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Wie hast du das gemacht? Vol.3: 25 Frauen. 25 Geschichten. 25 Lektionen zu Leben, Selbstverwirklichung und Erfolg.
Wie hast du das gemacht? Vol.3: 25 Frauen. 25 Geschichten. 25 Lektionen zu Leben, Selbstverwirklichung und Erfolg.
Wie hast du das gemacht? Vol.3: 25 Frauen. 25 Geschichten. 25 Lektionen zu Leben, Selbstverwirklichung und Erfolg.
eBook434 Seiten6 Stunden

Wie hast du das gemacht? Vol.3: 25 Frauen. 25 Geschichten. 25 Lektionen zu Leben, Selbstverwirklichung und Erfolg.

Von Doris Gross, Sylvia Schulz, Antje Scholz und

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Über dieses E-Book

Wir alle haben Dinge, die auf natürlichem Wege unsere Neugierde auf sich ziehen. Wir alle haben Fragen, die wir gerne fragen. Eine der All-Time-Favorites ist: "WIE HAST DU DAS GEMACHT?"

Immer, wenn wir Menschen begegnen, die etwas Bemerkenswertes erreicht haben, möchten wir genau wissen, wie sie es gemacht haben. Wir möchten alle Details erfahren, die genauen Schritte, die sie gegangen sind, wen sie kontaktiert haben und was sie gesagt haben. Wie sie die Menschen davon überzeugt haben, ihre Idee oder ihr Projekt zu unterstützen und wie sie sich mit Ängsten und Kritik auseinandergesetzt haben.

In diesem Buch findest du nun 25 authentische "Wie ich es wirklich gemacht habe …"- Geschichten von Frauen, die nicht nur aus den verschiedensten Nischen und Lebensbereichen kommen, sondern die auch bereit dazu sind, von Höhen, Tiefen und persönlichen Perspektiven als erfolgreiche Unternehmerin, Lebenskünstlerin oder Mentorin zu sprechen.

Dieses Buch basiert auf persönlichen Erfahrungen der Autorinnen aber auch auf den Sorgen, Ängsten und Fragen, die sich unzählige Frauen auf der Suche nach Selbstverwirklichung täglich stellen.

Autoren dieser Ausgabe:

Antje Scholz
Letizia Schmidt
Brigitta Tauch
Carmen Sohny
Andrea Fischer
Verena Fiebler
Doris Stein-Dobrinski
Susanne Speitel
Diana Wehmayer
Sandra Wolff
Christiane Kron
Violetta Krok
Siglinde Hahn
Iris Platte
Yvonne Simon
Verna Voges
Martina Fellinger
Beate Harnisch
Uta Nimsgarn
Jana Wieduwilt
Anja Ring
Sylvia Schulz
Karola Nagel
Claudia-Scheffler Perrone
Romina Sabel
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum21. Apr. 2020
ISBN9783347014725
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    Buchvorschau

    Wie hast du das gemacht? Vol.3 - Doris Gross

    Ich bin die Stürmische Frau

    von Antje Scholz

    ♦ ♦ ♦

    Deine Tochter ist aber ganz schön renitent, sagte der alte Mann, der unangenehm aus dem Mund roch, schwitzte und schon den ganzen Abend lautstark seine Meinung von sich gab. Meine Mutter nickt, kichert etwas unsicher und verdreht die Augen. Oh ja, das ist sie. Sie, das bin ich. Ich bin damals um die sechs Jahre alt und verstehe nur Bahnhof. Doch was heißt renitent und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass das nichts Angenehmes ist?

    Was das Wort heißt (sich dem Willen, dem Wunsch, der Weisung eines anderen hartnäckig widersetzend – laut Google) erfahre ich erst später, als ich es selbst recherchiert habe. Ich war geschockt, wütend auch ein wenig traurig. Ich wollte doch nicht anders sein. Ich wollte nicht laut, auffallend und unliebsam sein. Ich wollte geliebt werden, folgsam sein, gute Noten bekommen, toll aussehen. Ich wollte so sein, wie Susanne (Name geändert), die Klassenschönheit.

    Meine Mutter versuchte ihr Bestes, um mich gegen die Unannehmlichkeiten in der Schule zu schützen. Sie gab mir gute Ratschläge mit auf den Weg und ich versuchte mich daranzuhalten: Sei artig. Räume auf. Lerne fein. Sitz still, halte dich zurück und vor allem: umgib dich mit den richtigen Leuten. Die richtigen Leute, das waren Menschen wie Susanne. Ich hingegen, hing mit den Rebellen und vermeintlichen bösen Menschen rum. In Betragen eine Drei, das war die Ausbeute der ersten Klassen. Warum sich meine Eltern aufregten, habe ich nicht verstanden.

    Mein Vater war zu dieser Zeit ausgezogen und ein Jahr später ließen sich meine Eltern scheiden. Ich wuchs mit drei tollen Frauen an meiner Seite auf: meiner Mutter, meiner Oma mütterlicherseits und meiner Tante Müller. Das war eigentlich die Zahnarztschwester meiner Mutter, doch für mich war sie wie eine zweite Mutter. Alle drei sorgten sich, dass aus der kleinen Antje etwas wird; dass sie höflich ist, artig und nicht schwierig.

    Die Zeiten nach der Schule waren sorgsam aufgeteilt. Die langen Dienste meiner Mama verbrachte ich jeweils bei Oma oder Tante Müller. So weit, so gut eigentlich. Doch irgendwie fehlte offensichtlich etwas in unserem Leben, denn auf einmal kam ein Mann in das Leben meiner Mutter und mir, der alles andere in den Schatten stellte: grob, wesentlich älter und ein absolutes Arschloch. Er war schon in der Kennenlernphase nicht besonders gut darin, seine menschenverachtenden Seiten zu kaschieren. Dennoch zogen meine Mutter und ich zu ihm. Da war ich neun. Ich hatte das Gefühl, dass meine Welt zusammenbricht. Meine Schule, meine Freunde, mein Vater, Tante Müller – alle blieben in meiner Heimatstadt und ich zog in ein sächsisches Dorf zu einem Mann, den alle nicht mochten.

    Damit das richtig zu verstehen ist: bis dahin war mein Leben in Ordnung. Ich hatte zwar mit Susanne zu kämpfen, doch generell war ich ein glückliches Kind, welches total gern mit seiner Mama Samstagabend Schwarzwaldklinik schaute. Ich fühlte mich behütet und mutig genug mein Leben zu meistern. Das änderte sich, als wir zu Werner zogen. Er war unberechenbar, bösartig, frauenverachtend und voller Kontrollwut. Die Jahre bis zu meinem 17. Lebensjahr erlebte ich als eine Zeit voller Misstrauen, Hektik, Kälte, Feindseligkeiten und den immer wiederkehrenden Sätzen: Aus dir wird nie was. Du bist zu faul, zu dick, zu blöd.

    In der Schule war es ähnlich. Ich war die Außenseiterin. Anfangs, weil ich hochdeutsch sprach, dann, weil ich vom Dorf kam. Ich war die Neue, die die komisch und anders war. Mir wurde das Kleid hochgerissen und Kaugummi auf den Stuhl gelegt. Und ich rannte heulend davon. Zu Hause gab es gut gemeinte Ratschläge seitens meiner Mutter und Provokationen seitens Werner. Und immer wieder Streit, indem ich die Partei ergreifen sollte. Ich fing an mich umzuschauen, verbrachte Zeit bei Freunden und war dankbar, wenn ich gut aufgenommen wurde. Ich hatte etliche Freunde und merkte schnell, dass mir Jungs mehr liegen, als Mädchen. Je älter ich wurde, je mehr mein Körper sich auch veränderte, desto interessanter wurde ich für die Jungs. Ich selbst fand mich langweilig, dumm und total unspannend. Ich hatte weder einen Sinn für eine eigene Moderichtung, noch war ich super in der Schule. Ich rauchte, als alle anderen längst rauchten. Ich kritzelte meine Hefte mit Sprüchen voll, die ich irgendwo gelesen hatte. Nullkommanichts eigenes Ich. Meine Strategie des Kopierens und Nachmachens war geboren. Ich wollte ja nicht renitent sein. Aber wer ich war, wusste ich nicht. Also nachmachen. Weder gut noch schlecht. Einfach nachmachen.

    Ich schaffte mein Abitur mit einem sehr mäßigen Durchschnitt. Meine Mutter hatte sich endlich von Werner getrennt. Wir wohnten zu zweit in einer sehr schönen Wohnung und endlich wieder in der Stadt. Eigentlich hätte es wunderbar sein können, doch wir hassten uns. Wir zickten uns ständig an. Ich schrie, meine Mutter schwieg. Ich hatte das Gefühl verrückt zu werden. Wir waren so weit auseinander gedriftet in den Jahren ihrer Ehe mit Werner und ich wollte sie nicht mehr in meinem Leben haben. Ich wollte mein eigenes Leben haben.

    Damals erkannte ich nicht, was ich heute längst weiß: Es ist wichtig, dass sich jeder um seine Themen kümmert und nicht das Elend und das Leben eines Anderen trägt. Ich lebte die Ängste meiner Mutter mit, ihre Bedürfnisse, ihre Sehnsüchte und dafür hasste ich sie. Dass ich mich schuldig dafür fühlte, dass ich mein Leben leben, mich akzeptieren und respektieren wollte und sie gleichzeitig so sehr liebte und ihre Not sah.

    Nach der Schule wollte ich chillen. Meine Mutter wollte das nicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich wollte. Reisen vielleicht. Machen ja andere auch. Ein Jahr ins Ausland. Ach, irgendwie chillen halt, mich einfach mal treiben lassen, mich mal spüren, mich finden.

    Was heute Digitale Nomaden sind, wurde damals nicht gern gesehen. Also eine Ausbildung. Studium wollte ich auf gar keinen Fall. Meine Mutter kam mit einem Vorschlag: Touristikassistentin. Damit kannst du doch was anfangen. Das liegt dir doch. Alle nickten im Gleichklang, mich eingeschlossen. Vor mir lagen zwei Jahre Schule, nochmal. Obwohl ich die so doof fand. Doch irgendwie hatten alle einen Plan, nur ich nicht. Mama hat entschieden und ich fand es gut, dass sie entschieden hat. Gleichzeitig war ich gelangweilt, unzufrieden und fand mich selbst zum Kotzen blöd. Nach der Ausbildung musste ich mich bewerben. Ein Jobangebot in einem Hotel als Vertriebsassistentin. Alle nickten unisono, mich eingeschlossen – ja, das wäre doch etwas für mich. Weil ich so gut mit Menschen könnte, weil ich die Ausbildung dazu habe, weil ich doch so gern in einem Hotel arbeiten möchte. Weil…. Alle wussten einen guten Grund, nur ich nicht. Ich hatte keinen Plan, checkte wieder nicht, dass ich nur mal auf MICH hören müsste. Eigenreflexion – Fehlanzeige. Eigene Wünsche, Visionen, Perspektiven, nur gähnende Leere.

    Der Job und alle Jobs nach ihm waren super, nur nicht für mich. Ich fühlte mich wie eine Fremde in einer Welt, in der alle die Regeln kannten und auch nur allzu gern befolgten. Ich spürte, dass etwas in mir rebellierte. Doch, holla die Waldfee, RENITENZ steht einer Frau nicht. Man könnte auch sagen: sei doch nicht so hysterisch. Jetzt ist Schluss mit Spielen, jetzt wird gearbeitet. Im Gleichschritt, Marsch.

    Wenn ich also im Job keine wahre Freude finden würde, dann also im Privatleben. Saucool, denn mit dem Umzug zurück von Sachsen nach Potsdam eröffnete sich mir eine ganz andere Welt der Freiheit: Marihuana, Gras, Kiffen. Was für ein geiles Zeug. Ich war mittlerweile Anfang 20, hatte außer Alkohol und Piercings nichts Böses angestellt und kam mir nun sowas von frei und supercool vor. Kiffen und frei sein, endlich hatte alles einen Sinn. Oh, wie ich Potsdam und meine Freiheit liebte. Hinzu kam, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl von Freiheit, von eigener Stärke und Unabhängigkeit hatte. Ich konnte atmen. Ich konnte meine Tür hinter mir schließen und niemand hatte etwas von mir erwartet. Ich erlebte eine zweite Pubertät, ging feiern, kiffte, trank, tanzte und hatte Sex. Mit coolen Menschen. Zu Hause, in Freiberg, waren alle so vernünftig. Alle hatten einen Plan, mein Plan war das Leben.

    Ich bekam meine ersten Visitenkarten und alle waren stolz. Ich fand es nur komisch und wurde krank. Nichts Dramatisches und Dauerhaftes doch immer wieder rebellierte mein Körper. Kopfschmerzen waren an der Tagesordnung, Bauchschmerzen und höllische Perioden. Ich drückte das weg. Mein Job fraß mich gefühlt auf und die Wochenenden… ich hatte doch so viel aufzuholen.

    Es trat ein Mann in mein Leben. Gerade hatte ich eine Beziehung hinter mir und fühlte mich sehr einsam in Potsdam. Ich kannte niemanden und war auf mich zurückgeworfen. Rausfinden, was mir guttut, innere Stärke haben oder gar ausgeglichen mein Leben leben? Fehlanzeige. Der Job war verheizend, die Beziehung zu meiner Mutter nach wie vor angespannt und ich hatte Liebeskummer. Was lag da näher, als sich geborgen fühlen zu wollen? Ich lernte Andreas kennen. Er wurde der Vater meiner ersten Tochter. Mein Partyleben, was mir bis dahin so heilig war, wurde mir auf einmal völlig egal. Ich war Mutter. Ich liebte ein Kind. Ich hatte eine Tochter. Und, so turbulent auch die ersten Jahre als Mutter waren, lernte ich doch, was es heißt, auf mich zu hören. Ich lernte mich kennen. Ich lernte, was es heißt, Entscheidungen als Mutter für das Kind zu treffen. Ich lernte, was es heißt, seine eigenen Bedürfnisse trotzdem wahrzunehmen. Ich lernte, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Durch meine Tochter.

    Meine Tochter Mina brachte mir bei, was es heißt, mutig zu sein. Ich spürte eine Wut, die ich bis dahin nicht kannte. Erst dachte ich, dass es Mina und der Situation geschuldet ist, schließlich sind die ersten Jahre mit Kind kein Zuckerschlecken. Doch das war mehr. Löwenmut kennt man, für mich war die Löwinnenwut geboren und das war auch gut so, denn Andreas und ich trennten uns, als Mina drei Jahre alt war. Das war ein immenser Schritt. Ich hatte soviel Angst. Ich fühlte mich so unwohl. Auf einmal stand ich da und war allein. Allein mit einem Kind. Und, was noch viel schlimmer war: ich war alleinerziehend. In meinem Kopf war das ein scheußlicher Makel. Für mich stand fest: Jetzt denken alle, dass sie mich bemitleiden müssen, dass alle mich genauestens beäugen, ob ich auch alles richtig mache und so weiter. Wer will schon eine Mutter mit Kind daten? Ich hatte große Angst vor der Einsamkeit und hinzukam die ständige Sorge um Geld. Andreas und ich hatten immer Geldprobleme. Ich begann jetzt, mich davon zu erholen. Langsam, Schritt für Schritt. Ich hob jede Woche 50 Euro ab, davon legte ich 10 Euro beiseite. Das war mein Sparplan. Es funktionierte und ich genoss die Zeit mit Mina. Weniger genoss ich die Zeit mit mir allein. Das war mir unheimlich, denn dann kamen die Dämonen.

    Die kennenzulernen traute ich mich nicht. Sie hießen: fehlende Anerkennung, Angst vor unwiderruflichen Fehlern, Angst als Mutter zu versagen, Einsamkeit und Liebe. Ich war dem Klischee der großen Hollywoodliebe hinterhergerannt. Vor der wahren Liebe, mit all ihrer aufregenden, launischen, emotionalen, fordernden und heilsamen Seiten, hatte ich Angst. Ich kannte sie nicht. Bis jetzt lief ich sehr planlos und sehr lieblos durch mein Leben. Lieblos in erster Linie mir selbst gegenüber.

    Mit Martin fand ich fünf Monate später einen Mann, der für mich die größte Herausforderung und Inspiration gleichzeitig war und noch immer ist. Als wir uns kennenlernten, wollte ich nie wieder irgendwelche Kompromisse in einer Beziehung eingehen. Die Trennung von meinem Ex Andreas war sowohl emotional, als auch kräftemäßig ein ganz schöner Brocken. Ich musste mich weitestgehend allein um Mina kümmern, arbeiten und meinen Wert als Frau neu definieren. Als Martin in mein Leben trat, fand er eine junge, starke Frau mit Kind vor. Eine Familie, in die er sich verliebte. Ich wiederum suchte eigentlich niemanden, sondern war froh, wieder einigermaßen Boden unter den Füßen zu fühlen. So war unsere Anfangszeit durch krachende Turbulenzen gefüllt. Im Nachhinein betrachtet, war das wie eine Initiation für uns beide. Waren wir beide bereit und stark genug, um den jeweils anderen zu (er-)tragen. Fast 13 Jahre später sind wir uns so nah wie nur möglich und zu einer anderen Zeit wieder enorm weit voneinander entfernt. Schon bei unserer Hochzeit stand immer wieder Trennung im Raum. Hochzeit, Kinder, Familie… ich verband all diese Themen nicht mit guten Dingen, eher mit Schmerz und verlassen werden.

    Ich suchte und suchte nach wie vor nach der Anerkennung seitens meines Vaters und aller Männer nach ihm. In mir rebellierte und rebelliert nach wie vor das kleine Kind, welches sich damals so vom Leben enttäuscht sah. Wie oft bin ich sprunghaft mit mir und meinem Leben umgegangen? Wie oft habe ich Martin und mich vor ernsthafte Situationen gestellt? Ich sehe mittlerweile diese Beziehung als meinen größten Trigger und meine größte Brücke. Die Brücke zu mir.

    Vor circa vier Jahren, meine zweite Tochter Nora war damals ungefähr sechs Jahre alt, kam es zu meinem beruflichen und fast persönlichen Shut Down. Ich arbeitete 40 Stunden die Woche, hatte zwei Kinder und eine Nanny. In dem Job ging es um männliche Qualitäten: durchhalten, durchbeißen und kämpfen. Ich hielt durch, ich biss mich durch und ich kämpfte – in erster Linie gegen mich. Heute weiß ich, dass das damalige Umfeld mir einen wunderbaren Spiegel geliefert hat. Wer bin ich? Was will ich eigentlich tun? Wozu bin ich hier, auf dieser Welt?

    Ich verbot mir diese Fragen. Sie waren zu esoterisch. Ich wollte mir diese Fragen nicht stellen. Man hätte mich für schwach halten können. Ich wollte auch da die Anerkennung für etwas, was ich eigentlich gar nicht bin.

    Die Zeit wurde zu meiner persönlichen Hölle. Wir stritten uns nur noch, Martin und ich und wir als Familie. Alle gingen mir auf den Geist. Ich wollte nur noch meine Ruhe. Ich war immer wieder krank, heulte, kämpfte und… begann zu fühlen.

    Hinfühlen, was genau stimmt hier nicht für mich.

    Hinfühlen, ob etwas ein Nein verlangt.

    Hinfühlen, was sich hinter der Angst, Wut und Trauer verbirgt.

    Ich fühlte mich unheimlich verletzlich. Vor allem, weil niemand in meinem Umfeld ähnlich unterwegs war oder mich gar verstand. Alle schienen nur darauf zu warten, dass ich wieder meinem Job nachgehe und wieder ganz die Alte werde. Ich aber fühlte mich beschissen. Mein Körper machte mir ganz oft einen Strich durch die Rechnung. An allen Ecken schien gleichzeitig jemand zu zerren und zu ziehen.

    Ich fühlte mich wund und angeschlagen.

    Ich fühlte mich allein und unsagbar traurig.

    Und ich ließ es zu. Drückte es nicht länger weg. Akzeptierte, dass es mich aus der Bahn warf. Akzeptierte, dass ich launisch war, traurig, wütend und allein.

    Meine Löwenwut, jetzt lernte ich sie nicht nur kennen. Ich lernte sie zu lieben, sie einzusetzen und zu nutzen. Ich suchte mir Menschen, die mir guttaten. Ich belegte Coaching Programme, in deren Verlauf ich mich durch die Gruppe und die regelmäßigen Übungen immer stärker fühlte. Ich habe mich mit mir und meinem Umfeld auseinandergesetzt und ich habe mir selbst zugehört. Ich habe erkannt, dass die meisten meiner Gedanken Schrott sind. Selbstsabotage und Opferhaltung, darin war ich ganz groß. Ich hatte eine riesengroße Wut in mir und akzeptiere sie jetzt mehr und mehr.

    Was steckt in mir drin? Warum bin ich hier? Was ist meine Aufgabe? Es hat eine Weile gedauert. Denn angesichts dieser Aufgabe habe ich ganz schön Muffensausen bekommen. Ich, die immer gegen dieses Label renitent ankämpfte, sollte gerade deshalb Menschen helfen können? Ich sollte ihnen vorleben können, dass es sich lohnt den eigenen Weg zu suchen und zu gehen? Ich sollte es nicht nur mir selbst erlauben, sondern auch anderen Mut machen können? Schöner Scheiß, dachte ich, und ging auf die Suche nach meiner Berufung. Ich bin hier um zu heilen und zu verbinden. Ich stehe ein für Wahrheit, Eigenverantwortung und gelebte Wut. Ich, als Antje, wirke, damit andere Menschen aufhören, sich zu verstecken und mutig ihr Leben genießen.

    Ich lebe das weibliche Prinzip, damit Männer wieder in ihre männliche Kraft kommen. Das Misstrauen, das Getrenntsein und die Lieblosigkeit überwinden, darin sehe ich meine Berufung. All die Mauern, die ich mir aufgebaut habe, all die Abhängigkeiten und Bedürfnisse, die ich erzeugt habe, darf ich erkennen und sie heilen. Die Leere, die ich lange Zeit gespürt habe, fülle ich mit Liebe. In erster Linie zu mir, zu meinem Körper, meinem Wesen, meinem Schmerz und meinem kleinen inneren Kind. Ich gehe den Weg des Vertrauens, der Offenheit und weiblichen Stärke.

    Ich bin immer noch wütend und traurig. Doch hinter der Wut ist die Trauer. Ich trauere um das kleine Mädchen, was irgendwie nirgendwo willkommen schien. Ich sehe aber auch, dass die Erwachsenen in meinem Kleine-Mädchen-Umfeld nicht anders konnten. Ich sehe ihren Schmerz. Ich kann ihn verstehen und da sein lassen. Damit kann Heilung entstehen.

    Meine Wut hat mir zwei Dinge gezeigt:

    1. Es ist wichtig, zu vergeben. Dinge, die andere Menschen nicht ändern konnten, auch bei denen zu belassen. Es bringt mich überhaupt nicht weiter, in den Geschichten zu verbleiben, dass andere Menschen mir etwas nicht gegeben, oder zu viel gegeben, haben. Allein ich kann entscheiden, was ich aus meinem Leben mache.

    2. Es ist wichtig, alle Verbote, die ich für wahr halte, sorgsam zu hinterfragen und gegebenenfalls aufzulösen. Das können kleinen Scheußlichkeiten sein, wie du darfst nicht popeln über versteckte Kleinhaltungsversuche, wie sei nicht so renitent = schwierig = unangepasst bis hin zu ausgewachsenen Frechheiten aka du darfst erst glücklich, zufrieden, gelassen, … sein, wenn du dünner, dicker, reicher, schöner,… bist. All das sind Verbote und es ist enorm wichtig, dass ich das erkenne und dann für mich eine neue Entscheidung treffe.

    Wie ich das gemacht habe?

    Ich habe zugelassen, dass ich am Ende war.

    Ich habe mir Hilfe gesucht.

    Ich habe den Willen gehabt, dass sich etwas ändern muss.

    Ich habe aufgehört, schlecht über andere zu reden und zu denken. Jeder hat seinen Weg.

    Ich habe mich um mich und meinen Körper gekümmert.

    Ich habe mich mit Menschen umgeben, die bewusst sind.

    Ich habe Menschen aus meinem Leben verabschiedet, die mir nicht guttun.

    Und ich gehe konsequent meine Themen an.

    Heute beschäftige ich mich mit erfolgreichen Männern, die sich in einer Krisensituation befinden. Ich unterstütze und begleite sie dabei, aus dieser Krise herauszukommen und gut mit ihren Emotionen umzugehen. Damit stärken sie nicht nur sich, sondern auch ihr gesamtes Umfeld. Ich darf meine geballte weibliche Stärke einsetzen und Männer dabei unterstützen ihren Löwenmut und ihre Löwenwut zu finden und zu nutzen. Außerdem ziehe ich, zusammen mit meinem Mann, zwei wunderbare Mädchen groß, die jeden Tag ihr Leben mutig angehen, viele Fragen haben, manchmal straucheln und doch immer wieder aufstehen.

    Antje Scholz im Kurzportrait:

    Antje lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und ihrem Hund am Rande von Berlin in der wundervollen Stadt Potsdam. Lange Zeit war es ihr nicht möglich, die Geschenke, die das Leben ihr bereitstellte, zu erkennen. Zu groß war die Wunde aus Verlustangst, Wut und Zweifel. Andere Leute sahen immer viel mehr in ihr, als sie sich selbst zutraute. Heute weiß sie, wie sie ihren Weg zu gehen hat und beschreitet ihn mutig. Antje hat verschiedenste Ausbildungen durchlaufen und wirkt heute als Männerbegleiterin vor allem durch einfühlsames Zuhören, Zeit, innere Stärke und schamanischen Heilwissen. Zu ihren Kernthemen gehören Verbundenheit und Selbstermächtigung. Sie sieht sich heute am Beginn einer ganz, ganz großen Reise und hat noch viel vor.

    https://antjescholz.com/

    https://www.linkedin.com/in/antje-scholz-838ab378/

    „Damals erkannte ich nicht, was ich heute längst weiß:

    Es ist wichtig, dass sich jeder um seine Themen kümmert und nicht das Elend und das Leben eines Anderen trägt."

    - Antje Scholz

    #WIEHASTDUDASGEMACHT

    Alles beginnt und endet mit Dankbarkeit

    von Letizia Schmidt

    ♦ ♦ ♦

    Ich bin schon seit jungen Jahren ein absoluter Nerd, wenn es um Spiritualität, positive Energien und persönliche Weiterentwicklung geht. Lange Zeit habe ich so Dinge manifestiert, noch bevor ich überhaupt wusste, was ich dort konkret tue. Über die Jahre habe ich damit so viele Dinge in mein Leben gelassen, die ich mir im ersten Gedankengang so niemals hätte erträumen können.

    Die Power des Visualisierens habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie war immer sehr darum bemüht, mir mitzugeben, dass ich alles haben und sein kann, was ich möchte, wenn ich meinen Kopf und meine Energien richtig ausrichte. Beigebracht hatte sie mir das, indem wir schon früher, als ich noch klein war, unsere Quality-Time damit verbracht haben, über Dinge meine Träume und Wünsche zu sprechen.

    Ich erinnere mich noch daran: Ihre erste Frage war immer: „Was findest du im Moment besonders toll?" Meistens überlegte ich ein oder zwei Minuten, aber ich konnte immer etwas finden. Es gab Tage, an denen ich das Mittagessen besonders lecker fand, oder meinen neuen Pulli, den ich geschenkt bekommen hatte. An anderen Tagen hatte ich mich darüber gefreut, dass ich eine Zwei in einer Schularbeit nachhause gebracht hatte oder dass ich bei meiner besten Freundin übernachten durfte.

    Meiner Mutter ging es darum, dass sie schon früh meinen Muskel für Dankbarkeit und Wertschätzung trainieren wollte. Indem ich Dinge aufzählte, die mich glücklich machten, fokussierte sich auch meine Sicht auf die Dinge, die nicht selbstverständlich waren, wie zum Beispiel ein warmes Essen auf dem Mittagstisch zu haben, tolle Kleidung oder auch die neueste CD meiner Lieblingsband. Meine Mutter war zwar ein Realist, aber ein spiritueller Realist. Sie war auch davon überzeugt, dass Menschen, die positive Dingen taten oder eine positive Energie ausstrahlten, positives auch mehrfach zurückbekamen und leichter durchs Leben gehen konnten. Und ihr war es immer wichtig, dass ich positiv durchs Leben ging.

    Wenn ich mir etwas gewünscht hatte, beispielsweise ein Puppenhaus oder ein Fahrrad, waren meine Eltern nie diejenigen, die mir diese Dinge einfach gekauft hatten. Sie zeigten mir stattdessen Möglichkeiten, wie ich mich Schritt für Schritt an sie herantasten konnte. Da gab es beispielsweise eine E-Gitarre, die ich mir mit 11 Jahren gewünscht hatte. Nun hätten meine Eltern sie einfach kaufen können, jedoch wollten sie meine Manifestierungsfähigkeiten auch in der Praxis auf die Probe stellen.

    Ich erinnere mich noch daran, wie sich meine Mutter eines Abends mit mir hinsetzte und mir erklärte, wie ich diesen Traum mit dem Manifestieren erfüllen konnte. Sie sagte mir, dass ich zukünftig jeden Tag ein Traumtagebuch schreiben sollte. Jeden Tag sollte ich aufschreiben, was ich sehen, denken und fühlen würde, wenn ich an diese Gitarre dachte.

    Zugegeben, zuerst hörte sich das sehr verwirrend für mich an, aber ich folgte ihrem Rat und fing an mein Traumtagebuch zu schreiben. Jeden Abend vor dem Schlafengehen bat sie mich folgende Fragen zu beantworten:

    Was fand ich heute besonders toll?

    Was wünsche ich mir, dass mein Tag morgen toll wird?

    Welchen Traum möchte ich mir erfüllen?

    Wie sieht die Gitarre meiner Träume aus?

    Welche Lieder spiele ich?

    Wer steht oder sitzt vor mir, während ich auf dieser Gitarre spiele?

    Wie stelle ich mir meinen Tag vor, wenn ich mir meinen Traum erfüllt habe?

    Sie motivierte mich dazu mir eine Vision bis ins kleinste Detail auszumalen. Im ersten Monat danach passierte nichts, ich hielt mich aber weiterhin an meine Aufgabe. Wenn ich meine Mutter danach fragte, ob ich irgendwas falsche mache, sagte sie mir nur, dass ich weitermachen sollte. Alles komme zum richtigen Zeitpunkt.

    Ich war mittlerweile in der sechsten Klasse und das Schuljahr sollte in ein paar Tagen losgehen. Ich freute mich sehr darauf. Ich mochte meine Klassenkameraden und auch meine Klassenlehrerin. Was ich am ersten Schultag dann hörte, freute mich noch mehr: In diesem Schuljahr konnten alle Schüler eine Art Förderkurs belegen, die im Rahmen des Nachmittagsunterrichts einmal in der Woche stattfinden würden. Man konnte zwischen Kunstunterricht (Malen), Hauswirtschaft (Kochen), Sport (Mannschaftssport) oder Musik (Instrument lernen) wählen. Ich entschied mich natürlich für den Musikunterricht, da ich dort hoffentlich das Gitarrespielen lernen konnte. Ich hatte zwar schon einige Griffe drauf, aber wenn ich mein Ziel irgendwann erreichen und in einer eigenen Band spielen wollte, musste ich da definitiv fitter werden.

    Im ersten Musikunterricht passierte es dann. Meine Mitschüler und ich konnten uns aus einem Sammelsurium an Musikinstrumenten aussuchen, welches Instrument wir lernen wollten. Und dort stand sie: meine E-Gitarre! Sie sah exakt so aus, wie ich sie in meinem Traumtagebuch beschrieben hatte! Und ich konnte direkt auf ihr spielen lernen! Nun gehörte sie zwar nicht mir, aber wenn ich im Nachhinein daran denke, ging es mir ja auch nicht darum, sie zu besitzen, sondern auf ihr zu spielen. Das Universum hatte sich somit wieder von der besten Seite gezeigt.

    Als ich nach der Schule meiner Mutter von der E-Gitarre erzählte, war sogar sie kurz baff. Aber nicht über den Umstand, dass ich dort eine E-Gitarre gefunden hatte, die ich quasi auf Zeit mein Eigen nennen konnte, sondern dass sie genauso aussah, wie ich sie vorher beschrieben hatte.

    Ich bin immer wieder davon überrascht, was wir Menschen mit unserem Unterbewusstsein steuern können. Speziell Kinder inspirieren mich immer wieder dazu, unbedarft und unvoreingenommen Situationen und Entscheidungen anzugehen. Als Erwachsene machen wir uns viel zu viele Gedanken um die Konsequenzen oder wie der Weg dorthin aussehen würde. Naivität halte ich für einen der elementaren Schlüssel, die uns ein sorgenfreies Leben bescheren können.

    Diese und ähnliche Situationen aus meiner Kindheit wiederholen sich auch heute noch. Natürlich gibt es auch immer wieder Momente, wo ich mich frage, was ist in meiner Energie falsch gebündelt worden ist, damit mir nun dieses oder jenes passiert. Auf der anderen Seite aber, sehe ich diese Momente als eine praktische Erfahrung, um auf das Leben reagieren zu können, wenn nicht immer alles nach Plan läuft.

    Mittlerweile bin ich 34, gelernte Bauingenieurin und habe hart für meinen Abschluss gearbeitet. Wirklich gemocht habe ich das Studium nicht, habe mich aber dem Willen meines Vaters ergeben und etwas Handfestes gelernt.

    Mein Vater wurde ebenfalls von seinem Vater und seinem Onkel dazu gedrillt, Ingenieur zu werden. Ich glaube, hätte er damals die Wahl gehabt, hätte er wohl auch eher den künstlerischen Weg eingeschlagen und versucht als Gitarrist seinen Weg zu gehen. Es war ihm aber zu keiner Zeit gestattet, seinen Fokus auch professionell auf diese Brotkunst zu legen.

    Von ihm habe ich auch die Liebe zu diesem Instrument geerbt. Ich erinnere mich gerne daran, wie ich mich als Kind immer zu ihm gesetzt hatte, wenn er mal wieder eine seiner Jam-Sessions gehalten hatte. Ich war ein stets aufgedrehtes Kind, aber wenn er spielte, war ich in der Lage für eine längere Zeit stillzusitzen.

    Nachdem ich mein Studium in der Tasche hatte, wollte ich, wie viele andere in meinem Studiengang auch, erstmals raus. Jedoch nicht Richtung Australien, Bali oder Asien, wo viele meiner Freunde hingingen, sondern ich hatte gleich vor mein ganzes Leben umzukrempeln. Ich wusste schon was ich wollte: Ich wollte nach Los Angeles. Das war aber auch alles, was ich an konkreter Planung vorzuweisen hatte. Was ich genau dort machen wollte, wusste ich auch noch nicht so ganz.

    Ich entschied mich also erstmals für einen 3-wöchigen Urlaub hinzufliegen und mich hoffentlich von dem American Dream inspirieren und in eine Richtung lenken zu lassen. Ich hoffte, dass diese Berufung, von der jeder sprach, einfach irgendwann auch bei mir aufpoppen würde und ich sofort wüsste, was ich genau mit meiner Zukunft anfangen sollte. Damit ich nicht alleine losziehen musste, schnappte ich mir meine Cousine, welche selbst auch noch nie amerikanischen Boden betreten hatte und offen für ein neues Abenteuer war.

    Bevor wir losflogen setze ich mir ein Ziel: Wenn ich wieder zurück nach Deutschland kam, wollte ich einen konkreten Anhaltspunkt haben, um meinen Plan weiterzuverfolgen. Das konnte ein Kontakt sein, eine Businessidee, ein Visum, ein Jobangebot – oder vielleicht die große Liebe … Wer weiß, in der Traumstadt ist ja bekanntlich alles möglich.

    Da ich keinen konkreten Plan in der Tasche hatte, setzte ich all mein Vertrauen in das Universum und betete dafür, dass sich irgendwas schon auftun würde. Mein Job war es, meine Intention zu festigen und das Gefühl einzufangen, mit welchem ich meinen California Lifestyle verband, alles andere überließ ich der höheren Gewalt.

    Ich kaufte mir ein neues Journal und fing an zu schreiben. Ich schrieb ich alles nieder, wofür ich derzeit dankbar war. Neben meinem Masterabschluss und dem Rückhalt meiner Familie, war ich natürlich extrem Dankbar für die große Freiheit, die mir gegönnt war, um die Welt sehen zu können. Danach schrieb ich nieder, was ich konkret wollte. Da ich nun keinen genauen Plan hatte, wie ich in den Staaten hätte bleiben können, beschrieb ich zunächst das Gefühl, dass mir Los Angeles geben sollte. Ich wollte natürlich ein Visum und alles, aber das Visum selbst, war ja nicht das, was mich glücklich machen würde. Ich wollte auch eine schöne Wohnung, aber was mich wirklich glücklich machen würde, wäre das Gefühl ein Zuhause zu haben; eine Homebase, ein Rückzugsort und ein Platz, der mich auffangen würde. Wenn ich an mein California Feeling dachte, roch ich die Meeresluft, spürte barfuß den Sand unter meinen Füßen und die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Ich fühlte die Anspannung meiner Oberschenkel, wenn ich mir vorstellte, in den Canyons wandern zu gehen und ich spürte die Unbeschwertheit, wenn ich mit Freunden in lauen Nächten im Garten bei einem Lagerfeuer saß. All diese Dinge waren noch imaginär, aber sie fühlten sich real an, wenn ich meinen Gedanken freien Lauf ließ. Und um das ging es.

    Bis zu meiner Abreise wiederholte ich diese Routine jeden Abend vor dem Schlafengehen. Ich nahm sie bewusst auf den Abend, da ich diese Gefühle in mein Unterbewusstsein somit transportieren konnte und manchmal sogar davon träumte.

    Schließlich ging es los, meine Cousine und ich waren startklar und bereit für unser Abenteuer. Wir hatten uns in LA ein AirBnB und einen Mietwagen gemietet. Ich war mir so sicher, dass sich das große Geheimnis, um meinen weiteren Weg an der Westcoast lüften würde.

    Die drei Wochen vergingen wie im Flug. Wir unternahmen viel und sahen auch einiges, aber es fügten sich einfach nicht die Puzzleteile. Ich fand einfach keinen Anhaltspunkt, an den ich anknüpfen konnte und der meinem Ziel entsprach. Ich versuchte, so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen. Wir gingen auf Networking Events und ich schrieb auch blindlings interessante Leute und Unternehmer an, die ich auf Social Media fand. Für die meisten war das wohl total spooky, aber mir war das in dem Moment egal. Ich war mir sicher, wenn ich in LA etwas erreichen wollte, musste ich über meine Komfortzone hinausgehen.

    Ich landete zurück in Deutschland mit eingeknicktem Kopf und null Ideen. Ich wusste einfach nicht, was schiefgelaufen war, aber auch nicht, was ich hätte anders machen können. Diese Reise beschäftigte mich noch einige Wochen. Ich musste aber auch irgendwann mal wissen, was ich nun weiterhin machen wollte. Das Studium hatte ich ja mittlerweile abgeschlossen, also musste etwas Neues her.

    Ich entschied mich erstmals in einem regulären Job zu gehen und nahm den

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