Die Story
Von Leo M. Friedrich
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Über dieses E-Book
Ein Medien-Thriller, der schonungslos mit der Rolle des Mainstream-Journalismus abrechnet und die Grenzen der Pressefreiheit in Deutschland ausleuchtet.
Leo M. Friedrich
Leo M. Friedrich veröffentlicht nach einer Reihe von Thrillern seinen ersten historischen Roman. Der Autor studierte Politikwissenschaften und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ausgewähltenThemen der Zeitgeschichte. Er lebt mit seiner Familie in Mecklenburg.
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Die Story - Leo M. Friedrich
1
„Karsten ist tot!"
Thomas Spohn entglitten die Gesichtszüge. Für einen Moment ließ er das Handy sinken. Langsam, wie in Zeitlupe, hob er es wieder an sein Ohr.
„Was ist passiert?"
Die Frauenstimme am anderen Ende schien in Tränen zu ersticken.
„Ein Unfall. Letzte Nacht. Das Auto ist in Brand geraten. Er ist tot, Thomas. Er kommt nicht wieder."
Spohn drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster und starrte auf die Elbe und die Gebäude am anderen Ufer. Doch er nahm nichts davon wahr. Sein bester Freund war gestorben. Karsten Decker, mit dem er studiert hatte und in dessen Haus in dem kleinen Dorf in Brandenburg er oft Gast gewesen war.
„Yvonne, soll ich zu dir kommen? Ich könnte mich heute noch freimachen und am Abend da sein. Aber nur, wenn es für dich ok ist."
„Doch. Unbedingt. Das wäre schön. Auch wegen der Kinder. Danke, Thomas."
„Gut. Ich weiß auch nicht, was ich dir jetzt sagen soll. Die Nachricht hat mich total geschockt. Das kann ich nicht so schnell verdauen. Danke, dass du mich gleich angerufen hast. Bleib stark."
„Ich versuche es. Bis heute Abend. Es hilft mir sehr, wenn du da bist."
Spohns Blick glitt wieder aus dem Fenster. Ganz in der Nähe, am Grasbrook, hatte ein Kreuzfahrtschiff festgemacht. Nachdenklich starrte er auf die weißen Aufbauten. Viele Kollegen beneideten ihn um den Ausblick. Er hatte sich dieses Büro gesichert, nachdem das OCULUS-Magazin, wie die meisten Printmedien in Europa, wegen des massiven Auflagenschwunds Stellen abbauen mussten. Auch hier, in dem erst wenige Jahre alten Verlagsgebäude, einer Kathedrale aus Glas und Stahl, wurden in kurzer Zeit etliche Schreibtische geräumt. Und er, Thomas Spohn, der als einer der dienstältesten Journalisten noch Freiberufler war, konnte sich einen der gläsernen Räume aussuchen. Er wählte den mit dem spektakulärsten Ausblick auf den neuesten Hamburger Stadtteil direkt an der Elbe. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Karsten Decker war zeitlebens ein sehr vorsichtiger Autofahrer gewesen, der peinlich genau auf die Verkehrsregeln achtete und im ganzen Leben nicht einen einzigen Strafzettel kassiert haben dürfte. Doch was hieß das heutzutage schon? Aber das ausgerechnet er bei einem Autounfall starb, hielt Spohn für eine bittere Ironie. Plötzlich durchfuhr es ihn. Es gab noch jemanden, den er über Karstens Tod informieren musste. Er drehte sich zu dem Bildschirm auf seinem Schreibtisch um und wollte gerade ein Suchprogramm aufrufen, als die Bürotür aufgerissen wurde. Eine Kollegin schob sich in den Raum. Spohn blickte kaum auf. Die junge Frau blieb direkt vor ihm stehen.
„Was ist los? Du siehst heute so griesgrämig aus?"
Sein Blick glitt langsam an ihrem Körper nach oben.
„Schlechte Neuigkeiten."
„Ach komm. Das ist unser Geschäft. Schon vergessen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein. Richtig schlechte. Ein guter Freund von mir ist tot. Verkehrsunfall. Seine Frau hat mich gerade angerufen. Das muss ich erst einmal verdauen. Danke, dass du mich jetzt allein lässt."
Sie drehte sich zur Tür.
„Das tut mir leid für dich. Wenn du reden möchtest, weißt du, wo du mich findest."
Sie hatte die Türklinke schon in der Hand.
„Übrigens, der große Boss will dich sprechen. Der ganz große. Du sollst dich schnellstmöglich auf den Weg machen."
„Warum ruft er mich nicht selbst an?"
„Keine Ahnung. Frag ihn doch einfach."
Spohn holte tief Luft. Dass ihn der Chefredakteur zu sehen wünschte, war eher ungewöhnlich. Daniel Schulte-Kopf war vor drei Jahren auf diesen Posten gekommen und hatte seitdem eine ganze Reihe von Reportern gefeuert. Spohn hatte er verschont. Aus Respekt vor seinen über zwanzig Dienstjahren beim OCULUS, wie er betonte. In Wirklichkeit, weil er als freischaffender Journalist weniger Kosten verursachte als ein Angestellter. So viel war ihm klar. Vielleicht würde er ja nun an die Luft gesetzt werden. Thomas Spohn ging in Gedanken sein Sündenregister durch. So sehr er auch grübelte, es fiel ihm aktuell kein Grund ein, der einen Rauswurf rechtfertigen würde. Gewiss, er war mit Schulte-Kopfs Vorgänger über viele Jahre gut befreundet gewesen. Und der hatte ihm manches durchgehen lassen. Doch seit man ihn zum Rücktritt genötigt hatte, war Spohn in der Deckung geblieben. Denn mit Anfang fünfzig bei der derzeitigen Marktlage einen neuen Job in der Medienbranche zu suchen, war schon ein Abenteuer. Noch immer sichtlich bedrückt von der schockierenden Nachricht machte er sich auf den Weg in den dreizehnten Stock.
„Mein Gott Spohn, was ist denn mit Ihnen passiert? Sie sehen ja aus, als wäre Ihnen ein Geist begegnet."
Daniel Schulte-Kopf erhob sich mühsam aus dem Sessel der opulenten Sitzgruppe und kam ihm ein paar Schritte entgegen. Spohn zuckte mit den Schultern.
„Ich habe gerade erfahren, dass ein Freund von mir tödlich verunglückt ist. Deshalb bin ich noch ziemlich geplättet. Tut mir leid, wenn man mir das ansieht."
Um die Mundwinkel des Chefredakteurs wanderte ein Zucken, dann klopfte er ihm auf den Rücken und schob ihn in Richtung der Sitzgruppe, aus der sich ein weiterer Mann schälte und ihm die Hand hinstreckte.
„Das ist Thomas Spohn, unser berühmter Stasi-Spitzel-Jäger. Wenn es jemand hinbekommt, dann er."
Der Unbekannte lächelte.
„Das hoffe ich. Herr Spohn, es freut mich, Sie persönlich kennenzulernen. Ich habe bereits eine Menge Artikel von Ihnen gelesen."
Thomas Spohn zuckte wieder mit den Schultern und ließ sich in einen der Sessel fallen. Dann blickte er fragend in die Runde.
„Worum geht es?"
Schulte-Kopf nippte an seiner Kaffeetasse, griff nach einem schmalen Ordner und schnippte diesen zu Spohn hinüber.
„Dort drin finden Sie ein paar Angaben über einen Jochen Stelter, den Bürgermeister des sächsischen Städtchens Wernichen. Es gibt den Verdacht, dass er früher für die Stasi spioniert haben soll. Das ist doch Ihr Spezialgebiet, oder nicht?"
Spohn nickte.
„Eigentlich schon. Aber gibt es einen besonderen Grund, warum ich recherchieren soll?"
Der Chefredakteur hob die Hände.
„He, der Mann hat es geschafft, seine Vergangenheit seit siebenundzwanzig Jahren zu verschleiern und bekleidet sogar ein politisches Amt. Wie hat er das geschafft? Machen Sie eine Story daraus. Und außerdem kommen Sie mal ein paar Tage aus Hamburg raus und können den Tod ihres Freundes verarbeiten. Ich zähl auf Sie und Ihre Erfahrung, Spohn."
Zurück im Büro ließ sich Spohn in seinen Schreibtischsessel fallen und öffnete den Aktenordner, den er bisher keines Blickes gewürdigt hatte. Er schaute auf das Foto eines knapp sechzigjährigen Mannes mit vollem, leicht ergrautem Haar. Ihm fiel wieder ein, was er tun wollte, bevor sein Chef nach ihm verlangte. Spohn tippte auf der Tastatur herum und hatte wenige Augenblicke später gefunden, wonach er suchte. Er öffnete sein E-Mail-Programm und schrieb eine knappe Nachricht. Dann wandte er sich erneut der Akte seines Chefredakteurs zu. Kurz danach meldete sich, wie er es erwartet hatte, sein Handy.
„Verdammt, wann ist das passiert?"
Spohn drehte sich zum Fenster, wie immer, wenn er telefonierte.
„Hallo Tanja. Ich wusste, das interessiert dich."
„Natürlich. Ich bin geschockt. Warum rufst du mich nicht an, sondern schreibst eine Mail?"
„Weil ich bis eben nicht deine Nummer hatte. Ab heute können wir ganz normal telefonieren."
„Aber du hast meine Mailadresse rausbekommen?"
„Das war nicht weiter schwer. Ich weiß ja, wo du arbeitest. Du scheinst übrigens eine große Nummer bei dieser Stiftung zu sein."
Er hörte sie lachen.
„Das erzähle ich dir irgendwann mal unter vier Augen. Wie geht es Karstens Frau? Er war doch noch verheiratet?"
Spohn erinnerte sich, dass sich alle drei zum letzten Mal auf Deckers Hochzeit gesehen hatten. Auch das war schon über zwanzig Jahre her.
„Das war er. Im Gegensatz zu mir. Yvonne ist ziemlich fertig, wie du dir denken kannst. Ich fahre heute noch hin und schaue, wie ich sie unterstützen kann. Wir kennen uns ziemlich gut."
Sie redeten weitere zehn Minuten, dann packte Thomas Spohn zusammen und schloss das Büro ab. Wenig später verließ er mit seinem BMW die Tiefgarage und mischte sich in den dichten Hamburger Feierabendverkehr. Er hatte seit Jahren immer eine gepackte Reisetasche im Kofferraum und brauchte deshalb nicht noch einmal in die kleine Eigentumswohnung in einem der ruhigeren Randbezirke der Hansestadt. Dort wohnte er, seit seine Frau nach der Scheidung vor fast zehn Jahren in die Nähe von Köln gezogen war und ihm das Haus in Volksdorf zu groß wurde. Im Gegensatz zu Sylvana, die schon einige Jahre mit einem Fernsehproduzenten zusammenlebte, hatte er nie wieder eine feste Beziehung gehabt. Ab und an trank er mit seiner ebenfalls alleinstehenden Nachbarin, die als Personalvorstand eines großen Versicherungskonzerns, wie er keine Zeit für die Partnersuche hatte, eine Flasche Rotwein, um danach regelmäßig mit ihr im Bett zu landen. Inzwischen hatte sich Spohn an diese Art Unabhängigkeit gewöhnt und genoss es, tun und lassen zu können, was er wollte.
Während der Fahrt telefonierte er mit Hagen Belz, seinem Kontaktmann bei der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin. Er gab ihm die Daten durch, die er vom Chefredakteur bekommen hatte. Belz notierte eifrig und versprach wie immer, innerhalb einer Woche Ergebnisse zu liefern. Nach dem Ende des Gesprächs ging Spohn durch den Kopf, dass Hagen Belz bisher regelmäßig fündig geworden war, wenn er bei ihm einen Namen eingereicht hatte.
2
Thomas Spohn erreichte das kleine Dorf in der Nähe der Stadt Brandenburg kurz bevor es dunkel wurde. Er fuhr den Wagen hinter das Haus und fischte seine Reisetasche aus dem Kofferraum. Yvonne Decker erwartete ihn bereits an der Hintertür und fiel ihm wortlos um den Hals. Sie klammerte sich an ihn und begann hemmungslos zu weinen. Spohn stand wie erstarrt und streichelte ihr minutenlang über den Rücken. Langsam lockerte die Frau ihren Griff und zog ihn ins Haus. Im Wohnzimmer saßen ihre beiden Kinder und schauten teilnahmslos auf, als er den Raum betrat. Spohn umarmte die fünfzehnjährige Sophie und drückte ihrem zwei Jahre älteren Bruder Robert wortlos die Hand. Dann schob er sich um den Couchtisch herum und glitt auf das Sofa. Yvonne brach endlich das Schweigen.
„Danke, dass du gekommen bist. Möchtest du etwas trinken?"
Spohn schüttelte den Kopf.
„Erst einmal nicht. Ich möchte euch sagen, dass es mir unendlich leidtut. Euer Vater war mein bester Freund. Ich bin zutiefst erschüttert. Wenn ich irgendetwas für euch tun kann, dann sagt es."
Yvonne stand auf und holte eine Flasche Kognak und zwei Gläser aus dem Schrank.
„Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du morgen herausbekommen könntest, was genau passiert ist. Der Polizist, der heute hier war, sagte nur, dass Karsten wohl mit einem Wildschwein zusammengestoßen ist und dann gegen einen Baum geschleudert wurde. Dabei soll das Auto in Brand geraten sein. Verdammt, er hatte doch nur noch zehn Kilometer bis nach Hause."
Sie goss mit zitternden Händen die Gläser voll und trank ihres in einem Zug aus. Dann begann sie zu husten. Sophie rutschte zu ihr herüber und streichelte ihren Kopf.
Spohn blickte Robert an.
„Es ist hier passiert, hier in der Nähe?"
Der junge Mann nickte.
„Ja, unsere Feuerwehr war da. Sie haben das Auto gelöscht, doch es war zu spät. Papa war wohl eingeklemmt und kam nicht allein raus."
„Ich soll dir etwas von ihm geben."
Yvonne war aufgesprungen und rannte aus dem Zimmer. Wenig später kam sie mit einem Briefumschlag in der Hand zurück.
„Karsten meinte, wenn ihm irgendetwas passieren sollte, dann bekommst du dies hier. Als wenn er geahnt hat, dass er sterben würde."
Sie brach erneut in Tränen aus.
Spohn öffnete den Umschlag und schaute hinein. Er entdeckte einen USB-Stick und ließ ihn in seine Hand gleiten.
„Weißt du, was da drauf ist?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Er hat mir nicht gesagt, woran er gearbeitet hat. Aber es muss wohl gefährlich gewesen sein."
„Wo kam Karsten her, als der Unfall passiert ist?"
„Aus Kiew. Er war eine Woche in der Ukraine und hat dort etwas recherchiert."
Spohn schaute sie ungläubig an.
„Er war in der Ukraine? Ganz allein?"
Sie nickte.
Er erhob sich.
„Ich glaube, ich muss mir doch mal ansehen, was hier drauf ist. Darf ich sein Studio benutzen?"
Yvonne wies zur Tür.
„Du kennst dich ja hier aus."
Spohn betrat die zu einem kleinen Filmstudio umgebaute Garage. Karsten Decker war bis vor zwei Jahren Chefredakteur des „Märkischen Kurier", einer der wichtigsten Zeitungen der Region. Nachdem das Blatt einen neuen Herausgeber bekommen hatte, wurde Decker wegen eines angeblich israelfeindlichen Leitartikels fristlos gekündigt. Er hatte dagegen geklagt und eine ansehnliche Abfindung herausgeschlagen. In der Folge machte er sich als freier Journalist mit einem eigenen Youtube-Kanal selbständig, der in den letzten Wochen zunehmend erfolgreicher wurde und wegen seiner kritischen Berichterstattung immer mehr Klicks bekam. Spohn wanderte eine Minute lang durch den Raum und blieb schließlich vor dem in einem Bilderrahmen drapierten Zeitungsartikel stehen, der Karsten Decker den Job als Chefredakteur gekostet hatte. Dann betrachtete er die beiden auf Stative gesteckten Kameras und den gewaltigen Flachbildschirm, der fast die gesamte Rückwand des kleinen Studios einnahm.
Er hatte mit ihm einige Meinungsverschiedenheiten gehabt, weil dieser in den Beiträgen immer heftiger gegen die, in seinen Augen gleichgeschalteten, Mainstreammedien herzog. Sich selbst präsentierte er als eine Art Kronzeugen und gewann dadurch eine Menge Glaubwürdigkeit bei den zahlreicher werdenden Anhängern.
Spohn packte seinen Laptop aus und fuhr ihn hoch. Dann steckte er Deckers USB-Stick ein. Wenige Augenblicke später erschien Karstens Gesicht auf dem Bildschirm.
„Hallo Thomas! Wenn du
dieses Video siehst, bin ich
mit hoher
Wahrscheinlichkeit nicht
mehr am Leben. Du sitzt
jetzt sicher in meinem
Studio und fragst dich, was
passiert ist. Ich will dich
auch gar nicht lange auf
die Folter spannen. Bei
meinen Recherchen bin ich
auf Sachen gestoßen, die
besser im Dunkeln
geblieben wären. Wie du
vielleicht weißt, bin ich
immer noch hinter den
wahren Ursachen für den
Absturz der MH 17 in der
Ukraine her. Für euch in
den Mainstreammedien, ich
kann jetzt richtig fühlen,
wie du das Gesicht
verziehst, ist der Fall ja
schon lange erledigt. Ihr
glaubt ja den Scheiß, den
man euch präsentiert hat,
dass es die Russen mit einer
BUK-Rakete waren. Dein
Blatt hat sich ja dabei
ziemlich unrühmlich
hervorgetan und ist dafür
auch ganz zu recht
abgewatscht worden. Ich
weiß, dass du nicht
unmittelbar damit zu tun
hattest. Aber du bist
trotzdem ein Teil der
Systempresse. Aber ich
sitze hier nicht, um dir
Vorwürfe zu machen.
Folgendes ist passiert: Ich
habe den spanischen
Fluglotsen ausfindig
gemacht, der am 17. Juli
2014 im Tower des Kiewer
Flughafens Dienst hatte
und getwittert hat, dass da
ein zweites Flugzeug war.
Genau der Fluglotse, den
es nach offizieller
Darstellung gar nicht gibt.
Außerdem sind eine Menge
Beweise aufgetaucht, die
die Version erschüttern, die
Russen hätten irgendwo
eine BUK auf den Acker
gestellt und die Boeing
heruntergeholt. Deshalb
reise ich übermorgen in die
Ukraine. Ich denke mal,
meine Russischkenntnisse
sind noch ausreichend, um
dort allein klarzukommen.
Allerdings bin ich bei
meinen Recherchen einigen
Leuten massiv auf die Füße
getreten und es gibt
Anzeichen, dass ich in
Lebensgefahr bin. Ich hoffe
zwar, dass mir nichts
passiert, aber man kann ja
nie wissen. Deshalb habe
ich alles, was ich an
Material zu diesem und
einigen anderen Vorgängen
besitze, auf diesen Stick
kopiert. Es ist eine
Unmenge und du wirst
mehrere Tage brauchen,
um alles zu lesen. Und hier
meine Bitte an dich als
meinem besten Freund:
Nimm ernst, was du da vor
dir hast! Ich weiß, wir
waren nicht immer einer
Meinung. Aber bedenke,
dass ich möglicherweise
sterben musste, weil ich
dieses Material besitze.
Vielleicht weckt es ja deine
professionelle Neugier und
du beginnst auf dieser
Grundlage mit einer
eigenen Recherche. Ich
wünsche dir viel Glück.
Und pass auf dich auf. Die
Sache ist viel größer, als
sie zunächst scheint. Traue
keinem und sei überaus
vorsichtig. Und kümmere
dich bitte um meine
Familie. Ich danke dir für
die vielen Jahre, die wir
gemeinsam erlebt haben.
Mach es gut, mein
Freund!"
Thomas Spohn starrte auf den Bildschirm und kämpfte mit den Tränen. Er hatte nicht gemerkt, dass Yvonne leise in den Raum gekommen war und das Video von der Tür aus mit anschaute. Schluchzend rannte sie zurück in das Wohnzimmer. Spohn ignorierte es und beobachtete weiter fassungslos das eingefrorene Bild seines Freundes auf dem Laptop. Erst Minuten später war er in der Lage, sich dem restlichen Inhalt des USB-Sticks zu widmen. Er scrollte durch eine wahre Flut von Ordnern zu den verschiedensten Themen. Eine Stunde lang öffnete und schloss er wahllos Dokumente,