Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Elviras Urlaubsplatz: Pihoqahiak 2. Teil
Elviras Urlaubsplatz: Pihoqahiak 2. Teil
Elviras Urlaubsplatz: Pihoqahiak 2. Teil
eBook297 Seiten3 Stunden

Elviras Urlaubsplatz: Pihoqahiak 2. Teil

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Nach der Rückkehr aus Washington, wo sich Elli nach ihrer Erkrankung eine Auszeit ausbedungen hatte, gelangte sie in Begleitung zu ihrem Hof, dort, wo vor vielen Jahren ein Landwirt sie und andere Personen Willkommen geheißen hatte.
Nach kurzer Einschulung der neuen Begleiter, die über die Besonderheit dieses Ausbildungslagers informiert wurden, begann auch für Elli ein neuer Lebensabschnitt.
Nicht alles ist Gold, das glänzt, wurde in den folgenden Wochen den Anwesenden bewusst.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum14. März 2022
ISBN9783347581791
Elviras Urlaubsplatz: Pihoqahiak 2. Teil

Ähnlich wie Elviras Urlaubsplatz

Ähnliche E-Books

Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Elviras Urlaubsplatz

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Elviras Urlaubsplatz - Roman Moore

    Niederösterreich

    Kapitel 1

    Der nun abrechende Morgen begann mit einem Kaiserwetter. Ein Ausdruck, der nur in Österreich weitläufiges Verstehen ermöglichte und Menschen aus allen Bevölkerungsschichten geläufig war. Jeder konnte am blauen Himmel, an den milden Temperaturen und an den Zwitschern der unzähligen Vögeln Gefallen finden. Die Fensterläden wurden geöffnet und Ellis Gästen erfreuten sich an der Luft und der Umgebung. Kein eisiger Wind und Schneefall, den alle sehr gut im Gedächtnis hatten. Der Gesang der Vögel ließ die Amerikaner die mühselige Anfahrt und das Gewitter in der Nacht vergessen. Tatjana und Alexandra begannen in ihren Erinnerungen zu kramen. Sie dachten an lang zurückliegenden Epochen in ihrer Jugend. Ihre Ausbildung und ihr zufälliges gemeinsames Kennenlernen. Welch ein Gegensatz zu den Einsätzen in ihren späteren Jahren an der finnischen Grenze. Immer unter einer innerlichen Anspannung. Nebel, Schneefall und die trügerische Stille. Niemals eine wahre Erholung. Immer bereit, auf einen Eindringling zu schießen. »Elli, wir sind glücklich, diese Stimmung mit dir erleben zu dürfen.«.

    »Hier bin ich nach meiner Flucht aus Ungarn vor dem ehemaligen Tor gestanden und wir haben nach einem Krug, gefüllt mit Wasser gefragt. Der Landwirt hat uns eingeladen, weiterzukommen. Das werde ich nie vergessen.

    Der Frühstückstisch aber soll auf der Terrasse aufgestellt werden. Wir alle werden diesen Morgen würdig beginnen.«

    Alle hatten mitgeholfen und Elli hatte die Tischtücher, die lange im Schrank gelegen waren, hervorgeholt. Der grobe Tisch verschwand darunter. Die Stimmung stieg. Das Entladen der Fahrzeuge, sowie die Säuberung der Zimmer, die voller Staub waren, das konnte warten. Sie saßen im Freien, der keinen Einblick aus der Straße oder den umliegenden Feldern bot und freuten sich. Besonders die Kameraden aus Deutschland. Sie kannten Ellis Küche vom Hörensagen. Noch bei der Abfahrt hatte sie Fragen, wohin nun die Reise in den Urlaub geht, mit Lächeln beantwortet. Dieses Frühstück, ohne Unterbrechung durch Vorgesetzte, die immer etwas zu sagen wussten und vorauf von der Mannschaft niemand neugierig war, wird im Gedächtnis bleiben. Auch ein Glück, daß sich Elli für die CIA entschieden hatte. Konkretes über ihre Abstammung kannten sie nicht. Auch nicht, wie sie hier groß geworden war und welche Ängste sie ausgestanden hatte. Darüber hatte sie niemals Details bekanntgegeben. Guten Espresso gab es genug. Die Maschine wurde mehrmals in Gang gesetzt.

    »Ein Frühstück, wie in Frankreich, kann ich nicht anbieten.«

    »Wenn es nicht schlechter wird, werden wir sicherlich zufrieden sein.«.

    »Ab Morgen frisches Brot, Gebäck, sofern der ehemalige Bäcker nicht zugesperrt hat. Das muss ich aber erst nachprüfen. Marmeladen, Butter, Schinken und weiche Eier wird es, sofern dies nicht abgelehnt wird, auch in Zukunft geben.

    Vergesst nicht, morgen beginnt das Training. Laufen in der Früh, anschließend Gymnastik, eventuell duschen und erst dann Frühstück. Wenn Nancy eine andere Einteilung hat, wird sie es sicherlich bekanntgeben. Vielleicht ist meine ehemalige Ausbildung längst überholt.«

    »Was wurde dir beigebracht?« fragte Gerardo.

    »Eine Nahkampftechnik, die tödlich sowohl für den Attentäter, wie aber auch für den Angegriffenen enden konnte.«

    »Wie soll ich das verstehen?«

    »Dem Angreifer eine geladene und entsicherte Faustfeuerwaffe entwenden und ihn auf den Boden schleudern, gegebenenfalls auch zu töten. Das aber mit der eigenen Waffe, auf die man sich verlassen konnte.«

    »Elli hat dies bis zur totalen Erschöpfung erfolgreich trainiert und bei der Vorführung in Deutschland den Angreifer getötet. Der Angreifer hat Patricia Jahre vorher sehr lange misshandelt. Es war eine Meisterleistung und ein Teil der Aufnahmeprüfung vor ihrem Beitritt zur CIA.« erwähnte Nancy.

    Gerardo glaubte es nicht. Elli hielt seinem Blick stand. Ihre Augen verengten sich zu einem Schlitz. Ihre Beinstellung hatte sich verändert. Niemand sagte ein Wort. Elli stand noch immer locker.

    »Wie oft musstest du diese Technik anwenden« fragte Gerardo.

    »Darüber möchte ich nicht sprechen.«

    Ellis Lächeln irritierter Gerardo.

    Gerardo fragte sich im Stillen, woher hat sie diese Ahnung, wieso hat sie im Sekundenbereich begriffen, was ich nur einen Augenblick gedacht habe? Ich wollte nur wissen, ob sie es mit mir, mit einer ungeladenen Waffe durchführen würde.

    »Anlässlich einer Fahrt mit dem U-Boot wollte ein Bootsmann mir ernstlich den Weg verstellen. An den Schmerzen leidet er sicherlich noch heute.« meldete sich Patricia.

    »Zurück zum Mittagessen. Solange wir keinen Koch haben, werde ich von den Vorräten, die ich gefunden habe einiges zubereiten.«

    Genauso gut hätte sie nun von der bevorstehende Säuberung der Räume sprechen können.

    Zwei aus Deutschland, die sich an den Vorfall der Aufnahmeprüfung von Elli erinnern konnten, amüsierten sich.

    Gerardo hatte sich noch nicht beruhigt, wie gibt es so etwas. Er konnte es sich nicht vorstellen.

    »Schwer zu erlernen, im Notfall sehr wirkungsvoll.«hörte er von Nancy.

    Und das wollte man Tatjana und Alexandra beibringen. Darüber war bisher nicht gesprochen worden. Die Asiatinnen waren der Unterhaltung gefolgt und hatten mit keiner Wimper verraten, was sie darüber dachten. Nun hatten alle verstanden, wie die kommenden Wochen verlaufen würden.

    »Auch den Colt in jeder Lage des Körpers einzusetzen, ist ein Teil des Trainingsprogrammes. Das muss so selbstverständlich werden, wie das Leeren der Kaffeetasse. Gerardo, verlass dich nicht darauf, daß Elli durch bestimmte Umstände vielleicht nicht topfit ist.«

    Er wollte gar nicht daran denken. Auch den anderen war nun einiges gewiss geworden. Diese beiden Damen sind vielleicht ein wenig aus der Übung gekommen, ausprobieren wollte es aber keiner.

    Man entschied sich, den Sattelitenkontakt mit dem verlängerten Mast, den man auch einfahren konnte, aufzustellen. Es gab schönes Wetter und das sollte genutzt werden. Die Verbindung innerhalb des Hauses dort unterzubringen, wo sie dem Mast am Nächsten war. Anschließend eine Message senden und sich von der Funktionstüchtigkeit des Gerätes überzeugen. Den Staub aus den Räumen zu entfernen, dazu war Zeit genug auch beim nächsten Regenguss. Da der Lastwagen am Abend noch nicht entladen worden war, war dies die erste Arbeit. Elli zeigte ihnen die Möglichkeiten in den Kellerräumen. Dann rief sie ihre ehemaligen Freunde an und fragte nach einer Putzfrau. Man teilte ihr mit, daß man den Wunsch weiterleiten wird. Im Augenblick sind sie mit dem Ausräumen des Kellers beschäftigt und haben wenig Zeit zu einem langen Gespräch, sie werden sich aber melden.

    Im nächsten Gespräch erkundigte sie sich nach dem jungen Mann, der ihr die regelmäßigen Bestellungen zur größten Zufriedenheit geliefert hatte.

    »Sie müssen sich ein wenig in Geduld fassen. Wie war bitte ihr Name?«

    »Elli«

    Die Dame am Telefon konnte sich an diesen Namen erinnern und verband sie weiter.

    »Bonjour, madame!« vernahm Elli.

    An den Tonfall konnte sie sich nicht mehr erinnern.

    »Hi, mein Name ist Elli. Ich befinde mich mit zahlreicher Begleitung wieder für einige Zeit auf meinem Hof. Vor Jahren hatte ich das Glück einen Ansprechpartner in ihrem Unternehmen zu finden. Er hat mit Vorgeschlagen, bestellte Waren zustellen zu lassen.«

    »Daran können wir uns erinnern. Den jungen Mann gibt es nicht mehr. Er hat die Stelle des Versandleiters übernommen. Wir werden versuchen ihren Wünschen nachzukommen. Derzeit sprechen sie mit der Nummer des Versandleiters. Darf ich ihnen meine Nummer geben. So kommen sie direkt zu mir. Was mich aber brennend interessiert, wie es ihnen geht und weshalb haben sie so lange nichts von sich und ihren Kameraden hören lassen.

    »Bitte um Entschuldigung, ihre Stimme habe ich nicht erkannt. Jahrelanger Auslandeinsatz haben trotz Urlaubsansprüche eine Wiederkehr nach Europa verhindert.

    Nun konnte ich mich aber durchsetzen und bin wieder dort, wo ich als Kind das erste Mal gestrandet bin. Nehmen sie sich Zeit und kommen sie vorbei. Wenn sie Wünsche haben, können wir ihnen diese vielleicht erfüllen.«

    »Danke, dieses Angebot nehme ich gerne an. Ich werde sie über meinen Besuch telefonisch verständigen. Nun aber zu ihren Bestellungen.«

    Elli gab voller Freude ihre Bestellungen durch. Damit waren die Lebensmittelvorräte für die kommende Zeit in guten Händen.

    Die Autos waren entladen worden. Alles was nicht zum Aufbau der Antenne und den Versorgungsleitungen gehörte, hatte man in den Keller abgelagert. Ebenso die Waffen und die Munition.

    Der Antennenaufbau dauerte nur kurz. Nach Stromanschluss wurde das Ausfahren der Antenne versucht. Das gelang. Ebenso das Zurückgleiten in die Hülse, die mit einem Verschluss versehen war. Das große Display befand sich im Kellerbereich. Für den ersten Versuch, ob die Anlage tatsächlich funktionierte, wurde eine kurze Mitteilung nach Washington geschickt. Nach Dechiffrierung war sie sofort weg und die Antwort kam ebenso rasch. Es war die Empfangsbestätigung.

    »Wir sind verbunden.«

    Die Freude war groß. Das Display sollte aber in den Wohnraum. Wer hat schon Lust, in tiefer Nacht, womöglich bei Sturm und Regenguss über den Hof den Keller aufzusuchen. Elli erklärte die Umstände, die einer Direktverbindung in die Kellerräumlichkeiten seit jeher entgegenstanden. Nun waren einige über die Verbindungsmöglichkeiten zur Kirche und in den Wald informiert. Ebenso über die ehemalige Sprengung von bestimmten Teilen des im Untergrund angelegten Ganges. Ob in den vergangenen Jahren an einer Wiederherstellung gearbeitet worden war, darüber hatte man keine Ahnung.

    Das Display wurde in das ehemalige Schlafzimmer des verstorbenen Landwirtes verlegt. Der Raum war abgeschottet und konnte nur über die starke Eingangstüre, einen Gang und einen weiteren Raum betreten werden. Stromanschlüsse sowie alle Verbindungskabel wurden noch am Vormittag in den Naturboden verlegt. Tief genug, um bei eventuellen Nachforschungen verborgen zu bleiben. Da alle verfügbaren Männer gemeinsam daran arbeiteten, gelang die Fertigstellung bis zum Mittagessen. Während dieser Zeit besprach Nancy ihr Programm mit den Asiatinnen und holte sich weitere Vorschläge. Die Russinnen wurden gebeten, sich das Programm anzusehen, darüber nachzudenken und eventuelle Einwände oder Verbesserungen vorzubringen. Am kommenden Tag sollte man aber damit beginnen können.

    »Morgen sechs Uhr in der Früh wird bei jedem Wetter mit dem Laufen begonnen. Anschließend Gymnastik. Kurze Säuberung und erst dann Frühstück.« Die Russinnen lächelten und stimmten zu. Damit hatten sie nicht gerechnet. Aber sie waren einen wesentlichen Schritt weitergekommen.

    Vom Wohnzimmer aus hatten sie die Arbeiten an dem neuen Mast mitverfolgt. Sie ahnten, die Amis wollten in Kontakt bleiben. Sie glaubten an eine Funkverbindung nach Deutschland.

    Noch während des Mittagessens wurde die Direktverbindung mit Washington bekanntgegeben. Elli kam mit dem Champagner. Niemand lehnte ab. Die Stimmung stieg.

    »Es ist wirklich ein Urlaub.« sagte Daniel, der sich noch nie geäußert hatte.

    Das Handfunkgerät meldete die Message.

    Aden zog das Los und begab sich zum Display. Nach Entschlüsselung:

    „Ihr habt euch an die neue Situation gewöhnt. Vergesst nicht den Bären. Er wird eure Spuren finden."

    Damit kam er zurück zur Gemeinschaft. Die Message war schon längst gelöscht worden. Als alle den Text gelesen hatten, wurde er, noch bevor der Champagner beendet war, verbrannt.

    »Sicherheit ist niemals zu vergessen, hat mir Matthew beigebracht. Auch als Patricia ins Lager geholt worden war, konnte sie sich frei bewegen, stand aber Tag und Nacht unter ständiger Beobachtung.«

    Elli wollte noch etwas sagen, wurde vom Glockenton des Tores unterbrochen.

    Sie ging zum Display, auf dem der Eintritt, die Straße und der Innenhof zu erkennen war. Vor dem Tor standen zwei Gendarmen in Begleitung von einem Mann. Elli ließ sich Zeit. Es war zu Mittag und jeder normale Mensch befand sich in diesem Dorf beim Mittagessen. Was die Beamten unbedingt zu diesem Zeitpunkt wollten, war ihr nicht bekannt. Sie ließ sie ein wenig warten, während die installierten Kameras die Personen von allen Seiten registrieren konnten. Anschließend ging sie hinaus, öffnete die kleine Pforte und fragte, womit sie ihnen dienlich sein konnte. Sie entschuldigte sich für den langen Zeitraum, sie ist die Einzige, die zahlreiche Gäste bewirten müsste. Der Mann in Zivil begann:

    »Als Bürgermeister muss ich mich entschuldigen, einen nicht passenden Zeitpunkt gewählt zu haben. Von zahlreichen Personen haben mir Nachbarn berichtet. Sollten sie länger bleiben, bitte sich im Melderegister vormerken lassen. Das könnte in den kommenden Tagen geschehen.«

    »Herr Bürgermeister, kommen sie mit ihrer Begleitung weiter. Wir alle sitzen bei Tisch und haben mit einen Umtrunk begonnen. Wir würden uns freuen, wenn sie daran teilhaben wollen.«

    Er und die Gendarmen wurden eingelassen. Das Display war mittlerweile abgedeckt worden. Da Elli in Begleitung kam, wurden eiligst drei weitere Stühle in das Esszimmer gebracht. Als nun die Angekommenen endlich Platz genommen hatten, wurde auch ihnen Champagner eingeschenkt.

    »Auf ein gemütliches und friedliches Beisammensein.«

    Die Gendarmen fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut.

    Sie waren vom Bürgermeister vorbereitet worden, auf Angehörige der US Armee zu stoßen und waren von der höflichen und charmanten Art von Elli überrumpelt worden. Dazu der Umtrunk.

    Erwartet hatten sie einen billigen Wein, keineswegs einen Champagner und eine gut aufgelegte Gesellschaft. Der Bürgermeister hatte seine Beamten instruiert, er werde ein Verhör vornehmen. Doch das konnte er bei dieser Gesellschaft vergessen. Er und seine Begleiter waren von Elli den anderen vorgestellt worden.

    »Es ist natürlich, daß die Behörde für nicht angekündigte plötzliche Veränderungen Interesse zeigt. Das ist nur zu begrüßen und darauf sollten wir anstoßen.« kam es von Gerardo.

    »Wie lange werden sie bleiben?« fragte der Bürgermeister.

    »Das wissen wir jetzt selbst nicht, solange man uns den längst fälligen Urlaub erlauben wird. Immer wieder verschoben und neue Versprechungen unserer Chefs war uns zu bunt geworden. Eine kleine Auseinandersetzung war die Folge und man hat uns ziehen lassen. Einmal müssen wir wieder zurück. Daran wollen wir nicht denken.« fügte David hinzu.

    »Darf ich ihnen nachschenken? « fragte Elli den Bürgermeister, die mit einer neuen Flasche angerückt war. Das konnte er akzeptieren. Auch die Beamten kamen in den Genuss des Champagners. Nach wenigen geleerten Gläsern, konnten sich die neuen Gäste nicht mehr erinnern, wie viele Damen am Tisch gesessen waren. Von einer Einvernahme war schon lange keine Rede mehr. Sie bedankten sich für den netten Empfang und schritten zur Pforte. Nach der langen Bauverhandlung, die noch nicht abgeschlossen war, den zahlreichen Beschwerden der Anrainer und der überstürzt eingeschobene Termin des Jagdvereines, wollte der Bürgermeister endlich bei den Amerikanern seinen Unmut loswerden. Einzelne Dorfbewohner hatten sich grundlos über die Rückkehr der Amerikaner beschwert. Die zahlreich genossenen, kleinen Gläser, gefüllt mit hochprozentigem Schnaps, waren noch nicht verdaut, als der Champagner angeboten wurde. Am Nachmittag kam der Anruf aus Krems. Man wollte Details über den Besuch des Bürgermeisters. Man war sich nicht mehr über die Anzahl der vorgefundenen Personen einig.

    Beim Mittagessen erwähnte Elli einen Koch, der in wenigen Tagen am Hof erscheinen wird.

    »Damit kann ich mich anderen Dingen widmen. Besonders jenen, die ich mir schon lange vorgenommen habe.«

    »Wenn er nicht schlechter kocht als Elli, werden wir es zu schätzen wissen.«

    »Er wird fallweise auf die Wünsche der Asiatinnen und Russinnen eingehen. Einmal andere Speisen kennenzulernen, als die, die in der Air-Base oder in Deutschland angeboten werden, kann nicht schaden.«.

    Die Behörde in Krems konnte keine zufriedenstellende Antwort vom Bürgermeister bekommen. Sie schickte vier Beamte in Zivil. Sie kamen zum Zeitpunkt, als die Damen beim Laufen unterwegs waren. Sie wurden ins Wohnzimmer geführt. Da sie kein flüssiges Englisch verstanden, richteten sie ihre Fragen an Elli und Patricia. Sie wollten die Ursache des plötzlichen Besuches erfahren.

    Man sprach von einem langersehnten und immer wieder verschobenen Urlaub in einem Land, das seit dem Staatsvertrag um Touristen aus allen Ländern bemüht war.

    Den Urlaub nahmen sie ihnen nicht ab. Im Archiv gab es Aufzeichnungen von einem zerstörten Bauernhof und heftigen Kämpfen. Weniger von neu errichteten Gebäuden und Ausbesserungsarbeiten. An die Harmlosigkeit der Amerikaner glaubten sie nicht. Der ehemalige Kommissar war lange schon in Pension und hatte bei seinem Abschied wenig über seine damaligen Erlebnisse gesprochen. Der neue war mit viel Streitereien der Landbevölkerung über die neu zu errichtenden Gebäude, Geschäfte und Straßenzüge voll ausgelastet. Die dürftige Auskunft des Bürgermeisters hatte ihn veranlasst, sich selbst zu überzeugen. Der LKW und die beiden Jeeps waren ihm aufgefallen. Die neu errichtete Sattelitenverbindung nicht. Worüber er nicht direkt fragte, wurde auch nicht erwähnt. Nach einem kurzen Espresso musste er weiter in ein Nachbardorf. Erst als diese Beamten wieder auf der Hauptstraße waren, kamen die Damen zurück. Die Amerikaner, die kein Deutsch verstanden, wurden von Elli und Patricia informiert. Sie waren mit Patricia beim Rückholen der toten Russen dabei gewesen. Von dem verhinderten Krieg mit dem KGB hatten sie keine Ahnung. Seit der Erwähnung der Ausbildung von Elli kamen ihnen allmählich Gedanken über Geheimnisse, die Elli und Patricia eng verbanden. Ihre Neugierde mehr zu erfahren mussten sie bezähmen. Die Wacheeinteilung kam ihnen nunmehr nicht als absurd vor. Das Display, über das man die Toreinfahrt und die kleine Straße beobachten konnte, war ihnen zu Beginn als eine Spielerei vorgekommen. Die Flutscheinwerfer, die jede Katze das Weite suchen ließ, ebenfalls. Wenn hier ein Überlebenskampf stattgefunden hat, welche Rolle hatte hier Elli übernommen?

    Eines wurde ihnen klar, der KGB wird die Russinnen nicht entkommen lassen. Nancy hatte die Damen mit gesichertem Colt begleitet. In den kommenden Tagen und Wochen wird das auch an uns herangetragen werden. Wer nicht zur Wache eingeteilt war, wurde überredet am Gymnastikprogramm mitzuwirken. Zum Aufwärmen teilte man die Sprungschnüre aus. Das führte zur Verwunderung, doch bald hatte man die Vorteile erkannt. Aufgewärmte Muskeln konnten plötzliche Anstrengungen leichter überwinden und verursachten keine Krämpfe.

    An einem der folgenden Tage, als alle beim Abendessen saßen, meldete die Torglocke einen Besucher. Gerardo ging zum Display, erzählte von einem Mann in Arbeitskleidung, ging zur Pforte und fragte nach seinem Wünschen. Gerardo verstand die deutsche Sprache. Er war auserkoren worden, bei Kontakt mit der Bevölkerung ihre Beschwerden und Anregungen entgegenzunehmen. Der Mann erzählte ihm, er würde gerne die Hilfe der Amerikaner in Anspruch nehmen. Gerardo glaubte nicht an einen Überfall oder an eine Arglist. Seine Menschenkenntnis sagte ihm, daß dieser Mann ein ehrlicher Geselle war. Er wurde eingelassen, passierte das Display, wurde registriert und gelangte zu der Gemeinschaft. Er grüßte in Englisch. Man bot ihm Platz an und fragte ihn, was er trinken möchte und wo ihn der Schuh drückte.

    Nachdem das Bierglas vor ihm stand, schilderte er den herrschenden Zustand im Dorf.

    »Der Bruder des Bürgermeisters hat eine Reparaturwerkstätte für Traktoren und Autos im Nachbardorf. Ebenso auch für Landmaschinen. Die Preise sind hoch und das Service nicht immer zufriedenstellend. Das hat mich bewogen einen neuen Traktor direkt in den USA zu bestellen.

    Bezahlt habe ich den Traktor vor vielen Wochen, ebenso den Transport bis zu meinem Anwesen und den Zoll. Der Traktor, ein in der USA sehr beliebtes Modell ist aber bisher nicht geliefert worden und eine Nachricht habe ich auch keine bekommen.«

    »Haben sie darüber Unterlagen mit?«

    »Natürlich.«

    Sofort holte er aus seiner Jackentasche die Werbeunterlagen von John Deere, die Bestellung und die Geldüberweisungen hervor. Darunter befand sich auch die Liefervereinbarung. Die Durchsicht dieser Papiere, die Bestellung im holprigen amerikanischen Englischt erweckte Schmunzeln bei einigen Herren.

    »Endlich einer, der Vertrauen zu sich hat und sich nicht auf den Kopf xxxxxxxx lässt. Man muss ihm helfen.«

    »Wenn sie sich ein wenig Zeit nehmen, wir werden der Sache nachgehen. Wir haben nun acht Uhr am Abend Ortszeit, in den USA ist es nun zwei Uhr am Nachmittag. Dort arbeitet man sicher noch zu dieser Zeit.«

    Nach kurzer Beratung wurde Washington DC Headquarter über das Problem eines angenehmen Nachbarn informiert. Man ersuchte um Intervention.

    Aden ging in den Keller, aktivierte die Antenne, die hoch hinauffuhr und gab alle Daten verschlüsselt durch. Daraufhin kam er zurück und sagte Michael, dem Landwirt, es wird einige Zeit dauern. Wenn er Appetit habe, soll er zugreifen. Es gibt ausreichend zu Essen. Nebenbei kann er einiges über das Dorf erzählen, wenn er dazu Lust empfinden würde.

    Michael, der keine Ahnung über die Verbindungsmöglichkeit der Amerikaner hatte, vertraute Aden und begann langsam zu essen. Vom Zimmer aus konnte er die Antenne sehen, fragte nicht über deren Funktion und machte sich darüber keine Gedanken. Was ihn nun wunderte waren die zahlreichen Damen. Elli, die ihn unter halb geschlossenen Liedern beobachtete, meinte beiläufig:

    »Alles, was sie hier gesehen, gehört und worüber wir gesprochen haben, können sie spätestens dann vergessen, wenn die Pforte, durch die sie eingelassen worden sind, hinter sich gelassen haben.«

    Ellis Worte, die im Halbdunkel ihren Platz hatte, waren eindeutig genug gewesen. Michael nickte nur, während er kaute. Diese Aufforderung war deutlich gewesen. Er wird dies Zeit seine Lebens nicht vergessen können. Er war noch ein kleiner Junge gewesen, als sein Vater die Situation im Dorf live erlebt hatte. Später hat ihm sein Vater von Elli und ihren Gästen oftmals erzählt. An sie konnte er sich nicht erinnern. Aber an viele Geschichten, über die sein Vater ihm berichtet hatte. Michael war nie verheiratet

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1