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Der Schattenseher (Der Spieler Buch 3): LitRPG-Serie
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eBook400 Seiten5 Stunden

Der Schattenseher (Der Spieler Buch 3): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Darf ich vorstellen: Cat.

Er ist überzeugt, dass alles und jeder seinen Preis hat. Und den Preis bezahlt man in Gold – oder in scharfem Stahl. Für den richtigen Preis steht sogar die gesamte SPHERE OF WORLDS zum Verkauf.

Ein Händler durch und durch, bezahlt Cat in Seelen. Er befreit die Göttin der Dunkelheit in der astralen Festung von Pandorum aus seinem Seelenverschlinger-Schwert, was ihn zum Erzfeind der mächtigsten Allianz in der SPHERE macht. Ein exorbitantes Kopfgeld wird auf ihn ausgesetzt, und Kopfgeldjäger lassen ihn keine Sekunde aus den Augen, doch er gerät niemals ins Schwanken. Sein Schutzpatron, der Gott der Schatten, schickt Cat in die Dämmerwelt des Lochs. Dort soll er den dritten der Sieben Schlüssel finden. Anschließend muss der Händler das gefährliche Gewässer eines unterirdischen Meeres überqueren, um die Insel des Wahnsinns zu erreichen. Erneut erweist er sich der göttlichen Gunst als würdig.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum27. Feb. 2023
ISBN9788076199644
Der Schattenseher (Der Spieler Buch 3): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Der Schattenseher (Der Spieler Buch 3) - Roman Prokofiev

    Kapitel 1

    Alle absorbierten Seelen freilassen?

    ICH ATMETE TIEF EIN und versuchte, mein Herzklopfen zu beruhigen. Reiner Zufall hatte dazu geführt, dass ich ein Feuer entzünden würde, das schwer wieder zu löschen sein würde. Nun, sollten die Feiglinge die Folgen fürchten!

    Ja.

    Ein Wirbelwind aus Schatten brach aus meiner Klinge hervor, wie eine Spur halbdurchsichtiger Tinte, und jagte durch den Raum, absorbiert von der Magie des Artefakt-Käfigs. Hinter dessen Gitterstäben teilten sich die Schatten und verschmolzen zu voneinander getrennten Formen, die sich rasch zu Fleisch verwandelten. Schließlich war ein ganzer Tag vergangen und die NPCs konnten im Kreis sofort respawnen. Fasziniert starrten die Pandas auf den Käfig, als sich dort eine Gruppe von Sukkubi austobte. Erschrocken wichen sie vor der einsamen weiblichen Gestalt zurück, über deren Kopf der erschreckende Titel schwebte: Ananizarte, die Göttin der Dunkelheit.

    Die Göttin war sichtlich schlechter Laune. Um sie herum waberte eine leuchtende Aura und ihre Augen schossen zornige, rote Flammen.

    „Ich habe nichts gegen dich persönlich, erklärte ich Ananizarte. „Es ist nur so — die Pandas hatten mich beauftragt, eine Göttin zu töten.

    Ihren Blick starr auf mich gerichtet, breitete sie langsam die Arme aus, und der Käfig explodierte zu unzähligen winzigen Metallscherben, die durch die Luft flogen.

    Die Zeit war gekommen. Die Gefahr war groß, in diesem Augenblick zu sterben, inmitten ihres göttlichen Wutanfalls, aber mein Tod war in meinem Plan nicht vorgesehen. Ich aktivierte den Schattenlauf und verschwand, unterwegs zur Schattenebene. Vor meinen Augen verwandelte sich die Halle, als ob ich sie durch einen Filter betrachten würde. Unter meinen Füßen knirschten Knochen und die geringeren Schatten wichen furchtsam vor mir zurück. Wie viele Wesen hatten die Pandas bloß an diesem Ort bereits getötet?

    Ich hatte keine Zeit, mich näher mit ihnen zu befassen. Drei Schritte, nur drei Schritte war Jerkhan von mir entfernt gewesen! Ich nutzte es aus, dass der Oger noch immer fassungslos Ananizarte anstarrte. Gleichzeitig wehrte er mit seinem Schild die Scherben ab, die auf ihn zu flogen. Ich näherte mich ihm von hinten.

    Dann verließ ich die Schattenebene wieder. Zwei Hiebe, blitzschnell. Der erste zertrennte die Kette, an der Jerkhan Weldy hinter sich her geschleift hatte. Mit meiner freien Hand stieß ich die junge Frau beiseite, aus der Gefahrenzone im Zentrum des Raums heraus. Der zweite zielte auf die Muskeln seines massigen Halses bei der freien Stelle zwischen Jerkhans Helm und einer schwarzen, mit Stacheln versehenen Schulterplatte..

    Nimm das, du Abschaum!

    Leider schaffte es der Oger, rechtzeitig zu reagieren. Er wich zurück, sodass Aelmaris ihn lediglich streifte. Seine Vergeltung folgte umgehend. Ein Schlag seiner schwarzen Axt durchbrach meinen Versuch zu parieren und schleuderte mich gegen die Wand. Ironischerweise war das meine Rettung. Eine Ranke des tobenden, dunkelroten Wirbelwindes erreichte den Ort, an dem wir miteinander gekämpft hatten, griff sich den brüllenden Oger und umgab ihn mit Flammen. Heiße Luft traf mein Gesicht und versengte mir die Augenbrauen und Wimpern, was mir einen anhaltenden Schaden eintrug.

    Ich konnte kaum etwas sehen. Dennoch fand ich Weldy und aktivierte rasch den Großen Schild des Schattens, meine zweite Überraschung. Einst hatte eine Schriftrolle mit diesem Bannspruch Alex und mich inmitten eines Angriffs einer Raid-Gruppe vom PROJEKT HÖLLE gerettet. Zehn Minuten oder zehn Millionen Trefferpunkte absorbierten Schadens schienen mir ausreichend, selbst einer Göttin zu widerstehen. Wenigstens hoffte ich das...

    In der Mitte der Halle, wo vorher der Käfig gestanden hatte, geschah etwas Unvorstellbares. Eine wirbelnde Säule aus Feuer und Dunkelheit ragte in die Höhe. Immer mehr Ranken drangen daraus hervor. Die Pandas flogen zusammen mit Schutt und Scherben um die Säule herum, wie in einem Tornado gefangen. Trotz ihrer dämonischen Rüstungen verringerten sich ihre Gesundheitsbalken mit Lichtgeschwindigkeit. Die Sukkubi, von denen 50 im Schwert gefangen gewesen waren, versuchten zu fliehen und kreischten, von Schrecken erfüllt. Ein Strom geflügelter Dämoninnen stürzte auf den einzigen Ausgang zu und riss dabei die Panda-Krieger um, die zu Hilfe geeilt waren.

    Der Boden schwankte und ein Alarm schrillte durch die Burg. Das würde mehr und mehr Pandas herbeirufen. Wir mussten verschwinden, und zwar dalli! Ich legte die Handflächen um Weldys Gesicht. Sie sah mich mit einem leeren, apathischen Ausdruck an. Ihre Stirn zierte eine frische Narbe. Ihr Hals zeigte blaue Flecke und blutige Wunden unter dem mit Stacheln versehenen Kragen. Ich zog daran, so fest ich konnte, um das verzauberte Band zu zerbrechen, doch vergebens.

    Also gut... Ich bemühte mich, Ruhe zu bewahren, zog den Kragen so weit wie möglich von ihrem Hals und berührte ihn mit der Spitze von Aelmaris. Knall! Das Metallband zerbrach in zwei Teile. Seine Haltbarkeit sackte hinab auf 0, es war zerstört. Weldy schüttelte den Kopf, fuhr sich mit den Fingern über das Gesicht, als ob sie eine Maske entfernen wollte, und blickte auf.

    „HotCat! Du bist gekommen!" Weinend schlang sie die Arme um mich. Ihre Tränen, ihre zitternden Lippen — nichts davon spielte eine Rolle, solange ihre Augen nur wieder Leben ausstrahlten. Ich blickte tief in sie hinein. Dann warf ich mich auf einmal zu Boden und zog sie mit. Nur die Reflexe, die das Training in der Freiheitsschule mir eingetragen hatten, Glück und die Reflektion des drohenden Todeshiebs in Weldys Augen retteten mich.

    Der Krummsäbel, der geschwungen worden war, um uns beide zu enthaupten, teilte stattdessen die Luft, deren kalter Stoß unsere Gesichter traf. Auf eine mir nicht nachvollziehbare Weise war es Roahildorn gelungen, sich zu uns unter den Schild zu gesellen, und sie hatte sich entschlossen, mich anzugreifen. Wie hatte sie das bloß unbemerkt von mir schaffen können?

    „Nicht so schnell, Miezekätzchen! Die Söldnerin vom Clan Stahlgeländer grinste. „Noch hat dir niemand gestattet zu gehen.

    Ich sprang auf die Füße und zielte mit der Klinge auf sie. Zuerst wollte ich sie mit einem feurigen Blitz erschlagen, doch rasch änderte ich meine Meinung. Das war zu gefährlich. Roas Rüstung schimmerte durch Magie. Vielleicht war es die gleiche Magie, mit der sie es im Gasthaus geschafft hatte, meinen Blitz auf mich zurückzuwerfen.

    Wir trafen aufeinander. Sie begann ein Rennen gegen die Zeit. Immer wieder musste sie den Hieben von Aelmaris ausweichen, und zwar auf einem eng begrenzten Gebiet, umgeben von einer Kuppel. Dennoch konnte ich nicht einen Treffer landen, während sie mir eine schmerzhafte Wunde an der Schulter verpasste. Ein Viertel meiner Gesundheit dahin, ein Trauma, eine Blutung... Das war das Ergebnis eines weiteren fehlgeschlagenen Hiebs.

    „Nicht schlecht, Miezekätzchen, spottete Roa und schwang erneut ihre Waffen. „Aber das reicht jetzt.

    Sie ging von der Verteidigung zum Angriff über. Mit einer Reihe von Finten versuchte sie, mich zu täuschen und dazu zu bringen, einen Fehler zu machen, der unweigerlich zu meinem Tod führen musste. Roahildorn war eindeutig eine erstklassige Schwertkämpferin. Doch auch sie konnte nicht jede Eventualität einplanen. Plötzlich krachte eine Kette gegen ihre Klinge, stoppte sie im Schwung und schlang sich um den Griff. Weldy! Sie war aus dem Nichts neben mir aufgetaucht, um mir zu helfen. Gut gemacht, Mädchen! Fluchend riss Roa ihr die Kette aus den Händen, doch ihren Vorteil hatte sie längst verloren. Ich sprang auf sie zu, stieß ihr das Schwert durch den bebenden Körper, und Roahildorn verschwand in einem Lichtblitz. Zurück blieb nur ein Häufchen grauer Asche.

    „Das hast du prima gemacht! Ich griff mir Weldy, die schwer atmete, und zog sie mit mir. „Wir müssen von hier verschwinden!

    Um uns herum war die Hölle los. Ich hatte keine Ahnung, was Ananizarte alles in Bewegung gesetzt hatte, aber es war ein schrecklicher Anblick. Feuer und Dunkelheit wetteiferten miteinander. Die Flammensäulen hatten sich so weit ausgedehnt, dass sie die Decke erreichten. Sie strömten Wellen eines scharlachroten Infernos aus, die alles einäscherten, was ihnen im Weg stand. Über ihnen wanden sich Ranken der Dunkelheit.

    Durch die Flammen, zwischen den Gargoyles hindurch, die zu Steinsplittern explodierten... Schneller! Im Gang kämpften die Sukkubi gegen die heraneilenden Pandas. Der halbrunde Schild bewegte sich mit uns und warf alle Gegner nieder, als wären es Zinnsoldaten.

    Die Treppe hoch, dann nach links. Dort hatte eine Gruppe von Pandorum-Kriegern einen Wall aus Schilden errichtet. Magie und Stahl regneten auf uns herab, was uns auf einen Schlag zehn Prozent unserer Verteidigung raubte. Zum Glück gelang es in diesem Augenblick den überlebenden Sukkubi, den Gang zu verlassen, in dem die Pandas versucht hatten, sie festzuhalten. Sie stürzten sich auf die Krieger vor uns. Verwirrung brach aus, was ich ausnutzte, um durch die Reihen der Feinde zu schlüpfen. Die Kuppel funktionierte wie ein Tank und schleuderte alles in meinem Weg beiseite.

    Der nächste Raum war leer. Vorsichtig lugte ich hinaus und schaffte es gerade noch rechtzeitig, mich zu verstecken. Im Korridor wimmelte es nur so vor Pandas. Mehr und mehr Spieler hatten sich angemeldet, und jede Sekunde wuchs die Kampfgruppe. Die Burg Gräueltat hatte sich in einen geschäftigen Ameisenhügel verwandelt, in dem die frisch eingetroffenen Kämpfer von Pandorum über die Treppen und durch die Gänge rannten, um sich dem lodernden roten Feuer zu stellen, das in den Tiefen der Burg tobte. Ich wusste nicht, was Ananizarte anstellte, aber der Boden unter meinen Füßen bebte noch immer. Die Vibrationen erfassten die gesamte Anlage.

    Selbst wenn der Schild hielt, musste ich mit einer ganzen Schar von Verfolgern rechnen, die sich uns auf die Fersen hefteten und uns töteten, sobald wir unsere Verteidigung verloren hatten. Ich musste sie ablenken, und dafür hatte ich Überraschung Nummer drei vorbereitet.

    Ich berührte das Diadem des Prinzgefährten und wählte in der Benutzeroberfläche die Fähigkeit des Obersten Herbeirufens aus.

    „Bleib ruhig — es wird gleich ein wenig unheimlich", flüsterte ich in Weldys Ohr. Die junge Frau zitterte.

    Die roten Linien eines Pentagramms zuckten über den Boden des Raums und eine zweieinhalb Meter große Dämonin trat aus den Flammen, zum Kampf bereit. Sie sah furchterregend aus und hatte ihre riesigen, violetten Flügel mit den Klauen in den Falten ausgebreitet. Ihre schwarzen Haare wehten wie in einem Sturm, und sie trug einen gezackten, halbmondförmigen Schild und die mit Widerhaken versehene Peitsche der Königin der Sukkubi. In ihrem aufwendig verzierten Visier flammten rot ihre Augen.

    „Du hast uns gerufen, und die Sukkubi-Brut ist gekommen!", knurrte Mara mit einer kehligen Stimme, die kein bisschen weiblich klang.

    * * *

    Am Tag zuvor

    Mein Zimmer in Karns Gasthaus war ein guter Ort, um nachzudenken, ohne dass mich jemand störte. Erneut kramte ich in meinen Besitztümern und suchte lediglich die besten Geschenke aus. Ohne Geschenke konnte man den Pandas schließlich keinen Besuch abstatten!

    Also gut — ein violettes Fertigkeits-Buch von epischer Qualität, das mich fast 100.000 Gold gekostet hatte, ein Set von schützenden Elixieren, darunter ein sorgfältig aufbewahrtes Geschenk eines Magiers, der Drachenschuppen-Trank...

    Viel Zeit zum Planen hatte ich nicht. Außerdem wusste ich, dass mein Plan bei seiner Umsetzung in der Burg von Pandorum jederzeit aus den Fugen geraten konnte. Deshalb musste ich mich so gut wie möglich vorbereiten und alle Möglichkeiten ausnutzen, die mir zur Verfügung standen.

    Da war zum einen der legendäre Archetyp des Stellvertreters einer Gottheit, den Tormis mir gegeben hatte. Der war ausgesprochen selten. Im Internet hatte ich darüber bisher nichts gefunden, mit Ausnahme von undurchsichtigen Spekulationen darüber, dass die Eigenschaften dieses Archetypen speziell an den Träger angepasst wurden. Außerdem gab es ein paar furchterregende Videos, die zeigten, wie Spieler mit solchen legendären Archetypen mit allem fertig wurden, was man ihnen entgegenschleuderte. Mit anderen Worten, nützliche Informationen gab es keine. Ich würde alles selbst herausfinden müssen.

    Ich öffnete die Benutzeroberfläche. Am Rand des Profils meines Charakters leuchteten die 18 freien Eigenschaftspunkte, die sich im Laufe des letzten Monats angesammelt hatten. Sie lockten mich, sie auszugeben. Investieren konnte ich sie in meine Haupteigenschaften, Verfassung, Stärke, Geschicklichkeit, und in andere Eigenschaften, wodurch ich meinen Avatar gravierend verbesserte. Die Alternative war, die Punkte in die Entwicklung der Fähigkeiten meines Archetypen zu stecken, diese zu steigern und neue freizuschalten. Es war ein echtes Dilemma.

    Ich hatte diese Eigenschaftspunkte aufgespart und davon geträumt, sie zu verwenden, um den epischen Archetypen des Meisterhändlers freizuschalten. Ich wusste, welche Voraussetzungen ich dafür erfüllen musste. Ich musste mein Charisma und meinen Intellekt ausbauen. Das hatte mir Olaf verraten, der Analyst der Wächter, meines Clans. Anscheinend musste ich diesen Plan jedoch einstweilen zurückstellen. Die legendären Fähigkeiten des Stellvertreter-Archetypen waren weit verlockender.

    Ich investierte zehn Punkte in Schattensicht und Schattenaugen, womit ich sie zur Obergrenze brachte. Der Beschreibung zufolge ermöglichte mir das, die Schattenwelt ebenso deutlich zu sehen wie die materielle. Außerdem konnte ich geheime Lager und verborgene Gänge finden und Sicht und Gehör jedes Schattens innerhalb eines Bereichs von 300 Metern nutzen. Für einen Spion war das ein Geschenk des Himmels! Ein angenehmer Glockenklang informierte mich darüber, dass ich nun den zweiten Rang meines Stellvertreter-Archetypen erreicht hatte: Schattenhörer.

    Dann schauen wir doch mal, was wir da haben... Doch als ich die neuen Fertigkeiten betrachtete, seufzte ich enttäuscht.

    Schattenreise (0/5): Du kannst die Schattenebene betreten und dich darin für bis zu 30 Sekunden pro Stunde bewegen.

    Schattengespräche (0/5): Du kannst das Murmeln der Schatten hören und dabei einzelne Worte unterscheiden. Außerdem kannst du einfache Schriften in der Schattensprache lesen.

    Die erste Fähigkeit war eine schwächere Kopie derjenigen, die mein Umhang mir verlieh. Anscheinend konnte das ebenfalls zum Schattenlauf weiterentwickelt werden. Die zweite Fertigkeit war interessant, aber in meinen momentanen Umständen vollkommen nutzlos. Es war definitiv nicht das, was ich brauchte. Ich hatte gehofft, mächtige Angriffs- oder Verteidigungsfähigkeiten freischalten zu können. Tja, die Entscheidung war getroffen und konnte nicht wieder rückgängig gemacht werden. Ich wies jeder neuen Fähigkeit einen Punkt zu und hatte nun noch sechs übrig. Die würde ich mir für später aufsparen.

    Es wurde Zeit für die nächste Maßnahme. Ich zog das tiefrote Prisma des Verwandlungs-Edelsteins hervor. Der legendäre magische Stein leuchtete tief im Inneren und wärmte mir die Finger. Es war ein raffiniertes Ding, wahrhaft außergewöhnlich. In der Auktion stand kein einziger solcher Edelstein zum Verkauf, und die Kaufangebote begannen bei 80.000 Gold. Der Stein besaß nur eine nützliche Fähigkeit — er konnte den Benutzer in jede Kreatur vergleichbarer Größe verwandeln. Diese Verwandlung war keineswegs nur eine optische Illusion — der Edelstein veränderte die wahre Gestalt. Die Transformation konnte nicht entdeckt werden. Nicht einmal der Zorn von Aelmaris konnte den Unterschied feststellen. Auf diese Weise hatte Daine unsere Raid-Gruppe in Helt Akor hinters Licht geführt, indem sie ein unschuldiges junges Mädchen spielte. Es gab nur eine Einschränkung — man durfte keine direkte Kopie anderer Spieler anlegen. Das und noch etwas anderes sorgten dafür, dass der Stein mir momentan nicht helfen konnte.

    Allerdings war er ein Druckmittel gegen die Sukkubi-Brut. Ich legte den Verwandlungs-Edelstein wieder in die Truhe, verschloss sie und stellte weiteres Grübeln ein. Es wurde Zeit, die Situation mit der Dämonen-Herrin ein für alle Male zu regeln, sonst würde die lästige Lady mich niemals in Frieden lassen. Schließlich konnte sie mich alle drei Tage in den Abgrund zitieren. Ich musste ihr eine Lektion erteilen und ihr Angst machen, damit sie dieser Versuchung nicht nachgab. Gleichzeitig konnte ich so ein Geschenk für Pandorum vorbereiten.

    Ich berührte das Diadem des Prinzgefährten und rief Mara in meine Welt.

    Sie reagierte sofort.

    Ich spürte ihren eisernen Griff um meinen Hals. Ihre violetten Fingernägel zerkratzten mir die Haut und sie hob mich hoch in die Luft.

    „Du hast mich zur rechten Zeit gerufen, Schätzchen — ich hatte gerade an dich gedacht, zischte sie und schenkte mir einen glühenden Blick. „Wo ist der Verwandlungs-Edelstein? Sag es mir, Elender!

    Die Pupillen ihrer Augen verwandelten sich in Pentagramme, die ein blaues Licht ausstrahlten, das uns miteinander verband.

    Du hast die Dämonensicht mithilfe der Eigenschaft „Enthaltsam" abgewehrt.

    Ich war nicht in Stimmung für solche Tricks, und eine geflügelte Zicke, die ihre Unterhaltungen mit einem Würgegriff begann, verschlechterte meine Laune noch.

    Du willst spielen? Also gut!

    Ich schlüpfte in die Schattenebene, landete hinter der Königin der Sukkubi-Brut, warf sie mit einem scharfen Stoß aufs Bett und nagelte sie dort fest. Aelmaris leuchtete blau.

    „Siehst du die Klinge? Bleib liegen und rühre dich nicht! Ich hielt der erschrockenen Dämonin das feurige Schwert direkt vors Gesicht. „Eine Bewegung und die Sukkubi brauchen eine neue Königin!

    „Nimm es fort, einer der Sieben!, kreischte Mara, die wie erstarrt liegen blieb. „Nimm es fort! Das ist ein Seelenverschlinger! Es verbrennt mich! Wer steckt darin? WER?

    „Das wirst du schnell herausfinden, wenn du dich nicht benimmst", versprach ich ihr, zog mich ein wenig zurück und löste meinen Griff.

    „Nun, wir liegen ja bereits aufeinander", bemerkte sie mit einem ebenso lüsternen wie boshaften Grinsen, bei dem sie ihre scharfen Reißzähne zeigte. Dann verwandelte Mara sich vor meinen Augen. Ihre Klauen, ihre Hörner und ihr Schwanz verschwanden, und kurz darauf lag eine schlanke junge Frau mit langen schwarzen Haaren auf dem Bett.

    „Gefalle ich dir jetzt besser?, fragte sie. „Du wirst mich nicht mehr mit deinem Schwert bedrohen, oder? Ich ziehe eine andere Art von Klinge vor...

    Wie durch Zufall rutschte ihr das blaue, mit Gold verzierte Kleid von den Schultern und entblößte mehr von ihr, als es eigentlich sollte. Mara sah mich mit unschuldigen, graublauen Augen an und säuselte: „Ich glaube, mein Korsett hat sich gelöst... Ich kann es nicht erreichen. Vielleicht kannst du mir helfen?"

    Du hast die Verführung mithilfe der Eigenschaft „Enthaltsam" abgewehrt.

    „Hör auf mit dem Theater!", blaffte ich und hielt ihr erneut das Schwert unter die Nase.

    „Du bist immun gegen meinen Zauber und besitzt einen Seelenverschlinger, stellte Mara fest. Ihr Blick wanderte zwischen Aelmaris und mir hin und her. „Warum hast du mich gerufen?

    „Du willst doch den Verwandlungs-Edelstein, oder? Ich kann ihn dir zurückgeben, aber das kostet dich etwas..."

    * * *

    „Bist du bereit, einen Eid zu schwören?"

    „Das bin ich, einer der Sieben, erwiderte Mara und schwang ungeduldig ihre Geißel. „Wo sind die Feinde?

    Ohne ein Wort deutete ich auf die Clan-Halle. Unmittelbar dahinter lag die Anlegestelle mit dem Skiff.

    Hinter ihrer Herrin traten Reihen von Dämonen aus dem Feuer, riesige, grauhäutige Gefährten, Dämonenkriegerinnen mit filigranen Rüstungen und spärlich bekleidete Sukkubi-Magierinnen, die sich sofort in die Luft erhoben. Mit dem Angriff einer gesamten Fraktion gegen ihre Burg hatten die Pandas wahrscheinlich nicht gerechnet. In jedem Fall hatten sie jetzt alle Hände voll zu tun. In welchem Zustand die Sukkubi-Brut diesen Ort hinterlassen würde... Nun, das war nicht mein Problem.

    Die Sukkubi verschmolzen zu einem einzigen Strom geflügelter Kreaturen und stürmten in den größten Saal der Burg Gräueltat. Ihr dämonisches Kichern, das Flattern ihrer Flügel, das Heulen, das Waffenklirren und das Krachen explodierender Bannsprüche verbanden sich zur lärmenden Kakofonie einer Schlacht. Ich drückte Weldys Hand — sie hatte sich hinter mir versteckt — und zählte bis 30. Der Schild würde uns noch vier weitere Minuten schützen. Es wurde Zeit.

    Wir liefen am Abschlachten in der Halle vorbei. Mit lautem Kreischen griffen die Sukkubi sich die Krieger von Pandorum und ließen sie aus großer Höhe fallen, und die Spieler wiederum gaben alles in diesem Kampf gegen die Dämonen. Hinter dem Saal wartete ein langer, gewölbter Gang, den die Leichen erschlagener Protodrachen beinahe versperrten. In der Luft schwebten dämonische Silhouetten. Ihre Flügel berührten die Decke. Endlich hatten wir den Kai erreicht. Wir rannten die Anlegeplätze entlang. Auf dem Dock türmten sich die Toten. Über den Decks der Astralschiffe kämpften Drachenreiter und Sukkubi gegeneinander. Niemand schenkte uns Beachtung, Pandorum war mit anderen Dingen beschäftigt.

    Das leere Skiff, das ich mir von den Wächtern geborgt hatte, wartete an einem Anlegeplatz auf uns, gehalten von zwei Tauen. Ich packte Weldy und sprang aufs Deck. Der Große Schild der Schatten, der nur noch zwei weitere Minuten anhalten würde, bedeckte etwa ein Drittel des Schiffs. Ich stellte mich neben Maschine und Reaktor und flüsterte per Courier: „Melde dich an, Keith."

    „Verstanden!", antwortete Borland fröhlich.

    Eine Sekunde später tauchte er auf, und nach einer weiteren Sekunde waren auch seine Knappen, Ellaria und Keinknappe, wieder an Bord. Die drei starrten auf die Hölle um uns herum. Es donnerte und krachte, die Wirkungen von Bannsprüchen blitzten auf, und Spieler und Dämonen kämpften gegeneinander. Unmittelbar neben uns stürzte ein Protodrachen, besetzt mit Sukkubi, auf das Deck eines Nachbarschiffs. Der Mast und die Segel wurden hinweggefegt. Zornig spie der Drache Feuer und setzte das Schiff in Brand. Die Wände der Burg erbebten nicht mehr nur — sie zitterten so heftig, als ob die gesamte Anlage vor dem Zusammenbruch stünde.

    „Was ist hier los, verdammt noch mal?, brüllte Keith. „Was zum...?

    „Wir müssen von hier verschwinden — jetzt!", rief ich und durchtrennte die Taue, die unser Schiff verankerten.

    Ein flüchtiger Blick reichte aus, um Keith den Umfang des Tumults erkennen zu lassen, der die gesamte Burg erfasst hatte.

    „Ellaria, die Segel — rasch!, befahl er und trat ans Steuerrad. „Keinknappe, starte die Maschine!

    Mit einer scharfen Drehung des Rades drehte er das Skiff um. Der Motor heulte auf und das Gaffelsegel flatterte, füllte sich mit Wind. Die drei waren ein gut eingespieltes Team. Sie arbeiteten sorgfältig und ungeheuer präzise. Ein starker Windstoß strömte aus der Mündung der Maschine, in der das Luft-Elementwesen gefangen war. Das Skiff schoss nach vorn wie ein Vollblüter. Zahlreiche Masten der Astralflotte von Pandorum huschten auf beiden Seiten an uns vorbei. Einige der Schiffe verließen mit gehissten Segeln den Landeplatz, während die Schlacht noch im Gang war.

    „Verbrenn das rote Ellurit!, schrie der Kraken gegen den heulenden Wind an. „Holen wir alles aus dieser Zuckerpuppe heraus!

    Wie ein geölter Blitz schossen wir aus dem geöffneten Drachenmaul, das den Pandas als Tor diente. Der pinkfarbene Nebel der Astralebene erschien mir nach dem Chaos in der üblen Burg wie das reinste Paradies. Unser Schiff gewann immer mehr an Geschwindigkeit und wir flogen durch den leeren Raum. Allerdings durften wir nicht hoffen, dass Pandorum auf unsere Flucht mit Untätigkeit reagieren würde.

    Krach! Ein mächtiger Schlag warf das Skiff herum und uns alle zu Boden, außer Borland, dem es gelungen war, sich am Steuerrad festzuhalten.

    „Harpune!, brüllte er und deutete auf das Heck. „Man versucht, uns zurückzuschleppen!

    Ein vierseitiges Gerät aus Stahl mit rasiermesserscharfen, gekrümmten Klingen war in unserer Yacht versunken, hatte das Bollwerk durchschlagen und krachte durch das Deck. Es war mit einer Metallkette verbunden, die Elektrizität versprühte. Das Schiff bockte wie ein Pferd, dem man die Beine zusammengebunden hatte, und mit jeder Drehung wand sich mehr von der Kette um sein Äußeres. Bald würde uns jede Fortbewegung unmöglich sein.

    Die Kette kam von einem Wachturm rechts vom Tor der Burg. Kaum hatte ich den Blick darauf fixiert, feuerte man aus den Schießscharten und bearbeitete uns mit Stahl und Magie. Lediglich das Große Schild des Schattens und die Treffsicherheit der Pandorum-Kanoniere retteten uns. Sie zielten auf die Maschine, um das Schiff endgültig manövrierunfähig zu machen. Doch neben Maschine und Reaktor stand ich. Ich bewachte die verwundbarsten und wertvollsten Systeme des Schiffs. Vom Schild waren noch ein Drittel seiner Gesundheit und 90 Sekunden seiner Laufzeit verblieben.

    Wir werden es nicht schaffen! Oder doch?

    Langsam segelte eine Korvette aus dem Drachenmaul, umgeben von einem Schwarm von Spielern auf Flugtieren. Dahinter sah ich Dutzende von Segeln. Winzige Silhouetten von Flugtieren lösten sich aus den riesigen Molochen der Astralschiffe, die über der Festung schwebten. Die meisten davon tauchten in Richtung Burg ab, aber einige von ihnen näherten sich unserem Skiff, das sich noch immer hilflos an der Stelle drehte.

    „Das war es — wir sind erledigt, stellte Keith fest. „Wir müssen abhauen, HotCat! Wir müssen Seelensteine, Teleportations-Schriftrollen, was auch immer verwenden — solange wir noch können!

    „Niemand verschwindet irgendwohin! Der Stahl in meiner Stimme überraschte mich. „Das Spiel hat gerade erst begonnen!

    Aelmaris funkelte mit wahrem Feuer, gerichtet auf den Turm, der uns festhielt. Ich öffnete die Benutzeroberfläche des Schwertes, klickte zweimal auf den Schalter „Aktuelle Fertigkeit verbessern und anschließend auf das Symbol des „Feurigen Blitzes.

    Die Möglichkeit, eine neue Eigenschaft zu wählen oder eine bereits vorhandene zu verbessern, war nach dem Kampf gegen Ananizarte aufgetaucht. Ich hatte gründlich überlegt, mir alle Optionen durch den Kopf gehen lassen und mich dafür entschieden, die Fähigkeit des Blitzes zu steigern. Es war meine einzige Fernwaffe, mit der ich einen Feind zuverlässig zerstören konnte. Allerdings erwies sich der Schaden, den ich damit anrichten konnte, als zu gering für große Ziele. Ich brauchte eine stärkere Waffe.

    Bist du sicher, dass du den feurigen Blitz zur Flammenden Feuerkugel upgraden möchtest?

    Achtung! Diese Handlung kann nicht wieder rückgängig gemacht werden!

    Ja/Nein

    Die Flammende Feuerkugel ist eine Explosion aus wahrem Feuer, die in der Lage ist, selbst große Ziele mit starker Verteidigung zu zerstören. Sie fügt 10.000 bis 30.000 Punkte wahren Feuerschaden zu.

    6 Ladungen alle 24 Stunden.

    Die Beschreibung passte. Es wurde Zeit, die Wirkung auszuprobieren. Ein lodernder Klumpen von wahrem Feuer löste sich von der Klinge und flog auf den runden Turm zu, dessen Zinnen aufleuchteten, als die Verteidiger eine neue Salve vorbereiteten. Die Feuerkugel, die orange und blau funkelte, traf zielsicher eine Lücke zwischen den Mauerzacken.

    Bumm! Der Turm explodierte von innen heraus und verwandelte sich in eine wirbelnde Wolke aus Feuer und Rauch. Die bis zum Äußersten angespannte Kette zerriss mit einem metallischen Klirren und unser Schiff war wieder frei.

    Die zweite Kugel wahren Feuers setzte die Korvette in Brand, die uns verfolgte, und zwar vom Kiel bis zu den Bannern an den Masten. Na, das nannte ich eine mächtige Wirkung! Viele Stimmen auf einmal schrien, und Dutzende von brennenden Flugtieren verließen das Schiff, flogen um ihr Leben. Das System schickte mir eine Meldung von getöteten Spielern nach der anderen.

    Ich feuerte weiter auf die sturen Pandas. Die dritte Kugel, gerichtet auf eine große Gruppe von Drachenreitern, ging daneben. Dennoch hatte sie einen gewissen Effekt, denn die Pandorum-Krieger wichen hastig zurück, verteilten sich und drehten ihre Flugtiere um. Aha — sie hatten also bemerkt, dass die Kacke am Dampfen war!

    „Halt dich fest!, rief mir Keith zu, der verzweifelt am Steuerrad drehte. „Es wird gleich holprig!

    Unser namenloses Skiff nahm wieder an Fahrt auf. Abrupt drehte der Kraken nach rechts und sofort wieder zurück. Die Drehung war stark genug, dass wir über das Deck gerollt wären, hätte ich mich nicht am Mast festgehalten und Weldy an mich gepresst. Über uns lag der Rauch von Feuerbällen in der Luft. Die Pandas waren nicht bereit aufzugeben. Nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung feuerten sie wieder mit voller Kraft auf uns. Lediglich Keiths Manöver hatte uns das Leben gerettet.

    Mehr und mehr Schiffe strömten aus dem Tor von Gräueltat. Das war kein gutes Zeichen. Auch die Moloche bewegten sich nun, umgeben von Schutzkuppeln. Sie hatten die Ankerleinen gekappt, die sie mit der Scherbe verbanden. Waren die Sukkubi und Ananizarte bereits besiegt?

    Eine Explosion hinter mir ließ meine Ohren klingeln. Weldy keuchte auf und Keinknappe fluchte leise. Ich drehte mich um. Nein, die Göttin hatte nicht versagt. Sie ging bis zum Äußersten, um sich zu befreien.

    Zuerst glaubte ich, die Burg der Pandas wäre zerstört worden, als Trümmer in alle Richtungen flogen, doch als der Staub sich gelegt hatte sah ich, dass die schwarze Festung überlebt hatte, wenn auch nicht unbeschädigt. Ein Netz aus

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