Peter und Lutz: Eine Erzählung mit sechzehn Holzschnitten von Frans Masereel
Von Romain Rolland
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Peter und Lutz
Ähnliche E-Books
Peter und Lutz: Eine Erzählung mit sechzehn Holzschnitten von Frans Masereel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Sprengmine zwischen Aufbruch und Freiheit: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Pyrenäenbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWindelträger - Roman einer Reise: Was Frauen über Männer schon immer wissen wollten und sich nie zu fragen trauten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFalsches Geld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnabo Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Pakt des Terroristen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Weib-ein Narr-ein Mörder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLutra lutra Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeuer Caesar: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGodolphin oder der Schwur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMOLOCH - Die Schlechten ins Kröpfchen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLa Muta: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKantschu: Wie du mir, so ich dir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchattenwelten: alter Romkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schreibmaschine Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWort_Zone 3.0: Von den Rändern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeidenschaft und Tugend Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Anschlag: Franken noir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wieder! Krimis für den Urlaub: Neun Romane in einem Buch - 1300 Seiten Thriller Spannung: Cassiopeiapress Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall Hammonia: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur ein Moment im Leben: Was wenn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSiegende Liebe: Führungen in der geistigen Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTiefe Havel: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAmor Amaro - Schrebergarten des Todes: oder Neues von der Nachbarin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht von Aurora (Band 2) - Im Schatten der Welten: Märchenhafte Liebesgeschichte für Jugendliche ab 12 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCéline Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEtzel Andergast Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSyria Ares: Der Himmel über Syrien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5City on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAndersens Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Peter und Lutz
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Peter und Lutz - Romain Rolland
Romain Rolland
Peter und Lutz
Eine Erzählung mit sechzehn Holzschnitten von Frans Masereel
EAN 8596547068600
DigiCat, 2022
Contact: DigiCat@okpublishing.info
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titelblatt
Text
"
Peter versank in die Tiefe der Untergrundbahn. Rohe, fiebrig erregte Menge. In einen Block von Menschenleibern eingekeilt, atmete er die schwere Luft, die durch aller Lungen ging; er stand dicht bei der Waggontüre; blicklos waren seine Augen zur schwarzen, dröhnenden Tunnelwölbung gekehrt, unter der die grellblanken Pupillen des Zuges hinglitten. In Peters Innern prallte auch so eine harte, zuckende Helligkeit an schwere Finsternis. Er meinte unter seinem hochgeschlagenen Winterrockkragen zu ersticken; die Arme drückte er dicht an den Leib und hielt die Lippen krampfhaft geschlossen; seine schweißfeuchte Stirn trafen eisige Schauer, wenn bei aufgerissener Türe ein Hauch von draußen eindrang; in dieser Lage wollte er am liebsten nicht mehr atmen, nicht mehr denken, nicht mehr leben. Das Gemüt des Achtzehnjährigen — fast schien er noch ein Kind — war voll dumpfer Verzweiflung. Da oben über ihm, über dieser finsteren Wölbung, über diesem Rattengang, durch den das metallene Ungetüm voll gespenstigen Menschengekribbels dahinschoß — da oben war Paris, war der Schnee, die kalte Januarnacht, der Alpdruck des Lebens und des Sterbens — war der Krieg.
Der Krieg. Seit vier Jahren war er da, hatte sich ins Leben eingefressen. Mit seiner ganzen Schwere hatte er auf Peters Jugend gelastet. Er hatte den Jüngling gerade in der entscheidenden Epoche überfallen, da er durch die Unrast erwachender Sinne erschüttert, tierhafter, blinder, zermalmender Kräfte gewahr wird, der Kräfte des Lebens; des Lebens, das er doch gar nicht verlangt hat. Ist nun so ein Junge, wie es Peter war, von Haus aus zart, ist sein Gemüt so weich und sein Leib so schmächtig, dann packt ihn — ohne daß er sich traut, es wem einzugestehen — ein Ekel, ein Grauen vor dem Schmutz, vor der Gemeinheit, vor dem Blödsinn dieser ewig zeugenden, ewig verschlingenden Natur — vor dieser werfenden Sau, die ihre Jungen frißt . . . In jedem jungen Menschen zwischen dem sechzehnten und dem achtzehnten Lebensjahre regt sich etwas von Hamlets Seele. Wie kann man von ihm Verständnis für den Krieg verlangen! (Eure Sache, Ihr gesetzten Männer!) Er hat schon daran gerade genug, das Leben zu verstehen — und ihm zu verzeihen. Gewöhnlich verkriecht er sich in ein Traumland und ins Reich der Kunst, bis er sich mit der Tatsache seiner Fleischwerdung abgefunden hat, der gefährliche Übergangszustand der Verpuppung glücklich überstanden ist und der Falter ausschlüpfen kann. In jenen wirren Vorfrühlingstagen des Lebens bedarf er so sehr des Friedens und der Sammlung! Aber gerade da holt man ihn aus seinem Schlupfwinkel, entreißt ihn mit roher Gewalt schützendem Dunkel, mit seiner noch so verletzlichen neuen Hülle stößt man ihn an die rauhe Luft, mitten ins harthäutige Menschengeschlecht; dessen Haß und Tollheit soll er sich sofort zu eigen machen, ohne sie zu begreifen; ohne sie zu begreifen, soll er dafür büßen.
Als Achtzehnjähriger war Peter schon assentiert. In einem halben Jahre wird das teure Vaterland sein junges Fleisch brauchen. Der Krieg lechzte darnach. Sechs Monate war noch Schonzeit. Sechs Monate! Wenn man wenigstens bis dahin nicht nachzudenken brauchte! In dieser Unterwelt bleiben! Den grellen Tag nicht mehr sehen müssen! . . . Mit dem hinfliegenden Zuge tauchte er ins Dunkel und schloß die Augen . . . Als er die Augen wieder auftat — stand ein paar Schritte weiter, durch die Körper von zwei fremden Menschen von ihm geschieden, ein junges Mädchen, das eben eingestiegen war. Zuerst erkannte er im Schlagschatten des Hutes nur ihr zartes Profil, dann das Blond einer Locke auf der schmalen Wange, ein Glanzlichtchen auf der lieblichen Biegung dieser Wange, die feine Linie der Nase und der geschürzten Oberlippe, die noch vom raschen Laufe zitterte. Durch die Pforte seiner Augen ging sie ein in sein Herz, trat hinein ganz und gar, und die Pforte schloß sich hinter ihr. Das Lärmen der Außenwelt schwieg. Stille. Friede. Sie war da.
Sie sah nicht nach ihm hin. Sie wußte noch gar nicht, daß er auf der Welt war. Und doch war sie in ihm. Er hielt ihr stummes Bild zärtlich in den Armen und wagte nicht zu atmen, damit sie nicht einmal sein Atem berühre . . .
Bei der nächsten Station kam wilde Bewegung ins Gedränge. Schreiende Leute stürzten in den schon überfüllten Wagen. Peter verspürte den Anprall und tragenden Druck der Menschenwelle. Über dem Tunnel, oben über der großen Stadt, ein dumpfes Krachen. Der Zug fuhr weiter. In diesem Augenblicke rannte in wahnsinniger Angst ein Mensch die Treppe hinunter, indem er die Hände vors Gesicht hielt und — jetzt kollerte er ganz hinunter. Man sah gerade noch, wie ihm Blut zwischen den Fingern floß . . . Dann kam wieder der finstre Tunnel. Im Waggon Schreckensrufe: die Flieger sind da! . . . In der gemeinsamen Gefahr, darin diese gepferchten Leiber zu einem Körper verschmolzen, hatte Peters Hand die Hand ergriffen, die er dicht neben der seinen fühlte. Und wie er die Augen hob, da war es Sie.
Sie machte sich nicht los. Dem Drucke seiner Finger antworteten ihre Finger, erst etwas krampfig und aufgeregt, dann sanft hingegeben, brennend heiß und regungslos. So verharrten ihre Hände im schützenden Dunkel wie zwei Vögelchen, die im selben Neste kauern; und ihr warmes Herzblut floß in einem Strome durch ihre verknüpften Hände. Sie sprachen kein Wort und regten sich nicht. Die Lippen des Burschen streiften beinahe die Locke auf ihrer Wange und ihr Ohrläppchen. Sie blickte ihn nicht an. Zwei Stationen weiter löste sie ihre Hand aus der seinen, die ihr gleich nachgab, schlüpfte leicht durchs Gedränge und war weg, ohne ihn überhaupt angesehn zu haben. Erst als sie verschwunden war, fiel’s ihm ein, ihr zu folgen . . . Zu spät. Der Zug war im Fahren. Bei der nächsten Haltestelle stieg Peter an die Oberwelt. Da war wieder Nachtluft, ein Kitzeln unsichtbaren Schneeflaums und die geängstigte Riesenstadt, die ihre Furcht schon wieder als Abenteuer genoß, während hoch über ihr noch Kriegsvögel schwirrten. Peter aber sah nichts als jene, die in ihm war; er ging heim, Hand in Hand mit der Unbekannten.
Peter Aubier wohnte bei seinen Eltern