Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wie viele Leben hast Du noch?: Herzlich willkommen an Bord! Wir begeben uns in diesem Buch gemeinsam auf eine ganz besondere Reise - die Reise zu uns selbst
Wie viele Leben hast Du noch?: Herzlich willkommen an Bord! Wir begeben uns in diesem Buch gemeinsam auf eine ganz besondere Reise - die Reise zu uns selbst
Wie viele Leben hast Du noch?: Herzlich willkommen an Bord! Wir begeben uns in diesem Buch gemeinsam auf eine ganz besondere Reise - die Reise zu uns selbst
eBook294 Seiten3 Stunden

Wie viele Leben hast Du noch?: Herzlich willkommen an Bord! Wir begeben uns in diesem Buch gemeinsam auf eine ganz besondere Reise - die Reise zu uns selbst

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Mario Semrau ist seit rund 15 Jahren als Dozent, Trainer und Coach tätig und übt mit voller Hingabe und Leidenschaft seine Berufung aus.
Doch dies war nicht immer so:
In einer Zeit, zu der sein Leben ihm nicht mehr entsprach, beschloss er, sein Leben in die Hand zu nehmen und konsequent alles zu verändern, was seiner Vision von einem erfüllten Leben widersprach. Dabei stellte er sich die eine Frage, die schließlich sein ganzes Leben verändern sollte:
Wie viele Leben hast Du noch?
Dieses Buch lädt Sie dazu ein, die Reise durch Ihr Leben ganz bewusst anzutreten, um schließlich dort anzukommen, wo Sie immer hinwollten - bei sich selbst.
Unser Leben ist das größte Geschenk, das wir jemals erhalten haben. Mit jedem Atemzug, den uns das Leben schenkt, haben wir die Möglichkeit, das, was das Leben für uns bereithält, in vollen Zügen auszukosten. In jedem Augenblick haben wir die Möglichkeit dazu, uns das Leben so zu gestalten, dass es uns entspricht. Wie das geht, und wie Sie die Fallstricke, die uns das Leben manchmal stellt, geschickt erkennen und umgehen, erfahren Sie in diesem Buch, in das der Autor seine Erfahrungen aus jahrelanger beruflicher Praxis eingebracht hat. Unbequeme Fragen inklusive.
Herzlich willkommen an Bord einer ganz besonderen Reise - der Reise zu uns selbst.
Sind Sie "Ready for Take-Off"?
Dann lesen Sie los!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum18. Juni 2020
ISBN9783347068018
Wie viele Leben hast Du noch?: Herzlich willkommen an Bord! Wir begeben uns in diesem Buch gemeinsam auf eine ganz besondere Reise - die Reise zu uns selbst

Ähnlich wie Wie viele Leben hast Du noch?

Ähnliche E-Books

Beziehungen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Wie viele Leben hast Du noch?

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wie viele Leben hast Du noch? - Mario Semrau

    Auftakt

    Unsere Reise, die sich Leben nennt

    Antalya – Flughafen, Terminal 2 im April 2016.

    Überpünktlich sitze ich an Bord des Fluges „DE 143" nach Frankfurt. Es ist 11: 28 Uhr, und die Sonne strahlt gnadenlos vom nahezu wolkenfreien Himmel.

    Wie gerne wäre ich jetzt am Strand. Der Platz neben mir bleibt frei. Die Maschine ist nicht voll, genauso wie auf dem Hinflug.

    Viele haben wohl storniert – aus Sicherheitsgründen.

    „Welche Sicherheitsgründe?", frage ich mich.

    Ich habe mich nie unsicher gefühlt in diesem herzlichen und gastfreundlichen Urlaubsland.

    Aufgeheizt von einer Woche in der türkischen Sonne sitze ich auf meinem Platz 29 F, direkt am Fenster mit Blick auf die riesige Tragfläche der Boeing 757, die mich nun wieder zurück in die Kälte fliegen soll.

    Ich kann einfach nicht glauben, dass diese intensive Woche, die doch gerade erst eben begonnen zu haben scheint, nun schon wieder vorbei sein soll.

    Ungläubig schaue ich mir immer wieder die vielen Bilder auf meinem Handy an, während die anderen Passagiere hektisch durch den Gang zu ihren Plätzen drängen und ihr Handgepäck in den Ablagen verstauen.

    Und das soll ich alles in einer Woche erlebt haben?

    Diesen tollen Menschen bin ich begegnet?

    Wahnsinn!

    Aus einer meiner vielen „kurzen Auszeiten" ist gefühlt eine der intensivsten Wochen meines Lebens geworden. Eine Woche, in der mir immer wieder aufs Neue bewusst wurde, dass jeder Augenblick ein unwiederbringliches Geschenk ist, das wir annehmen müssen, weil es ansonsten für immer verloren ist. Ich habe einfach das Geschenk eines jeden Augenblicks angenommen, Tag für Tag passieren lassen und wurde dafür mit unzählig vielen unvergesslichen Momenten belohnt.

    Ich schließe meinen Gurt. Die Triebwerke laufen an, während der Koloss seine Parkposition verlässt und sich langsam in Bewegung setzt. Das Brummen der Turbinen wird von surrendem Ausfahren der Startklappen übertönt. Auf dem Monitor vor mir laufen die Sicherheitsinstruktionen ab. Gefühlte hundertmal habe diese schon in allen möglichen Sprachen gehört.

    Ich höre nicht zu, denn meine Gedanken sind jetzt ganz woanders.

    Ich bin traurig und glücklich zugleich. Traurig, weil eine unglaublich schöne Zeit, die ich mit wertvollen Menschen verbringen durfte, nun so gnadenlos endet, und glücklich, weil ich diese unzähligen wunderbaren Augenblicke erleben durfte, und sie mir nichts und niemand mehr nehmen kann.

    „Cabin Crew take seats for departure" tönt es aus dem Cockpit. Diese Ansage kenne ich nur zu gut. Nun sind es nur noch wenige Sekunden, bis mein Aufenthalt auf türkischem Boden Vergangenheit sein wird.

    Ich atme noch einmal tief durch und lehne mich zurück, während die unzähligen wunderschönen Augenblicke, die ich in dieser Woche erleben durfte, wie Kurzfilme durch meinen Kopf rasen. „Ready for take-off" - ich bin das noch lange nicht, aber das spielt in diesem Augenblick wohl keine Rolle mehr.

    Die Turbinen heulen auf - Startleistung: Die ganze Maschine vibriert, und es presst mich in den Sitz. Draußen beginnt die Landschaft, immer schneller an mir vorbei zu rasen, während sich der große Vogel unaufhaltsam seinen Weg bahnt, um sich dann schließlich mit einem letzten Poltern des Fahrwerkes vom Boden zu verabschieden und sich in die Lüfte zu erheben. Alle sind still.

    Die wunderschöne, sonnendurchflutete türkische Landschaft verwandelt sich zunehmend in eine Spielzeugwelt, die immer schneller an uns vorüberzieht. Wir drehen nach links ab. Unter uns erscheint ein letztes Mal das strahlend leuchtende türkisblaue Meer.

    Das Meer, in das ich noch vor wenigen Stunden zusammen mit meiner „Strandpartnerin" wie von einer Tarantel gestochen hineingerannt bin. Das Meer, an dessen Strand ich mich stundenlang gesonnt, meine Akkus aufgeladen und mit einzigartigen Menschen wundervolle Gespräche geführt habe.

    Das Meer, durch dessen Wellen wir voller Freude getaucht sind, und die Zeit ebenso wie alles um uns herum einfach so vergessen haben, während Vogelschwärme über uns hinweg gezogen sind und unsere Blicke immer wieder von den in geheimnisvollen Wolkenschleiern eingehüllten Bergen gefesselt worden sind.

    Irgendwo da unten sind sie jetzt: All die Menschen, denen ich als Fremder begegnet bin, und von denen ich als Freund ging. Sie haben mir unzählig viele unvergessliche Momente, tiefgründige Gespräche und vom Lachen tränende Augen geschenkt. Und sie haben mir unmissverständlich bewusst gemacht, dass es nun an der Zeit ist, endlich dieses Buch zu schreiben. Ich durfte gemeinsam mit ihnen Augenblicke erleben, die so nie wiederkehren werden. Geschenke, für die ich vom tiefsten Herzen dankbar bin.

    Einige von ihnen werden gewiss wieder ins Hamsterrad zurückkehren. Einer könnte eine unglaubliche Karriere bevorstehen, wenn sie sich von nichts und niemanden von ihren Zielen ablenken lässt, für ihre Träume kämpft und handelt.

    Sie begleiten vom ganzen Herzen meine besten Wünsche.

    Ich drehe mich um. Langsam verschwindet die atemberaubende türkische Landschaft unter den Wolken. Die Anschnallzeichen erlöschen. Wir gehen auf Reiseflughöhe und nehmen direkten Kurs auf Deutschland. Mit jedem Atemzug bringt mich die Maschine nun immer weiter in Richtung Kälte. Der Urlaub ist vorbei. Es geht zurück.

    Meine vorderen Sitznachbarn beschließen, nächstes Jahr wieder in die Türkei zu fliegen. Bis dahin hieße es wieder „durchhalten und malochen", bekomme ich mit. Sie haben keine Lust auf morgen, keine Lust auf den Job! Ihre Mienen sind entsprechend finster, und ihr Urlaubsfeeling scheint schon jetzt verflogen zu sein. Ich dagegen freue mich auf morgen, auf meine Familie, meine Freunde, meinen Job und auf meine nächste Auszeit in der Sonne - in gut dreieinhalb Wochen.

    Das Leben ist schön!

    Aber es ist endlich, genauso wie dieser Urlaub endlich war. Irgendwann geht es einfach nicht mehr weiter, und alles, was wir dann noch haben, ist das, was wir erleben durften.

    Was wir dann nicht mehr pflegen können, geht ein, verdreckt oder wuchert. Der Rest wird dann fachgerecht entsorgt und endet in farbigen Plastiksäcken, die dann schlussendlich in Müllcontainern landen, während die Erben das restliche Vermögen verwerten.

    Und das soll es dann gewesen sein?

    Nein Danke! Ich will mehr! Viel, viel mehr!

    Wieder einmal wird mir bewusst, dass das ganze Leben eine Reise ist. Eine Reise, die uns unzählige wunderbare Momente schenkt, die wir auskosten müssen, weil sie so nie wiederkehren werden. Auf ihr werden wir einmaligen Chancen begegnen, die wir entweder in Meilensteine unseres Lebens verwandeln oder unbeachtet an uns vorüberziehen lassen können.

    Doch irgendwann gibt es die nächste Reise, auf die wir uns wieder einmal begeben möchten, um dem Alltag unseres hiesigen Daseins mit all seinen Verpflichtungen zu entfliehen, nicht mehr. Irgendwann ist es durch, und dann stehen wir vor der Bilanz unseres Lebens. Unseres Lebens, das uns unsere Mütter unter der Aufnahme größter Risiken und Entbehrungen geschenkt haben. Sie haben uns unter größten Schmerzen auf diese Welt gebracht und uns dieses eine, unwiederbringliche, Leben geschenkt. In der Hoffnung, dass wir unseren Weg gehen und aus unserem Geschenk das Beste machen werden.

    In der Hoffnung, dass wir diese Welt verbessern werden, und dass wir etwas erschaffen, das auch über unser Leben hinaus bestehen bleibt.

    Es liegt also allein an uns selbst, dieses einmalige Geschenk Tag für Tag zu schätzen, es anzunehmen, seine Einzigartigkeit zu erkennen, es immer wieder in all seinen Facetten neugierig wie ein Kind zu entdecken und sich seiner Vergänglichkeit bewusst zu sein.

    Allein an uns selbst liegt es, zu erkennen, dass es keine Selbstverständlichkeiten in diesem Leben gibt, außer es irgendwann loslassen zu müssen, wenn unsere Zeit hier abgelaufen ist.

    Und wiederum liegt es allein an uns selbst, uns dessen bewusst zu sein, dass die Zeit, die wir auf dieser Welt zur Verfügung haben, viel zu schade dafür ist, um sie mit Warten auf die nächste Reise zu verschwenden.

    Wir müssen unsere Reise immer wieder neu antreten. Tag für Tag. In jedem Augenblick.

    Wir müssen Chancen ergreifen, um sie in einmalige Augenblicke zu verwandeln und unser Leben in die Richtung zu lenken, in die wir gehen wollen.

    Das Leben ist zu kurz zum Warten, zum Grübeln und zum Hadern. Chancen, die wir verpassen, sind für immer verloren.

    Das Hamsterrad – mein Weg hinein und wieder heraus

    Auch ich habe dieses Leben nicht immer als kostbares Geschenk betrachtet, habe lange auf eine bessere Zukunft gewartet und kurz nach meinem ersten Studium zum Diplom Wirtschaftsingenieur (FH) Jobs angenom- men, die ich eigentlich gar nicht haben wollte.

    Voller Erwartungen bin ich damals in den „Ernst des Lebens" gestartet. Ich bin, ehe ich mich versah, selbst im Hamsterrad gelandet und stellte fest, dass sich das Leben, das ich führte, immer weiter von dem Leben entfernte, was ich wirklich führen wollte. Die immer seltener werdenden Momente des Glücklichseins wurden von immer längeren Phasen eines monotonen, meiner Lebensvision widersprechenden Alltags unterbrochen.

    Ich begann irgendwann damit, nur noch für das Wochenende und ein paar Wochen Jahresurlaub zu leben, führte unbefriedigende Beziehungen und vernachlässigte meinen Körper immer mehr. Das Kind in mir wurde immer leiser.

    Doch als ich es kaum noch hören konnte, rebellierte es schließlich umso lauter in mir.

    So konnte es doch nicht weitergehen!

    Ich wollte doch einen Nutzen für die Menschen bringen, träumte davon, eines Tages Seminare abzuhalten, vor vielen Menschen zu sprechen und mit Menschen zu arbeiten, die sich privat und beruflich weiter entwickeln wollten. Ich wollte erleben, dass es Anderen durch meine Arbeit und Schaffenskraft besser geht.

    Das, was ich seit jeher konnte und was mich wirklich interessierte, war der Umgang mit Menschen.

    Mir fiel es seit jeher leicht, sie anzusprechen, sie zu erreichen, sie von etwas für sie Gutem zu überzeugen, sie „abzuholen", ihnen Mut zu machen und ein Stück weit mit ihnen zu gehen.

    Keine Ahnung, warum und woher ich diese Gabe hatte. Ich kommunizierte einfach leidenschaftlich gerne mit unterschiedlichsten Menschen aus allen gesellschaftlichen Ebenen, hörte mir ihre Geschichten an und versuchte, angetrieben von einer nahezu kindlichen Naivität, zu helfen und neue Wege zu ebenen, wo immer mir dies erforderlich bzw. sinnvoll zu sein schien. Wie oft habe ich damals gedacht, das Falsche studiert zu haben. Doch die Zukunft sollte mir zeigen, dass das Falsche genau das Richtige war, und dass es genau die Leidenschaft ist, mit Menschen umzugehen, die mir schließlich zum Erfolg verhelfen sollte.

    Beruflich war ich damals mitten drin, mitten drin im Hamsterrad. Und da sah ich sie tagein tagaus:

    Die finsteren Mienen, die morgens mit der U - Bahn zur Arbeit fuhren. Mienen, die so blass, müde, nervös und frustriert schienen, dass man denken konnte, dass die Leute nicht auf dem Weg zur Arbeit, sondern vielmehr auf dem Weg zu ihrer eigenen Hinrichtung gewesen sind.

    Ab und an gab es natürlich ein paar Lichtblicke, ein paar fröhliche Gesichter, aus denen noch Zuversicht und Lebensfreude strahlte.

    Genau da wollte ich wieder hin und zwar dauerhaft.

    Ups Endstation! Bitte aussteigen und hinein ins Hamsterrad: Termine, Termine, Termine, und einer war „wichtiger" wie der andere…

    Nachts konnte ich dann kaum noch schlafen, meine Beziehungen wurden immer verrückter, und die Leere in mir wurde zunehmend unerträglich. Normalerweise müsste ich, wie es in vielen Büchern, die sich mit dieser Thematik befassen, der Fall ist, an dieser Stelle noch schreiben, dass ich pleite war, nicht mehr wusste, wie es finanziell weitergehen sollte und deshalb sicherheitshalber jeden Morgen den Frühstückstisch mit einer zusätzlichen Kaffeetasse für den Gerichtsvollzieher eingedeckt habe.

    Das stimmt aber in meinem Fall so nicht. Im Gegenteil: Ich verdiente zwar gut, lebte aber im Großen und Ganzen so weiter wie zu meinen studentischen Zeiten. Dadurch baute ich mir schnell eine gute Reserve auf, um dazu in der Lage zu sein, mich möglichst rasch wieder aus dem ganzen Kreislauf zu befreien und Zeit zum Durchatmen und Neuausrichten zu gewinnen. Freizeit erschien mir schon damals unendlich kostbar.

    Irgendetwas in mir hat meine scheinbar bereits in Vergessenheit geratene Lebensvision wohl doch noch voll auf dem Schirm gehabt und meine Entscheidungen entsprechend zielführend beeinflusst.

    Gut so, wie sich später herausstellen sollte…

    Ein kleiner Zusammenbruch als Botschaft des Lebens

    Dieses „Irgendetwas", dem ich noch ein ganzes Kapitel in diesem Buch widmen werde, pochte in mir. Es ließ mich nicht mehr schlafen, nicht mehr zur Ruhe finden, und eines Morgens zeigte es mir in unmissverständlicher Form, dass es so nicht weitergehen konnte:

    Wiedereinmal klingelte morgens um sechs Uhr der Wecker. Ich stand auf, ging duschen, trank schnell meinen Kaffee und stand, nach einem kurzen Frühstück, abfahrbereit in Richtung Hamsterrad mitsamt Anzug und Krawatte im Flur meiner damaligen Wohnung in Berlin - Zehlendorf.

    Ich nahm den Schlüssel und… Plötzlich wankte der Boden unter mir. Mein Herz raste los, als wäre der Teufel höchst persönlich hinter mir her, mein Magen drehte sich um.

    Der Schweiß stand mir auf der Stirn, während mein eigentlich weißer Flur vor meinen Augen in allen möglichen Farben zu schimmern begann, und ich langsam zusammensackte. Eh ich mich versah, lag ich am Boden. Mein Kreislauf wurde immer schwächer. „Jetzt ist es durch!", dachte ich.

    So hatte ich meinen Körper, der mich stets sicher durchs Leben getragen hat, noch nie erlebt.

    „Was ist das?"

    Sicherlich könnte man jetzt auf die Idee kommen, dass ich am Abend zuvor so richtig Party gemacht habe, und mein Körper sich nun rächen wollte.

    Doch Fehlanzeige! Alkohol und berauschte Nächte gab es bei mir nicht, sonst wäre die ganze Geschichte wohl völlig anders ausgegangen, und ich würde jetzt wohl nicht dieses Buch schreiben, sondern vielmehr mit anderen Problemstellungen beschäftigt sein.

    Auf allen Vieren krabbelte ich auf den Boden in Richtung Küche, öffnete kaum noch etwas sehen könnend den Getränkeschrank und entnahm mit letzten Kräften eine bereits vor Wochen angefangene Flasche Cola. Ich öffnete sie, trank, und - „Puh!" mein Kreislauf schien, wieder hoch zu fahren.

    War das ein Schreck!

    Ich ganz alleine in der Wohnung, und dann passiert so etwas. Ich löste mir die Krawatte, knöpfte mein Hemd auf, legte mich auf den Boden meiner Küche und schaute durchs Balkonfenster. Die Sonne schien hell hindurch, die Vögel zwitscherten, so als wäre nichts geschehen, und ich war glücklich, dass es mir wieder besser ging und überhaupt noch am Leben war.

    Plötzlich, ganz plötzlich, als ich gerade wieder einigermaßen klar denken konnte und langsam wieder Kraft in meine geschwächten Glieder einströmte, schoss mir dann die eine, im Nachhinein für meinen weiteren Lebensweg ausschlaggebende Frage in den Sinn:

    Wie viele Leben hast Du noch?

    Subjektiv empfunden, wäre es beinahe „rum" gewesen. Medizinisch gesehen, hat mir wohl lediglich mein Kreislauf einen gehörigen Streich gespielt. Ich hatte mich einfach heftig erschrocken, und das war auch gut so. Wie hätte ich mich geärgert, kaum so richtig gelebt und so viel wertvolle Zeit einfach so verschwendet zu haben.

    Vor lauter Wut wäre ich dann wohl auf meiner eigenen Beerdigung aus der Kiste gesprungen und so richtig durchgedreht. Dieses Trauma wollte ich jedoch keiner Trauergemeinde zumuten.

    „Man steckt schneller drin, als man denkt - in diesem verdammten Hamsterrad!", stellte ich damals fest. Und das Leben ist schneller vorbei, als man sich denken kann.

    Zurzeit meines Zivildienstes habe ich viele Sterbende gesehen: Einige schliefen zufrieden ein, andere fanden es schade, dass es schon vorbei ist, akzeptierten aber das Unvermeidbare und ließen schließlich los. Am betroffensten machten mich aber diejenigen, die sterbend festgestellt haben, dass sie nie wirklich gelebt haben und dann krampfhaft versuchten, sich am absterbenden Ast ihres Lebens noch weiter festzuhalten.

    Das sollte nicht mein Schicksal sein, bitte nicht!

    Die Aufregung wich, und ich beschloss nun, dieses, mein einziges Leben, in die Hand zu nehmen und es so zu gestalten, wie ich es wollte.

    Ausbruch aus dem Hamsterrad

    Fortan ließ ich es nicht mehr in meinem Körper rebellieren. Vielmehr rebellierte ich nach außen, sprach, wenn auch in sorgsam gewählten Worten, direkt aus, was ich dachte, und nahm mir die Zeit, meine eigene Lebensvision zu gestalten und diese zu Papier zu bringen.

    Egal ob bei Regen, Schnee oder Sonnenschein:

    Ich trieb wieder Sport und ließ meinen Körper Schritt für Schritt wieder in eine für mich zufriedenstellende Verfassung zurückfinden. Klar und deutlich formulierte ich, was ich wollte, und wohin meine Reise - privat und beruflich - führen sollte. Was mir zuwider war, ließ ich abprallen. Ich zog mein Ding durch, so dass ich mich langsam wieder zu dem Menschen entwickelte, der ich wirklich sein wollte.

    Schließlich sollte die gewünschte Veränderung nicht lange auf sich warten lassen: Man versetzte mich quasi von einem Tag auf den anderen in einen neuen Bereich. Ich hatte plötzlich einen Vorgesetzten, der meine Talente erkannte, und mit dem ich ganz hervorragend harmonierte.

    Plötzlich war ich der „Mitarbeiter für besondere Aufgaben, dem man freie Hand ließ und auf dessen Fach- und Sozialkompetenz man absolut vertraute. „Machen Sie es einfach mit Ihrer Art, Herr Semrau, lautete mein Arbeitsauftrag. „Nichts leichter als das", erwiderte ich, und begann damit, zunehmend mehr Mitarbeiter zu coachen, optimierte interne Strukturen, kurbelte das Geschäft an und hielt unzählige Vertriebs-, Fach-, und Kommunikationsseminare ab.

    Mir gelang es immer besser, den Menschen so mitten im Alltag wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und die Sonne wieder bis ins letzte Eckchen der dunkelsten Hinterstube scheinen zu lassen.

    Eine Zeit, von der ich bis heute profitiere, und an die ich gerne zurückdenke. Eine Zeit, in der mich endlich wieder das Gefühl erlangte, in die richtige Richtung zu gehen. Ich lernte unheimlich viel dazu, las oftmals bis tief in die Nacht hinein unzählige für meine Zwecke geeignete Bücher und begegnete vielen wertvollen Menschen, an die ich noch heute gerne und in Freundschaft zurückdenke.

    Ich war damals bei einem wirklich guten ebenso wie zukunftssicheren Unternehmen beschäftigt, das seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viele Chancen bot.

    Doch mir war klar, dass mein Ziel schon immer in der unternehmerischen Selbstständigkeit lag.

    Damals erkannte ich, dass ich noch viel lernen musste, um das zu tun zu können, was ich heute ganz selbstverständlich tue: Menschen dabei zu unterstützen, beruflich und privat erfolgreich zu sein, und sie dazu zu befähigen, ihren ganz eigenen Weg zu gehen, die Produkte, hinter denen sie stehen, zu vermarkten, und nicht den Traum eines Fremden sondern ihren eigenen Traum zu leben.

    Vor mir sollte also noch eine weite Reise des Lernens und des Erfahrens liegen, die mich dazu in die Lage versetzen sollte, das, was ich wirklich tun wollte, immer besser zu tun.

    Und diese Reise dauert bis heute an, und sie wird fortdauern - (m)ein Leben lang.

    Denn wer will schon von einem Esel das Fliegen lernen? Hoffentlich niemand!

    Das wäre dann dasselbe, als wenn uns ein Mensch, der am 20. des Monats nicht mehr dazu in der Lage ist, eine Stromnachzahlung in Höhe von 90 € zu begleichen, erklären wollte, wie man Millionär wird. Mir lag es immer fern, so zu tun als ob. Ich wollte sein und darauf fokussierte ich mich.

    Weiterhin lebte ich recht sparsam, so dass ich mir im zarten Alter von 27 Jahren meinen lang gehegten Traum erfüllen konnte:

    Ein eigenes, bezahltes Haus, und das ganz ohne Lasten. Etwas, das mir allein gehören und mir Behaglichkeit und Wärme bieten sollte. Ganz ohne Miete. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Das musste ich auch, denn es gab viel darin zu tun.

    Mein erstes Haus ließ mich die Grenzen meiner handwerklichen Fähigkeiten nicht nur kennenlernen, sondern sie auch um Dimensionen überschreiten. Und dennoch war es ein erster

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1