Planen ins Ungewisse: Lernkurven aus dem Foresight-Prozess des Kleinwagens Smart
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Über dieses E-Book
Als radikale Innovation ist der Smart innerhalb der Automobilbranche ungewöhnlich. Der Stadtwagen kam 2001 auf den europäischen Markt und dient hier als Fallbeispiel zur Überprüfung zentraler Hypothesen über Voraussetzungen und Qualitätsmaßstäbe einer unternehmensinternen Foresight. Im Fokus stehen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum betriebswirtschaftlichen zukunftsbezogenen Management-Diskurs. In einem wissenschaftskritischen Nachwort werden diese Beziehungen abschließend aus Sicht der Autoren eingeordnet und bewertet.
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Buchvorschau
Planen ins Ungewisse - Eckard Minx
Eckard Minx
Friederike Müller-Friemauth
Planen ins Ungewisse
Lernkurven aus dem Foresight-Prozess des Kleinwagens Smart
© 2017 Eckard Minx, Friederike Müller-Friemauth
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bildnachweise:
Titel: Fotolia 108043214
Autorenseite E. Minx: Jessen Oestergaard
Inhalt
Über die Autoren
Outline
1. Einleitung: Ungewissheiten beim Innovieren mit Corporate Foresight
1.1 Spezifika deutscher betrieblicher Zukunftsforschung
1.2 Erkenntnisinteresse: Lohnt Planen ins Ungewisse?
2. Das Beispiel Smart: Zukunftsforschung über urbane Mobilität
2.1 Entstehung des Konzepts
2.2 Die drei Phasen des Foresight-Prozesses
2.3 Lernkurven
3. Antizipatorische Zukunftsforschung: Hypothesen, Leitlinien, Lernkurven
3.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.2 Schlussfolgerungen
Literatur
Es gibt noch Scheinriesen! Anstelle eines Nachwortes
Über die Autoren
Prof. Dr. Eckard Minx
Honorarprofessor an der HTW Berlin und der HBK Braunschweig; Gründer und Managing Partner von „Engelke Minx & Partner" – DIE DENKBANK, Berlin.
www.die-denkbank.de
Prof. Dr. Friederike Müller-Friemauth
Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Strategisches Marketing und Innovationsmanagement an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management, Köln; Mitgründerin von „Kühn Denken auf Vorrat" – Ökonomische Zukunftsforschung, Odenthal bei Köln.
www.denkenaufvorrat.de
www.preconomics.de
Outline
The Smart is exceptional within the automotive industry – a radical innovation that appeared on European markets in 2001 as a result of more than 20 years of mobility research. In this study the genesis of the small town car is traced as an example for a complex corporate foresight process, in order to reassess some of the central hypotheses about conditions and quality standards of intragroup foresight. The focus is on similarities and differences to the dominant economic discourse on strategic management of innovation and future. From the authors’ point of view these relations will finally be classified and evaluated in a critical epilogue on science.
Jeder intelligente Narr kann Dinge größer, komplexer und gewaltiger machen.
Es gehört eine Menge Inspiration und Mut dazu, sich in die gegenteilige Richtung zu bewegen.
Albert Einstein
1. Einleitung
Ungewissheiten beim Innovieren mit Corporate Foresight
Das Thema Zukunft hat sich in den letzten Jahren wieder ins wirtschaftswissenschaftliche Interesse geschoben – das war nach der Jahrtausendwende noch anders. Seitdem jedoch die gleichsam vom Himmel gefallene Finanzkrise 2008 der Prognostik einen herben Dämpfer verpasst hatte, veränderte sich der Fokus auf Vorschauen und Prognosen. Maßgeblich Nassim Taleb (2010) traf den Zeitgeist, sorgte mit seiner konzeptionellen Neubegründung unvorhersehbarer Störereignisse für viel Aufmerksamkeit – und gleichzeitig für einen ersten Erklärungsversuch der Krise, der auch zukunftsforscherische Ansprüche bedient. Mit dem NSA-Skandal und der internationalen Debatte über Digitalisierung und Datensicherheit erfolgte ein zweiter Aufmerksamkeitsschub für globalwirtschaftliche Zukunftsbelange; und schließlich sorgen Griechenlandkrise wie Flüchtlingsströme dafür, dass sich Zukunft als Themenstandard im Diskurs komplexer Steuerungsprobleme nachhaltig zu etablieren scheint. Hinzu kommt die anhaltende Faszination am ökonomischen Geschehen im Silicon Valley: Inzwischen pilgern nicht nur prominente Unternehmensführer ins gelobte kalifornische Land, sondern auch Politiker. Das Interesse an dezidiert zukunftsorientierten Innovationsmodellen wächst – ökonomische Zukunftsthemen wie etwa Industrie 4.0 werden durch die Bundesregierung inzwischen politisch verstärkt (Förderprogramme) und, auch aus diesem Grund, medial entsprechend inszeniert. Zukunft ist wieder sexy.
Heimisch geworden ist die Zukunftsforschung – hier speziell die unternehmensbezogene, organisationsinterne Zukunftsforschung (Corporate Foresight) – in der betriebsorientierten Wirtschaftswissenschaft allerdings trotzdem nicht. Die Gründe dafür sind vielschichtig und liegen sowohl im disziplinären Selbstverständnis der Betriebswirtschaftslehre als auch in demjenigen der zukunftsforschenden Disziplin: Beide haben sehr unterschiedliche Schwerpunkte, Methoden und Forschungsziele. Vor allem aber liegt es an nahezu unvereinbaren Wissenschaftskulturen diesseits und jenseits des Atlantiks. Während es immerhin weitgehende Einigkeit über Forschungsinteresse und Objektbereich gibt (methodisch kontrollierte Beforschung von künftigen Handlungs- und Möglichkeitsräumen mit unternehmerischer Relevanz¹) klaffen die soziokulturellen Haltungen diesem Objektbereich gegenüber weit auseinander. Bei diesen Differenzen geht es im Kern um kulturell bedingte Zeitkonzepte, Geschichtsbegriffe und das sich daraus ergebende Planungsverständnis. Um den hier im Zentrum stehenden Foresight-Prozess des Kleinwagens Smart nicht nur zukunftsforscherisch, sondern auch sozioökonomisch – nämlich als Forschungsprojekt innerhalb des deutschen Daimler-Konzerns – einordnen und bewerten zu können, müssen wir einleitend diese Kluft beider Soziokulturen streifen, wenn auch nur kursorisch. Im zweiten Hauptteil steht die Entwicklung des Stadtwagens Smart im Vordergrund. Anschließend ziehen wir im dritten Teil, insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen Forschungskulturen von Betriebswirtschaft und Zukunftsforschung, eine vorläufige Bilanz und geben einen kurzen Ausblick.
1.1 Spezifika deutscher betrieblicher Zukunftsforschung
Ein wissenschaftliches Bemühen darum, Belange, die zeitlich vor uns liegen (könnten),