Armut
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Buchvorschau
Armut - Daniela Brodesser
Was immer noch schmerzt
Eine Zeitlang war Fotografieren meine ganz persönliche Belohnung. Raus in die Natur, Sonnenuntergänge mit der Kamera einfangen und zu Hause bearbeiten. Vorwiegend für mich. Es war mein Hobby, meine Leidenschaft. Das, was mich am Laufen gehalten hat. Bis zu dem Tag, an dem die Androhung der Stromsperre kam. Ja, die hatte ich tatsächlich übersehen. Heute würde ich sagen: Okay, kann passieren. Soll nicht, aber kann. Weil ich heute die Möglichkeit habe, die Rechnung einfach zu begleichen.
Damals war das anders. Als ich den Brief geöffnet hatte, stand ich unter Schock. Woher jetzt wieder die 250 Euro nehmen? Ich hab sie nicht. Wir haben sie nicht. Fällig in drei Tagen. So schnell bekomme ich nicht einmal einen Termin bei einer Sozialberatungsstelle.
An diesem Tag habe ich meine Kamera auf eine Onlineplattform gestellt. Sie war innerhalb einer Stunde verkauft. Am Abend kam der Käufer vorbei, bezahlte bar, und weg war sie. Der Strom wurde nicht abgedreht, aber mein Lebenselixier war weg.
Ich habe während der Zeit der Armut sehr viel Demütigung erlebt, noch mehr Scham gespürt, täglich an mir gezweifelt. All das war noch irgendwie zu stemmen. Doch der Verlust der einzigen Belohnung, die ich mir immer selbst machen konnte, der einzigen ganz persönlichen Freude, das hat mir zu dem Zeitpunkt den Boden unter den Füßen weggezogen.
Eigentlich wollte ich in den letzten Jahren versuchen, mich dem Thema Armut auf rein struktureller Ebene zu nähern, doch daran scheitere ich immer wieder. Warum? Weil unsere Gesellschaft nur dann aufmerksam zuhört, wenn sie Geschichten und Schicksale vorgeführt bekommt. Wenn sie nachempfinden kann, ohne je selbst in der Situation gewesen sein zu müssen.
Ich werde in diesem Essay die ganz persönliche Geschichte meiner Familie erzählen. Wie wir, eine nicht reiche, aber durchschnittliche Mittelklasse-Familie, eines Tages begriffen, dass Armut nicht nur die anderen trifft, sondern tatsächlich auch uns. Wie wir ausgegrenzt und stigmatisiert wurden und ich schließlich dachte, ich sei selbst daran schuld.
Unsere Geschichte ist kein bedauerliches Einzelschicksal, sondern eine von vielen: Ganze 17 Prozent der Bevölkerung in Österreich sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.
Was wir nicht wissen: Was ist Armut?
Musstet ihr schon mal stundenlang in der Kälte warten, weil es keine Möglichkeit gab, nach Hause zu kommen? Ist nicht schön, oder? Normalerweise setzt man sich mit den Kindern in ein Café, wärmt sich bei Tee oder heißer Schokolade auf, bis die Mitfahrgelegenheit da ist. So aber versuchst du drei, vier Stunden zu überbrücken, und es darf nichts kosten. Also gehst du spazieren. Bei halbwegs schönem Wetter ist das ja noch erträglich, bei Regen, Schnee oder eiskaltem Wind wird es zur Belastungsprobe. „Aber ich geh mit meinen Kids bei jedem Wetter raus", werden jetzt viele sagen. Ja, haben wir auch gemacht. Der Unterschied ist, ob man warm genug angezogen, mit gut gefütterten Winterstiefeln, freiwillig rausgeht, um Schneemänner zu bauen und Spaß zu haben, oder ob man gezwungen ist, immer wieder Wartezeiten zu überbrücken, weil einfach das Geld fehlt, um mit dem Bus nach Hause zu fahren.
Arm, das sind nicht nur die Wohnungslosen auf unseren Straßen, hungernde Kinder in anderen Ländern. Ja, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern geht es uns hier vergleichsweise gut. Da liegt auch schon der erste Fehler, der gern bei der Debatte passiert, vor: Armut länderübergreifend zu vergleichen. Armut misst sich immer am Standard der Gesellschaft, in der man lebt. Und der ist in Österreich oder Deutschland ein wesentlich anderer als zum Beispiel in Rumänien, Eritrea oder Indien. Dafür, was es heißt, in einem reichen Land arm zu sein, fehlt oft das Verständnis.
Wer Kinder hat, kennt sie, die berühmten Kurzmitteilungen im Elternheft: „Bitte bis morgen 4 Euro für Werken mitgeben oder „Wir möchten wichteln, und jedes Kind sollte ein Geschenk bis max. 5 Euro besorgen
, aber auch „Bitte bis morgen 17 Euro für den Ausflug am Freitag mitgeben und „Sie sind nächste Woche für die gesunde Jause eingetragen, bitte entweder selbst die Zutaten für die Klasse einkaufen
– Bioware selbstverständlich – „oder 35 Euro bis morgen mitgeben. Normale Mitteilungen. Eigentlich. Früher hatte ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem „die paar Euro
eben nicht mehr leistbar waren. Dem Zeitpunkt, an dem ich im Haushalt nirgends 35, 17 oder auch nur 4 Euro herumliegen hatte. Das kann man sich, solange Armut kein Thema ist und einen nicht selbst betrifft, nur schwer vorstellen. Das wurde mir an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal wirklich einem unserer Kinder sagen musste, ich habe das Geld nicht, schmerzlich bewusst. Am nächsten Morgen rief ich die Pädagogin an, im Glauben, Verständnis zu bekommen. Stattdessen bekam ich ein „Aber Frau Brodesser, die paar Euro hat man doch immer zu Hause!" zu hören.
Es folgte eine ausführliche Belehrung ihrerseits darüber, wie verantwortungslos sie Eltern finde, die nicht vorausschauend genügend Geld für solche „minimalen Beiträge" zur Seite gelegt hätten. Ihrer Erfahrung nach haben Eltern zwar immer genug Mittel für Handys und allerlei Krimskrams, aber nie für die Kinder. Ich denke, man kann verstehen, warum ich in Zukunft in solchen Situationen eher nicht mehr das Gespräch mit der Schule gesucht habe.
Wie diese Pädagogin wissen die meisten Menschen kaum etwas über Armut. Das