100.000 km/h: Was der Urknall hinterließ
Von Reinhard Gößler
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Über dieses E-Book
Reinhard Gößler
Der Autor ist eigentlich Vollblut-Elektroniker und war über 30 Jahre lang als selbstständiger Enzwicklungsingenieur tätig. Die Lust am Schreiben hat ihn zeitlebens begleitet, was sich schließlich in einer eigenen Elektronik-Fachzeitschrift niedergeschlagen hat. Im vorliegenden Buch geht er auf bohrende Fragen ein, die ihn im Zusammenhang mit unserem Universum schon immer beschäftigt haben.
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Buchvorschau
100.000 km/h - Reinhard Gößler
Unbegreiflich
Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass wir in diesem Augenblick (und in allen anderen schon gewesenen und noch kommenden) mit über 100.000 Kilometern pro Stunde durch das Weltall rasen? Dies ist die Geschwindigkeit, die unsere Erde vorlegen muss, um es innerhalb eines Jahres einmal rund um die Sonne zu schaffen.
Und sie, die Sonne selbst, baut bei ihrer strahlenden Tätigkeit in jeder Sekunde (!) rund 4 Millionen Tonnen Eigengewicht ab, und zwar seit vielen Milliarden Jahren! Da sie dies aller Voraussicht nach auch noch weitere Jahrmilliarden tut, brauchen wir uns diesbezüglich keine Sorgen um Energieknappheit zu machen.
Dennoch sind dies Zahlen, die zum Nachdenken oder gar Grübeln anregen. Im folgenden finden Sie noch viel mehr Fakten, mit denen wir tagtäglich leben, ohne sie uns ständig vor Augen zu führen. Und am Ende bleibt die Frage stehen, wo der Ursprung dieses gewaltigen Universums liegt, von dem wir nur einen klitzekleinen Ausschnitt betrachten wollen, nämlich das Sonnensystem um uns herum.
Da dies keine wissenschaftliche Abhandlung ist sondern eine allgemein verständliche Darstellung, sind alle Zahlenwerte so weit gerundet, dass sie in unser Vorstellungsvermögen passen – oder vielleicht doch nicht. Weil sämtliche Fakten allgemein zugänglich sind (z.B. über Wikipedia), gibt es hier auch keine spezifischen Quellenangaben.
Um die Lesbarkeit nicht künstlich zu verschlechtern, bleibt das Gendern außen vor; dies stellt ausdrücklich keine Geringschätzung irgendeines Personenkreises dar. Es wird also die Rede von der bemannten Raumfahrt sein, weil „befraut" nun doch etwas daneben liegt.
Ach ja: Die kleine Sonne vom Buchrücken wird ab Seite 34 erklärt.
Und nun wünscht Ihnen der Autor unterhaltsame Lektüre.
Inhaltsverzeichnis
Weltbilder
Und sie dreht sich doch
Systematik
Unser Sonnensystem
Mutter Erde
Eher Kartoffel als Kugel
Unser Erdtrabant
Guter Mond in aller Stille
Die Wandelsterne
Mit Affentempo unterwegs
Riesenhaft
Innere und äußere Planeten
Die Jahreszeiten
Das Ergebnis einer schiefen Achse
Frühlingserwachen
Die Sonne vom Buchrücken
Das Zentralgestirn
Eine unglaubliche Energieverschwendung
Eine neu Ära
Aufbruch ins Raumfahrtzeitalter
Mondmenschen
Ausgestattet mit offenem Zweisitzer
Blutzoll
Überschattet von zahlreichen Fehlschlägen
Weltraumspäher
Sonden liefern detailreiche Erkenntnisse
Fahrplanmäßig
Die Angst vor der großen Langeweile
Am Tellerrand
Ein Blick darüber hinaus
Raum und Zeit
Keine Chance an Grenzen zu stoßen
Lösungsansätze
Mythen und Mythologie
Weltbilder
Die Vorstellung vom Aufbau des Weltalls hat im Laufe der Zeit ja schon einiges an Änderungen durchgemacht. Wenn wir die Phase der Scheiben-Erde einmal abhaken, dann geht das geozentrische Weltbild zurück bis in die Antike (griechisch geos = Erde): Die Erde ist fester Mittelpunkt der Welt, und die Sonne mitsamt der Planeten drehen sich buchstäblich nur um sie.
Dieses Modell geht auf den griechischen Astronomen, Mathematiker und Philosophen Claudius Ptolemäus zurück, der vor fast 2000 Jahren gelebt hat (ca. 100 – 160) und das nach ihm benannte ptolemäische Weltbild ersann. Seine Schriften waren bis in die frühe Neuzeit hinein die Standardwerke über die Astronomie.
Es ist fast schon eine Ironie, dass nahezu zeitgleich (also vor 2000 Jahren!) andere Wissenschaftler Verfechter des heliozentrischen Weltbildes waren (griechisch helios = Sonne), bei dem sich die Sonne im Zentrum des Geschehens befindet und sich alle Planeten, die Erde eingeschlossen, um sie herum bewegen. Diese Idee ist also keineswegs das Ergebnis neuzeitlicher Forschung.
Ptolemäus aber konnte sich mit seinen umfassenden, in zahlreichen Schriften dokumentierten Beobachtungen durchsetzen, wonach die Erde der Reihe nach von Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn umkreist wird; seinerzeit waren nur die fünf genannten Planeten bekannt. Alle Bahnen waren seiner Meinung nach exakt kreisförmig und lagen ziemlich genau in einer Ebene, d.h. bei seitlicher Betrachtung befinden sie sich alle auf einer Scheibe. Diese Erkenntnisse sind umso ungeheuerlicher, als sie „freiäugig" erlangt wurden (astronomischer Fachausdruck), d.h. ohne Zuhilfenahme eines Fernrohrs. Dass es zur Erfassung der Zeit noch keine technischen Hilfsmittel gab, versteht sich am Rande.
Wie ein Anachronismus mutet daher die Kritik an, die bis in die Jetzt-Zeit über das Wirken des Ptolemäus laut wird. So sollen viele seiner Beobachtungsdaten gar nicht von ihm selbst stammen, und man hat ihm sogar Lügen oder Plagiat vorgeworfen (abschreiben – aber von wem?). Diese Anschuldigungen stammen von einem französischen Astronomen, der sie 1817 vorgebracht hat. Es ist kaum zu glauben, dass sie im Jahr 1985 in vollem Umfang von einem amerikanischen Naturwissenschaftler wiederholt wurden. –
Nachdem wir seit mehreren Jahrhunderten vom geozentrischen Weltbild abgerückt sind, ist eine Herabwürdigung der uralten Leistungen mehr als fragwürdig. Möglicherweise wollen sich die zeitgenössischen Astronomen, die sich daran beteiligt