Die Wunscherfüller: Eine fantastische Geschichte, die sich dennoch jederzeit genauso an jedem Ort der Welt ereignen könnte.
Von DevaDé Keßlau
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Über dieses E-Book
Heiner steckt fest. In einem Beruf, den er nicht mag, in einer lieblosen Ehe, in einer Familie ohne Nähe und in einem Haus, das ihn finanziell überfordert.
Für einen Neuanfang fehlt ihm der Mut - bis er die Wunscherfüller trifft und sich sein Leben und das seiner Familie vollständig verändert.
DevaDé Keßlau
DevaDé Keßlau folgt mit viel Freude verschiedenen Berufungen. Sie ist Autorin und Kunstmalerin (devade.de) und Inhaberin von MENSCH individuell® (mensch-individuell.de). Ihre Arbeit ist durch Kompetenz, Bodenständigkeit, Herzlichkeit und Humor geprägt. Sie lebt mit ihrer Familie in Dortmund. "Tee, Keks, Buch und Sofa - das tut Herz und Seele gut. Ich wünsche Ihnen mit meinen Büchern viel Freude und Inspiration."
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Buchvorschau
Die Wunscherfüller - DevaDé Keßlau
1.
Als ich aufwache, bin ich zwölf Jahre alt.
Meine Augen schauen nach oben und sehen eine helle, leicht schimmernde Decke mit vielen kleinen Lämpchen.
Verwundert reibe ich mir über das Gesicht. Eine schimmernde Decke mit Lämpchen? Gewünscht habe ich mir so etwas oft.
Ich schließe die Augen. Nun, ich träume wohl. Schöner Traum.
Ich schaue erneut nach oben. Über mir glitzert es. Mein Blick gleitet zum Fenster. Die Sonne scheint ins Zimmer. Riesige Fenster – offen – keine Gardine. Das Licht flutet den Raum. Schöner Traum.
Meine Hände fühlen einen angenehm kühlen Stoff. Das Gewebe knistert und fühlt sich zugleich leicht und wattig an. So ein schöner Traum.
„Laurin? Willst Du denn heute gar nicht aufstehen? Eine Frauenstimme, hell und klar. Sie hört sich dennoch an, als sei sie weit weg. „Laurin? Bist Du wach?
Ich beschließe, weiter zu träumen, und drehe mich mit geschlossenen Augen auf die Seite.
Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist eine Unterbrechung meines angenehmen Schlummers. Das Kopfkissen raschelt leicht unter meinem Haar, und in der herrlich üppigen Bettdecke kann ich mich ganz vergraben.
„Laurin? Du kommst zu spät zur Schule, wenn Du jetzt nicht sofort aufstehst."
Dass Träume immer so realitätsnah sein müssen. Ich grummele vor mich hin und beschließe, weiter liegen zu bleiben. Als die Tür auffliegt und eine resolut wirkende Dame mit auf den Hüften aufgestützten Händen im Türrahmen steht, werde ich ebenso schlagartig wie unsanft wach.
„Laurin! Wie oft muss ich Dich denn heute rufen? Es ist kurz vor sieben. Du kommst zu spät in die Schule."
Meine Verblüffung kann nicht größer sein. Eine Dame im mittleren Alter, hübsch anzuschauen, mit mittellangen, leicht rötlichen Haaren und funkelnden hellen Augen steht mitten im Raum. Sie holt tief Luft. „Laurin! Hallo! Wann gedenkst Du aufzustehen?" Ihre Finger trommeln leicht auf der perfekt sitzenden, hellen Jeans.
Mit einem Ruck sitze ich senkrecht. Was ist hier los? Ich kenne keinen Laurin, kenne diese Frau nicht. Und dass diese Person schon wieder zu einer neuen Bemerkung anzusetzen scheint, treibt mich in die hinterste Stelle des Bettes. In meinem Kopf rasen die Gedanken.
Habe ich gestern getrunken, habe ich einen Blackout, wie komme ich hierher, habe ich meine Ehefrau betrogen? Wo bin ich? Was ist geschehen? Wer ist diese Frau?
Und schon steht sie direkt vor mir. Mit einer entschlossenen Bewegung zieht sie meine Decke an sich und wirft diese zur Seite auf das Sofa.
„Laurin, das ist meine letzte Warnung. Seit zehn Minuten rufe ich Dich. Mir reicht es langsam. Steh jetzt endlich auf!"
Ich schlinge schutzsuchend meine Arme um meine Beine und fühle verwirrt, dass ich überall Stoff spüre. Stoff? Ich trage nachts kaum etwas. Das ist mir zu warm, zu unbequem. Ich gehe mit einer Unterhose schlafen. Und jetzt habe ich eine Hose und ein Shirt an? Was ist hier los?
Das Gesicht der Frau ist auf einmal sehr nah. Sie beugt sich über mich.
„Frühstück in zehn Minuten, mein Freund!"
Und raus ist sie. Ihr leicht blumiges Parfüm hängt in der Luft wie ein Hauch vergessener Zeiten und erinnert mich daran, dass ich mich an nichts erinnere.
Ich sitze starr in einem mir fremden Bett, werde von einer mir unbekannten Frau geweckt und trage offenbar so etwas wie einen Schlafanzug.
Ich bin über Nacht verrückt geworden. Ja, das muss es sein. Ich bin verrückt geworden und nun sitze ich in einem Zimmer in der Nervenheilanstalt und - weil ich ja verrückt bin - denke ich, dass ich in einem fremden Bett mit einem Schlafanzug liege. Gute Erklärung.
Ich beginne zu frieren. Die fehlende Decke macht mir bewusst, wie kühl es in dem Raum ist.
Ein sehr großer Raum, wie mir nun auffällt. Ein heller Schrank, glänzend, aus Holz, sehr gepflegt, unverkennbar eine Antiquität. Soll das etwa ein Kleiderschrank sein?
Ein Tisch, ebenfalls ein altes Stück. Ein breites Sofa mit vielen Kissen. Und dann diese großen, bodentiefen Fenster. Ohne Gardinen, nur mit Vorhängen, die weit zurückgezogen sind. Vor dem Fenster sehe ich nur Weite. Ein Stück Himmel, ein Stück Grün, Sträucher und Bäume.
Meine Schlafstatt ist breit, sehr breit, offenbar eine einzige große Matratze. Hell, fast weiß. Vorsichtig beginne ich sitzend leicht auf und ab zu hopsen. Kein Geräusch, kein Ton, keine quietschenden Stahlfedern. Absolut kein Geräusch.
„Frühstück in zehn Minuten, das waren ihre Worte. Das „mein Freund
klang nicht sehr freundschaftlich, es hatte einen drohenden Unterton.
Wie viel Zeit ist schon vergangen? Eine Minute, drei Minuten? Erst jetzt wird mir bewusst, wie schnell mein Herz schlägt. Es hämmert von innen gegen meinen Brustkorb und treibt mich im Stakkato vor sich her.
Mit einem Satz bin ich aus den Federn. Verblüfft stelle ich fest, dass ich gesprungen bin und nun an der Längsseite des Bettes stehe. Völlig schmerzlos bin ich von der Matratze gehüpft. Das gab es seit über zehn Jahren nicht mehr. Die Arthritis hat beide Knie fast völlig zerstört. Mein Tag beginnt mit Schmerztabletten und er endet mit Schmerztabletten. Und nun stehe ich hier und mir tut nichts weh.
Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Kein Knacken, kein Knirschen. Nichts, absolut nichts. Ich bewege mich völlig schmerzfrei. Fantastisch. Was immer ich gestern getrunken habe, was immer diesen Blackout erzeugt hat, die Nachwirkungen sind sensationell.
Entfernt höre ich Geschirr klappern und mehrere Stimmen. Wie viel Zeit ist vergangen?
Hektisch schaue ich mich um. Wo sind meine Sachen?
Auf einem Stuhl liegen einige Kleidungsstücke, achtlos hingeworfen, der Größe nach zu urteilen von einem Kind.
Wo aber sind meine Sachen und zu wem gehören diese vielen Stimmen vor der Tür? Laufe ich gleich einem betrogenen Ehemann über den Weg?
Die Begeisterung über meine Schmerzfreiheit lässt nach. Wo bin ich hier?
Ich spüre den Teppich unter meinen Füßen. Ein dicker, flauschiger Teppich. Und meine nackten Füße. So jung und so gerade.
Jung und gerade?
Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Meine Füße sind weder jung noch gerade. Zwei meiner Zehen sind leicht geknickt, die rechten Großzehen weichen nach außen ab. Aber die Füße, auf die ich nun von oben schaue, sind jung und erscheinen vollständig gesund.
Von oben schaue?
Die Füße, auf die ich schaue, sind ziemlich nah. Viel näher als sonst. Ich versuche, den Abstand zu meinen Augen abzumessen.
Ich bin geschrumpft über Nacht, kein Zweifel, und ich bin ganz sicher völlig verrückt, weil ich auf zwei gesunde Füße schaue.
Auf einmal zieht sich alles in mir zusammen.
Mein Herz, mein Magen, mein Kopf – alles scheint gleichzeitig völlig aus dem Takt zu kommen.
2.
Es ist einer dieser Montage, an denen ich schon morgens weiß, dass es kein guter Tag, ja nicht mal eine gute Woche für mich werden wird.
Frederik ist mit starkem Husten aufgewacht, meine Frau hat kaum geschlafen und Natalie ist in letzter Zeit eh meistens unausstehlich.
Der Montag ist der schlimmste Tag der Woche.
Das frühe Aufstehen setzt mir ebenso zu wie die ständigen Auseinandersetzungen mit meiner pubertierenden Tochter und die üblicherweise endlosen Diskussionen mit meinem Sohn.
Wenigstens bleiben mir heute die Gespräche mit Frederik über den Weltfrieden und über diverse Konzernmachenschaften erspart. Ein kleiner Lichtblick.
Margot schaut müde aus, zu müde für den ersten Tag nach dem Wochenende. Sie schlürft ihren Kaffee und sagt kein Wort. Sie sagt selten etwas und wenn, dann sind es Belanglosigkeiten über das Haus, das Auto oder das Wetter.
Wir sind seit über achtzehn Jahren ein Paar, seit fünfzehn Jahren verheiratet, haben zwei gemeinsame Kinder. Und doch sind wir uns fremd geblieben oder uns fremd geworden.
Montag ist der schlimmste Tag der Woche.
Immer montags gibt es in der Firma die Konferenzen. Immer montags wird der ganze Unmut der Firmenleitung über uns ausgeschüttet. Immer montags. Seit fünfundzwanzig Jahren immer montags. Nicht einmal dienstags oder donnerstags. Immer montags.
Meistens bin ich daher schon ab Sonntagmittag schlecht gelaunt und ziehe mich in den Werkzeugkeller zurück.
Diese Montage. Kann nicht mal jemand Wochen ohne Montage erfinden? Das würde ich mir etwas kosten lassen. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.
„Wie Du lächeln kannst, wenn Frederik so krank ist, verstehe ich nicht", nörgelt Margot.
Das kann sie gut. Kaum