Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod
AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod
AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod
eBook420 Seiten6 Stunden

AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Rom, Provinz Noricum im Jahr 79 n. Chr.
Der Tierarzt Magnus Crispinus ist mit seiner schwangeren Frau Lucilla auf dem Weg in die Stadt Aguntum, um ein neues Leben zu beginnen.
Bereits die Anreise gestaltet sich schwieriger als erwartet, da sie überfallen werden. Dennoch erreicht das junge Paar sein Ziel. Da sie aber ihres gesamten Hab und Gutes beraubt wurden, stehen sie vor dem Nichts.
Glücklicherweise bieten ihnen der Schmied Sulla und dessen Frau Hilfe und Unterkunft an, sodass ihre Zukunft erst einmal gesichert scheint.
Hinter den Kulissen der idyllischen Stadt lauert aber das Schicksal, das mit Hilfe von Neid, Gier und Missgunst Magnus und Lucilla in Bedrängnis bringt.
Bald schon unfähig Freund von Feind zu unterscheiden, taumeln die beiden von einer Gefahr zur nächsten und dabei ahnt noch niemand etwas vom bevorstehenden Angriff eines Keltenstammes auf Aguntum.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. März 2017
ISBN9783743903487
AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod
Autor

Wolfgang Oberkofler

Wolfgang Oberkofler wird am 15. November 1979 als dritter Sohn eines Landwirtes in Bruneck/Südtirol (Italien) geboren. Der Älteste seiner beiden Brüder ist Holzschnitzer und Musiker, sein zweiter Bruder arbeitet als Musiklehrer und ebenfalls als Musiker. Nach seiner Schulzeit, die er mit der Matura einer Handelsschule beendete, belegte Oberkofler einen EU-Kurs über angewandte Informatik und begann im Jahr 1999 die Arbeit als Computertechniker. Im Jahr 2003 beendete er diese Tätigkeit und wechselte in die GKN Driveline in Bruneck, wo er seitdem als Facharbeiter tätig ist.

Mehr von Wolfgang Oberkofler lesen

Ähnlich wie AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    AGUNTUM -Lüge, Gier und Tod - Wolfgang Oberkofler

    Aufbruch in ein neues Leben

    I

    Die Zuschauer johlten, als es endlich zur Sache ging. Viele von ihnen hatten stundenlang in der brütenden Hitze gewartet, auf dass der Kampf endlich begann. Crassus Gnaeus, der Organisator dieses Schauspieles, war guter Dinge. Er hatte seine gesamte Werbemaschinerie in Gang gesetzt und erntete jetzt bereits erste Früchte. Und wie es sich für einen tüchtigen Geschäftsmann gehört, schmeckten ihm jene Früchte, die funkelnd blitzten und laut klimperten, wenn man sie in einem Beutel langsam aber stetig vermehrte, am allerbesten. Er hatte einen guten Plan für sein Vorhaben ersonnen, eine Gladiatorenschule – einen so genannten „Ludus" – zu gründen und damit den Bürgern Unterhaltung und Abwechslung zu bieten. Natürlich hatte er dabei nicht nur das im Sinn, sondern vor allem auch seinen bereits nicht unerheblichen Reichtum zu vergrößern. So zog er bereits vor Wochen von seiner Heimatstadt Aguntum im Herzen der Provinz Noricum aus, um seinen Ludus zu bewerben. Da Gladiatorenkämpfe in der Gegend zwar bekannt waren, aber nur seltenst stattfanden, verdiente er bereits mit den Werbe- bzw. Schaukämpfen erkleckliche Summen. Umso mehr freute er sich über das rege Interesse hier in Sebatum.

    In dieser „Mansio", einer Art Raststätte, waren viele Leute und suchten Erholung, etwas zum Essen, vielleicht ein Bad, ganz gewiss und vor allem aber Zerstreuung von den Strapazen der Reise. Zugleich konnte sich Crassus sicher sein, dass jeder, dem sein Schauspiel gefiel, davon in allen weiteren Mansiones bis hin zum Ziele seiner Reise Kunde bringen und so indirekt zum Gelingen des gnaeus’schen Vorhabens beitragen wird.

    Stolz stellte sich Crassus Gnaeus auf ein hölzernes Podest und sprach zu den Menschen, die bereits gespannt und ungeduldig auf den Beginn des Kampfes warteten. Seine Rede war kurz, gespickt mit Floskeln und sie umfasste einige Worte des Dankes an die Anwesenden, einige Worte des Lobes über die Mansio Sebatum und viele Worte darüber, was er gedachte, in Zukunft bieten zu wollen. Natürlich vergaß er dabei nicht, sich selbst und seine Interessen in den Hintergrund zu stellen, um als selbstloser Wohltäter wahrgenommen zu werden. Nach tobendem Applaus und „legt schon los–Rufen aus dem Publikum gab er endlich den Kampf ganz in der Tradition der großen Arenen mit dem Wort „Agite! (= „Handelt!") frei.

    II

    Bridei Mac Maelon hieß jener Mann, der von Crassus in den Kampf geschickt wurde. Er war ein ehemaliger Kriegsgefangener, der über unzählige Zwischenhändler schließlich in Canbodunum (dem heutigen Kempten in Bayern), einer Stadt in Rätien, auf einem Sklavenmarkt angeboten. Crassus Gnaeus, der eigentlich nur zufällig dort weilte, hatte ihn gesehen und sogleich erworben. Beim Kaufe des Bridei wurde seinem neuen Besitzer verheißen, einen geübten und äußerst wehrhaften Sklaven erstanden zu haben, der gewiss all dem entspräche, was von ihm erwartet werden würde. Ein einziger Wehrmutstropfen war, dass er der Sprache der Römer nicht mächtig war. Das war Crassus jedoch mehr als egal. Sein Eindruck des Mannes war gut, der Preis war annehmbar und sollten Wort und Handzeichen nicht genügen, so würde gewiss die Peitsche jedes Verständigungsproblem rasch lösen. Auf seine Anfrage hin, woher der Sklave wohl stammte, wurde ihm als Antwort Britannien genannt.

    Bridei war noch ein Knabe, als er aus sicherer Entfernung die Schlacht seines Stammes der Icener unter der Führung ihrer Königin Boudicca gegen die Legionen Roms miterlebte. Seine Leute verloren die Schlacht, Boudicca wenig später ihr Leben und Bridei jeden Glauben daran, jemals mit Römern in Frieden zusammenleben zu können. So lernte er das Kämpfen und schloss sich schließlich mit Erreichen des Mannesalters einigen Widerstandskämpfern an, die gegen die Herrschaft Roms in Britannien einstanden. Bei einem der zahlreichen Überfälle auf die Besatzer, welche die betroffenen Legionen jedoch mehr als lästige Nadelstiche denn ernsthafte Bedrohung empfanden, gingen Bridei und zwei seiner Kumpanen allzu ungestüm und zügellos vor, so dass sie von Leichtsinn und Mordlust getrieben vom ursprünglichen Plane abwichen, nur um eine noch größere Anzahl der so gehassten Südländer entleiben zu können. Anfangs noch auf ihre Stärke und Ausdauer vertrauend, unterschätzten sie die Anzahl der Gegner und standen alsbald einer Unzahl von römischen Schwertern gegenüber. Schließlich, nach heftigen Kämpfen und vielen durchbohrten Leibern, mussten sie doch einsehen, mit ihrer planlos geführten Attacke gegen die geordnete Kriegsmaschinerie Roms nichts ausrichten zu können. So mussten sie sich gefangen nehmen lassen, denn die Römer verweigerten ihnen den ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfeld. Nach langen Wochen und Monaten des steten Reisens kamen sie schließlich an jenen Ort in Rätien, wo sie alle in verschiedene Provinzen des Reiches ihres Feindes verkauft wurden. In den letzten Augenblicken ihres Zusammenseins schworen sich die drei Icener gegenseitig, dass, wenn immer sich ihnen die Gelegenheit bot, sie Römer – ob Bürger oder Soldat – ihres Lebens berauben wollten. Dann trennten sich ihre Wege für immer und Brideis Reise in die Heimat seines neuen Besitzers begann. Dabei dauerte es nicht lange und er durfte mit der Erfüllung seines Schwures, den er mit seinen Kumpanen tat, beginnen.

    So auch jetzt wieder. Sein Gegner war ein in und um Sebatum ebenso bekannter wie gehasster Händler, der mehr durch seine abscheulichen und keines Römers würdigen Sitten auffiel, als durch die gewissenhafte Erfüllung seiner Pflichten. Dazu kam, dass er allzu viel dem Weine und den Würfeln zugewandt war, so dass er im Kampfe gegen den Sklaven leicht verdientes Geld wähnte. Da Crassus jedem, der seinen Bridei niederrang, die gesamten Einnahmen des Zuschaueransturms verhieß, stellte er sich allzu gerne dem Kampf. Eigentlich als einfacher Ringkampf geplant, der nicht tödlich, sondern lediglich mit dem Liegen eines der beiden Kontrahenten vor dem anderen enden sollte, entwickelte sich die Sache jedoch anders. Bridei hielt sich mitnichten an die Vereinbarungen, die vor dem Kampfe getroffen worden waren.

    Des Händlers Kräfte waren erstaunlich und auch seine Gewandtheit trotz des feisten Bauches, den er vor sich her trug, überraschte Bridei. Um den Kampf nicht zu verlieren und so weiterhin seinem Schwure entsprechen zu können, warf er sein Gegenüber zu Boden – was ihm erst beim vierten Versuch gelang – und zertrümmerte dem Fallenden während seines Sturzes den Kehlkopf. Dieser blitzschnelle und für das Publikum nicht erkennbar geführte Schlag ließ den Händler ersticken und die Zuschauer glauben, er sei aufgrund des Sturzes und seines fetten Wanstes gestorben. Jubelnd feierten sie Bridei als Sieger und freuten sich, an etwas ähnlichem wie einem Gladiatorenkampf beigewohnt zu haben.

    III

    Auch Magnus Crispinus stand im Publikum und folgte gebannt dem Treiben. Er war wie so viele andere gerade auf der Durchreise und der Kampf war für ihn eine willkommene Abwechslung. Als fähiger Handwerker und Tier -Medicus war er ein Reisender, der schon viele Provinzen des römischen Imperiums gesehen hatte. Seine Haupteinnahmequellen waren die Mansiones, wie hier in Sebatum, aber auch die Mutationes (Mutatio = Pferdestation), wo Reisende ihre Pferde gegen frische austauschen konnten, um ihre Reise rascher vorantreiben zu können. Vorrangig kümmerte sich Magnus Crispinus um die Hufe der Reitund Zugtiere, die auf den gepflasterten Römerstraßen allzu oft in Mitleidenschaft gezogen wurden. Doch auch andere Gebrechen forderten oft seine Aufmerksamkeit. So zum Beispiel hatte er hier in Sebatum gleich mehrere Pferde zu betreuen, die aufgrund schlecht angepasster Sättel und Zuggeschirre offene, entzündete und stark eiternde Wunden hatten. Da die Pferde von einer Mansio bzw. Mutatio zur nächsten weitergegeben wurden und Sebatum ein recht großer dieser Stützpunkte war, hielt sich Magnus nun bereits den achten Tag hier auf. Der heutige Tag sollte aber sein letzter hier sein und so hatten er und seine Frau Lucilla bereits mit einem Fuhrmann vereinbart, mit ihm in ein Städtchen mit dem Namen Aguntum weiterzureisen. Dort, so hatte Magnus erfahren, wären sie an einem günstigen Ort für sein Gewerbe. Aguntum war eine aufstrebende Stadt und diese hatten in der Regel großen Bedarf an Nutztieren. Waren und Menschen mussten transportiert, Böden bearbeitet, Häuser und Aquädukte gebaut werden. Dazu würde gewiss eine Vielzahl an Pferden und Ochsen benötigt. Darüber hinaus hatten Städte die Eigenschaft, große Märkte auszurichten. Und wo Fleisch, Milch, Wolle und Käse verkauft wurden, konnten Rinder-, Schafs- und Ziegenherden nicht weit sein. Was wiederum bedeutete, dass ein Mann, der sich mit derlei Getier gut auskannte, genug Arbeit finden sollte. Falls dem wider Erwarten nicht so sein würde, wäre dies für Magnus auch kein Beinbruch, da er dann einfach weiterziehen würde. Gen Osten, wo große Legionen lagerten oder gen Süden, wo er Arenen fände, deren Attraktion es war, Pferderennen zu veranstalten. Sollte er auch dort keine Arbeit finden, so könnte er ja weiterhin von Mansio zu Mansio und von Mutatio zu Mutatio ziehen. Aber zu aller erst wollte er in Aguntum sein Glück versuchen. Nicht zuletzt deshalb, da seine über alles geliebte Lucilla in wenigen Monaten ein Kind gebären würde und er es verständlicher Weise lieber sähe, wenn dies in einer Stadt geschah, als in einer hektischen Mansio. Doch über all dies wollte er sich erst dann Gedanken machen, wenn es soweit war. Nun galt seine ganze Aufmerksamkeit der Unterhaltung, die ihm und so vielen anderen hier nun geboten wurde.

    IV

    Lucilla hingegen hatte nichts übrig für derlei Zerstreuung. Seit sie ihr Kind trug, waren ihr laute Menschenmassen zuwider. Sie schrieb dies ihren Umständen zu, da sie selbst – und wohl auch Magnus – gewahrte, wie leicht reizbar und aufbrausend sie geworden war. Doch jetzt genoss sie die Ruhe, die sie umgab. Lange bevor der Kampf auf dem großen Platze Sebatums begann, hatte sie sich nämlich ins Badehaus der Mansio zurückgezogen, um sich dort von den geübten Händen der Thermensklaven verwöhnen zu lassen. Die Thermen Sebatums waren zwar keineswegs so opulent ausgestattet wie jene in den römischen Städten, dennoch fand Lucilla alles, was ihr Herz begehrte. Vor allem aber hatte sie ihre Ruhe. Von den lärmenden Menschenmassen auf dem Kampfplatz bekam sie nur hin und wieder ein leises Raunen mit, was sie nicht allzu sehr störte. Im Gegenteil sogar: die meisten, die sich zurzeit in der Mansio aufhielten, wohnten dem Kampf bei und so kam es, dass sie beinahe das ganze Badehaus für sich alleine hatte. Lediglich im Warmwasserbecken döste ein älteres Paar vor sich hin. Dafür hatte Lucilla jedoch kein Auge. Zu gekonnt bearbeiteten sie die Hände der zauberhaft anzusehenden Thermensklavin, die – ebenso wie Lucilla selbst – völlig unbekleidet war. Zuerst nahmen die beiden gemeinsam ein Bad im Wärmebecken, dort wusch die Sklavin Lucilla die Haare und massierte sanft ihren Nacken. Dann verließen sie das Becken und begaben sich gemeinsam zu den Liegen im Ruhe- bzw. Massageabteil der Therme, nachdem sie das Kältebecken aufgrund ihrer Schwangerschaft gemieden hatte. Behutsam führte Naja – so der Sklavin Name – die Schwangere zu einer Liege, stützte sie bei den beiden Stufen auf dem Weg dorthin und hielt sie beim Hinlegen. Dann begann eine Prozedur des puren Genusses. Mit sinnlichen Bewegungen und einem stets freundlichen und vertrauenserweckenden Lächeln rieb Naja ihre Kundin am ganzen Körper mit einem wohlriechenden Öl ein. Behutsam und überaus zärtlich massierte sie die lauwarme Flüssigkeit buchstäblich in jede einzelne Pore von Lucillas wohlgeformtem Körper. Besonderes Augenmerk verlieh sie dabei dem sich abzeichnenden Bauch, den Brüsten und dem Schambereich. Lucilla hielt ob dieser Behandlung die Augen geschlossen und spürte so Najas Berührungen noch intensiver. Schließlich, als ihr Körper vom Öl glänzend vor der Sklavin ruhte, griff Naja in ein Ablagefach unter der Liege und holte eine rasiermesserscharfe Klinge hervor.

    Lucilla zuckte leicht zusammen, als sie die kühle Klinge spürte, mit der die Sklavin nun begann, sie von Kopf bis Fuß zu enthaaren. Dies tat die geübte Sklavin so geschickt und von ständigen Streicheleinheiten begleitet, dass sich die vor ihr Liegende bald wieder völlig entspannt fallen ließ. Naja legte die Klinge erst wieder beiseite, als Kopfhaar und Augenbrauen als einzige Lucillas Körper zierten. Nun griff sie zu einem weiteren Instrument. Dies war einer Sichel nicht unähnlich, jedoch von geringerer Größe. Damit fuhr sie gewissenhaft über den ölverschmierten Körper ihrer Kundin und schabte so jeden Tropfen des Öls mitsamt anderen Unreinheiten ab. Dieser Vorgang dauerte recht lange und versetzte Lucilla – besonders als ihre intimeren Körperteile behandelt wurden – regelrecht in Ekstase. Kaum war Naja damit fertig, begann sie ihre Muskeln mit einer wohltuenden Massage zu behandeln. Die Sklavin wusste, dass bald gebärende Frauen entspannende Massagen äußerst schätzten und gab sich deshalb viel Mühe. Mit Erfolg. Lucillas Beine und Oberkörper entspannten sich deutlich, doch je weiter sich Naja zur Körpermitte vorarbeitete, desto eher schienen ihre Lockerungsübungen das Gegenteil zu bewirken. Lucilla gurrte bald vor Verlangen und sehnte sich Magnus herbei. Doch das Fingerspiel Najas war derart gekonnt, dass sie ihren Mann bald wieder vergessen hatte und nun spitze Schreie ausstieß. Dabei forderte sie das Mädchen auf, jetzt bloß nicht aufzuhören, was diese nur allzu gerne befolgte. Lucillas Schenkel öffneten sich immer weiter und luden Naja förmlich ein, auch diese Regionen ihres Körpers zu erkunden. Als sie mit der Hand die feuchte Hitze des Schoßes von Lucilla spürte, war es beinahe um sie geschehen. Ihre Bewegungen wurden fahriger und ungenauer, so sehr hatte die Lust nun auch die Sklavin ergriffen. Lucilla gewahrte dies und hauchte Naja ein heiseres „Vergiss dich nicht! zu. Augenblicklich begann Naja sich ebenfalls dort zu berühren, wo sie es bei Lucilla tat. Dabei flüsterte sie leise: „Danke Herrin. Dennoch setzte sie die „Behandlung" so gut es ging fort und ließ erst von Lucilla ab, als diese dreimal unter ihren Fingern erzittert war. Zufrieden bemerkte die Sklavin dann auch, wie ihre Kundin nun ganz und gar entspannt auf der Liege niedergesunken war und um einige Minuten der Erholung bat.

    V

    Als sich Crassus Gnaeus für die Darbietung seines Kämpfers genügend hatte loben lassen, die Menge wieder ihrer Wege gegangen war und Bridei Mac Maelon erneut sein Lager in einem abgesperrten Pferdewagen bezogen hatte, wartete Magnus Crispinus bereits in der Schänke Sebatums auf sein Weib. Er musste nicht lange ausharren, bis er sie von der Therme kommend erblickte. Ihr Gesicht war, wohl von der Hitze der Wärmebecken, noch immer gerötet und sie sah erschöpft aus. Glücklich, erschöpft und wunderschön.

    Er liebte sein Weib über alles. Der glücklichste Mann im gesamten römischen Reich glaubte er zu sein und sie empfand dies ebenso. Als sie sich einst die Ehe versprachen, hatten beide nicht viel. Doch der Wille zur Arbeit und ihre gegenseitige Liebe ließen sie den Schritt wagen, ihre Heimat zu verlassen und ein Leben als reisende Tierärzte und Handwerker zu beginnen.

    Magnus erkundigte sich nach dem Befinden seiner Liebsten, was sie mit einem zufriedenen Lächeln beantwortete.

    „Der Kampf war allzu rasch entschieden, so dass ich nicht auf meine Kosten kam, erzählte Magnus. „Das nächste Mal sollte wohl auch ich die Thermen besuchen, anstatt Geld für eine Prügelei auszugeben, die nicht einmal so lange währte, dass man einen Becher Wein dazu leeren konnte.

    Lucilla gab ihm schmunzelnd Recht und erkundigte sich nach dem Zeitpunkt ihrer Abreise.

    „Der Fuhrmann, der uns mitnimmt, sitzt dort drüben und nimmt sein Mahl zu sich."

    Dabei zeigte Magnus auf einen eher grobschlächtigen, älteren Mann, der hastig den Inhalt einer Schüssel in sich schaufelte und dazu erhebliche Mengen Wein trank.

    „Ich hoffe seine Pferde wissen wohin der Weg führt. Wenn ich mir das so ansehe, fürchte ich mit weiterer Fortdauer seiner Mahlzeit um die Klarheit seines Geistes", gab Lucilla zu Bedenken.

    „Sorge dich nicht, Geliebte. Er versicherte mir, den Weg schon oft befahren zu haben. Darüber hinaus beobachtete ich ihn, als er seine Tiere versorgte. Umsichtig und gewissenhaft tat er dies. Kein Pferdeknecht durfte mehr tun, als die Pferde zu tränken und zu bürsten. Er ist gewiss ein guter Fuhrmann."

    Kaum hatte Magnus seine Gattin beruhigt, klapperte das Geschirr auf dem Tisch des Pferdeführers, der sich schnaufend erhob und ihnen zu verstehen gab, dass es losgehen konnte.

    Magnus lud hastig ihr weniges Hab und Gut auf den Wagen des Fuhrmannes, während der – zu Lucillas Entsetzen – herzhaft furzend und rülpsend seine Pferde anspannte. In der Zwischenzeit machte Lucilla es sich in einer Ecke des Wagens bequem. Glücklicherweise führte der Transporteur neben mehreren Amphoren voller bester Öle auch eine Menge Heu mit sich, welches zum einen zur Sicherung seiner zerbrechlichen Fracht, zum anderen auch zur Versorgung seiner Tiere während der Reise diente. Das Heu ermöglichte den beiden Passagieren so eine halbwegs komfortable Reise in dieser milden Frühsommernacht.

    VI

    Weniger komfortabel, dafür umso schneller war die Reise nach Aguntum für jemand anderen, der ebenfalls von Sebatum aus an diesem Abend aufbrach. Es war dies Crassus Gnaeus, der zurück nach Aguntum musste, da Geschäfte auf ihn warteten, die seine persönliche Anwesenheit erforderten. Er reiste allein. Seine Wachen und Sklaven kamen ihm später nach, da sie den Wagen mit Bridei und einen weiteren Karren mit verschiedenen anderen Gütern begleiten sollten. Unerbittlich trieb er seine Pferde voran. Er kannte die Straße gut und er wusste, wo er sie schnell befahren durfte und wo er dem Vorwärtsdrang seiner Zugtiere Einhalt gebieten musste. Der Wagen mit dem er fuhr war einer jener, mit denen er bzw. einer seiner Bediensteten bei Wagenrennen antrat. Eben aus diesen Wettkämpfen resultierte ein Großteil seines Vermögens. Den anderen Teil seines Reichtums erwarb er sich mit mehr oder weniger legalen Geschäften und Handeln. Gladiatorenkämpfe aber verhießen höhere Gewinne als Wagenrennen, auch wenn das Führen eines Ludus als unehrenhaftes Gewerbe galt. Trotzdem hatte er vor einigen Jahren beschlossen, auch in diese Branche einzusteigen. Nun, nach vielen Rückschlägen und bürokratischen Hürden, hatte er sich einen kleinen Ludus aufgebaut, den zu erweitern er stark im Sinne hatte. Dabei war er ausgesprochen hartnäckig bei der Sache und auch durchaus überzeugt, genauso erfolgreich zu werden, wie bei den Rennen. Und mit Kämpfern vom Schlage eines Bridei war er überzeugt, sein Ziel, in den großen Arenen des Imperiums von sich reden zu machen, bald erreichen zu können.

    VII

    Pentorax, der Kelte, beobachtete Aguntum mit Missfallen. Die Stadt weitete ihre Grenzen immer weiter aus. Nach Westen hin wäre und war es ihm egal, doch eine weitere Ausdehnung gen Norden konnte er nicht mehr länger dulden. Er war der Anführer eines keltischen Stammes, der seit Generationen in jenem Talkessel gelebt hatte, in dem Aguntum nun wucherte. Das Dorf des Pentorax war in weniger als einer halben Stunde strammen Rittes von Aguntums Ostmauern entfernt. Ursprünglich hatten die Kelten noch näher an der damaligen Römersiedlung gelebt, doch mehrere Gefechte mit den Römern, in denen die Neuankömmlinge stets siegreich blieben, drängten sie immer weiter in die östlichen Wälder und damit fort von dem heiligen Moor, welches nördlich der Römersiedlung lag. Hatten die Kelten trotz aller Feindseligkeit den Römern gegenüber (die manches Mal tiefer und andere Male weniger tief in ihren Herzen schlummerte) deren Baukunst doch stets bewundert, führte eben diese nun dazu, dass Pentorax langsam aber sicher zum Handeln gezwungen wurde. Die Baustellen Aguntums wurden immer tiefer in das Moor getrieben, immer mehr des heiligen Bodens wurde von den Römern trockengelegt, befestigt und überbaut. Die Druiden vom Volke des Pentorax hatten seit dem ersten Auftauchen der Römer davor gewarnt und jetzt wurde es Wirklichkeit. Bald würde jener Steg erreicht sein, über den die Druiden wandelten, wenn sie den Göttern Opfergaben darbrachten. Oder Pentorax selbst, wie auch seine Vorväter, die allesamt Anführer ihres Stammes waren, wenn sie den Rat der Götter suchten. Dieser Steg stellte die Verbindung her zwischen dem Hier und Jetzt und der Welt der Götter und Ahnen. Sollte diese Verbindung, diese Pforte, unterbrochen werden, so käme über Pentorax und sein Volk alles Schlechte aus dieser Welt und jener der Toten. Es konnte schlicht nicht anders sein, wenn kein Gott mehr half und auch der Rat der Ahnen keinen Weg mehr aus der Nachwelt zu den Lebenden finden würde.

    Um dies zu vermeiden, hatte Pentorax einen Plan ersonnen. Erst trug er sich mit dem Gedanken, die Stadt anzugreifen, doch er fürchtete, zu wenige Krieger zu haben, um die Schlacht siegreich zu beenden. Denn wenn er nicht rasch siegte, würden Boten und Herolde ausgesandt werden und die so herbeigerufenen Legionen jeden weiteren Gedanken an Krieg und Sieg ad absurdum führen.

    Als er diesen ersten Plan verworfen hatte, dachte er daran, sein Glück auf dem Verhandlungswege zu versuchen. So viele Leben würden verschont und so viel Leid vermieden werden. Doch als er bei den Administratoren der Stadt vorstellig wurde, hatten diese nichts als Hohn und Spott für ihn übrig.

    Zurück in seinem Dorfe besann sich Pentorax dann erneut und fasste einen kühnen Plan, dessen letzte Fäden, die er vor fast sieben Jahren zu spinnen begonnen hatte, nun endlich zu einem Ganzen zusammengefügt werden sollten. Es bedurfte nur noch einer einzigen Nachricht. Einer Nachricht, der er nun schon seit Tagen gespannt harrte.

    Plötzlich wurde der Keltenfürst aus seinen Gedanken gerissen, als neben ihm trockene Zweige brachen und sich ein Jüngling den Weg auf ihn zu bahnte.

    „Pentorax! Der Druide schickt mich. Sie sind gekommen! Ich soll dir sagen: sie sind gekommen!"

    VIII

    Von weitem schon erblickte Crassus Gnaeus die gewaltige Mauer, die Aguntum gen Osten hin vom Lande der Barbaren absichern sollte. Er drosselte die Geschwindigkeit seiner Pferde, um den Wachen genügend Zeit zu geben, ihn zu erkennen und ohne weitere Kontrolle in die Stadt hinein zu lassen. Kaum hatte er die Mauern seiner Heimatstadt hinter sich gelassen und das mächtige Tor passiert, ordnete er seine Kleidung und lenkte seine Tiere im Trab bis vor die Tore seines prachtvollen Hauses, wo er bereits von drei Sklaven erwartet wurde. Kaum hatten die Tiere angehalten und Crassus den Wagen verlassen, führte einer der drei Leibeigenen die Pferde in die Stallungen, wo sie von ihrem Geschirr befreit und versorgt wurden. Der zweite seiner Diener nahm seinem Herrn den von der Reise staubbedeckten Umhang ab und legte ihm einen neuen, sauberen an. Der dritte, welcher der jüngste und auch bei weitem der gepflegteste der drei war, brachte Crassus indes mit schnellen Worten auf den neuesten Stand über die jüngsten Geschehnisse in und um Aguntum.

    Crassus Gnaeus liebte solche Auftritte. Deshalb pflegte er sie vorzugsweise mitten in der Stadt auf der Hauptstraße, dem so genannten Decumanus Maximus, abzuhalten und nicht etwa dezenter und bescheidener im Vorhof seines Hauses. Täte er dies, hätte womöglich nicht jedermann sehen können, wie wichtig, reich und geschäftig Crassus Gnaeus war. Schließlich, als er sich lautstark und öffentlich bei seinem Sklaven beklagt hatte, wie viel er zu tun habe und dass ihm nicht ein einziger ruhiger Moment gegönnt sei, verabschiedete er sich sozusagen von der Bühne und begab sich in seine eigenen vier Wände. Dort schlug er sogleich einen anderen Ton an. Er gab barsch Befehle, verlangte etwas zu trinken und zu essen. Vor allem aber wollte er ein Bad. Zu aller Bediensteten Glück hatte Crassus Gnaeus’ Eheweib Namda rechtzeitig von seiner Rückkehr erfahren. Da sie ihren Mann allzu gut kannte, wartete bereits ein heißes Bad mit Rosenblättern und duftendem Öl auf ihn. Sie selbst lag lasziv und nur aufs spärlichste bekleidet auf einer Liege neben dem Becken und sah zu, wie eine Sklavin ihren Gatten auszog und mit einer Mischung aus Massage und Waschung den Staub der Reise abspülte. Dabei prahlte er unentwegt, welch gute Geschäfte er abgeschlossen hatte und welche Halunken seine Geschäftspartner dennoch waren.

    Als er seinen Redefluss für einen Moment unterbrochen hatte, begann augenblicklich Namda zu erzählen. Sie sprach davon, wie unerträglich heiß es in letzter Zeit doch gewesen war und welcher ihrer zahlreichen Sklaven negativ und welcher positiv in Erscheinung getreten war.

    Zu guter Letzt beteuerten sie sich gegenseitig mehrere Male und von Mal zu Mal in schwülstigeren Formulierungen verpackt, wie sehr sie sich doch liebten und vermisst hatten.

    Als endlich die Sklavin die Waschung ihres Herrn beendet, sich um seine dabei entstandene Erektion gekümmert und Crassus anschließend noch abgetrocknet hatte, umhüllte sie ihn mit einer neuen, strahlend weißen Toga. Dann ging er zu seiner Frau, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte noch einmal: „Ich habe dich vermisst."

    Dann begab er sich in seine Geschäftsräume, wo bereits ein lang ersehnter Gast auf ihn wartete. Um ihren Gatten nicht zu stören, gab sich Namda nun derselben Behandlung hin, die er soeben genossen hatte.

    Jener Mann, der bereits seit Längerem auf Crassus wartete, zog seine Hand eilig aus der üppig gefüllten Obstschüssel zurück, die auf des Hausherren Tisch stand und reichte sie zum Gruße. Crassus schien beeindruckt von der Größe des Mannes und der überaus feste Griff seiner Hand verriet ihm, dass er nicht nur groß, sondern auch recht kräftig sein musste.

    „Ich grüsse dich Koleos und freue mich, dich endlich in meinem Hause willkommen heißen zu dürfen. Mit deiner Hilfe wird mein Name gewiss bald weitum bekannt sein" sprudelte es aus Crassus heraus. Tatsächlich freute er sich ungemein über die Ankunft jenes Mannes, von dem er sich so viel erwartete.

    Koleos sollte ihm nämlich helfen, aus den Männern, die er zu Gladiatoren machen wollte, gefährliche, gute und vor allem am Leben bleibende Kämpfer zu machen. Der bisherige Ausbilder war dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen, so dass Crassus sich genötigt sah, einen Besseren für diese Mission zu finden. Und wer könnte wohl Gladiatoren besser unterrichten, als einer, der 15 Jahre lang selbst in der Arena kämpfte? Koleos focht in den größten Arenen, tötete unzählige Gegner und wurde schließlich vom Kaiser selbst entlassen. Sein Lanista und auch er selbst hatten Unmengen an Geld mit diesen Kämpfen verdient. In seinen letzten fünf Jahren als aktiver Gladiator genoss er sogar jede Menge Sonderbehandlungen. So zum Beispiel durfte er in einem eigenen Hause in der Nähe des Ludus leben und nicht in den – trotz des Reichtums seines Lanistas – heruntergekommenen Unterkünften der übrigen Gladiatoren. Er durfte sich auch relativ frei bewegen. Dazu kam, dass er bei lediglich drei bis vier Kämpfen im Jahr anzutreten hatte und zwar bei jenen mit den höchsten Gewinnaussichten für seinen Besitzer. In der restlichen Zeit fungierte er bereits im Ludus seines Herrn als Ausbilder für seine eigenen Mitstreiter und Nachfolger. Schließlich, im Spätsommer vor sieben Jahren, trat er bei Spielen an, denen sogar der Kaiser des gewaltigen römischen Imperiums beiwohnte. Der Kaiser war dermaßen begeistert von der Kampfkunst des langsam ergrauenden Koleos, dass er beschloss, diesen „überragenden Akteur der Dramen des Sandes in der Arena" nicht mehr länger den Gefahren seines Geschäftes auszusetzen. Er ließ Koleos’ Lanista von dieser Entscheidung in Kenntnis setzen und sie ihm mit einem äußerst großzügig gefüllten Beutel Sesterzen versüßen. Dann bedachte er den überraschten und nicht minder erfreuten Koleos in der vollbesetzten und vor Jubel tobenden Arena mit einem Holzschwert, dem Rudis, welches als Zeichen für die sofortige und ehrenhafte Freiheit stand. Auch sollte es ihn für immer an das Erlebte in Ludus und Arena erinnern.

    „Ah, ich sehe du trägst dein Rudis bei dir", sprach ihn Crassus sogleich fasziniert und neugierig an. Ruckartig schnellte die Hand des ehemaligen Gladiators an den Griff der hölzernen Auszeichnung, die er stets, gleich einem richtigen Schwerte, an seiner Seite trug.

    „Wie du siehst. Und ich werde es bis an das Ende meiner Tage tun", antwortete er mit rauchiger Stimme.

    „Dann hoffe ich, dass dir dieses Vorhaben gelingt, sagte Crassus, um dann sofort zum Geschäftlichen zu kommen. „Wann kannst du deine Arbeit aufnehmen? Ich hoffe doch sofort. Oder informierten mich meine Herolde falsch?

    „Nein Crassus, das taten sie nicht. Ich kann unverzüglich beginnen. Sag, wie weit sind deine Kämpfer? Was können sie, welche Gattungen an Kämpfern hast du?"

    „Nicht so schnell, ich kann deinem Tatendrang kaum folgen!, lachte Crassus begeistert. „Meine Männer sind recht geübt im Kampfe, doch würde ich sie eher als barbarische Straßenschläger bezeichnen, als sie in Gladiatorengattungen zu unterteilen. Ohnehin bin ich der Meinung, dass eine Einteilung erst erfolgen sollte, wenn Spiele in größeren, bekannteren Arenen stattfinden. Vorerst sollte es genug sein, die Kämpfe siegreich und so unversehrt wie möglich zu überstehen. Doch was erzähle ich dir das alles. Du weißt davon ohnehin viel mehr. Bei Gelegenheit möchte ich von deinen Geschichten und Erlebnissen so viele wie möglich hören. Doch jetzt nicht. Ich muss mich um weitere Geschäfte kümmern. Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Einer meiner Diener wird dir den Weg zum Ludus weisen, wo du dein erstes Geld von mir zu erwarten hast. In einem oder zwei Tagen wird ein weiterer Kämpfer dort eintreffen, um den du dich ganz besonders kümmern musst. Meine bescheidene Meinung von ihm ist, dass er der beste Totschläger ist, den ich in meinen langen Jahren als Beobachter gesehen habe. So denke ich weiters, dass er all das in sich birgt, was einen glänzenden Gladiator ausmacht. Darauf antwortete Koleos schlicht: „Dessen werden wir uns bald vergewissern. Hol deinen Sklaven, auf dass er mir den Weg in den Ludus weise."

    Der Tatendrang, den sein neuer Angestellter an den Tag legte, gefiel Crassus. Leider war sein Gehalt unverschämt hoch. Dafür hatte er sich auch anzustrengen.

    „Naja. Wer weiß, vielleicht kürze ich ihm seinen Verdienst. Wenn er nicht sofort Erfolge vorweisen kann, werden wir neu verhandeln müssen" dachte der angehende Lanista, während er seinem treuesten Sklaven seine Aufgaben erklärte. Schließlich verabschiedete sich der Geschäftsmann, erneut über die drückende Last der Verpflichtungen klagend und verließ den Raum.

    Heute wollte er nichts mehr tun. Zurück bei seiner Namda ließ er sich Wein und Käse bringen und verlebte so den Rest des Tages mit und in seiner Frau.

    IX

    Von derlei Vergnügungen und Luxus konnten Lucilla und Magnus nur träumen. Die Kühle der Nacht und der kalte, feuchte Morgen brachte sie um alle Genüsse des unbeschwerten Reisens. Doch dies wäre leicht ertragbar gewesen, wäre nicht inmitten eines Laubwäldchens ein allzu geeignetes Plätzchen gelegen, das sich für Gesetzlose geradezu anbot, heimtückische Überfälle auf Reisende zu verüben. Natürlich hatte der Fuhrmann seine beiden Passagiere auf diese mögliche Gefahr hingewiesen. Zugleich aber hatte er sie beruhigt, da er für Räuber äußerst unattraktive Güter mitführte und zugleich sein Wagen in der Gegend recht bekannt war. Doch leider trieb hier seit einigen wenigen Wochen eine neue Bande ihr Unwesen. Deren Mitglieder waren äußerst habgierige und skrupellose Gesellen und da sie allesamt nicht aus dieser Gegend stammten, wussten sie nichts von bekannten Pferdekarren und zum Raub ungeeigneten Gütern. Ihr Credo war, dass jedermann etwas von Wert bei sich zu haben pflegte. Und sei der Betrag an Münzen auch noch so bescheiden, er machte sich auf alle Fälle besser in den Beuteln der Räuber, als in denen der rechtmäßigen Besitzer.

    So geschah es, dass der Fuhrmann, Magnus und Lucilla, nicht das Geringste ahnend, geradewegs in dieses Wäldchen und somit in die Hände und vor die blanken Klingen der gezückten Schwerter und Dolche der Räuber fuhren.

    „Halte deine Pferde im Zaum und ich werde dies auch mit meinen Kumpanen und deren Schwertern tun!, rief der offensichtliche Anführer der Gauner dem Fuhrmann zu. Der hielt unverzüglich seine Tiere an und flüsterte Magnus und Lucilla zu: „Magnus, gib deinen Geldbeutel deinem Weibe und du, Weib, setze dich darauf und sorge dafür, dass sie deinen Kindsbauch gut sehen. Vielleicht wird sie das davon abhalten, allzu brutal vorzugehen. Verbrechen an kindstragenden Weibern werden viel härter bestraft. Das sollte uns helfen. Magnus, du machst dich bereit zum Kampfe. Man weiß ja nie. Steig langsam mit mir vom Wagen. Ich stecke dir dann einen Dolch zu. Ich hoffe du kannst damit umgehen.

    Darauf erwiderte Magnus nichts und Lucilla musste zusehen, wie ihr Geliebter aufstand und vom Karren stieg. Dabei gelang es dem Fuhrmann tatsächlich von den Räubern unbemerkt

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1