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Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln: 07/2020 - 06/2021
Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln: 07/2020 - 06/2021
Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln: 07/2020 - 06/2021
eBook243 Seiten3 Stunden

Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln: 07/2020 - 06/2021

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Über dieses E-Book

Das alltägliche Leben hält unzählige kleine, kostbare Momente bereit. Viele davon regen zum Schmunzeln an. Diese Kurzgeschichten erzählen von Fröhlichkeit, Toleranz, Fairness und vor allem von dem Schmunzeln, das den kleinen Begebenheiten innewohnt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum30. Mai 2022
ISBN9783347620629
Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln: 07/2020 - 06/2021
Autor

Miriam Hinders

Die Autorin freut sich sehr, endlich den dritten Band ihrer kleinen Buchreihe vorlegen zu können. Mit ihren Schmunzelstories erreicht sie Menschen, die sich gerne zum Miterleben der kleinen kostbaren Momente entführen lassen, die das Leben bietet. Für sie schaut die Autorin gerne augenzwinkernd auf alltägliche Situationen, und dann bereitet sie ihre Erlebnisse und Ideen genüsslich auf. Sie hat keine Angst vor den eigenen Schrullen und glaubt fest an die große Kraft der Zuversicht und der Fröhlichkeit.

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    Buchvorschau

    Schmunzelstories 1 - kurze Geschichten zum Lesen und Schmunzeln - Miriam Hinders

    Begegnungsstätte

    Ich habe den ganzen Tag an einem Kopflappenumleger gearbeitet. Das Ding braucht man für Verpackungsmaschinen. Denke an Mehl- oder Zuckerpackungen. Stelle Dir vor, Du füllst das Päckchen und verschließt es dann. Vielleicht drückst Du die Stirnseiten mit den Fingern ein und faltest den nach oben überstehenden Teil nach unten. Genau so macht es der Kopflappenumleger auch, dieser hier etwa einhundertfünfzig Mal in der Minute.

    Die Konstruktion war nicht so einfach, aber jetzt ist das Ding endlich komplett, alle Teile sind gezeichnet und bemaßt.

    Ich kehre zu meiner Freundin Gitti zurück – ich bin hungrig und habe einen halben Laib Möhrenbrot im Auto. Die andere Hälfte hat die Fahrt mal wieder nicht überlebt, es hat so herrlich geduftet. Kaum zur Tür herein wird mir eröffnet: „Ich habe meinen Bausparvertrag gekündigt und außerdem habe ich es satt!"

    Okay?!? Gitti nimmt zum Essen etwas weniger des guten Weines zu sich. Bald erkenne ich, dass wir das Haus noch mal verlassen werden. Sie fährt, ich kann eh nicht mehr, ich wollte den Rest der Flasche nicht verkommen lassen. Wir betreten ein Küchenstudio. Langsam beginne ich, zu begreifen: wir werden eine Küche kaufen! Heute allerdings nicht, es ist wohl noch nicht der richtige Laden – puh.

    Am nächsten Morgen geht es weiter mit dem Thema. Es ist Samstag. Gegen neun Uhr entreißt Gitti mich dem Schlaf - präsenile Bettflucht. Ich wanke in die Küche, die es zu ersetzen gilt. Nach Kaffee und Brötchen krieche ich durch den Raum und ermittle Maße, wir zeichnen einen Grundriss. Es gibt auch noch bewegliche Dinge, die offensichtlich das Haus nicht so schnell verlassen sollen, dazu gehören ein runder Tisch, eine hohe Kühl-Gefrier-Kombination und vier Stühle. Die werden ebenfalls ausgemessen, wir fertigen Papierschnipsel, die wir dann über den Grundriss schieben können. Alles findet Platz in einer Plastik-Sichttasche, so eine, die man in Ordner heften kann.

    Los geht es – mit einem Umweg über den Wertstoffhof, wo wir wieder Probleme mit den ortsansässigen Müllsheriffs bekommen, weil wir nicht in der Lage sind, unseren Müll so zu sortieren, wie es in dieser Woche wohl angebracht gewesen wäre – egal, das ist in etwa so aussichtslos, wie das Unterfangen, beim Aldi den Wettlauf gegen die Kassiererin gewinnen zu wollen (meinen höchsten Respekt zolle ich diesen Frauen!!).

    Am späten Nachmittag landen wir völlig erschöpft in einem Laden, in dem wir Dachmaar, wie wir sie später liebevoll nennen werden, begegnen. Ich glaube, Dachmaar hatte bis dahin einen beschaulichen Samstag hinter sich und freute sich schon auf den nahenden Feierabend und ein Gläschen Sekt, mit dem sie denselben zu beschließen gedachte. Wir kippen unsere Schnipsel aus der Plastik-Sichttasche auf einen Tisch und formulieren unser Anliegen.

    Dachmaar zeigt uns fast alles, was der Laden zu bieten hat und denkt sich ob unserer Kommentare und Überlegungen bezüglich der Zahl der Leute, die zur Not in der neuen Küche gemeinsam speisen können sollen, ob der Logistik, die die Zubereitung bestimmter Speisen erfordert und ob all der sonstigen Nebenbedingungen, die zu erfüllen sind, ihren Teil. Irgendwann muss sie dann doch fragen, was sich ihr aufdrängt: „Ist das eigentlich eine Begegnungsstätte? Wir antworten synchron, ich mit „Nein, Gitti mit „Ja". Dachmaar belässt es dabei. Sie berät uns weiter, bis wir unsere Schnipsel wieder einsammeln und einen Vertrag unterschreiben. Dann gibt es endlich Sekt, für Dachmaar, Gitti und mich – guter Tag!

    Die neue Küche soll direkt nach Weihnachten in Gittis Haus geliefert werden und es sind viele Vorbereitungen zu treffen. Der Boden ist hässlich, wir wollen also Laminat verlegen. Es ist egal, dass wir keine Ahnung davon oder gar Erfahrung damit haben, und Gittis Schwägerin hat uns Hilfe angedroht, alles kein Problem, sie wird kommen. Wir sollen nur alles besorgen, was man dazu so braucht – wir trauen uns nicht, nach Details zu fragen. Die Wände wollen wir bei der Gelegenheit auch neu tapezieren. In einem der ortsansässigen Baumärkte erstehen wir ein größeres Gebinde Laminat, Tapete, Kleister, Werkzeug und was-weiß-ich-was, was man so brauchen könnte.

    Die alten Küchenmöbel werden entsorgt und die Schwägerin mitsamt Kreissäge einbestellt. Draußen ist es kalt, was gut ist, weil dort ein Teil des Kühlschrankinhaltes lagern muss. Ein Verschieben des wichtigsten Schrankes im ganzen Haushalt ist uns erst möglich, nachdem der größte Teil seines Inhaltes des Hauses verwiesen ist. Die Laminat-Verlege-Aktion mit den beiden läuft gut, erst beim drittletzten Brett erleichtert sich der Schwägerin Gewissen: „Das ist ja einfach, das hätte ich gar nicht gedacht, das muss ich dringend zu Hause auch mal probieren!" Ich hatte bis da geglaubt, sie hätte schon gefühlte tausend Quadratmeter mit dem Zeug ausgelegt.

    Weihnachten verbringen Gitti und ich bei der Schwägerin, bei uns gibt es ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eine Küche! Sturm Lothar fegt übers Land und wir müssen trotzdem nach Hause, weil doch morgen der Küchenbauer kommt. Wir haben keine Ahnung davon, dass der ebenfalls stundenlang durch den Schwarzwald gurkt, weil er ja am nächsten Morgen eine Küche ausliefern muss. Ich vermute, wir sind uns auf der stundenlangen Irrfahrt mindestens zehn Mal begegnet, es gab ja wirklich überall nur umgefallene Bäume und skurrile Gegenden, in denen die Feuerwehr alle verfügbaren Kettensägen testen durfte. Wochen später ist der Raum wieder nutzbar, es hat halt etwas gedauert, bis alle Arbeitsplatten endlich so zugesägt waren, dass sie zu den schiefen Wänden passen.

    Die Küche, die bei uns fortan nur noch Begegnungsstätte heißt, wird wieder in Betrieb genommen. Wir laden Freunde ein. Es gibt eines unserer gefürchteten Menüs „mit nix", also mit allem, was aus dem wieder gefüllten Kühlschrank so herauszuoperieren ist. Ein herrlicher Abend mit viel Essen, viel Wein und viel Gelächter. Die Begegnung einer der Weinflaschen mit dem Laminat hat nur ein Plong-Ding-Ding zur Folge, die Diskussionen über Sinn und Unsinn von Laminat in Küchenräumen finden so ein jähes Ende. Es folgen weitere kulinarische Genüsse, begleitet von noch mehr Wein. Meine Auseinandersetzungen mit der wild gewordenen Personenwaage im oberen Stockwerk verliere ich im Laufe der nächsten Wochen, mein Gewicht nicht – macht nichts. Der Gürtel hat noch ein Reserveloch, ich muss noch keine neuen Hosen kaufen, Glück gehabt.

    Sofas

    Ein hektisches Jahr liegt hinter uns. Wir retten uns und unsere ramponierten Nerven in den Weihnachtsurlaub. Gitti und ich verbringen die Weihnachtsfeiertage mit unserer üblichen Familientour quer durch Deutschland, danach geht es für zehn Tage nach Mallorca.

    Alles ist ruhig, die Saison ist vorbei, es sind nur wenige Touristen zu sehen. Wir widmen uns vornehmlich der Lektüre zahlreicher Bücher, die wir dieses Jahr gekauft, aber nicht gelesen haben. Daneben wollen wir die Insel erkunden und ein wenig Kultur genießen, also mieten wir ein Auto. Ja, ich weiß, „der" Deutsche pflegt seine Kultur im Beutel mit sich zu führen… Gitti und ich gucken uns viel Gegend, ein Museum und ein paar alte Steine an, informieren uns über Land und Leute.

    An Silvester ist neben dem Jahr auch das Wetter am Ende, es regnet. Mitten auf der Insel gibt es einige Möbelhäuser. Viele der dort feilgebotenen Stücke wirken wie Ladenhüter, die schon länger auf ihre Entdeckung warten. Egal, drinnen ist es warm und trocken. In einem der Häuser gibt es eine zweite Etage, was unseren Aufenthalt zu verlängern verspricht. Wir wimmeln den freundlichen Verkäufer ab, wir wollen uns nur umsehen, und ja, über ein wenig Licht im oberen Stockwerk würden wir uns freuen. Nach einer halben Stunde stehen wir auf seiner Vermisstenliste.

    Er findet uns auf gelben Ledersofas, die uns bereitwillig in ihre Arme geschlossen haben. Sie sind außerordentlich bequem und zudem ein wahrer Augenschmaus. Richtig schön, zum Verlieben. Gitti bedeutet mir schlaftrunken, den Vasallen des Hausherrn zu vertreiben. Ich frage also nach dem Preis. Ja, ich meine das Zweierund das Dreiersofa. In gelb. So, wie es hier steht. Er geht, ich falle in einen leichten Schlaf.

    Jäh reißt mich ein Preis aus meinen Träumen. Ich bin müde, es gilt, zu reagieren. Er kommt mir zuvor und erläutert die Klappfunktion der beiden äußeren Plätze des Dreisitzers. Nach einem Zug am Hebel, der sich formschön und dezent in die Seitenwand einfügt, neigt sich der ganze Sitz, ein Fußteil fährt aus, und ich möchte nicht länger gestört werden. Gitti erwacht, zieht an dem Hebel auf ihrer Seite und grunzt wohlig. Der Verkäufer ist immer noch da. Ich frage ihn, ob er auch nach Deutschland liefert. Er bleibt, wo er ist. Also frage ich, was das wohl kosten mag, wenn er je zwei dieser Sofas an unterschiedliche Adressen in Deutschland zu liefern hätte. Das vertreibt ihn für eine Weile, Gitti und ich schnarchen leise vor uns hin.

    Der Vasall kehrt zurück. Er verkündet ein unglaublich gutes Angebot. Wir murmeln unser Einverständnis und er enteilt, den Vertrag aufzusetzen. Als er weitere Angaben von uns braucht, kommt er mit duftendem Café Solo zurück. Draußen scheint wieder die Sonne.

    Mitte Februar tragen ein großer Belgier und ein kleiner Spanier die ersten beiden Sofas in meine Wohnung. Es ist bitterkalt. Die Männer sind halb erfroren, die Standheizung des LKW funktioniert nicht. Aus den großen, blonden Locken des Belgiers tropft kondensierter Schnee. Ich päpple sie mit Heißgetränken und Broten auf. Anschließend fahren die beiden gestärkt weiter, der nächste Kunde wartet in Leipzig auf sie.

    Gittis Sofas werden zunächst von Italien aus nach Mallorca gefahren, dort umgeladen und dann zu ihr gebracht. Die Lieferung kommt im April. Gitti muss arbeiten, ich nehme die Sofas bei ihr in Empfang. Ein großer Belgier und ein kleiner Spanier haben ein Dejà-vue-Erlebnis. Welch ein Hallo, das gibt es doch gar nicht! Sie erzählen mir, dass die Heizung auch weiter ihren Dienst versagte. Der Kunde in Leipzig hat Ihnen ein Hotelzimmer spendiert, „damit nix schlafen in Auto", sagt der kleine Spanier, und wedelt wild mit den Armen. Ein Dankeschön an den unbekannten Hotelzimmer-Spender, das hat auch mein Herz erwärmt!

    Sprachkenntnisse

    Gitti und ich fahren nach Frankreich. Auf uns wartet ein kleines Häuschen, das wir für zwei Wochen gemietet haben, irgendwo im Finistère, also am Ende der Welt. Im Gepäck befinden sich ein Stoß Landkarten und ein dickes Wörterbuch in zwei Bänden, Französisch-Deutsch und Deutsch-Französisch. Die Geschichte ist schon vor einigen Jahren passiert. Mobiltelefone oder gar ein Navigationsgerät gibt es zu dieser Zeit für uns noch nicht. Alles analog. Die wichtigsten Vokabeln kennt man, für den Rest gilt es, in den dicken Büchern nachzuschlagen.

    Die Fahrt ist lang, wir machen einen Zwischenstopp in Le Mans. Der Hotelier, bei dem wir uns für die Nacht einmieten empfiehlt uns, vor dem Schlafen eine großartige Bar in der Nähe aufzusuchen, da können wir den Abend bestimmt schön ausklingen lassen. Er spricht schnell und nuschelt dabei, seine Wegbeschreibung untermalt er mit ausladenden Gesten. Wir brechen auf und sortieren, an was wir uns noch erinnern.

    Tatsächlich gelingt es, die Bar zu finden. Wir treten ein, voll der frohen Erwartung, und wir merken bald, dass wir uns in einem chaotischen Karaoke-Laden befinden. Offensichtlich ist dies der örtliche Schwulentreff. Die Leute sind nett und mancher Paradiesvogel genießt die Bühne. Was der Hotelier wohl singen würde? Wir bekommen sogar noch eine Kleinigkeit zu essen und sprechen fröhlich dem guten Wein zu. Dann begeben wir uns auf den Rückweg zum Hotel.

    Am nächsten Tag fahren wir weiter, am späten Nachmittag kommen wir im Finistère an. Die Dame des Ferienhäuschens beglückt uns mit einer kleinen Führung durch die Gemächer und überlässt uns die Schlüssel. Wir fahren in den örtlichen Supermarkt, um uns für die nächste Zeit mit Vorräten einzudecken.

    Der Hypermarché scheint gut sortiert und ist riesengroß. Gitti bittet mich, mal nach Taschentüchern zu suchen, sie selbst enteilt in Richtung Fleisch- und Fischwaren. Ich irre ein wenig umher und finde dann einen Verkäufer. Na gut, dann frage ich halt mal. Ich nehme allen Mut zusammen. „Excusez-moi, Monsieur. Er lächelt mich an. Mir fällt eine elegante Formulierung ein, die ich mir zu Schulzeiten mal gemerkt haben muss: „Où se trouve beginne ich stolz meine Übersetzung von „wo befinden sich, er lächelt mir aufmunternd zu. Ich schließe mit „les moustaches?.

    Er starrt mich an, bewahrt jedoch die Contenance. Was hat er denn? Die werden doch hier Taschentücher haben, oder? Bin ich blöd? Ich starre zurück. Das hilft bestimmt. Ich verleihe meinem Starren Nachdruck. Ein leiser Verdacht zieht derweil in mir auf. Ich zermartere mein Hirn auf der Suche nach dem Fehler. Moustaches – heißen die Dinger etwa nicht so?

    Es dauert eine Weile, bis ich schnalle, was ich da gesagt habe. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitz. Mist, das sind doch Schnurrbärte. Was nun? Ich starre weiter zurück, denn mir fällt das richtige Wort nicht ein. Ich beginne, mit den Armen zu rudern, dann versuche ich es mit Pantomime.

    Endlich fällt mir es mir ein. „Pardon, les mouchoirs!" Seine Miene hellt sich auf, er zeigt in eine Richtung, ich bedanke und empfehle mich, so schnell es eben geht. Gitti finde ich in der hinteren Ecke des Ladens, über eine Truhe voller Schalentiere gebeugt, in die sie vor Lachen fast hereinfällt, als ich von meinem Erlebnis berichte.

    Neben Taschentüchern und dem restlichen Grundeinkauf tragen wir allerlei Gemüse in das Häuschen, dazu noch zwei Seezungen-Filets. Kräuter dürfen wir im kleinen Garten hinter dem Haus ernten, so ist es mit der Inhaberin abgemacht. Der passende Wein kühlt im jetzt gut gefüllten Kühlschrank. „Was machen wir jetzt aus den schönen Zutaten? Gitti hat eine Idee: „Seezungenfilets mit Brunoise des Vacances!

    Es geht los. Für die farbenfrohe Brunoise schneide ich je eine rote und eine gelbe Paprika, Zucchini, Kartöffelchen, Möhren, Frühlingszwiebeln und Knoblauch in sehr kleine Würfelchen. Gitti erntet frischen Thymian und zerkleinert eine Chilischote, mit beidem mariniert sie die Seezungenfilets. Wir schneiden die Schalen einer Orange und einer Zitrone in kleine, kurze Streifen, geben sie in den kleinsten Topf, den wir finden können und bestreuen sie mit braunem Zucker. Dazu kommt ein kleiner Schluck Wasser, gerade so viel, dass die Streifen bedeckt sind.

    Wir trinken ein Gläschen weißen Martini und freuen uns auf das Essen. Für die Brunoise rösten wir den Knoblauch und die Frühlingszwiebeln in Erdnussöl an. Als sie eine goldgelbe Farbe annehmen dürfen sie außerhalb der Pfanne auf ihre weitere Verwendung warten. Wir braten die Gemüsestückchen kurz an. Gewürzt wird mit Gemüsebrühe, Pfeffer, Salz und einer Prise Zucker. Ein herrlicher Duft macht sich im ganzen Haus breit. Die Brunoise darf jetzt noch ein wenig gar ziehen. Knoblauch und Frühlingszwiebeln gesellen sich wieder zu den Gemüsestückchen. Wir passen auf, dass nichts verkocht.

    Die Orangen- und Zitronenschalen werden parallel erhitzt, der Zucker schmilzt und so kandieren die kleinen Streifen. Gitti brät den Fisch an, ich decke den Tisch und öffne den Wein. Die kandierten Schalen servieren wir in einer kleinen Espressotasse, so können wir sie am Tisch über die Brunoise geben. Der Fisch braucht noch ein wenig Salz und Pfeffer aus der Mühle.

    Beim Essen amüsieren wir uns weiter über meinen großartigen Auftritt im Hypermarché. In den nächsten Tagen beglücke ich tapfer weitere Leute mit meinen Versuchen, mich der Landessprache zu bedienen - nur nicht aufgeben!

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    Ich komme nach Hause, das Telefon klingelt. Ich wette auf Gittis Mutter, seufze und nehme ab. Volltreffer. „Wo ist Gitti?, schreit es aus dem Hörer. „Dir auch einen schönen Tag. Ich komme gerade nach Hause. Jetzt kommt der übliche Ablauf. „Keiner fragt mich, wie es mir geht, beschwert sich Gittis Mutter. „Wie geht es Dir? „Ach, frag nicht! „Ich guck mal, wo Gitti ist.

    Im Arbeitszimmer werde ich fündig. Sie hebt den Kopf. „Mama? „Ja. „Gib her!" Ich übergebe den Hörer, hole mir ein Glas Wasser und suche in der Küche nach Hinweisen, was wir heute essen werden und ob ich zur Vorbereitung noch etwas beitragen kann.

    Gitti schaltet die Freisprecheinrichtung ein und gesellt sich zu mir. Ich höre also zu, wir schnibbeln Gemüse. Die Frau Mama fragt bei jedem Satz nochmal nach. „Was? Gitti wird erst zunehmend lauter, dann zunehmend ungehaltener. Es gipfelt in einem: „Schalt endlich Dein Hörgerät ein, das ist ja nicht auszuhalten! Die Antwort kommt prompt. „Nein, das ist mir zu laut."

    Wir seufzen und schütteln unsere Köpfe, Gitti öffnet den Mund, aber da setzt ihre Mutter bereits wieder an. „Du, wart mal, ich habe da eine Idee, ich versuche mal das andere Ohr." Wir hören ein umständliches Gekruschtel,

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