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Krimi Dreierband 3095
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eBook495 Seiten6 Stunden

Krimi Dreierband 3095

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält folgende Krimis:
(399XE)


Alfred Bekker: Falsche Heilige

Pete Hackett: Trevellian stürmte die Gangsterfestung

Henry Rohmer: Alain Boulanger und das Pariser Phantom



Rücksichtslose Anschläge auf Abtreibungskliniken fordern Menschenleben. Die Ermittler kommen einer radikalen Sekte auf die Spur, die in der modernen Welt nur das neue Babylon sieht, einen Ort der Sünde und Gottlosigkeit. Doch dann stellt sich heraus, dass dahinter nicht nur eine kleine Gruppe fehlgeleiteter Fanatiker steckt, sondern eine Verschwörung, die tief in die Kreise des organisierten Verbrechens hineinreicht...
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum4. Mai 2023
ISBN9783753208909
Krimi Dreierband 3095
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Krimi Dreierband 3095 - Alfred Bekker

    Krimi Dreierband 3095

    von Alfred Bekker, Pete Hackett, Henry Rohmer

    Dieses Buch enthält folgende Krimis:

    Alfred Bekker: Falsche Heilige

    Pete Hackett: Trevellian stürmte die Gangsterfestung

    Henry Rohmer: Alain Boulanger und das Pariser Phantom

    Rücksichtslose Anschläge auf Abtreibungskliniken fordern Menschenleben. Die Ermittler kommen einer radikalen Sekte auf die Spur, die in der modernen Welt nur das neue Babylon sieht, einen Ort der Sünde und Gottlosigkeit. Doch dann stellt sich heraus, dass dahinter nicht nur eine kleine Gruppe fehlgeleiteter Fanatiker steckt, sondern eine Verschwörung, die tief in die Kreise des organisierten Verbrechens hineinreicht...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

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    Erfahre Neuigkeiten hier:

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    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Falsche Heilige: Thriller

    von Alfred Bekker

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www . AlfredBekker . de

    postmaster @ alfredbekker . de

    1

    Dies ist ein Ort Satans, flüsterte die Stimme in Rob Davis' Hinterkopf. Der Mann im blauen Overall trug einen Werkzeugkoffer in der Rechten. Er blieb kurz stehen, blickte sich um. OP – KEIN ZUTRITT stand auf einer grauen Tür, die sich automatisch öffnete. Zwei Krankenschwestern im lindgrünen Dress schoben ein Pflegebett auf den Flur. Eine junge Frau lag darin. Sie hatte die Augen geschlossen, hing am Tropf. Davis betrachtete sie kurz.

    Wahrscheinlich auch eine dieser Frauen, die nichts dabei finden, die ungeborene Seele in ihrem Bauch zu töten, durchzuckte es ihn. Rob Davis war überzeugt davon, dass Gott ihn dazu ausersehen hatte, dieser Sünde Einhalt zu gebieten. Sodom und Gomorrha hat der Herr gerichtet, murmelte er kaum hörbar vor sich hin. Wie eine Beschwörungsformel klang es. Auch die Hure New York, das neue Babylon, wird dem Zorn des Herrn nicht entgehen!, durchfuhr es ihn. Und ich bin sein blutiges Richterschwert...

    2

    Hier ist kein Zutritt!, sagte eine der Schwestern.

    Ich muss in Raum 324. Wegen der Klimaanlage!

    Nächste Tür rechts, rief sie im Vorübergehen. Dann setzte sie noch lächelnd hinzu: Aber Vorsicht! Das ist die Umkleide der Krankenschwestern auf dieser Station.

    Aber Rob Davis lächelte nicht zurück.

    Sein Gesicht blieb eine starre Maske.

    Unzüchtige Huren!, durchzuckte es ihn. Ausgeburten der Sünde. Kein Wunder, dass es ihr nichts ausmacht, an einem Ort zu arbeiten, an dem täglich Kinder ermordet werden!

    Die junge Frau im lindgrünen Schwestern-Dress bemerkte das nicht. Sie war schon an ihm vorbeigeeilt.

    Davis setzte seinen Weg fort.

    Einen Augenblick später stand er vor Nummer 324.

    Er klopfte.

    Keine Antwort.

    Davis öffnete die Tür.

    Der Umkleideraum war gut zwanzig Quadratmeter groß und fensterlos. Das Licht wurde automatisch durch einen Bewegungssensor aktiviert. Ein Großteil der Wandflächen war von verschließbaren Kleiderschränken verdeckt.

    Bis auf eine Nische auf der linken Seite.

    Dort befand sich ein etwa ein Meter mal ein Meter großes Rost, hinter dem sich der Zugang zu einem Belüftungsschacht befand. Davis ging dort hin, kniete nieder.

    Aus der Beintasche seines Overalls zog er einen Schraubenzieher hervor. Das Metallgitter war schnell gelöst. Davis stellte es zur Seite, öffnete dann den Werkzeugkoffer. Ein kastenförmiger Apparat befand sich darin. Davis hob ihn heraus, schob ihn ein Stück in den röhrenförmigen Schacht hinein.

    Euer sündiges Handwerk wird euch gelegt werden, ging es Rob Davis grimmig durch den Kopf. Der Herr hat Sodom und Gomorrha mit Feuer und Schwefel gestraft, weil sich keine Gerechten in ihren Mauern finden lassen wollten! So ist es auch hier...

    Davis aktivierte den Apparat, in dem er einen kleinen Hebel umlegte. Eine Anzeigennadel schlug aus, ein Lämpchen blinkte.

    Die starken elektromagnetischen Impulse, die dieses Gerät abgab, würden ihr Werk schon vollenden.

    In Sodom und Gomorrha war das Schwefelfeuer vom Himmel gefallen, in diesem Fall blieb es sogar unsichtbar.

    Einen Moment lang dachte Davis an das, was nun geschehen würde. An die Störung oder sogar den Ausfall von elektronisch gesteuerten medizinischen Geräten. Daran, dass Herz-Lungen-Maschinen zum Stillstand kamen, dass Ultraschall und Röntgengeräte ausfielen, dass Patientendaten nicht mehr abrufbar waren.

    Selbst die Pieper der Ärzte arbeiteten bald innerhalb eines gewissen Bereichs nicht mehr zuverlässig.

    Vielleicht werden auch Unschuldige zu leiden haben, dachte Davis. Er atmete tief durch. Blick nicht zurück, wie Lots Frau, die zur Salzsäule wurde, durchzuckte es ihn. Was jetzt geschieht, ist gerecht! Kein Erbarmen mit der Sünde!

    Mit ein paar Handgriffen setzte Davis das Metallgitter wieder an seinen Platz, erhob sich, nahm den Werkzeugkoffer und ging hinaus auf den Flur.

    Davis hatte den Aufzug noch nicht erreicht, da sah er bereits alarmierte Ärzte und Schwestern durch die Flure eilen.

    Auf den Mann im blauen Overall achtete niemand.

    3

    Zwei Wochen später...

    Scheiße, ich mag weder Cappuccino noch kann ich diese verdammten Itaker ausstehen!, sagte der Mann mit den gelockten Haaren. Er saß Milo und mir an einem der kleinen runden Tische von Antonio's Coffee Shop in der Elizabeth Street gegenüber.

    Warum haben Sie dann ausgerechnet diesen Ort als Treffpunkt angegeben?, fragte ich.

    Der Lockenkopf beugte sich vor.

    Er kicherte.

    Weil jeder, der mich kennt, das weiß und niemals vermuten würde, dass ich mich ausgerechnet in Little Italy mit zwei FBI-Agenten treffen würde!

    Behalten Sie Ihre Ansichten über Italiener hier trotzdem besser für sich, erwiderte ich.

    Der Lockenkopf hieß Roy Ortega. Er war Mitbesitzer eines Clubs namens !VENGA! in Spanish Harlem und darüber hinaus in alle möglichen undurchsichtigen Geschäfte verwickelt. Als Informant bot er sich uns allerdings zum ersten Mal an.

    Kommen wir zur Sache!, forderte mein Freund und Kollege Special Agent Milo Tucker. Angeblich wissen Sie etwas über bevorstehende Terroranschläge in New York City und Umgebung.

    Roy Ortega lächelte dünn.

    Sie müssen mir erst garantieren, dass Sie den Mann, um den es geht, umgehend aus dem Verkehr ziehen. Sonst ist mein Leben keinen Cent mehr wert.

    Dazu müssten wir erst einmal wissen, ob an Ihren Aussagen etwas dran ist, erwiderte Milo.

    Roy Ortega setzte ein Pokerface auf.

    Ich fragte mich, was dieser Mann für ein Motiv haben mochte, sich mit uns an einem Tisch zu setzen. Finanzielle Forderungen hatte er bislang nicht gestellt. Nach allem, was wir über Ortega wussten, war er auf die paar Dollar, die sich ein Informant bei uns verdienen konnte, auch nicht angewiesen. Es musste einen Grund dafür geben, dass dieser krumme Hund auf einmal seine Pflichten als gesetzestreuer Staatsbürger entdeckt hatte.

    Entweder er saß selbst in der Klemme oder er wollte jemand anderem schaden.

    Sie wissen wie das in einem Club wie dem !VENGA! ist, erklärte er. Da gehen viele Leute ein und aus, der Champagner, die Girls... Da redet der eine oder andere schonmal ein bisschen mehr, als er es unter normalen Umständen tun würde...

    Verstehe, nickte ich. Im Klartext hieß das wahrscheinlich, dass Ortega jemanden abgehört hatte.

    Zumindest lag diese Vermutung nahe.

    Ich möchte betonen, dass ich mit der Sache, um die es geht, nicht das Geringste zu tun habe und nur durch Zufall darauf gestoßen bin.

    Ich hoffe, es kommt noch etwas mehr als heiße Luft, sonst vertun wir hier nur unsere Zeit, warf Milo ein.

    Für Wichtigtuer war uns die Zeit zu schade.

    Ortega verzog das Gesicht.

    Da war ein Mann bei mir im Club, der über einen Deal sprach, bei dem es um sehr starke Mikrowellen-Sender ging. Caramba, ich hatte es nie so mit der Schule und hab' keine Scheiß-Ahnung von Physik oder solchem Zeug! Für's Leben reicht es doch, wenn man die Wörter GENTLEMEN und LADIES lesen kann, damit man die richtige Toilette findet! Er kicherte dreckig. Ich gehe natürlich dahin, wo LADIES steht...

    Sehr witzig, Mister Ortega, erwiderte ich kühl.

    Ortega beugte sich vor, sprach in gedämpftem Tonfall und schob den Cappuccino zur Seite.

    Ich bin erst stutzig geworden, als der Typ über die Wirkungsweise dieser Mikrowellensender schwadronierte. Er faselte etwas in der Art daher, dass die Impulse, die diese Dinger abgeben, alles stören, was irgendwie mit Computern zu tun hat. Wenn es einem gelingt so etwas in einen Flughafen hineinzubringen, dann lässt sich die Leitzentrale derart stören, dass ein Chaos entsteht. Kollisionen und Abstürze sind die Folge. Er kicherte erneut und fuhr fort: Oder stellen Sie sich mal vor, die Rechner im Federal Building arbeiten nicht mehr und Sie können Ihre Fahndungsdateien nicht mehr zuverlässig abrufen!

    Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo.

    Alles heiße Luft, schien der Blick meines Kollegen zu sagen.

    Ich war mir noch nicht sicher.

    Es gab Leute, die sogar einen Mord gestanden, den sie nicht begangen hatten, um sich sich wichtig zu machen.

    Aber in die Kategorie der Wichtigtuer gehörte Ortega für meine Begriffe nicht.

    Bis jetzt ist das alles etwas dünn, was Sie uns da präsentiert haben, erklärte ich. Wie heißt der Typ?

    Jacky Tasso.

    Sagt mir nichts.

    'Ne aufstrebende Nummer aus der Bronx. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat er den Deal auch nur vermittelt und dafür Provision kassiert. Nehmen Sie ihn hops und fühlen Sie ihm auf den Zahn. Dann wissen Sie mehr.

    Der Besitz und Verkauf von derartigen Sendeaggregaten ist nicht strafbar, stellte ich klar.

    Nein, das nicht. Aber überlegen Sie mal, wer so etwas brauchen könnte! Ich habe mich ein bisschen informiert. Normalerweise versucht man die elektromagnetischen Abstrahlungen von elektronischen Geräten wie Computern oder Handys so gering wie möglich zu halten, damit sich die Dinger nicht gegenseitig stören. Aber wenn jemand sich ein Gerät zusammenbasteln lässt, dass genau das Gegenteil bewirkt, dann ist doch klar, was der will!

    Was Sie nicht sagen...

    Es gibt übrigens ein Video-Band, auf dem ein Teil des Gesprächs drauf ist.

    Habe ich es mir doch gedacht, Sie hören Ihre Gäste ab, sagte ich. Erpressen Sie sie hinterher mit den Aufnahmen?

    Die Aufnahmen entstehen nur aus Sicherheitsgründen.

    Darum sind die Kameras auch vermutlich so angebracht, dass man sie nicht sieht!

    Nein, das hat ästhetische Gründe.

    Ach!

    Hören Sie, Agent Trevellian, man kann das meiste, was die beiden Männer auf dem Video sagen nicht verstehen, aber Sie werden sicher über Spezialisten im Lippenlesen verfügen, so dass Sie noch mehr herausfinden könnten.

    Wo ist das Video?

    An einem sicheren Ort.

    Und Sie geben es nur heraus, wenn wir auf Ihre Bedingungen eingehen.

    Jacky Tasso bringt mich um, wenn er davon erfährt. Und wenn es nicht möglich ist, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, dann muss ich eben verschwinden.

    Sie sprechen vom Zeugenschutzprogramm?

    Ja.

    Ich lehnte mich zurück. Dabei fragte ich mich, ob Ortega uns am Ende nur dazu missbrauchen wollte, ihm bei seinen Schwierigkeiten mit Jacky Tasso zu helfen, die im Hintergrund offenbar irgendeine Rolle spielten.

    Eine Art roter Blitz zuckte durch die Luft. Der Strahl eines Laserpointers wurde durch die große Fensterscheibe gebrochen. Ich zuckte herum, instinktiv glitt die Hand zur Dienstwaffe vom Typ SIG Sauer P 226. Ich sah zum Fenster, hatte einen freien Blick auf die von zahllosen Passanten belebte Elizabeth Street.

    Bevor ich irgendetwas tun konnte, durchschlug ein Projektil die Scheibe. Von einem daumennagelgroßen Loch aus verzweigten sich spinnennetzartig die Risse durch das Glas.

    Die Kugel traf Roy Ortega mitten in die Brust.

    Sein Körper zuckte zusammen.

    Er öffnete den Mund, so als wolle er schreien.

    Ein zweiter Schuss bohrte sich mitten zwischen die Augen.

    Er sackte zu Boden.

    Fast gleichzeitig brach aus der Reihe der am Straßenrand parkenden Fahrzeuge ein Ford Maverick heraus und brauste mit quietschenden Reifen davon.

    Ich sprang auf, zog die SIG und sprang mit der rechten Schulter voran durch das Fenster. Das durch die Einschüsse beschädigte und von langen Rissen durchzogene Glas setzte mir keinen Widerstand mehr entgegen. Ich schützte meine Augen mit dem Arm vor dem Scherbenregen. Hart kam ich auf dem Asphaltboden auf, rollte mich ab. Passanten stoben zur Seite, starrten mich an.

    Ich rappelte mich auf, schüttelte mir notdürftig die Scherben aus den Haaren und sprintete los. Eine Phalanx aus parkenden Autos verhinderte, dass ich dem Ford Maverick auf der Stelle mit meiner SIG ein Loch in den Hinterreifen brennen konnte.

    Mit einem Satz war ich auf dem Kofferraum eines Mercedes, mit einem weiteren stand ich auf dem Dach.

    Die SIG fasste ich mit beiden Händen, legte an.

    Feuerte.

    Der erste Schuss kratzte am Kotflügel des Maverick, der zweite ließ den Reifen hinten links platzen, kurz bevor der Wagen die nächste Kreuzung erreichte.

    Der Maverick brach zur Seite aus, krachte in einem am Rand abgestellten Lieferwagen hinein. Ich sprang von dem Mercedes-Dach, rannte in geduckter Haltung auf den Maverick zu.

    Dessen Tür ging auf.

    Ein Mann mit Baseballkappe und einem Scharfschützengewehr vom Typ K16 stürzte hervor.

    Der Strahl des Laserpointers tanzte durch die Luft, als er anlegte.

    Ich duckte mich.

    Der Schuss ging knapp an mir vorbei. Bevor mein Gegenüber ein zweites Mal abdrücken konnte, feuerte ich zurück, traf ihn in die Schulter.

    Die Wucht, mit der das Projektil seinen Körper durchschlug und auf der anderen Seite wieder austrat, riss ihn zurück.

    Ein Schuss löste sich aus seinem K 16-Gewehr, ging aber ins Nichts. Er taumelte zurück, prallte gegen den Maverick. Ich setzte nach, den Lauf der SIG immer in seine Richtung gewandt.

    FBI! Waffe fallen lassen!, schrie ich.

    Aber daran dachte der Killer nicht im Traum.

    Er ließ den Lauf des K 16-Gewehrs wieder hochzucken, versuchte einen Schuss aus der Hüfte und ließ mir damit keine andere Wahl. Bevor er abzudrücken vermochte, feuerte ich meine SIG ab. Die Kugel traf den Killer mitten in der Brust. Er rutschte am Blech des Maverick hinunter und zog eine blutige Schmierspur hinter sich her. Seine Augen waren starr.

    Ich senkte inzwischen den Lauf meiner SIG.

    Milo tauchte hinter mir auf, ebenfalls mit der SIG in der Hand.

    Alles klar, Jesse?

    Wie man's nimmt.

    Fragen würde uns der Killer auf jeden Fall nicht mehr beantworten können.

    Ich ging auf die Leiche zu.

    In seiner rechten Jackentasche steckte ein Führerschein.

    Ich nahm ihn heraus. Er war auf den Namen George F. Brown ausgestellt. Darunter war eine Adresse in Paterson, New Jersey angegeben.

    Eine Viertelstunde später war die Elizabeth Street von den Kollegen der City Police für den normalen Verkehr gesperrt worden. Gut ein Dutzend Einsatzfahrzeuge drängelten sich in der Nähe von Antonio's Coffee Shop. Kollegen von der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker FBI-Einheiten waren ebenso eingetroffen wie unsere eigenen Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster. Dazu weitere Fahrzeuge unserer Fahrbereitschaft und der Wagen des Coroners, mit dem die Leichen von Roy Ortega und dem Killer namens George F. Brown abtransportiert wurden.

    Scheint mehr dran zu sein, an der Geschichte, die Ortega uns da erzählt hat, als ich erst dachte, meinte Milo.

    Jedenfalls war es jemandem verdammt viel wert, ihn aus dem Weg zu räumen, murmelte ich.

    Du gehst davon, dass der Kerl mit der K 16 ein Profi war.

    Das ist das einzige, was mir ziemlich sicher scheint! Und ich wette, dass seine Identität falsch ist.

    Abwarten.

    Wir können drauf wetten.

    Hast du schonmal was von diesem Jacky Tasso gehört, mit dem Ortega seine Schwierigkeiten hatte?

    Nein. Aber wir werden ihn wohl in Kürze näher kennenlernen, Milo.

    4

    Später saßen wir im Büro von Mister McKee, dem Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Special Agent in Charge. Außer Milo und mir waren auch die Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina anwesend sowie unsere Innendienstler Max Carter und Craig E. Smith.

    Agent Craig E. Smith war unser Computerspezialist, der an dieser Sitzung teilnahm, um uns etwas über die Auswirkungen von starken elektromagnetischen Impulsen auf Computer und elektronische Bauteile aller Art zu berichten.

    Wie Sie alle wissen, sind seit einigen Jahren Handys in Flugzeugen und Krankenhäusern verboten, weil es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen kann, erklärte Smith. "Theoretisch ist es natürlich möglich, dieses Phänomen als Waffe zu benutzen. Die gesundheitlichen Wirkungen von Mikrowellen sind umstritten. Bei Computerbildschirmen gelten seit einigen Jahren strenge Grenzwerte. Es gibt Studien, die behaupten, dass durch die Emissionen von Handys Krebs ausgelöst werden kann, allerdings gibt es andere Studien, die das Gegenteil behaupten. In geringen Dosen ist die Wirkung also umstritten, bei hohen Dosen lassen sich allerdings Veränderungen der Gehirnströme als Folge nachweisen. Die Regierung der ehemaligen Sowjetunion hat seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts versucht, elektromagnetische Kraftfelder als Waffe gegen Regimegegner zu benutzen. Deren Wohnungen wurden einer intensiven Bestrahlung ausgesetzt, ohne dass die Betroffenen davon ahnten. Manche der Betroffenen wurden psychisch krank oder erlitten Herzinfarkte und Schlaganfälle. Ob das in einem direkten Zusammenhang steht ist letztlich nicht bewiesen. Aber sicher ist, dass das Tests waren, um auf dieser Basis Waffen zu entwickeln. Mit sehr mäßigem Erfolg allerdings. Seitdem jedoch unsere Welt mehr und mehr von Computern geprägt wird, ergibt sich ein neuer Ansatzpunkt für Mikrowellen-Waffen. Ich bin mir sicher, dass die Militärs in mindestens einem Dutzend Staaten damit experimentieren.

    Und für Terroristen sind sie geradezu ideal: Leicht herzustellen und preiswert. Die Technologie ist nicht besonders anspruchsvoll und unterliegt keinerlei Restriktion. Aber der Effekt ist verheerend! Ein entsprechend starkes Aggregat in der Nähe der Börse könnte für Kursstürze und eine Wirtschaftskrise sorgen. Die Flugsicherung wäre derartigen Anschlägen praktisch schutzlos ausgeliefert. Und ein Angriff auf Behördenrechner oder Computer von Polizei und Armee wären jederzeit denkbar, da mit dieser Gefahr nicht gerechnet wird."

    Atomkraftwerke?, fragte Orry Medina, ein G-man indianischer Abstammung. Werden die nicht auch durch Computer gesteuert?

    Agent Craig E. Smith nickte. Wir wollen hoffen, dass es niemand schafft, einen entsprechenden Impulsgeber in den inneren Bereich einer solchen Anlage zu bringen. Die Folgen wären unabsehbar. Dasselbe gilt natürlich für die Interkontinentalraketen in ihren unterirdischen Silos. Allerdings sind die relativ gut abgeschirmt, im Gegensatz zu Atom-U-Booten während eines Aufenthalts im Hafen...

    Mister McKee nippte an seinem Kaffeebecher und hob die Augenbrauen. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center sind sämtliche Stellen, die in irgendeiner Weise etwas mit öffentlicher Sicherheit zu tun haben mehr als vorsichtig. Niemand will sich ein zweites Mal vorwerfen lassen, Hinweise nicht ernst genug genommen zu haben.

    Das gilt auch für uns, mischte sich Clive Caravaggio ein, der Mister McKees Stellvertreter im Field Office New York war.

    Mister McKee nickte. Richtig. Es kann natürlich sein, dass gar nichts dahintersteckt, aber das Risiko müssen wir eingehen.

    Nach dem Mord an Roy Ortega glaube ich das ehrlich gesagt nicht mehr, erklärte Milo.

    Mister McKee hob leicht die Schultern. Es gibt sicherlich eine ganze Reihe von Personen, bei denen sich ein Grund denken lässt, Ortega aus dem Weg zu räumen. Er wandte sich an Agent Max Carter aus unserer Fahndungsabteilung.

    Kennen wir inzwischen die Identität des Killers?

    Max nickte.

    Der Mann hieß Braden E. Thomas, hat für ein paar üble Leute in Spanish Harlem und der Bronx gearbeitet.

    Besteht eine Verbindung zu Jacky Tasso?, hakte Mister McKee nach.

    Max bestätigte das. Die beiden waren mal angeklagt, in einem Club Feuer gelegt zu haben. Sie arbeiteten damals für Benny Jordan. Seit Jordan den Kollegen der DEA in die Arme gelaufen ist und die nächsten dreißig Jahre auf Riker's Island verbringen wird, sind Jacky Tasso und Braden F. Thomas wohl eigene Wege gegangen.

    Der Kontakt scheint offenbar nicht abgebrochen zu sein, stellte ich fest und genehmigte mir einen Schluck aus meinem Kaffeebecher.

    Mister McKee stellte seinen Kaffeebecher auf den Tisch.

    Er wandte sich an Craig E. Smith. Versuchen Sie herauszufinden, ob es in letzter Zeit irgendwelche Vorkommnisse gibt, die sich auf die Wirkung von starken Mikrowellen-Sendeaggregaten zurückführen lassen. Er wandte den Kopf in Clives Richtung. Sie nehmen sich das !VENGA! vor. So hieß doch Ortegas Club.

    Ja, bestätigte Clive.

    Machen Sie eine große Aktion draus. Dieses Videoband muss ja irgendwo stecken. Und dem Mitbesitzer des !VENGA! müssen wir auch auf den Zahn fühlen. Jesse?

    Ja, Sir?

    Mister McKee sah mich einen Augenblick lang nachdenklich an und meinte: Nehmen Sie sich Ortegas Privatwohnung vor!

    Und was ist mit Jacky Tasso?, fragte ich.

    Max Carter meldete sich an Stelle unseres Chef zu Wort.

    Tasso ist extrem misstrauisch. Er hat mehrere Nester über den ganzen Big Apple verteilt, wo er untertauchen kann. Wohnungen, die unter falschem Namen angemietet wurden. Aber die Fahndung nach ihm läuft.

    5

    Ich habe dich bereits erwartet, Rob, sagte der Mann mit den hart geschnittenen Zügen. Das Kaminfeuer prasselte und ließ Schatten auf seinem Gesicht tanzen. Der schwarze Vollbart und die starken, in der Mitte zusammenwachsenden Augenbrauen gaben ihm ein düsteres Aussehen.

    Rob Davis näherte sich vorsichtig.

    Er hatte gewaltigen Respekt vor John Nathanael Broxon, dem Mann, der von einer kleinen Schar von Anhängern als leibhaftiger Heiliger angesehen wurde.

    Broxon deutete auf den zweiten Sessel in der Nähe des Kamins.

    Setz dich, mein Sohn.

    Ja.

    Davis' Stimme klang heiser und fast tonlos.

    Er setzte sich zögernd.

    Broxon warf ihm eine Zeitung hin.

    Sieh dir an, was die Diener des Heidentums und der Sünde über uns schreiben, mein Sohn!

    Davis faltete die Zeitung auseinander. SKANDAL IM ST.MARY's HOSPITAL titelte das Blatt. DREI PATIENTINNEN STARBEN DURCH TECHNISCHE FEHLFUNKTIONEN IM OP. GIBT ES NOCH MEHR OPFER? SCHLAMPEREI BEI DER GERÄTE-WARTUNG NICHT AUSGESCHLOSSEN.

    Davis schluckte.

    Die zehn Gebote waren immer die moralische Grundlage seines Lebens gewesen. Wichtiger noch als selbst die Worte des neuen Heiligen John Nathanael Broxon, der gegen das auf dem Boden Manhattans wiedererstandene Babylon wetterte. Und gegen eines dieser Gebote hatte er verstoßen. 'Du sollst nicht töten...' So gut es ging versuchte Davis, diesen Gedanken zu verscheuchen.

    Das Beste steht auf der nächsten Seite, sagte John N. Broxon. Ein zufriedenes, triumphierendes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Dutzende von Operationsterminen Abtreibungen zumeist, mein Sohn! - sind auf unbestimmte Zeit verschoben worden! Die Klinikleitung steht vor einem Rätsel. Von elektromagnetischer Wechselwirkung ist die Rede, aber natürlich gibt es da Dutzende von Möglichkeiten. Stört der Wehenschreiber das EKG-Gerät oder umgekehrt? Sie wissen nicht woran es liegt. Und natürlich fürchten sie sich vor den Regressansprüchen von Hinterbliebenen und Geschädigten... Der selbsternannte Heilige lachte auf. Er beugte sich vor. Der intensive Blick seiner sehr suggestiv wirkenden dunklen Augen schien Rob Davis geradezu durchbohren zu wollen. Drei Kliniken haben wir in den letzten Wochen auf diese Weise lahmlegen können, Rob! Drei Orte der Sünde, Orte an denen unschuldige Seelen dem Moloch geopfert werden sollten! Die Angst geht unter den Sünderinnen um. Auch wenn es nicht die Furcht vor dem Herrn ist, sondern nur die Angst vor dem Versagen medizinischer Geräte. Es ist eine heilsame Angst, sage ich dir! Wahrlich heilsam für diese verlorenen Seelen...

    Die Frauen werden in andere Kliniken gehen, um abtreiben zu lassen, gab Rob Davis zu bedenken.

    Ja, viele von ihnen werden das tun. Aber dadurch wird unser Kampf gegen das Böse nicht sinnlos. Oder zweifelst du daran?

    Nein, murmelte Rob Davis. Aber... Er stockte.

    Aber was?

    Rob Davis zögerte, ehe er weiter sprach. Er wusste, dass es sinnlos war, dem Heiligen seine Zweifel verbergen zu wollen.

    Nicht alle verstorbenen Patientinnen wollten eine Abtreibung vornehmen.

    Der Kampf gegen das Böse erfordert bedauerlicherweise Opfer, mein Sohn.

    Ja, ich weiß.

    Diese Kliniken sind Orte der Sünde, Rob! Nicht allein der Abtreibungen wegen. Sie nehmen dort Bluttransfusionen vor. Auch das ist gegen den Willen des Herrn, denn das Blut ist der Sitz der Seele...

    Ja.

    Es ist viehisch!

    Das ist es.

    Eine Sünde gegen Gott und seine heilige Schöpfung!

    Amen.

    Eine Pause folgte. Der selbsternannte Heilige musterte Rob Davis mit einem Stirnrunzeln. Hast du irgendwelche Zweifel an unserer Mission, mein Sohn?

    Davis schüttelte den Kopf.

    Er wich dabei dem Blick seines Gegenübers aus. Sein Mund öffnete sich ein wenig, aber kein Ton kam über seine Lippen.

    Ich muss dich noch einmal um deine Hilfe bitten, Rob. Es geht um das Bethesda Hospital... Ich kann mich doch auf dich verlassen, mein Sohn!

    Ja!, stieß Rob Davis hervor und schloss die Augen dabei.

    Der Herr stehe dir bei bei allem, was du tust. Aber sei gewiss: Er wird gnädig auf dich von seinem Thron herabschauen, denn du bist einer der wenigen Gerechten, die sich in die Mauern des neuen Babylon gewagt haben!

    Amen, flüsterte Davis und wiederholte es gleich darauf, wie um sich selbst Mut zu machen: Amen!

    6

    Ray Ortegas Wohnung lag im dritten Stock eines Apartmenthauses in der 107. Straße. Mit Hilfe des Schlüssels, der bei Ortegas Leiche von den SRD-Kollegen sichergestellt worden war, traten wir ein.

    Ich ließ den Blick durch ein sehr großes Wohnzimmer schweifen. Mindestens hundert Quadratmeter, so schätzte ich. Der Rest der Wohnung hatte nochmal dieselbe Größe.

    Damit war sie für New Yorker Verhältnisse geradezu gigantisch.

    Milo sah mich an. Er hatte offenbar gerade denselben Gedanken wie ich.

    Ortegas Geschäfte müssen ziemlich gut gegangen sein, wenn er sich so etwas leisten konnte, meinte er.

    Ich zuckte mit den Achseln.

    Wenn das !Venga! tatsächlich so ein Superclub ist, verwundert das niemanden.

    Ein getarnter Drogenumschlagplatz - darum handelt es sich beim !VENGA!.

    Die Kollegen der DEA konnten das leider nie beweisen...

    Aber die Spatzen pfeifen es von den Dächern.

    Spatzen werden vor Gericht leider nicht als Zeuge zugelassen.

    Ich umrundete die Sitzgarnitur aus Leder. Ein Fernseher inklusive DVD-Player standen dort. Der Bildschirm war riesig. Video-Bänder suchte ich da wohl vergeblich.

    Milo nahm sich unterdessen die Nebenräume vor. Zuerst die Küche, dann das Bad.

    Ich untersuchte einen der Schränke aus dunklem Holz.

    Hinter einer der Schiebetüren fand ich einen Ordner mit Kontoauszügen. Ray Ortegas Geschäfte schienen gar nicht so gut zu gehen, wie wir zuerst geglaubt hatten. Jedenfalls war sein Konto mit einem fünfstelligen Betrag in den Miesen.

    Beim Telefon fand ich ein Adressbuch. Die Namen darin waren nur abgekürzt. Aber mit den Telefonnummern würden unsere Innendienstler einiges anzufangen wissen.

    Ich habe hier was!, hörte ich Milo sagen und drehte mich herum. Er hielt einen feuchten Plastikbeutel in der Hand. Darin befand sich eine Automatik mit zwei Magazinen zum Wechseln. Außerdem ein paar Briefchen, die vermutlich Kokain enthielten.

    Und ein Schlüssel.

    War in der Klospülung, erklärte Milo.

    Kein besonders originelles Versteck!

    Um so besser für uns, sonst hätten wir hier lange herumsuchen können.

    Ich nahm Milo den Beutel aus der Hand, tastete von außen nach dem Schlüssel, drehte ihn herum. Der Name der Schlüsselfirma stand darauf. Außerdem eine Nummer.

    Könnte zu einer Schließfachanlage gehöre, meinte Milo.

    Fragt sich nur, zu welcher! Jede Bank in New York City hat doch so etwas! Mal ganz abgesehen von den Postfachanlagen, den Schließfächern in Bahnhöfen und Flughäfen...

    Milo nickte.

    Da sitzen dreihundert G-men zehn Jahre dran, bis das richtige Fach gefunden wurde!

    So viel Zeit haben wir leider nicht... Ich sah auf das Emblem der Schlüsselfirma. Vielleicht kamen wir darüber weiter. Ich bin überzeugt, dass das Video-Band, das wir suchen, in diesem Fach zu finden ist!

    Vorausgesetzt, es existiert überhaupt, Jesse. Was, wenn dieser Ortega einfach nur in Schwierigkeiten war und uns dafür missbrauchen wollte, ihm seine Feinde vom Leib zu halten?

    Wenn das seine Absicht war, ist sie gründlich misslungen, Milo.

    Ein Geräusch ließ uns zusammenzucken. Jemand machte sich an der Tür zu schaffen, schloss sie auf.

    Eine junge Frau in einem enganliegenden blauen Kleid trat ein. Das blauschwarze Haar fiel ihr bis weit über die Schultern. Sie stutzte, als sie uns sah. Ich hielt ihr meine ID-Card hin und stellte uns vor. FBI, Special Agent Jesse Trevellian. Dies ist mein Kollege Milo Tucker.

    Sie schluckte, schien einen Augenblick lang zu erwägen, sofort davonzulaufen. Ich machte einen Schritt auf die junge Frau zu, sodass sie meine ID-Card besser sehen konnte.

    Sie atmete tief durch.

    Was tun Sie hier?, fragte sie kühl.

    Ich trat neben sie, schloss die Tür. Ich wollte verhindern, dass sie uns doch noch durchbrannte. Denn das war zweifellos ihr erster Gedanke gewesen. Ihre vollen Brüste hoben und senkten sich recht schnell. Die Atemfrequenz musste immer noch weit über dem Normalwert liegen.

    Ich habe Ihnen gesagt, wer wir sind, wich ich ihrer Frage aus. Eigentlich wüsste ich umgekehrt auch ganz gerne, mit wem ich es zu tun habe.

    Isabel Norales.

    Sie hatten offenbar einen Schlüssel zu dieser Wohnung.

    Ich lebe hier.

    Diese Wohnung gehört Mister Roy Ortega.

    Ich bin vor drei Monaten bei ihm eingezogen. Sie schluckte, wich meinem Blick aus. Irgendetwas verheimlichte sie dabei.

    Sie haben zusammengelebt?

    Sagte ich doch.

    Wir müssen Ihnen leider eine traurige Mitteilung machen.

    Ist etwas mit Roy?

    Er wurde aus einem fahrenden Wagen heraus erschossen, als er sich mit uns traf.

    Ihr Gesicht blieb unbewegt. Im nächsten Moment bedeckte sie die Augen mit ihrer Hand. Das ist furchtbar, sagte sie.

    Sie ging zur Sitzecke, ließ sich in einen der Sessel fallen.

    Haben Sie jemanden, wo Sie die nächsten Tage wohnen können?, fragte ich.

    Sie sah mich erstaunt an. Wieso?

    Weil wir diese Wohnung versiegeln werden. Die Kollegen von der Scientific Research Division werden hier alles gründlich unter die Lupe nehmen. Das ist Routine, schließlich handelt es sich um die Wohnung eines Mordopfers.

    Sie überlegte kurz, dann nickte sie. Ich habe mein Apartment in Queens nicht aufgegeben. 789 Bunton Road.

    Ich schrieb mir die Adresse auf.

    Isabel Norales' Blick wanderte zwischen Milo und mir hin und her, ehe sie fragte: Haben Sie eine Ahnung, wer das getan haben könnte?

    Ich dachte eigentlich, dass Sie uns da weiterhelfen könnten.

    Ich?

    Sie wischte sich über die Augen, so als wollte sie Tränen wegwischen. Eine theatralische Geste, dachte ich. Die junge Lady wollte uns um jeden Preis von ihrer Trauer überzeugen, so hatte ich den Eindruck. Allerdings wusste ich aus Erfahrung, dass man sich gerade in diesem Punkt sehr vertun kann. Manchmal erscheint der Angehörige eines Mordopfers äußerlich kalt wie ein Fisch, und bricht erst später innerlich zusammen.

    Hat er Ihnen gegenüber ein Videoband erwähnt, das im Club !VENGA! aufgenommen wurde?, fragte Milo.

    Sie wandte den Kopf.

    Nein, das hat er nicht.

    Aber Sie kennen das !VENGA!?

    Natürlich kenne ich das. Ich arbeite dort.

    Das ist interessant. Und Sie wollen nichts von diesem Videoband wissen?

    Tut mir leid, aber Roy hat mit mir nie über Geschäfte gesprochen.

    Vielleicht fällt Ihnen ja trotzdem jemand ein, der Roy Ortega am liebsten aus dem Weg gehabt hätte.

    Roy war kein Kind von Traurigkeit.

    Das haben wir uns schon gedacht.

    Er geriet schnell in Streit, und es gab ein paar Typen, mit denen er Schwierigkeiten hatte. Aber er hatte ein paar patente Jungs, die ihn vor denen abschirmten.

    War Jacky Tasso einer der Leute, mit denen er Probleme hatte?

    Ich habe diesen Namen noch nie gehört, tut mir leid. Sie zuckte die Achseln.

    Milo hakte nach. So leicht ließ er sich nicht abspeisen.

    Er soll des Öfteren im !VENGA! gesehen worden sein.

    Da kommen so viele hin...

    Verstehe.

    Jetzt schaltete ich mich wieder in das Gespräch ein. Ich habe gerade einen Blick in Mister Ortegas Kontoauszüge geworfen. Gab es jemanden, bei dem er Schulden hatte?

    Isabel Norales blickte auf die zierliche Uhr an ihrem Handgelenk und erhob sich. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir das Gespräch ein anderesmal fortsetzen könnten. Ich stehe noch ziemlich unter Schock. Wenn Sie noch Fragen an mich haben, erreichen Sie mich im !VENGA!.

    Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo.

    Er nickte knapp.

    In Ordnung, sagte ich und gab ihr eine der Karten, die das FBI für seine Agenten drucken lässt. Vielleicht fällt Ihnen ja noch etwas Wichtiges ein!

    Sie schien etwas verwundert. Einen Augenblick lang betrachtete ich die perfekte Figur, die sich durch das sich eng an ihren geschwungenen Körper anschmiegende blaue Kleid sehr deutlich abzeichnete.

    Miss Norales, sagte ich, kurz bevor sie die Tür erreichte.

    Sie drehte sich herum, hob die Augenbrauen.

    Ist noch was?

    Eine Frage nur: Wie vertrug Mister Ortega sich mit seinem Partner, mit dem zusammen er das !VENGA! betrieb?

    Ein kühles Lächeln ließ ihr Gesicht zur kalten

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