Greif ein, Jesse!: G.F. Barner 275 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Der Wind streicht über den Hof, über den Urraca Bach, an dem die Ranch liegt, und über das Gras der Weide, auf der die Rinder grasen. Hinter den Büschen des Baches duckt sich ein Mann tief gegen den Hals seines Pferdes. Seine Hand hebt sich blitzschnell, die Zügel fliegen dem Mann an seiner Seite zu. »Runter!« sagt der Mann dann zischend. »Das ist Kennan. Er ist im Stall. Runter, ihr zwei, schnell. Nur zwanzig Schritt, dann haben wir ihn.« Sie steigen ab, drei Mann, die sich jetzt neben den Pferden, die der vierte hält, ducken. Einen Augenblick noch berühren ihre Stiefel den Saum des Baches und treten in das Wasser. Dann sagt der erste wieder: »Neben die Wand, an die Tür! Wenn er kommt, dann schießt nicht, es muß leise gehen!« »Aber wenn er zum Revolver…« »Er wird ihn nicht mehr ziehen können.« Es ist ein einziger, schneller Griff, dann liegt der Revolver in seiner Hand. Und dann huschen sie los, sie laufen aus den Büschen die kaum fünfzehn Schritt auf den Stall zu. Drei Männer tauchen plötzlich auf, ducken sich am Stall und sinken hinunter. Sie sind nur weniger als drei Schritt vor der Tür. In der Hand jedes Mannes liegt der Revolver.
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Buchvorschau
Greif ein, Jesse! - G.F. Barner
G.F. Barner
– 275 –
Greif ein, Jesse!
Die Tür ächzt im leichten Wind.
G.F. Barner
Der Wind streicht über den Hof, über den Urraca Bach, an dem die Ranch liegt, und über das Gras der Weide, auf der die Rinder grasen.
Hinter den Büschen des Baches duckt sich ein Mann tief gegen den Hals seines Pferdes.
Seine Hand hebt sich blitzschnell, die Zügel fliegen dem Mann an seiner Seite zu.
»Runter!« sagt der Mann dann zischend. »Das ist Kennan. Er ist im Stall. Runter, ihr zwei, schnell. Nur zwanzig Schritt, dann haben wir ihn.«
Sie steigen ab, drei Mann, die sich jetzt neben den Pferden, die der vierte hält, ducken. Einen Augenblick noch berühren ihre Stiefel den Saum des Baches und treten in das Wasser.
Dann sagt der erste wieder: »Neben die Wand, an die Tür! Wenn er kommt, dann schießt nicht, es muß leise gehen!«
»Aber wenn er zum Revolver…«
»Er wird ihn nicht mehr ziehen können.«
Es ist ein einziger, schneller Griff, dann liegt der Revolver in seiner Hand.
Und dann huschen sie los, sie laufen aus den Büschen die kaum fünfzehn Schritt auf den Stall zu.
Drei Männer tauchen plötzlich auf, ducken sich am Stall und sinken hinunter.
Sie sind nur weniger als drei Schritt vor der Tür.
In der Hand jedes Mannes liegt der Revolver.
Und im Stall ist Edward Kennan, der gerade die Decke von der Stange nimmt.
Dann dreht sich Kennan um. Er hat den Sattel über den Rücken und die Decke in der rechten Hand.
Er kommt auf die Tür zu. Er hat es eilig und geht schnell.
In diesemAugenblick richtet sich der erste Mann hinter dem offenstehenden, vom Wind herumgetriebenen Torflügel auf.
Die Schritte Kennans nähern sich der Tür. Kennan geht schwer und fest auftretend. Er sieht das blasse Mondlicht auf dem Hof liegen und denkt schon an Wagon Mound, die Straße und die Kneipe von Charlie.
Wenn er Glück hat, dann sitzt Juan Valdez noch in der Kneipe, und hat er noch mehr Glück, dann ist Rosalia nicht bei ihm. Es wird nur ein kurzer Augenblick sein, der Juan Valdez aus dem Saloon lockt und ihn zu Kennan bringt. Aber es wird eine lange Zeit sein, die JuanValdez braucht, um sich von dieser Begegnung zu erholen.
Ed Kennan geht schnell, eine Hand hält den Sattel, die andere die Decke.
Und dann kommt er aus der Tür.
In dieser Sekunde dreht er sich um, um mit dem Stiefelhacken die Tür zuzuwerfen. Sein Fuß kommt hoch, er steht auf einem Bein und… da sieht er den Mann springen.
Kennan zuckte einmal leicht, dann duckt er sich weg. Der Mann kommt, springt aber vor den Sattel, den Kennan fallen läßt. Der Sattel stürzt nach unten. Kennan hört den Mann fluchen und sieht ihn stolpern.
In dem Moment, in dem der Mann fällt, stürzt sich Kennan vorwärts auf die Wand des Stalles zu und zieht im Sprung seinen Revolver.
»Vorsicht!«
Der eine Mann keucht scharf und schnell, der andere, den er nun auch sieht, springt los. Kennan wird im Rücken gerammt und kracht gegen die Stallwand. Seine rechte Hand, die den Revolver halb aus dem Halfter hat, wird heftig gegen die Stallwand gepreßt und eingeklemmt.
Vielleicht ist Ed Kennan zu angetrunken, um die Gefahr zu sehen, da rammt ihm einer den Revolver in den Rücken.
Der andere umklammert mit einem harten, drehenden Griff seinen rechten Unterarm und sagt drohend: »Keinen Ton, Kennan, steh still, sonst geht es dir schlecht.«
Der Revolver in seinem Rücken bringt Kennan jäh zur Besinnung. Er, der bisher in seinem betrunkenen Kopf verworrene Ideen über sein Zusammentreffen mit Juan Valdez gehabt hat, wird beinahe schlagartig nüchtern.
Während ihm der rechts neben ihm stehende Mann den Arm umdreht, so daß er den Revolver loslassen muß, ist der andere links neben ihm aufgetaucht und sagt eisig: »Kennan, keinen Versuch, sonst stirbst du!Anworte, aber sei leise.Wo ist Hayward?«
Kennan steht still. Er kann das Gesicht des Mannes nicht erkennen und erstarrt, als er das hochgezogene Halstuch sieht. Im ersten Sehen und der Reaktion auf den Sprung des nur als Schatten zu erkennenden Mannes hat er nichts von dessen Gesicht sehen können. Jetzt weiß er, daß der Mann sein Halstuch über die Nase gezogen hat.
Sie sind alle vermummt.
»Hayward, Jesse ist im Haus!« sagt er stockend und spürt immer noch die Revolvermündung im Rücken. »Was – was soll das, was wollt ihr?«
Der Mann neben ihm winkt mit der Hand und tastet ihn dann ab. Er findet sofort den zweiten Revolver, den sich Kennan in den Hosenbund geschoben hat, und nimmt die Waffe an sich.
Einer der anderen sieht starr zum Haus.Aber dort rührt sich nichts.
»Schläft Hayward, Kennan? Antworte, was ist mit ihm!«
In diesem Augenblick sieht Kennan aus den Augenwinkeln den vierten Mann mit den Pferden kommen. Der Mann reitet langsam, die Hufe machen kaum Geräusche.
»Stell sie in den Stall«, sagt der erste wieder kühl. »Nun, Kennan, wo ist dein Freund?«
»Er – er ist festgebunden!«
»Was? Sieh mal an, festgebunden? Warum das?«
»Weil… Er ließ mich nicht gehen«, antwortete Kennan bissig. »Keine Gefahr für euch, wenn ihr das meint. Er ist wirklich angebunden!«
»Seht nach, ich bleibe mit Ben hier!«
Kennan starrt auf die beiden Männer, die jetzt loshasten. Sie laufen geduckt auf das Haus zu, dann springt der eine mit einem Satz in die Tür, verschwindet im Haus und kommt nach kaum zwanzig Sekunden wieder heraus.
»Er hat nicht gelogen. Hayward liegt tatsächlich am Bett festgebunden!«
Der Mann vor ihm sieht Kennan seltsam an. Dann sagt er trocken: »Ich habe gedacht, es gehöre mehr dazu, einen Mann wie Hayward zu binden, mein Freund! Sicher hast du Hayward von hinten erwischt, he?«
»Ja«, sagt er stockend. »Ich habe ihn von hinten… Na und? Das ist unsere Sache, denke ich.«
»Sicher, sicher«, erwidert der Mann trocken. »Aber, daß ein Freund den anderen niederschlägt… Ed Kennan! – Hast du getrunken?«
»Na und?« fragt Kennan, jetzt schon wieder wild. »Und wenn ich es habe, geht euch das etwas an? Wer seid ihr, was sucht ihr hier? Mein Freund, ihr seid auf unserer Ranch. Steck den Revolver ein und verschwindet hier.«
»Vielleicht würden wir tatsächlich verschwunden sein, wenn du uns nicht dieArbeit mit ›Schläfer‹ Hayward abgenommen hättest, Mann.«
Kennan erstarrt, er wird jäh steif und sieht den Mann groß an.
»Was weißt du?« sagt er würgend. »Woher weißt du diesen Namen, Mann? Niemand hier kennt ihn, keiner weiß, daß man Jesse einmal ›Schläfer‹ Hayward genannt hat.«
»Niemand… Oh, vielleicht irrst du dich«, sagt der Mann mit dem vermummten Gesicht trocken. »Einer weiß es zumindest genausogut wie einige von uns: der alte Bart, der schlaue Kerl und gerissene Bursche. Na los, bringt seine Sachen in den Stall, macht ihn zu und fegt die Spuren weg!«
»Was, was?« sagt Kennan, der nun gar nicht mehr begreift. »Heißt das etwa, daß ihr uns längere Zeit…«
»Du bist aber klug«, sagt einer der vier hinter ihm kichernd. »Nun mal vorwärts, Kennan. Keine Angst, einer von uns geht voraus. Wir wollen ein kleines Weilchen bei euch bleiben. Ihr habt doch hoffentlich genug Vorrat im Haus?«
»Oh,Teufel«, sagt Edward grimmig.
Er geht los und sieht den einen Mann nun mit den Pferden aus dem Bach kommen. Der Mann handelt schnell und überlegt. Er bringt die Pferde in den Stall, greift nach einer Decke und bindet sie an einer Stange fest. Mit einem Besen und der Decke bewaffnet geht er zum Bachufer zurück.
Banditen, denkt Edward Kennan bestürzt. Das sind Banditen. Und ausgerechnet uns besuchen sie.Was haben sie vor, was wollen sie von uns? Geld ist kaum auf der Ranch, wir haben keine Reichtümer im Haus, also, was soll das alles?
»Bring die Taschen mit, Hale!«
Der eine Mann dreht sich um und spricht mit dem, der schon an den Büschen am Bachufer ist. Dann kommt er zurück und sieht Kennan von der Seite her schief an.
»Du!« sagt er drohend und läßt Kennan in seinen Revolver sehen. »Wenn du krumme Gedanken hast, ich puste sie dir aus deinem Kopf, klar? Jetzt rein mit dir! Nur nicht so eilig, wir sind keine Anfänger in diesem Geschäft. Bleib stehen, Langer, bleib bloß stehen!«
Der Mann hinter ihm hält Kennan an der Jacke zurück, drückt dabei jedoch seinen Revolver hart an.
»Langsam, Kennan, du brauchst nicht zu denken, daß wir Narren sind. Versuche nicht zu treten, ich bin genauso schnell wie dein Fuß. Alles in Ordnung innen?«
»Alles in Ordnung!«
Kennan bekommt einen Stoß, der ihn, obwohl er die Füße hochzureißen versucht, über die Schwelle in die Küche befördert. Er fällt der Länge nach hin.
»Ed, was ist?« fragte Jesse Hayward von drüben scharf. »Wer ist das, Edward?«
»Ich weiß nicht«, erwidert Kennan keuchend am Boden. »Ich habe sie nie gesehen, Jesse. Sie haben mich im Stall erwischt und mir keine Chance gelassen. Mein verdammter Brummschädel…«
»Narr«, sagt Hayward kühl. »Sie hätten dir den Whisky aus deinem verrückten Kopf filtern sollen. Das hast du davon, mein Freund. Wir reden noch darüber, verlaß dich darauf.«
Dann verstummt er. Er sieht den mittelgroßen Mann durch die Tür kommen und blickt zwei, drei Sekunden mit halbgeschlossenen Lidern auf den Gurt des Mannes. Es ist ein dunkler Kreuzgurt mit einer typischen mexikanischen Stickerei. Der Mann hat den Revolver links im Halfter, den anderen in der Hand und bleibt dicht vor ihm stehen.
»Feiner Freund, was?« fragt er schnappend. »Hayward, mach ihm nur keinen Vorwurf, wir würden dich genauso erwischt haben. Bringt ihn herein!«
Kennan bekommt einen leichten Stoß, knurrt grimmig, als der Stiefel ihn anstößt, und kommt langsam auf die Knie. Er sieht sich um, er rechnet für zwei Sekunden mit einer Chance, aber sie