit ist diese Information für meine momentane Lage von Bedeutung?"

    Die von der Chron-Bastion übermittelten Informationen erregten schon mein Interesse, jedoch konnte ich sie nicht wirklich zuordnen.

    „Nach Abgleich aller mir zu Verfügung stehenden Daten wurde eine Analyse Ihrer Situation erstellt. Die von Ihnen freigesetzte Mitose-Energie-Emission bei der Rematerialisation aus dem ‚Distanzlosen Schritt‘ ist affin mit den beiden in Stasis befindlichen Energieformen. Die Wahrscheinlichkeitsberechnung ergibt einen Wert von 49 Prozent, dass nur diese Entitäten in der Lage sind, sie in Ihr angestammtes Universum zurückzuschicken."

    Die Bombe war geplatzt. Ich musste tief durchatmen.

    Ein leichter Schweißausbruch schüttelte mich, dann hatten meine Körpernaniten wieder alles unter Kontrolle.

    Ich hatte mich tatsächlich damit abgefunden, für immer hier in dieser alternierenden Wirklichkeit zu bleiben. Nun kam wieder etwas Hoffnung auf. Es war nur diese Ambivalenz, die mir tatsächlich in diesem Moment Probleme bereitete.

    „Ist es möglich, diese Entitäten zu wecken, ohne dass sie zu einer Gefahr für das Volk der Tongva werden?"

    „Es war Liam und Hyp überhaupt erst zu verdanken, dass die ZUKUNFT I diesen Planeten erreichte. Es kam zu einer sehr gefährlichen Begegnung mit einem Neutronenstern. Nur sie waren in der Lage, das beschädigte Schiff und damit die Menschen zu retten. Die Wahrscheinlichkeit einer Gefahrenlage durch diese Entitäten liegt nahezu bei null Prozent."

    Ich ließ mich langsam vom Bettrand zu Boden gleiten, als sich die Zimmertür öffnete und unvermittelt wieder ein Roboter vor mir stand.

    „Folge dem Diener. Er bringt dich zur ‚Kammer der Entitäten‘."

    Eine leichte Nervosität machte sich jetzt doch bemerkbar. Es war wohl meine einzige Möglichkeit, jemals wieder zurück in mein originäres Leben zu gelangen.

    Was würden die beiden Entitäten dazu sagen? Würden sie mich verstehen? Würden sie mir überhaupt helfen wollen?

    Der Roboter führte mich zu einem Gravo-Lift; eine Röhre, in die etwa vier Personen nebeneinander passten. Man konnte die Schwerkraft vektoriell einstellen, ob nach oben oder nach unten.

    Ich folgte dem ‚Diener‘ und es ging abwärts. Meine Füße befanden sich direkt über seinem Kopf. Es bedurfte schon einiger Übung, im Sog der Schwerkraft nicht zu straucheln.

    Aber ich war es von den Ellio’sh-Raumschiffen bereits gewöhnt.

    Dort waren diese Art von Gravo-Röhren ebenfalls massenweise verbaut.

    Es war schon komisch, es ging mir alles Mögliche durch den Kopf, nur das naheliegende, nämlich die Begegnung mit zwei völlig andersartig gearteten Lebensformen, war nicht dabei.

    Unvermittelt stand ich vor einem dunkelgrauen Stahltor. Feine, silbergraue Energiefäden ästelten an den Rändern entlang. Es roch leicht nach Ozon.

    „Ich benötige von Ihnen als Vermächtnisträger der Hinterlassenschaften der Ellio’sh den eindeutigen Befehl zur Öffnung des Eingangs und Reaktivierung der Aufweckanlage der in Stasis befindlichen Entitäten", erklang die mentale Stimme in meinem Kopf.

    Der Roboter war, ohne dass ich es bemerkt hatte, wieder verschwunden.

    „Öffne den Eingang und erwecke die Entitäten!" Ich hatte die Anweisung noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da begann sich der stählerne Eingang vor mir zu bewegen. Die Energiefäden verschwanden und das Tor bewegte sich ruckartig nach innen. Licht flammte auf und ein modriger Geruch drang mir in die Nase.

    Langsam bewegte ich mich durch den nun offenstehenden Eingang. Der Raum dahinter schien leer zu sein.

    Ich konnte nur blanke Wände erkennen. Die Raummaße schätzte ich auf zehn mal zehn Meter.

    Die Decke war nicht zu erkennen. Vielmehr verschwammen die Konturen nach etwa fünf Metern vollkommen.

    Bevor ich eine Frage nach dem Vorhandensein der beiden Entitäten an die Chron-Bastion stellen konnte, geschah es. Inmitten des Raums, keine drei Meter von mir entfernt, schälten sich Konturen aus dem Nichts. Sie verdichteten sich zu zwei schwebenden, in horizontaler Lage befindlichen Personen.

    In meinem Kopf explodierte eine ultrahelle Lichtquelle und ich fiel zu Boden.

    Dann begann vor meinem geistigen Auge eine Art dreidimensionaler Film abzulaufen und ich wurde Zeuge eines lang vergangenes Ereignis. Ich sah einen Jungen über einen Feldweg laufen. Dann versank ich komplett in das Geschehen.

    Neue Welten

    Auf der Suche nach bewohnbaren Welten in den Tiefen des Alls wird im Jahre 2015 durch die US-Weltraum-Organisation NASA eine elektrisierende Neuigkeit verkündet: „Die Erde hat in einer anderen Galaxie einen Doppelgänger."

    Im Sternenbild des Schwan hat die NASA unter der Bezeichnung „Kepler 452b" einen erdähnlichen Planeten entdeckt.

    Der Chef des Forschungsteams sprach begeistert von einer „Erde 2.0". Kepler 452b befindet sich etwa 1400 Lichtjahren von der Erde entfernt, ist aber nach vorläufigen Erkenntnissen, die uns am nächsten liegende lebensfreundliche Welt außerhalb unseres eigenen Sonnensystems.

    Das in knapp 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt installierte Weltraumteleskops „Kepler" entdeckte den erdähnlichen Planeten.

    Auf die Frage eines Journalisten, ob man Kepler 452b anfliegen könnte, musste der Chef des SETI-Instituts im kalifornischen Mountain View kurz hell auflachen.

    „Meine Damen und Herren von der Presse. Wir haben bisher wenig Erfahrung im Bau von bemannten Raumschiffen. Aber selbst, wenn es uns gelänge, einen Antrieb zu erfinden, der das Schiff auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen könnte, würde es noch Jahrzehnte dauern, bis dieses Schiff Kepler 452 b erreichen würde. Glauben Sie mir, das Wissen um die Existenz von Kepler 452b ist das eine, aber die Ausführung eines interstellaren Fluges ist ganz etwas anders. Dieses Projekt dürfte etwas für unsere Kinder und Kindeskinder sein."

    Eine neue Erfahrung

    Der Sommerabend war lauwarm. Liam ging langsam den kleinen Trampelpfad entlang, den tagsüber die Bauern mit ihren Tieren benutzten. Er hätte auch die asphaltierte Straße nehmen können, aber der Pfad war der direkte Weg und führte über eine kleine Lichtung zu dem Elternhaus von Ben.

    Der Mond war bereits aufgegangen, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. Liam schaute auf seine Armbanduhr.

    Es war gerade neunzehn Uhr geworden. Jetzt schlug auch bereits die Kirchturmuhr. Er zählte automatisch jeden Schlag mit. Es waren genau sieben Schläge, was auch sonst.

    Liam musste innerlich grinsen. Das Gartentor stand sperrangelweit offen, als er an dem alten Bauernhaus ankam. Ben hatte ihm erzählt, dass sein Elternhaus eines der ältesten Häuser überhaupt im Dorf war.

    Liams Eltern waren vor neun Jahren zugezogen. Das Dorf hatte mittlerweile auch ein Neubaugebiet bekommen, trotzdem blieb es immer noch ein kleines Dorf mit seinen 312 Einwohnern. Er wusste nicht wirklich, warum seine Eltern sich hier niedergelassen hatten, schließlich lag das Dorf über fünfzehn Kilometer von der nächstgrößeren Stadt entfernt und ohne einen Wagen war man regelrecht aufgeschmissen.

    Liam besuchte die zehnte Klasse der Leo-Sternberg-Realschule. Er war gerade 17 Jahre alt geworden, sah aber mindestens zwei Jahre älter aus. Seine Eltern hatten bestimmt, dass er nach den Sommerferien auf ein Gymnasium wechseln sollte, um dann in drei Jahren sein Abitur zu machen.

    „Ohne Abitur kannst du heute deine weitere berufliche Zukunft an den Nagel hängen", hatte

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