Hilfe ich werde 60!
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Über dieses E-Book
Das Leben lässt keinem die Zeit, über Lebenszahlen nachzudenken. Hetze des Alltages, Unbeschwertheit der Jugend und vielleicht der Gedanke: "Ach, bis dahin ist es ja noch so weit" verhindern die Vorbereitung auf das Älterwerden. So erging es Theresa. Ihr 60. Geburtstag nahte. Das erschreckte sie. Sie fühlte sich in diesen Tagen wie eine Feuerwerksrakete, die an Silvester nicht in die Luft gejagt wurde. Gleichzeitig geht sie in den Ruhestand und stellt fest: Man bemerkt sie nicht mehr.
Erinnerungen und Gedankenreisen in ihre Vergangenheit (Was hat sie falsch gemacht oder versäumt?) lassen ihr keine Ruhe. Sie fühlt sich unverstanden, allein gelassen und wird schwer krank. Doch leidenschaftlich entscheidet sie, leben zu wollen. Sie verändert ihre Denkweise und findet so ihr Gleichgewicht. Ganz gleich, was andere über sie reden oder denken. Keine Schuld der Vergangenheit ist so groß, dass man sich diese nicht selbst verzeihen kann. Sie hat einen Freund gefunden: sich selbst, die reifer werdende Frau. Sie weiß jetzt: "Ich gehöre mir ganz allein!"
Mit ihrem Buch "Hilfe ich werde 60!" bietet Autorin Theresa Luisa Schermer ehrliche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt einer jungen Ruheständlerin. Damit bietet sie Gleichaltrigen die Möglichkeit zur Spiegelung, Älteren zur Erinnerung an Früher und Jüngeren Denkansätze zur Vorbereitung auf das Älterwerden.
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Buchvorschau
Hilfe ich werde 60! - Theresa Luisa Schermer
Über mich
Mein Name ist Theresa, gerade eben 60 Jahre alt geworden. Ich lebe mit meinem Mann Carlo in einem kleinen Ort im südlichen Bayern. Meinen Beruf als Sekretärin habe ich vor ein paar Monaten an den Nagel gehängt. Ich genieße momentan den wohlverdienten Vorruhestand. Auf meinen beruflichen Wegen waren das Finanzministerium, ein Flugplatz, ein großes Flugzeugunternehmen in Deutschland, ein paar Jahre der Selbstständigkeit, Jahre der Pflege meiner Eltern und zu guter Letzt ein renommiertes, im Ausland geschätztes, mittelständiges Unternehmen unweit von meinem Wohnort entfernt diejenigen, die mir monatlich mein Konto ausglichen.
Meinen Mann Carlo und meine beiden Kinder Pietro und Mike liebe ich über alles. Meine große Freude sind all meine Enkelkinder und die übrige Familie. Meine Leidenschaft sind das Schreiben und mein Haus mit Garten.
„My home is my castle."
Zum Schreiben kam ich erst vor kurzem
Unsere regionale Zeitung brachte eine Seite für Kinder heraus. Dabei konnten Omas und Opas dem Verlag ihre Geschichten von früher zuschicken. Die schönsten Geschichten wurden in einem Buch zusammengefasst. Zwei von meinen Erzählungen waren dabei. Meine große Freude darüber veranlasste mich, endlich mit dem Schreiben zu beginnen. Jetzt fehlte natürlich noch das Thema. Das war schnell gefunden, da ich erst kürzlich eine schreckliche Entdeckung an mir machen musste: „Ich werde 60 Jahre alt."
Meine Ideen zu diesem Buch holte ich mir aus meinem Leben, vielen Erfahrungen, meinen Eindrücken aus dem Alltag und aus Gesprächen mit Menschen.
Geschrieben wurde auf dem PC, meistens abends. Dabei vergaß ich oft die Zeit und wunderte mich, wie spät es schon war. Meine Finger rasten über die Tastatur, als hätte ich alles erst gestern erlebt. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Ja, ich bin süchtig nach dem Schreiben.
Vorwort
Viele Tage sind vergangen - ich meine natürlich Jahre - und davon ganze 59 an der Zahl. Ich frage mich nicht, wo die Zeit hingegangen ist, denn mein Lebensgefühl sagt mir, dass es viele, viele Jahre waren - einige grausam und lehrreich, andere schön und sehr glücklich. Meine beiden Kinder, die ich auf die Welt bringen durfte, sind das Größte und Erfolgreichste in meinem Leben, das ich zu Stande gebracht habe. Darauf bin ich stolz. Nur war ich jung - sehr jung. Konnte ich meine Liebe und Fürsorge zu meinen Kindern richtig einsetzen, mit dem stärksten Gefühl der Welt erleben? War ich mit 17 Jahren, als ich meinen ersten Sohn gebar, nicht selbst noch ein Kind? Das sind Fragen, die mich heute beschäftigen.
Im Rückblick auf mein gelebtes Leben bereue ich keine einzige Minute. Oder doch? Ja, eine - na gut - zwei Sachen würde ich mir heute wünschen, nicht getan bzw. mehr daraus gemacht zu haben. Ich bin mit Humor geboren und diesen habe ich mir bis heute erhalten. Optimismus ist mein Wegbegleiter. Der Blick in die Zukunft hat mich immer beflügelt und neugierig gemacht. So lebte ich in der Vergangenheit und die Zukunft wird mich nicht anders finden. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, einmal mit viel Lachen, guten Gedanken und Hoffnung in die Zukunft für meine Lieben von dieser Erde gehen zu dürfen - ich meine müssen.
Viele Höhen und Tiefen des Lebens haben mich gepackt, geschüttelt, gewogen und verwöhnt. Das Böse wie das Gute haben mich stets begleitet und beherrscht wie vieles andere in meinem Leben. Es gehört zum Ursprung unserer und auch meiner Existenz. Doch was ist böse und was ist gut? Alles auf dieser Welt hat zwei Seiten und ist relativ anzusehen. Es soll Gesetze geben. Welche sind das - die von Gott gegebenen oder die von Menschen ausgeklügelten? Hat nicht jeder sein eigenes Gesetz und seine wertvollen eigenen Werte, die ihm schon in die Wiege gelegt wurden? Sind es solche Werte, die wir erst an uns erkennen müssen und erst dann danach leben und entscheiden dürfen, so wie ein Zwang des Müssens? Ich liebe das Leben wie mich selbst. Ich bin das Glück und die Trauer. Wo werden sie mich hin tragen?
Der, der sich getraut mein Buch zu lesen, wird bemerken, dass ich keine trübe, sonore, jammernde, depressive Alte vorgebe. Er wird feststellen, dass meine Zeilen sehr viele Fragen ohne Antworten beinhalten. Er wird sich fragen: „Was will die Alte eigentlich? Soll sie Ruhe geben. Jeder wird mal alt."
Ha, da täuschst du dich! Meine Fragen sind auch deine. Horch in dich hinein! Hörst du es? Da ich auf meine vielen Fragen oft keine Antwort weiß und abwarte, bis mir das Leben sie gibt, werde ich mich weiterhin in Geduld üben und dir wünschen, dass du, falls einige meiner Fragen deinen gleichen, dir selbst die Antwort geben kannst, die ich dir nie geben werden könnte. Mag sein, dass dir meine Schreibweise sehr eigen erscheint, gedankenartig und fragend. Ich will dich anregen, dich selbst in meinen Erzählungen zu finden. Ich lade dich ein. Wandere mit mir durch meine Geschichte.
Weißt du jetzt, warum ich das Buch schreibe? Ich kann dir nicht den Schlüssel zu einem perfekten Leben geben. Das will ich auch gar nicht. Ist das lebendige Existieren auf dieser Erde nicht faszinierend und abenteuerlich mit all seinen Facetten des Möglichen und Unmöglichen?
Also wünsche ich dir viel Freude an meinen Erzählungen aus meinem Dasein. Fühle dich wohl, habe mit mir Angst, beruhige dich wieder und träume mit mir in die Zukunft. Es ist ja doch nur eine Geschichte - meine Geschichte. Schreib doch deine eigene, ich würde sie gerne lesen.
Scheiß Sechziger
Am 26. Januar werde ich meinen 60. Geburtstag feiern. Ich fühle ich mich wie eine Rakete, die vergessen wurde an Silvester in die Luft gejagt zu werden. Die Zahl 60 lässt mich frösteln. Öfters am Abend vor dem Einschlafen - oder auch Nichteinschlafen - grübele ich über irre Dinge nach, deren Inhalte von wunderbarer bis totunglücklicher Natur sind. Ist es die Angst, in den vergangenen Jahren zu viel versäumt zu haben oder das nicht Erreichte nie mehr erreichen zu dürfen? Bin ich ausgelaugt, alt, verbraucht, unnütz, vergessen? Mein Inneres gebärdet sich als Zirkuszelt. Tatütata, ich bin da. Sind es Depressionen, Spinnereien oder Hormonschwankungen, von denen ich schon gehört, die ich jedoch ignoriert und belächelt habe?
Bilde ich mir ein, nicht mehr wahrgenommen zu werden? Delikat gewählte Worte wie „Hm, für Ihr Alter sehen Sie aber noch gut aus oder „Oh, was? Sie sind schon 60 Jahre alt? Das hätte ich nicht geglaubt. Ich hätte Sie jünger geschätzt
, höre ich mir an. Schleim, Schleim ... Irgendwie muss man ja ans Fressen gelangen. Ihre Schleimspur reicht oft von Hamburg bis auf Bremen. Ist das Leben ein Kampf, muss man nehmen, was kommt. Was hat mein Alter mit dem Aussehen zu tun? Würde nicht ein Ausdruck von Bewunderung genügen, zum Beispiel „Oh, Sie sehen heute aber wieder gut aus!". Salbei und Honig wären diese Worte für meine Seele.
Habe ich bei all meiner Hetze in meinem bisherigen Leben etwas verpasst, frage ich mich? Bilde ich mir das alles ein? Wo ist mein Ich für meine Umgebung? All diese Fragen stell ich mir jetzt nicht nur - nein, sie plagen mich! Die 60 ist einfach Scheiße. Es liegt an der Zahl und ganz sicher nicht an mir. Ich beobachte mich, wie ich öfter mit meinem Gesicht näher an den Spiegel herantrete. Oh je, natürlich sehe ich meine Falten um den Mund herum. Jessas, Barthaare sind da auch noch. Die müssen weg. Der Rasierapparat meines Mannes tut gute Dienste und muss sofort ran. Oh, sind das Tränensäcke? Nein, nur ein bisschen geschwollen. Aloe Vera wird es schon richten. Schluss mit dem Zinnober - das ist alles Einbildung zwecks des damischen Sechzigers. Ich beruhige mich, jedoch nicht lange. Im Gegenteil: Meine Beobachtungen über mich selbst werden immer fragwürdiger und extremer. Stimmungsschwankungen machen sich breit. Ich stelle mir Fragen wie „Soll ich etwas verändern? Sollte ich mich endlich damit zufrieden geben, dass unsere Gesellschaft nur jungen, dynamischen Wesen Wertschätzung und Beachtung entgegenbringen möchte? Soll ich mich aufgeben, mich verstecken und in der Versenkung des Alters verschwinden? Bin ich überflüssig, lästig, zu erwartungsvoll, störend geworden?" Was soll das alles? In ein paar Monaten gehe ich in den Vorruhestand - übrigens ist das wieder so ein cooles Wort - dann geht's los. Schluss mit dem Ganzen! Ich habe dann Zeit wie Heu - für meine Familie und meine Enkelkinder. Genau! Wie sehr die mich brauchen und schon warten bis ich endlich in Rente gehe!
In Windeseile verfliegt aller Trübsinn. Ein Lächeln erhellt mein Gesicht. Alles wird gut.
Enttäuschte Wahrnehmung
Die Zeit des Vorruhestandes ist endlich gekommen. Meine Kinder und Enkelkinder werde ich jetzt verwöhnen, ihnen viel Zeit schenken und mit meinen Ratschlägen helfen, wo immer sie mich brauchen!
Halloooo, wo sind sie denn? Ich bin hier. Ich will euch helfen. Ihr braucht doch meine Hilfe! Habe ich mich etwa getäuscht?
Was höre ich da: „Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit. Was? Wieso keine Zeit? Ich will doch für sie Zeit aufbringen. Sie haben und stellen keine Fragen. Nein, sie erteilen mir wiederum Ratschläge: „Mam, so musst du das machen! Mach das nicht! Das darfst du nicht so machen! Das kannst du nicht!
Gescheit und wohlerzogen werfen sie mir an den Kopf, sie würden ihren Kindern in ihren Angelegenheiten nie dreinreden. Ihre Kinder müssen und können immer selbst entscheiden. Nur so lernen Kinder, selbstständig zu werden. Innerlich muss ich lachen. Und ob. Dieses Nichtreinreden verabreichen sie ihren Kindern oft in diplomatischer, hinterlistiger Art und Weise.
Ich höre auch Worte wie: „Ich bin erwachsen. Misch dich da bitte nicht ein. Ich bin alt genug. Das ist ganz allein meine Sache. Das entscheide ich. Mach dir keine Sorgen. Ich mach das. Oder: „Ich habe jetzt meine eigene Familie.
Oder: „Da kann ich dir nicht helfen. Und folgende Aussage fasziniert mich am meisten: „Das musst du mir schon früher sagen. Jetzt hab ich keine Zeit.
Auch: „Die Türe steht immer bei uns offen, du kannst kommen wenn du willst. Aber dich besuchen - das geht nicht. Dazu fehlt uns die Zeit. Für dich ist es einfacher, uns zu besuchen. Jetzt hast du die Zeit dafür, die wir nicht haben."
Ihre Abweisung tut weh. Sie zwingt mich, in mich zu gehen, umzudenken und mich von meinem herzlich gewollten Vorhaben zurückzuziehen. Mein Entschluss steht fest. Ich entschließe mich zum Rückzug.
Wer bin ich, dass ich diese Worte hören und ertragen muss? Sind es doch simple, beschämende Ausreden des „Nicht mit mir etwas zu tun haben" und Worte, die einem räudigen Hund würdig wären, jedoch nicht einem Menschen, der alles Vermeintliche getan hat und auch weiterhin alles für seine Lieben tun würde. Oh, wie grausam, erniedrigend und entwürdigend ist das ganze Gehabe. Es tut weh! Wie gekränkt ist mein Innerstes. Meine Gefühle werden mit Füßen getreten und mein Herz zutiefst beleidigt.
Wie banal, dumm und einfach klingen ihre Worte. Und doch strafen sie mich erbärmlich ab und tun sehr weh. Geschieht dies alles bewusst? Oder sind es Worte der unbeschwerten Jugend - belanglos, nichtssagend, unüberlegt und haltlos, ja sogar oberflächlich dahingesagt, ohne spüren zu wollen, was sie damit bewirken und in mir kaputt machen?
Still höre ich ihnen zu. Allen höre ich zu und denke dabei: Muss -