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Thriller Quartett 4050
Thriller Quartett 4050
Thriller Quartett 4050
eBook480 Seiten6 Stunden

Thriller Quartett 4050

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Über dieses E-Book

Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.

Dieses Buch enthält folgende Krimis:



Pete Hackett: Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte

Alfred Bekker: Die Tote ohne Namen

Alfred Bekker: Die Bestie

Pete Hackett: Trevellian und die geheimnisvollen Mörder



Milo Tucker und Jesse Trevellian, Spezialagenten des FBI, sind in New York erfolgreich, um eine Drogenmafia dingfest zu machen. Sie wissen aber, dass deren Platz andere Kriminelle einnehmen werden. Gleichzeitig trachtet ein Unbekannter nach Milos Tuckers Leben. Drei Anschläge überlebt er mit viel Glück. Beide Agenten müssen diesen Unbekannten ausschalten. Die Situation spitzt sich zu und Milo muss sich etwas einfallen lassen, um sich und seinen Kollegen zu retten.


SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum7. Mai 2023
ISBN9783745229592
Thriller Quartett 4050
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4050 - Alfred Bekker

    Pete Hackett, Alfred Bekker

    Thriller Quartett 4050

    UUID: c3af7bc4-dc46-4656-b29f-0d81aa53d4cc

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Thriller Quartett 4050

    ​Copyright

    Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte

    Alfred Bekker: Die Tote ohne Namen

    Alfred Bekker: Die Bestie

    Trevellian und die geheimnisvollen Mörder

    Thriller Quartett 4050

    Alfred Bekker, Pete Hackett

    Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre.

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Pete Hackett: Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte

    Alfred Bekker: Die Tote ohne Namen

    Alfred Bekker: Die Bestie

    Pete Hackett: Trevellian und die geheimnisvollen Mörder

    Milo Tucker und Jesse Trevellian, Spezialagenten des FBI, sind in New York erfolgreich, um eine Drogenmafia dingfest zu machen. Sie wissen aber, dass deren Platz andere Kriminelle einnehmen werden. Gleichzeitig trachtet ein Unbekannter nach Milos Tuckers Leben. Drei Anschläge überlebt er mit viel Glück. Beide Agenten müssen diesen Unbekannten ausschalten. Die Situation spitzt sich zu und Milo muss sich etwas einfallen lassen, um sich und seinen Kollegen zu retten.

    ​Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian verhindert schmutzige Geschäfte

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 117 Taschenbuchseiten.

    Da stecken Millionen drin: Gammelfleisch aus aller Herren Länder wird in einem fleischverarbeitenden Betrieb in New York umdeklariert und kommt als vermeintlicher Leckerbissen in den Handel. Die FBI-Agenten Trevellian und Tucker wollen diesen ekelhaften Handel auffliegen lassen, aber die Beteiligten wehren sich mit buchstäblich allen Mitteln.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Das Schreiben war klar und einfach gehalten. Die Firma Jacob Douglas, Fleischgroßhandlung in der Cherry Street, schleust Fleischabfälle in die Produktion von menschlichen Nahrungsmitteln ein. Es wurden bereits mehrere tausend Tonnen Abfallfleisch verschoben. Nicht mehr und nicht weniger stand in der anonymen Nachricht, die im Briefkasten der »Morning Post« gelegen hatte.

    Von der Morning Post gelangte der Brief, der mit einem Computer geschrieben und ausgedruckt worden war, zum Police Department. Schon bald war klar, dass die Anschuldigung wohl zu Recht erhoben wurde, und da davon auszugehen war, dass die umdeklarierten Fleischabfälle auch über die Grenzen New Yorks hinaus verschoben worden waren, landete die Angelegenheit auf unseren Schreibtischen.

    Mr. McKee betraute Milo und mich damit, die Angelegenheit aufzuklären. Und wir stürzten uns ins gewiss sehr turbulente Geschehen …

    *

    Jacob Douglas war ein Mann um die Sechzig. Auf seiner Nase saß eine dicke Brille, durch deren Gläser seine Augen unnatürlich groß erschienen. Er hatte eine Glatze, abgesehen von dem dunklen Haarkranz, der sich über seinen Ohren um seinen Kopf zog, und er war um mindestens zwanzig Kilo zu schwer. Sein Gesicht war gerötet, Schweiß rann ihm von den Schläfen über die Wangen, er war unablässig mit einem weißen Papiertaschentuch am tupfen.

    Noch war kein Haftbefehl gegen ihn ergangen.

    Wir saßen ihm in seinem Büro in der Cherry Street gegenüber. Er war die personifizierte Unruhe. Hastig zog er an seiner Zigarette. Nachdem er sie ausgedrückt hatte, zündete er sich sofort eine neue an. Seinen braun gefärbten Fingern nach zu schließen war er Kettenraucher. Eine Rauchwolke hing vor seinem Gesicht. Er wedelte mit der linken Hand, und die Rauchwolke zerfaserte.

    »Sie müssen mir glauben«, beschwor er uns. »Ich habe das Fleisch nicht umdeklariert. Es wurde von mir als für Menschen genießbares Fleisch aufgekauft. Bezogen habe ich es aus Mexiko und Südamerika. Es muss dort schon umdeklariert worden sein.«

    Er zerdrückte die Zigarette im Aschenbecher.

    »Das ist im Moment noch nicht das Problem«, sagte ich. »Wer diesen ekelerregenden Dreck in die Lebensmittelkette einschleuste, wird sich herausstellen. Ganz sicher.« Ich sprach es im Brustton der Überzeugung. »Im Moment wollen wir von Ihnen lediglich wissen, an welche lebensmittelherstellenden Betriebe das Abfallfleisch geliefert wurde.«

    Douglas griff nach dem Telefonhörer, hob ihn vor sein Gesicht, tippte eine Kurzwahl und sagte gleich darauf: »Drucken Sie eine Liste der Betriebe aus, die wir beliefert haben, Mabel, und bringen Sie sie mir. – Ja, gleich. Ich warte.«

    Er drapierte den Hörer wieder auf den Apparat und schaute abwechselnd von mir zu Milo. Dabei knetete er seine Hände. Seinen Gesichtsausdruck konnte man als zerknirscht bezeichnen. Das Papiertaschentuch hatte er in den Abfalleimer geworfen. Wahrscheinlich war es nass gewesen von seinem Schweiß. »Die Liste kommt gleich.«

    Er zündete sich eine neue Zigarette an und nahm ein neues Papiertaschentuch aus der Verpackung.

    Ich nickte.

    Milo sagte: »Die gesamte Branche wurde von Ihnen versorgt. Ob es sich nun um Wurstfabriken, Gelatinehersteller, Verarbeiter von Geflügelfleisch, Pizzahersteller und was weiß ich noch alles handelte. Was kostet eine Tonne von dem Fleisch, das Sie als für Menschen genießbar verkaufen.«

    »Im Durchschnitt vierhundertfünfzig Dollar.«

    »Und was kostet eine Tonne Fleisch, das in die Produktion von Hunde- und Katzenfutter geht?«

    »Etwa hundertfünfzig Dollar.«

    Milo schaute mich vielsagend an. Ich ahnte, was er sagen wollte, nämlich dass man an Hand der Abrechnungen wohl feststellen würde können, welche Art von Fleisch Douglas an die verarbeitenden Betriebe geliefert hatte.

    Milo fragte: »Was haben Sie für die Tonne Fleisch bezahlt?«

    »Dreihundertfünfzig Dollar, manchmal dreihundertsiebzig, je nachdem. Fleisch, das in die Erzeugung von Tiernahrung geht, würde allenfalls fünfundsiebzig Dollar kosten. Ich kann alles belegen. Allerdings müssen Sie sich an Ihre Kollegen vom Police Department wenden. Die haben sämtliche Unterlagen beschlagnahmt.«

    »Dann bekommen wir sie auch auf den Tisch«, sagte ich.

    Ich war skeptisch. Wenn Douglas Dreck am Stecken hatte, hatte er sicherlich mit gefälschten Rechnungen gearbeitet. Und sicher handelte es sich um derart gute Fälschungen, dass wir Mühe haben würden, sie ihm nachzuweisen.

    Nun, das mussten wir auf uns zukommen lassen.

    »Ich würde doch niemals Fleisch, das für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist, in die Lebensmittelproduktion einschleusen«, beteuerte Douglas händeringend. »Ich habe Fleisch gekauft und weiterverkauft, das absolut unbedenklich war. Was glauben Sie, Gentlemen: Ich bin fast aus allen Wolken gefallen, als die Polizei bei mir auftauchte und meinen Betrieb durchsuchte.«

    »Es wurden bei der Betriebsdurchsuchung Container gefunden, in denen sich Fleischabfälle befanden, die als unbedenklich deklariert waren.«

    Douglas schnappte nach Luft, fast weinerlich rief er: »Man hat mich betrogen, hereingelegt! Ich war es nicht, der die Container deklarierte. Ich habe das Fleisch als saubere Ware gekauft und den entsprechenden Preis dafür bezahlt.«

    »Das werden wir überprüfen«, versetzte ich. »Wir werden auch die Polizei in Mexiko, Brasilien, Peru, Argentinien – von wo Sie auch immer Ihr Fleisch bezogen haben – einschalten. Am Ende werden wir wissen, wer für das ekelerregende Zeug in einer Reihe von Nahrungsmitteln verantwortlich ist.«

    Douglas‘ Kiefer mahlten. Es sah aus, als bewegte er einen Kaugummi zwischen den Zähnen. Seine Augen flackerten. Für mich ein Zeichen von Unruhe. Irgendeinen Schluss wollte ich daraus jedoch nicht ziehen. Es war möglich, dass er tatsächlich selbst ein Betrogener war.

    Es dauerte nicht lange, dann kam eine nicht mehr ganz taufrische, wenn auch nicht unattraktive Lady durch die Verbindungstür zum benachbarten Büro herein. Sie war eine schlanke Mittvierzigerin und hielt einen ganzen Packen Papier in den Händen. Mir schwante Schlimmes. Sie reichte das Bündel ihrem Chef. »Die Liste«, sagte sie.

    »Danke.« Die Stimme von Douglas klang belegt. Er blätterte das Bündel Papier durch. Ich schätzte, dass es sich um dreißig Seiten handelte, die er jetzt zu seinem sauberen Packen zusammenschob und mir reichte. Ich warf einen Blick darauf und stellte fest, dass die Betriebe ohne besondere Ordnung aufgeführt waren. Sie waren weder alphabetisch, noch nach Wirtschaftszweigen, noch nach Betriebssitz gegliedert.

    Ich rollte den Packen Papier zusammen und nahm ihn in die linke Hand, erhob mich und sagte: »Sie hören wieder von uns, Mr. Douglas. In den nächsten Tagen sind wir schätzungsweise mit der Auswertung dieser Listen beschäftigt. Wissen Sie, was ich seltsam finde?«

    »Was?«

    »Sie bezogen Fleisch aus Mexiko, Brasilien, Argentinien, Peru, Kolumbien …«

    Er unterbrach mich. »Was ist komisch daran? Sicher kommen noch ein paar Länder hinzu.«

    »Sicher. Es handelt sich um Betriebe, die in keiner Weise miteinander in Verbindung stehen. Es erscheint komisch, dass einige von ihnen dieselbe Idee gehabt und Abfallfleisch umdeklariert haben sollten.«

    Douglas zog den Kopf zwischen die massigen Schultern. Er schniefte. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er auf seinem Stuhl schrumpfte. »Ich kann Ihnen nichts sagen, außer, dass ich unschuldig bin an dem Skandal.«

    »Haben Sie schon einen Rechtsanwalt?«

    »Ja. John Oehler von der Kanzlei Miller & Partner, Manhattan. Er nimmt die Interessen meines Betriebes wahr und ich habe ihn auch in dieser Sache eingeschaltet. Du lieber Himmel! Mein Geschäft ist ruiniert. Finden Sie die Schuldigen, G-men, damit ich jemand habe, an den ich mit Schadenersatzforderungen herantreten kann. Kein seriöser Lebensmittelhersteller wird mit mir noch Geschäfte abschließen wollen.«

    Auch Milo hatte sich erhoben. »Fürs Erste werden Sie sowieso keinen Ihrer Geschäftspartner mehr beliefern. Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibt Ihr Betrieb nämlich geschlossen.«

    Douglas duckte sich, als hätte Milo nach ihm geschlagen. Seinen Gesichtsausdruck konnte man als weinerlich bezeichnen.

    Wenn er unschuldig war, dann gehörte ihm mein Mitgefühl. Es war wohl tatsächlich so, dass er im Großraum New York und darüber hinaus mit seinem Geschäft kein Bein mehr auf den Boden bringen würde.

    »Was hältst du von ihm?«, fragte mich Milo, als wir im Wagen saßen und in Richtung Federal Office fuhren.

    »Schlecht zu sagen. Leider kann man es keinem vom Gesicht ablesen, ob er ein Gauner ist oder nicht. Es erscheint mir jedoch in der Tat ausgesprochen merkwürdig, dass mehrere Lieferanten unabhängig voneinander die Fleischabfälle als genießbare Ware auf die Reise geschickt haben sollen.«

    »Ich denke, dass Douglas den Reibach seines Lebens gemacht hat«, murmelte Milo. »Die Frage ist, ob verarbeitende Betriebe in der Sache mit drin stecken, oder ob er ihnen die verdorbene Ware untergejubelt hat.«

    »Die Frage ist, wo das Abfallfleisch umdeklariert wurde. Bereits beim Versand, während des Transportes, oder hier in New York, nachdem es beim Adressaten angekommen war. Wenn Douglas die Sache durchgezogen hat, dann ist es wohl so, dass er ungenießbare Fleischabfälle zu einem niedrigen Preis aufgekauft und sie mit horrendem Gewinn weiterverkauft hat. Die Tonne, für fünfundsiebzig Dollar gekauft und für vierhundertfünfzig an den Mann gebracht, bringt dreihundertfünfundsiebzig Dollar Gewinn. Bei tausend Tonnen sind das dreihundertfünfundsiebzigtausend Dollar, die er am Finanzamt vorbei in seine Tasche wirtschaftet. Mehrere tausend Tonnen sollen nach der anonymen Anzeige schon verschoben worden sein. Wie schnell ist da eine Million beisammen?«

    »Teufel, Teufel«, murmelte Milo.

    2

    Wir beschlossen, uns zunächst einmal mit den Betrieben im New Yorker Großraum zu beschäftigen, die von Jacob Douglas beliefert worden waren.

    Es waren eine ganze Reihe von Unternehmen, von denen vier innerhalb des Stadtbereichs lagen. Da waren eine Wurstfabrik in Brooklyn, ein Betrieb in Queens, der Hühnersuppen herstellte, ein Pizzahersteller in Manhattan und eine Fabrik, in der Hamburger und andere Fleischerzeugnisse für eine Fast-Food-Kette erzeugt wurden. Sie lag ebenfalls in Queens.

    Die Wurstfabrik fassten wir zuerst ins Auge. Sie hatte den Namen Carrington‘s Sausage Industries und lag in Brooklyn, in der Bedford Avenue.

    Es war ein Betrieb mit mehreren Gebäudekomplexen. Die Verwaltung war in einem eigenen Komplex untergebracht. Wir wussten, dass der Besitzer der Fabrik Henry Carrington hieß. Nachdem wir uns telefonisch angekündigt hatten, wussten wir auch, dass er sich im Betrieb befand.

    Wir meldeten uns im Sekretariat an, und wenig später wurden wir zum großen Boss vorgelassen. Groß im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bursche war mindestens eins-neunzig, wuchtig, aber nicht fett. Er verfügte über ein offenes Gesicht, das von einem Paar blauer Augen beherrscht wurde, sein Mund war breit und dünnlippig, sein Kinn verriet Energie und Willensstärke. Dieser Mann – er mochte fünfzig sein – verströmte ein hohes Maß an natürlicher Autorität.

    »Nehmen Sie Platz«, lud er uns ein und deutete auf den runden Besuchertisch in der Ecke, um den fünf Stühle gruppiert waren. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee, Tee vielleicht?« Seine Stimme klang polternd. Es war die Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, anzuschaffen, Befehle zu erteilen, Anweisungen zu geben. Ein Boss!

    Wir lehnten dankend ab. Ich kam sogleich auf den Grund unseres Besuches zu sprechen. »Aufgrund einer anonymen Anzeige wurde bekannt, dass die Firma Douglas Lebensmittelhersteller in ganz Amerika mit Fleisch belieferte, das allenfalls noch für die Produktion von Hunde- und Katzenfutter geeignet war. Diese Abfälle fanden Verwendung in der Herstellung von menschlichen Nahrungsmitteln. Auch Ihr Betrieb kaufte von Douglas Ware.«

    Carrington nickte wiederholt. »Ja, ich habe davon gehört, und mir ist klar, dass wir mit Douglas einen Liefervertrag haben. Ich darf gar nicht dran denken. Carringtons Wurst hat einen Namen weit über die Grenzen New Yorks hinaus. Ich liefere sogar nach Kanada und Mexiko. Natürlich habe ich veranlasst, dass der Vertrag mit Douglas sofort gekündigt wird. Die Kanzlei, die mich vertritt, ist bereits eingeschaltet. Wenn mein Betrieb mit schlechter Ware bedient wurde, werde ich Schadenersatz fordern. Der geschäftsschädigende Aspekt für den Fall, dass in unserer Wurst ungenießbares Fleisch verarbeitet wurde, ist noch gar nicht abzusehen.«

    Ich beobachtete Carrington. Seine Erregung schien mir nicht gespielt zu sein. Wenn doch, war er reif für den Oscar, dieses kleine vergoldete Männchen, hinter dem unsere Schauspielstars her waren wie der Teufel hinter der armen Seele.

    »Was haben Sie für die Tonne Fleisch bezahlt?«, fragte ich.

    »Dazu muss ich mir erst die Unterlagen bringen lassen.« Er telefonierte kurz, dann sagte er: »Man bringt mir die Sachen. Es dauert nur wenige Minuten.«

    »Erzählen Sie uns etwas über die Wurstproduktion«, bat ich.

    »Ich kann Sie durch den Betrieb führen«, bot er sogleich an. »Dann können Sie sich gleich selbst ein Bild davon machen, dass es bei uns hundertprozentig sauber und hygienisch zugeht.«

    Ich lächelte. »Das ist nicht nötig. Das eine schließt das andere nicht aus.«

    Seine Brauen schoben sich zusammen. Seine Augen funkelten kriegerisch. »Was soll das heißen?«, fragte er scharf.

    »Wenn man Ihnen schlechtes Fleisch untergeschoben hat, kann das durchaus in einer absolut einwandfreien Umgebung verarbeitet worden sein.«

    Carrington entspannte sich. »Sie haben Recht. Die Sache nimmt mich ziemlich mit.« Er fuhr sich mit der linken Hand über die Augen. »Wir arbeiten mit allen Sorten von Fleisch. Geflügel, Schweine- und Rindfleisch. Vom ordnungsgemäßen Zustand des Fleisches überzeuge ich mich natürlich nicht selbst. Dafür habe ich meine Leute.«

    »Wer ist in Ihrem Betrieb dafür zuständig?«

    »Dee Allison. Ein Mann, der früher eine eigene Metzgerei besaß, der aber aus wirtschaftlichen Gründen aufgab und den ich seitdem beschäftige. Er ist ein Fachmann und über jeden Zweifel erhaben. Wenn er irgendwelche Ungereimtheiten festgestellt hätte …«

    Carrington brach ab. Er setzte wohl voraus, dass wir aus seinen nicht ausgesprochenen Worten die richtigen Schlüsse zogen.

    »Mit Allison hätten wir uns auch gerne unterhalten«, sagte ich.

    Wortlos griff Carrington erneut zum Telefon. »Schicken Sie Allison zu mir«, hörte ich ihn sagen. »Gleich. Es ist wegen des Fleischskandals. – In Ordnung. Er soll schnell machen und kommen. Bei mir sind zwei FBI-Leute.«

    Er legte auf. »Allison kommt sofort. Natürlich habe ich mich schon mit ihm unterhalten. Er hat mir versichert, dass Douglas an uns nur erstklassige Ware geliefert hat. Soweit mir erinnerlich, haben wir uns im Liefervertrag Fleisch der Güteklasse eins und zwei ausbedungen. Allison überprüft die Lieferungen stichprobenartig. Wir unterliegen auch, wie Sie sich denken können, der Lebensmittelkontrolle. Von Zeit zu Zeit erscheinen Veterinäre …«

    Wieder brach er ab. Es schien eine Angewohnheit von ihm zu sein, seine Sätze nicht zu Ende zu sprechen und es der Fantasie seiner Zuhörer zu überlassen, sich zusammenzureimen, was er sagen wollte.

    Ein junger Bursche brachte einen Ordner und reichte ihm Carrington. Dieser bedankte sich, legte ihn vor sich auf den Schreibtisch und schlug ihn auf. Der Bedienstete verschwand. »Da ist der Vertrag. Ich kann Ihnen gerne eine Kopie davon anfertigen lassen.«

    »Daran wäre uns sehr gelegen«, sagte Milo.

    Wortlos blätterte Carrington in dem Ordner herum. Dann sagte er: »Nach den letzten Verhandlungen belief sich der Preis für eine Tonne Fleisch, das wir von Douglas bezogen, auf vierhundertsechzig Dollar. Diesen Preis haben wir bezahlt. Die letzte Lieferung war vor zehn Tagen, es handelte sich zum hundert Tonnen Schweinefleisch und hundert Tonnen Rindfleisch.«

    »Geben Sie uns den Ordner mit«, forderte ich. »Wenn wir ihn ausgewertet haben, kriegen Sie ihn auch ganz bestimmt wieder. Im Moment brauchen Sie ihn sicherlich nicht.«

    »Bitte.« Carrington schlug den Ordner zu und reichte ihn mir. »Das ist sicher einfacher, als von jedem Beleg eine Kopie zu fertigen.« Er grinste starr, ein aufgesetztes Grinsen. Sicher war ihm nicht nach Grinsen zumute.

    Dann warteten wir.

    »Darf ich Ihnen nicht doch Kaffee oder Tee anbieten?«, fragte Carrington dazwischen einmal.

    »Wirklich nicht nötig.«

    »Warum braucht dieser Allison so lange?«, fragte Milo einmal.

    »Er hat eine Besprechung mit den Vorarbeitern«, erwiderte Carrington. »Aber ich denke, er kommt gleich.«

    Da klopfte es auch schon an die Tür, sie wurde geöffnet, ein Mann streckte den Kopf herein. Er war schwarzhaarig, mittelgroß und untersetzt und mit einem grauen Anzug bekleidet. Sein hellblaues Hemd wurde am Hals von einer rot-blau-getupften Krawatte zusammengehalten.

    »Kommen Sie herein, Allison!«, sagte Carrington.

    Der Mann betrat das Büro. Er musterte uns unverhohlen. Ich erhob mich und hielt ihm die rechte Hand hin. »Special Agent Trevellian, FBI New York. Mein Kollege Tucker. Wir ermitteln wegen des Fleischskandals.«

    »Ich habe in den Medien davon gehört«, erklärte Dee Allison. »Eine Schweinerei sondergleichen. Mr. Carrington und ich haben schon darüber gesprochen. Wir haben Liefervereinbarungen mit Jacob Douglas.«

    »Davon wissen wir. Darum geht es, darum sind wir hier. Es ist zu befürchten, dass auch Ihnen Fleischabfälle als genießbares Fleisch angedreht wurden.«

    Allison warf sich in die Brust. »Ausgeschlossen! Ich überprüfe jede zweite Warenlieferung. Wir haben von Douglas nur Güteklasse eins und zwei geliefert bekommen. Dafür stehe ich mit meinem Namen gerade.«

    »Kann man mit dem bloßen Auge überhaupt erkennen, um welche Güteklasse es sich handelt?«, fragte Milo.

    »Ein Laie erkennt keinen Unterschied, es sei denn, das Fleisch würde schon von Maden wimmeln oder stinken«, versetzte Allison. »Aber ich«, er tippte sich mit dem Daumen selbstbewusst gegen die Brust, »erkenne den Unterschied. Das Fleisch, das wir von Douglas erhielten, war einwandfrei.«

    »Wir werden eine Betriebsdurchsuchung durchführen«, so wandte ich mich an Carrington.

    Er zuckte mit den Achseln. »Nichts dagegen einzuwenden. Es kommt mir sogar sehr gelegen. Vielleicht brechen die Verkaufszahlen nicht ganz so drastisch ein, wie wir annehmen, wenn das FBI bestätigt, dass wir mit sauberem Fleisch gearbeitet haben.«

    Wir hatten uns ein Bild von Carrington und Allison machen können und verabschiedeten uns wenig später. Ich trug den Ordner unter dem Arm, den mir Carrington zur Verfügung gestellt hatte.

    3

    Wir besuchten nacheinander die Betriebe in New York, die von Douglas mit Fleisch beliefert wurden. Das waren Chickens delicate Meal Ltd. in Queens, Dougherty‘s Pizza in Manhattan, Waverly Street, sowie Warner‘s Meat Production in Queens.

    Wir kamen nicht weiter.

    Da ging bei der Morning Post wieder ein anonymer Brief ein. Diesmal lagen drei Bilder mit in dem Kuvert, aufgenommen mit einer Sofortbildkamera. Sie zeigten Container, die voller Fleischstücke waren, dazu Werkzeuge wie Schaufeln und Forken, blutbesudelt, ekelerregend, abstoßend. Ein paar Gummistiefel standen neben den Werkzeugen. Blutig bis hinauf zum Schaft. Auf dem Begleitschreiben standen die Worte: »Sehen Sie genau hin.«

    Es sah aus, als hätte jemand tote Tierkörper in einen Reißwolf gegeben und das, was herauskam, in den Containern aufbewahrt. Ich hatte das Gefühl, als würde mir übler Verwesungsgeruch in die Nase steigen. Aber das war natürlich nur Einbildung.

    Mir drehte sich der Magen um, und ich schwor mir, Vegetarier zu werden. Und die Werkzeuge! Es waren zwei Schaufeln und eine Forke. Sie lehnten nebeneinander an einer Wand. Blut und Fleischreste klebten an den Schaufelblättern, die Zinken der Gabel waren ebenfalls blutverschmiert, an einem hing noch ein Stück Haut oder Schwarte.

    Ich schaute genau hin, so wie der anonyme Schreiber der Nachricht es gefordert hatte. Und da sah ich in einer Ecke des Raumes, in dem die Bilder aufgenommen worden waren, gefüllte Plastiksäcke mit einer Aufschrift, die ich allerdings nicht lesen konnte, weil sie zu klein war.

    Ich besorgte mir ein Vergrößerungsglas, aber auch das nützte nichts. Also überließ ich das Bild dem Erkennungsdienst. Zwei Stunden später hatte ich das Ergebnis. Auf den Säcken stand: Jacob Douglas‘, Meat Wholeshale Dealer.

    Wir hatten natürlich die Protokolle gelesen, die vom Police Department bezüglich der Betriebsdurchsuchung angefertigt worden waren. Da war auch ein Bericht des Vertreters des Veterinäramtes. Er schrieb davon, dass die hygienischen Verhältnisse in Douglas‘ Betrieb sehr zu wünschen übrig gelassen hätten.

    Ich sprach mit Milo darüber.

    »Das scheint mir sehr vornehm und ausgesprochen zurückhaltend formuliert zu sein«, knurrte Milo und lachte sarkastisch auf. »Die hygienischen Verhältnisse ließen sehr zu wünschen übrig.« Seine Brauen hoben sich. »Wenn du mich fragst, dann war das Wort Hygiene bei Douglas ein Fremdwort. Sieh dir nur die Bilder an. Sie sprechen für sich.«

    »Sind aber kein Beweis, dass es sich um Fleischabfälle handelte«, sagte ich. »Wer mag der anonyme Anzeigeerstatter sein?«

    »Jemand, der wahrscheinlich sauer ist auf Douglas. Vielleicht ein ehemaliger Mitarbeiter.«

    »Fahren wir zu Douglas«, schlug ich vor. »Gehen wir die Liste seiner Angestellten durch und jener Leute, die er in letzter Zeit gegebenenfalls auf die Straße gesetzt hat.«

    Wir fuhren in die Cherry Street und trafen Douglas an. Nachdem er sich die Bilder angeschaut hatte, sagte er: »Ich weiß. Einige meiner Leute haben die einschlägigen Bestimmungen ziemlich locker gehandhabt. Und ich habe zu wenig auf die Einhaltung geachtet.« Seine Stimme hob sich. »Sobald wir wieder den Betrieb aufnehmen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass die Hygienevorschriften peinlichst genau beachtet werden.«

    »Wir hätten gerne eine Aufstellung mit den Namen Ihrer Beschäftigten, Mr. Douglas«, sagte ich. »Haben Sie in letzter Zeit jemand entlassen, der Ihnen deswegen vielleicht nicht grün ist?«

    Sein Gesicht verschloss sich, über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. Er nickte, dann knurrte er: »Ich erinnere mich im Moment nur an einen Mann, den ich fristlos feuerte. Andrew Holman ist sein Name. Bei mir im Betrieb herrscht absolutes Alkoholverbot. Er kam betrunken zur Arbeit und brachte in seiner Brotzeittasche einige Dosen Bier mit.«

    »Wo wohnt Holman?«

    Douglas gab sich genervt. Er nahm den Telefonhörer zur Hand, tippte eine Nummer, wir hörten das Freizeichen, dann sagte der Fleischgroßhändler: »Suchen Sie mir die Adresse Holmans heraus. Das ist der Kerl, den ich vor etwa zwei Wochen gefeuert habe.« Nach einer Weile tönte er: »East Village, elfte Straße, Nummer dreihundertachtundfünfzig. Danke, Mabel.«

    Milo notierte sich die Anschrift. Wenig später hatten wir auch eine Lohnliste der Firma in Händen. Ich schaute mir die Liste an. Douglas beschäftigte über ein Dutzend Leute, und jeder von denen kam als anonymer Briefschreiber in Frage.

    »Sieht das Fleisch immer so aus, wenn Sie es geliefert bekommen?«, fragte Milo gedehnt. »Ich meine, es liegt wie Kraut und Rüben in dem Container, sieht aus, als wäre es durch den Reißwolf gegangen.«

    »Ich weiß«, versetzte Douglas. »Es ist nicht gerade appetitlich. Aber so ist das nun einmal. Es ist Fleisch, das nicht in Portionen verkauft werden kann. Meist handelt es sich um Karkassen, also Knochenfleisch, aus dem zum Beispiel so genanntes Separatorenfleisch gepresst wird, welches zum Beispiel in Hühnerbrühe und Press-Putenschnitzeln, auf Tiefkühl-Pizzen, in Tortellini und Ravioli, Geflügel-Nuggets und Wurst verwendet wird.«

    Wir packten die Bilder wieder ein.

    Zuerst wollten wir uns mit Andrew Holman unterhalten. Wir fuhren also in die 11. Straße. Das Verkehrsaufkommen in Südmanhattan war wieder einmal katastrophal. Ein Hupkonzert erfüllte die Straßen. Urinstinkte schienen freigesetzt worden zu sein. Auf New Yorks Straßen war sich wieder einmal jeder selbst der Nächste. Es war ein Kampf jeder gegen jeden.

    Wir kämpften uns durch. Holman war zu Hause. Er war um die Vierzig und wohnte in einer Kellerwohnung. Der Bursche war mit einer abgewetzten, schmutzigen Jeans bekleidet und trug am Oberkörper nur ein ehemals weißes Unterhemd. Holman war unrasiert. Entweder hatte er sich an diesem Tag noch nicht gekämmt, oder er trug eine von diesen neumodischen Frisuren, die einer Menge Gel bedurften, um besonders unordentlich auszusehen. Und er hatte eine Fahne, die mich fast umgehauen hätte. Seine Augen waren gerötet. Er schaute uns mit stupidem Ausdruck an, nachdem ich ihm klargemacht hatte, wer wir waren, und ich war mir plötzlich sicher, nicht den anonymen Briefschreiber vor mir zu haben.

    »Können wir reinkommen?«, fragte ich.

    »Was will das FBI von mir?«

    »Nur ein paar Fragen, Ihren letzten Arbeitsplatz betreffend.«

    »Bei Douglas?«

    »Genau.«

    »Die Pest an Jacob Douglas‘ Hals«, grunzte Holman, dann trat er zur Seite und machte eine einladende Handbewegung.

    In der Wohnung roch es, als läge irgendwo ein toter Vogel unter dem Teppich. Auf dem Tisch standen leere Bierdosen und eine halbe Flasche Wodka. Der Aschenbecher quoll über. An der Wand stand ein Bett, das Bettzeug war zerknüllt und verdreckt. Holman hauste hier wie ein Tier.

    Ich zog die Bilder aus der Innentasche meiner Jacke und zeigte sie ihm. »Kennen Sie die?«

    In seinen geröteten Augen blitzte es auf. Er bohrte seinen Finger ins rechte Ohr, schüttelte ihn einige Male, zog ihn wieder heraus und sagte: »Sieht aus wie bei Douglas. Man muss schon einiges vertragen können, um dort zu arbeiten. Irgendwelche Fertigfleischprodukte rührst du allerdings nicht mehr an, wenn du weißt, wie es dort zugeht.«

    »Haben Sie diese Bilder fotografiert?«, fragte Milo.

    »Ich?«, tat Holman erstaunt. »Womit denn? Glauben Sie, ich besitze eine Kamera? Wie käme ich außerdem dazu? Bin froh, die Sauerei nicht mehr sehen zu müssen. Ich empfehle jedem Übergewichtigen, einen Monat bei Douglas zu arbeiten. Eine bessere Diät kann er sich gar nicht wünschen.«

    »Dürfen wir uns ein wenig in Ihrer Wohnung umsehen?«

    Er schaute mich trotzig an. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

    »Nein. Den brauchen wir nicht. Haben Sie denn etwas zu verbergen?«

    Er blies die Backen auf, stieß die Luft aus, wandte sich ab und griff nach der Wodkaflasche. »Schauen Sie sich um. Aber machen Sie sich die Hände nicht schmutzig.« Er lachte glucksend, wie über einen guten Witz, schraubte die Flasche auf, trank einen Schluck.

    Dieser Kerl war abstoßend. Irgendwie passte er zu den Fleischcontainern auf den Bildern.

    Kurz und gut, wir fanden keine Kamera, mit der man Sofortbilder schießen hätte können.

    »Was können Sie uns über den Betrieb von Douglas berichten?«, fragte ich.

    »Nichts, außer, dass mir dort täglich der Appetit verdorben wurde. Diese blutigen Fleischreste … Manchmal krochen schon die Maden heraus. Um Douglas sollte sich mal die Lebensmittelkontrolle kümmern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort alles mit rechten Dingen vorgeht.«

    »Um Douglas kümmert sich das FBI«, sagte ich.

    »Er ist ein verdammter Hurensohn, der mich wegen einiger Dosen Bier rausgeschmissen hat, die ich zur Brotzeit und zur Mittagszeit trinken wollte. Von irgendetwas musste sich schließlich leben. Das Essen ist mir vergangen.«

    »Wurden die Schaufeln gereinigt und sterilisiert?«, fragte Milo.

    »Nein. So wie sie am Abend weggelegt wurden, hat man sie am nächsten Tag wieder benutzt. Ich sage ja …«

    »Die Missstände sind uns bekannt. Wissen Sie etwas, ob es sich um Fleischabfälle handelte, die Douglas in den Handel brachte?«

    »Sie meinen …«

    »Ich meine Fleisch, das in die menschliche Nahrungsmittelkette nicht mehr einfließen hätte dürfen.«

    Holman zuckte mit den Achseln. »Für mich sah alles aus wie Fleischabfall.«

    Wir verließen den Trinker wieder.

    »War er es?«, fragte ich, als wir in Richtung Field Office fuhren.

    »Nein. Auf keinen Fall.«

    »Dann bleibt es uns nur, sämtliche Angestellten von Douglas zu verhören.«

    »Herzlichen Glückwunsch«, kam es sarkastisch von Milo. »Und darüber hinaus einige Dutzend Betriebe, die Douglas beliefert hat. Wir werden Amtshilfeersuchen an so ziemlich jedes Field Office im Lande verfassen müssen.«

    »Hoffentlich bekommen wir keinen breiten Hintern vom Sitzen«, verlieh ich meinem Frust Ausdruck.

    Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass uns der Fall ziemlich auf Trab halten würde.

    4

    Es war Abend. Zwischen die Hochhäuser Manhattans hatte sich die Dunkelheit gesenkt. Millionen Lichter brannten, Leuchtreklamen erstrahlten in allen Farben. Jacob Douglas schaute fern. Er war geschieden. Im TV wurde ein alter Western mit John Wayne ausgestrahlt. Douglas hatte den Film schon einmal gesehen. Dementsprechend langweilte er sich. Aber die anderen Programme brachten auch nichts Besseres; Wiederholungen, Reportagen, Soaps – alles Sendungen, die Douglas nicht im Mindestens interessierten. Also schaute er John Wayne zu, wie dieser sich schlagend und schießend über die Mattscheibe bewegte.

    Douglas zuckte zusammen, als sein Telefon klingelte. Er nippte von dem Whisky, den er sich eingeschenkt hatte, dann stand er auf und ging zum Telefon. »Douglas.«

    Sekundenlang herrschte Schweigen im Äther. Dann sagte eine verzerrte Stimme: »Ich habe echtes Beweismaterial. Was ich bisher der Polizei geliefert habe, war sozusagen harmlos. Damit können sie dir kaum etwas am Zeug flicken.«

    »Wer spricht da? Was wollen Sie?«

    »Wer ich bin, möchtest du sicher gerne wissen. Aber ich werde es dir nicht sagen, Douglas. Was ich will, ist ganz einfach ausgedrückt. Eine Million in kleinen Scheinen. Wenn du nicht zahlst, geht weiteres Material an die Bullen, Material, das dir das Genick brechen wird.«

    »Was für Material?«

    »Das wirst du dann sehen, wenn sie es dir präsentieren. Aber dann ist es für dich zu spät.«

    »Woher soll ich eine Million nehmen?«

    »Du hast mit deinen dreckigen Geschäften weit mehr als eine Million verdient.«

    »Es gibt gar kein Material.«

    »Es gibt eine Liste mit Geschäftspartnern, die die Polizei nicht kennt«, sagte der Anrufer. »Ich habe eine Kopie davon. Wenn ich sie der Polizei zuspiele …«

    Douglas knirschte mit den Zähnen. »Diese Liste kannst du nur von Mabel Overholser haben.« Auch Douglas ließ jetzt die Formalitäten weg. Er war hochgradig erregt. Seine Hände zitterten, seine Wangenmuskulatur vibrierte.

    »Denk, was du willst, Douglas. Wirst du zahlen?«

    Douglas musste zweimal ansetzen. Dann keuchte er: »Okay. Ich zahle. Wann und wo?«

    »Ich melde mich wieder.«

    Der Anrufer legte auf. Die Stimme war derart verzerrt gewesen, dass Douglas nicht zu sagen vermochte, ob sie einem Mann oder einer Frau gehört hatte.

    Er hielt gedankenverloren den Hörer noch eine Weile in der Hand. Dann legte er ihn auf den Apparat und ging zur Couch, ließ sich nieder, griff nach dem Glas und trank es mit einem Schluck leer. Die scharfe Flüssigkeit rann durch seine Kehle und ließ ihn hüsteln. Tränen traten ihm in die Augen.

    Nach und nach beruhigte er sich wieder. Und plötzlich blitzte es in seinen Augen auf. Er ging zu dem Board, auf dem das Telefon stand, öffnete eine Schublade und holte sein Adressbuch hervor, blätterte darin, dann pflückte er den Hörer vom Gehäuse und tippte eine Nummer. Das Freizeichen ertönte, dann ertönte der Anrufbeantworter. »Hier ist der Anschluss von Mabel Overholser …«

    Douglas legte auf. Einen Moment hatte er seine Sekretärin in Verdacht. Sie hatte Zugang zu allen geschäftsinternen Daten, sie kannte auch die Liste, von der der Anrufer gesprochen hatte. Mabel war eingeweiht. Hatte sie mit jemandem darüber gesprochen? Sie war alleinstehend. Er zahlte ihr ein Gehalt, von dem andere Sekretärinnen nur träumen konnten. Sollte sie ihm in den Rücken gefallen sein?

    Douglas war es plötzlich ziemlich unbehaglich zumute. Sie hatte ihn in der Hand. Wenn sie nicht mehr mitspielte, war er geliefert. Er holte noch einmal sein Adressbuch hervor. Dann wählte er die Handynummer seiner Sekretärin. Sie meldete sich sogleich. Douglas sagte: »Ich hab schon versucht, Sie zu Hause zu erreichen, Mabel.«

    »Ich bin im Kino. Am Broadway. Was wollen Sie denn von mir, Mr. Douglas?«

    Er lauschte der Stimme hinterher. Hatte sie Ähnlichkeit mit der verzerrten Stimme von vorhin? Er konnte es nicht bejahen,

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