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New Haven Cult: Du gehörst zu uns. - (Dark) Romance
New Haven Cult: Du gehörst zu uns. - (Dark) Romance
New Haven Cult: Du gehörst zu uns. - (Dark) Romance
eBook247 Seiten3 Stunden

New Haven Cult: Du gehörst zu uns. - (Dark) Romance

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Über dieses E-Book

"Warte nicht, bis das Leben zu dir kommt! Komm zu uns, und lebe!"
Endlose, unberührte Natur. Eisige Kälte. Willkommen in Newhalen, Alaska! Hier regiert Ethan Hunter, der Kopf von New Haven, einer sektenähnlichen 200-Seelen-Gemeinde, die sich nach außen hin als naturliebende, friedliche Gemeinschaft präsentiert, in der jeder willkommen ist, der bisher seinen Platz in der Gesellschaft nicht gefunden hat.
Klingt das alles nicht zu schön, um wahr zu sein?
Mit allerlei Fragen im Gepäck, begibt sich Becky, die selbst unter den Traumata einer schweren Vergangenheit leidet, nach Newhalen, und droht dem charismatischen Anführer zu verfallen. Und das, obwohl sich immer mehr herauskristallisiert, dass Ethan nicht der ist, der er vorgibt zu sein ...

Infos:
- (Einsteigerfreundliche) Dark Romance Elemente
- Eindeutige Sprache und Szenen
- Weitere Infos und Triggerwarnungen im Buch oder unter TrisKhaylen.de!
- Geschichte in sich abgeschlossen
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum6. Apr. 2023
ISBN9783989113282
New Haven Cult: Du gehörst zu uns. - (Dark) Romance
Autor

Tris Khaylen

Tris mag gefährliche Männer, die sich die Frauen ihres Begehrens zur Not auch mit Gewalt nehmen, und starke Frauen, die sich nicht scheuen, ihren Charakter nach außen zu tragen. Eine brisante Mischung, die sie in Form von romantischen und erotischen Geschichten verarbeitet. Dark Romance ist und bleibt ihr liebstes Genre, mal seichter, mal härter, jedoch garantiert immer mit Happy End oder zumindest der Aussicht auf ein eben solches. Außerdem ist Tris seit mittlerweile gut 20 Jahren begeisterte Rollenspielerin, vor allem im Bereich Fantasy und Science-Fiction, weswegen sie dich in Zukunft gerne ebenfalls für fremde Welten und aufregende Wesen begeistern möchte. Keine Sorge. Wer sie kennt, der weiß, dass auch hier die erotische Komponente auf keinen Fall fehlen darf! Ansonsten, so munkelt man jedenfalls, ist Tris wirklich locker, lustig und ziemlich begeisterungsfähig. Sie freut sich über netten Kontakt zu ihren Leser/innen und ist auch auf Social Media aktiv um genau das zu ermöglichen. Hier freut man sich auch darüber, wenn Fehler gemeldet werden, die ggf. im Buch gefunden wurden, denn da Tris Selfpublisherin ist, die ihre Manuskripte privat korrekturlesen lässt, ist es immer möglich, dass etwas übersehen wird. Hinweise werden sehr gerne angenommen, gesammelt und bei der nächsten Auflage berücksichtigt. Homepage: www.TrisKhaylen.de Instagram: Autorin.TrisKhaylen

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    Buchvorschau

    New Haven Cult - Tris Khaylen

    Prolog

    Ethan

    „E- Es tut mir leid, verdammt! Bitte! Das ist doch Wahnsinn! Bitte, ich - !"

    Ich unterbreche das erbärmliche Gestammel des heulenden Mannes, der mir im Halbdunkel des kargen Raums ohne Tageslicht einen panischen Blick zuwirft, mit einem Tritt in seinen Rücken, der ihn vor Schmerz keuchend vornüber zu Boden gehen lässt.

    „Fuck!, krächzt er schwerfällig, stützt sich mühevoll auf seine Hände und spuckt eine Ladung Blut auf den Boden. „Du bist doch vollkommen irre!

    „Denkst du wirklich?" Ein kurzes, dunkles Lachen schließt sich meinen Worten an, während ich langsam zum anderen Ende des Raumes schreite und die Ärmel meines Hemdes nach oben schiebe. Ich greife nach dem Messer auf dem kleinen Tisch.

    Im weißen Licht der Lampe, die in der Ecke des Tisches steht und die einzige Lichtquelle des Raums darstellt, betrachte ich den Schimmer der frisch geschliffenen, silbernen Klinge. Ein Anblick, dem ich niemals überdrüssig werde.

    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie mein Besuch auf allen Vieren über den Boden kriecht und dabei versucht, so flach und lautlos wie möglich wie atmen. Wüsste ich nicht, dass dieser Idiot noch nie die hellste Kerze auf der Torte gewesen war, hätte ich in diesem Moment angenommen, die Panik wäre für seine Dummheit verantwortlich. Denn zu glauben, die Tür, die er gerade anstrebt, sei nicht abgeschlossen, ist mehr als naiv und lässt mich amüsiert schmunzeln. Noch mehr, als ich beobachte, wie er bereits daran scheitert, sich so weit aufzurichten, um die Türklinke mit seiner Hand überhaupt erreichen zu können.

    „Was soll das werden?", frage ich in vollkommen ruhigem Ton und verbanne beiläufig eine Haarsträhne aus meinen Augen.

    Ein heftiger Ruck geht durch den Körper meines alten Schulfreundes und sofort beginnt er abermals zu schluchzen und zu heulen. Nach einigen Tagen hier unten im kalten, kargen Bunker hat seine Kraft nachgelassen, körperlich wie mental. Ein furchtbarer Anblick, ohne Zweifel.

    Da keine Antwort auf meine Frage erfolgt, werfe ich einen Blick zu Chris, der sich bisher die ganze Zeit über vollkommen lautlos in einer dunklen Ecke des Raums aufgehalten hat und sich nun in Bewegung setzt, um unseren Besuch am Shirt zu packen, mit Gewalt auf die Beine und zurück zu seinem Stuhl in der Mitte des Raums zu zerren.

    Der arme Kerl zittert wie Espenlaub, das Blut unter seiner Nase teilweise verkrustet und etliche tiefrote Flecken verteilt auf seinem Kinn, Hals und Shirt.

    Ich seufze. „Ich hätte es mir auch anders gewünscht, wirklich, doch wir sind einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass die Welt ohne einen Wichser wie dich ein besserer Ort ist."

    „Was … Was soll das heißen? Ethan, ich war doch jung und dumm und -!", heult der leicht untersetzte, dickliche Kerl, den ich bereits seit Kindertagen kenne und schluchzt so erbärmlich, dass ich jeden Laut nur allzu gerne sofort mit Gewalt erstickt hätte.

    Ich hebe meine freie Hand. Sofort stockt mein Gegenüber. Chris verharrt schräg hinter ihm.

    „Ricky, hör zu., beginne ich in Seelenruhe. „Ich war wirklich angetan, als du nach unserem Klassentreffen so begeistert von der Idee warst, mich hier in Newhalen zu besuchen. Einfach mal eine Auszeit zu nehmen von all der Arbeit und dem Stress. Als ich dann jedoch meine Kontakte habe spielen lassen und hörte, dass du dich offenbar noch immer nicht geändert hast und dich mit Intrigen, Gewalt und Mobbing durchs Leben schummelst, dachte ich, ich tue der Welt und deinen Mitmenschen einen Gefallen, wenn ich dich nicht wieder auf sie loslasse.

    „Was?! Nein! NEIN! Ich -!"

    „Ricky! Ein kurzer Ausruf und augenblicklich kehrt abermals Ruhe ein. Ich nehme einen tiefen Atemzug. „Mein lieber Ricky. Du willst mir sagen, dass es nicht stimmt? Das alles?

    „Ich war jung und -!"

    „Nein, nein! Nicht das. Nicht die unzähligen Mitschüler von früher, die aufgrund deiner Schikane und deines Mobbings bis heute unter psychischen Problemen leiden. Nicht der Junge, den ihr damals mit vier Personen beinahe zu Tode geprügelt habt, weil er einige Kilo zu viel auf den Rippen hatte. Und es geht auch nicht um die beiden Mädchen, die wegen dir die Schule wechseln mussten und, nur zur Info, noch heute in Therapie sind. Über dreißig Jahre später."

    Ich schüttele den Kopf und gehe langsam um den Stuhl herum, immer wieder die Klinge meiner Waffe betrachtend, die sich bereits danach sehnt, durch das Fleisch des widerlichen Menschen zu schneiden, der gerade von Chris an den Schultern gepackt und festgehalten wird, während er sich schniefend und schluchzend unter dem festen Griff windet wie ein panisches Tier.

    „Hör ihm zu!", spricht Chris in festem Ton vollkommen neutraler Miene.

    „Ja, hör mir zu., fahre ich in Ruhe fort und gehe mit langsamen Schritten weiter. „2012. Ein Städtetrip nach New York. Partys, Alkohol, Frauen. Nur, dass die Frauen offenbar nicht sonderlich interessiert an dir waren, was dich dazu bewogen hat, einer von ihnen etwas in ihren Drink zu mischen und sie schließlich in kaum zurechnungsfähigem Zustand auf dem Klo der Bar zu ficken. Recht armselig, wie ich finde. Ich spucke vor Ricky auf den Boden und bringe ihn allein mit dieser kleinen Geste dazu, einen erschrockenen Laut auszustoßen.

    „Ich -!"

    Ich hole aus und bringe ihn mit einem kraftvollen Schlag meiner Faust zum Schweigen. Sein Kiefer knackt. Oder ist es seine Nase? Blut tropft zu Boden, als er seinen Oberkörper nach vorn beugt und hustet.

    „In den beiden darauffolgenden Jahren jeweils ein ähnliches Spiel. Einmal in Miami, einmal in unserer schönen Heimatstadt Portland., spreche ich in so ruhigem Ton weiter, dass ich mich für einen Moment über mich selbst wundere. „Unzählige Mitarbeiter deiner Firma, die durch deine Intrigen ihren Job aufgegeben oder verloren haben. Rosenkriege mit beiden deiner Exfrauen, die du unzählige Male belogen, betrogen und um Unmengen an Geld gebracht hast, das du für Luxus, Nutten und Partys ausgegeben hast. Wie zum Teufel schafft es ein erbärmlicher Wichser wie du, nachts noch ruhig zu schlafen?

    Leider ist Ricky mittlerweile nicht mehr in der Lage, auf meine Worte zu antworten, denn ich fürchte, dass er jeden Moment an seinem eigenen Rotz erstickt. Hinter ihm innegehalten, Chris direkt neben mir, greife ich in sein Haar und reiße seinen Kopf mit einem gewaltsamen Ruck nach hinten, sodass ich gleichzeitig auch seinen Oberkörper zurück in eine aufrechte Position zwinge.

    „Lösch dieses Arschloch endlich aus!", knurrt Chris und wirft mir einen Blick zu, den ich knapp aus den Augenwinkeln erwidere und nicke.

    „N-N-Nein! Nein, das könnt ihr nicht … !, schluchzt Ricky und stemmt sich merklich gegen den Griff in seinem Haar, den ich daraufhin jedoch nur intensiviere und ihn damit zum Wimmern bringe. „W-Wenn ihr das tut, dann … dann seid ihr doch noch viel schlimmer als ich!

    „Nein. Wir schaden niemandem. Wir helfen. Ich helfe. Jedem Menschen, der unter dir leidet. Der Welt. Die Welt ist ein besserer Ort ohne dich. Ich tue deinen Mitmenschen und der Welt also nur einen Gefallen. Ich entferne diejenigen ohne Mehrwert für ihre Mitmenschen und den Planeten."

    „BITTE NICHT! BITTE!, kreischt Ricky nun panisch und windet sich wie ein Wurm. Ohne Erfolg. „W-w-was, wenn ich euch beitrete? Mich anschließe!? BITTE! Ich … ich kann ein besserer Mensch werden! SCHEIßE!

    Mit einem Ruck ziehe ich seinen Kopf noch weiter zurück und entblöße seine Kehle. Er schluckt und zittert am ganzen Körper. Hat er erbärmliche Idiot sich gerade eingepisst?

    Langsam führe ich die Klinge direkt an seine Kehle und beuge mich vor, bis meine Lippen beinahe sein Ohr berühren.

    „Danke für deinen Besuch, alter Freund. Es war mir eine Ehre."

    Kapitel 1

    Becky

    Durchaus konnte ich behaupten, bereits einiges von der Welt gesehen zu haben, doch nichts war vergleichbar mit der Natur Alaskas. Hohe Berge, endloses Grün und Wasser, so klar, dass mir in diesem Augenblick bewusst wurde, dass die Bilder, die ich zuvor gesehen hatte, möglicherweise tatsächlich gar nicht nachbearbeitet worden waren, sondern schlicht der Realität entsprachen. Erstaunlich und wunderschön! Frische, kalte Luft füllte meine Lungen und ließ mich für einige Sekunden genießend die Augen schließen, kaum dass der Fahrer, der mich vom nahegelegenen, kleinen Airport abgeholt und hergebracht hatte, auf der ansonsten vollkommen leeren Straße gewendet und wieder davongefahren war.

    „Miss Davis?"

    Die Stimme, die mich aus Gedanken riss, gehörte zu einem Mann Mitte vierzig, der mit großen Schritten in meine Richtung kam und mir mit einem breiten Lächeln die Hand entgegenstreckte. Gekleidet in eine graue Jeans und eine marineblaue Funktionsjacke, die seiner Augenfarbe erstaunlich ähnlich war, machte er einen sympathischen, legeren Eindruck und steckte mich mit seiner offenen Art automatisch an.

    Meine Mundwinkel hoben sich ganz automatisch. „Ja, das bin ich. Aber Rebecca ist mir lieber."

    Ich schüttelte seine Hand. So warm, im Gegensatz zu meinen Fingern, die sich bei den kalten Temperaturen hier bereits nach wenigen Minuten anfühlten wie Eisklumpen. Ein kräftiger Händedruck, passend zu dem ersten Eindruck, der sich mir bot. Groß, breitschultrig, blond, mit sauber gestutzten Bartstoppeln. Ein schöner Mann, ganz ohne Frage. Schön, wie sein charmantes Lächeln und die strahlenden Augen.

    „Becky also., zwinkerte er und griff nach meinem Koffer, dem einzigen Gepäckstück, das ich mitgebracht hatte. „Ich bin Christian Wright. Oder einfach nur Chris, so wie mich alle hier nennen. Der Typ, mit dem du den Emailverkehr geführt hast.

    „Freut mich, Chris. Vielen Dank, dass es so schnell und unkompliziert geklappt hat. Ich folgte ihm auf dem Fuße, als er sich in Bewegung setzte und den Koffer, glücklicherweise mit Rollen, hinter sich herzog. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht erwartet, so selbstverständlich und offen empfangen zu werden.

    Chris stieß ein kurzes Lachen aus. „Der Klassiker. Leute denken seltsame Dinge von uns. Den Kopf in meine Richtung geneigt, erkannte ich sein knappes Schmunzeln. „Aber grundsätzlich ist hier jeder willkommen. Egal ob für eine Auszeit oder für eine Nacht und Nebel Aktion, um vermeintliche Geheimnisse und Machenschaften unserer fragwürdigen Sekte aufzudecken … die wir nicht sind, wie ich an dieser Stelle sofort anmerken möchte! Der Humor in seiner Stimme war nicht zu überhören.

    „Kommt es denn häufig vor, dass Journalisten wie ich oder Leute, die denken, sie könnten eine große Sache aufdecken, hierher kommen?", hakte ich interessiert nach und schob mir eine Strähne meiner langen Locken hinters Ohr, während ich die wenigen Häuser hier nahe des Flussufers betrachtete, die kaum mehr als zweihundert Menschen insgesamt beherbergten.

    „Na ja, oft wäre das falsche Wort. Aber hin und wieder, ja. Wir hatten hier bereits einige, seltsame Gestalten zu Besuch, das kann man nicht abstreiten. Und bevor du fragst: Nein, bisher hat niemand irgendetwas Seltsames oder gar Furchtbares herausgefunden."

    Plötzlich war mir meine Nachfrage furchtbar peinlich und ich konnte nur hoffen, dass Chris sich nicht ausgerechnet jetzt zu mir wandte, denn dann hätte er bemerkt, wie sehr ich errötete. Das war auch der Grund dafür, dass ich für den Moment einfach still blieb, mich räusperte und meinen Blick bewusst von ihm abwandte.

    Verdammt, ich war gerade erst in Newhalen angekommen und erweckte sicher bereits jetzt den Eindruck, mich in genau die Riege jener Personen einzureihen, die herkamen, um Informationen über eine kaum bekannte Sekte ans Tageslicht zu bringen. Sekte … oder was auch immer das hier sein mochte.

    Kaum hundert Meter weiter hielt Chris inne und deutete mit seiner freien Hand auf ein kleines Haus, etwas abseits aller anderen, direkt am Fluss. Ein hübscher, kleiner Bungalow auf den ersten Blick, der allerdings kaum mehr als drei Zimmer groß sein konnte.

    „Da wären wir. Die Tür ist offen, der Schlüssel steckt von innen. Mach es dir gemütlich und fühl dich ganz wie zuhause."

    Erneut setzte er sich in Bewegung und deutete mir, ihm zu folgen. Wir passierten einen unscheinbaren, kleinen Vorgarten rechts und links der schlichten aber scheinbar frisch gestrichenen, hellen Eingangstür.

    Im Grunde unterschieden sich die wenigen Häuser hier in Newhalen nur marginal. Einige größer, andere etwas kleiner, jedoch alle schlicht, wenngleich in einwandfreiem, ja optisch gar neuwertigem Zustand. Kaum mehr als eine Hauptstraße und zwei, drei kleine Seitenstraßen machten den Ort hier am Wasser aus, der unter anderem für seinen Fischfang bekannt war. Entsprechend lagen reichlich Boote am Ufer des breiten Flusses, darunter allerdings auch größere, neuwertige Modelle, die ich auf den ersten Blick eher mit einem Ferienort in Verbindung gebracht hätte. Boote, die darauf schließen ließen, dass es sich eher um Luxus als um Praktik handelte.

    Ein Blick in die Ferne, von der Haustür meines temporären Zuhauses aus, eröffnete mir ein Bilderbuchpanorama auf hohe Berge und Hügel, die momentan teils wundervoll grün, teil allerdings, gerade in höheren Lagen, auch schneebedeckt waren. Ein Anblick, den ich bereits auf der Reise hierher immer wieder staunend genossen hatte. Natur so weit das Auge reichte. Unberührt. Friedlich. Beinahe magisch. Kein Vergleich zu meiner Wahlheimat Seattle. Kein Wunder also, dass ich, je näher ich meinem Ziel gekommen war, immer wieder hatte feststellen können, wie mich der Anblick der endlosen Landschaften in ihren Bann zog und alles andere, was mich sonst so sehr belastete, fast vergessen ließ.

    Chis stellte meinen Koffer direkt im Eingangsbereich ab und wandte sich mit einem erneut außerordentlich offenen Lächeln zu mir, während er eine Hand in seiner Jackentasche vergrub. „Ich gebe Ethan dann Bescheid, dass du gut angekommen bist. Er erwartet dich heute Abend um neunzehn Uhr zum Essen bei sich zuhause und wird sicher all deine Fragen beantworten."

    Ich nickte. „Vielen Dank. Aber wo finde ich sein Haus?"

    „Einfach die Straße links runter. Das letzte Haus der Straße. Hausnummer dreiunddreißig, direkt am Wasser. Du kannst es nicht verfehlen. Er griff mit seiner freien Hand nach der Türklinke und deutete mit einem humorvollen Schmunzeln eine knappe Verbeugung an. „Ein paar wichtige Telefonnummern, die du jederzeit nutzen kannst, findest du in der Küche unter dem Tresen. Ansonsten, komm erstmal in Ruhe an. Bis dann!

    Ich nahm einen tiefen Atemzug. Wow. Ich war tatsächlich hier. Newhalen, Alaska. Mitten im Nirgendwo. Am Ende der Welt. Würde ich mich nun spontan entscheiden, wieder gehen zu wollen, wäre es ohne erheblichen Aufwand und Mehrkosten schlichtweg unmöglich.

    Ich war heilfroh gewesen, dass Chris, der hier wohl für die Besucher zuständig war, die Anreise für mich bis ins kleinste Detail geplant und umgesetzt hatte. Wenngleich ich, beziehungsweise meine Arbeitgeberin, für die Kosten natürlich hatte aufkommen müssen, war die Anreise jedoch trotz der Länge und Umstände vollkommen problemlos verlaufen. Doch einen Fahrer oder einen Piloten aufzutreiben, der mich von jetzt auf gleich wieder in die Zivilisation bringen könnte, würde ich das denn wollen, wäre im Fall der Fälle sicher nicht ganz ohne. Mein Aufenthalt war auf genau sieben Tage festgesetzt und die Rückreise ebenso durchgeplant, wie bereits die Hinreise es gewesen war.

    Meinen Mantel abgelegt, sah ich mich neugierig in meinem neuen Heim um. Der Geruch von frischer Farbe lag in der Luft. Nicht penetrant, was mich vermuten ließ, dass die Renovierungsarbeiten bereits mehrere Tage her sein mussten, aber dennoch merklich.

    Alles war rustikal, aber hell. Helles Holz prägte die gesamte Inneneinrichtung, von Schränken und Anrichten, über einige der Wände, bis hin zum großzügigen Doppelbett im Schlafzimmer, das mit unauffälliger, hellblauer, aber überaus flauschiger, Bettwäsche bezogen war. Die beiden Fenster an der Wand rechts neben dem Bett boten einen atemberaubenden Blick direkt aufs Wasser und zu einem kleinen Waldstück auf der anderen Seite des Ufers. Ein Anblick, wie man ihn sonst nur auf Bildern bestaunen konnte.

    Insgesamt bestand mein Domizil tatsächlich aus genau drei Räumen. Der Küche, die gleichzeitig auch einen kleinen Wohnbereich mit Essecke bot, dem Schlafzimmer und dem Badezimmer. Es war gemütlich. Sehr gemütlich sogar und ich musste mir eingestehen, mich bereits nach dem ersten, kleinen Rundgang wirklich wohlzufühlen. Alles war sauber, wirkte neu und in der Küche war sowohl der Kühlschrank, als auch der Küchenschrank darüber, mit allerlei Getränken und teils lange haltbaren Snacks gefüllt.

    Wenngleich ich sicher war, irgendwo hier im Ort einkaufen gehen zu können, war ich angenehm überrascht über die Gastfreundschaft und die Tatsache, wie man sich hier mit absoluter Selbstverständlichkeit um fremde Personen kümmerte. Außerdem gab es alle nötigen elektronischen Küchengeräte, wobei sogar Kaffee und eine kleine Auswahl verschiedener Teesorten nicht zu kurz kamen. Mit allem, was ich hier vorfand, hätte ich bereits locker mehrere Tage lang vollwertige Mahlzeiten zubereiten können.

    Tatsächlich fand ich unter dem Küchentresen, auf dem sich auch ein Telefon mit Festnetzanschluss befand, einen Ausdruck mit mehreren Telefonnummern. Darunter auch die Telefonnummer von Chris, dem Communitymanager, einem Mann namens Oliver, einem Handwerker und Elektriker, und Ethan Hunter, dem Mann hinter dem Projekt, das mich so sehr interessierte. New Haven.

    New Haven. Ich kam nicht umher, mir eingestehen zu müssen, dass der Name in Anbetracht des Ortes, an dem ich mich hier befand, gar nicht mehr allzu seltsam klang. Was genau aber hinter dem Namen der Gemeinschaft steckte, würde man mir heute Abend hoffentlich genauer erklären, denn all meine Recherchen, mit denen ich bisher mehr Details hatte ans Tageslicht bringen wollen, waren irgendwann ins Leere gelaufen. Selbst das angeblich allwissende Internet gab nur spärliche Informationen über New

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