Großmutter Marie Au Porte Légère: Gute und andere Menschen beim Stelldichein in Paris
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Über dieses E-Book
Das hier vorliegende, gutartige Spottwerk meiner Großmutter - Marie Au Porte Légère - zieht sich kreuz und quer durch Denkrichtungen aufmüpfiger Menschen aus herrisch geprägten, keinen Wider-spruch duldenden Gesellschaftsformen.
Die Schulen und Denkrichtungen werden nicht eigens benannt. Es wäre zu einfach, nur Aha-Erlebnisse anzuhäufen. Aufgabe des Berichtes meiner Großmutter Marie Au Porte Légère soll sein, patzig-philosophische Unterhaltung bei zweifelhaften Kriterien zur Wahrheitsfindung, zu Seiendem und Nicht-Seiendem herauszufordern und zum Blühen zu bringen - und nach eigener Endlichkeit zu beurteilen. Antagonistisches Denken, Bilder zu Feindbeziehungen bzw. zu Konkurrenten und die duale Weltsicht (philosophische, religiöse, allgemein gesellschaftliche Theorien, das "System der Dinge") sollen nicht zu Fall gebracht werden.
Leicht kommt man an den Punkt, sich im Kreis zu drehen, was den Eindruck erweckt, man wisse alles endgültig und wolle nur noch durch den Gebrauch der Vernunft verstehen lernen, was man durch "Glauben" bereits wisse.
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Buchvorschau
Großmutter Marie Au Porte Légère - Rolf Dieter Kaufmann
I.
Gute Menschen
Was meine Großmutter,
Marie Au Porte Légère, aus Paris zu berichten
weiß.
1.
Das Leben ist hart, nicht wahr?
La vita è dura, vera?
„Das Leben ist hart, nicht wahr? Wer kein Zuhause hat, der stirbt. Nimm zum Beispiel einen Fisch aus dem Wasser.", sagte während eines Besuches in Paris, meiner Heimatstadt, der Fischer Eduardo, Freund meines Gatten Clément.
Unser gemeinsamer Freund Eduardo fristet sein Leben in einem kleinen Fischerdorf, in Caorle, in Italien.
2.
Wiederbelebung des
KLEINEN WORTES
Reanimation du petit mot
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich Französin bin und der deutschen Sprache nicht so mächtig, wie etwa meine verstorbene Mutter, Léa, oder mein Vater, Mathéo, es waren.
Über Übersetzungen in die deutsche Sprache, wie z. B. „Rückgriff eines Anonymus in die Kindheit", von Marcel Proust (À la recherche du temps perdue) und mit ins Deutsche übersetzten Gedichten von Charles Baudelaire (Le Fleurs du Mal) erweckte meine Mutter Léa in mir sprachlich gestaltete Landschaften und Augenblicke von Fiktionen, die Wirkliches mit Unwirklichem vereinten.
So lernte ich die deutsche Sprache kennen.
Die Funktion der Sprache dient dazu, uns ein beruhigendes Gefühl von sozialen Irrtümern zu geben:
Des Mangels Eingebung hat uns tausend Lügen, Schläue und Bestrebung gelehrt, in Winkelzügen Netze zu weben!
Ist Sprache die Verflüssigung von Erfahrung im wässerigen Wiederschein der Empfindungen, für etwas, für jemanden oder von sich?
Im günstigsten Fall verwirklichen sich Beziehungsinhalte, wie meine Mutter Léa meinte, in Wörtchen.
KLEINE WÖRTER stehen synonym für Zartheit, Neugierde, Aufmerksamkeit, Mut, Herzenswärme, Lebensfreude, Lebensfülle, Wirklichkeitsnähe.
Das GROSSE WORT steht für groben Umgang, Mangel an Interesse, fehlendes Einfühlungsvermögen, Kälte.
So glaubte meine Mutter Léa, wenn sie, in Erinnerung verstrickt, Anleihen aus einer vergangenen Tradition nahm.
Am beginnenden Tag.
Am Anfang des Pfades.
Von der Nacht in den Tag.
Mit dir saß ich im Mondlicht,
… meinend, das Erfreuliche sei wie das Schreckliche schön (Baudelaire), bis das Herz aufhöre zu schlagen, damit nichts mehr schön und nichts mehr schrecklich sei und überhaupt nichts mehr sei.
Ist Sprache also Vorwand zum utopischen Ort von nicht enden wollendem Aufeinanderzu und Voneinanderweg der Begegnungen?
Ist Sprache die verweiblichte Personifikation von Verwirrung?
Du wirkst verloren