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Sören Falk und der Harem des Grauens
Sören Falk und der Harem des Grauens
Sören Falk und der Harem des Grauens
eBook306 Seiten4 Stunden

Sören Falk und der Harem des Grauens

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Über dieses E-Book

Ein kalter, nebliger Herbsttag. In den Münchner Isarauen wird die nackte Leiche eines vermissten Gelegenheitsstrichers entdeckt. Kurz darauf findet man in einem Parkhaus die ausgeweidete Leiche eines Callboys. Sören Falks Team werden die Fälle zugeordnet.
Die Gesamtsituation erinnert die Ermittler an einen zurückliegenden, bislang ungelösten Mordfall. Hauptkommissar Falk stöbert im Milieu und wird auf diverse Vermisstenfälle aufmerksam. Er knüpft Verbindungen zu seinem Fall und stellt eine waghalsige Theorie auf, deren Spur in die High Society führt. Sein Tatverdächtiger wird von höchster Stelle abgeschirmt.
Zeitgleich wird der schwule Cop von seinem Kollegen Mehmet enttäuscht. Doch statt zu frustrieren, lernt er den transsexuellen Sally kennen und sammelt neue Erfahrungen. Dann verschwindet Mehmet und dessen Lover kommt auf mysteriöse Weise ums Leben.
Sören Falk befürchtet Schlimmstes und setzt alles auf eine Karte. Er kommt hinter das Geheimnis seines Verdächtigen und entdeckt den Harem des Grauens. Zu spät merkt er, dass er in der Falle sitzt.

Auch in seinem zweiten Fall sind Spannung, Erotik und Gänsehaut garantiert. Mit dem homosexuellen Kriminalpolizisten Sören Falk hat der Autor Lennart Larson bereits jetzt eine neue Kultfigur geschaffen.
SpracheDeutsch
HerausgeberHimmelstürmer
Erscheinungsdatum10. Juni 2012
ISBN9783863612252
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    Buchvorschau

    Sören Falk und der Harem des Grauens - Lennart Larson

    Lennart Larson

    Sören Falk

    und

    der Harem des Grauens

    Himmelstürmer Verlag, part of Production House GmbH

    Kirchenweg 12, 20099 Hamburg

    E-mail: info@himmelstuermer.de

    www.himmelstuermer.de

    Foto: Mark-Andreas Schwieder, www.statua.de

    Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer, AGD, Hamburg

    www.olafwelling.de

    Originalausgabe, Februar 2009

    Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

    Rechtschreibung nach Duden, 24. Auflage

    ISBN print 978-3- 940818-23-3

    ISBN E-pub 978-3-86361-225-2

    ISBN pdf: 978-3-86361-226-9

    ......für alle Sören Falk-Leser

    Du denkst du bist nichts wert,

    weil du anders bist, als die anderen.

    Das ist falsch, denn indem du anders bist, als all die anderen,

    bist du wertvoll.

    Lennart Larson

    1

    Henry starrte an die kalte Wand. Seine Augen hatten sich längst an das Halbdunkel seines Kerkers gewöhnt. Die einzige Lichtquelle befand sich im Flur und zwängte sich durch die Ritzen der alten Holztür. Nur wenn das Licht im Flur aus war, war es stockduster. Er saß auf einer alten, muffigen Matratze. Immer wieder musste er husten. Henry war an den Handgelenken mit Ketten gefesselt. Mit jeder Bewegung rasselten die eisernen Fesseln. Das Klimpern der metallenen Glieder untermalte das Abhusten rhythmisch. Henry fror. Seine klammen Finger zogen eine Decke über seinen nackten, gequälten Körper. Wie lange würde das Martyrium noch andauern? Durchhalten! Ich werde es schaffen. Irgendwann macht der Kerl einen Fehler, dann werde ich ihn töten und von hier weglaufen! Die Gedanken des Gefangenen bewegten sich im Kreis. Tagein, tagaus. Er roch nach Urin und feuchtem Stein. Wie konnte das alles nur geschehen? Warum suchte ihn niemand? Immer wieder ging der Gefangene im Gedanken den Tag seiner Entführung durch.

    Gut gelaunt war er losgezogen. Das Wochenende sollte ihm gehören. Er traf den gut gekleideten Herrn und roch förmlich dessen Geld. Zudem fand er den Typen ganz sympathisch. „Wollen wir noch ein bisschen Spaß haben?, hatte er gefragt. „Ich werde dich verwöhnen.

    „Ich kann nicht", log ihm Henry vor. Soviel wusste er noch. Das war die Masche des gut aussehenden jungen Mannes. Sie wirkte immer, wenn ihn ältere Männer ansprachen. Sie begannen um ihn zu buhlen, wurden neugierig. Das machte ihn interessant.

    „Warum denn nicht?", kam die erwartete Frage.

    „Ich muss mir noch etwas Geld verdienen. Das Studium muss finanziert werden."

    „Und wie verdienst du dein Geld?", schoss der Mann nach. Seine Augen verengten sich. Hatte er etwas gegen Strichjungen? Blödsinn! Dachte er womöglich, Henry sei ein verdeckter Mitarbeiter der Sitte und überwacht den illegalen Straßenstrich? Hier war schließlich Sperrbezirk. Der junge Mann schätzte den Freier ab. Etwas störte. Oder hatte er sich getäuscht. Fahr` das Standardprogramm, sagte er zu sich selbst, dann antwortete er.

    „Ich soll heute in der Kneipe eines Kumpels bedienen. Der Job bringt mir ´nen Hunderter, freies Essen und Getränke, soviel ich will."

    Der Mann im Anzug lächelte wieder. Er hatte offensichtlich den Verdacht, Henry sei ein Strichjunge, wieder ad acta gelegt. „Wenn das so ist, könnte ich dir auch helfen, sagte er. Pause. Augenpaare trafen sich. „Ich meine finanziell.

    „Ich bin doch kein…"

    Der Mann unterbrach Henry. „Nein! Ich zahle nicht für Sex, falls du das meinst. Ich mag dich und würde dich, sagen wir mal ‚mieten’. Verstehe mich nicht falsch, aber ein Abend mit dir ist mir das doppelte Wert, als was du bei deinem Kumpel verdienen würdest."

    „Zweihundert?"

    „Cash! Dazu kommt noch ein unvergesslicher Abend bei mir zu Hause."

    „Einverstanden."

    Henry erinnerte sich noch daran, wie beide gemeinsam zum Auto des Mannes gingen. Ein großer, teurer Geländewagen. Im Auto drückte ihm der Kerl einen Flachmann in die Hand. „Probier mal, selbst gebrannt!", hatte er gesagt und gelächelt. Henry hielt den Flachmann an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Konnte nicht schaden. Manche Menschen musste man sich einfach schön saufen. Sympathie hin und her. Der Kerl war kräftig. Wenn sein Ding auch so kräftig war, könnte es ein schmerzhafter Abend werden. Alkohol betäubt. Henry spürte den Schnaps in der Kehle. Er brannte leicht. Der Gelegenheitscallboy glaubte jeden Millimeter des Weges zu spüren, den der Alkohol wählte, bevor er im Magen ankam und ein wohlig warmes Gefühl hervorrief. Kurz darauf wurde alles schummrig. Der junge Mann konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles drehte sich. Klare Bilder verschwammen. Henry kippte weg. Als er wieder zu sich kam, lag er in diesem stickigen Raum und hatte Ketten an den Händen. Kein Tageslicht. Kein Fenster. Es war ein Verließ. Das Gefühl für Zeit war schon lange verloren. Es könnten vier oder fünf Tage vergangen sein, seit er hier war, aber auch zwei oder drei Wochen. Alexandre Dumas fiel ihm ein. Früher verschlang er dessen Bücher. Allen voran stand der Graf von Monte Christo. Jetzt fühlte er sich selbst, wie seinerzeit Dantes. Eingekerkert. Gefangen. Hilflos. Anfangs brüllte er um Hilfe. Erst, als seine Stimme versagte und nur noch ein heiseres krächzen aus der Kehle kam, gab er auf.

    Wie lange noch? Keine Antwort auf die Frage. Keine Klarheiten. Dennoch wusste er eines ganz genau. Er war nicht allein hier. Irgendwo in einem anderen Raum befand sich noch jemand. Neulich hörte er ihn schreien. Henry fühlte sich matt. Er musste wieder husten. Die Kälte nahm zu. Schritte. Kellerasseln flüchteten in ihre Verstecke. „Ihr fühlt ihn, oder? Ihr spürt seine Schritte. Er vibriert! Könnte ich mich nur so verstecken, wie ihr", flüsterte Henry den kleinen Krebstieren zu, die im Lauf der Zeit seine Freunde geworden waren.

    Er kommt! O Gott, bitte nicht schon wieder! Vielleicht er diesmal nur frisches Wasser und etwas zu Essen? Medizin! Sicher bringt er mir Medizin.

    Das Klacken eines Sperrriegels war zu hören. Das kalte Licht einer 100 Watt Glühbirne drang in den Raum. Die Augen des Gefangenen waren geschlossen, als die Tür mit lautem Quietschen aufgedrückt wurde.

    „Wie geht es dir? Hast du dich erholt?", fragte der Kidnapper.

    Henry blinzelte. Der Mann kam auf ihn zu. Arme nach oben. Instinktiver Schutzmechanismus. Kettengerassel. Dumas im Kerker. „Gehen wir in den Salon oder Duschen?", krächzte der Gefangene hervor.

    „Nein, mein kleiner Liebling. Du bist noch zu krank, das macht keinen Spaß."

    Henry musste wieder husten. Er öffnete die Augen. Im hellen Licht sah er die Trostlosigkeit seines Gefängnisses. Kalter Stein. Neben dem Matratzenlager stand ein Eimer mit Deckel. Die Toilette.

    „Wie lange muss ich noch hier bleiben?"

    „Dir fehlt es doch an nichts, mein Täubchen", lachte der Mann und zog die Decke weg.

    Henry saß zusammengekauert vor ihm und fröstelte so stark, dass seine Zähne aufeinander klapperten. Gänsehaut auf dem ganzen Körper. Henry zuckte kurz zusammen, als die Hand des Entführers an seine Stirn langte.

    „Du glühst, wie ein Lagerfeuer. Das ist Fieber, mein Freund. Das gefällt mir nicht", sagte er und zog die Hand weg. Es war der Tonfall, der Henry Angst einjagte. Immer wenn der Typ die Stimme senkte, passierte etwas Schlimmes. Letztes Mal ließ der Peiniger die Peitsche tanzen.

    Husten. „Mir…, husten, „…mir geht es schon wieder besser!

    „Täubchen, ich glaube, ich muss dich von hier wegbringen."

    „Ich habe Angst, entfuhr es Henry und Tränen liefen über seine Wangen. Der Körper des jungen Mannes zitterte immer stärker. „Bitte, bitte…

    „Keine Angst, mein Kleiner. Du hattest in meinem Harem eine Führungsrolle. Du warst mein kostbarster Besitz."

    Schluchzen. „Und …jetzt?"

    „Du brauchst medizinische Betreuung, einen Arzt."

    „Du würdest mich zu einem Arzt bringen?"

    „Natürlich! Warum denn nicht? Sollte ich etwa Angst vor dir haben?"

    „Nein, nein! Auf gar keinen Fall, jammerte Henry, „ich würde dich niemals verraten. Ich schwöre es!

    „Ich weiß, Kleiner, ich weiß", antwortete der Peiniger und ging aus dem Raum. Die Tür ließ er offen stehen.

    Henry wusste, dass er gleich wieder zurückkommen würde. Er wird mich zu einem Arzt bringen, blitzte es hoffnungsvoll in seinem Kopf auf. Nein, ich weiß zuviel. Ich könnte ihn später identifizieren. Er hat mich als Sklaven gehalten, mich immer wieder vergewaltigt. Er hat mich gequält und gedemütigt. Er lässt mich nicht gehen. Niemals! Mach dir keine falschen Hoffnungen, mein Junge. Ich habe keine Chance. Schleichend kroch Angst in jeden Körperteil. Todesangst. Henry schloss die Augen. Verdammtes Fieber. Als er die Augen wieder öffnete, stand er vor ihm. Erschrecktes Zucken.

    „Streck deine Hände aus", befahl er mit harschem Ton.

    Kettengerassel. Henry streckte beide Hände nach vorn und bemühte sich, sie still zu halten.

    „Zitterst du vor Kälte oder vor Angst?", lachte der Mann.

    „Es …ist…kalt", winselte Henry. Reiß dich zusammen, schimpfte er sich insgeheim und spürte, wie seine Hände kraftlos nach unten sanken. Klirrend fiel die Kette zu Boden. Henry überlegte aufzuspringen und seinen Peiniger anzugreifen, doch er war viel zu schwach.

    „Leg dich hin und gib die Hände auf den Rücken. Ich muss dich zu deinem eigenen Schutz fesseln. Nur für den Transport!"

    Willenlos drehte sich Henry um. Wie schon so oft, zeigte er dem Mann seinen Rücken. „Aua!", schrie Henry kurz auf. Er spürte einen Schmerz an den Handgelenken.

    „Kabelbinder, stieß der Kidnapper aus, „Versuch erst gar nicht daran zu ziehen. Du würdest dir nur die eigene Haut aufschneiden.

    „Nicht töten, bitte!"

    Der Mann packte sein Opfer unter dessen linken Arm und zog ihn hoch. „Komm!"

    „Ich muss mich doch anziehen."

    „Im Auto ist es warm. Deine Klamotten habe ich weggeworfen. Im Krankenhaus wird man dir den Einheitsanzug verpassen."

    Der Peiniger war kräftig. An Flucht war nicht zu denken. Henry versuchte sich so viel wie möglich einzuprägen. Er kannte das aus diversen Krimis oder Aktenzeichen xy-ungelöst. Der Flur war hell. Betonwände, Betonfußboden. Alles war feucht. Hier wurde er zum Duschen geführt. In einen ebenso kalten Raum, wie der Kerker, aber mit Wasseranschluss und Abflussrohr im Boden. Der Kidnapper sagte einmal, dass es sich um weiches Regenwasser aus einem Auffangbecken handelt. Dabei spritzte er ihn mit einem Schlauch ab. Henry musste sich einseifen und wurde ein zweites Mal abgespritzt. Dann ging es weiter in den Salon. Er nannte ihn einfach Salon. Auch hier gab es keine Fenster. Alles war unterirdisch. Ein flauschiger Teppich in roter Farbe war ausgelegt. Mitten im Zimmer stand ein Bett. An der Wand waren Ringe eingelassen. Eiserne Ringe. Dort kettete ihn der Mann nach belieben an. Ein Kabel führte in einen Nebenraum. Ein Motor lief. Stromaggregat. Ein Abluftventilator war zu hören. Ein Radiator sorgte für angenehme Raumtemperatur. Henry wollte vor der Tür zum Salon stehen bleiben.

    „Heute nicht, Kleiner. Du musst erst gesund werden", sagte der Mann und zog ihn weiter den Flur hinunter. An einer Wand stand etwas. Henry strengte sich an, die verblasste Schrift zu lesen. Schutzräume. Es ging weiter. Eine Treppe hoch. Der geschundene Körper begann zu zittern. Die Kraft schien aus jeder Pore zu entweichen. Es war so, als ob man die Luft aus einem Fahrradschlauch ablässt. Oben angelangt, stieß der Mann eine Tür auf. Metall. Vielleicht Eisen. Es klang blechern und rostig. Die frische Luft löste einen sofortigen Hustenanfall aus. Der Kidnapper fluchte. Henry bemühte sich den Husten zu unterdrücken. Es war dunkel und kalt. Der Boden war weich, nicht gefroren. Laub. Man konnte kaum etwas erkennen. Der Mann knipste eine Taschenlampe an. Bäume. Sie waren in einem Wald. Das Rascheln der Blätter am Boden bestätigte die Vermutung. Doch ein anderes Rascheln mischte sich darunter. Plastik. Er musste wieder husten. Dann ließ ihn der Mann los. Entsetzen. Der Kidnapper stülpte Henry eine Plastiktüte über den Kopf und wickelte blitzschnell Klebeband um die Unterseite des Halses.

    Luft. Sauerstoff. Anfangs kämpfte Henry gegen den nahenden Tod. Er riss die Augen weit auf, versuchte seine Hände von den Kabelbindern zu lösen, um sich die Plastiktüte vom Kopf zu reißen. Er musste wieder Husten. Die Beine zuckten. Die Kraft schwand. Schließlich ergab sich der geschundene Körper seinem Schicksal.

    Sören streichelte die nackte Brust des jungen Mannes. Rehbraune Augen, in deren unendlichen Schönheit er sich verlor, strahlten ihn an. Er verlor sich in seinem unstillbaren Verlangen, in seinem Geben, im Nehmen, im Rausch der Sinne, der Gier und letztendlich im Bann der Liebe. Sörens Finger glitten über die sonnengebräunte Haut des Beaus, rieben eine Brustwarze und wanderten weiter hinunter zum Bauchnabel. Dort angekommen, kreisten sie zärtlich darüber hinweg und bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg zum erogensten Teil des männlichen Körpers. „Warte!", hauchte ihm sein Liebespartner entgegen und zog Sörens Kopf sanft nach oben. Eine Duftmischung aus Vanille und Sandelholz lag in der Luft. Das fremde Eau de Toilette traf den Geschmack des Polizisten punktgenau. Nur Millimeter waren ihre Lippen voneinander entfernt. Knisternde Erotik. Eine winzige Drehung und Sören wurde sanft ins weiche, samtige Kissen gedrückt. Der wahnsinnig geile Typ setzte sich halb auf und küsste ihn auf die Stirn. Seine vollen Lippen wanderten über Sörens Wangen zielstrebig auf dessen Mund zu. Ihre Zungen berührten sich nur kurz, doch die Intensität war gigantisch. Stöhnen. Sein Schwanz war hart und vibrierte vor Geilheit. Die Zunge des Unbekannten wanderte tiefer. Er küsste Sörens Hals und saugte sich schließlich an den Brustwarzen fest, während die Hände langsam an Innenseiten von Sörens Schenkeln nach oben krochen. Sören presste seinen Kopf ins Kissen. Sein Hammer stand wie eine Eins, sein Becken zuckte. Sören hörte das Rauschen des Meeres. Durch ein geöffnetes Fenster drang angenehm warme, nach Salz schmeckende Luft in den Raum. Der schwach wehende Wind spielte mit den fast durchsichtigen Gardinen. Mediterrane Stimmung. Immer wieder schlugen die Wellen der See gegen Felsen. Das ewige Spiel der Brandung erreichte seinen Höhepunkt, als die Hand und der Mund des Fremden zeitgleich Sörens Ständer erreichten. Er bebte vor Wolllust und spürte das angenehme Jucken. Seine Eichel pulsierte. Er befand sich noch beim Vorspiel des Liebesaktes und musste schon abschießen. Sören hielt es nicht länger aus. Vulkanartig drang der Saft nach oben, bahnte sich mit einer unbeschreiblichen Gefühlswallung seinen Weg nach draußen. Ein Halten und Verzögern war unmöglich. Explosionsartig schoss das Sperma heraus, der Orgasmus war so lang und intensiv, wie schon lange nicht mehr.

    Jäh drangen die Töne von Haindlings Bayern-Remix an Sörens Ohr. Fetziger Blasmusik-Sound. Rhythmisch und modern. Dazu Haindlings unverkennbare Stimme: „Mia konnst no a Weißbier bringa…Bayern…des samma mia…, Bayern und des bayrische Bier…"

    Es passte nicht ins Bild. Was war los? Orgasmus und abrupte Liebesspielunterbrechung? Mediterraner Flair und bayerische Musik? Sören schlug die Augen auf. Das Lied wurde immer lauter gespielt. „Bayern und das Reinheitsgebot…"

    „Ach du Scheiße…", fluchte der Polizist. Er hatte nur geträumt. Komisch, alles schien so real, doch der Sexgott in seinem Bett war nur ein Traum.

    Und ich habe tatsächlich abgeschossen, dachte er sich und lächelte dabei. Ein feuchter Traum. So etwas war ihm schon lange nicht mehr passiert. Das Lied legte nochmals an Lautstärke zu.

    Mein Handy, durchfuhr es Sören. Er hatte aus Spaß und Freude an Bayern den Song als Klingelton gewählt. Ein schneller Blick auf die Uhr. Die roten Leuchtziffern des Weckers glimmten hell. „04.30 Uhr, murmelnd tastete er nach dem Lichtschalter. Klick. Sanftes Weiß breitete sich aus. Das Mobiltelefon vibrierte auf dem Boden neben dem Bett. „Schon gut, stieß er aus. Er streckte die rechte Hand aus und griff sein Handy. Mit dem Daumen drückte er auf die Taste mit dem grünen Telefonhörer. Endlich Ruhe! Sören hielt das Telefon an sein Ohr. „Falk", sagte er mit verschlafener Stimme.

    „Guten Morgen!"

    „Anna?"

    „Ja, mein Süßer. Zeit zum Aufstehen. Es gibt Arbeit."

    „Später. Ich bin jetzt nicht …"

    „Wach endlich auf, du Murmeltier. Das ist kein Scherzanruf. Sie haben eine Leiche gefunden."

    „Anna, wir treffen uns doch sowieso um halbacht im Büro. Das reicht doch."

    „Stell´ dich nicht so an. Letztes Mal sind Günther und Kalli raus, heute sind eben wir beide dran."

    „Muss das wirklich sein?"

    „Er liegt in den Isarauen bei der Reichenbachbrücke. Nackt und vergewaltigt. Der Körper ist voller Wunden!"

    Sören war sofort hellwach. Er setzte sich auf. „Du sagtest: ‚Er’ wurde vergewaltigt? So wie die Leiche im Sommer? Du weißt schon. Der erste Fall, nachdem wir Charles Jäger, den Hurensohn, zur Strecke gebracht hatten."

    „Richtig! Jetzt schwing deinen Hintern unter die Dusche. Wir treffen uns im Büro."

    „Anna, warte."

    „Was ist los?"

    „Meine Harley ist über den Winter abgemeldet und steht in der Garage. Ich muss mir erst noch ein Winterauto kaufen, säuselte Sören ins Telefon, „Könntest du mich…

    „Du alter Schleimer, antwortete Anna Demmler und lachte ins Telefon. „Also gut, ich hol´ dich ab. Du stehst in einer halben Stunde vor der Tür, sonst kannst du zu Fuß gehen. Verstanden?

    „Komm doch rauf. Ich mach uns schnell einen Kaffee."

    „Exakt dreißig Minuten. Ab jetzt! Ich steige nachher nicht aus!"

    „Ich liebe dich auch, antwortete Sören grinsend und legte auf. Er zog die Bettdecke weg. Auf seinem Slip war ein großer, dunkler Fleck zu erkennen. „Das haben wir für heute wenigstens schon erledigt, grinste er und schwang sich unter die Dusche. Frisch rasiert und geduscht stand der Polizist exakt dreißig Minuten später vor der Tür. Nebel hatte die Stadt eingehüllt. Sören trug wie immer eine Jeans. Dazu einen wollenen Rollkragenpullover, Jeansjacke und zum Warmhalten darüber eine Daunen-Halbarmjacke. Autolichter. Ein blauer BMW furh die Straße entlang und vor ihm hielt an. Unverkennbar der Dienstwagen. Sören stieg ein.

    „Moin, moin, begrüßte er Anna. „Ich sehe, du warst schon im Büro und hast den Dienstwagen geholt.

    „Ich habe sogar schon Kaffee aufgesetzt und in ´ne Thermoskanne gefüllt. Ich hoffe, dass Kalli, Günther und Erich nicht alles wegtrinken, bis wir wieder zurück sind."

    „Bei Kalli und Günther wäre ich mir nicht so sicher. Der Chef wird ihn nicht anrühren."

    Anna lachte laut. „Erich Landers ist wahrscheinlich der Erste, der sich eine Tasse einschenkt."

    „O.K., Anna. Scherz beiseite. Jetzt erzähl mal. Was ist los?", fragte Sören seine Partnerin schließlich.

    „Ein Zeitungsausträger, der seinen Hund kurz an den Isarauen laufen ließ, hat ihn entdeckt. Eigentlich hat der Hund den Leichnam gefunden. Er bellte und bellte. Als der Hund auch auf Abruf nicht zurückkam, ging der Hundehalter schließlich an der Reichenbachbrücke seitlich hinunter zu den Isarauen und fand den Leichnam. Der Rest ist Standardprogramm. Die uniformierten Kollegen waren zuerst vor Ort und haben alles abgesperrt. Der Kriminaldauerdienst hat übernommen und sowohl uns, als auch die Spurensicherung verständigt. Als mich Hermann vom KDD angerufen hat, sagte ich ihm, die Leiche soll unverändert bleiben. Wir möchten sie gern sehen, bevor sie in die Rechtsmedizin kommt."

    „Wie wurde er getötet?"

    „Wissen wir noch nicht. Dr. Sammer ist verständigt und kommt zum Tatort."

    An der Reichenbachbrücke war ein Meer aus Blaulichtern, die sich bizarr in den Nebelschleiern widerspiegelten. Absperrleinen waren gespannt. Auf der Brücke selbst war ein Fahrstreifen gesperrt worden. Der Feuerwehrlichtwagen stand dort und leuchtete mit hellen Strahlern nach unten in die Isarauen. Sören stieg aus. „Ganz schön düster, die Stimmung, sagte er zu Anna. Diese griff nach hinten zur Rückbank, öffnete ihre Aktentasche und zog eine Schreibklatte heraus, dann stieg auch sie aus. „Stimmt, gab sie Sören zur Antwort.

    „Moin moin, ich suche den Herrn vom KDD?", fragte Sören einen älteren Mann, der sich gerade mit einem uniformierten Kollegen unterhielt.

    „Presseerklärung kommt später!", stieß dieser aus und beachtete den aus Hamburg stämmigen Polizisten nicht näher.

    „Schön und gut, aber wenn ich vor die Presse treten soll, muss ich erst mal ein paar Sachen bearbeitet haben. Falk mein Name. Sören Falk, Mordkommission", stellte sich Sören jetzt mit feinstem nordischen Dialekt vor.

    „Ach du Scheiße. Tut mir leid, Kollege, aber ich dachte, ich kenne alle von der Mordkommission."

    „Passt schon", antwortete Sören mit einem Lächeln auf den Lippen.

    „Guten Morgen Hermann", rief Anna dem älteren Herrn zu und ging zu beiden hin.

    „Guten Morgen, Anna. Nicht verändert. Auch um diese Uhrzeit eine Augenweide", wurde sie von Hermann begrüßt.

    „Du alter Charmeur. Ihr habt euch schon bekannt gemacht?"

    „Ja. Ist das jetzt dein neuer Partner?", wollte Hermann wissen.

    „Sören?"

    „Ja", bestätigte der Kriminalbeamte

    „Seit gut einem halben Jahr. Er war es, der den Hurensohn erwischt hat."

    Hermann sah Sören von oben bis unten an. „Respekt. Eigentlich wollte ich über den Preußen ein paar Witze reißen, doch jetzt muss ich wohl eher gratulieren."

    „Von wegen Preuße. Ich bin aus Hamburg, nicht aus Berlin, lachte Sören, „Aber ich habe inzwischen gelernt, dass die Donau der Weißwurst-Äquator ist, und alles was darüber liegt zu Preußen gehört.

    „So ist es", lachte Hermann.

    „Moment, drängte sich ein Mann mit weißem Schutzanzug vor. „Erstens, wir sind so gut wie fertig mit der Spurensicherung, zweitens dürft ihr uns Franken nicht vergessen. Wir sind schließlich die Elite Bayerns und sozusagen als Missionare in München. Der fränkische Dialekt war unverkennbar.

    „Robert, du alte Unke", lachte Hermann und klopfte den Mann von der Spurensicherung auf die Schulter.

    „So, genug Witze gerissen. Jetzt an die Arbeit."

    Als ob jemand einen Knopf gedrückt hätte, waren alle konzentriert und ernst. „Den Zeugen habe ich vernommen. Er trägt jetzt weiter seine Zeitungen aus und ist ab heute Mittag erreichbar. Nur für den Fall, dass ihr noch ein paar Nachfragen habt", fing Hermann zu erklären an.

    Die Todesermittler gingen am seitlichen Weg der Reichenbachbrücke hinunter zu den Flußauen. Noch war es dunkel. Dichter Nebel hing wie ein weißer Vorhang über der Stadt. Es schien, Sören, als wanderte der Tod durch die Straßen Münchens. Die Straßen waren feucht. Nebelschwaden lagen wie leichte, weißte Tücher in der Luft. Sie hüllten ein, was nicht gesehen werden durfte.

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