Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber: 20 Pilze für Küche und Hausapotheke. Immunstärkend, antibakteriell und zellschützend
Von Gerit Fischer
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Über dieses E-Book
Das Wissen um die heilende Kraft der Pilze aus heimischen Wäldern, Wiesen und Gärten wird erst seit Kurzem sowohl von der Volksheilkunde als auch von der medizinischen Forschung wiederentdeckt. Für interessierte Laien, aber auch für routinierte Pilzsammler eröffnen sich erstaunliche Möglichkeiten, weniger bekannte Arten ins Repertoire aufzunehmen oder beliebte Speisepilze von einer ganz neuen Seite kennenzulernen.
Der Kompakt-Ratgeber versteht sich als Bestimmungs-, Koch- und Heilmittelbuch in einem. Er behandelt den gesamten Prozess der Verwendung heimischer Pilze: vom Auffinden und Sammeln über Eigenarten und Zubereitung bis hin zur gezielten Krankheitsvorbeugung und volksheilkundlichen Behandlung zahlreicher Leiden.
- Von Austernpilz bis Zunderschwamm - 20 heimische Pilzarten im Porträt
- Zahlreiche Rezepte und Anleitungen für die Verarbeitung und Herstellung von Ölen, Salben, Tees, Tinkturen
- Hilfreiche Hinweise zum sicheren Sammeln, wertvolle Informationen zu den Inhaltsstoffen und praktische Anwendungsempfehlungen
Gerit Fischer
Gerit Fischer, geb. 1972, ist Ernährungswissenschaftlerin und Mykomolekulare Fachberaterin. Sie arbeitet als Referentin, Autorin und freie Journalistin mit Schwerpunkt nachhaltige Ernährung und Klima. Seit über zehn Jahren ist sie auf "Essen zum Selbersammeln" spezialisiert und bildet sich zum Thema "medizinisch wirksame Pilze" laufend weiter. Sie lebt in Gablitz im österreichischen Wienerwald, wo sie Vorträge und Exkursionen anbietet. Im eigenen Blog und für verschiedene Zeitschriften schreibt sie über Ernährungs- und Umweltthemen.
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Rezensionen für Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber
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Buchvorschau
Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber - Gerit Fischer
Im Reich der Pilze
Sie sind wunderschön, bizarr, heilkräftig, nahrhaft oder auch giftig – und im ökologischen Sinn lebenswichtig für alles Leben auf der Erde. Willkommen in der beeindruckenden Welt der Pilze!
Faszinierende Lebewesen
Pilze werden landläufig nur nach ihrem Speisewert beurteilt. Dabei ist ihre Bedeutung für unser Leben unermesslich: Ohne Pilze wäre die Welt nicht so, wie wir sie kennen. Experten sind sogar überzeugt, dass die Erde mit Pilzen gerettet und von Umweltschäden geheilt werden kann. Pilze könnten in Zukunft der Schlüssel zu einer lebenswerten Welt sein. Sie wachsen im Verborgenen, denn was wir sehen, sind nur ihre Fruchtkörper; der Pilz selbst lebt unter der Erde oder im Inneren der Äste und Baumstämme. Im Wald wie in unserem Denken führen sie ein Schattendasein. Die meisten zählen zu den »forgotten species« und sind das Gegenteil von »showy species« wie Orchideen oder Papageien. Sie können also ein bisschen Fürsprache gut gebrauchen.
Pilze enthalten Substanzen, die in keiner Pflanze vorkommen und von unserem Organismus gut »verstanden« werden. Sie wirken z. B. äußerst zuverlässig auf das Immunsystem.
Wie bei Kräutern gibt es auch bei den Pilzen legendäre Heiler und kleine Helferlein. Nicht immer findet man einen Tausendsassa. Doch besonders in der kalten Jahreszeit freut man sich über jeden brauchbaren Fund, und sei es »nur« ein Stärkungsmittel. Und als wären die Freude über einen interessanten Pilz und die Aussicht auf ein Heilmittel nicht schon Anreiz genug, holt uns das Sammeln und das Hantieren mit den Pilzen wieder auf den Boden zurück, lässt es uns die Hektik des Alltags überwinden und verbindet uns mit unseren Wurzeln als Geschöpfe der Natur.
Pilze sind keine Pflanzen
Entwicklungsgeschichtlich stehen Pilze den Tieren (also auch uns Menschen) sogar näher als den Pflanzen. Natürlich sind sie ganz anders als Tiere, dennoch haben sie viel mit uns gemeinsam: Sie bilden kein Chlorophyll, sondern ernähren sich von komplexer Materie, und wie wir auch verbrauchen sie Sauerstoff, anstatt ihn zu bilden. Ihre Zellwände bestehen nicht – wie die der Pflanzen – aus Cellulose, sondern aus Chitin, das sonst eigentlich nur in der Tierwelt vorkommt, z. B. im Außenskelett der Insekten.
Pilze scheinen – wie Pflanzen – sesshaft zu sein, doch auch das ist relativ: Ganz nach Bedarf wächst der Pilz mal dahin, mal dorthin – je nachdem, wo das Nährstoff- und Wasserangebot besser ist. Dazu muss man wissen: Pilze sind unsichtbar.
Ein Pilz lebt, vor den Blicken verborgen, im Boden, im Holz, in der Streuschicht oder in sonst einem organischen Substrat. Er besteht aus feinsten Fäden, den Hyphen, die das Substrat als dichtes Geflecht durchziehen. Dieses Geflecht heißt Mycel. Und hier teilt sich die Pilzwelt unserer Wälder in zwei Lager: Die einen wachsen »frei« im Boden, die anderen im Inneren von Baumstämmen, Ästen, Zapfen oder Blättern.
Mykorrhiza-Pilze – das Internet der Natur
Unter der Erde, gemeinsam mit den Wurzeln der Pflanzen, finden sich die bodenbewohnenden Pilze. Sie heißen Mykorrhiza-Pilze und leben in Symbiose mit Pflanzen. Beide Partner profitieren von der engen Verflechtung von Pilzmycel und Pflanzenwurzel. Der Pilz kann ohne die Pflanze keine Fruchtkörper bilden, und auch die Pflanze zeigt ohne einen Pilzpartner nur kümmerlichen Wuchs. Über 90 Prozent aller Landpflanzen leben mit Pilzen in Symbiose.
Die Hyphen der Pilze dringen sogar in die Wurzelzellen ein. Die Pflanze lässt dies zu, denn der Pilz dient ihr als Erweiterung des Wurzelstocks und versorgt sie mit einem Vielfachen an Wasser, Stickstoff und anderen Elementen. Dafür bekommt der Pilz von der Pflanze einen Teil der Fotosyntheseprodukte ab.
Der größte Teil eines Pilzes ist in der Regel nicht sichtbar.
Gerade für Bäume stellen Pilze in Dürrezeiten ein großes Wasserreservoir dar, sie sind somit ein wichtiger Überlebensfaktor für Wälder im Klimawandel. Beispiele für Mykorrhiza-Pilze sind der Herrenpilz, der Edelreizker, der Fliegenpilz und der Pfifferling.
Die Mycelien der Mykorrhiza-Pilze sind eng miteinander verwachsen und verbinden auch die Bäume untereinander, und zwar über Kilometer hinweg. Mittlerweile spricht man vom »Internet der Natur« oder vom »wood wide web«: Hier werden nicht nur Wasser und Nährstoffe, sondern auch Signalstoffe und ganz konkrete Informationen transportiert. Wie Glasfaserkabel übermitteln Pilze von einem Baum zum anderen Botschaften wie: Achtung, Schädlinge! Mach dich bitter!
Und nach und nach beginnen die umstehenden Bäume, vermehrt Bitterstoffe in die Blätter einzulagern, und schon sind beispielsweise die Raupen in ihre Grenzen verwiesen.
Die Bäume zahlen dafür einen hohen Preis: Bis zu einem Drittel ihrer Zuckerproduktion aus der Fotosynthese müssen sie den Pilzen überlassen. Doch hat der Wald seine eigene Zeit, und so läuft die Signalübertragung recht gemütlich mit etwa einem Zentimeter pro Sekunde. Und wenn die Bäume vom Frühling über den Sommer bis in den Herbst hinein fortwährend Nährstoffe angesammelt haben, von denen die Pilze reichlich abbekommen, setzen Letztere endlich auch »Früchte« an und bilden ihre meist oberirdisch sichtbaren Fruchtkörper.
Destruenten – die Recycling-Brigade
Zersetzer (Destruenten) heißt die andere Art, denn sie bringt keinem Baum etwas. Ganz im Gegenteil nisten sich diese Pilze in schwächelnden oder abgestorbenen Gehölzen ein und treiben deren Zerfall voran. Damit beschleunigen sie das Recycling, den Stoffkreislauf des Waldes. Das können nur Pilze. Ohne sie würden alle abgestorbenen Bäume und Sträucher einfach im Wald liegen bleiben, sodass irgendwann einfach kein Durchkommen mehr wäre. Die organische Materie würde nie mehr dem Boden zugeführt werden, und die Pflanzen hätten keine weitere Lebensgrundlage. Die Pilze aber machen Bäume zu Humus, um neues Leben zu nähren. Sie bilden so gesehen die Schnittstelle zwischen Leben und Tod.
Um Holz überhaupt verdauen zu können, sind entsprechende Enzyme nötig, die nur von Pilzen produziert werden. Dennoch stehen auch diese Pilze uns Menschen näher als dem Baum, auf dem sie wachsen.
Die »Schwammerl« sind die Früchte, korrekt Fruchtkörper der Pilze. Ihre Aufgabe ist die Erschließung neuer Standorte. Der Pilz kann sich zwar auch mithilfe seiner Hyphen vergrößern und vermehren, doch Sporen können fliegen. Sie sind so winzig klein, dass man schon ein gutes Mikroskop braucht, um sie richtig sehen zu können. Wie der Pollenstaub windbestäubender Pflanzen können sie mit dem Wind auch größere Entfernungen überwinden.
Auch die Entstehung von sogenannten Hexenringen ist schnell erklärt: Die Fruchtkörper erscheinen an den Rändern des Mycels. Breitet sich das Mycel sternförmig aus, entsteht ein – mehr oder weniger runder – Kreis. Der Ring macht also die unterirdische Ausdehnung des Pilzmycels sichtbar.
Hexenring: Der Pilz lebt unter der Erde, an seinen Rändern bildet er die Fruchtkörper.
Die Superorganismen – Hoffnung der Zukunft
Derzeit sind 120 000 Pilzarten bekannt, man nimmt jedoch an, dass es insgesamt 1,5 Millionen Arten gibt. Damit existieren mehr Pilz- als Pflanzenarten auf der Welt. Im Waldboden leben mehr Pilze als Bakterien und Tiere zusammen. Pilze machen vermutlich 25 Prozent der gesamten Biomasse der Erde aus.
Sie verdauen nicht nur organische Materie, d. h. sie sind nicht nur Pflanzenfresser oder Fleischfresser, manche verdauen sogar Plastik. Oder Erdöl, das Böden kontaminiert. Der Fachbegriff ist »Soil Remediation«, Bodenheilung. Wie Algen im großen Stil Wasser entgiften, entgiften Pilze die Erde. In Tschernobyl »fressen« Pilze die radioaktive Strahlung im zerstörten Kernkraftwerk. Derzeit testet man bereits das Verhalten von Pilzen im Weltraum: Es wird untersucht, ob Speisepilze auch im All gedeihen. So könnten sie dereinst helfen, neue Planeten zu besiedeln.
GIGANTISCH!
Der weltgrößte Organismus ist ein Pilz: ein einziger Hallimasch, der in Oregon/USA 965 Hektar Boden – also eine Fläche von 1351 Fußballfeldern! – beherrscht und dort die Vegetation aktiv nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Er ist vermutlich 2400 Jahre alt und 600 Tonnen schwer.
Spezialfall Flechten
Flechten sind die Verschmelzung von Pflanze (manchmal auch Fotosynthesebakterien) und Pilz, eine Symbiose mit Einverleibung, eine freundliche Übernahme. Die Pflanze ist in diesem Fall eine Alge, die irgendwann in der Morgendämmerung der Erdgeschichte in die Zellen eines Pilzmycels eingedrungen ist und