Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ambadonien: Die fehlenden Schriftrollen
Ambadonien: Die fehlenden Schriftrollen
Ambadonien: Die fehlenden Schriftrollen
eBook247 Seiten3 Stunden

Ambadonien: Die fehlenden Schriftrollen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Immer wieder derselbe Traum, der Kathy Nacht für Nacht aus dem Schlaf reißt.
Eine Familie voller Geheimnisse, Rätsel und verbotener Zimmer.
Was hat all das zu bedeuten? Eine Frage, die sich Kathy schon fast ihr ganzes Leben stellt.

Und was will der heiße Typ von ihr, der eines Tages an ihrer Schule auftaucht?
Nun steht ihre Welt endgültig auf dem Kopf, denn es zieht sie scheinbar magisch zueinander.
Unaufhaltsam zerrt ein Strudel aus Gefahren und alten Prophezeiungen sie in die fantastische Welt von Ambadonien, in der die Regeln der Zeit anders spielen.

Kathy wird ungeahnten Gefahren ausgesetzt und muss für alles kämpfen, was sie liebt.
Sollte es auch ihr eigenes Leben kosten. Eine andere Wahl hat sie nicht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Mai 2021
ISBN9783347270114
Ambadonien: Die fehlenden Schriftrollen
Autor

Melanie H.-Händler

Melanie H.-Händel, 1976 in Aurich geboren, begann 2006 an ihrem ersten Roman zu arbeiten. Seitdem schreibt sie u. a. über die große Liebe, phantastische Welten und schreckt auch nicht davor zurück, die schwierigen Themen des Lebens anzusprechen. Ambadonien (1) und Brotanien hat sie bereits sehr erfolgreich im Selfpublishing veröffentlicht. Mit „Nach der Erinnerung“ legt die Autorin einen Liebesroman vor. Melanie wohnt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und Hund Tweety in NRW. Mit ihrem Herzen jedoch lebt sie in Schottland, England und Norwegen. Je nachdem, wo ihre Geschichten gerade spielen. Sie ist auf Instagram aktiv und tauscht sich dort gerne mit ihren Lesern aus.

Ähnlich wie Ambadonien

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ambadonien

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ambadonien - Melanie H.-Händler

    Kapitel 1

    Katherina saß mit angezogenen Beinen in ihrem Bett. Zwei Uhr in der Früh, wieder aus einem Traum aufgeschreckt. Immer und immer wieder diese Träume, so real, dass sie anfing, an sich zu zweifeln.

    Irgendwann konnte sie sich beruhigen, doch vorher dachte Kathy lange über diesen Traum nach.

    Es war anders, irgendetwas war anders. Nicht nur, dass die Träume von Mal zu Mal realer wurden, sie konnte sich auch umdrehen und in eine andere Richtung schauen.

    »… und dann konnte ich mich in eine andere Richtung drehen«, erzählte Kathy am darauffolgenden Morgen ihrer besten Freundin Lea.

    »Seltsam. Das ist schon komisch genug mit diesem Typen, den du jede Nacht dort am Strand triffst. Was konntest du denn sehen, ich meine, nachdem du dich umgedreht hast?« Lea hakte sich bei Kathy unter und sie gingen Richtung Schuleingang.

    »Der Unterricht fängt an. Ich berichte es dir später, falls ich die öde Pauli überlebe.«

    »Vielleicht solltest du das mal deinen Eltern erzählen.« Lea sah ihre Freundin nachdenklich an. »Wonach soll ich bitte fragen? Ob es Erbkrankheiten gibt, die in diese Richtung gehen?« Beide fingen zu lachen an. So waren für einige Momente die Sorgen über ihre Träume vergessen.

    Heute wollte die Zeit einfach nicht vergehen und es dauerte gefühlt ewig bis zur Mittagspause.

    Englisch war für beide der größte Horror.

    »O Mann! Ich dachte, die Zeit vergeht nie. Zehn Minuten länger und ich wäre gestorben.« Theatralisch schmiss Lea sich in Katherinas Arme. »Todesursache eingeschläfert, du Arme. Wenn man bedenkt, dass ich denselben Unterricht hatte, bist du schon sehr zu bedauern.«

    Kathy konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    »Mach du dich nur lustig. Du bist nun mal viel härter im Nehmen. Und genau aus diesem Grund geht dir der öde Unterricht nicht so an die Nerven.«

    »Du spinnst, Süße!«

    »Mag sein, trotzdem habe ich recht! Komm, lass uns in die Mensa. Ich sterbe fast vor Hunger.« Lea warf ihre langen blonden Haare über die Schulter und eilte davon.

    »Erst wegen des lahmen Unterrichts und nun vor Hunger. Das ist ein wenig viel Gesterbe für einen Vormittag. Ich habe auch Hunger.« Kathy sah ihre Freundin liebevoll an. Seit dem Kindergarten waren beide unzertrennlich. Früher hatte man sie immer Schneeweißchen und Rosenrot genannt, da sie rein äußerlich nicht unterschiedlicher hätten sein können.

    Während Lea lange blonde Haare hatte und stechend blaue Augen, waren Kathys Haare braun mit einem leichten Rotstich. Sie hatte grün-graue Augen und auch ihre Figuren waren unterschiedlich.

    Lea war sehr schlank, was sie auch immer schimpfen ließ, da ihr Busen so klein war.

    Kathy hingegen hatte für ihre siebzehn Jahre schon einen recht üppigen Busen und auch sonst hatte sie genügend weibliche Rundungen.

    Lea war es auch damals gewesen, die aus Katherina eine Kathy machte. Seither wurde sie von allen nur bei ihrem Spitznamen gerufen.

    Fünfzehn Minuten später saßen Kathy und Lea in der Mensa und gingen, während sie aßen, noch einmal Kathys Träume durch. Lea machte einen besorgten Gesichtsausdruck. Sie hatte Angst um ihre Freundin, das entging auch Kathy nicht.

    »Lea, ich bin so froh, dich als beste Freundin zu haben. Ich habe dich so lieb.«

    »Sag doch so etwas nicht. Du weißt, dass ich immer gleich losheule. Aber ich habe dich auch schrecklich doll lieb. Und wir werden schon herausfinden, was mit dir los ist.« Lea wollte es locker und fröhlich klingen lassen, scheiterte jedoch kläglich.

    »Mach dir keine Sorgen. Für all das gibt es sicher ganz logische Erklärungen.« Kathy legte eine Hand beruhigend auf Leas Arm.

    »Komm, erzähl mir noch einmal ganz genau, was heute Nacht geschehen ist. Ich finde es immer noch superunheimlich.« Lea machte mit ihrer linken Hand eine bedeutungsvoll ausschweifende Bewegung. In der Zwischenzeit hatten die beiden sich auf eine Bank im Schulhof gesetzt.

    »Eigentlich fing alles an wie immer. Ich stand an diesem wunderschönen Strand und schaute auf das Meer. Das, wenn ich genau darüber nachdenke, besonders unruhig war. Plötzlich kam Christen und nahm mich von hinten in die Arme.« Kathy steckte sich ein Kaugummi in den Mund, ehe sie weitersprach.

    »Er sagte: ›Es ist in unseren Träumen alles so einfach. Man trifft sich mit dem Mädchen seines Herzens und kann es einfach küssen.‹ Dann drehte er mich zu sich und küsste mich.« Bei dem Gedanken färbten sich Kathys Wangen rot.

    »Das ist ja so romantisch! Ich will auch einen Traumprinzen. Wenn du heute Nacht wieder von ihm träumst, fragst du ihn gefälligst, ob er einen Bruder hat. Was ist dann geschehen?« Aufgeregt rutschte Lea hin und her.

    »Wie immer. Christen sprach darüber, wie unglücklich er sei, dass es mich nur in seinen Träumen gebe, und kurze Zeit später war er verschwunden. Und ich stand wieder allein am Strand und bin aufgewacht.« Kathy dachte einen Moment nach, bevor sie weitersprach.» Das Seltsame war diese Burg. Ich kann mich, wie gesagt, nie in eine andere Richtung drehen. Eigentlich geht es immer nur um Christen und mich. Wir schauen auf das Meer und reden. Dieses Mal konnte ich aber nach hinten sehen und im Hintergrund auf einem Hügel war da diese alte Burg.« Lea unterbrach ihre Freundin.

    »Welche Burg? Konntest du reingehen? War außer der alten Burg noch etwas zu sehen?« Hätte Kathy ihre Freundin nicht unterbrochen, wären sicher noch hundert weitere Fragen aus Leas Mund geschossen.

    »Ich weiß nicht, was das für eine Burg war und was sie zu bedeuten hatte. Reingehen konnte ich nicht. Nachdem Christen eben erst verschwunden war, konnte ich mich für einen Moment umdrehen. Ich habe die Burg gesehen und bin aufgewacht. Sonst war weiter nichts Auffälliges. Na ja, nur dass das Meer besonders hohe Wellen schlug. Selbst ein Seemann hätte bei diesem Wellengang wohl Probleme bekommen.« Dabei rümpfte sie ihre Nase.

    »Igitt, Kathy, das war für die Erzählung echt nicht wichtig. Das ist schon alles seltsam. Ich meine, das wird ja immer realer. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Christen dir im Traum erzählt, wie unglücklich er ist, dass es dich nur in seinen Träumen gibt. Weiß er denn nicht, dass es ihn nur in deinen Träumen gibt? Selbst dann sind Männer einfach nicht zu verstehen. Wie war dein Gefühl …« Lea dachte kurz nach und schweifte mit ihrem Blick über den Schulhof. »Was war das für ein Gefühl, als du dich umdrehen konntest und die Burg gesehen hast?« Sie schaute ihre Freundin erwartungsvoll an.

    Es dauerte eine Weile, bis Kathy antwortete. »Es war für einen kurzen Moment so, als würde mich die Burg in ihren Bann ziehen. Ich hatte das Gefühl, unbedingt dorthin zu müssen. Ein Gefühl in mir wollte unter allen Umständen in diese Burg gehen. Dann bin ich wahnsinnig erschrocken aufgewacht.« Bei diesem Gedanken wurde ihr immer noch ganz kalt.

    »Du bist ja jetzt noch ganz aufgebracht. Du hast wirklich keine Ahnung, was oder wer dich so gequält hat?« Leas Sorge um Kathy wurde immer größer. Sie wollte ihr helfen, doch wie sollte sie das anstellen?

    »Nein, wirklich nicht. Ich habe mir die ganze Nacht das Hirn verrenkt, doch mir ist nichts eingefallen. Es sind zwar nur Träume, aber ich bekomme trotzdem Angst.« Lea nahm ihre Freundin liebevoll in den Arm und strich ihr über das Haar.

    »Es ist doch gleich Wochenende. Du schläfst einfach bei mir. Unsere Eltern haben sicher nichts dagegen und ich kann auf dich aufpassen. Vielleicht sprichst du ja im Schlaf und ich bekomme so etwas Hilfreiches heraus. Was denkst du?« Mit aufmunterndem Blick wartete sie auf Kathys Antwort.

    »Aber mit Schokolade, Pizza und einem schönen Film«, neckte Kathy ihre Freundin.

    »Liebe, Action oder Komödie?« Lea fing an zu lachen.

    »Komödie, ohne Knutschen, und es darf keine Burg vorkommen.« Jetzt lachten beide.

    Und mit diesen tollen Aussichten konnte Kathy sich beruhigen und die letzten Schulstunden zu Ende bringen, um dann fröhlich mit Lea ins Wochenende zu gehen.

    »Ich sage nur schnell meinen Eltern Bescheid und packe meine Tasche. Ich beeile mich. Bis gleich, Süße.«

    »Und ich frage meinen Vater, ob ich das Aufnahmegerät haben kann. Man weiß ja nie, wofür man es gebrauchen kann.« Mit einem wichtigen Blick bedachte Lea ihre Freundin, bevor sie sich zum Gehen wegdrehte.

    »Machen Sie das, Miss Watson.« Kathy musste den ganzen Weg über ihre Freundin lachen. Lea kam auf Ideen. Der wichtige Gesichtsausdruck war Kathy nicht entgangen.

    Zuhause angekommen, schloss sie die Haustür auf und trat hindurch. »Mom, ich bin wieder da. Ich will das Wochenende bei Lea schlafen. Das geht doch in Ordnung, oder?« Wo steckte ihre Mutter denn? »Mom, Mom, wo steckst du denn? Nun antworte doch endlich!?« Kathy sah im Büro und in der Küche nach.

    »Hier, Liebes, ich bin in der Bibliothek. Komm, sieh dir das an. Ich blättere gerade in einem alten Buch, das schon seit langer Zeit in unserer Familie ist. Was war mit Lea?« Kathy konnte den roten Lockenkopf ihrer Mutter über den Sesselrand sehen. Ihre Mutter war immer so aufgeregt, sobald sie eine neue Errungenschaft bekommen hatte.

    »Ob es okay ist, dass ich am Wochenende bei Lea übernachten möchte?« Sie beugte sich zu ihrer Mutter herunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.

    »Ja, natürlich ist das in Ordnung.« Ihre Mutter lachte sie liebevoll an.

    Anna war eine fröhliche Frau und mit ihren neununddreißig Jahren noch sehr kindlich, kindlich jedoch im positiven Sinn. Sie sang den ganzen Tag und für ein Brettspiel war Anna immer zu haben. Für Kathy war sie die liebevollste Mutter aller Zeiten.

    Anna war Künstlerin aus Berufung, wie sie selbst sagte. Außerdem war sie leidenschaftliche Sammlerin von allem, was alt war.

    Diese Leidenschaft teilte sie mit Chris Gran, ihrem Mann und Kathys Vater. Sonst war er das genaue Gegenteil von seiner Frau. Kathys Vater war der Besitzer eines Buchladens und ein ruhiger und ausgeglichener Mensch.

    Kathy war sich sicher, dass ihre Eltern sich genau aus diesem Grund so liebten. Denn bekanntlich zogen sich ja Gegensätze an.

    Und ihrem Vater war die Liebe immer deutlich anzusehen. Gerade in den Momenten, in denen es offensichtliche Probleme gab. Denn dann wirbelte Anna mit ihrer Leichtigkeit umher und riss alle mit.

    »Schlechte Laune ist ein Problem. Das hier sind nur Späße des Lebens, damit den Menschen nicht langweilig wird«, war, was sie dann sagte, und damit waren die Probleme für sie so gut wie erledigt.

    »Diese Gabe hatte meine Any schon, als sie noch ein kleines Kind war«, sagte ihre Großmutter oft voller Stolz. »Sie machte die Menschen immer glücklich, nur durch ihr Verhalten und auf die Sicht der Dinge.« Dann nahm Kathys Großmutter Anna meistens in den Arm und bedachte sie mit den Worten: »Ein großes Talent und eine große Gabe schlummern in dir, Anna, mein Schatz. Es wird Zeit, dass du es wieder nutzen kannst. Die Welt wird eines Tages noch von dir sprechen, sobald der Zyklus seinen Weg erneuert.«

    Kathy fand ihre Familie sehr merkwürdig, fühlte sich jedoch genau mit dieser Familie pudelwohl. Kathy stellte sich nun nah zu ihrer Mutter, um das Buch besser betrachten zu können.

    »Was ist das für ein Buch, Mom?« Sie wurde beim genaueren Betrachten neugierig. Es war ganz offensichtlich ein sehr altes Buch, da die Seiten schon vergilbt waren. Es war in dunklem Leder gebunden und auf dem Buchdeckel war ein Bild von einer Taschenuhr abgebildet.

    »Ein uraltes Buch, es ist schon seit über zweihundert Jahren im Besitz der Well-Familie.« Anna strich ehrfürchtig über den Einband.

    »Zweihundert Jahre, so weit kann wohl keine Familie das zurückverfolgen, oder?« Wobei Kathy wusste: In ihrer Familie war fast alles möglich.

    Sie war der festen Überzeugung, dass alle merkwürdigen Menschen auf dieser Welt zu ihrer Familie gehörten. Aber über zweihundert Jahre? Wie weit hatte ihre Großmutter bitte zurück recherchiert – bis in die Steinzeit, oder was? Dann hatten sie sicher auch herausgefunden, dass unter den Dinosauriern Familienmitglieder gelebt haben.

    »Mom, das ist doch Blödsinn.«

    »Ganz und gar nicht, mein Schatz. Aber du wirst noch früh genug erfahren, wie weit unsere Familiengeschichte reicht.« Dann schlug Anna das Buch auf und hielt es ihr hin.

    »Sieh dir das hier mal an.« Kathy tat, was ihre Mutter sagte.

    Auf der aufgeschlagenen Seite war ein Bild zu sehen. Ein Mädchen in Kathys Alter, also sechzehn, siebzehn Jahre. Kathy erschrak. Als sie sich das Mädchen genauer ansah, war eine große Ähnlichkeit zu Kathy wohl kaum von der Hand zu weisen. Um genau zu sein, musste man schon sagen, bei diesem Mädchen konnte es sich nur um Kathy selbst handeln.

    Der Strand, an dem das Mädchen stand, war mit ihren Träumen identisch. Das Foto schien von der Seite gemacht worden zu sein. Man konnte sowohl die Burg auf dem kleinen Hügel als auch das Meer sehen.

    »Mom, was hat das alles zu bedeuten? Das Mädchen auf dem Bild, das bin doch eindeutig ich? Wie kann das sein, wenn doch das Buch schon so alt ist?« Kathy war außer sich. Ganz offensichtlich gab es etwas, das alle wussten, nur sie nicht. Und ihre Träume – war wirklich mehr daran? Kathy stützte sich am Sessel ab und setzte sich langsam auf die Armlehne. Ihr wurde schwarz vor Augen und einen kurzen Moment lang hatte sie Angst, umzukippen.

    »Mom, nun sag schon etwas. Was mache ich in diesem Buch?« Kathy rieb sich die Nasenwurzel. Sie bekam Kopfschmerzen.

    »Du kommst nun langsam in ein Alter, in dem du in das Familiengeheimnis eingeweiht werden sollst. Ich werde später noch zu deinen Großeltern gehen und mit ihnen alles besprechen.« Anna schien äußerlich nicht sonderlich beunruhigt, wobei der Schein zu trügen schien, das entging Kathy nicht und machte sie aus irgendeinem Grund argwöhnisch.

    »Außerdem, du wolltest doch zu Lea, oder?«

    Anna stand auf, nahm ihrer Tochter das Buch aus der Hand und ging zum Bücherregal.

    »Stimmt. Sie wartet sicher schon. Ich gehe rauf in mein Zimmer und packe schnell ein paar Klamotten«, spottete Kathy erzürnt. Sie konnte nicht verstehen, wie ihre Mutter einfach zur Tagesordnung übergehen wollte. »Willst du mich verarschen, Mom? Ich will wissen, was du damit gemeint hast. Du machst mir Angst. Und nur damit du es weißt: Ich habe sehr wohl bemerkt, dass du nervös bist.«

    »Und dennoch werde ich dir nichts sagen können, bevor ich mit deinen Großeltern gesprochen habe. Du wirst es bis dahin gut sein lassen müssen. Vertraue mir, mein Schatz, du wirst es bald erfahren und bis dahin machst du dir ein schönes Wochenende mit Lea.« Kathy spürte, dass sie hier nicht weiterkommen würde und dass es keinen Sinn hatte, ihre Mutter weiter zu nerven.

    Kathy lief aus dem Raum. Sie rannte schnell die Treppen hinauf. Sie hatte ihr Reich unter dem Dach. Es war, wie sie fand, das schönste Zimmer im ganzen Haus. Wenn man bedachte, dass dieses Haus insgesamt zehn Zimmer hatte, war das echt super. Auch wenn sie ursprünglich nur hier oben gelandet war, weil die anderen Zimmer schon verplant waren, würde sie heute nicht mehr tauschen wollen. Unten im Erdgeschoss war auf der linken Seite, direkt neben der Eingangstür, das Arbeitszimmer ihres Vaters, dann kam ebenfalls zur linken die Küche. Gegenüber lag das Arbeitszimmer ihrer Mutter und ging man geradeaus durch den Korridor, so war dort die Bibliothek. Im nächsten Stockwerk gab es ein Wohnzimmer, zwei Gästezimmer und das geheime Zimmer.

    Niemand, außer Kathys Mutter und ihrer Großmutter, durfte diesen Raum betreten.

    Früher hatte Kathy alles Mögliche versucht, um in diesen Raum zu gelangen. Heute hatte sie sich damit abgefunden, dass ihre Mutter wie auch immer dafür sorgte, dass es einem unmöglich war. Wenn sie so an das geheime Zimmer dachte, überlegte sie, ob das Familiengeheimnis womöglich damit zu tun hatte.

    Im nächsten Stockwerk befanden sich nur das Schlafzimmer ihrer Eltern und ein großes Bad. Und im Dachgeschoss lag nun Kathys Zimmer mit einem winzigen Bad. Dafür jedoch für sie ganz allein, und das fand sie super.

    Kathy stand vor ihrem Kleiderschrank und packte ihre Tasche.

    In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie musste nicht auf das Display schauen, um zu wissen, wer es war.

    »Kathy, sag mal, wo bleibst du? Ich sitze hier schon seit Stunden und warte.« Leas aufgesetzte Stimme quiekte in ihr Ohr.

    »Stunden, nun übertreibst du aber. Ich muss dir gleich unbedingt etwas Superwichtiges erzählen. Meine Mom hat ein altes Buch, in dem eine Abbildung von mir am Strand zu sehen ist. Und sie hat so kryptisches Zeug von einem Familiengeheimnis erzählt.« Während sie mit der einen Hand ihr Handy ans Ohr hielt, stopfte Kathy mit der anderen ihre Sachen in die Tasche.

    »Hä? Was

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1