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Der Brookman-Plan: Thriller
Der Brookman-Plan: Thriller
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eBook300 Seiten3 Stunden

Der Brookman-Plan: Thriller

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Über dieses E-Book

Nachdem ein Killerkommando des Islamischen Staates aus kurdischer Gefangenschaft befreit wurde, zieht sich eine Spur des Terrors durch Europa. Ramon Bohm, der nach dem plötzlichen Ende seiner Eishockeykarriere eine neue Aufgabe sucht, gerät zwischen die Fronten eines gnadenlosen Krieges. Er braucht dringend die Hilfe seiner Familie. Allerdings ist der Kampf damit noch lange nicht gewonnen. Denn hinter den Terroristen steht eine Macht mit nahezu unbegrenzten Ressourcen. Und die verfolgt einen ungeheuerlichen Plan.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Juni 2021
ISBN9783347281905
Der Brookman-Plan: Thriller
Autor

Leo M. Friedrich

Leo M. Friedrich veröffentlicht nach einer Reihe von Thrillern seinen ersten historischen Roman. Der Autor studierte Politikwissenschaften und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ausgewähltenThemen der Zeitgeschichte. Er lebt mit seiner Familie in Mecklenburg.

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    Buchvorschau

    Der Brookman-Plan - Leo M. Friedrich

    Südliches Montana, USA, März 2019

    Die aufgehende Sonne würde bald die Luft über der Prärie erwärmen. Doch noch war es im südlichen Montana bitterkalt. Lucius C. Brandham stellte den Thermobecher mit dem Kaffee auf die Motorhaube seines Hummers, um die pelzgefütterte Jacke zu schließen. Fröstelnd blickte er die schmale Startbahn entlang in Richtung Osten. Das Flugzeug mit den Besuchern, die sich erst vor zwei Tagen bei ihm angemeldet hatten, ließ noch auf sich warten.

    Man sah ihm nicht an, dass er zu den reichsten Menschen der Welt gehörte. Der Fünfundsiebzigjährige war mit seinen beinahe einen Meter neunzig und dem vollen, grauen Haar eine beeindruckende Erscheinung. Jedoch hatte er, wie schon seine Vorfahren, stets das Licht der Öffentlichkeit gemieden. Brandham zog es vor, im Hintergrund zu bleiben. So tauchte sein Gesicht nie in der jährlichen „Forbes-Liste" der vermeintlich wohlhabendsten Menschen der Welt auf, obwohl sein Vermögen das der Spitzenreiter um ein mehrfaches übertraf. Sein Geld steckte in einem Geflecht von tausenden Unternehmen rund um den Erdball und würde sich nur mit sehr viel Mühe und Sachkenntnis überhaupt bis zu ihm zurückverfolgen lassen. Doch es waren die Männer und Frauen von seinem Schlag, die seit über zweihundert Jahren die Geschicke Amerikas und der meisten anderen Staaten der Welt bestimmten.

    Er kannte die Geschichte seiner Familie bis ins Detail. Sein Vorfahre Wilburn Henry Brandham kämpfte an der Seite von George Washington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten und gründete am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Boston eine Gießerei für Gewehr- und Kanonenkugeln. Unter Führung dessen Enkels Jason expandierte das Unternehmen während des Bürgerkrieges. Vor allem, weil es als eines der ersten in gewaltigen Stückzahlen die neuartigen Minié-Geschosse produzieren und an die Unionstruppen liefern konnte. Wenige Jahre später gehörten die Brandhams bereits zu den reichsten Familien Amerikas. Der Aufstieg setzte sich bis zum heutigen Tage unaufhaltsam fort, obwohl nur die wenigsten Menschen mit dem Namen etwas anfangen konnten. Lucius C. Brandham war stolz auf die Geschichte seiner Familie und bezeichnete sich selbst gern als einen der unbekanntesten amerikanischen Patrioten. Er kehrte den enormen Reichtum nicht nach außen und legte auch Wert darauf, dies den Nachkommen zu vermitteln. Jedes seiner drei Kinder, zwei Töchter und ein Sohn, führte eine eigene Holding, die wiederum über die Geldströme in den weltweit verschachtelten Unternehmen wachten. Brandham hatte sich zeit seines Lebens nie um den Gedanken geschert, mit trickreichen Manövern Steuern zu sparen. Im Gegenteil sah er dies als staatsbürgerliche Pflicht an der Nation. Deshalb befand sich das Hauptquartier seines weltweiten Imperiums in einem unscheinbar wirkenden Landhaus am Stadtrand von Boston, das bereits Wilburn als Wohn- und Geschäftsadresse diente. Lucius C. Brandham hatte, wie seine Vorfahren auch, stets der Versuchung widerstanden, dieses Gebäude gegen ein moderneres und vor allem repräsentativeres einzutauschen. Ihm grauste bei der Vorstellung, jeden Morgen in eine Tiefgarage unter einem Palast aus Glas und Stahl fahren zu müssen. Er liebte die Natur und konnte vom Fenster seines Büros einen Blick auf den Blue Hill Nationalpark werfen, wenn es die Zeit erlaubte.

    Die zwanzigtausend Hektar große Ranch hier in Montana hatte er erst vor zehn Jahren erworben. Damals beschloss er, beruflich etwas kürzer zu treten und sich verstärkt der Pferdezucht zu widmen. Die Start- und Landebahn ließ er erst im vergangenen Jahr anlegen, um schneller mit einem seiner stets startbereiten Privat-Jets zu geschäftlichen und privaten Terminen gelangen zu können oder einem der wenigen Besucher eine bequemere Anreise zu ermöglichen.

    Lucius C. Brandham hatte aus dem umfangreichen Fuhrpark für den heutigen Tag den Hummer ausgewählt, eine zivile Version des legendären Militärfahrzeugs. Er wollte mit seinen beiden Besuchern einen Ausflug in die nahen Black Hills unternehmen. Einer von ihnen, der amtierende CIA-Direktor Jasper Moss, war ein alter Freund aus Studienzeiten an der Stanford University. Obwohl der auch schon fast siebzig Jahre alt war, hatte ihn der aktuelle Präsident aus dem Ruhestand an die Spitze des Geheimdienstes beordert. Er galt als enger Vertrauter des mächtigsten Mannes der Welt. Moss war mit dem festen Vorsatz nach Langley gekommen, die Agency wieder zu einem schlagkräftigen Geheimdienst zu machen, nachdem sie in den letzten Jahrzehnten gegenüber der inzwischen wesentlich mächtigeren NSA erheblich ins Hintertreffen geraten war. Der CIA-Direktor hatte, obwohl ihm in seinem Amt ein eigener Jet zustand, seinen alten Freund Brandham gebeten, ihm einen Privatflieger zu schicken. Die Sache, die er mit ihm zu besprechen hätte, wäre außerordentlich geheim und er wolle so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Brandham stimmte ohne zu zögern zu, schließlich stand ihm eine ganze Flotte von Privatmaschinen zur Verfügung. Und so kam es, dass er jetzt am Horizont die Silhouette seiner eigenen Gulfstream G650, dem Premiummodell des amerikanischen Herstellers, erblickte. Wenige Minuten später stoppte die Maschine direkt neben Brandhams Wagen. Eine Stewardess, die mit ihrem Aussehen die Favoritin jedes Schönheitswettbewerbes wäre, öffnete die Tür und schenkte ihren beiden einzigen Passagieren dieses Fluges zum Abschied ein bezauberndes Lächeln. Jasper Moss eilte mit schnellen Schritten zu seinem alten Freund und umarmte ihn herzlich, während sich sein wesentlich jüngerer Begleiter ein wenig schüchtern im Hintergrund hielt. Der CIA-Direktor drehte sich um und winkte ihn heran.

    „Calvin, kommen Sie her und lernen Sie einen der größten amerikanischen Patrioten kennen!"

    Er drehte sich wieder zu Brandham um.

    „Du wirst sehen, Calvin Brookman ist der brillanteste Stratege, den dieses Land hat. Leider ist er nicht bereit, direkt in den Dienst der Agency zu treten. Also muss ich aus meinem Etat seine horrenden Honorarforderungen begleichen."

    „Die aber jeden Penny wert sind. Freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen, Mister Brandham." Brookman schüttelte dem Milliardär die Hand und deutete auf das Flugzeug.

    „Eine tolle Maschine. Ich glaube, ich bin noch nie so komfortabel geflogen."

    Brandham nickte gönnerhaft und wies auf den Hummer.

    „Bevor wir hier festfrieren, würde ich vorschlagen, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Im Wagen warten heißer Kaffee und frische Bagels."

    Nach einer knappen Stunde Fahrt über unebene Straßen und schließlich direkt durch das halbhohe Präriegras erreichten sie eine Anhöhe, auf der sich ein paar Felsen türmten. Brandham stieg aus dem Wagen. Seine Gäste folgten ihm ins Freie und streckten sich.

    „Hier dürften wir einigermaßen ungestört sein. Im Übrigen ist dies historischer Boden. Brandham wies mit dem Arm nach Süden. „Etwa zehn Meilen entfernt von hier fand achtzehnhundertsechsundsiebzig die Schlacht am Little Big Horn River statt. Der letzte Sieg der Indianer über die Armee der Vereinigten Staaten.

    Calvin Brookman schlug den Kragen seines Mantels hoch und starrte in Richtung Horizont, als erwartete er in den nächsten Minuten einen Angriff der Indianer.

    „Custer hat damals einen schweren taktischen Fehler gemacht, als er entschied, sein Regiment aufzuteilen. Er hätte seine Männer zusammenhalten müssen, dann wäre diese Katastrophe nie passiert."

    Brandham, der gerade begonnen hatte, drei Campingstühle aus dem Hummer zu laden, hielt inne und baute sich neben dem deutlich jüngeren Mann auf.

    „Custer war ein Idiot. Er hätte auf die Hauptstreitmacht von General Terry warten sollen. Aber er wollte den Ruhm für sich allein. Für die Army war diese Niederlage eine nützliche Erfahrung. Den Gang der Geschichte hat sie nicht aufhalten können, Mister Brookman. Jetzt nehmen Sie Platz und erklären Sie uns beiden alten Männern, warum wir in aller Herrgottsfrühe an einen so abgelegenen Platz fahren mussten, um ungestört konferieren zu können. Mein Freund Jasper tat dermaßen geheimnisvoll, dass meine Neugier inzwischen riesengroß ist. Und ich bin nicht mehr leicht zu beeindrucken."

    Der CIA-Direktor rückte seinen Stuhl so zurecht, dass ihm die Morgensonne in den Rücken schien und streckte die Beine aus.

    „Ich gebe dir mein Wort, Lucius. Du wirst beeindruckt sein. Genauso, wie ich es war, als unser Freund Calvin hier mit seiner Idee zu mir kam."

    Brandham ließ sich langsam auf den Stuhl sinken und trank einen Schluck aus seinem Kaffeebecher.

    „Bevor Sie uns Ihren sehr wahrscheinlich äußerst brilllianten Plan darlegen, Mister Brookman, würde ich gern mehr erfahren. Was Sie qualifiziert, sich so etwas auszudenken? Mit anderen Worten, wer sind Sie?"

    Brookman errötete für einen kurzen Moment, fasste sich dann aber schnell wieder.

    „Ich war drei Jahre bei den Marines, ein Einsatz in Afghanistan. Danach habe ich in Harvard und an der Sorbonne Politikwissenschaften studiert und zwei Wahlperioden im Kongress für verschiedene Abgeordnete gearbeitet. Vor vier Jahren gründete ich dann mit einem Partner die Firma Gonerstin & Brookman Strategic Consulting. Wir spezialisieren uns auf Außen- und Sicherheitspolitik und beraten vorwiegend das State Department."

    „Ihr Partner ist Harold Gonerstine, der Senator? Der ist doch schon fast achtzig."

    „Einundachtzig, um genau zu sein. Sein Name macht sich gut auf dem Briefkopf und er hat uns in Washington etliche Türen geöffnet. So bin ich auch an Mister Moss geraten. Wir analysieren im Vorfeld die eine oder andere geplante Operation der Agency auf ihre möglichen Folgen für unsere Außenpolitik."

    Der CIA-Direktor nickte.

    „Und das macht er wirklich gut."

    Brandham nippte wieder an seinem Kaffee.

    „Dann schießen Sie mal los, mein junger Freund. Ich bin gespannt."

    Brookman räusperte sich ein wenig verlegen und schaute den beiden Männern nacheinander in die Augen.

    „Das, was ich Ihnen gleich vortrage wird, wenn wir es umsetzen, den Lauf der Geschichte ändern. Und zwar nachhaltig. Wir werden die Vereinigten Staaten wieder an den Platz auf der Welt führen, auf den es gehört. Nämlich den an der Spitze."

    Brandham runzelte die Stirn.

    „Sind wir denn nicht mehr die führende Macht in der Welt? Ist mir da etwas entgangen?"

    Brookman schüttelte den Kopf.

    „Sir, unser derzeitiger Präsident fokussiert sich zu sehr auf die Innenpolitik. Er will Amerika wieder groß machen, indem er die einheimische Wirtschaft stärkt. Das ist sicher nicht falsch. Aber er gibt damit nach und nach unsere Führungsrolle in der Welt preis. Die Europäer gehen auf Distanz, China wächst und wächst und selbst die Russen werden wieder zunehmend selbstbewusster und glauben, mit uns auf Augenhöhe zu sein. Wir geraten politisch in eine Art Isolation."

    „Und Sie haben jetzt den Masterplan, wie man den Prozess umkehren kann? Und ich spiele darin eine tragende Rolle?"

    Um Brandhams Mundwinkel herum zuckte es spöttisch, wie immer, wenn er von einer Sache nicht überzeugt war. Moss, der CIA-Direktor, hob abwartend die Hand.

    „Höre es dir erst einmal an, Lucius. Am Anfang war ich genau so skeptisch wie du. Aber er hat mich dann schnell überzeugt, weil sein Plan Hand und Fuß hat. Und ja, du spielst eine wichtige Rolle. Auch wenn es niemand merken wird. Aber das ist ja für dich kein Problem. Es war übrigens meine Idee, dich da mit einzubinden. Denn erstens bist du der größte amerikanische Patriot, den ich kenne. Und zweitens hast du die Ressourcen, um die Sache durchzuziehen."

    Die Falten auf Brandhams Stirn wurden noch ein wenig tiefer.

    „Was für Ressourcen sollte ich haben, die unsere Regierung nicht hat?"

    Brookman räusperte sich erneut.

    „Sir, Mister Brandham, wissen Sie, wir reden hier über einen Plan, der nie und nimmer an die Öffentlichkeit gelangen darf. Deshalb wird er auch nicht aus Steuergeldern zu finanzieren sein. Wir brauchen dafür privates Kapital aus sehr verschwiegener Quelle. Und da kommen nur Sie in Frage. Weil Sie dieses Land lieben wie kein zweiter."

    „Und wenn Ihr grandioser Plan, wie auch immer der aussieht, scheitert, Mister Brookman? Dann bin ich der große Buhmann und die ganze Welt wird mit dem Finger auf mich zeigen."

    „Niemand wird herausbekommen, dass Sie dahinterstehen, Mister Brandham. Ich habe mich ein wenig mit Ihrem Firmenimperium beschäftigt. Es ist so verschachtelt, dass nur sehr wenige Leute wissen, was eigentlich alles Ihnen gehört. Und diese Handvoll Menschen arbeitet in Ihrem engsten Umfeld. Der Rest der Menschheit weiß gar nichts über Sie. Alle kennen Mark Zuckerberg oder Bill Gates. Aber von einem Lucius C. Brandham, der um ein Vielfaches reicher ist als all die Anderen, hat noch niemand etwas gehört. Was mir einen gewaltigen Teil der Bewunderung abringt, die ich für Sie hege."

    Brandham rutschte ungeduldig in seinem Stuhl herum.

    „Jetzt haben Sie mir genug geschmeichelt, junger Mann. Nun erklären Sie mir endlich Ihren Plan. Und nennen Sie mich gefälligst Lucius, schließlich bin ich ab sofort einer Ihrer Mitverschwörer."

    Brookman richtete sich auf und lächelte.

    „Sehr gern, Mister, äh, ich meine Lucius. Was ich Ihnen im Folgenden erklären werde, wird zunächst ziemlich ungeheuerlich klingen. Doch es ist die beste Option, unser Land wieder nach vorn zu bringen.

    Und ich meine, ganz weit nach vorn, dorthin, wo unsere große Nation stehen sollte. Und Ihr finanzieller Beitrag, Lucius, wird sich in überschaubaren Grenzen halten. Sie werden es in Ihrer Portokasse gar nicht merken, das verspreche ich Ihnen. Aber es ist entscheidend für unseren Plan."

    „Was soll ich denn tun, dass mich nicht viel kosten wird?"

    Brandhams Augen verengten sich zu Schlitzen.

    „Einer der von Ihrem Unternehmen kontrollierten Investmentfonds, Westburn Capital, hält eine fünfzigprozentige Beteiligung an einem kleinen mexikanischen Chemieunternehmen, der Salidas Pharmazia in Torreón. Die anderen fünfzig Prozent sind im Besitz der Wilson & Wilson Group in Corpus Christi, Texas. Und die Mehrheit an Wilson & Wilson hält die Waggerman Invest Company, die zu der Holding Ihres Sohnes gehört."

    „Ich bin an tausenden Unternehmen in der ganzen Welt beteiligt. Es mag also richtig sein, was Sie herausgefunden haben. Aber ich werde daraus immer noch nicht schlauer."

    „Diese Recherche hat mich fast eine Woche gekostet, Lucius. Und das auch nur, weil ich wusste, wonach ich suche. Für jemanden, der keine Ahnung hat, was vor sich geht, ist das fast unmöglich."

    „Das mag ja sein. Aber was hat das alles mit dieser kleinen Chemiefabrik in Mexiko zu tun?"

    „Jetzt wird es ja erst spannend, meine Herren."

    Brookman lehnte sich einen kurzen Moment zurück.

    „Salidas Pharmazia stellt Medikamente her, mit denen diverse Tropenkrankheiten behandelt werden können. Und aus diesem Grund wird dieses Unternehmen ein Labor in Kisangani erwerben. Das liegt im Kongo. Die Firma gehört einem örtlichen Apotheker, der dringend einen Nachfolger sucht. Und für eine nicht unbedeutende Summe würde er liebend gern an die Mexikaner verkaufen."

    Brandham betrachtete seine Fingernägel.

    „Und was ist im Kongo eine nicht unbedeutende Summe?"

    „Etwa eine Viertelmillion Dollar."

    „Meine Anfangsinvestition wären also zweihundertfünfzigtausend Dollar?"

    „Das wäre Ihre Investition in einen Teil unserer Operation. Den Teil, der noch einen satten Gewinn abwerfen wird."

    „Und was haben Sie dann mit der kleinen Chemiebude vor, die ich in Afrika für Sie gekauft habe?"

    „Einen Impfstoff entwickeln. Ein Medikament gegen einen neuartigen Virus, mit dem wir einen großen Teil der chinesischen Wirtschaft über einige Zeit lahmlegen werden. Jedenfalls so lange, wie wir brauchen, um uns wirtschaftlich wieder einen ausreichenden Vorsprung zu verschaffen. Wenn das erreicht ist, wird Salidas Pharmazia die Produktion hochfahren und unglaublich viel Geld verdienen."

    Brandham nickte. Die Aussicht auf einen einträglichen Gewinn gefiel ihm.

    „Was ist das für ein Virus? Etwas Tödliches, sowas wie Ebola?"

    Brookman schüttelte den Kopf.

    „Um Gottes willen, nein! Ein kleines Labor in Nevada hat vor einigen Jahren im Auftrag der Army mit dem Erreger der spanischen Grippe herumgespielt und einen neuen Typ entwickelt. Der braucht mindestens eine Woche, bis sich irgendwelche Symptome zeigen, ist aber in dieser Zeit schon ansteckend. Das macht ihn so tückisch. Das Pentagon hat dann aber die Mittel für dieses Projekt gestrichen. Das Labor musste schließen. Wir haben aber ein paar Wissenschaftler aufgetrieben, die daran gearbeitet haben und ihnen einen neuen Job gegeben. Das heißt, wir haben die Krankheit und entwickeln den passenden Impfstoff dafür. Das machen wir in Afrika. Da wird niemand einen Zusammenhang herstellen können. Und für Sie springt noch ordentlich was raus. Mehr wollen Sie auch gar nicht darüber wissen, Lucius."

    „In Ordnung. Und was machen wir mit Europa?"

    „Da haben wir einen etwas anderen Plan. Der wird alles in allem ein wenig teurer. Wir werden einige, ich nenne es mal, Eingriffe in ihre Infrastruktur tätigen. Das wird sie eine ganze Zeit lang beschäftigen. Und Zeit ist alles, was wir brauchen."

    Calvin Brookman sprach eine gute halbe Stunde, ohne von den beiden alten Männern unterbrochen zu werden. Brandham wurde abwechselnd blass und wieder rot, während der CIA-Direktor mit versteinertem Gesicht in seinem Campingstuhl saß und hinaus in die Prärie schaute.

    Als der junge Mann die Ausführungen beendet hatte, lehnte sich Brandham, der ihm aufmerksam gefolgt war, in seinem Stuhl zurück und schaute in den Himmel.

    „Dreißig Millionen Dollar halte ich in diesem Falle für absolut angemessen. Aber ich habe eine Bedingung."

    Brookman, der gerade seinen Kaffeebecher leerte, blickte überrascht auf.

    „Und die wäre?"

    „Ich möchte nicht, dass einer unserer Landsleute Schaden nimmt."

    „Sir, natürlich sind wir vorsichtig, aber wir können nicht garantieren, dass…"

    Der Milliardär beugte sich zu seinem Gesprächspartner vor.

    „Mister Brookman! Ich sagte: Keine amerikanischen Opfer!"

    Ottawa; Kanada März 2019

    Zum zwanzigsten Mal an diesem Tag klappte er die Bettdecke zurück und betrachtete sein in einen dicken Verband gehülltes linkes Knie. Und ihm war klar, dass seine Karriere damit vorbei war. Jetzt lag er, Ramon Bohm, siebenundzwanzig Jahre alt und das einstmals größte Torwarttalent des kanadischen Eishockeys der letzten zwei Jahrzehnte, in einem Krankenbett einer Klinik in Ottawa. Er konnte immer noch nicht glauben, was ihm die Ärzte heute früh beizubringen versucht hatten. Dass er nie wieder würde spielen können. Gewiss, in ein paar Tagen bekäme er ein neues, ein künstliches Kniegelenk, das ihm ein normales Leben ermöglichte. Aber eben nur ein normales. Mit dem Hochleistungssport, den er seit über zwanzig Jahren betrieb, war es vorbei. Ramon Bohm hatte den Eishockeysport gelebt. Von Kindheit an legte er einen ungeheuren Fleiß an den Tag, übte, trainierte und spielte sich Schritt für Schritt nach oben. Immer stand er bereits in der nächst höheren Altersklasse im Tor, musste sich gegen harte Jungs durchsetzen, die größer und kräftiger waren als er und die ihn das bei jedem Training und jedem Spiel spüren ließen. Doch er biss sich durch. Mit sechzehn schaffte er bereits den Sprung in die Junioren-Nationalmannschaft. Und wurde noch im selben Jahr Weltmeister. Der Verband verlieh ihm die „Calder Memorial Trophy" als bestem Rookie der Saison. Mit achtzehn lief er zum ersten Mal für das kanadische Männer-Team auf. Spätestens ab diesem Augenblick erregte er die Aufmerksamkeit der amerikanischen Profi-Teams.

    Es hagelte Angebote der Top-Clubs aus den USA. Er entschied sich, zunächst in Kanada zu bleiben, bekam in der Zeit dreimal die „Vezina Trophy" als bester Torhüter der NHL. Vor vor drei Jahren nahm er schließlich eine Offerte der Washington Capitals an, mit denen er in der vergangenen Saison den Stanley Cup, die nordamerikanische Meisterschaft gewann. Und nun das. Im Spiel gegen die Boston Bruins passierte es. Ramon hechtete nach dem Puck und blieb auf dem Bauch liegen. In dem Getümmel über ihm bekam ein Bostoner Spieler einen Stoß, verlor das Gleichgewicht und trat mit dem Schlittschuh auf die am wenigsten geschützte Stelle des Torhüters, die Kniekehle. Ramon erinnerte sich wieder an den plötzlichen Schmerz und seinen Schrei, den man bis in die obersten Ränge der Halle gehört hatte. Der Schlittschuh hatte wie ein Fallbeil mehrere Sehnen durchschnitten und das Kniegelenk unrettbar beschädigt. Er bekam nicht mehr mit, dass einer seiner Mannschaftskameraden dem Verursacher einen solchen Schlag versetzte, dass dieser drei Vorderzähne verlor und sich das Nasenbein brach. Nur mit Mühe konnten die Schiedsrichter eine Massenschlägerei auf dem Eis verhindern und sicherstellen, dass Ramon vom Mannschaftsarzt und den Physiotherapeuten versorgt und auf einer Trage aus der Halle gebracht werden konnte. Zwei Tage später stand Dave Bower an seinem Bett in der Klinik. Der Nachbar und gute Freund der Familie war Chefarzt einer der angesehensten Privatkliniken Kanadas. Auf dessen Intervention hin schob man Ramon Bohm kurze Zeit später auf einer Trage in einen Privatjet für den Flug

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