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Alpensagen-Trilogie: Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen
Alpensagen-Trilogie: Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen
Alpensagen-Trilogie: Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen
eBook478 Seiten4 Stunden

Alpensagen-Trilogie: Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen

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Über dieses E-Book

Eine mitreißende Sammlung magischer Geschichten für geübte Leser*innen ab 8-10 Jahren aufwärts.


Verblüffende Figuren und fesselnde Handlungen an bezaubernden, echten Schauplätzen.


Spannende und lehrreiche Erzählungen vor der Kulisse des wunderschönen Berner Oberlands, inspiriert von lokalen Traditionen, Mythen

SpracheDeutsch
HerausgeberAlphorn Press
Erscheinungsdatum8. März 2023
ISBN9783952570470
Alpensagen-Trilogie: Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen

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    Buchvorschau

    Alpensagen-Trilogie - Gaynor J Greber

    ALPENSAGEN

    Magie, Abenteuer und Geheimnisse in den Schweizer Bergen

    Gaynor J. Greber

    Übersetzung aus dem Englischen von Mayela Gerhardt

    Die erste Taschenbuchausgabe auf Englisch erschien 2021 unter dem Titel Adventures, Mysteries and Fantasies in the Swiss Alps bei Alphorn Press in Großbritannien.

    Diese Deutsche Übersetzung erschien 2023 unter dem Alpensagen-Trilogien

    Copyright © Gaynor J. Greber

    Gaynor J. Greber hat gemäß dem britischen Urheberrechts-, Design- und Patentgesetz von 1988 ihre Rechte als Urheberin dieses Werks geltend gemacht.

    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe Mayela Gerhardt

    Kein Teil dieses Buchs darf ohne die vorherige schriftliche Genehmigung der Autorin auf elektronische oder mechanische Weise (Druck, Fotokopie, Aufnahme oder mit anderen Mitteln) vervielfältigt werden..

    Haftungsausschluss

    Dies ist ein fiktionales Werk. Alle Namen, Charaktere, Unternehmen, Orte, Veranstaltungen oder Ereignisse entstammen der Fantasie der Autorin oder werden auf fiktionale Weise verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig.

    Gaynor J. Greber

    www.gjgbionutrition.org

    Illustrator: Fleur A. Boyle

    www.fleurdeloom.co.uk

    Korrektorat: Sascha Rimpl

    www.lektorat-textflow.com

    Korrektorat: Anne Abdinghoff

    www.tintenfeder.com

    ISBN: 978-3-9525704-7-0

    Alphorn Press

    Gewidmet den Kindern überall.

    Verliere nie den Kontakt zur Natur – sie ist ein Teil von dir.

    Hege die Pflanzen, liebe die Tiere und schätze die Erde.

    »Je mehr du liest, desto mehr Dinge weißt du.

    Je mehr du lernst, desto weiter reist du.

    Magie tritt an allerlei Orten ans Licht.

    Mach’s dir bequem, lies ein Buch, mehr brauchst du nicht.«

    Dr. Seuss 1904–1991

    Die gebürtige Britin Gaynor J. Greber ist Ernährungswissenschaftlerin und Autorin. Nach einer langen Berufslaufbahn in funktioneller Medizin in Großbritannien ließ sie sich mit ihrem Schweizer Ehemann in Beatenberg nieder, einem Bergdorf auf 1.200 Metern Höhe über dem Thunersee im Berner Oberland.

    Umgeben von spektakulärer Landschaft und Naturschönheit, inspiriert von faszinierenden Mythen, Traditionen und lokalen Legenden, sind ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aufgrund ihrer walisischen/irischen Wurzeln fühlt sie sich tief mit der Geschichte des keltischen Volks der Helvetier in der Schweiz verbunden. Ihre Liebe zu den Tieren zeigt sich in diesen Geschichten mit lokalem Bezug, in denen eine harmonische und ausgeglichene Verbindung zwischen allen Lebewesen im Mittelpunkt steht.

    INHALT

    Bertie Bernhardiner trifft das Schneemonster Bigfoot

    Unglück in den Alpen

    Bertie eilt zu hilfe

    Der Helikopter-Absturz

    Bigfoots Iglu

    Drogo Drache auf der Suche nach Abenteuern

    Der Eremit und der Drache

    Drogo Drache trifft Silus Seeschlange

    Die Polizeirazzia

    Die dramatische Flucht

    Die Kuh Karamella und ihr Weg zum Ruhm

    Die Wahl zur Miss Beatenberg

    Ein Fluchtplan

    Der lange Marsch

    Endlich berühmt

    Moritz und der magische Steinkreis

    Seltsame Vorfälle

    Zaubersprüche und Magie

    Der Wunsch

    Das Versprechen

    Ueli und der verlorene Schatz

    Die Bergkristall-Ausstellung

    Der Sturm

    Katastrophe

    Sammie Steinbock als Retter in der Not

    Oddi und das Spukhaus

    Entführt

    Der Sturm

    Ferdi und der Holzfäller

    Fritz-der-Blitz

    Der Geist von Ballenberg

    Mysteriöse Vorfälle

    Die gruseligste Nacht

    Ein gespenstischer Pakt

    Der Sinneswandel

    Eine geheimnisvolle Holzschnitzerei

    Wettbewerb an der Seepromenade

    Ein bedrohliches Vorzeichen

    Eine unheimliche Entdeckung

    Die Entscheidung der Jury

    Ixi von der Axalp

    Vom Weg abgekommen

    Die Hirtenhütte

    Ein ewiges Geheimnis

    Das magische Rezept

    Herkules, der Schneehase

    Tödliche Steinadler

    Henri und die Burgruine

    Ein Schreckgespenst

    Der Ritter von Resti

    Böögg, der Butzemann

    Ärger im Eispalast

    Unerwünschter Besuch

    Drama auf dem Gletscher

    Gazi wird ausgetrickst

    Die Undinen der Giessbachfälle

    Seelen gesucht

    Emil fasst sich ein Herz

    Der Kristallpalast

    Der Tag der offenen Tür

    Der hohle Berg

    Unterwegs im Untergrund

    Die Laterna magica

    Die Höhlenwanderer

    Wettlauf gegen die Zeit

    Dredd, der Grindelwald-Greif

    Tragödie auf dem Fluss

    Aufregung am Marmorbruch

    In der Zwickmühle

    Dredd und der Bergriese

    Alpinia, die Eiskönigin

    Gefahr in den Alpen

    Väterchen Frost

    Die perfekte Lösung

    Das Schneefestival

    Bertie Bernhardiner trifft das Schneemonster Bigfoot

    Kapitel 1

    Unglück in den Alpen

    Bigfoot ließ sich in den Schnee plumpsen und rieb sich jammernd die schmerzenden Beine. Er war erschöpft vom Ausgraben und Tragen der schweren Schneeblöcke, mit denen er sein neues Iglu in den Alpen baute. Zu gern hätte er die Füße hochgelegt und endlos lange geschlafen. Er wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihm ein aufregendes Abenteuer bevorstand, das er sein Leben lang nicht vergessen würde.

    Bigfoot war ein Schneemonster. Die Ortsansässigen hatten ihm seinen furchterregenden Namen gegeben, und er sah so unheimlich aus, dass die Leute vor Schreck wegrannten, sobald sie einen Blick auf ihn erhaschten. Seine einzige Freundin war eine alte Ziegenhirtin, die in einer einsamen Berghütte ihre Herde hütete und ihm ab und zu eine Leckerei oder etwas Brot und Käse schenkte. Er stapfte häufig zu ihrer Hütte, wenn er bedrückt war und sich etwas Gesellschaft wünschte. Bei dem verlockenden Duft nach frisch gebackenem Brot, der aus ihrer Hütte strömte, fühlte er sich immer sofort besser.

    »Lass dich nicht unterkriegen«, sagte sie dann, »du bist hier stets willkommen. Ohne deine Besuche wäre ich vollkommen einsam!«

    Er wohnte in der Schweiz, auf dem berühmten Berg Eiger in den Berner Alpen. Dort führte er ein Leben im Freien, hoch oben auf dem wilden, windigen Gipfel, weshalb er immer ziemlich verzottelt aussah, und er wusste, dass er einen recht gruseligen Eindruck machte. Er war so groß wie ein ausgewachsener Bär, hatte aber langes, dichtes, struppiges weißes Fell, das ihm ständig in die Augen fiel und ihn im Gesicht kitzelte, ganz egal, wie oft er es zurückstrich. Wenn er vorantrottete, hinterließ er riesige Fußspuren im Schnee.

    Mutlos fragte er sich, wer um alles in der Welt sich mit ihm anfreunden würde, und tat sich selbst leid.

    Nun saß er also mit schmerzenden Muskeln im Schnee und fühlte sich von der harten Arbeit durch und durch abgekämpft. Er stieß einen tiefen Seufzer aus, dann musste er husten, als eiskalte Luft in seine Lungen strömte. Bigfoot ließ sich zurücksinken, um den flüchtigen Sonnenschein auf seinem Gesicht zu genießen. Er zupfte sich die lästigen Eiszapfen ab, die an seinem Fell klebten.

    »Ach je!« Er seufzte noch einmal, runzelte die Stirn und versuchte, zuversichtlich zu sein. Der Gedanke an sein hübsches neues Iglu munterte ihn jedes Mal auf. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande, war aber immer noch traurig.

    Gerade ließ er seine riesigen behaarten Pranken nach unten gleiten, um seine Füße zu massieren, da tauchte plötzlich ein munteres Murmeltier auf und setzte sich neben ihn.

    »Niemand da, um in schwierigen Zeiten mit dir zu plaudern?«, fragte es sanft.

    Eine Träne rann über Bigfoots verfilztes Fell.

    »Was ist mit uns?«, quiekten die übrigen Murmeltiere, die um sein Iglu herumhüpften.

    »Ja, ich weiß, dass man mit euch viel Spaß haben kann, und ihr seid nette Kerlchen, aber ich würde so gern die Menschen kennenlernen, die diesen Berg besteigen«, sagte er und schniefte.

    Wie konnte er die Menschen davon überzeugen, dass er ein harmloses Monster war, das nur Freunde suchte? Das war sein größtes Problem, und er musste eine Lösung dafür finden.

    Bigfoot fühlte sich auf den eisigen Hängen ganz und gar heimisch – sie waren sein Zuhause. Er kannte die besten Routen hinauf bis zum Gipfel und wusste, welche Strecken am sichersten wieder nach unten führten.

    Oft dachte er, dass sein Wissen für all die Wanderer und Bergsteiger in den Alpen sicher sehr nützlich wäre. Vielleicht könnte er helfen, die vielen Unfälle zu vermeiden. Wenn sich die Menschen doch nur die Zeit nehmen würden, ihn kennenzulernen!

    Er seufzte wieder. Diesmal stiegen ihm beim bloßen Gedanken an sein Problem die Tränen in die Augen.

    Es musste doch eine Lösung geben? Eine besondere Formel, um Freundschaft zwischen einem Tier und einem Menschen zu schließen?

    Der Berg besaß einen schlechten Ruf, besonders die Eiger-Nordwand: der dunkle, steilste Hang. Es war ausgesprochen gefährlich, die Nordwand zu besteigen, und selbst das Schneemonster hatte damit zu kämpfen.

    Viele Menschen waren im Krankenhaus gelandet, nachdem sie versucht hatten, bis zum Gipfel zu gelangen. Bigfoot hörte häufig das Ffft-ffft-ffft der Hubschrauber, mit denen die Bergsteiger, Wanderer und Skifahrer gerettet wurden. Er sah immer aus gewisser Entfernung zu, denn er befürchtete, dass seine außergewöhnliche Erscheinung die Rettungsmannschaften in die Flucht schlagen oder die Unfallopfer erschrecken könnte.

    Aber oft malte er sich aus, er wäre dabei; es war schon immer sein größter Wunsch gewesen, bei einem Helikopter-Einsatz mitzumachen.

    Das wäre das Aufregendste, was es auf der Welt gab, dachte er.

    Und dann, eines Tages, passierte es: ein großes Unglück! Und er steckte ungefragt mittendrin ... 

    Es geschah, als er gerade damit beschäftigt war, seinem gemütlichen Iglu einen weiteren Anbau hinzuzufügen, um in den Wintermonaten mehr Platz zu haben.

    Um sich bei der gewaltigen Aufgabe, die schweren Eisbrocken auszubuddeln, zu motivieren, sang er laut:

    »Hau ruck, hau ruck! Vorsicht mit den Zehen!

    Ein Schneeblock hier, ein Schneeblock da,

    Mein Iglu lässt sich sehen.

    Hau ruck, hau ruck! Vorsicht mit dem Bart!

    Ein Iglu-Monster, das bin ich, mein Zottelfell friert hart!«

    Auf dem Gipfel war es oft bitterkalt, sogar für ein Schneemonster, und wenn das Wetter plötzlich stürmisch wurde, musste Bigfoot mehrere Tage, oder sogar Wochen, in seinem Iglu überwintern. Der Wind peitschte und heulte wie eine Todesfee, Schneestürme wirbelten umher und konnten einem die Orientierung nehmen. Dann war er froh, geborgen und warm in seinem behaglichen Iglu zu sein.

    Manchmal wurde eine Lawine ausgelöst, weil Bergsteiger Steine abtraten oder weil die Sonne den Schnee schmolz, und dann rutschte die ganze Masse ohne Warnung die Bergwand hinunter und riss unterwegs alles mit sich.

    Bigfoot war bestens gelaunt in den Tag gestartet – an seinem Iglu zu arbeiten, war seine Lieblingsbeschäftigung. Jedes Jahr versuchte er, es ein wenig anders zu gestalten, und mit der Zeit wurde er immer besser. Sein Iglu war genauso wohnlich wie ein schickes Chalet unten im Dorf, es hatte einen Holzofen und eine kleine Küche. Er war enorm stolz auf seine Baukünste und hatte sogar einen extra langen Holzschlitten konstruiert, um sich die Arbeit zu erleichtern.

    Seine Stimmung war umgeschlagen, nachdem er letzte Hand an seinen neuesten Entwurf gelegt hatte – erschöpft hatte er sich hingesetzt und sich auf einmal schrecklich einsam gefühlt. Während die Murmeltiere ihn aufzuheitern versuchten, hörte er plötzlich ein vertrautes Geräusch über sich. Ein Hubschrauber kam surrend herbeigeflogen.

    Er blickte auf und sah, dass der rote Rettungshubschrauber wieder im Einsatz war.

    Das Ffft-ffft-ffft der Rotorblätter wurde leiser, als der Helikopter begann, um die Eiger-Nordwand zu fliegen. Bigfoot kniff die Augen zusammen und sah ihn als kleinen, leuchtend roten Punkt dort kreisen.

    Plötzlich schoss der Hubschrauber zum höchsten glitzernden Gipfel hinauf, dann verschwand er hinter einem riesigen Felsen. Ein eiskalter Wind wehte herbei, und der Berg wurde in Nebel getaucht. Dicker Schnee bedeckte die steilen Felsklippen und die Bergspitzen weiter unten.

    Bigfoot hoffte, dass niemand in Schwierigkeiten war . . . 

    Während oben in den Alpen rege Betriebsamkeit herrschte, bereitete sich viel weiter unten, am Heliport in Interlaken, ein anderes Tier auf seinen Einsatz vor.

    Bertie war ein großer, kräftiger Rettungshund und speziell dafür ausgebildet, verirrte oder im Schnee verunglückte Menschen aufzuspüren. Bernhardiner, oder St. Bernhardshunde, sind ruhig, wachsam und gutmütig, ihr Fell ist weiß, rotbraun und schwarz gefleckt.

    Mit ihrem freundlichen, herabhängenden Lächeln und ihren großen gefühlvollen Augen wirken sie beruhigend auf einen Menschen, der Schmerzen leidet oder in Gefahr schwebt. Ihr dichtes flauschiges Fell ist wunderbar warm, und wenn sie sich an die gerettete Person schmiegen, erholt sie sich schneller.

    Bertie war an diesem Tag munter, sehr aufmerksam und zum Einsatz bereit. Er war immer in Hochspannung und voller Vorfreude, wenn er zum Dienst gerufen wurde.

    »Komm, Bertie, machen wir uns an die Arbeit«, rief der Hubschrauberpilot. Bertie lief ausgelassen, fröhlich bellend und schwanzwedelnd umher, glücklich, dass man ihn aus dem Rudel für die Rettungsaktion ausgewählt hatte.

    Ein Notruf war an die Helikopter im Alpenraum ausgesandt worden. Am Eiger war eine Lawine niedergegangen und hatte drei Bergsteiger verschüttet. Der Bergführer hatte das Rettungsteam über Funk informiert.

    Der Air-Glaciers-Helikopter bereitete sich auf die Suche vor. Eine Menge Ausrüstung wurde dafür benötigt. Ein Arzt und drei speziell ausgebildete Alpinisten trugen rasch ihre Ausstattung zusammen. Und natürlich durften sie Bertie nicht vergessen, der aufgeregt herumhüpfte.

    Er war das wichtigste Besatzungsmitglied; ohne ihn kämen sie nicht zurecht – Bertie besaß die beste Nase, um die verschollenen Bergsteiger aufzuspüren, und mit seinen Ohren konnte er Geräusche wahrnehmen, die für Menschen nicht hörbar waren.

    Die Hubschrauber müssen manchmal über den Bergen in der Luft schweben, weil eine Landung nicht möglich ist. Eine falsche Bewegung zu nah an der Felswand kann sie zum Absturz bringen. Deshalb benutzt man zur Bergung eine »Longline« – ein langes Seil, das aus dem Helikopter herabgelassen wird. Die Rettungshunde und die Rettungscrew werden in einem Geschirr abgesenkt. Das Geschirr dient auch dazu, verletzte Personen in den Helikopter heraufzuziehen. Damit der Pilot die Maschine unter Kontrolle behalten kann, muss das Wetter ruhig sein.

    So also sah Berties Aufgabe für den heutigen Tag aus. Er wedelte energisch mit dem Schwanz. Es war immer gut, draußen bei der Arbeit zu sein. Er liebte seine Arbeit, und ganz besonders liebte er es, an einer Longline zu baumeln.

    Warum brauchen die Menschen nur so lang, fragte er sich, während er herumsprang.

    Er war startklar.

    Das Krankenhaus war informiert, Medikamente waren an Bord gebracht worden, und der Meteorologe hatte ihnen grünes Licht gegeben. Wenn plötzlich Sturm aufkäme, wäre das eine schlechte Nachricht, und die Rettungsaktion könnte gefährlich werden.

    Endlich war der Helikopter abflugbereit, aber innerhalb weniger Minuten hatte sich die Wetterlage verschlechtert: Ein starkes Unwetter braute sich zusammen. Ihnen blieben nur zwei Stunden, um die Unglücksstelle zu erreichen, die Lawinenopfer zu bergen, zurück ins Tal zu fliegen und sie ins Krankenhaus zu bringen.

    Konnten sie es schaffen?

    Kapitel 2

    Bertie eilt zu hilfe

    Bertie sprang mit seinem Geschirr an Bord, von seinem Hals baumelte ein weiteres wichtiges Zubehör: das Fässchen mit einem wärmenden Getränk. Er hatte das Hunderte Male gemacht. Jeden Tag kam es in den Alpen zu Unfällen – im Sommer ebenso wie im Winter. Die Touristen waren oft so unvernünftig, mit dünnem Schuhwerk oder zu leichter Kleidung bergsteigen zu gehen; ihnen war nicht klar, dass es auf dem Gipfel immer kalt ist, auch wenn die Sonne scheint.

    Das Wetter kann plötzlich umschlagen, und jederzeit kann ein starker Sturm aufkommen. In den Alpen muss man immer auf alles vorbereitet sein.

    Bertie wusste das natürlich. Er war jedes Mal betrübt, wenn er erfuhr, dass Menschen in Gefahr schwebten.

    Jetzt befanden sich alle an Bord, und der Pilot des roten Helikopters startete den Motor. Ffft-ffft-ffft, begann der Propeller herumzuwirbeln. Der Lärm war ohrenbetäubend, aber Bertie machte er nichts aus; er freute sich nur, dass es endlich losging. Mit heraushängender Zunge warf er den anderen Mitgliedern der Rettungsmannschaft ein schlabberiges Lächeln zu und machte es sich auf seinem Schafsfellteppich bequem. Jedes Mal, wenn ihn jemand ansprach, wedelte er fröhlich mit dem Schwanz.

    Der Pilot schaltete den Bordfunk ein. Er hielt den Daumen hoch und schwenkte steil nach rechts aus. Der Hubschrauber stieg höher und immer höher, flog auf den Gipfel des Eiger zu. Bertie hörte, wie der Pilot über Funk mit dem Bergführer oben sprach. Eine Gruppe von fünf Bergsteigern hatte eine falsche Abzweigung genommen und war vom Hauptweg abgekommen. Dabei hatten sie eine gewaltige Lawine ausgelöst, und drei der Männer waren verschollen. Glücklicherweise waren die beiden anderen in einer Berghütte am Rand des Gletschers in Sicherheit, wo sie ein anderer Helikopter abholen würde. Das Wetter verschlechterte sich, der Wind heulte um die Gipfel, und die Temperatur sank rapide ab, was die Bergungsbedingungen tückisch machte.

    Der Pilot wurde per Funk zur Unfallstelle gelotst, konnte aber nicht dort landen. Die Lawine war zu tief und nicht stabil.

    »Da ist nichts zu machen«, rief er, »wir müssen die Longline herunterlassen, Berties Geschirr daran festschnallen und ihn, den Arzt und die Ausrüstung abseilen!«

    Der Hubschrauber schlingerte in dem heulenden Sturm, und der Pilot, der mühsam gegensteuerte, runzelte die Stirn. Zwischen zusammengebissenen Zähnen rief er zu ihnen nach hinten: »Los geht’s!«

    Bertie war bereit und brannte darauf, seinen Einsatz anzutreten, selbst wenn man ihn direkt auf der Lawine absetzen würde. Vorsichtig wurde die Longline heruntergelassen, an deren Ende der Arzt und Bertie wild hin und her schwangen. Der Pilot musste Ruhe bewahren, aber er war bestens ausgebildet, um mit allen Wetterlagen zurechtzukommen. Der Arzt sah aus, als müsste er sich übergeben. Selbst Bertie war ein wenig flau im Magen. Dann schwang eine starke Windböe die Longline wie durch ein Wunder in die richtige Richtung. Sie schaukelten in einem großen Bogen herum, gelangten aber genau dorthin, wo der Bergführer stand.

    Energisch schwenkte er eine rote Fahne.

    »Jetzt seid ihr in Sicherheit«, sagte er beruhigend, hielt das Seil fest und tätschelte Bertie den Kopf. »Guter Junge!«

    Dabei hatte Bertie gar keine Angst; er war für Rettungsaktionen ausgebildet und nicht das erste Mal aus einem Hubschrauber gesprungen.

    Sobald man ihm das Geschirr abgeschnallt hatte, begann er, im Kreis herumzulaufen. Bei jeder Runde zog er die Kreise größer, genau so, wie man es ihm beigebracht hatte. Er wusste, dass er das gesamte Gebiet um die Lawine herum abschnüffeln musste. Es war seine Aufgabe, die verschütteten Bergsteiger aufzuspüren. Der vereiste Schnee riss ihm die Pfoten auf. Sie waren wund und brannten vom vielen Scharren.

    Wenn Menschen so sehr frieren, dass ihre Körpertemperatur absinkt, können sie bewusstlos werden. »Keine Zeit für eine Pause«, wiederholte Bertie immer wieder, während er mit halsbrecherischer Geschwindigkeit umherlief. »Jede Sekunde zählt, jede Sekunde zählt«, murmelte er weiter vor sich hin, so wie man es ihm in der Lawinenhundeschule beigebracht hatte. Es half ihm, sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Bertie machte keine einzige Pause, obwohl er nach Luft schnappte und sein Hals kratzte.

    Es ging um Leben und Tod. Er durfte erst aufhören, wenn er die verschütteten Männer gefunden hatte.

    Er verfolgte eine Geruchsspur nach der nächsten ... 

    »So viele falsche Fährten«, brummte er.

    Mittlerweile hatte er fast Frostbeulen an den Pfoten, aber er hörte nicht auf.

    Bertie stürmte in verschiedene Richtungen davon, ging immer auf die gleiche Weise vor: Kopf gesenkt, Nase auf den Boden, Schneehaufen wegscharren, Ohren spitzen.

    Schließlich, nach unzähligen falschen Fährten: »Da! Endlich!« Bertie spürte, dass er die richtige Stelle gefunden hatte; er witterte einen menschlichen Geruch!

    Er bellte laut und buddelte fieberhaft tiefer.

    Der Bergführer rannte mit einer Schaufel herbei und signalisierte dem Piloten, die Rettungsmannschaft an der Longline abzuseilen.

    »Steck eine Lawinensonde hinein«, wies der Bergführer Bertie an. Mit den Zähnen steckte er den langen Stab in den Schnee, und der Mann schob ihn behutsam weiter hinein. Sie bewegten die Sonde herum, bis sie auf einen leichten Widerstand traf: etwas Weiches. Plötzlich bewegte sich die Sonde ein Stück – unter der Schneedecke antwortete jemand!

    Kapitel 3

    Der Helikopter-Absturz

    Nachdem der Bergführer und der Arzt zwanzig Minuten nach Kräften gegraben hatten, wurde der Körper des Bergsteigers geborgen. Behutsam wickelten sie ihn in eine aluminiumbeschichtete Rettungsdecke, die beim Aufwärmen des Körpers hilft.

    Der Bergführer öffnete Berties Fässchen, und Bertie setzte sich auf die Hinterpfoten. Er hielt das kleine Fass zwischen den Vorderpfoten und flößte dem Mann durch seine blauen Lippen tröpfchenweise Branntwein ein, bis sein Gesicht wieder einen rosigen Farbton annahm.

    Plötzlich nahm ein weiteres Unglück seinen Lauf. Der Pilot hatte Schwierigkeiten, die anderen Mitglieder der Rettungsmannschaft abzuseilen. Entsetzt beobachtete Bertie, wie der Hubschrauber wild auf und ab schaukelte, während der Pilot mühsam versuchte, die Kontrolle zu behalten.

    Die Longline, an der die Retter hingen, sah aus wie ein sehr hoher Kran, der seine Ladung abzuwerfen versuchte.

    Es schien, als müssten sich die drei Crewmitglieder auf eine harte Landung gefasst machen. Sie waren zwar festgeschnallt, wirkten aber alle etwas grün um die Nase, hatten die Kiefer angespannt und die Augen geschlossen.

    Ein letzter Versuch in dem tosenden Wind, und sie waren unten, landeten wie ein Haufen Säcke mit ausgestreckten Armen und Beinen im Schnee. Im Nu hatten sie sich aufgerappelt und schlitterten zu der Stelle, an der der Bergführer und der Arzt bereits einen Mann ausgegraben hatten.

    Jetzt waren viele helfende Hände zur Stelle, um die anderen beiden sicher zu bergen, sobald sie sie geortet hätten. Sie hofften nur, dass sie nicht zu spät kamen.

    Das erste Lawinenopfer schien unter Schock zu stehen und Schmerzen zu leiden. Der Mann war trotz des Branntweins immer noch völlig verfroren. Er brauchte dringend Medizin. Während er dort im Schnee lag, kümmerte sich der Arzt um ihn, legte eine Infusion, um ihn mit Flüssigkeit zu versorgen, und spritzte ihm ein Schmerzmittel. Eine weitere Rettungsdecke wurde über ihm ausgebreitet, damit er nicht so stark zitterte.

    Bertie schob sich nah an seinen Körper heran, um ihn mit seinem flauschigen Fell weiter aufzuwärmen. Er hielt dem Mann das Fässchen an den Mund. Der Bergsteiger nahm kleine Schlucke von der wärmenden Flüssigkeit und betrachtete mit glasigen Augen die Umstehenden. Sein Zustand schien sich langsam zu stabilisieren – das Schmerzmittel tat seine Wirkung.

    Jetzt galt es, so schnell wie möglich die beiden anderen Männer aufzuspüren und zu retten.

    Der Bergführer und die Rettungscrew griffen nach den Schaufeln und begannen, an unterschiedlichen Stellen zu graben. Dann riefen sie Bertie zum Schnüffeln herbei; mit seiner Nase konnte er einen Menschen sogar unter riesigen Schneemassen aufspüren.

    Mit schneeverkrusteten Pfoten stapfte Bertie knirschend zu ihnen hinüber. Er schnüffelte an den Stellen, die sie ihm zeigten, dann hielt er das Ohr an den Boden ... 

    Geschafft! Er hatte sie gefunden.

    An einer Stelle, dicht beieinander.

    Er rannte los, um rasch weitere Decken zu holen, während die Rettungskräfte immer tiefer gruben und um sich herum Schneeberge auftürmten. Sie mussten genau achtgeben, um die Männer nicht zu verletzen. Schweißüberströmt und mit schmerzenden Muskeln gelang es ihnen schließlich, die Bergsteiger aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien.

    Nach all dieser Zeit unter dem tiefen Schnee war es ein Wunder, dass sie noch lebten.

    Die Männer hatten die Augen geschlossen, ihre Gesichter waren kreidebleich, sie wirkten eher tot als lebendig. Der Arzt machte sich schnell an die Arbeit. Behutsam wurden sie hochgehoben und in die Rettungsdecken gewickelt. Bertie sprang herbei und brachte ein neues Fässchen mit Branntwein, kuschelte sich mit seinem Fell abwechselnd an die beiden Männer.

    Sie waren so mit der Bergung der Männer beschäftigt, dass sie den Hubschrauber ganz vergessen hatten. Plötzlich geriet er ins Trudeln, als der Pilot in einer wirbelnden Spirale aus dichten Schneeflocken die Kontrolle verlor. Die Maschine sank ab und schlingerte, bis sie mit einem lauten Rums im Schnee bruchlandete.

    War der Pilot verletzt?

    Er winkte schwach, hing zur Hälfte drinnen, zur Hälfte aus der Tür des Helikopters heraus. Jemand half ihm aus der demolierten Maschine. Glücklicherweise schien er keine schweren Verletzungen zu haben.

    Moment mal! Was war das für ein seltsames, riesiges, zotteliges Wesen, das ihn auf dem Arm trug?

    Kapitel 4

    Bigfoots Iglu

    Bigfoot, das Schneemonster, hatte die ganze hektische Aktivität aus der Ferne betrachtet. Er fürchtete sich davor, die Rettungskräfte durch seinen Anblick in Angst und Schrecken zu versetzen, während sie versuchten, Leben zu retten.

    Aber er wollte so gern helfen ... 

    Er hatte die Bergsteiger bei ihrem Aufstieg beobachtet und sie irgendwann aus den Augen verloren. Als er das Rumpeln und Grollen der Lawine hörte, war er außer sich vor Sorge. Die Geschwindigkeit, mit der sie den Berg hinabstürzte, jagte ihm Schauder über den Rücken. Sie hinterließ Wolken aus feinem Schnee, der zum Himmel emporstob – die Lawine hatte alles mit sich gerissen, was ihr in die Quere gekommen war.

    Bigfoot beschloss, alles zu riskieren und ihnen zu helfen.

    Ich laufe jetzt los, dachte er. Egal, was sie denken!

    Sie brauchten alle Hilfe, die sie bekommen konnten, und er wollte helfen – das war das Einzige, was zählte.

    So schnell er konnte, sprang er über den tiefen Schnee, stolperte über seine eigenen Füße, als er auf den Rand der Lawine zuhielt. Dann blieb er stehen und beobachtete beeindruckt, wie die Männer ausgegraben wurden.

    Vielleicht war es immer noch nicht der richtige Moment, um sich zu zeigen.

    Ein lautes Klappern ließ ihn zum Hubschrauber aufblicken.

    Er steckt in ernsten Schwierigkeiten, dachte er.

    Der Pilot konnte den Helikopter bei dem stürmischen Wetter

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