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Gorillawood: Das große Buch der Hollywood-Gorillas
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Gorillawood: Das große Buch der Hollywood-Gorillas
eBook1.019 Seiten7 Stunden

Gorillawood: Das große Buch der Hollywood-Gorillas

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Über dieses E-Book

Sie hießen Erik, Satan oder Goliath. Taglat oder Ethel. Sie wurden von Kosaken geschlagen, von Robert Mitchum gebändigt, von Karl Malden hypnotisiert. Sie kämpften mit Flash Gordon und Tarzan, wurden mit anderen Gorillas verwechselt, fuhren im Streitwagen und ließen sich mit Bananen besänftigen. Ihre Gemeinsamkeit? Sie waren allesamt Gorillas. Furchteinflößende, wilde, lustige oder auch tragische Gorillas, die im klassischen Hollywoodkino von tapferen Männern verkörpert wurden. Männern, die sich nicht scheuten, unter oft brütend heißen Studioscheinwerfen in ihren schweren und unbequemen Kostümen schwitzend für Unterhaltung zu sorgen, ohne dafür großen Ruhm zu ernten. Männern, die meist anonym blieben.
Charles Gemora, Ray Corrigan, Emil Van Horn, Art Miles, Steve Calvert und George D. Barrows waren die besten dieser Männer. Ihnen ist dieses Buch gewidmet...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. März 2017
ISBN9783734597114
Gorillawood: Das große Buch der Hollywood-Gorillas

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    Buchvorschau

    Gorillawood - Ingo Strecker

    GORILLAWOOD

    GORILLAWOOD

    Das große Buch der Hollywood-Gorillas

    Ingo Strecker

    Gorillawood - Das große Buch der Hollywood-Gorillas / Edition Buio Omega ©2017 Ingo Strecker

    Herstellung und Verlag: tredition GmbH, Hamburg

    Coverillustration und Layout: S. Imian

    Design der Buchrückseite unter Verwendung einer britischen Anzeige für ZAMBA.

    ISBN:

    978-3-7345-9709-1 (Paperback)

    978-3-7345-9710-7 (Hardcover)

    978-3-7345-9711-4 (e-Book)

    Bei den in diesem Buch verwendeten Abbildungen handelt es sich um Material, das für Werbezwecke und Pressemitteilungen zur Veröffentlichung freigegeben wurde sowie um Bildmaterial aus Privatarchiven, deren Betreiber über den Abdruck informiert sind. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Rechteinhabern.

    INHALT

    - Vorwort von Chris Walas

    - Einleitung

    - Hollywood und die Gorillas

    - Charles Gemora - König der Gorilla-Männer

    - Charles Gemora - Die Filme (inklusive „Der Fall Ingagi" 65-73)

    - Ray Corrigan - Gorilla im Sattel

    - Ray Corrigan - Die Filme

    - Emil Van Horn - Zwischen Nachtclubs und Nudisten

    - Emil Van Horn - Die Filme

    - Steve Calvert - Ein Gorilla hinterm Tresen

    - Steve Calvert - Die Filme

    - Art Miles - Ein haariges Schwergewicht

    - Art Miles - Die Filme

    - George D. Barrows - Der fleißigste Hollywood-Gorilla

    - George D. Barrows - Die Filme

    - Und es gab noch andere

    - Hollywood-Gorillas für Zuhause

    - Quellen

    - Index

    Vorwort von Chris Walas

    Heiß. Richtig heiß. Unbequem. Das Atmen fällt schwer. Deine Bewegungen sind eingeschränkt und du musst in einer schwierigen Position verharren, die eine Belastung für deinen Rücken und die Beine ist. Durch deine verdeckten Ohren wirken Geräusche dumpf und distanziert. Irgendjemand schreit etwas und du springst auf, simulierst einen grausamen Nahkampf, fällst, springst wieder auf. Du bist Schweißnass und ringst nach Luft, als du versuchst, den Hals deines Gegners in tödlichem Griff zu halten, aber deine Hände sind so groß, dass du es schlecht abschätzen kannst und deine Finger das Ziel verfehlen. Schließlich wirfst du ihn auf den Boden und, vollkommen erschöpft, rennst du los und schnappst dir 55kg Frau und hebst sie hoch in die Luft und trägst sie fort in die Büsche. Der Regisseur schreit: „Nochmal! Und Gorilla, kannst du noch wilder sein?"

    Das ist ein Beispiel für die Erfahrungen im Gorillakostüm. Aber das ist nur ein Teil und damit ist es noch längst nicht getan. Da sind die Vorbereitungsarbeit am Vortag, Reinigung und Reparaturen danach. Gorillakostüme bedeuten aufwändige Instandhaltung und erfordern regelmäßige Wartung.

    Stell dir vor, du trägst die dickste Winterkleidung, die du dir denken kannst. Nun zieh darüber noch einen schweren Fellmantel. Nun stehe in der prallen Sonne oder unter heißen Studioscheinwerfern. Es ist heiß da drin!

    Warum würde also jemand mit gesundem Verstand überhaupt in Betracht ziehen, so etwas zu machen? Die Schauspieler, mit denen ein Gorilla-Mann arbeitet, verdienen immer mehr Geld als er und das für vergleichsweise weniger Arbeit und Kopfschmerzen. Da gibt es auf jeden Fall einfachere Jobs, als ein Gorilla-Mann zu sein.

    Aber in der gesamten Filmgeschichte, und besonders ungefähr in den ersten fünfzig Jahren, war der Gorilla-Mann ein wichtiger Bestandteil von Komödien, Mystery- und Horrorfilmen.

    Was könnte wohl ein menschliches Wesen dazu bringen, die qualvolle Erfahrung zu erdulden, als würde man zu Tode gekocht und gleichzeitig ersticken? Welche mögliche Belohnung liegt im Tragen eines schweren und sperrigen Kostüms, das dein Gesicht so gut verdeckt? Jeder Schauspieler würde bei dem Gedanken scheuen, das Publikum könnte sein Gesicht nicht sehen. Und trotzdem, eine Anzahl Männer bestritt einen guten Teil ihres Lebensunterhalts, indem sie Gorillas im Kino und im Fernsehen waren. Wer waren also diese masochistischen Kämpfer? Sie kamen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten; Athleten, Stuntleute, Künstler und mehr. Vom gutaussehenden Hauptdarsteller Crash Corrigan bis zum kleinen Philippiner Charlie Gemora, es gab sie in allen Formen und Größen. Beides, ihre Kostüme und Auftritte, unterschieden sich ebenfalls stark. Von der überaus überzeugenden Arbeit Charlie Gemoras bis zu den Filmmonster-Possen von Crash und anderen.

    Was immer ihre Gründe waren, dass sie Gorillas sein wollten, sie schafften es, über die Jahre in hunderten von Produktionen zu erscheinen und meine Kindheit war von ihnen bevölkert.

    Ich sah sie in den alten Republic-Serials. Ich sah sie in den MGM-Tarzanfilmen. Ich sah sie in den Universal-Horrorfilmen. Ich sah sie in den Little Rascals- und Bowery Boys-Komödien. Sie waren überall und ich liebte sie. Wie viele andere war ich auf unbeschreibliche Weise fasziniert von der Art, wie sie sich bewegten, vom Aussehen ihrer Kostüme und der unbestreitbaren Präsenz, die sie auf der Leinwand zeigten. Wer waren also diese Männer? Sie waren meine Helden.

    Ob ich zum damaligen Zeitpunkt ihren Namen kannte oder nicht. Von all den Charakteren in all diesen Filmen wollte ich mehr als alles andere der Gorilla sein. Ich folgte ihren Taten so gut ich konnte, erkannte einen bestimmten Gorilla-Mann an der Art seines Kostüms oder der Art seiner Bewegungen, oder beides. Ich durchstand unzählige schreckliche Tarzan-Nachahmungen, nur für einen 1-minütigen flüchtigen Blick auf einen Gorilla-Mann. Es schien, dass immer wenn Hollywood Probleme hatte, als Lösung ein Gorilla in den Topf geworfen wurde. Ob es ein Gespensterhaus war (warum ist da ein Gorilla in einem Gespensterhaus?), das Labor eines verrückten Wissenschaftlers (hat jemals ein Wissenschaftler einen Gorilla im Keller gehalten?), die Weiten Afrikas (die immer verdächtig nach Südkalifomien aussahen) - es war egal. Für Jahrzehnte war der Gorilla die Antwort.

    Und die Gorilla-Männer nahmen die Herausforderung an; kletterten auf Dächer, schwangen von Lianen, schleppten Frauen davon, bekämpften tapfere Helden, erduldeten grausame Experimente, wurden mit jemand anderem in einem Gorillakostüm verwechselt.

    Nenne Irgendetwas, sie machten es. Unter heißen und schwitzigen, erschöpfenden Bedingungen, sie machten es.

    Darum, an alle diese großartigen Darsteller und Künstler, danke für all die Schrecken, Nervenkitzel, Stürze und Lacher. Vielen Dank.

    Chris Walas, 02.07.2015

    Was ist ein Hollywood-Gorilla? Diese Frage steht am Beginn, um zu erläutern, worum es in diesem Buch geht. Sicher ist KING KONG ein Gorilla aus Hollywood. Auch die Gorillasoldaten aus den PLANET DER AFFEN-Filmen sind Kreationen der Filmwelt, genau wie die britischen Affenmenschen in Stanley Kubricks 2001. Die folgenden Seiten behandeln aber nicht den meisterhaft animierten Riesenaffen aus der Trickwerkstatt Willis O'Briens oder die immer besser gestalteten Primaten des Kinos, die seit dem Ende der 1960er Jahre auf der Leinwand zu sehen waren. Hier geht es ausschließlich um Männer, die im Zeitraum von 1927 bis 1967 intensiv als Filmgorillas tätig waren. Charles Gemora, Ray Corrigan, Emil Van Horn, Art Miles, Steve Calvert und George D. Barrows bedienten den Bedarf nach Filmaffen, lange bevor Spezialisten wie der Make Up-Künstler Rick Baker oder der Choreograph Peter Elliott nahezu perfekte Menschenaffen für die Filmwirtschaft schufen. Sie gehörten zu einer besonderen Gruppe von Darstellern, die über eigene Kostüme verfügten und den Produzenten von Horrorfilmen, Dschungelabenteuern, Dramen und Komödien ermöglichten, Gorillas zu zeigen, weil echte Tiere niemals für einen Filmauftritt dressiert wurden. Sie bedienten jeder auf seine Weise einen speziellen Markt und waren dabei mehr oder weniger erfolgreich. Ihre Lebensgeschichten lesen sich oft abenteuerlich und die interessante Frage, warum sich ein hervorragender Maskenbildner, ein Filmcowboy oder ein Barkeeper zum Affen machten, kann nicht alleine mit monetären Gründen beantwortet werden. Wenn gestandene Männer über viele Jahre in unbequemen Fellanzügen pro Filmdreh mehrere Kilo Gewicht abschwitzten, kann es nur daran liegen, dass diese Herren auch Spaß daran hatten, als wilde Affen vor der Kamera zu erscheinen. Mein Selbstversuch in einem leicht gebauten Kostüm für ein Theaterstück war eine im wahrsten Sinne des Wortes hitzige Angelegenheit, aber im Vergleich zu der anstrengenden Arbeit der klassischen Gorilla-Männer lachhaft. Soviel Hingabe verdient Beachtung, die diese Männer nun mit diesem Buch bekommen. Im besten Fall verspürt der Leser während der Lektüre dieses Buches Lust, sich genauer mit den Herrschaften zu befassen und sich einen Haufen billiger Filme anzusehen. Das Buch ist so aufgebaut, dass einem biografischen Text zum jeweiligen Darsteller alle bislang identifizierten Filme folgen, in denen er mitwirkte - und zwar in Reihenfolge ihrer Veröffentlichung. In den seltensten Fällen wurde der Darsteller des Gorillas im Vorspann namentlich erwähnt, so dass rund acht Jahre mit Filmsichtungen hinter mir liegen, immer in der Hoffnung, dass einer der Herren im Film auftaucht. Das war manchmal hartes Brot, aber wenn ich fündig wurde, waren viele Stunden erfolgloser Suche vergessen. Da die meisten Filme nicht im deutschsprachigen Raum gezeigt wurden, sind sie mit ihrem Originaltitel benannt. Etwaige deutsche oder österreichische Titel finden sich danach, soweit ich sie ermitteln konnte. Im hinteren Teil des Buches findet sich eine auch Liste mit Veröffentlichungen für dem Heimgebrauch, falls ein Leser Interesse hat, einige der hier behandelten Filme aufzuspüren.

    Für die Unterstützung bei der Fertigstellung dieses Buches möchte folgenden Menschen danken:

    Den Gorilla-Nachkommen Diana (Gemora) Fox Jones und William Stevens für Informationen über ihre Väter, Jason Barnett für seine Recherchen zu Charles Gemora, Bob Burns für das Teilen von Bildmaterial, Craig Scott Lamb für Informationen zu Ray Corrigan, Thilo Gosejohann für den Gedankenblitz zum Titel dieses Buches, Nina Holzschneider für ihre Ubersetzungsarbeit zu BROOBA, Wolfgang Jahn für die Beschaffung seltenen Bildmaterials, Jörg M. Jedner und Ben Kozlowski für die Vermittlung von Ubersetzungstätigkeiten, Carsten H. Tritt für seine kompetenten Lektorendienste, Michael Bowen für die Einrichtung des New Yorker Gorillalagers (da manche Ebay-Händler partout nicht nach Ubersee versenden wollen) und Olaf Strecker für das Starten der Gorillasuche.

    Besonderer Dank gilt dem talentierten Chris Walas für sein treffend formuliertes Vorwort und nicht zuletzt Thi-Cuc für die große Geduld mit einem Affen-besessenen Lebensgefährten. Ihr habt mir alle sehr geholfen - DANKE!

    Und nun hinein in die haarige, verrückte, anstrengende und manchmal auch tragische Welt der Hollywood- Gorillas.

    Ingo Strecker

    HOLLYWOOD UND DIE GORILLAS

    Seit den ersten Berichten verschiedener Entdecker des 17. Jahrhunderts galt der Gorilla als wilde, unkontrollierbare Bestie, die einen Menschen in Sekunden töten kann. Die unbändige Kraft und Größe der Menschenaffen muss auf diese Menschen furchteinflößend gewirkt haben und den friedlichen Tieren unvoreingenommen zu begegnen, war damals kaum möglich. Auch war nach der Rückkehr in die Heimat eine abenteuerliche Geschichte voller exotischer Gefahren interessanter als die bloße Beobachtung der großen Pflanzenfresser. So musste erst viel Zeit vergehen, ehe die wissenschaftlichen Arbeiten von George Schaller und Diane Fossey in der Neuzeit das Bild des Gorillas in der Öffentlichkeit änderten.

    Als die amerikanische Filmproduktion Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Gorilla seinen Weg auf die Leinwand finden würde. Und dies natürlich in der allgemein akzeptierten wilden und mörderischen Variante. Dabei stellte die Darstellung von Affen die Filmleute immer schon vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Schimpansen waren eine naheliegende Wahl, da sie gut zu dressieren waren, doch ihr Einsatz war begrenzt, so dass schnell Bedarf nach Kostümaffen aufkam. Einer der ersten Gorillas der Filmwelt war wohl im Serial PERILS OF PAULINE aus dem Jahr 1914 zu sehen. Wie Fotos zeigen, war das Kostüm aber eher ein einfaches Faschingsmodell anstatt ein Versuch, auch nur annähernd realistisch zu sein. Alles änderte sich mit der ersten Tarzan-Verfilmung TARZAN OF THE APES (1918, TARZAN DER AFFEN), für die neben echten Schimpansen auch eine große Anzahl von Darstellern in Affenkostümen mitwirkte. Diese Kostüme waren einfache Fellanzüge, verfügten aber schon über detailliertere Affenmasken und auch Armverlängerungen, um den Eindruck echter Primaten zu vermitteln. Mit dem Beginn der 1920er Jahre machte der Film große Fortschritte, was auch für den Bereich des Spezial-Make Ups zutraf. 1920 erschien Bull Montana in GO AND GET IT als Gorilla mit dem Gehirn eines Menschen, doch er wirkte nach dem Schminken durch Cecil Holland wie ein stark behaartes humanoides Wesen - halb Mensch, halb Affe - und hatte keine Ähnlichkeit mit einem echten Gorilla. 1922 versuchte sich Lon Chaney in A BLIND BARGAIN ebenfalls am Design eines Affenmenschen, der erneut eine Mischung aus Mensch und Primat war und wohl mehr durch das Schauspiel Chaneys als durch sein Aussehen überzeugte. 1925 wirkte Bull Montana erneut als Affenmensch in THE LOST WORLD (DIE VERLORENE WELT) mit, wobei seine von Perc Westmore und Charles Gemora umgesetzte Verkleidung nahezu identisch mit der des Jahres 1920 war. Ein Jahr später wirkte Montana dann erneut als Affenmensch in VANISHING MILLIONS mit und trug hier zumindest eine etwas aufwändigere Affenmaske. Ebenfalls 1925 machte sich auch der frühe Hollywood-Cowboy Fred Humes in LORRAINE OF THE LIONS als Gorilla Bimi in einem überzeugenden Kostüm einen Namen. Später wurde es für Filme wie CIRCUS ROOKIES (1928, ZIRKUS-BABIES) vermutlich gegen ein Modell aus der Werkstatt Charles Gemoras ausgetauscht. 1927 folgte dann ein erneuter, sehr überzeugender Auftritt eines Darstellers in der Rolle eines Primaten, als Jacques Lerner in THE MONKEY TALKS (DER SPRECHENDE AFFE) seine Rolle aus dem Theater auch für die Leinwand übernahm. Lerner spielte einen Darsteller, der als sprechender Affe erfolgreich ist und diese Rolle auch neben der Bühne spielen muss, um den Schwindel nicht auffliegen zu lassen. Das gelungene Make Up, das dem Maskenbildner Jack Pierce zugeordnet wird, und Lerners Darstellung machen die Illusion perfekt und die Zeit der einfachen Kostümaffen schien vorbei.

    Das erkannten auch die Produzenten von THE GORILLA, einer Adaption des Theaterstücks von Ralph Spence, die zunächst mit einem echten Tier arbeiten wollten, dann aber ein Kostüm von Perc Westmore und Charles Gemora anfertigen ließen. Gemora blieb der Arbeit am Filmgorilla treu, schuf ebenfalls 1927 sein erstes eigenes Kostüm und der Rest ist Geschichte. Einen Aufwind für professionelle Filmgorillas gab es in den 1930er Jahren mit den Tarzanfilmen um Johnny Weissmüller. Hier kamen schöne Gorillakostüme der Firma Max Factor zum Einsatz, die nach heutigen Kenntnissen von dem US-Künstler William Persona entworfen wurden. Einige der Stuntleute, die später eigene Kostüme besaßen und damit in Filmen auftraten, hatten ihre ersten Affenrollen in Max Factor-Kostümen. Während die Arbeiten Charles Gemoras, die Max Factor-Gorillas oder auch das Kostüm von George D. Barrows ihren Herstellern zuzuordnen sind, gibt es beispielsweise zum Kostüm Emil Van Horns noch offene Fragen, da der Anfertiger dieses Gorillaanzugs unbekannt blieb. Dieses Kostüm war ebenfalls eine professionelle Arbeit und sicher waren der oder die dafür verantwortlichen Techniker und Make Up-Künstler bekannte Namen Hollywoods. Sie konnten bis heute aber nicht identifiziert werden.

    Das Bild des klassischen Hollywood-Gorillas blieb auch durch die Auftritte von Janos Prohaska (von STARK TREK bis GILLIGAN'S ISLAND) und Bob Burns (als Kogar oder Tracy) bis in die 1960er Jahre von großen Veränderungen unberührt.

    Dann eroberten neue Make Up-Künstler wie John Chambers, Stuart Freeborn und besonders Rick Baker diesen Bereich. Rick Baker lieferte schon 1971 für John Landis SCHLOCK (SCHLOCK DAS BANANENMONSTER) einen ersten überzeugenden Affenmenschen ab und entwickelte seine Techniken immer weiter, bis er schließlich für GREYSTOKE: THE LEGEND OF TARZAN, LORD OF THE APES (1984, GREYSTOKE: DIE LEGENDE VON TARZAN, HERR DER AFFEN) einige Schimpansen und besonders für GORILLAS IN THE MIST (1988, GO-RILLAS IM NEBEL) lebensechte Gorillas konstruierte, die in letzerem neben echten Tieren agieren, ohne dass der Zuschauer den Unterschied merken würde.

    Das gelang nicht zuletzt durch die Mitwirkung des Choreographen Peter Elliott und des Darstellers John Alexander, der auch für MIGHTY JOE YOUNG (1998, MEIN GROSSER FREUND JOE) in einem von Rick Bakers Kostümen steckte.

    Das Ende für Gorillakostüme in großen Filmproduktionen wurde mit Peter Jacksons 2005er Remake des Klassikers KING KONG eingeläutet. Hier wurden durch das Motion Capture-Verfahren die Mimik und die Bewegungen des Darstellers Andy Serkis auf den digitalen Riesenaffen übertragen und das Ergebnis war so gut, dass der Bedarf nach einem aufwändigen Kostüm kaum mehr bestand. Die PLANET DER AFFEN-Filme der letzten Jahre setzten diesen Trend fort, obwohl immer noch unentwegte Kämpfer wie Don McLeod, Adam Meir oder Chris Casteel gelegentlich in den Pelz schlüpfen, um in vereinzelten Filmen, Werbespots und Fanprojekten als Gorillas mitzuwirken und das Erbe der klassischen Gorilla-Männer in Ehren zu halten.

    So wirkte McLeod mit seinem eigenen Kostüm bereits in Filmen wie THE MAN WITH TWO BRAINS (1983, DER MANN MIT DEN ZWEI GEHIRNEN), TRADING PLACES (1983, DIE GLÜCKSRITTER) oder der Fernseh-Serie SHEENA (2000) mit und Chris Casteel war in NYOKA AND THE LOST AMULET OF VULTURA (2014) und dem Kurzfilm MONSTER GORILLA (2014) zu sehen. Beide Filme mit Casteel alias Bongorilla wurden für wenig Geld realisiert und verstehen sich als Hommage an die Serials und Gorilla-Männer des klassischen Hollywoodkinos.

    Das sind jedoch die Ausnahmen. Die Tatsache, dass Rick Baker seine Werkstatt aufgegeben hat, da im modernen Kino zu wenig praktische Kostümeffekte benötigt werden, um die großen Räumlichkeiten zu rechtfertigen, bedeutet das Ende einer Ära auch für das Gorillakostüm. So bleiben die unzähligen klassischen Filmproduktionen, um dem Freund des äffischen Treibens vergangener Zeiten heute ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

    CHARLES GEMORA - KÖNIG DER GORILLA-MÄNNER

    Charles Gemora wurde am 15.06.1903 unter dem Namen Carlos Cruz Gemora auf der philippinischen Insel Negros als achtes und letztes Kind von Susano Gemora und Catalina de le Cruz geboren. Seine Familie, die seit dem 15. Jahrhundert dort ansässig war, verfügte über große Ländereien mit drei Haciendas. Gemoras Vater starb, als Carlos noch sehr jung war und der älteste Bruder übernahm die Familiengeschäfte - was sich schon bald als Fehler herausstellte. Letztendlich zog der Bruder sogar gegen die eigene Mutter vor Gericht, nachdem auf dem Familienbesitz Öl gefunden wurde. Sie musste alle Ansprüche abtreten. Carlos entzog sich den Familienstreitigkeiten zunächst, indem er im Alter von neun Jahren nach Manila ging, wo er wie andere Kinder nach Geldstücken tauchte, die von Passagieren der großen Reiseschiffe ins Wasser geworfen wurden. Ein schwerer Angriff, dessen Ergebnis eine Narbe am Hals Gemoras bleiben sollte, brachte ihn zu seinem Bruder zurück. Er steckte Carlos in ein Kloster, um zu warten, bis dieser alt genug war, auch seine Ansprüche auf die Ländereien mit seiner Unterschrift abzutreten. Carlos tat dies aber erst Jahrzehnte später indirekt, als er nach dem 2. Weltkrieg nicht in seine Heimat zurückkehrte, um diese Ansprüche geltend zu machen. Mit fünfzehn Jahren verließ Carlos das Kloster, wo er auch künstlerisch ausgebildet wurde, und ging erneut nach Manila. Hier hielt er sich mit dem Zeichnen von Portraits und der Anfertigung von Bilderrahmen aus Muscheln über Wasser. 1922 halfen ihm amerikanische Seeleute, als blinder Passagier an Bord ihres Schiffes zu gelangen. Unterwegs konnte er aufgrund seiner geringen Körpergröße ein technisches Problem an einem Ventil lösen, weshalb man ihn aus Dank durch die Einreisestelle in San Francisco schmuggelte. Nach der Arbeit auf einer Obstplantage folgte eine kurze Anstellung auf einer Milchfarm, bevor Carlos nach Los Angeles ging. Im Umfeld der Filmstudios wollte er Arbeit finden. Er zog in der Pension von Ada Westmore ein, die dort mit ihrem Mann George und elf Kindern lebte. Carlos wurde in der folgenden Zeit so etwas wie das zwölfte Kind der Westmores, deren Familienoberhaupt bereits als Perückenmacher für Filmproduktionen tätig war. Die Söhne der Familie Westmore hielten sich gerne in der Nähe der Universal Filmstudios auf, wo sie darauf hofften, eine Statistenrolle zu ergattern. Auch Carlos, der sich mittlerweile Charles nannte, war dabei und zeichnete Studiomitarbeiter, die ein und aus gingen. Diese Tätigkeit fiel auf und sein Talent brachte ihm eine Anstellung in der künstlerischen Abteilung der Universal ein. Hier war er dann 1923 an der Herstellung der Notre Dame-Fassade für den Lon Chaney-Film HUNCHBACK OF NOTRE DAME (DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME) beteiligt, für die er die Wasserspeier anfertigte. Auch für den Klassiker PHANTOM OF THE OPERA (1925, DAS PHANTOM DER OPER), ebenfalls mit Chaney, entwarf er Kulissen und überwachte die Konstruktion.

    Charles Gemoras intensive Beschäftigung mit Gorillakostümen begann 1927 und steht in direktem Zusammenhang mit seiner Gastfamilie. Drei Westmore-Söhne - Percival Perc Harry, Walter James und Monte George waren bereits als Make Up-Künstler beim Film und bis zum heutigen Tag ist der Name Westmore in Film- und Fernsehproduktionen zu finden. Von Perc und Ern Westmore erhielt Charles zunächst Einblicke in die Herstelllung von Perücken, was schließlich zur Weiterbildung im Make Up-Bereich führte. 1925 war er auch am Affenmenschen-Make Up für Bull Montana in der Verfilmung von Arthur Conan Doyles THE LOST WORLD (DIE VERLORENE WELT) beteiligt. Als die Firma First National 1927 Ralph Spences Theaterstück THE GORILLA auf die Leinwand bringen wollte, wurde Perc Westmore mit der Herstellung des Affenkostüms beauftragt. Hilfe holte er sich beim talentierten Gemora, der dann maßgeblich an der Fertigung des Gorillas beteiligt war. Vielleicht war es ein Werbegag, aber es heißt, dass der Produzent Edward Small in Ermangelung eines Darstellers selbst ins Affenkostüm schlüpfte. Andere Quellen nennen den Darsteller John Philip Kolb als Träger des massiven Fellanzugs. Wer immer den Gorilla spielte, der haarige Hauptdarsteller wurde jedenfalls in der New York Times lobend erwähnt: „Sie sind in der Lage, eine ca. 2,40m große künstliche Bestie mit einer angemessenen Brnstkorbfülle und Armlänge zu zeigen; ein Gorilla, der in der Tat beeindruckend ist."

    Im Laufe seines Lebens fertigte Gemora verschiedene Affenanzüge an, um sein Auftreten im Pelz zu perfektionieren. Schon sein erstes eigenes Kostüm für THE LEOPARD LADY (1928, DIE LEOPARDENLADY) verfügte über Armverlängerungen, um dem natürlichen Vorbild näher zu kommen. Spätere Modelle waren sogar mit einem Wassersack am Bauch ausgestattet, um seinen Affen die nötige Masse bei der Fortbewegung zu verleihen. Zum Erlernen des Gorillaverhaltens besuchte Gemora auch regelmäßig den Zoo von San Diego: „Ich verbrachte Tage damit, Gargi, ihren berühmten Gorilla zu beobachten. Ich studierte seinen Gang, Verhaltensweisen, alle Charakteristiken des Tieres. Ich las jedes Buch, das ich zum Thema finden konnte."

    Um seine Affen muskulöser erscheinen zu lassen, trug Charles Gemora meist Polster aus Kapokfasern, die zwar leicht waren, aber die Wärme im Kostüm isolierten. Für das Fell seiner Gorillas verwandt Gemora Yakhaare, die stets gut gekämmt werden mussten, um nicht zu sehr zu verfilzen. Die Metallarmaturen im Kopf der Gorillas bestanden aus Stahlblech und Aluminium. Eine Mechanik mit Federn und Gelenken übertrug Gemoras Kieferbewegungen auf die Masken, in deren Maul teilweise Zähne steckten, die aus den Griffen von Zahnbürsten geschnitzt wurden. Was dann neben einem gelungenen Kostüm einen perfekten Affen ausmachte, waren die Körpersprache und die Augen. Wollte Gemora bösartig wirken, warf er den Kopf nach hinten, riss die Augen auf und öffnete das Maul so weit es ging. Das verfehlte seine Wirkung nie. In einigen Fällen wurden Gemoras Gorillas auch von anderen Darstellern verkörpert. So steckte für das Serial KING OF THE KONGO von 1929 Joe Bonomo im Kostüm, der sich in den 20er Jahren einen Namen als besonders waghalsiger Stuntman und Muskelprotz gemacht hatte. Dabei finden sich keine Informationen, ob er sich die Rolle mit Gemora teilte. Der athletische Joe Bonomo doubelte Charles Gemora später in MURDERS IN THE RUE MORGUE (1931, DAS GEHEIMNIS DES DR. MIRAKEL), als der Affe eine bewusstlose Frau über die Dächer von Paris schleppt. In Filmen, für die mehrere Affen nötig waren, wurde Charles Gemora vor allem Anfang der 1930er Jahre vornehmlich von seinem Agenten Clarence S. Morehouse unterstützt. Sicher hat Gemora im Laufe seiner Karriere auch weitere Affenkostüme für andere Darsteller angefertigt. So ist das ab 1928 getragene Kostüm des Darstellers Fred Humes nahezu identisch mit Gemoras zeitgleich benutzten Modell. In ROAD TO MOROCCO (WEG NACH MAROKKO) trug Jerry Maren 1942 ein Schimpansenkostüm Gemoras.

    In seiner Anfangszeit als Gorilla arbeitete Charles Gemora für einen Wochensold von $250, ab 1930 war es dann schon das Doppelte. Seine Fähigkeiten als großer Primat stellte er bis zu dem Ende seiner Affenkarriere für mindestens 50 Filme zur Verfügung, wobei er dabei in Horror- Abenteuerfilmen und in Komödien zu sehen war. Besonders der Skandal-Dokumentarfilm INGAGI von 1930 sorgte für Aufsehen, der den Zuschauern von dem Zusammenleben afrikanischer Frauen mit Gorillas erzählen wollte. Ohne Übertreibung kann Charles Gemora als der überzeugendste Gorilla-Darsteller im klassischen Hollywoodkino bezeichnet werden, wobei seine Arbeit in THE MONSTER AND THE GIRL von 1941 sein anerkanntes Meisterstück darstellt und auch ihn selbst am meisten zufriedenstellte.

    Die Arbeit im schweren und heißen Gorillakostüm mit einem Gewicht von ca. 30 Kilo hatte auch ihre Schattenseiten, was Gemora zu spüren bekam. Bei längeren Dreharbeiten konnte er durchaus 5 Kilo seines Körpergewichtes verlieren. Ein Herzanfall im Jahr 1943 war dafür verantwortlich, dass Gemora später in Szenen, die größeren körperlichen Einsatz erforderten, gedoubelt wurde. Nick Cravat, der Partner Burt Lancasters in Filmen wie THE FLAME AND THE ARROW (1950, DER REBELL) und THE CRIMSON PIRATE (1951, DER ROTE KORSAR), war dabei in den 1950er Jahren ein prominenter Name. Obwohl Gemora nicht zuletzt auf Anraten seiner Ärzte 1949 bekannt gab, das Gorillakostüm an den Nagel zu hängen, konnte er doch nicht davon lassen. Sein letzter Auftritt findet sich wohl in FLIGHT OF THE LOST BALLOON aus dem Jahr 1961.

    Insgesamt stellt sich bei allen Gorilladarstellem die Frage, wie viele Filmauftritte sie überhaupt absolviert haben. Charles Gemora ist da keine Ausnahme. Besonders interessant ist hier die Tatsache, dass der bereits erwähnte Clarence S. Morehouse in den Darstellerlisten einiger Filme auftaucht, in denen ein Kostüm Gemoras benutzt wurde. Die Erklärung dafür ist, dass Morehouse ab 1927 als Agent für Gemora tätig war und dessen Gorilla-Auftritte betreute. In den Verträgen wurde dann auch nur Morehouse namentlich erwähnt. Mittlerweile wird auch von Gemoras Biografen davon ausgegangen, dass sofern nur ein Gorilla im Film zu sehen war, immer Gemora das Kostüm trug. Die Gemora/Morehouse-Zusammenarbeit bestand für ungefähr zehn Jahre, danach hatte Morehouse 1941 noch einen Affenauftritt in MR. WASHINGTON GOES TO TOWN. Das hier benutzte Kostüm war aber von minderer Qualität und zeigte keinerlei Ähnlichkeit zu einem von Gemoras Affenanzügen. Die von Clarence S. Morehouse vermittelten Aufträge bezogen sich nicht nur auf Filmrollen, sondern auch auf Live-Auftritte. So wurde im November 1931 in Los Angeles ein Boxkampf mit dem Gorilla Sir Charles II angekündigt:

    „Als zusätzliche Attraktion zum Fidel La Barba/Santiago Zorilla-Kampf wird Dienstagabend ein Gorilla im Olympic gegen einen Mann kämpfen. Die Veranstaltung wurde gestern vereinbart - nur einen Gegner für den Gorilla muss man finden. Boxer, normalerweise hungrig auf Kämpfe, drücken sich vor diesem. Das Tier wiegt 150 Pfund und ist klein mit kraftvollen Armen und Schultern. Der Name des Gorillas ist Sir Charles II und er wird von seinem Trainer und Besitzer Clarence Morehouse „Champion des Dschungels genannt. Der neuartige Boxkampf wird gegen 21 Uhr während des normalen Programms stattfinden. Der Gorilla wird durch die Seitentür auf der 18ten Straße ins Gebäude geholt, fest mit Ketten gefesselt. Er wird direkt nach der Runde in sein Gehege auf der Affenfarm zurück gebracht - ob er gewinnt, verliert oder unentschieden kämpft. Morehouse versucht, einen Filmvertrag für Sir Charles II zu bekommen. Es werden spezielle Boxhandschuhe für die groben Hände des Gorillas angefertigt.

    Wie viele dieser Live-Auftritte Charles Gemora absolvierte, bleibt ungewiss. Er trat bereits bei der Premiere des 1928 gedrehten Films NOAH S ARK (DIE ARCHE NOAH) auf, in dem er vielleicht ursprünglich auch eine Rolle hatte. Ende der 1930er Jahre wurde in der French Follies Revue die Mitwirkung von Van Horn und Carlos beworben. Könnte es sich bei Carlos auch um Gemora gehandelt haben und bei Van Horn um den Gorilladarsteller Emil Van Horn? Eine Zusammenarbeit der beiden wäre eine interessante Geschichte.

    Bereits 1937 heiratete Gemora seine Cousine Isabel Grace Fyffe und er kaufte ein großes Grundstück in den Hollywood Hills. Ab und an wurden Teile des Grundstücks zur Finanzierung eigener Projekte oder aufgrund Gemoras geschäftlicher Risikobereitschaft verkauft. Letztendlich veräußerte Charles Gemora das ganze Anwesen. Die Familie, neben der Gattin die Tochter Diana und der Sohn Pat, bezog ein kleineres Haus. Ein Projekt Gemoras war die Produktion von Filmen für ein philippinisches Publikum. Mit Hilfe von Verwandten hatte er in seiner Heimat als Präsident der Philippine Theatre Company einige Kinos eröffnet und dachte sich dafür auch eigene Filmprojekte aus. Seine Tochter Diana erzählt von einem Film mit dem Titel THE GORILLA AND THE LADY, in dem sie als 6jährige mitwirken sollte. Einige Zeichnungen dazu sind noch erhalten. Ein weiteres Filmprojekt war THE BIG THAW. In diesem Film sollten urzeitliche Tiere, unter anderem ein Riesenaffe, wiedererweckt werden. Leider veruntreute der die Geschäfte führende Bruder Gemoras das meiste Geld, um es in den Vereinigten Staaten zu investieren, was das Kinoabenteuer recht schnell beendete. Der einzige Film, der tatsächlich fertiggestellt wurde war NAGTAGPO SA AMERICA (übersetzt SIE TRAFEN SICH IN AMERIKA). Regie führte hier ein gewisser James Mathews und die Hauptrollen spielten Maria San Marco und David Caballero. Während Miss San Marco unter dem Namen Marya Marco noch in einigen Hollywoodfilmen mitwirkte, blieben ihre Mitstreiter in westlichen Ländern unbekannt. NAGTAGPO SA AMERICA hatte seine Premiere im April 1947 in Los Angeles und wurde als erster philippinischer Farbfilm angekündigt. Im Mai startete der Film dann in Manila.

    Dass Charles Gemora auch anderweitig sehr umtriebig war, belegen Eintragungen beim amerikanischen Patentamt. So ließ Gemora 1951 einen Windelhalter patentieren, der Menschen mit Inkontinenz helfen sollte. Ein weiteres Patent bezieht sich auf ein 3D-Verfahren für Filme, was wohl erklärt, warum Charles Gemora auch mit dem ersten 3D-Spielfilm der 50er Jahre BWANA DEVIL (1952, BWANA DER TEUFEL) in Zusammenhang gebracht wird. Die Rechte an dieser Erfindung hat er scheinbar nicht behalten. 1954 folgten weitere Einträge beim US-Patentamt. Diesmal bezogen sie sich auf eine Kosmetikdose und eine Taschentuchbox in Muscheldesign. Letztere vertrieb Gemora mit Bing Crosbys Bruder Bob und es wurde eine größere Stückzahl verkauft. Eine weitere Eintragung beim Patentamt findet sich zu einem Augenbrauenstifthalter mit eingebautem Anspitzer. Aus zeitgenössischen Meldungen geht darüber hinaus hervor, dass sich Gemora auch mit kosmetischen Applikationen beschäftigte, um Unfallopfern oder im Krieg verletzten Soldaten wieder ein annähernd normales Aussehen zu verleihen. Für seinen Freund Harold Lloyd fertigte Charles Gemora einen Prothesenhandschuh, da dieser bereits 1919 bei einem Drehunfall den Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand verloren hatte.

    Im Make-Up- und Kostümbereich arbeitete Gemora ohne namentliche Erwähnungen im Laufe seines Lebens in über 50 Filmen der Studios Universal, Paramount, 21th Century Fox und für unabhängige Produktionen an vorderster Front und schlüpfte für den 1945 entstandenen ROAD TO UTOPIA (DER WEG NACH UTOPIA) auch in das Kostüm eines Bären. Neben normaler Make Up-Arbeit und der Tätigkeit als Porträtmaler schuf Charles Gemora den titelgebenden Roboter in THE COLOSSUS OF NEW YORK (1958, DER KOLOSS VON NEW YORK) und die Außerirdischen für I MARRIED A MONSTER FROM OUTER SPACE (1958), wobei er auch selbst im Kostüm vor der Kamera stand. Er kreierte den Lava-umkrusteten Untoten in CURSE OF THE FACELESS MAN (1958) und auch die Köpfe in THE FOUR SKULLS OF JONATHAN DRAKE (1959, DIE VIER SCHÄDEL DES JONATHAN DRAKE) stammten aus Gemoras Werkstatt. Für den 1953 entstandenen Science Fiction-Klassiker WAR OF THE WOLDS (KAMPF DER WELTEN) konstruierte er mit seiner Tochter Diana den Marsbewohner und steckte wieder selbst im Kostüm. Gemoras letzte Arbeit im Make Up-Bereich war der Fantasy-Film JACK THE GIANT KILLER (DER HERSCHER VON CORNWALL), für den er einige Hexenwesen gestaltete und Judy Meredith mit einem gelungenen Hexen-Make Up versah. Der Film kam 1962 einige Monate nach Gemoras Tod am 19.08.1961 in die Kinos. Charles Gemora verstarb an einem erneuten Herzanfall.

    Insgesamt war Charles Gemora neben bekannten Größen wie Universals Jack Pierce und den Westmore-Brüdern ein wichtiger Pionier im Make Up-Bereich, dessen Leistung erst jetzt durch das Interesse an seinen Gorillas bekannt wurde. Seine Errungenschaften im Filmbereich beinhalteten den Einsatz von Gesichtsapplikationen aus Latex und künstliches Blut, dass sich problemlos aus den wertvollen Filmkostümen auswaschen ließ. Berichte, er hätte auch den Affen King Kong im gleichnamigen Film von 1933 gespielt, bestätigte Charles Gemora immer als falsch. Diese Geschichten gehen sicher auf einen unvollendeten Kurzfilm aus dem Jahr 1934 zurück. Der unter dem Titel THE LOST ISLAND begonnene Technicolor-Farbkurzfilm hätte Gemora tatsächlich als King Kong gezeigt, der neben einer Reihe von Marionetten (mit dem Aussehen von Mae West und den Marx Brothers) auftreten sollte. Orville Goldners Parodie, an der auch der renommierte Spezialeffekt-Künstler Wah Chang mitarbeitete, wurde aufgrund fehlender Mittel aber nie fertiggestellt. Ein weiterer Gorilla-Auftritt, der dem Publikum vorenthalten wurde, war vermutlich einige Jahre früher in der Dokumentation AFRICA SPEAKS (1930, AFRIKA SPRICHT) zu finden. Ein Foto zeigt die Expeditionsleiter Paul Hoeffler und Walter Futter mit Gemoras Gorilla. Der Einsatz des plötzlich prominenten Kostüms war den Herren dann nach dem INGAGI-Skandal anscheinend zu heikel. Als Gorilla war Charles Gemora dann auch fast in der Filmbiografie PERILS OF PAULINE (PAULINE LASS DAS KÜSSEN SEIN) aus dem Jahr 1947 zu sehen, der die Geschichte der Stummfilm-Serial-Heldin Pearl White erzählt. Gemoras Szene mit der Hauptdarstellerin Betty Hutton wurde aber aus Zensurgründen entfernt.

    Nachdem sich Charles Gemora aus dem Leben als Gorilladarsteller verabschiedete blieb unklar, was mit seinen Kostümen geschah. Scheinbar ist keines auch nur in Teilen erhalten geblieben. Der Kopf und die Hände von Gemoras I940er-Jahre-Kostüm kamen 1953 in der Kurzfilm-Komödie BUBBLE TROUBLE zum Einsatz, nachdem das komplette Kostüm noch im Johnny Weissmüller-Film THE LOST TRIBE (KÖNIG DER DSCHUNGEL) auftauchte. Das Don Post Studio, ein bekannter Hersteller von Horrormasken mit Filmbezug, bekam von Gemora die Gipsformen für seinen Gorilla Sultan aus THE PHANTOM OF THE RUE MORGUE (1954, DER WÜRGER VON PARIS), dessen Antlitz dann in den 1960er Jahren neben bekannten Monstern aus den Universal Filmstudios angeboten wurde.

    Es gilt vor allem Jason Barnett zu danken, dass er mit Gemoras Tochter Diana für seinen Dokumentarfilm CHARLIE GEMORA: UNCREDITED Fakten und Material zu Tage förderte, um Charlie seinen gebührenden Platz in der Geschichte Hollywoods einzuräumen.

    THE LEOPARD LADY (DIE LEOPARDENLADY)

    DeMille Films

    Produzent: Bertram Millhauser

    Regie: Rupert Julian

    Buch: Beulah Marie Dix nach einem Stück von Edward Childs Carpenter

    Kamera: John J. Mescall

    Schnitt: Claude Berkeley

    Darsteller: Jacqueline Logan (Paula La Salle), Alan Haie (Caesar), Robert Armstrong (Chris), Hedwiga Reicher (Frau Holweg), James Bradbury, Sr. (Herman Berlitz), Richard Alexander (Hector der Löwenbändiger), William P. Burt (Pressner), Sylvia Ashton (Mama Lolita), Kay Deslys (österreichische Dienstmagd), Willie Mae Carson (österreichische Dienstmagd), Charles Gemora (Lena der Affe)

    70 Min., Stummfilm, Erstaufführung am 22.01.1928

    In einer österreichischen Stadt ist der Zirkus Pressner & Zametov zu Gast. Im Haushalt von Frau Holweg beschwert sich eine Dienstmagd darüber, dass ihre Herrin ihr nicht erlaubt, sich eine Vorstellung anzuschauen. Ihre Kollegin versteht die Haltung von Frau Holweg, denn sie weiß von einer Mordserie, die den Zirkus begleitet. Sie erzählt von einer unheimlichen alten Frau, die für die Morde verantwortlich sein soll. Die Unterhaltung wird jäh durch einen markerschütternden Schrei unterbrochen und die Mägde sehen Frau Holweg, die tot in der Küche zu Boden fällt. Durch das Fenster ist eine kleinwüchsige alte Frau zu erkennen, die sich humpelnd vom Haus entfernt.

    Die hübsche Tiertrainerin Paula ist zur gleichen Zeit mit ihrer Varieté-Truppe in Wien. Die furchtlose Frau, die auch als die Leopardenlady bekannt ist, wird von der Polizei in Gestalt des verschrobenen Kommissars Berlitz angeheuert, um die unheimliche Raubund Mordserie aufzuklären. Der ständig Erdnüsse futternde Berlitz lässt sich normalerweise von einer weißen Maus namens Sophie bei der Verbrecherjagd unterstützen. Zunächst ist Paula nicht bereit, den Auftrag zu übernehmen, doch als Berlitz ihr im Fall eines Erfolgs eine Belohnung von 20.000 Kronen offeriert, ändert sie ihre Meinung. Mit dem Geld hätte sie die Möglichkeit, endlich ihren Verlobten Chris zu heiraten, der als Matrose bei der Handelsmarine tätig ist.

    So versucht Paula, der Zirkustruppe beizutreten. Leider hat der Zirkusbesitzer Presner bereits einen berühmten Löwenbändiger namens Hector engagiert und somit keinen Bedarf für eine zusätzliche Raubtiernummer. Trotzdem kann Paula zumindest schon ein paar Verdächtige ausmachen, unter ihnen Hector und den Kosaken Caesar.

    Caesar findet Paula attraktiv und möchte, dass sie mit der Zirkustruppe zu Abend isst. Er hat einen Affen namens Lena, der mit am Tisch sitzt. Hector verlangt, dass der Affe verschwindet und Caesar bringt das Tier wieder in seinen Käfig. Nachdem Hector die Gruppe verlässt, ist ein Schrei zu hören. Die Zirkusleute eilen nach draußen und finden den ermordeten Löwenbändiger.

    Nun muss Pressner Paula notgedrungen doch in seine Truppe aufnehmen und sie kann ihrem eigentlichen Auftrag folgen, während Caesars Interesse an der hübschen Frau wächst. Paula findet bei ihren Ermittlungen recht schnell heraus, dass eine hohle Kugel, mit der Caesars Affe gerne spielt, mit Schmuck aus den mörderischen Raubzügen gefüllt ist. Der gesuchte Mörder ist niemand anderes als Lena, die im Auftrag ihres Herrn in der Kleidung einer alten Frau die Verbrechen begangen hat. Paula lässt Berlitz eine Nachricht zukommen und der Kommissar macht sich von Wien aus auf den Weg.

    Während eines Dressur-Aktes mit zwei Leoparden gerät Paula in Lebensgefahr und wird von Caesar gerettet. Als Berlitz erscheint, hat sie nun Skrupel, ihren Lebensretter zu verraten. Vielmehr will sie ihn überreden, sich der Polizei zu stellen. Berlitz ist unzufrieden über Paulas Schweigen.

    Als Paula später mit Chris verabredet ist, kann sie nicht pünktlich erscheinen. Der wartende Mann wird von Lena angegriffen und fast getötet. Angeschlagen geht Chris zum Zirkus, wo er auf Caesar trifft. Es kommt zum Kampf und glücklicherweise ist auch Paula zur Stelle, die den Kosaken mit dem Griff ihrer Peitsche bewusstlos schlägt. Nun kommt auch Lena dazu und durch ihre Fähigkeiten als Tiertrainerin gelingt es Paula, den Affen dazu zu bringen, sich selbst mit einer Pistole zu erschießen. Die Polizei verhaftet Caesar und Paulas Hochzeit steht nichts mehr im Weg.

    Der als verschollen angesehene Film THE LEOPARD LADY wurde von der zeitgenössischen Presse für die Garderobe Jacqueline Logans und für die gekonnte Inszenierung gelobt, wobei es vereinzelt Abstriche für gelegentlich übertriebenes Spiel der Hauptdarstellerin gab. Die Kritik in der Motion Picture News vom 11. März 1928 lautete: „Aktion, ausgefeilte Regie, durchgehend interessante Elemente und vor allem die gute Leistung der Hauptdarsteller reichen aus, um aufzuwerten, was vielleicht nur ein Versuch geblieben wäre, ein paar Seiten aus Poes MURDERS IN THE RUE MORGUE zu reißen und die offensichtlichen Zirkus-Tricks von VARIETY [Antn.: Ein 1925 entstandener Zirkusfiltn mit Emil Jannings] zu imitieren. Es gibt ein paar Grausamkeiten in den Eröffnungsszenen, aber nicht zu viele, um kleinliche Zuschauer zu verärgern.''

    Regisseur Rupert Julian, dessen bekannteste Arbeit THE PHANTOM OF THE OPERA (1925, DAS PHANTOM DER OPER) mit Lon Chaney ist, sollte zunächst mit der Darstellerin Jetta Goudal arbeiten. Doch nach Streitigkeiten mit Cecil B. DeMille wurde sie durch Jacqueline Logan ersetzt, die in dessen KING OF KINGS (1927, KÖNIG DER KÖNIGE) die Maria Magdalena spielte. Wie andere Produktionen Cecil B. DeMilles blieb auch THE LEOPARD LADY mit einem Minus von rund $10.000 bei seiner amerikanischen Kinoauswertung hinter den Erwartungen zurück, weshalb DeMille seine eigene Firma 1932 auflöste und erneut beim Paramount Filmstudio als Produzent tätig wurde, das er zuvor Mitte der 1920er Jahre voller Ambitionen verlassen hatte.

    Da THE LEOPARD LADY nicht mehr verfügbar ist, muss im Bezug auf Charles Gemoras erste Affen-Rolle auf historisches Bildmaterial zurückgegriffen werden. Hier zeigt sich, dass Gemoras Kostüm wesentlich schlanker war als seine späteren Arbeiten. Er benutzte bereits Armverlängerungen, um den Proportionen eines echten Affen näher zu kommen. Das Kostüm war im Brustbereich nur leicht behaart und der Kopf hatte große Ähnlichkeit mit einem Schimpansen. In der Los Angeles Times vom 11. Oktober 1927 kam auch Regisseur Rupert Julian im Bezug auf Charles Gemora zu Wort: „Gemora stellte den Affenanzug her. Während ich mit ihm über die Affenhaut redete, begann er, einige Punkte im Bezug auf die Verwendung hervorzuheben, indem er einige Verhaltensweisen des Affen durchspielte - ivobei er zum Beispiel auf die Unterschiede zwischen großen Affen und Schimpansen hinwies. Ich sah, dass der junge Mann sich wirklich mit der Sache beschäftigt hatte und so schlug ich vor, dass er die Rolle spielt. Er hat noch nie in einem Film mitgewirkt, aber er macht es großartig." Für eine zufriedenstellende Wochengage von $250 arbeitete Charles Gemora somit in seinem ersten Spielfilm und legte den Grundstein für mehrere Jahrzehnte im Affenfell.

    Die Hauptdarstellerin Jacqueline Logan bekam es bereits ein Jahr später in dem ebenfalls nicht mehr erhaltenen Tonfilm-Mystery-Abenteuer STARK MAD erneut mit einem wilden Gemora-Gorilla zu tun.

    Robert Armstrong war später auch im Tonfilm erfolgreich und erlangte 1933 internationale Berühmtheit, als er im Klassiker KING KONG in der Rolle des Regisseurs Carl Denham den wohl berühmtesten Gorilla der Filmgeschichte mit dramatischen Folgen nach New York verfrachtete.

    Interessanterweise war die Schauspielerin Hedwiga Reicher, die in THE LEOPARD LADY schon zu Anfang vom Affen ermordet wird, die Schwester des Schauspielers Frank Reicher, der den Riesengorilla in der Rolle des Kapitän Englehorn gemeinsam mit Armstrong von seiner Insel nach Amerika verschiffte. Der österreichische Kommissar Berlitz wurde für die deutschsprachige Version von THE LEOPARD LADY in „Brendel" umgetauft, wenn man der zeitgenössischen Besprechung in der Zeitschrift Mein Film glauben darf.

    HIS FAVORITE WIFE

    Fox Film Corporation

    Regie: Orville O. Dull

    Buch: Richard Harding Davis

    Darsteller: Tyler Brooke (Cortland Van Bibber), Mary Ashcroft (Mrs. Van Bibber), Charles Gemora (Gorilla)

    ca. 18 Min., Erstaufführung am 22.07.1928

    Cortland Van Bibber ist frisch verheiratet und begibt sich mit seiner Gattin per Schiff auf die Hochzeitsreise. In der Nebenkabine ist ein

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