Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Amphibienbademeister: Zweitberuf am naturnahen Gartenteich
Amphibienbademeister: Zweitberuf am naturnahen Gartenteich
Amphibienbademeister: Zweitberuf am naturnahen Gartenteich
eBook315 Seiten3 Stunden

Amphibienbademeister: Zweitberuf am naturnahen Gartenteich

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wie hole ich Frösche, Kröten, Molche und Unken in meinen Garten? Ein Teich ist nicht nur Blickfang, er kann auch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Angesichts von sinkendem Grundwasserspiegel und vermehrten Trockenperioden sind die heimischen Amphibien immer öfter auf diese Hilfe angewiesen.
Aber wo positioniere ich den Teich im Garten am besten? Welche Folie ist die richtige? Mit welchen Kosten habe ich zu rechnen? Wie sichere ich die Wasserversorgung? Welche Pflanzen sind geeignet? Welche Amphibienarten werden sich einstellen? Bringt der Teich auch Stechmücken in den Garten? Und welchen Einfluss hat er wirklich auf die Biodiversität? Ist er gut oder schlecht für unser Klima? Welche rechtlichen Bestimmungen muss ich beachten?
Auf all diese Fragen liefert das vorliegende Buch eine umfassende Antwort. Praxisnah und mit vielen Anekdoten bietet es einen kurzweiligen und informativen Zugang zum Amphibienteich im eigenen Garten. Es bringt nichts, wenn wir alle nur über die Klimakrise und den Artenschwund sprechen, wir haben es in der Hand, auch etwas dagegen zu tun, denn die großen Probleme unserer Zeit sind eigentlich viele kleine, und die lassen sich in vielen kleinen Schritten lösen. Die Erhaltung unserer Amphibien ist nicht nur einfacher als gedacht, mit dem richtigen Wissen macht sie auch noch Spaß.
In diesem Buch erfahren Sie alles, was es für die erfolgreiche Einrichtung einer "Amphibienbadeanstalt" braucht - und was man getrost weglassen kann, denn oft reicht es, wenn wir der Natur nicht im Weg stehen. Schließlich sind unsere Amphibien für Jahrmillionen ohne große Technik ausgekommen. Wir müssen nur bereit sein, einen Teil unseres Lebensraums mit ihnen zu teilen, dann revanchieren sie sich mit Wohlgefühl und guter Laune, denn Frösche, Kröten und Molche sind Unterhaltungstalente.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Juni 2023
ISBN9783757872342
Amphibienbademeister: Zweitberuf am naturnahen Gartenteich
Autor

Richard Rode

Richard Rode, geboren 1966, studierte Germanistik und lebt als Autor, Trainer und Programmierer in Wien und Kärnten.

Ähnlich wie Amphibienbademeister

Ähnliche E-Books

Gartenarbeit für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Amphibienbademeister

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Amphibienbademeister - Richard Rode

    Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben,

    Bewahret sie!

    Friedrich Schiller

    Für Mrs. Columbo, die mir manchmal ihren Garten borgt.

    Inhaltsverzeichnis

    Vorbemerkungen

    Vom Leben mit den Lurchen

    Die Berufswahl

    Ein Quereinstieg

    Zur Gliederung

    Datenschutz

    Die Badegäste

    Die ersten Landbewohner

    Die Metamorphose

    Artenbestimmung

    Artenüberblick

    Hybridformen

    Strategien der Fortpflanzung

    Der Nichtschwimmer

    Der Feuerbeständige

    Die Molche als Anpassungskünstler

    Die Lauten und die Leisen

    Die Zahlreiche

    Herzige Augen, schlechter Ruf

    Der Zugewanderte

    Der Gefangene im Glas

    Ernährung der Amphibien

    Das Große im Kleinen

    Klimawandel und Artenvielfalt

    C wie Klima

    Die Zahl der Arten

    Rechtliches

    Die Ramsar-Konvention

    Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

    Bauvorschriften

    Lärmschutz gegen Umweltschutz

    Die Amphibienbadeanstalt

    Die Wahl des Ortes

    Der Aushub

    Die Teichfolie

    Regen- oder Leitungswasser

    Teichrand und Kapillarwirkung

    Die Sache mit den Gelsen

    Frisches Wasser für den Teich

    Bepflanzung

    Wenn Blumen auf Besuch kommen

    Einsperren zwecklos

    Die Rohrkolbeninvasion

    Keine Angst vor Wasserlinsen

    Seerosen nicht in Weiß

    Platzanweisung

    Wartungsarbeiten am Teich

    Klares Wasser

    Der naturnahe Garten

    Der Badebetrieb

    Erste amphibische Besiedelung

    Pioniere

    Die einsame Kröte

    Eine Woche Kaltwasserpaarung

    Fische mit Füßen

    Ein amerikanischer Albtraum

    Probejahre

    Neuzugang Braunfrösche

    Die Fersenprobe

    Dreierlei Molche

    Wie Kröten sterben

    Sicher in der Gruppe

    Automatischer Frühjahrsputz

    Exponentialfunktionen im Gleichgewicht

    Vollbetrieb

    Saisonbeginn

    Was Froschlaich aushält

    Geduldige Kaulquappen

    Erdkrötenpaarung im August

    Die Balz der Molche

    Kleine Mängel

    Reich mir die Hand

    Händchenschema

    Schluckauf

    Einsam, männlich, laut

    Kleine graue Männchen

    Ganz der Papa

    Der erste Springfrosch

    Fressfeinde

    Stechmücke frisst Kröte

    Die Schönheit der Aliens

    Schwimmkäfer

    Die Königin

    Madame Voldemort und der magische Frosch

    Die Baderegeln

    Jobaussichten

    Ein Beruf mit Zukunft

    Das bedrohte Paradies

    Der Lurche Würde ist in eure Hand gegeben

    Anhang

    Dank

    Literatur- und Quellenangaben

    Register

    Vorbemerkungen

    Vom Leben mit den Lurchen

    Die Hauptrolle in diesem Buch spielt ein Gartenteich, den ich vor Jahren angelegt habe. Er ist acht Meter lang, und man kann darin schwimmen. Wenn Sie jetzt an einen dieser Schwimmteiche denken, wie man sie in Hochglanzbroschüren findet, dann liegen sie aber falsch. Unser Garten taugt nicht als Hintergrundkulisse für Schöner Wohnen, dafür gefällt er den Igeln, Vögeln, Eichhörnchen und Insekten, und in unserem Teich schwimmt man manchmal mit einer Ringelnatter in Griffweite. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen mag ich Schlangen. Ich mache mir aber nicht die Illusion, dass diese Zuneigung erwidert wird. Unsere Ringelnattern interessieren sich nur für die Amphibien in unserem Teich. Sieben verschiedene Arten haben sich mittlerweile angesiedelt, und von ihnen handelt dieses Buch.

    Das Wissen, über das ich hier schreibe, habe ich mir auf dem zweiten Bildungsweg erworben. Aber so gut wie jeder, der einmal Germanistik studiert hat, macht beruflich etwas, das er sich nachträglich angeeignet hat, und verglichen mit den anderen Tätigkeiten, die ich schon gemacht habe, ist das Schreiben eines Werkes über Amphibien noch relativ nahe an meiner akademischen Ausbildung. Dieses Buch ist aber auch kein herpetologisches Fachbuch im eigentlichen Sinn. Es handelt vom Leben mit den Lurchen und will Emotionen und Sympathie für diese Tiere wecken, denn es geht um nicht weniger als um die Erhaltung unserer Biodiversität. Wir können forschen und Bücher schreiben so viel wir wollen, aber für das Überleben der Lurche braucht es vor allem ein möglichst flächendeckendes Netz von kleinen Laichgewässern. Das kann die Wissenschaft nicht leisten, dafür müssen Menschen bereit sein, eine Ecke in ihrem Garten den Amphibien zur Verfügung zu stellen.

    Es ist ein bisschen so, wie wenn wir krank sind: Nur das optimale Wechselspiel von Medizin und Pflege führt zu einem raschen Heilungserfolg. In diesem Sinne braucht es für den Fortbestand unserer Lurche nicht nur die Herpetologie, sondern auch den Praktiker, der sich gerüstet mit dem wissenschaftlichen Fachwissen daran macht, seinen Badegästen ein geeignetes Umfeld zu bieten. Ich glaube zwar nicht, dass sich für dieses zukünftige Berufsbild jemals die Bezeichnung Amphibienbademeister und -meisterin durchsetzen wird, verwende sie im folgenden aber trotzdem, weil sie mir gefällt.

    Die Berufswahl

    Als ich ein Kind war, pflegte mich meine Großmutter immer zu fragen, was ich denn einmal werden wolle, und mit der gleichen Regelmäßigkeit pflegte ich als Antwort mit den Schultern zu zucken. Meine Großmutter hätte gern etwas wie Astronaut, Polizist oder Lokomotivführer gehört, aber wie der Quantenphysiker, der mit vier Jahren auch nicht sagen kann, dass er einmal Quantenphysiker werden wird, wusste ich damals noch nicht, welchen Beruf die Zukunft für mich bereit hielt.

    Mit dem Wissensstand von heute wäre das alles anders. Ich würde meiner Großmutter ehrlich und voller Stolz antworten: Amphibienbademeister! Oma, wenn ich groß bin, werde ich Amphibienbademeister. Und auch meiner Großmutter hätte diese Antwort sicher gefallen, denn auf dem Fremdwortohr war sie immer schon etwas schwerhörig, und sie hätte nur die Hälfte verstanden. Vor ihrem geistigen Auge hätte sie mich in weißer Uniform mit Trillerpfeife gesehen und wäre glücklich gewesen, denn meine Großmutter mochte Uniformen. Daran hatte auch der Krieg nichts ändern können.

    Wenn ich im Untertitel dieses Buches von einem Zweitberuf spreche, so ist dies nur in wirtschaftlicher Hinsicht gerechtfertigt. Was den Broterwerb betrifft, bin ich natürlich gezwungen, mir als Programmierer, Sprachlehrer, IT-Trainer, Autor und Blogger mein Geld zu verdienen. Wenn aber im Frühling die Laichzeit beginnt ‒ und Amphibienbademeister ist ein ähnlich saisonabhängiges Geschäft wie Weihnachtsmann oder Eisverkäufer ‒, dann treten all diese anderen Tätigkeiten in den Hintergrund und es zieht mich Tag und Nacht nur an den Teich, um bei meiner Klientel nach dem Rechten zu sehen. Aus dem Zweitberuf wird so sehr schnell die Hauptbeschäftigung.

    Amphibienbademeister ist ein interdisziplinäres Fach. Wie jeder Lehrberuf erfordert auch dieser theoretisches Wissen und handwerkliche Geschicklichkeit gleichermaßen. Man muss mit Krampen, Schaufel und Kescher genauso umgehen können wie mit einem Bestimmungsbuch. Rechtliche Grundlagen sind ebenso wichtig wie Soziologie und Psychologie. Und nicht zuletzt sollte man auch über literarische Fähigkeiten oder zumindest eine gewisse Beredsamkeit verfügen, um auf die unweigerliche Besucherfrage nach den Fischen im Teich mit mehr als einem brüsken Nein antworten zu können.

    Dieses Buch will Sie auf all diese Aspekte des Amphibienbademeisterberufes vorbereiten, und es soll mit vielen Anekdoten aus der Praxis auch den Funken der Begeisterung für Kröten, Frösche und Molche überspringen lassen, denn ohne eine gewisse Sympathie für diese Zwischenwesen werden Sie kaum die nötige Geduld aufbringen können, die es für den Zweitberuf am Krötenteich braucht. Wenn wir dabei zuweilen unsere eigenen Gefühle auf die Lurche projizieren, wird der eine oder andere Biologe sicher missbilligend die Augenbraue heben und uns zurecht vorwerfen, dass für diese Vermenschlichung jede wissenschaftliche Grundlage fehlt. Den Amphibien ist das aber egal. Für die zählt nur ein artgerechter Lebensraum, und solange wir ihnen diesen in unserem Garten zur Verfügung stellen, dürfen wir uns, wie ich überzeugt bin, manchmal auch als Mensch im Frosch wiedererkennen. Das qualifiziert uns vielleicht nicht für eine wissenschaftliche Karriere, aber umso mehr zu Amphibienbademeisterin und -meister.

    Ein Quereinstieg

    Mein Werdegang zu dieser Berufung war alles andere als vorgegeben und geradlinig. Es ist auch nicht wenig Hochstapelei dabei, wenn ich hier immer wieder von meinem Teich in unserem Garten spreche. Das Grundstück hat meine Frau von ihren Eltern geerbt. Es wird mir immer nur leihweise für die Erledigung verschiedener Arbeitspakete überlassen. Ich bin also keineswegs stolzer, selbständiger Amphibienbadeanstaltsbesitzer, sondern übe diesen Job lediglich in einem prekären Anstellungsverhältnis ohne Entscheidungsbefugnis und frei von Bezahlung aus. Dementsprechend ging die Idee, in der Ecke des Gartens einen Teich anzulegen, auch nicht von mir aus.

    Zum Erbe zählte ein verfallenes Schwimmbad, eingefasst von einer kniehohen Betonmauer, über der sich ein Foliendach spannte. Mein Vorschlag war, diesen Bereich zuzuschütten und stattdessen Gemüsebeete anzulegen. Zwischen der Betoneinfassung sah ich vor meinem geistigen Auge bereits eine Art Hochbeet mit Zucchini, Kürbis und Brokkoli. Aus einem unerfindlichen Grund bin ich sehr oft hungrig.

    Mein Sohn und meine Frau wünschten sich stattdessen einen Schwimmteich, und so gesellte sich zum Hunger bald jede Menge Arbeit. Ein Jahr später hatten wir dann einen Teich, in dem wir seither tatsächlich schwimmen ‒ sobald die meisten Amphibienlarven im Hochsommer das Wasser verlassen haben. Davor schwimmen die Lurche. Es kostet nämlich eine gewisse Überwindung ins Wasser zu steigen, wenn man bei jedem Tempo einen Schwarm Kaulquappen zur Seite schieben muss.

    Die Beschäftigung mit den Amphibien war anfangs nicht geplant. Es war vielmehr so, dass ich während des Wartens auf die Schwimmsaison nicht umhin konnte, die Präsenz dieser Lebewesen wahrzunehmen. Die Faszination für Lurche ergriff mich also eher zufällig und über Umwege. Ich habe dabei aber einen guten Tausch gemacht. In der Zeit, in der ich den Amphibien den Schwimmteich überlasse, gewähren sie mir Einblicke in ihr Fortpflanzungsverhalten, wie man sie sonst nur aus Naturdokumentationen im Fernsehen kennt ‒ und das ohne Werbeeinschaltungen und Rundfunkgebühr. Manchmal glaube ich, unsere Badegäste wissen genau, dass sie bei uns Eindruck schinden und sich von der besten Seite zeigen müssen, damit wir unseren Lebensraum mit ihnen teilen.

    Wissenschaftliche Texte zum Thema Biodiversität zeichnen oft ein düsteres Bild. Wir bewegen uns wahrscheinlich auf das sechste große Artensterben in der Geschichte unseres Planeten zu oder stehen bereits mitten drin. Es liegt mir fern, diese Tatsache zu verharmlosen, aber es hilft uns auch nichts, in Dystopien und Untergangsszenarien zu schwelgen. Stattdessen wollen wir uns in diesem Buch mit pragmatischen Lösungen im Kleinen beschäftigen. Persönlich kann ich das Artensterben nicht verhindern, aber ich versichere Ihnen, dass es nicht in unserem Garten stattfindet.

    Zur Gliederung

    Jedem Text mit Inhaltsverzeichnis und Gliederung liegt ein Ordnungszwang zu Grunde, der nicht unbedingt dem Sachverhalt entgegenkommt. Ich werde mich beispielsweise von der Theorie zur Praxis vortasten, zuerst einen Blick auf die heimischen Amphibien werfen, danach überlegen, welche Form von Gartenteich geeignet wäre und erst anschließend über die Begegnung mit den verschiedenen Lurchen berichten. In der Realität können Sie genauso gut zuerst einen Teich anlegen und warten, was passiert. Je nachdem, welche Arten sich einstellen, greifen Sie dann zu einem Bestimmungsbuch oder recherchieren im Internet, welchen Molch, welche Kröte Sie gerade vor sich haben und welche Ansprüche diese Lurche an ihren Lebensraum stellen. Wissen erwirbt man nicht geradlinig, man kreist immer wieder um dieselben Themen und schraubt sich so auf dem Weg der Erkenntnis spiralförmig nach oben.

    Das ist bei jedem Lernvorgang so und gilt für saisonale Vorgänge in der Natur besonders, wo sich Ereignisse wie die Laichzeit der Amphibien jedes Jahr wiederholen und doch immer wieder anders sind. Wollte man das so in einem Buch abbilden, hätten Sie aber beim Lesen wenig Freude mit dem Chaos. Ich fasse deshalb Beobachtungen, die mehrere Jahre auseinander liegen, thematisch zusammen und stelle allgemeine Überlegungen an den Anfang, um später bei den konkreten Beobachtungen auf diese aufbauen zu können.

    Querverweise im Text und ein umfangreiches Register sollen zusätzliche Ordnung bringen und neben der linearen Lektüre auch ein sprunghaftes Nachschlagen ermöglichen. In den Endnoten finden Sie weiterführende Literatur, und dort, wo ich mich der Erkenntnisse anderer bedient habe, sind die Quellenangaben angeführt. Zusätzliche Informationen und Erläuterungen stehen nicht in den Endnoten. Was in den Text gehört, steht im Text.

    Am Anfang vieler Überlegungen stand ein Foto. Mein Bildarchiv mit Schlagwörtern, Zeit- und Ortsangaben ist mir wie ein zweites und vor allem zuverlässigeres Gedächtnis. Deshalb ist dieses Buch in sparsamem Umfang illustriert. Die Fotos und Abbildungen sollen dabei Zusatzinformationen vermitteln, der Dokumentationscharakter steht im Vordergrund, und Authentizität geht vor Ästhetik. Manchmal habe ich Wasserinsekten und Molche kurz aus dem Teich gefischt und in ein Plastikbecken gesetzt, um sie besser aufnehmen zu können. Ich benütze dafür kein schön eingerichtetes und ausgeleuchtetes Aquarium, das eine Unterwasseraufnahme vortäuschen soll. Als Amphibienbademeister möchte ich zwar wissen, wer meine Badegäste sind und ob sie gesund sind, aber ich möchte sie nicht unnötig lange stressen. Nach fünf Minuten dürfen sie wieder zurück in den Teich und schwimmen meist leicht verwundert und gemächlich davon.

    Sie finden im Internet sicherlich ansprechendere Aufnahmen, aber die Beschränkung darauf, dass in diesem Buch nur Fotos und Abbildungen verwendet wurden, die von mir stammen, soll vermitteln, wie viele Beobachtungen man auch als Hobbyfotograf am eigenen Gartenteich festhalten kann, wenn man über die Jahre hinweg die Augen offen hält.

    Datenschutz

    Auch wenn ich für den Inhalt keine Haftung übernehme, so sind doch alle Sachverhalte in diesem Buch sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen und Gewissen formuliert. Für die dargestellten Personen gilt das nicht in gleichem Maße. Wenn ich beispielsweise ein Gespräch mit meinem Nachbarn schildere, so ist das ein dramaturgischer Effekt, um die Darstellung etwas zu beleben. Ich projiziere eine gewisse Einstellung auf eine fiktive Person, die mit einem real existierenden Nachbarn vielleicht gar nichts zu tun hat. Die Menschen in meinem Umfeld haben ein Anrecht auf ihre Privatsphäre, und ich maße mir nicht an, sie hier in die Öffentlichkeit zu holen. Das Gleiche gilt für Mitglieder meiner Familie, weshalb ich meine Frau in vielen Fällen gleich mit einem Pseudonym belege, denn ihre Auftritte sind zuweilen so real wie wenn Inspektor Columbo erklärt: „Meine Frau ist ein großer Fan von Ihnen, sie hat alle Ihre Filme gesehen!"

    Nicht verheimlichen möchte ich Ihnen die ungefähre Lage unseres Gartenteichs. Er liegt in Kärnten unweit der slowenischen Grenze und damit im südlichsten Teil Österreichs. Mit 500 Metern Höhenlage und den Karawanken in Blickweite sind im Sommer die Tropennächte selten, und der Winter hat noch die Kraft, jedes Jahr eine dicke Eisschicht über den Teich zu legen.

    Die Badegäste

    Die ersten Landbewohner

    Wenn zu Sommerbeginn die ersten Erdkröten der nächsten Generation ihre Metamorphose abschließen und an Land gehen, habe ich jedes Mal aufs Neue das Gefühl, einem archaischen Schauspiel aus Vorzeiten der Erdbesiedelung beizuwohnen. Man kann sich dem Eindruck nicht entziehen, dass es diese Lebewesen gewesen sind, die vor Urzeiten das Wasser verließen und das Land als Lebensbereich in Beschlag nahmen.

    Diese Assoziation ist so naheliegend wie falsch. Vor 500 Millionen Jahren waren es die Gliederfüßer, also Insekten und Spinnentiere, die das Land eroberten. Die ersten Wirbeltiere, die 100 Millionen Jahre später auf diesem Schritt folgten, waren keine Amphibien, sondern Verwandte der heute noch existierenden Lungenfische. Der Beweis dafür lässt sich aus dem Genom dieser Tiere ablesen. Beim Australischen Lungenfisch sind die gleichen Gene für die Steuerung der Lungenentwicklung verantwortlich wie bei uns Menschen.¹ Man kann also davon ausgehen, dass es eine dieser ausgestorbenen Formen der Fleischflosser war, von der die heutigen Landwirbeltiere und damit auch unsere Amphibien abstammen, und diesen Fischen gebührt somit auch der Pionierstatus.

    Was die Amphibien auszeichnet, ist die Eigenheit, dass sie bis heute in dieser Zwischenwelt verblieben sind. Seit Jahrmillionen vollzieht jede Generation aufs Neue den Schritt aus dem Wasser ans Land. Sie unterlaufen dabei eine radikale Metamorphose, verlieren ihre Kiemen und entwickeln sowohl Atmungsorgane als auch Beine für den neuen Lebensbereich. So eine grundlegende Veränderung des Körpers kennen wir bei Insekten; auch Libellen, Mücken und Käfer können ihre Larvenphase im Wasser verbringen, bevor sie dann zur terrestrischen Lebensweise wechseln. Bei Wirbeltieren sind Metamorphosen hingegen ungewöhnlich und faszinierend.

    Die Metamorphose

    Die vollständige Metamorphose, wie sie sich beispielsweise im Puppenstadium eines Schmetterlings vollzieht, zählt zu den bemerkenswertesten Phänomenen in der Natur. Im Grunde genommen entsteht dabei ein neues Leben, die Raupe löst sich fast vollständig auf - bis auf einen kleinen Zellhaufen, aus dem sich dann der Schmetterling neu zusammensetzt. Der Vorgang ist so verwirrend, dass es manchmal schwierig ist, Larvenstadien korrekt den dazugehörigen Insekten zuzuordnen, und es ist sicher kein Zufall, dass wir für Raupen und Maden eigene Wörter haben, während wir die fertigen Insekten Schmetterlinge und Fliegen nennen.

    Man wusste zwar seit dem Altertum über die Entwicklung von Insekten Bescheid, weite Verbreitung erlangte dieses Wissen aber erst im 17. Jahrhundert. 1668 füllte der italienische Arzt Francesco Redi verwesendes Fleisch in Behälter, die er teilweise verschloss. Mit diesem Experiment konnte er endgültig nachweisen, dass aus Maden Fliegen wurden und dass es Fliegen brauchte, um in Fleischresten Maden wachsen zu lassen, was ihn wiederum zu der Aussage verleitete: „Alles Leben entsteht aus einem Ei."² Ob Maden bis dahin als natürlich zum Fleisch gehörig betrachtet wurden, sei dahingestellt.

    Bei Wirbeltieren ist so etwas wie eine Metamorphose zwar selten, trotzdem gab es auch hier Unklarheiten bezüglich der Zuordnung. So wurde die Weidenblattlarve der Aale bis 1896 als eigenständige Art aufgefasst. Erst als die beiden Italiener Giovanni Battista Grassi und Salvatore Calandruccio in einem Aquarium in Messina beobachteten, wie sich dieses Weidenblatt in einen Glasaal verwandelte, wusste man, dass Leptocephalus brevirostris und Anguilla anguilla ein und dasselbe waren.³

    Dass eine ganze Gruppe von Wirbeltieren wie die Amphibien im Laufe ihres Lebens eine Metamorphose durchläuft, ist einzigartig. Der Übergang vollzieht sich auch nicht während einer Ruhephase wie bei der Schmetterlingspuppe, sondern Schritt für Schritt. Kenneth L. Gosner unterschied 1960 beim Krallenfrosch 46 verschiedene Stufen ‒ von der Befruchtung über den ersten Zellhaufen bis zur abgeschlossenen Metamorphose.⁴ Eine Gosner-Tafel der menschlichen Embryonalentwicklung würde in den ersten Stadien übrigens gleich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1