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Söhne der Rosen II: Die rätselhaften Zwillinge
Söhne der Rosen II: Die rätselhaften Zwillinge
Söhne der Rosen II: Die rätselhaften Zwillinge
eBook313 Seiten4 Stunden

Söhne der Rosen II: Die rätselhaften Zwillinge

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Über dieses E-Book

Kurzinhalt:

Julian Grifter lebt seit fünfzehn Jahren in der Villa, mit der er eine Symbiose eingegangen ist, die ihn nicht altern lässt. Die Zeit nutzte er, um sich auf eine künstlerische Karriere vorzubereiten. Nach Ablauf der Frist begegnet er seinen Nachfolgern, den Brüdern Sinh und Daxx. Die eineiigen, afroasiatischen Zwillinge verbergen ein Geheimnis, das dem von Julian in nichts nachsteht. Trotz anfänglicher Hürden und mysteriöser Schmerzanfälle von Julian verlieben sie sich ineinander, bis eines Tages Alain Blanchard wieder auftaucht.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum16. Aug. 2012
ISBN9783863612535
Söhne der Rosen II: Die rätselhaften Zwillinge

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    Buchvorschau

    Söhne der Rosen II - Thorsten Bonsch

    Himmelstürmer Verlag, part of Production House GmbH

     Kirchenweg 12, 20099 Hamburg,

    www.himmelstuermer.de

    E-mail: info@himmelstuermer.de

    Originalausgabe, Frühjahr 2009

    E-book:  August 2012

    Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

    Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage

    Coverfoto: ©  C.Schmidt / www.CSArt Photo.de

    Das Modell auf dem Coverfoto steht in keinen Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches und der Inhalt des Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Modells aus. 

    Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg. www.olafwelling.de

    ISBN print:     978-3-940818-10-2

    ISBN E-pub:  978-3-86361-253-5

    ISBN pdf:      978-3-86361-254-2

    Der 1. Band erschien unter dem Titel:  Das geheimnisvolle Tattoo im Himmelstürmer Verlag, Frühjahr 2007,

    ISBN  978-3-934825-74-1

    Als E- Book erschienen im August 2012

    Thorsten Bonsch

    Söhne der Rosen

    2. Teil

    Die rätselhaften Zwillinge

    Ein schwuler Fantasy Roman

    Für Cory

    Danke für das goldene Licht in der düsteren Passage meiner Vergangenheit.

    und für Alfio

    Danke für die unbeschwerte, jugendliche Energie.

    Thorsten Bonsch, 2005

    Es ist schwer, Voraussagen zu machen, besonders was die Zukunft betrifft.

    (Niels Bohr)

    Donnerstag, 26. Juni 1997 – 15:23 Uhr

    Cape Orchid

    Manipulierte Raumzeit

    „Hey, Muskelprotz, sagte er und hob die Flasche Olivenöl hoch. „Hast du schon einmal gerungen?

    Alain und ich standen uns in dem sonnendurchfluteten, staubigen Saal gegenüber. Das Licht verlieh seiner Haut unter dem Netzshirt einen blassgoldenen Schimmer.

    „Häufiger, als du denkst. Glaub mir." Ich grinste.

    Ein beinahe unmerkliches Zucken huschte über Alains Gesicht. Ich hatte es in letzter Zeit – wenn man davon sprechen kann – häufiger gesehen, und es machte mir diebischen Spaß, zur Abwechslung mal ihn zu verwirren.

    „Okay, aber kennst du auch den griechisch-römischen Stil, in Kombination mit dem türkischen?"

    „Beschränken wir uns doch einfach darauf, dass alle Griffe erlaubt sind. Stimmt’s?"

    Alain stellte die Flasche Öl neben die Gläsern mit Eistee auf den alten Holztisch zurück.

    „Julian, Julian, sagte er und grinste nun seinerseits. „Fast wäre ich darauf reingefallen, du Hund. Das wievielte Mal ist das jetzt?

    „Keine Ahnung. Ich habe schon lange nicht mehr mitgezählt."

    Ich ging zwei Schritte auf ihn zu, legte meine Arme um seine Hüften und küsste ihn. Obwohl er ganz genau wusste, was vor sich ging, und obwohl er ähnliche Situationen wie diese zu Hunderten selbst erlebt und initiiert haben musste, war er jedes Mal beinahe ein bisschen beleidigt. Die ersten Monate unseres Kennenlernens in der Zeit, die normale Menschen als normale Zeit bezeichnen, war er immer der wissende und geheimnisvolle Typ. Ich glaube, er hat das sehr genossen, besonders, da ich damals ziemlich naiv war.

    Endlich legte er seinen Arm auf meine Schulter, streichelte mit seinen Fingern über meinen Nacken und glitt mit der anderen Hand über meinen Po. Dabei sah er mir tief in die Augen.

    „Also kann ich ja wohl davon ausgehen, dass mit uns alles gut gelaufen ist. Du lebst nun in dieser Villa, und da wir uns jetzt und hier begegnen, gehe ich weiter davon aus, dass du deinen Nachfolger noch nicht gefunden hast."

    „Was macht dich da so sicher?"

    „In dem Fall würdest du bestimmt keine Zeit mit mir verbringen wollen."

    Ich lachte und drückte ihn fester an mich.

    „Ach Alain, ich kann es mir noch immer nicht vorstellen, dass ich einen anderen Menschen so lieben könnte wie dich."

    „Das habe ich in deiner Situation auch gedacht. Aber vergiss nicht: dann kamst du."

    Mein Lächeln wurde eine Spur dünner, meine Mundwinkel von einem Hauch Eifersucht auf seinen Vorgänger manipuliert. Noch immer war es schwer für mich zu begreifen, dass Alain zur selben Zeit, da wir dort standen, mit seinem Vorgänger – seinem Ex-Freund, wenn man so will – zusammen war, ihn vielleicht gerade in dem Moment ebenfalls in den Armen hielt. Aber es ist auch nach Jahren nicht leicht zu begreifen, was für Konsequenzen es mit sich bringt, wenn für manche Menschen auch die Zeit mehrere Dimensionen besitzt, ähnlich wie der Raum.

    Alain bemerkte sofort meine leichte Gemütsveränderung und versuchte, dieser entgegenzuwirken.

    „Hey, hatte ich denn wenigstens einen coolen Abgang? Sag, dass ich bei unserer Trennung nicht geheult habe. Wenn ich geheult habe, bringe ich mich um."

    „Das kannst du gar nicht und das weißt du. Abgesehen davon hast du nicht geweint. Du warst cool wie ein gefrorenes Zäpfchen in einem Eskimohintern."

    Das war eine Lüge, aber eine angemessene. Warum sollte ich sein Ego ankratzen? Außerdem würde dieser Alain später verschwunden sein.

    „Haha, das passt zu mir. Aber du hast dich doch bestimmt in Tränen aufgelöst, richtig?"

    „Ich habe einen Freudentanz aufgeführt, als du endlich weg warst, alter Mann."

    Lüge.

    „Ich hasse es, wenn du mich so nennst. Aber das sage ich wahrscheinlich immer."

    „Jedes Mal."

    „Warum machst du es dann?"

    „Weil es mir Spaß macht, dich zu ärgern, du Sexprotz. Komm her."

    Wir küssten uns länger als zuvor, dabei streiften wir langsam unsere Shirts ab.

    Die Bezeichnung alter Mann war zwar halbwegs richtig, aber nicht zutreffend. Technisch gesehen besaß Alain die Erfahrung von über vierzig Jahren, nur, dass er mit einundzwanzig aufgehört hat, zu altern, so wie ich mit neunzehn Jahren. Moderne Peter Pans, ewig jung, nicht den zerfressenden Gesetzen der Zeit und der Welt ausgeliefert. Dafür aber einigen anderen. Alles hat seinen Preis.

    „Und, was machen wir jetzt?, fragte Alain mit unschuldiger Miene. „Bleibt es beim Ringen, oder hast du etwas anderes für diesen Nachmittag geplant?

    „Sagen wir mal, ich habe an etwas Ähnliches gedacht."

    Mit diesen Worten fuhr ich mit meinem Zeigefinger langsam von seinem Solarplexus über seinen Bauchnabel bis hin zum Bund seiner kurzen Sporthose. Alain stellte ein ehrliches Grinsen zur Schau, um das ihn sämtliche jungen Götter der Antike beneidet hätten.

    „Oh man, du schaffst mich. Bevor ich den Eistee geholt habe, hatte ich es mit einem unsicheren, schüchternen und besonders liebenswerten Julian zu tun. Kaum bin ich mit den Getränken zurück, hast du dich prächtig entwickelt."

    „Es fühlt sich so an, als würde sich in deiner Hose gerade ebenfalls etwas prächtig entwickeln."

    „Warte es ab, dann wirst du schon sehen, wie kompliziert es ist, sich mit einer zeitverschobenen Person auseinandersetzen zu müssen. Warum genießt du die Vergangenheit nicht einfach so, wie sie war?"

    „Und dir den ganzen Spaß überlassen? Wieder in einem See aus Zweifeln zu ertrinken? Wieder die ständige Angst vor meinem Vater, dem General, haben zu müssen? Das möchte ich im Moment wirklich nicht. Du kannst mir glauben, ich bin schon häufig zurückgekehrt und habe unsere damaligen Ereignisse ohne das Wissen um meine Gegenwart so erlebt, wie sie waren. Weil jede Sekunde mit dir in jenem – diesem – Sommer wie ein Diamant in einem langen Kollier ist. Oder war. Ach, zum Teufel."

    „Lass es gut sein. Ich weiß, wie komplex das ist, und du bist bestimmt nicht gekommen, um physikalisch-philosophische Gespräche zu führen?"

    Plötzlich zeigte sein Gesicht einen übertrieben gespielten Ausdruck der Unsicherheit.

    „Oder etwa doch?"

    Ich lachte.

    „Nein, du Spinner."

    Alain zog mich langsam in Richtung der roten Weichbodenmatte, die einsam in der Mitte des großen Saals lag.

    „Wenn es sich nicht um Gespräche han..."

    Alain verschwand. Das heißt, er sah aus wie ein halbtransparentes Negativbild seiner selbst. Die Kraft, mit der er mich an meiner Hose zog, ließ nach, die Sessel, der Schachtisch, die Zeitungsstapel und der Ankleidespiegel verschwanden ebenfalls zum Teil und tauchten doppelt auf. Der ganze Saal schien irgendwie zu zittern. Ich spürte einen kurzen Druck an meiner Stirn, so, als hätte mich dort ein Tennisball getroffen. Das alles geschah in einem Sekundenbruchteil, begleitet von einem Geräusch zerreißender elektrostatischer Entladungen.

    „...delt, kann ich mir schon denken, was du willst."

    Ich musste schlagartig blass geworden sein, denn Alain sah mich plötzlich besorgt an.

    „Was ist los, Julian? Doch noch schüchtern?"

    „Das ist es nicht. Hast du das gerade nicht mitbekommen?"

    „Was denn?"

    „Ich weiß auch nicht. Für einen Moment gab es, ... eine Art ... Erschütterung, oder so etwas."

    „Ich sehe das mal als Lob an."

    „So meine ich das nicht. Wie soll ich das erklären? Du warst für einen Augenblick fast unsichtbar. Weißt du, wovon ich rede?"

    „Nein. Ist mir jedenfalls nie passiert."

    „Seltsam."

    „Seltsam genug, um dich von deinem eigentlichen Vorhaben abzubringen?"

    Zögern.

    „Nöö. Aber nicht auf der Matte."

    „Wo dann?"

    Noch leicht verwirrt, ging ich zu einem der offenen Fenster, durch die man auf den prächtigen Rosengarten blicken konnte, der drei Stockwerke unter uns lag. Alain folgte mir.

    „Hier?", fragte er interessiert.

    Statt zu antworten nahm ich ihn in die Arme. Wir streichelten und küssten uns lange und streiften dabei unsere Shorts ab. Ich wollte ihm Zeit geben, schließlich war es für ihn jetzt das erste Mal, dass wir uns liebten. Schon merkwürdig, bedenkt man, wie oft ich schon mit ihm geschlafen hatte. Nackt pressten wir unsere Körper etwas fester aneinander. Eine leichte Sommerbrise strich – gleich unseren Fingerspitzen – zärtlich über unsere Leiber und trug dabei den süßen Duft der Rosen mit sich.

    „Ich möchte, dass wir springen."

    Alain sah mich mit einer Mischung aus Überraschung und belehrender Miene an.

    „Das verstehst du unter Sex? Was habe ich nur falsch gemacht? Dir müsste eigentlich klar sein, dass du dich hier, im Gegensatz zu mir, verletzen kannst. In dieser Zeit kannst du dich noch nicht regenerieren."

    Ich strich ihm ein paar seiner langen, glänzenden Haare aus dem Gesicht.

    „Ich weiß, und das habe ich auch nicht vor."

    „Sondern?"

    „Ich möchte, dass du eine bestimmte Region der Raumzeit verlangsamst."

    „Meinst du uns, beim Fallen? Das bringt nichts. Wenn ich unseren Sturz verlangsame, werden wir keinen Unterschied feststellen können."

    „Du sollst auch nicht unsere Zeit dehnen, sondern die der Luftmoleküle unter uns."

    Alain überlegte kurz.

    „Aha, ich verstehe. Du bist ja ein ganz Schlauer geworden."

    „War ich schon immer."

    „Wenn ich die Raumzeit der Luft unter uns verlangsame, wird sie dickflüssiger als Wasser."

    „Stimmt. Die Gasmoleküle lassen sich dann nicht mehr so schnell verdrängen. Wir würden wie auf Wolken nach unten gleiten. Aber du musst darauf achten, dass das Zeitfeld nur den Raum unter uns betrifft, sonst ersticke ich."

    Alain brachte seine Vorfreude durch ein erneutes, göttergleiches Lächeln zum Ausdruck.

    „Du gerissener Hund. Warum bin ich nie auf diese Idee gekommen?"

    „Weil ich nun mal klüger bin. Und scharf auf dich."

    „Das musst du mir erst beweisen. Beides."

    Ohne zu zögern packte er mich an der Schulter und schubste mich durch das offene Fenster. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass Alain zumindest einen kurzen Moment der Konzentration benötigen würde, daher stieß ich einen abgehackten Schrei aus Überraschung und Angst aus. Ich riss meinen Kopf herum, so dass ich die Bäume und Rosensträucher auf mich zurasen sah. Obgleich sich alles in Sekunden abspielte, erschien es mir viel länger. Das war’s, dachte ich, dann erschien der kleine, braunweiße Fleck unter einem der Büsche. Dina. An diesem Tag hatte ich meine Katze das erste Mal gesehen.

    Da ich in meiner Panik jedes Detail um mich herum deutlicher und intensiver wahrnahm als normal, bemerkte ich gar nicht, dass mein Sturz mehr als anderthalb Stockwerke über dem Erdboden endete. Alain war plötzlich über mir, ich spürte seinen schweißnassen Körper an meiner Haut, seine Erektion an meiner Hüfte. Ein Blitz wohliger Wärme durchzuckte meinen Körper.

    „Es funktioniert, mein Großer, hauchte er mit einem fast diabolischen Lächeln. „Alles okay bei dir?

    „Klar, es ist fantastisch. Wie steht es mit dir?"

    Ich wusste, dass sein Enthusiasmus daher rührte, dass er es wieder geschafft hatte, mich in die Rolle des Unsicheren zu drängen. Er hatte abermals die Fäden in der Hand. Letztendlich machte mich aber gerade diese Situation so glücklich, denn so hatte ich ihn kennen – und lieben – gelernt.

    „Ich fühle mich prima! Deine Idee ist phantastisch."

    Das wollte ich ihm nicht ohne weiteres glauben. Es war deutlich, dass er sich sehr hatte anstrengen müssen, oder sogar immer noch anstrengen musste. Aber er genoss es. Und ich vertraute ihm. Ich vertraue Alain bis ans Ende der Zeit und ich weiß, wir werden sie erleben.

    Langsam griff er nach meinem Glied, das durch den Schock schlaff auf meinem Oberschenkel lag, und bewegte es zärtlich vor und zurück. Ich hatte den Sprung in einen Zeitabschnitt gewählt, an dem ich meine Schamhaare noch nicht wie die Alains rasiert hatte, aber das ließ sich nicht ändern, da diese temporale Periode für meine Idee, Sex in der Schwerelosigkeit zu haben, nun mal bestens geeignet gewesen war.

    Blut schoss in meinen Penis. Er wuchs zwischen Alains Fingern, während ich ein leichtes Prickeln an meinem Rücken spürte. Ein Effekt der verlangsamten Raumzeit unter uns; ein Gefühl, als würde man durch Wasser gleiten, aber auch wieder ganz anders. Unsere feuchten Zungen streichelten einander, sein nasser Körper glitt langsam über meinen. Wir drehten uns gemächlich, und als ich oben war, setzte ich mich aufrecht auf seine Brust. Ich spürte die sanfte Bewegung seiner Muskeln an meinen Schenkeln. Die Sommersonne ließ funkelnde Lichtspiele auf seiner verschwitzten Haut entstehen. Tief unter uns lag der Garten, erforscht von Schmetterlingen und Bienen. Ich sah für einen Moment auf, über die Kronen der Apfel- und Kirschbäume hinweg über die hohe Hecke und die mit stilvoll errichteten Wohnhäuser gesäumten, leichten Hänge Cape Orchids; genoss das Gefühl zu schweben und die gleichzeitige Berührung Alains nackten Körpers. Wir würden nie sterben und das Paradies sehen, sofern es existiert – aber was könnte paradiesischer sein als ein solcher Moment?

    Ich winkelte meine Beine, die in einer trägen Substanz schwammen, an und berührte mit meinen Füßen seine Pobacken, während ich meinen Körper auf seinem nach vorn bewegte, so dass er seine Lippen um mein steifes Glied schließen konnte. Die feuchtwarme Berührung ließ kleine tanzende Lichtpunkte vor dem stahlblauen Himmel entstehen.

    Pure Ekstase.

    Ich griff hinter mich und streichelte ihn zwischen seinen Beinen, fuhr mit den Fingern durch seine Pofalte und rieb sein stahlhartes Glied. Ein Lusttropfen vermengte sich mit dem Schweiß. Aus vollen Zügen nahm ich jetzt den süßen Duft der Rosen wahr, der für mich für alle Zeit untrennbar mit Alain verbunden sein würde.

    Irgendwie schaffte Alain es, dass wir uns nach einer Weile wieder drehten. Hier gab es kein wirkliches Oben oder Unten – wie im All war die Empfindung immer gleich, wider allen optischen Bezugspunkten. Er hob meine Unterschenkel über seine Schultern und näherte seine Hüfte meinen gespreizten Pobacken. Seine Schwanzspitze berührte mich.

    „Warte", sagte ich besorgt, aber mit nicht besonders viel Enthusiasmus. Ich wollte es so sehr.

    „Das ist schon okay, solltest du eigentlich wissen. Da das hier deine Reise ist, dürfen wir so weit gehen. Nichts wird sich ändern, wenn du wieder in deiner Zeit bist."

    Ich wusste es wirklich nicht. So weit war ich bei keinem meiner Sprünge je gegangen. Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ ich ihn gewähren und in mich eindringen. Entgegen seiner sonst so dominanten Art war er auch dieses Mal sehr vorsichtig und feinfühlig. Langsam bewegte er sich in mir, umfasste meinen linken Fußknöchel und leckte mir die nackte Sohle. Ein Gefühl, vergleichbar mit der Farbenpracht eines Regenbogens, durchflutete meinen Körper. Schon damals hast du gewusst, dass ich ein Fußfetischist bin. Meine Liebe zu ihm machte einen weiteren Quantensprung.

    Wir änderten noch mehrmals die Positionen. Während der gesamten Zeit senkten wir uns um höchstens vier bis fünf Fuß. Als wir eng umschlungen, uns gegenseitig befriedigend, zum Höhepunkt kamen, waren wir gerade zwischen dem ersten und dem zweiten Stock angekommen. Hoch genug, um zu bewundern, wie unser Sperma, das nicht an unseren Körpern hängen blieb, wie in der Schwerelosigkeit einer Raumkapsel langsam wabernd durch die Luft glitt.

    Wahre Erfüllung ist nichts anderes als das intime Zusammensein mit einem Menschen, den man abgöttisch liebt und dem man sein eigenes Leben absolut anvertraut.

    Nach dem wiederhallenden Echo der Ekstase stürzten wir ungebremst dem Erdboden entgegen. Blitzschnell drehte Alain uns, so dass ich auf seinem Körper zwischen den Rosensträuchern und dem Pfad aus Bruchsteinplatten aufschlug. Der Aufprall war heftig, presste mir die Luft aus den Lungen, aber den meisten Schaden nahm Alain. Ich hörte einige seine Knochen knacken und brechen. Ich selbst fing mir nur ein paar Schürfwunden an Ellenbogen und Kniescheiben ein.

    Dennoch lächelte er unter mir. Seine Zähne waren blutverschmiert. Schuldgefühle überkamen mich.

    „Kuck nicht so besorgt, mon ami. Du wirst ja wohl wissen, dass gleich wieder alles in Ordnung ist."

    „Schon. Aber ... dich so zu sehen ... es ist trotzdem ein Schock."

    „Du lebst noch nicht besonders lang in der Villa, richtig?"

    „Nein", log ich. Nach normaler Zeitrechnung waren es bereits fast zehn Jahre. Dennoch hatte ich nie allzu oft von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, in der Zeit zurück zu reisen und gemeinsame Momente zwischen Alain und mir so, wie sie waren, oder mit dem Wissen von heute, zu erleben. Besonders letzteres schien mir eigentlich nicht richtig.

    Eine wachsende Blutlache unter seinem Kopf färbte die braune Erde tiefschwarz, sickerte teilweise ein und wurde absorbiert.

    Symbiose. Mensch und Natur.

    Dennoch blickte ich ihn traurig an. Alain wirkte geschwächt, war verletzt. Seltsamerweise steigerte es meine Liebe zu ihm, auch wenn ich es niemals für möglich gehalten hätte, ihn noch mehr lieben zu können.

    Eine Bewegung wenige Fuß von uns entfernt lenkte uns ab. Neugierig, aber mit einer gewissen Vorsicht, näherte sich uns die Katze.

    „Dina", rief ich erfreut.

    „Du hast ihr einen Namen gegeben?"

    „Sie gehört jetzt mir. Sie vertreibt mir ein wenig die Einsamkeit, wenn ich ... wenn ich nicht zu dir zurückkomme."

    „Seltsam."

    „Was denn?"

    „Ach, nichts."

    Er sah mir tief in die Augen.

    „Hat es dir gefallen?"

    „Es war perfekt."

    „Schöner als die Tage und Nächte, bevor ich die Villa verlassen habe?"

    „Das kannst du nicht vergleichen antwortete ich unsicher. „Jedes Mal mit dir ist einmalig.

    „Das kommt mir irgendwie bekannt vor."

    „Es ist aber so."

    „Ich liebe dich, Julian."

    Donnerstag, 9. August 2007 – 17:03 Uhr

    Cape Orchid

    Allgemeine Raumzeit -

    Etwa eine Stunde normaler Zeitrechnung, nachdem ich auf Alains blutendem Körper gelegen hatte, kehrte ich in meine Zeit zurück. Nach unserem Apollo-Stunt waren wir im Rosengarten geblieben, hatten uns in das hohe Gras gesetzt und geredet.

    Gespräche dieser Art halfen mir, mein Schicksal und meine Existenz als das, was ich jetzt war, besser zu verstehen. Einst ein Mensch, nun ein Geschöpf, das nicht altert, das in perfekter Symbiose mit der Natur im Ganzen lebt, mit belebter und unbelebter Materie und – nicht zuletzt – mit der Zeit. Teil eines Wechselspiels zwischen Elementen, eingebunden in eine makellose Spirale ohne Anfang oder Ende. Als ich damals, im Sommer 1997, mit meinen Eltern nach Cape Orchid gezogen war und mich still und – na ja, unheimlich – in Alain, den Nachbarsjungen verliebt hatte, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, dass ich jetzt, zehn Jahre später, allein im Inneren einer lebendigen Villa hausen und nicht älter werden würde. Ich hätte es mir nicht nur nicht vorstellen können, ich hätte es schlicht und ergreifend nicht begriffen.

    Aber es ist nun einmal die Realität, und was diesen Begriff angeht, hat sich mein Horizont enorm erweitert.

    Natürlich war mir Alain damals seltsam vorgekommen, so frisch, so unkonventionell und so unkompliziert, aber auch, dass er allein in dieser riesigen Villa lebte. Die erstgenannten drei Gründe – abgesehen von mindestens Tausend  anderen – waren  die  Gründe,

    weshalb ich mich in ihn verliebt hatte, die vierte Eigenart war unwichtig und verschwamm in der typischen Blindheit der Verliebten. Außerdem war Alain stark und rettete mir letztendlich das Leben, als sämtliche bekannten – und vermutlich auch einige bislang unerforschte – Psychosen und Neurosen den General, von einem strengen, aber dennoch gerechten Vater, in ein amoklaufendes Monstrum verwandelt hatten, der mich und meine Mom töten wollte. Seine Raserei hatte begonnen, als er erfahren hatte, dass seine Frau andere Interessen als die seinen vertrat, und dass sein Sohn – ich – schwul war. Geendet hatte sie mit seinem Tod. Hier, auf diesem Grundstück, in dieser Villa.

    Danach hatte Alain den Kelch, die Fackel, die Bürde oder die einmalige Chance, sein Nachfolger zu werden, an mich weitergereicht. Seither wohne ich im Inneren dieser organischen Lebensform, die nach Außen hin wirkt, wie eine spätgotische Villa, die mich weder altern lässt, noch erlaubt, sie zu verlassen, die mich quasi unverwundbar macht, aber mich dennoch von allen anderen Menschen isoliert. Die mentale Energie aus meiner Liebe zu Alain bezogen hat und mich seither mit allem versorgt, was ich benötige. Und die mir gezeigt hat, dass Zeit keine konstante, lineare Bewegung ist, sondern ein dreidimensionales Gebilde ähnlich eines Raums, in dem wir uns relativ frei bewegen können. Dadurch kann ich in bestimmte Abschnitte meiner eigenen Vergangenheit reisen, ohne die Geschichte als solche zu verändern.

    Wenn meine Zeit in der Villa abgelaufen ist und sie ihren Lebenszyklus aufs Neue mit meinem Nachfolger beginnt, werde ich dank der Villa drei Mal existieren, wie Drillinge oder Klone. Einer von mir wird dort weitermachen, wo ich aufhörte, als ich die Symbiose mit der Villa eingegangen war. Einer wird ein cooles Leben mit

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