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Another German Zombie Story 2 Tell: Verstecke sich, wer kann. Band 2
Another German Zombie Story 2 Tell: Verstecke sich, wer kann. Band 2
Another German Zombie Story 2 Tell: Verstecke sich, wer kann. Band 2
eBook222 Seiten3 Stunden

Another German Zombie Story 2 Tell: Verstecke sich, wer kann. Band 2

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Über dieses E-Book

In einem privaten biologischen Labor im Leverkusener Gewerbegebiet, in dem riskante Experimente durchgeführt werden, wird durch eine schicksalhafte Verkettung von Umständen ein schreckliches Virus freigesetzt, das Tote dazu bringt, aufzustehen und Jagd auf die Lebenden zu machen. Der in Erithrea geborene Doktorand André Mebrautu Brecht erhält den Stamm des Virus, um einen Impfstoff gegen die Verwandlung der Lebenden in lebende Tote zu entwickeln. Dieser Urstamm muss in das Bundeswehrlabor in Leipzig gebracht werden, wo sich die besten am Leben verbleibenden Wissenschaftler und Virologen Deutschlands befinden. André ist bereit, diese Aufgabe zu übernehmen - seine Vergangenheit ist der ISAF Auslandseinsatz in Afghanistan und treue Freunde, die bereit sind, mit ihm durch Dick und Dünn zu gehen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Nov. 2022
ISBN9783347789159
Another German Zombie Story 2 Tell: Verstecke sich, wer kann. Band 2
Autor

Myon Remba

Myon Remba ist ein Kind der 80-er. Nach seinem Studium der Ostasienwirtschaft und Wehrdienst fand er seine wahre Berufung in einer Behörde. Myon Remba lebt mit seiner Ehefrau und Kindern im Rheinland. Interesen: Sportschießen, Wandern/Zelten in Schweden, Data Science, Züchten von Chilies.

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    Buchvorschau

    Another German Zombie Story 2 Tell - Myon Remba

    Michael Pinneberg

    15. März, Dienstag, am Mittag

    Die Familien von Pinneberg selbst und seinen Angehörigen waren etwa eine Stunde zuvor in Richtung Hessen aufgebrochen. Ein Konvoi aus mehreren schwarzen Mercedes Geländewagen mit getönten Scheiben fuhr aus dem Tor, und drei Iveco Kipper nahmen den frei gewordenen Platz ein. Nun packte ein ganzer Trupp von stämmigen und schweigsamen Möbelpackern die Einrichtungsgegenstände, Bücher und Bilder ein. Pinneberg wollte nichts von seinen Lieblingssachen zurücklassen. Und im Zentrum war der dritte Stock des sogenannten Hotels speziell für ihn und seine Familie reserviert worden. Die ersten beiden Etagen würden von seinen Anhängern wie Kluth, Moser und Schmidke sowie deren Familien bewohnt werden. Dieser Bereich war durch einen Zaun mit einem Torhaus vom Rest des Zentrums getrennt. Im Inneren befand sich alles, was das Leben der Bewohner komfortabel machte. Ein Tennisplatz, Schwimmbad, grüne Rasenflächen mit einem Spielplatz. Nicht viel, aber im Falle einer Weltkatastrophe rechneten nicht viele Menschen mit einem luxuriösen Leben.

    Pinneberg war gerne bereit, sein jetziges Leben gegen das zu tauschen, das ihn noch erwartete. Solche Stimmung verbreitete das Getriebe in seinem Büro, das gerade in ein Hauptquartier umfunktioniert wurde, Kommunikationsanlagen, Computer, zusätzliche Telefone wurden installiert, wo immer es möglich war. Patrouillen in militärähnlicher Uniform liefen im Hof und im Haus umher. Sie hatten bereits ihre Dienstausweise der Justiz und neue MP7 Maschinenpistolen mit taktischen Trageriemen. Und es schien, dass die Uniform Spezialeinheiten üblich war, aber trotzdem stimmte etwas nicht. Die Uniformen sahen irgendwie zu neu und zu modern aus, aus speziellem Stoff, der das Wärmebild der Silhouette „verwischt. Sie trugen dazu leichte ballistische Schutzhelme aus Aramid, schlank wie Hockeyhelme und Haix Einsatzstiefel mit Splitterschutz. Leichte Körperschutzwesten unter den Koppeln. An jedem Helm mit einer Halterung für taktische Brillen. Die Brillen selbst in speziellen Taschen an den Tragesystemen, neben dem GEN4 Restlichtverstärker für die Maschinenpistole. Hätte ein mündiger Bürger diese „luxuriöse Ausrüstung gesehen, dann wäre er möglicherweise darüber gestaunt, wie gut doch die Beschaffung der Sicherheitsbehörden funktioniert.

    Pinnebergs Nachbarn begannen plötzlich, sich von ihm fernzuhalten und mieden es, an seinem Tor vorbeizugehen. Sie missverstanden wohl die Präsenz von bewaffneten Personen auf seinem Grundstück. Sie müssen gedacht haben, dass sie gekommen sind, um Pinneberg mit allem möglichen Pomp zu „hochzunehmen".

    Inzwischen hat sogar Pinnebergs Kleidungsstil einen martialischen Touch bekommen. Derbe geschnürte Stiefel, khakifarbene Hosen, ein Pullover mit Stoffeinsätzen an den Schultern und die teure Sig Sauer P226 X-Six im Gürtelholster. Er fühlte jetzt wie ein echter Kommandant. Die Romantik setzte ein, kurz gesagt.

    Einzig der Schmidke enttäuschte ihn etwas. Es gelang ihm nicht, Odenthals Familie und André Brecht, einen Mitarbeiter des Instituts, der die Familie an einen unbekannten Ort brachte, dingfest zu mache. Aus der Auskunft, die Schmidke vom Mobilfunkprovider bekommen konnte, ging hervor, dass es einen Anruf von Odenthals Anschluss auf Brechts Telefon gab. Dann ein Anruf von Brecht an eine bisher unbekannte Nummer, die einer gewissen Sandra Biberbach gehört. Es ist anzunehmen, dass es Brechts Freundin war. Es konnte die ungefähre Position von Brecht und Biberbach anhand der Sendemasten, über die ihre Telefone zu der Zeit eingewählt waren, festgestellt werden. Das war nicht möglich, mit dem Anschluss von Frau Odenthal, was vermutlich daran lag, dass die Dichte der Funkmaste außerhalb der Städte geringer ist. Aber zumindest wusste man nun, dass der Anruf aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf kam.

    Schmidke glaubte jedoch, dass sich alle im Schrebergarten des Brechts verstecken und Brecht selbst jetzt unterwegs ist und sich mit Vorräten eindeckt. Er konnte zusätzlich rausfinden, dass er als Hauptgefreiter einer Aufklärungskompanie in Afghanistan im Einsatz war, gerne Geländewagen fuhr und Ahnung von Schusswaffen hatte, und zwar in beiderlei Hinsicht – er besaß welche und war offenbar ein guter Schütze. Davon zeugte seine Mitgliedschaft in einem Sportschützenverein. So ziemlich alles war über ihn bekannt, außer der Adresse des berüchtigten Sommerhauses. Aber sie musste von den bezahlten ‚Wächtern des Gesetzes‘ erlangt werden.

    Kluth berichtete ihm, dass >Shambala< im Zeitplan sei. Die Familien derjenigen Mitarbeiter von Pinus Pharma, denen das Los „Überleben" zugeteilt wurde, bekamen Zeit, um ihre Sachen zu packen und sich auf die Evakuierung vorzubereiten. Man hatte sie vor drohenden Unruhen gewarnt, sie hatte auch selbst Schießereien gehört, und so nahmen sie dankbar das Angebot an, die schwere Zeit an einem sicheren Ort abzuwarten.

    Bis zum Abend sollten kleine Konvois auf der rechten Rheinseite in Köln einlaufen. Jeder Konvoi bestand aus einem Bus, der mit Menschen beladen war, einem großen Lastwagen, der mit Gepäck beladen war, und zwei gepanzerte Fahrzeuge Dingo 2 mit vier schwer bewaffneten „Justizmitarbeitern, die „im Dienst waren. Eines der Fahrzeuge hatte auf der Ladefläche hatte ein nagelneues MG 3-Maschinengewehr mit einem großen Vorrat an Munition, und die zweite – eine ebenso neue Heckler & Koch Granatmaschinenwaffe HK GMW. Die Montage auf der Lafette wäre praktisch eine Sache von wenigen Sekunden. Außerdem befanden sich zwei weitere bewaffnete Männer im Bus und im LKW. Beträchtliche Feuerkraft.

    Alle diese Konvois verließen Köln über die Alte Kölner Straße, wo sie sich anschließend in einer gemeinsamen Kolonne auf einem riesigen Parkplatz in der Nähe des Flughafens Köln-Bonn versammelten, um dann gemeinsam in die nach Hessen, ins ZASM, zu ziehen. Und dort sollten die Familien in Blöcke auf dem Gelände untergebracht werden, das bereits von den einheimischen Mitarbeitern des Pharmawerkes und Soldaten, die sich im Zentrum befanden, befestigt worden war. All diese Menschen sollten in der Zukunft das Rückgrat einer neuen Nation bilden, einer Nation, die von Michael Pinneberg regiert werden sollte, stark und aggressiv in der neuen Welt. Eine Nation, die begehrte Medikamente herstellen würde, eine Nation, die den Impfstoff haben würde. Ein Impfstoff gegen das Nicht-Leben.

    Tamara Grunwald

    15. März, Dienstag, am Nachmittag

    Tamara Grunwald setzte die Kinder im Wohnzimmer vor den Fernseher, wo Zeichentrickfilme liefen, und sie zog sich in die Küche zurück, wo sie sich eine Tasse Tee einschenkte und den Fernseher einschaltete. Sie zappte durch die Kanäle, bis sie auf WDR Lokalsender stieß, aber es gab kein Wort darüber, was auf den Straßen passierte. Auch auf den anderen Kanälen gab es die üblichen Morgensendungen für Kinder und Hausfrauen. Sie schaltete den Fernseher auf Radiobetrieb und stellte nach kurzer Suche 1Live ein. Im Radio redeten sie bereits über das, was in der Stadt los war, mit Betonung auf „reden. Denn „Wissen und „Reden" sind unterschiedliche Dinge, und oft gehen sie gar nicht unbedingt Hand in Hand. Die Moderatoren schienen nicht viel zu wissen. Die präsentierten Theorien waren vielfältig und eine widersprüchlicher als die andere, die Zeugen bestimmter Vorfälle riefen im Studio an. Meistens diejenigen, die einfach nur neugierig waren und etwas in der Sendung sagen wollten, und all das wurde von Zeit zu Zeit durch Werbespots unterbrochen.

    Mit einer Tasse Hagebuttentee in der Hand ging sie zum Fenster. Der Morgen war grau und bewölkt, und die siebenstöckigen kürzlich fertiggestellten Plattenbauten auf der anderen Straßenseite waren noch sehr sauber. Der breite Rasen zwischen ihnen und der Straße sah hingegen grau und schmutzig aus. Das Gras grünte kaum und nur vereinzelte gelb-graue Flecken vom Vorjahr lugten aus der noch nicht abgeräumten Bauschuttschicht hervor. Es war ein ganz normaler grauer und schmutziger März in Köln. Es gab nur wenige Menschen auf dem Bürgersteig, und sie gingen schnell, als hätten sie es sehr eilig, irgendwohin zu kommen. Auch weniger Autos ware unterwegs als sonst.

    Tamaras Aufmerksamkeit wurde von einem Mann erregt, der um die Ecke des gegenüberliegenden Hauses auftauchte. Selbst die Stelle, von der er gekommen war, war ungewöhnlich, denn der Weg, der zu den Eingängen und den Nachbarhäusern führte, verlief auf der anderen Seite, und der Mann musste über den rutschigen Untergrund aus Schutt und Rasenflecken gehen. Die zweite Seltsamkeit war die Art, wie er gekleidet war. Er trug ein rot-weißes Trikot und eine schwarze Hochwasserhose, aber keine Jacke. Nicht gerade ein passendes Outfit für Ende März. Aber als sie sich seinen Gang genauer ansah, wusste sie, dass er besoffen war, und das erklärte alles. Wenn ein Mann so voll ist, dass er schwankend geht, kann er auch seine Jacke verlieren und einen Weg gehen, den ein normaler nüchterner Mensch nicht nehmen würde. Obwohl er nicht torkelte, war sein Gang ruckartig und irgendwie … seltsam. Die Koordination des Betrunkenen war offensichtlich nicht die beste. Der Mann blieb stehen und starrte auf einen einzigen Punkt vor ihm.

    Tamara warf einen Blick auf ihre Uhr – die Tagesschau im Ersten fing gerade an, also trat sie vom Fenster weg. Sie nahm die Fernbedienung vom Tisch, schaltete von Radio auf Fernsehen um. Fast sofort erschien das Intro der Tagesschau, aber die Moderatoren berichteten nichts über die Unruhen und die Schießereien in NRW. Verdammt seltsam! Sie stand am Fernseher, auf den Bildschirm starrend und hielt die halbvolle Tasse mit bereits abgekühltem Tee in der Hand, etwa zehn Minuten lang, aber danach nicht schlauer als vorher. Sie schaltete um auf andere Kanäle, aber alle sendeten das übliche morgendliche Sammelsurium. Dann schaltete sie das Radio wieder ein. Einer der Sender strahlte offenbar eine Call-in-Sendung, und sie versuchten zumindest herauszufinden, was im Rheinland und im Bergischen vor sich ging, aber es gab mehr Meinungen als Teilnehmer.

    Irgendwo in der Ferne hörte sie Geräusche, als ob trockene Holzlatten brechen würden. An einem anderen Tag hätte Tamara nicht darauf geachtet, aber heute hatte sie diese Geräusche schon einmal gehört. Sie ertönten, als die Polizei in der Nähe des Kindergartens zu schießen begann. Sie lief zum Fenster, schaute hinaus, sah aber nichts. Die Schießerei war wohl weiter weg. Bald verstummten die Schüsse. Tamara erblickte den betrunkenen Mann von vorhin. Jetzt stand er in der Mitte des Rasens und drehte den Kopf zur Seite. Die Leute gingen schnell den Bürgersteig entlang, er machte manchmal eine Bewegung, als ob er jemanden ansprechen wollte, aber zu lange für das Aussprechen brauchte. Tamara dachte sich, wie kommt es, dass jemand zu dieser frühen Stunde schon betrunken ist? Oder vielleicht war er noch nicht ausgenüchtert?

    Der Betrunkene kam unterdessen ganz nah an den Bürgersteig heran, blieb stehen und schaute sich hilflos um. Seltsamerweise war ihm offensichtlich nicht kalt, trotz der fehlenden warmen Kleidung. Eine sehr dicke Frau mittleren Alters, die einen roten Mantel, Strickmütze und graue UGG Stiefel trug, ging aus dem Hof. Sie schritt langsam den Weg entlang, der vom Hof zur Straße führte, und näherte sich dem Betrunkenen von hinten. Er muss ihre Schritte und ihr Keuchen gehört haben, denn er drehte sich um und ging mit seinem stolpernden Gang auf sie zu. Die Frau sah ihn und machte eine abweisende Handbewegung. Aber der Betrunkene reagierte nicht. Tamara sah, wie die Frau den Betrunkenen genau ansah, innehielt, und dann hörte Tamara ein langes Geräusch, als ob jemand einen Kessel mit einer Pfeife zum Kochen brächte. Sie erkannte nicht sofort, dass es die dicke Frau war, die auf der Straße kreischte. Die Frau machte sogar eine Bewegung, als ob sie wegrennen wollte, aber sie war zu fettleibig, um das zu schaffen. Als er sich ihr näherte, beschleunigte der Betrunkene plötzlich, wechselte, wenn nicht zum Laufen, so doch zu einem schnellen, stolpernden Schritt, packte ihren Mantel mit den Händen und schubste sie nach vorne, wobei er auf ihr darauf landete.

    Tamaras Augen traten vor Überraschung und Angst aus ihren Höhlen. Als der betrunkene Mann auf die dicke Frau zustürzte, hatte sie bereits erkannt, dass er aggressive Absichten hatte. Sie hatte erwartet, dass er sie schlagen würde, vielleicht anfangen würde, sie auszurauben. Aber nicht, dass er sie in den Dreck schubsen würde, um sich auf sie zu stürzen … und wozu? Was macht er da? Aus der Entfernung sah es so aus, als würde er versuchen, die zappelnde Frau unter ihm zu küssen, aber es war unmöglich, weitere Details zu erkennen, denn die Entfernung ließ es nicht zu. Plötzlich stand der Besoffene von der Frau auf, packte sie am Arm und zerrte sie ruckartig zur Seite, wie ein Sack Blumenerde. Die Dicke war regungslos. Er drückte sein Gesicht an ihre Handfläche, und es schien Tamara, dass er an der Handfläche der Frau kaute. Tamara konnte nicht verstehen, warum sich die Frau nicht bewegte. Er hat sie doch nicht umgebracht, oder? Obwohl … Tamara spürte ein Frösteln von Kopf bis Fuß. Hatte er sie etwa mit seinen Zähnen getötet?

    Sie spürte, wie ihre Beine und ihr Rücken einfroren, und stellte die Teetasse auf der Fensterbank ab. Sie musste sehen, was dort vor sich ging, musste es herausfinden, sonst würde sie noch denken, sie sei verrückt. Wie soll das gehen? Die Handykamera! Ihr Smartphone lag im Wohnzimmer, auf dem Couchtisch. Die Kamera hat ein digitales 10faches Zoom, und du kann das Bild direkt am Bildschirm sehen. Sie lief in das Zimmer, in dem die Kinder SpongeBob schauten, und nahm das Handy vom Tisch. Tamara hielt das Smartphone hoch und zoomte das Bild so nah wie möglich heran. Zuerst fokussierte das Objektiv auf die Fensterscheibe und machte alles dahinter unscharf, doch dann erfasste es den betrunkenen Mann und die Frau, die immer noch auf dem Boden lag. Das Gesicht des Trunkenbolds kam näher, als ob er direkt vor dem Fenster stünde.

    Tamara sah jetzt alles auf einmal, konnte sich aber nicht erklären, was sie sah. Erst ein paar Minuten später, als sie wieder zu Atem kam. Das Gesicht des betrunkenen Mannes war bis zu den Augen blutverschmiert, ebenso die Hand der Frau, die er festhielt. Er saß aufrecht im Dreck und kaute. Was kaute er? Tamara sah, wie der Betrunkene den Mund öffnete, die dicke, blutige Hand mit den Zähnen ergriff, den Kopf ruckartig bewegte, versuchte, ein Stück Fleisch abzureißen. Endlich gelang es ihm, und er begann es zu schlucken.

    „Heiliger Himmel … was ist das? Was macht er da?", flüsterte sie.

    Sie spürte, wie ihr ein Kloß im Hals hochschnellte und sie sich fast übergeben musste. Sie stieß ein kurzes Keuchen aus, um die Übelkeit zu unterdrücken.

    Ein Pärchen, ein älterer Mann und eine Frau, das den Bürgersteig entlang ging, blieb vor der im Dreck liegenden Frau und dem „Betrunkenen" stehen und sie riefen den beiden etwas zu. Die Frau winkte mit den Händen, aber sie versuchten nicht, etwas zu tun. Und Tamara hatte das Gefühl, dass sie nicht in die Nähe dessen kommen sollten, was sich vor ihnen abspielte, dass es gefährlich war, extrem gefährlich. Sie wünschte sich sogar, sie hätten nicht darauf geachtet, was sie sahen, und wären so schnell wie möglich weitergelaufen, so weit weg wie möglich von diesem Alptraum.

    Plötzlich ließ der „Betrunkene" den Arm der liegenden dicken Frau los und begann, sich aufzurichten.

    „Lauft! Lauft weg!, flüsterte Tamara, als ob das ältere Ehepaar sie hören könnte. Und plötzlich, zu ihrem Entsetzen, begann auch die dicke Frau sich zu erheben. Tamara war sich sicher, dass sie tot war. Der ganze Dreck um sie herum war buchstäblich mit Blut getränkt, der „Betrunkene riss ihr Fleisch mit seinen Zähnen aus und verschlang es. Sie reagierte nicht darauf, und plötzlich zuckte sie und begann aufzustehen. Sie versuchte nicht, die grausamen Wunden an ihrem Arm oder Hals anzufassen, sondern stützte sich mit ihrer zerfledderten Handfläche direkt in auf die schmutzige Erde. Man konnte auf dem Smartphone Bildschirm alles sehen, als ob man in der ersten Reihe sitzen würde.

    Die ältere Frau machte einen Schritt auf die dicke Frau zu, offensichtlich um etwas zu fragen, aber der Mann ahnte bereits, dass etwas nicht stimmte und hielt sie zurück. Tamara wandte ihren Blick wieder vom Bildschirm ab, schaute nur aus dem Fenster, ohne das Telefon abzusenken. Ein Mann in einer dunkelblauen Uniform lief von der Seite ihres Hauses auf das ältere Ehepaar zu. Mit seiner rechten Hand hielt er das braune Holster an seinem Gürtel. Tamara erkannte ihn, es war Manfred Rappe, ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und ein regelmäßiger Wachmann am Empfang des Bürotraktes im Erdgeschoss des Wohnkomplexes, wo sie wohnte. Er ist ein ehemaliger Soldat, oder so ähnlich. Manfred rief dem älteren Ehepaar etwas zu und forderte sie mit Gesten auf, zu ihm rüber zu kommen. Inzwischen ging der „Besoffene" auf sie zu, und hinter ihm, schwer torkelnd,

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