Nonbinär ist die Rettung: Ein Plädoyer für subversives Denken
Von Michael Ebmeyer
()
Über dieses E-Book
Mit der Genderdebatte kam das Nonbinäre auf die gesellschaftliche Tagesordnung, und sie brachte eine Emanzipationsbewegung hervor, die den einen Anlass für wüste Kontroversen bietet, den anderen Hoffnung auf einen sozialen Umbruch macht.
Um solche Hoffnungen geht es in Michael Ebmeyers rasantem Essay. Er nimmt die Genderdebatte zum Ausgangspunkt, von dem aus er das binäre Schema als Ordnungsprinzip grundlegend hinterfragt. Ebmeyer verknüpft dabei verschiedene Strategien für subversives Denken und Handeln: die Verfahren der Dekonstruktion auf erkenntnistheoretischer Ebene; die Abkehr vom Prinzip Herrschaft als politische Praxis; Feminismus und LGBTQ+-Bewegung als Modelle zur Erschütterung autoritärer Gewohnheiten.
Angesichts der akuten Bedrohung unserer Lebensgrundlagen wird deutlicher denn je: Wir hängen im binären Schema fest, müssen uns aber dringend bewegen. Wenn es eine Rettung gibt, dann ist sie nonbinär.
Ähnlich wie Nonbinär ist die Rettung
Ähnliche E-Books
Das therapeutische Kalifat: Meinungsdiktatur im Namen des Fortschritts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychoanalyse und Revolution: Kritische Psychologie für Befreiungsbewegungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReligion - Erfahrung oder Ideologie 1: Realität und Wirklichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMittlerer Weg modern: Die Zaubertüte der alternativen Philosophie und Konfliktlösung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWoke: Psychologie eines Kulturkampfs Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Nostalgie und Aufbruch: Von der Lust, die Welt zu gestalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeminism is for everyone!: Argumente für eine gleichberechtigte Gesellschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas UNkommunistische Manifest Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKursbuch 176: Ist Moral gut? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHypermoral: Die neue Lust an der Empörung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMythos Anarchokapitalismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Demokratie und du: Zukunft fraglich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegen Entmenschlichung: Eine philosophische Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHimmlisch frei: Warum wir wieder mehr Transzendenz brauchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRechts und Links: Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMoral 4.0 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandeln und Sein: Moralphilosophische Essays Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas parallele Universum: Verschwörungstheorien, Psychologie und rechte Politik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutschland. Ein Drehbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIntegrale Politik: Neue Politik für eine neue Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenken und Sein: Neue Essays Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreiheit: Wo unsere Freiheit beginnt und wer sie bedroht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende: Alternativen zu unserem jetzigen Gesellschaftssystem Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriede auf Erden - Vom Glauben zum Wissen: Gedanken über den realen Humanismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnterdrückung durch Beglückung: Eine liberale Revision der politischen Philosophie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMonströse Versprechen: Die Gender- und Technologie-Essays Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas homosexuelle Begehren: Nautilus Flugschrift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdheiten und Freundschaften: Essays Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Politik für Sie
Der Wohlstand der Nationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCancel Culture: Demokratie in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKognitive Kriegsführung: Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAntisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiderworte: Gedanken über Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSand Talk: Das Wissen der Aborigines und die Krisen der modernen Welt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Populismus: Das unerhörte Volk und seine Feinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFilmverrückter und Serienjunkie: Stars, Filme und Serien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGenderismus: Der Masterplan für die geschlechtslose Gesellschaft Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Das lange Sterben der Sowjetunion: Schicksalsjahre 1985-1999 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Zeitalter der Einsamkeit: Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas ist deutsch?: Elemente unserer Identität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeorge Friedman: Der Sturm vor der Ruhe: Amerikas Spaltung, die heraufziehende Krise und der folgende Triumph Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeine Macht der Moral!: Politik jenseits von Gut und Böse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiversität gestalten: Erfolgreiche Integration in Kommunen - Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Überfall - Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Antwort Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Fremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Trilaterale Kommission Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Krieg im Dunkeln: Die wahre Macht der Geheimdienste. Wie CIA, Mossad, MI6, BND und andere Nachrichtendienste die Welt regieren. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen2025 - Das Endspiel: oder Der Putsch von oben Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Alles, was Sie wissen sollten, Ihnen aber nie jemand erzählt hat Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Naher Osten 01: Themenzusammenfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrump: The Art of the Deal Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Diktatur der Demokraten: Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen: Vollständig überarbeitete Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur: Anleitung zum Selberdenken in verrückten Zeiten (aktualisierte Ausgabe) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Nonbinär ist die Rettung
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Nonbinär ist die Rettung - Michael Ebmeyer
Einleitung
Dieses Büchlein feiert das Nonbinäre, es verteidigt das Nonbinäre, es pocht auf das Nonbinäre – das, was sich in kein Entweder-oder zwängen lässt. Dabei will es eher kein Beitrag zur Genderdebatte sein. Falls es einer ist, dann vermutlich kein relevanter. Die Genderdebatte braucht dieses Büchlein nicht. Aber dieses Büchlein braucht die Genderdebatte.
Indem sie volle gesellschaftliche Anerkennung für Transpersonen, für queere und fluide Geschlechtsidentitäten einfordert, hat die Genderdebatte das Nonbinäre auf die gesellschaftliche Tagesordnung gesetzt. Sie hat es zum Gegenstand einer Emanzipationsbewegung gemacht, zum Anlass für schrille Kontroversen – und für Hoffnungen auf einen sozialen Umbruch.
Um solche Hoffnungen soll es in diesem Essay gehen. Zu einer Debatte beitragen will er nämlich durchaus. Zu einer Debatte, die zurzeit aus diversen Gründen auf das Reizthema Gender oder Geschlechtsidentitäten verengt wird: die Debatte über das binäre Schema. Über das Denken in Oppositionen, in Dichotomien, in festen Gegensatzpaaren. Frau/Mann, ja/nein, hell/dunkel, Tod/Leben, Sommer/Winter, gut/böse. All die Entweder-oder-Einteilungen, in die wir uns die Welt ordnen oder ordnen lassen. Grundlagen unserer Wahrnehmung, Leitplanken unseres Denkens. Lauter Selbstverständlichkeiten. Lauter Zwanghaftigkeiten.
Ich werde nicht behaupten, dass es diese Gegensätze nicht gebe. Vielmehr gibt es sie zu sehr. Gegensätze ziehen uns an. Ihre Dominanz in unserem Denken ist zugleich Voraussetzung für und Folge von Dominanz in einem viel weiteren Sinn: im Sinn des Prinzips vom Herrschen und Beherrschtwerden.
Das Denken in Oppositionen macht Hierarchien, wie wir sie gewohnt oder auch gründlich leid sind, erst möglich. So werden aus dem Gegensatz Mann/Frau ein »starkes« und ein »schwaches« Geschlecht gebaut, wird ein Muster von Herrschaft und Unterordnung gestrickt und ein paranoider Unterdrückungsapparat, bekannt als Patriarchat, errichtet.
Mit nicht immer so fatalen Folgen, aber in strukturell ähnlicher Weise werden Ansprüche auf Macht und Deutungshoheit auf fast jeder Ebene des menschlichen Miteinanders und seiner Überbauten erhoben. Sei es eine Aufteilung in Vorgesetzte und Untergebene im Erwerbsleben. Seien es Regierende und Regierte in der Politik. Sei es ein, wie auch immer umstrittenes, Oben und Unten in der Gesellschaft. Oder sei es Religion als Urform der Obrigkeitshörigkeit – die ausgerechnet in Diversitätsdebatten heute oft in Schutz genommen und unter dem Deckmantel der Identitätspolitik selbst in gewaltsam reaktionären Spielarten verhätschelt wird.
Das binäre Schema prägt und trägt die Zusammenhänge, in denen wir zu denken, zu sprechen und zu handeln gelernt haben. Es begründet, ein bisschen hochtrabend ausgedrückt, die Metaphysik, in der wir uns selbst verorten und in deren Gewand die Welt uns entgegenzutreten scheint. Das binäre Schema bildet den gängigen Rahmen für unsere Haltungen und Überzeugungen, für die meisten unserer Fixpunkte im Leben. Die Idee, dieses Schema in Frage zu stellen, ist dementsprechend alles andere als neu. Sie war nur in den letzten Jahrzehnten einmal mehr verdrängt oder wegsortiert worden. Bis die Genderdebatte sie wieder ausgemottet hat.
Ansätze zur Überwindung des Denkens in Gegensätzen gibt es wahrscheinlich ebenso lange, wie die Dominanz des Denkens in Gegensätzen schon wärt. Viele dieser Ansätze sind mystisch oder spirituell grundiert. Sie zielen darauf ab, den schmerzhaftesten aller Gegensätze, den von Leben und Tod, außer Kraft zu setzen. Ein höherer Bewusstseinszustand soll uns aus dem Entweder-Oder erlösen. Um solche Sehnsüchte wird es hier aber nicht gehen. Mein Essay möchte ganz von dieser Welt sein.
Dennoch wird er nicht so tun, als ließe sich das Nonbinäre als feste Größe behandeln. Die Gestalten, die es annimmt, sind wandelbar, fließend. Mal erscheint es als ein Raum, der sich zwischen Entweder und Oder öffnet und die Dichotomie verschwinden lässt. Mal tritt es als das vom binären Denken Verleugnete auf, dessen Anblick, und sei er noch so flüchtig, die Willkür einer herrschenden Ordnung zum Vorschein bringt. Das Nonbinäre verkündet selbst keine Herrschaft. Wenn es etwas verkündet, dann: Keine Herrschaft.
Einigen Raum werden in diesem Büchlein deshalb politische Versuche einnehmen, das binäre Schema zu sprengen. Die Absage an das Prinzip Herrschaft hat eine vielfältige und vielfach verteufelte ideologische Strömung hervorgebracht, die gerade in ihrer Ambivalenz inspirieren kann. Ich spreche von antiautoritären Bewegungen. Ich spreche vom Anarchismus als Wunschtraum und Experiment, als Schreckgespenst und Unwort. Zumindest für einige anarchistische Ansätze im Denken und im sozialen Handeln möchte ich eine Lanze brechen.
Eine weitere Variante von Vorstößen ins Jenseits von Entweder-oder spielt sich auf epistemologischer Ebene ab. Aus der Beobachtung heraus, dass keine unserer Gewissheiten fraglos ist, sondern jeglicher Anspruch auf absolute Autorität oder unhintergehbare Wahrheit nur gewaltsam durchgesetzt werden kann – womit die Autorität oder Wahrheit eben nicht absolut ist, weil sie in Relation zur Gewalt steht –, spross ein blühendes Theoriegestrüpp. Diese Verfahren wollten die unablässige Subversion, die unsere Bedürfnisse nach festem Halt durchkreuzt, nicht verleugnen, sondern sie zum Vorschein bringen und sie für eine neue Art des kritischen Denkens nutzen.
Ich habe die beiden letzten Sätze im Präteritum geschrieben, weil die besagten Methoden, meist zusammengefasst unter dem Schlagwort Dekonstruktion, im jungen 21. Jahrhundert aus der Mode kamen und auf eine Reihe mehr oder weniger verächtlicher Zerrbilder reduziert wurden. In Gestalt der Genderdebatte erleben sie zurzeit jedoch ein Revival. Das ist einer der Gründe, aus denen die Genderdebatte zwar nicht das Hauptthema dieses Essays ist, wohl aber sein Leitfaden. Sie hat die Fragen, um die es hier gehen soll, unter dem Teppich hervorgeholt.
Und es sind dringliche Fragen.