Theo und das Weltallwunder: I. Teil: Reise durch die Galaxien II. Teil: In der Vergangenheit III. Teil: Zurück ins Weltall
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Buchvorschau
Theo und das Weltallwunder - Horst-Dieter Nölter
Theo und das Weltallwunder
I. Teil: Reise durch die Galaxien
1.Kapitel: Aufbruch ins Weltall
Theo erwachte erleichtert. Endlich hatte er seinen wirren Traum hinter sich gelassen. Die Realität holte ihn schnell wieder ein. In einem kleinen, aber mit allen technischen Höchstansprüchen ausgerüsteten Raumschiff sollte er einen schier unwirklichen Auftrag für die Menschheit erledigen.
Wurmlöcher, Schwarze Löcher, ein Vokabular, das sich beliebig fortsetzen ließe: Theo hatte alles studiert und war der Theorie schon durch andere Flüge, zum Beispiel zum Mars, weit voraus. War er damals noch mit einer hundertzwanzig Meter hohen Rakete gestartet, hatte man heute weitaus effizientere Antriebe. Die jetzige Herausforderung überstieg jedoch auch alles Bisherige. Die Verabschiedung von seiner Frau, seiner ganzen Familie und seinen Mitstreitern war nicht nur sehr emotional, sondern
auch für immer. Selbst bei normalem Flugablauf mit geglückter Rückkehr würde er aufgrund der Zeitverschiebung nur mit nachkommenden Generationen zusammentreffen.
Theo hatte viel Zeit. Er war für viele Jahre mit dem Nötigsten versorgt, weswegen er sich vornahm, bisher nicht erfasste Himmelskörper näher zu untersuchen. Sein Raumschiff konnte auch Flugkorrekturen sowie Lande- und Startmanöver einfach bewältigen. Mögliche Kollisionen mit Kometen oder ähnlichem hatte Theo längst aus seinem Gedächtnis gestrichen. Es nützte ja auch nichts, denn alles wäre sofort vorbei. Die Weltraumbehörde, die seine Rückkehr nicht erwartete, übergab ihm ein Medikament für Langlebigkeit. Auf Basis der Stammzellenerneuerung, die nur geheim im Labor getestet worden war, war eine Lebenserwartung von etwa eintausend Jahren möglich. Mit diesem Wissen fühlte sich Theo schon wie ein Außerirdischer. Seine Kost konnte auch dadurch stark reduziert werden. Sämereien für kleine Versuche im Raumschiff, aber auch für mögliche Bedingungen auf einem Planeten sollten die spätere Ernährung absichern.
Mittlerweile vier Jahre im Einsatz blickte Theo auf die Milchstraße, deren Abstände zwischen den Sternen zugenommen hatten. Zum besseren Verständnis sei hier gesagt, dass die Milchstraße - oder Galaxie -, zu der auch unser Sonnensystem gehört, eine Ansammlung von Milliarden von Sternen ist. Sie hat einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren und eine Dicke von ungefähr 310.000 - 16.000 Lichtjahren. Sie gehört zur Gruppe der Spiralgalaxien. Man schätzt, dass alleine unsere Milchstraße etwa hundert Milliarden Sterne enthält, mit einem sehr massereichen Kern, von dem spiralförmig Arme wegführen. Unsere Sonne befindet sich in den Außenzonen eines dieser Arme. Sie ist etwa 30.000 Lichtjahre vom Kern entfernt.
In den letzten Jahren konnten Wissenschaftler durch mehrere Proben von Kometen feststellen, dass diese aus bis zu fünfzig Prozent Wasser bestehen. Vielleicht kommen unsere Ozeane und Meere daher. Die Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass es deswegen mehr Planeten wie unsere Erde geben könnte und außerirdisches Leben höchst wahrscheinlich ist.
Auf dem Monitor bemerkte Theo einen sich schnell nähernden Kometen. Seine automatischen Messdaten übermittelten ihm die Größe von etwa dreitausendfünfhundert Meter Länge und neunhundertsechzig Meter Breite. Das Steuerungssystem seines Raumschiffes versuchte jegliche Berührung zu vermeiden. Theo sah den Kometen nur ein paar Sekunden. Die 300.000 Kilometer pro Sekunde waren im Weltraum nicht sehr viel. Viele Lichtjahre hat er bis zum Erreichen der Milchstraße noch vor sich. Trotzdem wurden die Sterne der Milchstraße immer deutlicher und auch strahlender Staub, als Reflexions- und Emissionsnebel, Wolkengebilde aus Gas und Staub, leuchtete faszinierend. Dann fielen ihm die eingelagerten dunklen Wolken in der Milchstraße in den Blick. Sie traten nur durch den Kontrast zur sternenreichen und milchig aufgehellten Umgebung in sein Blickfeld.
Für Theo wurde jeder Tag spannender. Er war der erste Mensch in diesen Weiten des Alls. Der Anblick tausender Sterne, mal hellere und dunklere, rot leuchtende oder blaue war faszinierend. Manche Sterne hatten ein gigantisches Ausmaß, andere erschienen dagegen wie Zwerge. Einige standen so dicht zusammen, dass man denken konnte, es seien Doppel- oder Mehrfachsterne. Der dritte Deichselstern im großen Wagen zum Beispiel. Theo weiß, dass bereits zweihundertneunzehn Millionen Sterne kartiert sind, aber von einhundert Milliarden Sternen in der Milchstraße ausgegangen wird. Es ist Teil seiner Aufgabe, diese Dunkelziffer zu verringern. Sicher ist das nur eingeschränkt möglich.
Weitere drei Jahre vergingen und Theo entdeckte mehrere Planeten und Monde auf seinen Monitoren. Er steuerte das Raumschiff in die Nähe eines Himmelkörpers. Dort bemerkte er eine vereiste Landschaft, die auf Wasser hinwies. Seine Vermessung ergab die Größe einer halben Erde. Theo machte mehrere Aufnahmen und markierte den Stern mit einem Cot. Er glaubte eine Reihe von kleinen unentdeckten Planeten und Monden zu sehen. So schoss er weitere Aufnahmen, um seine Vermutung zu beweisen. Anschließend richtete er die Kamera auf das Zentrum der Milchstraße. Sein Augenmerk galt den vermuteten Schwarzen Löchern. Wie Theo wusste, sind sie die merkwürdigsten Objekte im Universum. Sie haben keine Oberfläche wie die sich zu nah heran wagen und in ein Schwarzes Loch gezogen – die Sterne, sondern ein Gebiet, in dem die Materie in sich selbst zusammengefallen ist. Das bewirkt, dass sich eine enorme Masse auf einen unglaublich winzigen Raum konzentriert. Die Anziehungskraft dieses Gebiets ist so stark, dass ihr nichts entrinnen kann – noch nicht einmal das Licht. Man kann die Schwarzen Löcher zwar nicht sehen, aber der Strudel von Nebel, Sternen und weiteren Materialien, der um sie herumwirbelt, liefert den Beweis für ihre Existenz. In der Mitte der Milchstraße befinden sich supermassereiche Schwarze Löcher. Diese können die millionen- oder milliardenfache Masse der Sonne aufweisen. Objekte, die in ein Schwarzes Loch fallen, werden buchstäblich bis zum Zerbersten gedehnt. Würde Theo unglaublich starke Schwerkraft würde ihn einfach auseinanderreißen.
Deswegen musste Theo das Raumschiff rechtzeitig aus dieser Gefahrenzone steuern. Da jetzt immer mehr Planeten und Monde auftauchten, versuchte er eine Konstellation zu erkennen, die etwa den Gegebenheiten der Erde entsprach, eine Sonne mit umlaufenden Planeten und stabilisierenden Monden.
Inzwischen ist Theo acht Jahre unterwegs. Auf der Erde sind inzwischen vierundzwanzig Jahre vergangen und in der Raumfahrt hat sich dort viel verändert. Für die Aufnahme von Funksignalen aus dem All sind Parabolantennen von dreihundert Metern Durchmesser mit einer Abstrahlleistung von einhundertfünfzig Gigawatt erstellt worden. Gleichzeitig sind auch Signale mit gleicher Leistung für Sendungen ins All mit einer Entfernung von bis zu fünfzig Lichtjahren möglich. Ein Astronauten-Team hat sich seit einem Jahr auf dem Mars einquartiert. Von speziellen Containerstationen aus erforschen sie den Planeten. In Kürze ist ihr Rückflug zur Erde geplant.
Theo vernahm erste Signale von der Erde. Er änderte die Frequenzen, bis er etwas Verständliches vernahm. Aufgeregt sprach er einige Sätze und wiederholte sie aus Sicherheitsgründen noch einmal mit Morsezeichen. Aus