Im 7. Frauenhimmel: Wo um alles in der Welt ist er, und wie kommen wir hin?
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Buchvorschau
Im 7. Frauenhimmel - Eva Scholl
Vorwort
Als wir 2007 und 2008 – also vor fast 10 Jahren – unsere ersten beiden Bücher «Im Gegenwind» und «Im Gleichgewicht» veröffentlichten, hofften wir, dass sich die Stellung der Frauen in den nächsten 10 Jahren markant verbessern würde.
Weit gefehlt. Es hat sich nicht viel verbessert. Im Gegenteil: Zurzeit macht sich eine neue Art von Frauendiskriminierung breit. Und zwar nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld der Frauen. Das hat auch zu tun mit der Globalisierung, mit dem Einfluss fremder Kulturen, mit der Radikalisierung der Politik, mit der Boulevardisierung der Medien, auch bisher als seriös geltender. Der zunehmend rauer und respektloser werdende Umgangston in Chats und Blogs richtet sich häufig gegen Frauen.
Obwohl wir der Meinung waren, wir hätten unseren Beitrag zur Emanzipation der Frau geleistet und könnten uns zurücklehnen bzw. anderen Themen zuwenden, hat uns nochmals der Hafer gestochen.
Wir haben uns die Frauenförderung auf die Fahne geschrieben. Nicht nur, weil Gesellschaft und Wirtschaft auf dieses grosse Potenzial angewiesen sind, weil Frauen andere Werte einbringen können, die heute wichtiger sind denn je, sondern auch, weil Frauen in der Lage sein müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Dies gilt nicht nur für alleinstehende Frauen, sondern auch für Frauen in Partnerschaft. Frauen haben bekanntlich eine längere Lebenserwartung als Männer, Partnerschaften gehen auseinander, Ehen werden geschieden.
Dass wir uns für Frauenförderung starkmachen, heisst nun aber nicht, dass wir der Meinung sind, es sei die Pflicht jeder Frau, Karriere zu machen. Emanzipation der Frau bedeutet für uns Recht auf Selbstbestimmung. Jede Frau soll ihren eigenen Lebensentwurf wählen können – weder der Staat noch die Politik noch die Gesellschaft sollen ihr vorschreiben, wie sie ihr Leben zu leben hat. Jede Frau soll selber entscheiden, wie sie ihren Beitrag an die Gesellschaft leisten will, wie sie ihre eigenen Visionen verwirklichen und vor allem auch ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen kann. Und zwar ohne Druck von aussen – d. h. durch das persönliche Umfeld, die Medien und die Politik. Aber auch ohne Druck von innen – d. h. durch das eigene schlechte Gewissen. Etwas ist wichtig: Für den selber gewählten Lebensentwurf kann jede Frau die Verantwortung tragen, und sie muss es auch.
Neben dem Übernehmen der Verantwortung fordern wir von Frauen noch etwas anderes: Respekt gegenüber anderen Lebensentwürfen. Und Respekt zu haben, ist viel einfacher, wenn wir selber glücklich sind.
Der 7. Himmel?
Als kleine Mädchen sollen wir an so vieles glauben – und tun es auch: Traumprinz, Traumberuf, Reichtum, Schönheit, für Erwachsene ist alles einfach. Man verspricht uns sozusagen, irgendwann, wenn wir erwachsen seien, einen Anspruch auf den siebten Himmel zu haben. Den stellen wir uns dann auch immer wieder in den schönsten Farben vor. Es wäre wie im Märchen, nachdem der Prinz das Aschenputtel gefunden oder das Dornröschen wachgeküsst hat. Der 7. Himmel verspricht ewiges Glücklichsein. Wir werden älter und strengen uns an, alles richtig zu machen. Wir warten und warten – und warten. Bis wir merken, dass etwas nicht stimmt: Der 7. Himmel ist nicht mehr zu sehen, und schon gar nicht zu erreichen. Können wir durch Leistung, durch stetes Wohlverhalten, durch Altruismus oder gar Opferbereitschaft wirklich nicht dahin gelangen, obwohl es uns doch fest versprochen wurde? Offenbar müssen wir alles neu überdenken. Vielleicht sieht der 7. Himmel für erwachsene Frauen ganz anders aus als für kleine Mädchen? Vielleicht ist der Weg dahin nicht der, den uns unsere Eltern und Lehrer vorgeschrieben und vorgezeigt haben und den uns die Medien schmackhaft machen wollen?
Noch etwas: Seit einiger Zeit wird den Frauen immer wieder suggeriert, sie könnten zwar bei entsprechender Anstrengung glücklich sein, aber nur, wenn sie nicht erfolgreich seien. Glück und Erfolg würden sich nämlich ausschliessen. Und da Glücklichsein wichtig sei, sollten Frauen auf den Erfolg verzichten. Mit solchen Aussagen sind wir gar nicht einverstanden – wir wollen sie nicht unwidersprochen lassen.
Wir sind stärker denn je der Überzeugung, dass mehr Frauen erfolgreich sein müssen als bisher. Abzockerei, ungerechte Löhne, wachsende Intoleranz, immer grösser werdende Gewaltbereitschaft, Zunahme staatlicher Regulierung auf Kosten von Eigeninitiative, extremer Nationalismus und vieles mehr sind Ausdruck tiefgreifender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Probleme. Und die können nicht mit den bisherigen Mitteln gelöst werden, sondern es braucht neue Ansätze: Werte wie Nachhaltigkeit statt schneller Gewinn, Solidarität statt Egoismus, Respekt statt Abwertung, Qualität statt Quantität, Kompetenz statt Filz. Diese Werte können jedoch nicht einfach wiederbelebt werden, sondern sie sind zu hinterfragen und neu zu denken – angepasst an unsere heutige Welt. Hier sind auch Frauen gefragt. Den meisten Frauen sind diese Werte wichtig, und sie könnten für ihren Durchbruch sorgen – sie können vernetzt denken, sie sind eher beziehungs- und damit teamorientiert, kommunikativ, empathiefähig, prozessorientiert (was nicht auf Hormone oder Gene zurückzuführen ist, sondern vor allem durch den sozialen Kontext bedingt ist). Frauen sind noch immer nicht so recht zum Zug gekommen, haben aber nach wie vor viel Potenzial und viele Ideen. Frauen müssen auch aus einem anderen, ganz handfesten Grund erfolgreicher sein als bisher: Es ist eine Tatsache, dass Firmen profitabler sind, je grösser ihr Frauenanteil an der Spitze ist. Trotzdem – die Situation hat sich für die Frauen eher verschlechtert. Und sollte sich die wirtschaftliche Lage, z. B. als Folge des starken Frankenkurses, der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative oder politischer Krisen, verschlechtern, braucht es keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusagen, wer an erster Stelle verlieren wird: die Frauen. Es wird bereits diskutiert, dass schlecht bezahlte Saisonniers und Temporärkräfte ohne weiteres durch inländische Arbeitskräfte ersetzt werden können. Gemeint sind wohl vor allem Frauen. Darüber hinaus wird von ihnen erwartet, dass sie die Aufgaben auf freiwilliger und unbezahlter Basis oder in schlecht bezahlten Jobs übernehmen werden… Und das passt uns überhaupt nicht.
Es braucht also zweifellos erfolgreiche Frauen in einflussreichen Positionen, wo sie etwas bewegen können. Nur so könnte es gelingen, dass das auch heute noch männerfreundliche Umfeld ganz allmählich frauenfreundlicher wird. Erfolgreiche Frauen sollen auch zufrieden sein. Das vorliegende Buch kann und will Sie nicht glücklich machen (was Glück ist, werden wir noch sehen). Dazu braucht es mehr – nämlich eigene Anstrengung und Arbeit an sich selbst. Das Buch will zum Nachdenken und Hinterfragen anregen, und vor allem zum Handeln. Richtig: Wir sagen nichts grundlegend Neues – aber aus gutem Grund. Leider werden Frauen nicht nur nach wie vor zu wenig ernst genommen und gefördert, sie bremsen sich auch heute noch selber aus, obwohl sie im Durchschnitt besser ausgebildet sind als Männer und gute soziale Kompetenzen mitbringen. Offenbar ist es also nach wie vor nötig, den Frauen bei jeder Gelegenheit den Rücken zu stärken. Unsere Erfahrungen in Führungsaufgaben, Workshops und Coachings zeigen, dass Frauen sich immer wieder selber im Weg stehen, nicht nur beim Erfolgreichsein, sondern auch beim Zufriedensein. Wir zeigen typische Verhaltensweisen auf, die Frauen beim Bestreben, erfolgreich und glücklich zu sein, immer wieder zum Verhängnis werden.
Frauen müssen daran arbeiten, erfolgreich und glücklich zu sein. Und das funktioniert nicht mit Zurückhaltung, Diplomatie und Ausgewogenheit, sondern nur mit Entschlossenheit, Kreativität, Mut und Ausdauer.
Der 7. Frauenhimmel!
In diesem Kapitel:
•Was erwartet uns da?
•Glück und Glücklichsein
•Emanzipation
•Erfolg
•Und der Zusammenhang?
•Von Erwartungen und Realitäten
•Und nun?
Den Himmel
überlassen wir
den Engeln und
den Spatzen.
Heinrich Heine
Was erwartet uns da?
Landläufig ist mit dem siebten Himmel das ultimative und ewige Glück in jedem Lebensbereich gemeint: mit dem Traummann, mit dem Traumjob, mit den Traumkindern, mit dem Traumhaus, mit viel Geld, mit einem super Aussehen, mit ewiger Jugend. Vielleicht merken Sie etwas: Träume sind eben Träume – am Morgen holt uns die Wirklichkeit regelmässig ein. Der Traummann schnarcht neben uns, die Kinder kommen verkatert vom Ausgang zurück, der bevorstehende Tag verheisst Ärger im Beruf, der Nachbar nervt, der Briefkasten quillt über von Rechnungen, der Blick in den Spiegel zeigt neue Falten und Augenringe, mit der Jugend geht es auch sonst bergab.
Der 7. Frauenhimmel muss also anders aussehen. Ohne Zweifel wollen Frauen glücklich sein – und sie dürfen es auch. Aber wie kann dieses Glück aussehen, und wie ist es zu erreichen?
Von allen Seiten wird Frauen wie gesagt seit einiger Zeit suggeriert, dass sie nicht erfolgreich und glücklich sein können. Obwohl die Emanzipation der Frauen und damit ihre Chancen auf Erfolg stetig zunehmen würden, seien sie immer weniger zufrieden – die Emanzipation der Frauen erweise sich sozusagen als Bumerang.
Damit werden verschiedene Behauptungen aufgestellt:
• die Emanzipation der Frauen sei erreicht;
• damit stehe dem Erfolg von Frauen nichts mehr im Wege – wenn sie nur wollten;
• emanzipierte und erfolgreiche Frauen seien unglücklicher als andere, es bestehe also ein Zusammenhang zwischen Emanzipation und Glücklichsein bzw. zwischen Emanzipation und Unglücklichsein.
Letztlich wird damit – teilweise unterschwellig – gefordert, dass Frauen die Hände vom Erfolg lassen und mit Mann, Kind und Haushalt glücklich sein sollen. Und die Forderungen haben auch bereits Folgen: Immer mehr junge Frauen beschliessen mit der Geburt des ersten oder spätestens des zweiten Kindes, ihr Arbeitspensum drastisch zu reduzieren oder ganz mit Arbeiten aufzuhören und damit die Karriere zumindest auf Eis zu legen. Und damit leider meist ganz darauf zu verzichten.
Wir sehen das anders. Der 7. Frauenhimmel zeichnet sich gerade dadurch aus, dass Frauen erfolgreich und glücklich sein können!
Schauen wir uns zuerst das Thema Glück näher an.
Glück und Glücklichsein
Für den Begriff «Glück» gibt es keine allgemein gültige Definition. Gemeint sein kann ein momentanes Glücksgefühl, aber auch andauernde Glückseligkeit. Glück kann aber auch Zufall oder günstige Wendung bedeuten. Die Abgrenzung zu Begriffen wie Wohlbefinden, Zufriedenheit, Erfüllung usw. ist unscharf.
Seit einiger Zeit herrscht ein eigentlicher «Glückshype». Zwar wissen wir nicht genau, was Glück ist, aber eines ist klar: Wir müssen glücklich sein, denn glücklich zu sein, ist sozusagen der Sinn unseres Lebens – wird uns von allen Seiten mit unglaublicher Penetranz und häufig, ohne dass es uns bewusst wird, eingeredet. Damit ist dann gemeint, dass wir das Leben in jedem Moment als