Norbert Wickbold Denkzettel 6: Die sechste Staffel
Von Norbert Wickbold
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Über dieses E-Book
Norbert Wickbold
Norbert Wickbold, 1957 in Bremen geboren, nach einer Elektrikerlehre und einem Kunsttherapiestudium Umzug an den Bodensee. Dozent für künstlerische und literarische Kurse. Freie künstlerische Arbeit. Altenpflege. Masterstudium Erwachsenenbildung. Seit 1996 verheiratet mit Irene Wickbold. Zusammen entsteht das Projekt Heilkunst und Farbenpracht. Meine Schriften: »Die Wiederkehr der Morgenlandfahrer« Ein Roman vom Finden der eigenen Kraftquelle. »Wer weiß, wie wir mal werden – Selbstentwicklung kreativ fürs Alter nutzen« In diesem Buch werden umfassende Möglichkeiten aufgezeigt, die Belange seiner Persönlichkeit zu ordnen und damit das eigene Alter zu gestalten. »Vom Sinn des Lebens, des Sterbens und der Aufgabe des Alters« Ein Beitrag in der Zeitschrift Psychosynthese, Nawo-Verlag, Zürich, zum selben Thema. Hierzu habe ich die Reihe: »Sieben Wege zum kreativen Älterwerden« angelegt. Nach dem Einführungsband »Das Lebensschiff bis ins hohe Alter souverän steuern« erschienen: »Die Bilder der Seele sprechen lassen«, sowie: »Die Biografie als Gestaltungsaufgabe«. »Was seht Ihr denn?« ist eine Sammlung von 42 Gedichten. Als Ergänzung hierzu erschien inzwischen: »Was seht Ihr denn« Dichtungen, Verse und sonst noch was. »Norbert Wickbold Denkzettel« Eine fortlaufende Reihe kleiner Schriften zu Fragen des Alltags und des Lebens. Inzwischen sind es hundert Denkzettel in zehn Büchern. Als Zusammenfassung zu biblischen Themen hieraus erschienen: Geschichten aus dem Paradies. Für alle, die damals nicht dabei waren. Fortgeführt wird das Thema in dem Buch: Neue Geschichten aus dem Paradies. Für alle, die zu gerne dabei gewesen wären.
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Buchvorschau
Norbert Wickbold Denkzettel 6 - Norbert Wickbold
Norbert Wickbold
Denkzettel Nr. 51
Denk ich an die liebe Güte,
dann wird mir angst und bange!
Wieso eigentlich?
Während ich diese Zeilen niederschreibe, hoffe ich, dass wir schon bald alle in gewandelter Form auferstanden sein werden. Wie nie zuvor. Und zwar hier auf Erden. »Ach du liebe Güte!«. Die Nachrichten kennen nur ein Thema: Das Virus und alles, was damit zusammenhängt. Ach du liebe Güte, welch eine Panik! Ach du liebe Güte, es werden ja immer mehr! Ja die liebe Güte, was die uns allen gerade abverlangt. Da kann Einem schon angst und bange werden. Dabei heißt die liebe Güte eigentlich die liebe Gute und bezeichnet nichts weniger als die Erde, die uns alle beherbergt. Die liebe gute Erde. Und gutmütig ist die nun wirklich. Was haben wir ihr schon alles zugemutet. Sie erträgt uns Pflanzen, Tiere und Menschen. Wie kaum ein Lebewesen, das sie hervorgebracht hat, haben wir Menschen das Bild der Erde radikal verändert. Und das mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Es bleibt einem fast die Luft weg. Da kann Einem wirklich angst und bange werden. Wie muss es erst der lieben, guten Erde selbst ergehen? Hat die wirklich so einen langen Atem, wie wir Menschen glauben? Manche sagen ja, die Erde sei wütend. Wütend über all das, was wir ihr schon angetan haben. Das zeige sich, wenn wir Menschen durch Stürme, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche und Erdbeben kräftig durchgeschüttelt werden. Dann scheint die Güte der lieben Güte am Ende zu sein. Das geschieht wirklich immer häufiger. Und sie schickt uns immer häufiger solche Plagen. Das ist tatsächlich nicht neu. Die Bibel berichtet davon, dass schon das alte Ägypten von zehn Plagen heimgesucht wurde, um einen Bewusstseinswandel beim Pharao zu bewirken. Doch nichts hatte geholfen. Die Mächtigen und Entscheider von damals blieben hartherzig. Und erst recht der Pharao. Und heute? Hat uns die liebe Güte nicht schon viele Plagen geschickt? Wir heutigen Menschen verweigern uns ebenso dem notwendigen Bewusstseinswandel. Statt dessen drohen wir wie einst Dr. Faust der lieben Güte mit beschwörenden Worten:
»Erwarte nicht die stärkste von meinen Künsten!«.
Und da erscheint der Teufel höchstpersönlich, der frei heraus erklärt, dass Zerstörung sein Auftrag sei. Und Faust antwortet ihm spottend:
»Nun kenn ich deine würd´gen Pflichten!
Du kannst im Großen nichts vernichten
und fängst es nun im Kleinen an!«.
Darauf der spitzfindige Mephisto:
» Und freilich ist nicht viel damit getan.«.
Damals wie heute haben all die vielen Wellen, Stürme Schütteln, Brände dem menschlichen Treiben weiß Gott kein Ende bereitet. Heute fängt es die, lange Zeit so liebe Güte wirklich im Kleinen an. Und tatsächlich.
Ein winzig kleines Virus schafft es. Ach du liebe Güte, diese kleine Ursache soll eine solch große Wirkung hervorrufen? Zunächst will das kaum jemand ernst nehmen. Doch was niemand für möglich gehalten hat: Das Virus lässt uns innehalten. Wir sehen ab von unserem Treiben. Denn das kleine Virus hat das Potenzial zu ganz großen Zahlen. Zu Zahlen, die all die Wachstumspropheten erschaudern lassen.
Im alten Ägypten hatte Moses dem Pharao demonstriert, welche Macht der wahre Gott hat, indem er seinen Mosesstab in eine Schlange verwandelte. Auch die ägyptischen Magier verwandelten ihre Zauberstäbe in Schlangen. Doch die mosaische Schlange hatte die Macht, die anderen zu vertilgen. Wie schon damals der Pharao, so beschäftigen auch die Mächtigen unserer Tage ein Heer von Beratern und Machern, damit diese ihnen eine machtvolle Zukunft sichern. Und in schwierigen Zeiten zeigt sich deutlich, was ihre Kunst in Wirklichkeit ist: ein fauler Zauber! Jahrzehntelang ließen wir uns davon in den Bann ziehen. Bedenkenlos ließen wir zu, dass sie gigantische Honorare und Bonuszahlungen kassierten und all die vielen fleißigen Arbeiter und Helfer zum kostenintensiven Ballast degradierten, der wegzurationalisieren sei. Einzig sie selbst galten als unverzichtbare und unbezahlbare Stütze unserer Gesellschaft. Ihre Zauber- und Beschwörungsformeln von Machbarkeit und Unfehlbarkeit, von Wachstum und Gewinnstreben sind sinnlos geworden. Nun in der Krise wird deutlich, wer wirklich unverzichtbar ist. Plötzlich fällt auf, dass all die billigen Arbeitskräfte gerade das Wertvollste sind, was die Gesellschaft hat. Jetzt erweist sich, dass der Stein, den die Meister verworfen haben, zum Eckstein geworden ist. Nicht die Berater, Makler und Manager, sondern die Krankenschwestern, Verkäufer und Lieferwagenfahrer bilden den Eckstein, also den Stein, der das Gewölbe unserer ganzen Gesellschaft wirklich trägt. Es machten schon Bilder die Runde, die zeigten, wie Umherstehende den Pflegepersonen Beifall klatschten. Ach du liebe Güte, da stehlen die fleißigen Krankenschwestern und Verkäuferinnen doch tatsächlich den Gewinnmaximierern die Show. Wie wäre es, wenn diese statt dumm aus der Wäsche zu schauen, selbst mit zupacken würden, wo Not am Mann ist? Oder wenn sie das angesammelte Geld aus vielen Bonuszahlungen mal gemeinnützig anlegen würden? Ach du liebe Güte, rufen sie, soll jetzt etwa Solidarität wichtiger sein, als Raffgier? Und wir? Soll unsere Solidarität bald wieder nur den alten Profiteuren gelten?
Manchmal stelle ich mir vor, ich könnte die Erde vom Weltall aus betrachten. Mit all den vielen Satelliten und Flugzeugen, die sie unentwegt umkreisen. Ach könnte ich davon ein Gesamtpanorama erstellen und eine Momentaufnahme machen. Aber die Erde steht nun mal nicht still. Und die Flugzeuge erst recht nicht. Nur in meiner inneren Vorstellung ist