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Wunderland: Wie Denken unser Leben bestimmt und welche ungeahnten Möglichkeiten sich dadurch ergeben!
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eBook305 Seiten3 Stunden

Wunderland: Wie Denken unser Leben bestimmt und welche ungeahnten Möglichkeiten sich dadurch ergeben!

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Über dieses E-Book

Kann die Art unseres Denkens die Lebensdauer beeinflussen? Wie gross ist der Einfluss der Gene auf unser Dasein? Können wir Kraft unseres Geistes Krankheiten besiegen? Und wenn ja wie und vor allem warum? Inwieweit sind wir unseres Glückes eigener Schmied? Und wo liegen die Grenzen des Machbaren? Wie können wir durch bewusste Wahrnehmung zu den Objekten unserer Begierde kommen? Und welchen Einfluss hat das Unterbewusstsein auf unser Leben?

J. Sackers zeigt in Wunderland die Verknüpfung zwischen Geisteshaltung und Lebensumständen und trägt die Essenz vieler Studien zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Herausgekommen ist ein akribisch recherchiertes Werk, gewürzt mit viel Galgenhumor und gespickt mit äusserst interessanten Erkenntnissen.
Ein Buch, das Ihr Leben verändern kann! Sind Sie bereit für dieses Buch?

»'Wunderland' von Jörg Sackers ist eine Reise durch die Landschaft unseres Denkens und Fühlens. Es zeigt uns, wie wir durch Bewusstwerden unserer negativen Gedanken und Muster zu positiverer Lebenseinstellung finden können und somit auch unserer Gesundheit Gutes tun.«
Evelyn Binsack, Extremsportlerin und erste Schweizerin auf dem Mount Everest
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Dez. 2014
ISBN9783732315482
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    Buchvorschau

    Wunderland - Jörg Sackers

    Es gibt nur eine falsche Sicht der Dinge: Der Glaube, meine Sicht sei die einzig Richtige.

    Nagarjuna, buddhistischer Philosoph (2. Jahrhundert)

    Kapitel 1: Wahrnehmung – Wirklichkeit oder Fiktion?

    Ein Mitarbeiter ist kurz vor seinem Jahresgespräch. Sein Vorgesetzter hat ihn vor einem Jahr persönlich eingestellt und bisher hat er sich als zuverlässig und umsichtig gezeigt. Ein guter Mann. Heute jedoch hat er die Palette Frischgemüse mit dem Gabelstapler auf den falschen LKW geladen. Diese ist am anderen Ende von Deutschland in Kiel gelandet, obwohl sie nach Südbaden sollte. Vor drei Wochen hatte ihr Mitarbeiter übrigens einen kleinen Zusammenstoß mit einem anderen Staplerfahrer; halb so wild, ein paar Kratzer an beiden Fahrzeugen, die Versicherung hat den Schaden übernommen.

    Der Moment der Beurteilung naht. Die beiden Ereignisse trüben den Eindruck des ansonsten guten und zuverlässigen Mitarbeiters. Die Beurteilung ist mittelmäßig. Der Beurteilte ist ein wenig verdutzt – hat er doch seine Leistungen anders eingeschätzt als sein Vorgesetzter. Besser.

    Der Vorgesetzte unterliegt einem klassischen Wahrnehmungsfehler, der in der Psychologie auch also Halo-Effekt (im Griechischen für Dunstkreis um Sonne und Mond) bezeichnet wird. Eine Eigenschaft, ein Vorkommnis oder eine Tätigkeit, die die restliche Leistung oder Eigenschaften überstrahlt, wird verstärkt wahrgenommen und überbewertet. Hinzu kommt: Kürzlich wahrgenommene Ereignisse wiegen schwerer als jene, die schon vor längerer Zeit passiert sind – das gilt für gute als auch für schlechte Leistungen. Menschen, die uns sympathisch sind, beurteilen wir außerdem milder, Urteile werden aufgrund des äußerlichen Gesamteindrucks gefällt usw.

    Bei obigem Beispiel spielt es plötzlich keine Rolle mehr, dass der Mitarbeiter elf Monate tadellos funktioniert hat. Die beiden kurz aufeinanderfolgenden und in zeitlicher Nähe zur Beurteilung stehenden, wenn auch unabhängig voneinander und rein zufällig geschehenen Vorfälle, strahlen über die restliche gute Jahresleistung hinweg.

    Die Arbeitsweise unseres Denkorgans

    Unser Gehirn spielt uns viele solcher Streiche, das entspricht seiner Arbeitsweise: das Besondere wird verstärkt wahrgenommen und das Alltägliche verschwindet in Regionen des Unterbewusstseins. Die Daten sind weiter vorhanden, jedoch sind Wahrnehmung und Aufmerksamkeit nicht darauf fokussiert.

    Muster erkennen, kategorisieren, Erfahrungen verarbeiten und Schubladen bilden: Vereinfacht gesagt funktioniert unser Gehirn so primitiv. Unachtsam tappen wir Menschen immer wieder in die gleichen Fallen, in die gleichen jahrtausendealten Mechanismen unserer Denkmechanik. Wir verkaufen panisch bei fallenden Kursen unsere Aktien und kaufen hastig bei steigenden, anstatt bei fallenden Kursen nachzukaufen und bei steigenden Gewinne mitzunehmen. Wir rennen der Herde hinterher, nur weil die Herde rennt und nicht, weil der Weg der Richtige ist. Wir sehen die hohe Rendite und beachten die Warnsignale nicht. Wir sitzen in der Badewanne und spüren nicht mehr, wie heiß das Wasser ist. Wahrnehmungsfehler gibt es allerlei. Oder nennen wir es mal Wahrnehmungsphänomene. Fehler klingt so nach Absicht – und genau das ist es ja nicht, sondern unabsichtlich oder auch unbewusst.

    Wie der Mensch durch Aufmerksamkeit Wahrnehmungsfehler vermeiden kann, wird im Folgenden beschrieben.

    Jeder hat die Freiheit, seine subjektive Realität zu beeinflussen.

    Mihaly Csikszentmihaly, Psychologieprofessor

    Bewusst sein

    Wenn Gedanken fahrig umherschweifen, fühlen wir uns nicht nur unwohl und rastlos, sondern haben Schwierigkeiten, eine Tätigkeit mit Genauigkeit und Ausdauer zu erledigen. In seinem Buch Flow – das Geheimnis des Glücks¹ beschreibt Mihaly Csikszentmihaly die heilsame Wirkung von Aufmerksamkeit und Flowerlebnissen. Unter Flowerlebnissen versteht Csikszentmihaly einen Zustand, der sich durch folgende Kriterien auszeichnet:

    Die Zeit steht still. Stunden kommen einem vor wie Minuten.

    Man ist hoch konzentriert und sehr produktiv.

    Man empfindet ehrliche Freude und Glück.

    Man ist erfüllt von einem Gefühl der Kontrolle.

    Aufmerksamkeit ist die Grundlage für bewusstes Denken. Wenn wir unseren Geist kontrollieren und fokussieren können, schaffen wir eine innere Ordnung und eine Struktur unserer Ziele und Wünsche. Vergleicht man das Gehirn mit einem Computer, so entspräche das Bewusstsein dem Arbeitsspeicher mit den Dateien, an denen wir täglich arbeiten, und das Unterbewusstsein entspräche der riesigen Festplatte, die im Hintergrund alles speichert; die häufig genutzt wird, aber selten in Erscheinung tritt. Während also das Bewusstsein das Denken und Fühlen darstellt, das wir gezielt, geplant und kontrolliert ausführen, beherbergt das Unterbewusstsein die Summe aller Erfahrungen, Erlebnisse, alles was je gesagt, gedacht und gemacht wurde. Während das Bewusstsein uns zielgerichtetes Verhalten erlaubt, hat das Unterbewusstsein mit seinem riesigen Datenschatz natürlich ebenso Einfluss auf unser Handeln, aber eben häufig auf eine Art und Weise, dass uns das nicht bewusst ist.

    Es, Ich und Über-Ich

    Es war Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, der erstmals die Unterscheidung verschiedener Bewusstseinsstufen theoretisch fundierte. Freud sprach von drei Ebenen des Bewusstseins:²

    Dem Es, das unsere triebhaften (unbewussten) Wünsche und Taten der Psyche symbolisiert. Das Es leitet Emotionen wie Liebe, Neid, Hass, aber auch physische Triebe wie Hunger und den Sexualtrieb.

    Den zweiten Anteil unserer Psyche stellt das Ich dar, das für das vernünftige, bewusste, selbstkritische Denken steht. Das Ich ist das, was wir meinen zu sein. Es ist der Mittler zwischen Es und Über-Ich.

    Das Über-Ich ist quasi die Idealvorstellung unserer Psyche von uns und der Welt. Es besteht aus unserem Gewissen, unseren Wertvorstellungen, es ist moralische Instanz und Gegenspieler des Es. Das Über-Ich gehört ebenfalls zum Unterbewusstsein, während das Ich das Bewusstsein darstellt. Das Bewusstsein ist lediglich ein kleiner Teil unserer Psyche. Psychologen sprechen auch vom Eisbergphänomen – demnach sind 90 Prozent unserer Denkanteile unbewusst.

    Nach Freud entsteht ein Großteil der Motivation menschlichen Verhaltens aus dem unbewussten Konflikt zwischen den triebhaften Impulsen des Es und dem streng bewertenden Über-Ich.

    Dr. Jonathan Haidt, ehemaliger Psychologieprofessor an der University of Virginia, vergleicht die verschiedenen Bewusstseinsebenen mit einem Reiter auf einem Elefanten³:

    Wie jemand, der auf einem Elefanten reitet, kann der bewusste, vernunftbetonte Teil des Geistes das Verhalten des Elefanten nur sehr eingeschränkt kontrollieren. Der Elefant steht für das Unterbewusstsein, das deutlich größer und viel bestimmender ist als das Bewusstsein in Form des Reiters. Aufmerksamkeit willentlich zu steuern ist Bewusstseinskontrolle. Form und Inhalt des Lebens hängen davon ab, wie Aufmerksamkeit genutzt wird.

    Priming oder: Wie ein Reiz Denken und Handeln beeinflusst

    Kennen Sie den Begriff des Priming? In der Psychologie subsumieren Forscher darunter vielfältige stereotype Verhaltensweisen, die durch einen Hinweisreiz ausgelöst werden und eine ganz bestimmte Art von Verhalten zutage fördern. Das Priming-Konzept ist für das Verständnis unseres Verhaltens, stereotyper Einstellungen und unbewusster Verhaltensweisen von Bedeutung.

    Folgendes Beispiel:

    Zufällig ausgewählte Testpersonen absolvieren am Computer einen Test. Dieser setzt keine spezifischen Kenntnisse voraus. Die Probanden werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt, wobei jede Gruppe den gleichen Test absolvieren muss. Es gibt allerdings einen Unterschied: Der ersten Gruppe von Testpersonen werden auf dem Desktop unmerklich Schlagwörter, die im Zusammenhang mit dem Begriff Alter stehen, blitzartig eingeblendet, sodass sie für die bewusste Wahrnehmung nicht erfassbar sind. Die Beispielwörter sind Demenz, Gebrechlichkeit, Krankheit, usw. Der zweiten Gruppe von Probanden werden analog dazu ebenfalls Begrifflichkeiten untergeschoben, die nicht bewusst wahrnehmbar über den Bildschirm flackern. Diese Begriffe haben mit den Überbegriffen Jugend und Intelligenz, Gesundheit und Kraft zu tun.

    Nun sollte man meinen, dass diese Begriffe keinen Effekt auf die Testergebnisse hätten – jedoch weit gefehlt: Die Testpersonen der ersten Gruppe schneiden bei dem Test signifikant schlechter ab als die der zweiten Gruppe!⁴ Zufall?

    Priming-Experimente gibt es zuhauf. Ihnen allen ist gemein, dass mit bestimmten Begrifflichkeiten, Situationen oder auch visuellen Reizen Eigenschaften verbunden werden (alt = gebrechlich, gebrechlich = weniger intelligent; jung = dynamisch), die sich in konkreten Verhaltensweisen äußern, unabhängig davon, ob diese Verhaltensweisen tatsächlich die Realität betreffen. So bewegen sich auf das Alter geprimte Menschen langsamer; Menschen werden im Krankenhaus hilfloser, in Pflegeheimen antriebsloser. Gegenteilig können Menschen – mit positiven Worten oder Reizen beglückt – selbstbewusster, lebendiger und lebhafter werden.

    Das Priming-Konzept veranschaulicht drei erstaunliche Erkenntnisse:

    Wir sind uns der Motive unseres Handelns häufig nicht bewusst.

    Wir sind ungewollt sehr beeinflussbar.

    Wir können aus diesen Erkenntnissen erstaunliche Vorteile ziehen.

    Priming ist prinzipiell nichts anderes als ein Vorurteil das, durch einen Auslöser hervorgebracht, eine bestimmte Verhaltensweise auslöst. Menschen, die auf den Begriff Fast Food geprimt werden, können durchaus eine schlechtere Verdauung entwickeln und andersherum können Menschen, die auf Vitalität geprimt werden, ebenso eine bessere Gesundheit entwickeln. Bei Testpersonen, die in einem Test mit Altersfragen konfrontiert wurden, wurde nach dem Test die Laufgeschwindigkeit von den Testräumlichkeiten zum Aufzug gemessen. Verglichen mit der Kontrollgruppe, die mit anderen Fragen befruchtet wurde, liefen die Teilnehmer der ersten Gruppe signifikant langsamer zum Aufzug als die Vergleichsgruppe.

    Ich gebe zu, dass solche Ergebnisse nicht bahnbrechend sind. Viel interessanter als die 1,5 Sekunden, die man am Aufzug verliert ist die Tatsache, dass unser Verhalten von stereotypen Gedankenmustern bestimmt wird und wir das nicht wahrnehmen oder wissen – oder vielleicht wissen, aber nicht wahrnehmen? Ach, es ist kompliziert.

    Bemerkenswert ist immerhin, dass wir beispielsweise nicht nur übers Alter nachdenken, wenn wir mit Begriffen rund ums Alter umgehen, sondern wir verhalten uns im Anschluss auch älter. Im weitesten Sinne ist Priming eine Art Suggestivkraft: Ein bestimmter Zustand wird wahrgenommen und umgesetzt, der Gedanke oder die Vorstellung wird zu einem konkreten Zustand.

    Nun muss ein Reiz nicht zwingend von außen kommen, damit Priming funktioniert. Da es sich um Suggestion handelt, spielt es für unsere Vorstellung keine Rolle, ob der Reiz von uns selbst oder von außen erzeugt wird. Oder anders formuliert: Priming kann zu unserem Besten genutzt werden, indem man sich solcher Mechanismen bewusst wird und konsequent zum Vorteil nutzt. Wir können die Suggestion selbst erzeugen, die uns in eine bestimmte Richtung primen soll. Näheres dazu werde ich Ihnen im Kapitel 5 erläutern.

    Priming ist nicht der Heilige Gral der Verhaltensforschung. Der Verdienst der Priming-Studien liegt vielmehr darin, den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Verhalten insbesondere im unbewussten Bereich aufzuzeigen. Im Kapitel 6 werden wir im Rahmen einer Studie von Prof. Ellen Langer, Psychologieprofessorin an der University of Harvard, erneut auf die erstaunlichen Auswirkungen von Priming zurückkommen.

    Aufmerksame Wahrnehmung

    Aufmerksamkeit hilft uns, die verborgenen Schätze unseres Unterbewusstseins zu heben und ins Bewusstsein zu hieven. Oh, das war mir gar nicht bewusst ist ein Ausdruck, den wir alle schon mal benutzt haben, beispielsweise auf die Bemerkung Du strahlst immer so eine Verbissenheit aus oder auch auf den Hinweis des Sitznachbarn Deine Hose ist offen. Es gibt auch Menschen, die ihre Hose bewusst offen haben, aber das ist ein anderes Thema.

    Wer seine Aufmerksamkeit zu sehr auf die eigenen Bedürfnisse lenkt, wird beispielsweise blind gegenüber den Dingen, die in der eigenen Umwelt passieren. Fehlende Empathie ist somit auch ein Symptom beispielsweise einer Depression – die Aufmerksamkeit ist nach innen gerichtet, auf die eigene Unzulänglichkeit, die Wahrnehmung anderer Menschen zweitrangig. Die eigene Gefühlswelt steht im Vordergrund.

    Diese Haltung trifft man auch bei Menschen, die sehr viel mit sich selbst zu tun haben; Egomanie oder Egoismus, wie auch immer wir solche Selbstzentrierung nennen wollen. Im pathologischen Sinne könnte man auch von Narzissmus sprechen. Die Außenreaktion ist häufig fatal: Die Mitmenschen wenden sich ab – wer findet schon einen Egomanen sympathisch und wer hat auf Dauer die Geduld, einem Depressiven zuzuhören? Die Folge sind Einsamkeit und die Erkenntnis, dass zu viel Aufmerksamkeit nach innen schädlich sein kann. Wir haben es selbst in der Hand, unsere Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge zu lenken und so das Leben als wunderbar wahrzunehmen.

    Was wir denken, bestimmt unser Sein

    Bewusstsein ist subjektiv erfahrene Realität. Alles, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, gelangt verstärkt ins Bewusstsein und findet hier besondere Gewichtung. Natürlich gibt es auch biologisch gesteuerte Aufmerksamkeit, wie beispielsweise Hunger, Durst, den Drang auf die Toilette zu müssen oder den Drang, dem Nachbarn eine reinzuhauen. Letzteres sollte man jedoch lieber unterdrücken, man spricht dann auch von Verdrängen; ganz im Gegensatz zum Toilettendrang, den man nicht unterdrücken und schon gar nicht verdrängen sollte. Ich sagte ja bereits: Es ist kompliziert.

    Die Kontrolle über unser Bewusstsein ist ein Weg, um einen Teil unseres geistigen Apparates zu steuern und in Richtung unserer Wünsche zu lenken. Indem wir Absichten formulieren, Wünsche und Ziele planen und unsere Gefühle kontrollieren, steuert uns das Bewusstsein zu den Objekten unserer Begierde. Durch Achtsamkeit und Aufmerksamkeit nehmen wir all das, was wir uns wünschen, verstärkt wahr. Dieser Mechanismus bewusster Zielführung wird flankiert von einem viel größeren Apparat: der unbewussten Zielführung.

    Doch bevor wir uns vertieft mit unseren bewussten und unbewussten Zielen auseinandersetzen, schauen wir doch mal, was Wahrnehmung, nebst dem eingangs beschriebenen Beispiel, für spannende Auswirkungen haben kann.

    Sind wir das, was wir denken zu sein?

    Wer bin ich eigentlich? Wer ist derjenige, den ich morgens im Spiegel ansehe? Als Erstes fällt mir der Pickel auf der Stirn auf: Mein Gott, gerade heute, wo ich den Vortrag halten soll! Drei Wochen habe ich an dieser Präsentation gearbeitet – der neue Innovationvorschlag für die Abteilung Duschvorhänge ist erst gestern Abend um 23 Uhr fertig geworden. Ich drücke und quetsche herum. Oh mein Gott, er wird größer und größer. Bloß nicht heute so ein rot blinkendes Monstrum auf der Stirn. Auf dem Weg zur Arbeit schaue ich in jede Fensterscheibe und sehe nur ihn, wie ein Kainsmal auf die Stirn tätowiert. Ich fühle mich unwohl vor all diesen Menschen zu sprechen und keiner interessiert sich für die Worte, die ich sage. Alle starren ausschließlich auf meinen Pickel.

    Soweit meine Selbstwahrnehmung.

    Die Fremdwahrnehmung sieht natürlich ganz anders aus. Vielleicht ist der Pickel gar keinem aufgefallen oder man hat ihm keine Bedeutung beigemessen. Dem Vortrag aber schon – und der war, na sagen wir mal durchwachsen. Der Referent (mit dem Makel auf der Stirn) wirkte nervös, unsicher, er ließ sich immer wieder ablenken, konnte dem Publikum nicht richtig in die Augen schauen und es schon gar nicht mitreißen. Alles in allem konnte das Konzept des Einmal-Duschvorhangs zum Duschen, abtrocknen und entsorgen zum (einmaligen) Preis von Euro 59,95 nicht überzeugen …

    Was ist dort geschehen? Eine alltägliche Situation, auch wenn nicht jeder von uns untertellergroße Pickel auf seiner Stirn zur Schau trägt geschweige denn Duschvorhänge verkauft, bleibt die Frage: Was passiert, wenn Ängste unsere Wahrnehmung dominieren? Der Befehl den wir unserem Denkapparat erteilt haben (wenn auch unbewusst) lautete in diesem Fall: Riesigen Pickel fokussieren, man könnte sogar noch weiter gehen und sagen: Panik vor Vortrag lässt riesigen Pickel entstehen oder auch: Karriere scheitert an Pickel. Was jetzt hier ein bisschen lächerlich überzogen klingt, spielt sich als Grundprinzip im Inneren unseres Denksystematik ab: Wir fokussieren das, was unsere Gedanken und somit unsere Wahrnehmung dominiert – sprich, was uns beschäftigt und dem wir unsere Aufmerksamkeit widmen. Beschäftigt uns die Angst vor einem Vortrag, so fokussieren wir uns auf die Ängste – mit dem manchmal schlechten Ergebnis, dass sich genau diese bewahrheiten. Trifft dieses Phänomen zu, spricht man in der Psychologie auch von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, also einer Begebenheit, die leibhaftig wird, gerade weil wir sie befürchtet haben und unbewusst alles daran gesetzt haben, dass sie wahr wird. Die Strafe für unsere Ängste ist die Verwirklichung eben dieser. Gemein, oder?

    Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf einen Pickel auf unserer Stirn, nehmen wir jeden Blick, jede Äußerung, jede Geste oder Anspielung mit dem Filter dieses Fokussierens wahr. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nicht – wie eigentlich geplant – auf den Vortrag, also nach außen, sondern vielmehr auf unsere Befürchtungen, also nach innen. Die Unsicherheit bleibt dann auch nicht unbemerkt. Das Publikum vernimmt die offensichtliche Nervosität des Referenten und stempelt dies als fehlende Kompetenz ab. Die Angst vor dem Versagen wird plötzlich real. Die Prophezeiung erfüllt sich selbst.

    In vielerlei Hinsicht macht es durchaus Sinn, dass uns unser Gehirn Fokussieren ermöglicht. Evolutionsbiologisch haben sich solche Mechanismen bewährt, sonst wäre diese Funktion im Laufe der Jahrtausende in einer immerwährenden Perfektionierung aussortiert worden: Wir gewinnen dadurch Zeit und sparen Energie. Wenn der Tiger vor der Höhle steht ist es hilfreich, das Wesentliche, nämlich den eigenen Hintern im Blick zu haben – und diesen möglichst rasch in Sicherheit zu bringen, vielleicht auf einen Baum. Wenn schnell reagiert werden muss, muss der Mensch Prioritäten setzen können und schnell das Richtige erkennen. Konnten Urzeittiger klettern?

    Im Falle des Pickels oder anderer Makel ist dieses Denken natürlich kontraproduktiv, hat sich quasi verselbstständigt in einer Welt, wo nur selten akute Gefahr für Leib und Leben herrscht. Wahrscheinlich haben die meisten Zuhörer den Pickel gar nicht wahrgenommen. Unser Gehirn erschafft uns unsere eigene Wahrnehmung, unsere eigene selektive oder auch subjektive Realität. Wir sehen das, worauf wir uns konzentrieren. Wir sehen das, was wir sehen wollen.

    Im positiven Sinne führt die selektive Wahrnehmung zu schnellen Ergebnissen und zur Erfüllung unserer Wünsche. Mehr dazu im folgenden Abschnitt.

    Selektive Wahrnehmung für Ziele nutzen

    Selektive Wahrnehmung beruht auf der Fähigkeit Muster zu erkennen. Das Gehirn ist ständig auf der Suche nach Mustern, um neue Informationen verarbeiten, abgleichen und kategorisieren zu können, und zwar, um möglichst viel Arbeitsspeicherkapazität zu sparen. Unser Gehirn ist ein Schotte, wenn es um Energieverbrauch und Speicherplatz geht. Denn immerhin benötigt unser Denkorgan ca. 20 Prozent der Glucosevorräte, die wir täglich zu uns nehmen, obwohl es nur 1,5 Prozent des Körpergewichtes ausmacht. Ein Reaktor, der Energie frisst. Muster zu erkennen bedeutet eine sortierte, strukturierte Umwelt – oder anders gesagt: Ordnung. Muster erkennen bedeutet auch Zusammenhänge zu erkennen, zu kategorisieren, abzulegen und keine weitere Aufmerksamkeit darauf zu verschwenden. Das ist die eine Seite der Medaille.

    Doch unser Gehirn ist eine wahre Suchmaschine, was Muster anbelangt. Unser Gehirn ist Google. Und das können wir zu unseren Gunsten nutzen: Nehmen wir an, Sie haben in einer Zeitschrift ein bestimmtes Auto gesehen, sagen wir mal ein Audi-Cabrio. Sie haben sich in den Wagen verguckt und könnten sich durchaus vorstellen, so einen Wagen mit 72 Monatsraten und dem vorübergehenden Umzug (sechs Jahre) zurück zu Mama (back to the roots) zu finanzieren. Am nächsten Morgen gehen Sie aus dem Haus. Sie fühlen sich so fit, wie man morgens um halb sieben nun mal ist. Schon auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Sie normalerweise gedanklich mit sich selbst beschäftigt sind und der immer wieder quälenden Frage, wieso ausgerechnet Sie so früh aufstehen müssen,

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