Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Autopsie eines Arbeiterkindes
Autopsie eines Arbeiterkindes
Autopsie eines Arbeiterkindes
eBook217 Seiten2 Stunden

Autopsie eines Arbeiterkindes

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Aufstieg eines schüchternen Arbeiterkindes aus ärmlichen Verhältnissen in die (klein-) bürgerliche Existenz im reichen Münchner Villenvorort Gauting.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Dez. 2022
ISBN9783347758179
Autopsie eines Arbeiterkindes

Ähnlich wie Autopsie eines Arbeiterkindes

Ähnliche E-Books

Biografie & Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Autopsie eines Arbeiterkindes

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Autopsie eines Arbeiterkindes - Reinhard Bertold

    Anstatt eines Prologs: Der Nikolaus naht …

    Rot stehst du

    mit deinem gezeichneten Bart

    im Türrahmen.

    Jetzt sind wir zu zweit.

    Ich und die Angst.

    Monika Minder

    In der großen Küche versammeln sich alle; seine Eltern, die Großeltern, seine Schwester und der Bruder mit dessen Freundin.

    Der Kleine ist mit seinen fünf Jahren sehr angespannt, steht er doch im Mittelpunkt eines alljährlichen, alten Ereignisses. Es ist Nikolaustag 1969.

    Der frühe Abend rückt viel zu schnell heran. Draußen ist es schon dunkel geworden. Es klingelt an der Haustür im ersten Stock. Jemand öffnet. Noch bevor er die bedeutende Gestalt vollständig zu Gesicht bekommt, hört er vor der halb angelehnten Küchentür das unangenehme Stoßen eines Holzstabes auf dem Linolboden des großen Eingangsbereiches und metallische Kettengeräusche. Durch die vier Ornamentgläser der Küchentür schimmern verwaschene schwärzlich-rote Farbtöne, die drohend langsam heranfluten.

    Dann stehen jäh zwei riesige Gestalten vor ihm, deren Anblick ihm das Fürchten lehren soll. Zwar ist der heilige Nikolaus klassisch rot gewandet, mit goldenem Umhang und ebensolcher Mitra, in den schwarz behandschuhten Händen das goldene Buch und den Bischofsstab haltend. Jedoch besteht dessen gesamtes Antlitz aus einer grotesken Gesichtsmaske mit starren, stechend-blickenden blauen Augen, rot aufgemalten Backen und buschigen weißen Augenbrauen. Von dichtem Bart bedeckt und fast unsichtbar ist der Mund, welcher sich aber auch beim Sprechen nicht bewegt.

    Als widerwärtiger Begleiter steht der Krampus neben ihm, jene unsägliche Gestalt aus dem bayerischen Alpengebiet. Die Enden einer rostigen Kette schwingend, die er sich um den Bauch geschlungen hat. In der anderen Pranke ein großer brauner Kartoffelsack herabbaumelnd. Er steckt in einer vollkommen schwarzen Kutte und in hohen schwarzen Stiefeln. Auf dem Kopf ein rundes schwarzes Barett mit blutrot gezacktem Rand. Auch diese Figur trägt, mit Ausnahme von ein paar schmutzigbräunlichen Bartsträhnen, die gleiche leblose, hölzerne und damit so furchteinflößende Maske.

    Der Anblick dieser erschütternden Teufelsfratzen lässt den Buben augenblicklich in ängstliches Aufschreien verfallen. Er will sich bei seiner Mutter festhalten, der Nikolaus packt jedoch seinen anderen Arm und schnaubt mit rauchiger tiefer Stimme: „Krampus, tu mal gleich den Sack her! Der Junge schreit panisch einige „Nein! Ich will nicht!, unterbrochen von der beschwichtigenden Stimme der Mutter: „Du sollst doch schön brav sein, komm!, flankierend unterstützt von der Großmutter: „Geh weiter, Reini, is ja net so schlimm!

    „Krampus, halt mal meinen Stab!, knarzt der Nikolaus, sein schweres Buch öffnend. „Ich muss doch mal schauen, wie der heißt. Wie heißt Du denn?

    „Reinhard Bertold"

    „So, Reiner heißt Du." Flüchtiges Gelächter aus dem Hintergrund. „So, da muss ich jetzt schauen. Du weißt ja, wie das jetzt ist, so kurz vor Weihnachten. Da fliegen die Englein immer um die Häuser. Und schauen durch die Fenster. Und da sehen sie auch alles, was die Kinder machen und was sie nicht machen. Das sehen sie alles! Da muss ich erstmal schauen, was sie da reingeschrieben haben, über den kleinen Bertold Reiner, heißt er. Und mit anschwellend bedrohlicher, schärferer Stimme: „Um Gottes willen! Komm mal her zu mir! Stell Dich her zu mir!

    „Na, i mog net!"

    „Stell Dich hierher! Stell Dich hierher oder ich nehm‘ Dich gleich mit! Stell Dich hierher, ich sag es Dir! Stell Dich hierher oder ich nehm‘ Dich gleich mit!"

    Der gütige Großvater mit seiner sudetendeutsch-samtenen Stimme: „Gei nur hi, gei, gei nur her!" ⁰¹

    „Und da stellst Du dich hin!"

    „Ja."

    „Da steht doch: Der Reiner ist saufrech! Krampus, horch Dir das an! … Bleib hier steh‘n! Das ganze Jahr bist Du frech. Und dann machst Du auf einmal den Angsthasen. Bleib hier steh‘n!"

    „Aber net mitnehmen!"

    „Das weiß ich jetzt noch nicht. Wahrscheinlich werden wir Dich mitnehmen. Das ist der einzige Zettel, wo ein roter Punkt oben drauf ist. Der einzige! Und der gehört Dir! Was meinst Du, was da drinnen steht über Dich? Seine Lieblingsworte sind ‚Sau‘, ,Bauernsau‘, ‚Sauhund‘ und so weiter. Komm her, komm her! Komm her zu mir. Ich pass schon auf, dass er Dich nicht mitnimmt. Ja meinst denn Du, dass das richtig ist?

    „Na."

    „Warum sagst Du dann immer ‚Bauernsau‘? Das ist doch nicht richtig!

    „Jetzt sag i dann mal aber was Schönes!"

    „Ja, erzähl was Schönes!"

    „Jetzt bin i mal aber oft ganz brav!"

    „Ja, das musst Du zur Mama sagen! Das musst Du zur Mutti sagen! Schau sie an und sag ‚Ich bin jetzt bald brav‘!" Die Mutter muss leicht kichern.

    Der Junge in gequältem Ton: „Jetzt bin i brav liebe Mama!"

    „Und da geh wieder her zu mir. Hier stellst Du dich her! Es ist ja nicht mit dem ‚Sauhund‘ getan. Den ganzen Tag isst er nichts wie Schokolade. Ja sag mal, was ist denn das für eine Art? Ja, um Gottes willen, Krampus, wenn ihm etwas nicht passt, hat da der Engel geschrieben, haut er einfach mit Kochlöffel, Hausschuhen und solchen Gegenständen zu. Du, das können wir auch! Komm schön hierher! Du, das können wir auch! Wir haben schon ganz andere in die Isar geschmissen! Komm schön her! Das ganze Jahr spielst Du immer den großen Mann, und heute bist Du so klein! Krampus, mach mal den Sack auf!"

    Angsterfülltes Gebrüll.

    Unbehagliches Gelächter der übrigen Familie.

    „Und dann, wegen jedem Dreck schreit er gleich. Wegen jedem Dreck schreit er gleich! Zum Frisör will er nicht geh’n! Jeden Tag steht er früh auf. Besonders am Sonntag. Am Sonntag lässt er die anderen, seine Schwester und seinen Bruder nicht schlafen. Die, die am Abend müde von der Arbeit heimkommen und dann müde in die Arbeit gehen!"

    Mit einer Spur verzagter Aufmüpfigkeit: „Dann lass ich sie halt schlafen!"

    „Aber ganz bestimmt! Schau mal hin, was da steht, Krampus: Wenn ihm die Eltern was vom Nikolaus erzählt haben, dann lacht er nur…. Und mit gefährlich schriller, lauter Stimme: „Ja, ja, und dann meint er, da kommt dann zu ihm auch nur ein braver! Steck ihn in den Sack, Krampus!

    Der Nikolaus zerrt ihn am Arm, der Junge brüllt in höchstem Entsetzen.

    „Sag mal, willst Du Dich wirklich bessern? Willst Du Dich wirklich bessern?"

    „Ja."

    „Ganz bestimmt?"

    „Ja."

    „Da meint er, es gibt nur einen braven, der zu ihm kommt. Du meinst also, dass wir Dich nicht mitnehmen sollen?"

    „Na."

    „Das ganze Jahr über heißt es immer: Sei brav, sei anständig. Dann tust du’s nicht. Und jetzt, in der kurzen Zeit, in der wir hier sind, da machst Du auf einmal den Angsthasen. Da bist Du ein Jammerlappen, bist Du dann nämlich!"

    „Jetzt bin i amoi ganz brav!"

    „Ja das sollst Du auch! Du kannst ein aufgeweckter Junge sein, Du kannst reden, Du kannst sprechen, Du kannst alles machen. Aber nicht einfach aufsässig ‚Blöde Sau‘ oder ‚Bauernsau‘ sagen! Was ist denn das?"

    „Des sag i dann aber a nimmer!"

    „Und mitgebracht haben wir Dir heuer nichts, dass Du’s weißt! Das ist die erste Vorwarnung! Und wenn Du noch einmal irgendwas machst, dann bist Du weg. In der Isar! Weißt Du das?

    „Jaa."

    „Also dann: Gute Nacht! Kannst Du beten?

    „Ja."

    „Dann bet‘ mal schön! Stell Dich her und bet‘ was Schönes!"

    Der Bruder und die Mutter: „Laut, Reini. Ganz laut, bet‘ mal schön."

    „Wie geht’s denn gleich wieder? Sag nochmal an."

    Rührende bis peinliche Zwischenrufe: „Na komm jetz!, „Mein Gott, hehehe!, „Mach‘ halt schön!"

    „Fang an!"

    Die Schwester hilft ein wenig mit.

    „Jesukindlein komm zu mir, mach ein frommes Kind aus mir. Mein Herz ist klein, kann niemand hinein, als du, mein liebes Jesulein."

    „Also dann. Und reiß Dich zusammen! Gell. Mitgebracht haben wir Dir nichts. Das ist die erste Strafe. Das geht nicht, dass ich das ganze Jahr die Mutter ärgere. Ein richtiger Frechdachs bist Du nämlich. Wir nehmen Dich heute nicht mit, aber merke Dir eins: Der Krampus ist noch lange hier, der wird noch öfter ums Haus schleichen. So schlimm wie heuer war‘s bei Dir noch nie nämlich. Also dann, gute Nacht zusammen!"

    Mit einem fröhlich-beschwingten „Gute Nacht Nikolaus!" verabschiedet die Großmutter das feierliche Adventsspektakel für (fast) die ganze Familie.

    ⁰¹ Geh nur hin, geh, geh nur her!

    Sectio 1 Ungefragt geboren

    Wir Neugeborenen weinen, zu betreten die große Narrenbühne.

    William Shakespeare, King Lear, 1605

    Gehörte das Jahr 1964 noch zur Wirtschaftswunderzeit? Das geburtenstärkste Jahr nach dem verheerenden Weltkrieg, einem Jahr mit Vollbeschäftigung und immensem Bedarf in allen Arbeitsbereichen, was der Bundesrepublik Deutschland den millionsten Gastarbeiter bescherte. Ein Drittel der Deutschen konnte es sich tatsächlich schon leisten, einmal im Jahr in einen Urlaub zu fahren. Ein Drittel der Deutschen besaß bereits ein Auto, einen Fernseher, eine Waschmaschine.

    Im selben Jahr im Herbst wurde unser Säugling auf diese aufstrebende Erdkugel gesetzt. Die Eltern unternahmen bei sonnigem Wetter noch einmal eine letzte Sonntags-Partie nach Garmisch (wer wusste schon, wann der nächste Ausflug möglich sein würde?), bevor er am frühen Montagnachmittag darauf, fern des gefeierten Wirtschaftswunders und seiner Auswirkungen, in der Münchner Frauenklinik um halb Zwei die Beleuchtungskörper dieser wunderlichen Welt erblickte, vermutlich bestürzt vom kalten, gleißenden Licht im kühlgrauen Geviert des Geburtsraumes. Eigentlich hätten sich zwei Kinder aus dem Schoß der Mutter herausquälen müssen, doch überlebte die Zwillingsschwester den langen Aufenthalt im Uterus nicht. Sie entschied sich wohl schon frühzeitig, den Kampf um Nahrung und Platz zugunsten ihres Bruders aufzugeben. Möglicherweise hat er ihr aber auch nichts gegönnt.

    Der Säugling war die dritte Geburt der einunddreißigjährigen Mutter. Ein Zufallsprodukt, wie seine beiden Geschwister. Kein Wunschkind. Ein auf einmal Dagewesener. Kein Ergebnis berührender oder berauschender Liebe, mehr ein Erguss begierig-menschlichen Triebes, vielleicht auch nur ein ungewolltes Missgeschick.

    Der Säugling wurde routiniert begutachtet, geimpft, als normalgewichtig, damals noch als groß genug und gesund erachtet und schließlich seiner Mutter übergeben, die ihm mangels Milch aus den kleinen Brüsten Flaschennahrung zu saugen geben musste. In moderneren Zeiten hätten jetzt weihevolle und imponierende Glückwunschkarten Bekannte und Freunde überflutet und darüber informiert, dass endlich das 51 Zentimeter große und 3330 Gramm schwere edelste Baby der Welt dank Storch oder Frosch ins Leben gehüpft ist.

    Der erste Gratulant zur Geburt war mitnichten der Vater, dieser kam erst später, sondern dessen bester Arbeitskollege aus der nur knapp zwei Kilometer zu Fuß entfernten Pschorr-Brauerei. Er brachte sogar einen Blumenstrauß mit.

    Nach fünf Tagen wurde das Kind gemeinsam mit anderen Sprösslingen in der kleinen, hellen, lichtgelben Kirche der Frauenklinik dem römisch-katholischen Glauben zugeteilt. So lagen fein angeordnet links neben dem Taufbecken drei Mädchen und rechts drei Buben. Bei der Namenswahl setze sich der Vater durch, der nicht wollte, dass sein Sohn den gleichen Namen wie er selbst tragen müsse. Als Taufpate fungierte Horst, ein Bekannter aus dem Geburtsort des Vaters im Dachauer Hinterland, der später auch zu jedem Geburtstag erschien, um regelmäßig ein Hemd und ab und zu eine kleinere Geldsumme zu schenken. Zumindest noch so lange, bis er irgendwann dem Alkohol erlag. Die Mutter war nicht bei der Taufe anwesend, da sie wegen einiger Rückstände der toten Schwester operationsbedingt verhindert war.

    Nach elf Tagen in der Klinik brachte der Vater seine Frau und das neue Kind im Opel Kadett mit dem schwarz-roten Dach in die Wohnung nach Gauting. Die Mutter musste vorsorglich mit dem potentiellen „Plärrer" vom Schlafzimmer auf das Küchensofa umsiedeln, damit des Vaters Schlaf nachts ungestört bleiben konnte.

    Sectio 2 Heimatort Gauting

    Kleinstadtmief ist das Schlimmste aller Nervengase!

    Lothar Peppel

    Die Kleinstadt Gauting, ein Vorort zu München, war dennoch kein Anhängsel der bayerischen Hauptstadt, eingebettet in bäuerliches Umland mit dunklen Forsten und einigen Hügeln, sondern galt schon bald als Villenort einiger Reicher, durchflossen von der Würm, die einer Eiszeit ihren Namen geben durfte und an deren Ufer dort sogar Karl der Große bei der Reismühle angeblich das Licht der Welt erblickt haben soll. Zumindest zieren Krone und Mühlrad bedeutungsschwer das Wappen der Stadt. Auch eine Pippinstraße und ein Pippinplatz (Pippin war der Vater Karl des Großen) markierten den Beginn des ruhigen, reichen Villenviertels von Gauting.

    Dort am nördlichen Ende des Pippinplatzes erhob sich ein wuchtiges Gebäude im Reformstil, ein dreigeschossiger Walmdachbau mit Zwerchhaus und stuckiertem Eingangsvorbau, flankiert von zwei Erkertürmchen. An der dem Pippinplatz zugewandten Seite wuchsen alte, dickstämmige Kastanienbäume in die Höhe. Ein wunderbarer, schlösschenartiger Blickfang als lockender Einstieg in die Welt der Betuchten. Dieser wirkte umso mehr, wenn man einige andere, rund um den länglichovalen Pippinplatz drapierte Häuser ansehen musste, die in ihren neuzeitlich-blassen, architektonisch hilflos zusammengemengten Stahl-und-Beton-Versuchen das Auge des Betrachters besudelten. Vor allem dem unserem Schlösschen gegenüberliegendem sozialartigen Quadratbau, dem ein bescheidenes Grau gut getan hätte, ließ man ein derart quälendes Orange angedeihen, dass man den Blick gerne wieder in Richtung Kastaniengarten umschwenkte.

    In diesem hübschen dreistöckigen Haus wohnte nun unsere siebenköpfige Familie. Im ersten Stock befand sich links die 121-quadratmetergroße Wohnung unseres Protagonisten und gegenüber die Wohnung der Pächter Bauer, die das gutbürgerliche Gasthaus „Zum Bären" im Erdgeschoß schon seit längerer Zeit, auch dank der angeschlossenen Metzgerei, prosperierend bewirtschafteten. Die mit dunklem Holz verkleideten Gasträume, sowie der wegen seiner prächtigen Kastanienbäume einladende Biergarten waren eine beliebte Anlaufstelle von Ausflüglern und von Gautinger Bürgern.

    Das äußerliche, schmückende Zierwerk des Gebäudes fand sich im Inneren nicht wieder. Betrat man nun den schlecht schließenden Hauseingang, vorbei am steilen, schummrigen, Ölgeruch ausdünstenden Kellerabgang, gelangte man über eine breite, knarzige, oft nach Bohnerwachs riechende Holztreppe mit Holzgeländer nach oben in den ersten Stock. Die Haustür war in waldgrüner Farbe gestrichen, an manchen Stellen wohl durch Stöße oder Aufprälle jedoch schon abgeblättert. Nach dem Öffnen der durch ein zusätzliches Sicherheitsschloss behüteten Tür befand man sich in einem breiten, sehr geräumigen, über zwei Meter achtzig hohen Flur, von den Bewohnern „der Gang" genannt. Im Gang standen ein fleckig braun überlackierter älterer, gedrungener Schrank, daneben ein weiterer etwas kleinerer Holz-Schrank und eine an der Wand montierte schmiedeeiserne Garderobe mit farbigen Kleiderbügeln. In späteren Jahren kamen dann noch ein weiterer Garderobenschrank aus Pressholz in weiß-grüner Optik, sowie ein kleiner Schuhschrank als Sideboard für das erste Telefon dazu.

    Vom Gang aus gelangte man in die Zimmer: Eine kleine Speisekammer mit Kühlschrank und Regalen, ein Kinderzimmer mit Kachelofen, mit riesigem Balkon und Blick auf den Biergarten das Wohnzimmer, davon

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1