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stürmisches Seelenmeer: Wie ich von der Intensivstation zurück ins Leben fand
stürmisches Seelenmeer: Wie ich von der Intensivstation zurück ins Leben fand
stürmisches Seelenmeer: Wie ich von der Intensivstation zurück ins Leben fand
eBook179 Seiten2 Stunden

stürmisches Seelenmeer: Wie ich von der Intensivstation zurück ins Leben fand

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Über dieses E-Book

Es war so dunkel, dass ich dachte es wird nie wieder besser. Doch der letzte Funke, brachte mein feuer des Lebens wieder zum Leuchten. Ich hatte auf der Intensivstation überlebt!
Auch wenn das Leben nicht einfach ist, wird sich immer ein Weg finden, das konnte ich schon in meinen jungen Jahren lernen. Wir sind ein Wunder, du wie ich, und das ist WUNDERBAR!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Apr. 2022
ISBN9783347490208
stürmisches Seelenmeer: Wie ich von der Intensivstation zurück ins Leben fand

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    Buchvorschau

    stürmisches Seelenmeer - Tali Gawor

    Kapitel 1

    Vielleicht hast du mein erstes Buch schon gelesen, vielleicht kennst du mich sogar persönlich, aber vielleicht interessierst du dich auch für psychische Krankheiten. Nun schreibe ich schon mein 2. Buch, obwohl mein 1. Buch doch so ein gutes Ende hatte. Dachte ich.

    Alles fing im Herbst 2018 an, ich fiel in eine schwere Depression, meine Gedanken wurden immer stärker und der Lebenswille immer kleiner. Ich wurde in eine KJP aufgenommen (Kinder- und Jugendpsychiatrie), verbrachte dort insgesamt drei Monate. Ich machte gute Fortschritte, aber zu Hause fiel ich schnell wieder in alte Muster zurück. Zu meiner ambulanten Therapeutin hatte ich auch kein gutes Verhältnis und meine Familie und Freunde wollte ich auch nicht belasten. Ich verletzte mich immer öfter selbst, versuchte mir mein Leben zu nehmen und aß hin und wieder nichts, um mich selbst zu bestrafen. Warum? Das wusste ich auch nicht so richtig. Ich fühlte mich einfach so überflüssig und sah nur meine Fehler, selbst eine 2 in der Schule ließ mich an mir zweifeln. Meine Ansprüche an mich selbst waren immens und dieser Druck wuchs von Tag zu Tag. So ging es zu Hause natürlich nicht lange gut und meine Therapeutin konnte die Verantwortung nicht übernehmen, also musste ich erneut in eine KJP, diesmal aber in eine Tagesklinik. Das bedeutet, dass man früh mit dem Taxi hin und Nachmittag wieder nach Hause gefahren wird. Ich selbst fand dieses Konzept viel besser, als komplett stationär zu sein, denn ich brauchte mein gewohntes Umfeld und vor allem mein Hobby gab mir immer viel Kraft. Leider war ich zeitweise zu instabil, weshalb ich über Silvester auf der geschlossenen Station war. Die Depressionen wurden allmählich besser, doch die Therapie war dennoch zu kurz, um bedeutende Abschnitte meines Lebens zu thematisieren. Im Februar 2020 fing ich dann an abzunehmen und schon da machten sich die Pflegekräfte sorgen. Ich war im starken Übergewicht, es war also nicht komplett unbegründet, aber die Art WIE ich es machte, war alles andere als gesund. Auch wenn ich die Jahre zuvor immer schon Diäten ausprobierte, durchziehen konnte ich es nie. Doch diesmal war es anders, ich war so diszipliniert wie nie zuvor, aber dazu später mehr. In der Tagesklinik wurde ich dann Ende März nach vier Monaten entlassen.

    Kurz vor meiner Entlassung fing Corona an auch in Deutschland zu wüten und die Schulen wurden geschlossen. Für mich gut, denn so konnte ich mich mehr auf das Abnehmen konzentrieren, aber im Nachhinein wurde mir diese Situation zum Verhängnis. Ich habe angefangen mich gesund zu ernähren und mache mehr Sport, was mir bei meiner Recovery sehr hilft, vor allem mein Körperbild hat sich extrem verbessert. (…) Alles ist möglich, wenn man endlich gesund werden möchte und auch bereit ist, Rückschläge einzustecken. So lauteten meine letzten Sätze aus meinem ersten Buch. Es klang so positiv, aber das wendete sich schneller als ich gedacht hätte. Nun schreibe ich meine Geschichte weiter, in der Hoffnung das es das letzte Buch über zu viele schlechte Tage ist. Die letzten Seiten über ernstzunehmende Krankheiten im Jugendalter. Die letzten Zeilen eines stürmischen Seelenmeers.

    Kapitel 2

    Der erste Lockdown begann, die Ausmaße waren zu dem Zeitpunkt noch keinem bewusst. Auch wenn ich grundsätzlich gern in die Schule ging, war ich doch schon froh, dass es erst mal Corona-Ferien hieß. Viele Aufgaben hatten wir nicht von der Schule, aber bald waren sowieso Osterferien.

    Es wurde Frühling und das Wetter wurde schöner. Die ersten Sonnenstrahlen lockten mich nach draußen, um Inliner fahren zu gehen. Und wenn das Wetter nicht so schön war, dann habe ich eben in meinem Zimmer Workouts gemacht. Als Hobby habe ich schon immer etwas Sportliches gemacht, deshalb fiel es mir auch nicht schwer. Meine häufigsten YouTube-Suchen waren zu der Zeit auch auf jeden Fall Workout für Einsteiger. Ich machte dann lieber eine leichte Sporteinheiten, von denen dann aber mehr, statt mittendrin abbrechen zu müssen. Aufgeben war einfach nie meine Art, schon als Kind im Kindergarten war ich ehrgeizig. Gerade meine Beine trainierte ich zu der Zeit sehr häufig, denn die waren in meinen Augen am dringlichsten. Ich glaube zu der Zeit hat meine gestörtes Körperbild schon angefangen. Schon über ⅛ meines Körpergewichts waren weg, aber einen Unterschied sah ich nicht. Das meine Kleidung lockerer wurde begründete ich damit, dass ich eher Kleidung anhatte, die ich Wochen zuvor nie trug, weshalb ich auch nicht wissen konnte, wie sie mir noch vor 2 Monaten gepasst hatten. In Wirklichkeit war das natürlich nicht so. Ich wusste ganz genau welches Kleidungsstück mir wie passt. Aber der Kopf findet Ausreden, ob man es möchte oder nicht.

    Kurz vor Ostern fing ich eine noch radikalere Diät an, die besagte, dass ich nur Gemüse und Eier essen dürfe. Man hätte sich eine Woche mit einer gesunden Menge über Wasser halten können, doch ich aß nicht mehr als ein paar Gurken und Tomaten am Tag. Es wurde als total gesund beschrieben, aber das war es ganz und gar nicht. So schnell wie die Zahlen auf der Waage fielen, mindestens genauso schnell wurde ich täglich unglücklicher. Auf der einen Seiten war der Schritt auf die Waage ein Glücksmoment, auf der anderen Seite ging es mir danach nur noch schlechter.

    Meine Mama nahm mir das erste Mal die Waage weg und ich weinte um mein Leben, es fühlte sich alles auf einmal so aussichtslos an. Die Essstörung hatte mich zu der Zeit schon fest in den Händen und so kam es dazu, dass ich mir eine eigene Waage kaufte. Ich konnte nicht anders, es war niemals genug, ich war niemals genug. Durch viele Kommentare aus meinem Umfeld und auch in gewisser Weise Bewunderung für mein Durchhaltevermögen, wurde meine Essstörung immer weiter gefüttert. Jedes Kompliment war wie Benzin für die Magersucht, sie hatte immer mehr Power und der Tank füllte sich immer weiter. Sogar meine ehemalige Therapeutin lobte mich für meine Abnahme. Ich weiß noch ganz genau wie die erste Stunde nach der Tagesklinik bei ihr ablief. Ich kam rein und ihr erster Satz war: Im Gegensatz zu vor einem halben Jahr siehst du viel besser aus, damals warst du ja schon ziemlich übergewichtig. Ja, ich war da vielleicht körperlich in keinem gesunden Gewichtsbereich, aber ich hatte ein viel gesünderes Mindset im Bezug auf Essen und Bewegung.

    Was heißt denn überhaupt gesund? Jeder Körper hat andere Bedürfnisse und auch die Psyche ist ein Teil von Gesundheit. An Ostern verbot ich mir dann schon echt viel, ließ die Süßigkeiten als Snack ausfallen. Ausreden fand ich dafür genug, das war zu der Zeit meine geringste Sorge.

    Schon nach wenigen Wochen war ich also in der Spirale gefangen. Sie hatte mich fest im Griff, die Essstörung. Und ich war so in meinem Wahn, dass ich es nicht mal bemerkt habe. Ich hatte seit Jahren endlich wieder Kontrolle. TALI, das warst nicht du, niemals, du hattest über deinen Körper gar keine Kontrolle. Es war nur dieses Gefühl. Das Gefühl von Erfolg, welches dich blind machte. Aber wer denkt denn auch schon bei einer übergewichtigen oder normalgewichtigen Person an Anorexia Nervosa (=Magersucht)? Jeder hat bei dem Begriff Magersucht eine spindeldürre Frau jüngeren Alters vor den Augen. Und das ist der große Fehler. Denn irgendwann kommen auch vermeintlich Gesunde, die (noch) nicht im Untergewicht sind, in einen kritischen körperlichen Zustand. Diese Krankheit ist PSYCHISCH und beginnt im Kopf, jedoch wandelt es sich bereits nach kurzer Zeit auf den Körper um. Das Untergewicht ist ein Symptom, wie von Grippe ein Symptom der Husten ist, aber nicht jede*r Erkrankte muss dieses Symptom erfüllen. Ich glaube ich war zu dieser Zeit, also als die kranke Stimme schon mehr Raum hatte als mein rationales Denken, im oberen Normalgewicht. Und trotzdem war ich unterernährt. Das zeigte sich an den vielen körperlichen Symptomen. Das ist oft ein Tabuthema, aber es gehört zu dieser Krankheit dazu. Ein Anzeichen war zum Beispiel der Haarausfall. Ich kam schon mit vielen Haaren auf die Welt, hatte schon immer eine Haarmähne und diesbezüglich auch immer Komplimente bekommen. Auf einmal fielen sie aber aus. Und damit meine ich nicht nur einzelne Haare, nein, ich hatte am Morgen mindestens drei Mal die Haarbürste von Haaren befreien müssen. Manchmal habe ich mich deshalb wochenlang nicht gekämmt, damit nicht noch mehr ausfällt. Mit jeder ausgelassenen Mahlzeit wurde es schlimmer, so schlimm das ich kahle Stellen auf dem Kopf hatte. Das war so schwer für mich, aber trotzdem konnte ich es nicht lassen. Ich hasste mich immer mehr und wusste nicht mehr wer ich war ohne diese dicken Haare.

    Ich war sonst immer das Mädchen mit den dicken, gelockten Haaren. Auch das ist ein Argument gegen die Vorurteile gegenüber dieser Essstörung. Oft wird es auf zu viel GNTM oder Social Media geschoben. Abgesehen davon, dass eine solche Erkrankung viel tiefere Wurzeln hat, trifft eher das Gegenteil zu, denn im Fernsehen oder im Internet geht es um Schönheit. Mit 3 Haarsträhnen auf dem Kopf und blasser Haut ist man aber nicht mehr schön, das kann mir niemand sagen. Ich hatte phasenweise früh am Morgen lose Haare auf dem Kopfkissen liegen und es hörte einfach nicht auf. Aber wie denn auch, wenn mein Körper schon wochenlang in der Mangelernährung steckte und ich nichts tat, um das mein Körper genug Nährstoffe bekommt. Trotz, dass ich mich den ganzen Tag mit Essen, Sport, Stoffwechsel, Kalorien, Ernährung usw. beschäftigte, durfte ich in der Schule oder auch bei alltäglichen Dingen nicht nachlassen. Ich dachte es wäre einzig und allein mein eigener Ehrgeiz, aber diese mächtige Stimme der Anorexie war es in Wirklichkeit, die mich antrieb. Ich wurde noch perfektionistischer als ich es sowieso schon immer gewesen bin. Wenn ich etwas nicht so schaffte wie ich es wollte, lag die Strafe beim Essen bzw. dann eher

    nicht-Essen. Wenn ich einen Fehler machte, lag die Strafe beim Essen. Und wenn ich nicht genug abnahm oder Ähnliches natürlich sowieso. Ich, oder naja vielleicht doch eher die Stimme der Essstörung in meinem Kopf, die immer so tat als wäre sie meine beste Freundin und würde nur das Beste aus mir rausholen, wollte also, dass ich trotz weniger Energie so gut bin wie normalerweise, sogar besser als sonst. Wenn man sich darüber realistische Gedanken macht, ist das ja eigentlich gar nicht zu schaffen. Ein Handy was nur noch 5% hat, das kann auch nicht noch schneller in diesem Zustand funktionieren, als wenn es 50% hat. Aber so habe ich nicht gedacht. Ich wollte diese Stimme im Kopf befriedigen und obwohl ich die Anforderungen immer erfüllt habe, gab mir meine beste Freundin Ana immer größere Aufgaben. Denn: Es war nie genug, ich war nie genug.

    Gerade als ich noch im Normalgewicht gewesen bin, war alles noch viel schlimmer, denn ich fühlte mich nie krank genug. Diese Zahl auf der Waage war egal wie tief trotzdem viel zu hoch. Selbst wenn dort eine Null gestanden hätte, wäre es nicht genug, denn besser wäre ja eine -1. Das ist jetzt übertrieben und nicht realistisch, aber einfach damit man sich vorstellen kann, was Erkrankte für einen inneren Druck haben. Und die Vorstellung, dass Magersüchtige dünn sind, verstärkt diesen Druck und lässt die Essstörung noch lauter schreien. Irgendwann bin ich dann auch ins Untergewicht gekommen, aber soweit muss es nicht kommen. Umso länger man in diesem krankhaften Verhalten steckt, umso länger braucht man daraus. Eine Freundin sagte mir mal: Der Heilungsweg dauert mindestens doppelt so lange wie die Zeit, in der man in der Essstörung gelebt hat.

    Umso dünner ich wurde, umso mehr Sorgen machte sich natürlich auch mein Umfeld. Irgendwann hatten wir dann wieder in Gruppen Präsenzunterricht und das war immer eine gute Situation, um die ein oder andere Mahlzeit auslassen zu können. Langsam kannte meine Familie schon jede Ausrede. Aber ich diskutierte trotzdem. Manchmal ging es nur um eine Scheibe Brot, aber anstatt die zu essen, habe ich angefangen zu rebellieren. Ich habe täglich normale Situationen mit der Familie zu Konflikten gemacht. Kilo für Kilo habe ich mehr getrickst und Essen immer mehr verbannt. Mein Brötchen für die Schule habe ich ins Gebüsch geworfen, davor noch ein paar Krümel in die Brotdose gemacht. Ich hätte es so gern gegessen, aber ich hatte den Willen nicht. Irgendwann hat deswegen keiner mehr viel zu meinem Essverhalten gesagt, denn es war zwecklos. Die Argumente der Essstörung wurden immer fataler und kein gesunder Mensch kam dagegen an. Nicht mal ich bin dagegen angekommen. Ich habe mich wie ein Sklave der Anorexie hingegeben. Mein Verhalten wurde immer schlimmer und trotzdem war es mal wieder nie genug. Ich bin stundenlang mein Zimmer auf und ab gelaufen, um mein Schrittziel zu erreichen. Ich habe stundenlang beim Einkaufen gebraucht, weil ich das Produkt mit den wenigsten Kalorien finden musste, auch wenn das mitunter nur einen Unterschied von 1 Kalorie hatte. Wenn ich mein

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