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Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching: Zuhören – Verstehen – Intervenieren
Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching: Zuhören – Verstehen – Intervenieren
Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching: Zuhören – Verstehen – Intervenieren
eBook337 Seiten3 Stunden

Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching: Zuhören – Verstehen – Intervenieren

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Über dieses E-Book

Dieses Fachbuch vermittelt sehr praxisnah die Haltung und Techniken der personzentriert-integrativen Gesprächsführung. Dazu werden zunächst das humanistische Menschenbild und die personzentrierte Persönlichkeitstheorie sowie die psychologischen Konzepte aus den integrierten Verfahren vorgestellt. Die Leitfrage lautet: Wie funktioniert personzentrierte Unterstützung im Coaching und wie kann diese erlernt werden? Dabei stützen sich die meisten Coaching-Konzepte auf eine Sammlung verschiedener Techniken ohne einheitliches Fundament. Personzentriert-integratives Coaching verbindet den, in seiner Wirksamkeit nachgewiesenen, Personzentrierten Ansatz mit coachingrelevanten, integrativen Methoden. Die Verbindung der Beziehungsgestaltung mit Techniken und Methoden werden, im Zusammenhang mit Möglichkeiten der Problemklärung und Lösungsfindungsunterstützung, aufgeführt.  
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum29. Juni 2020
ISBN9783658291181
Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching: Zuhören – Verstehen – Intervenieren

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    Buchvorschau

    Personzentriert-integrative Gesprächsführung im Coaching - Christiane Hellwig

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

    C. HellwigPersonzentriert-integrative Gesprächsführung im Coachinghttps://doi.org/10.1007/978-3-658-29118-1_1

    1. Einführung

    Christiane Hellwig¹  

    (1)

    Essen, Deutschland

    Christiane Hellwig

    Email: c.hellwig@christianehellwig.de

    Literatur

    „Kein Ansatz, der sich nur auf Wissen, auf Training, auf die Annahme irgendeiner Lehre verlässt, kann auf Dauer von Nutzen sein. Haltung ist entscheidend, nicht Worte."

    Carl R. Rogers

    Um sich in fremden Welten zurecht zu finden, ist es hilfreich eine (digitale) Landkarte zu benutzen. Und damit wir auf diese Karten zurückgreifen können, haben zunächst Kartengestalter die Hauptfrage beantworten müssen: wie kann es gelingen sehr komplexe, mehrdimensionale Ansichten verständlich wieder zu geben. Und zwar deutlich verkleinert, vereinfacht und in ihrem Ausschnitthaften doch präzise. Dazu mussten „Originaldaten" generalisiert und so zur Verfügung gestellt werden, dass der Betrachter diese Daten verstehen und in fremden Gebieten zu seiner Orientierung nutzen kann.

    Wir können Menschen mit fremden, unerschlossenen Welten vergleichen: wir wissen nicht, wie es dort ausschauen kann, wie es sich in ihnen leben lässt. Und wir können niemals selbst dorthin reisen, um zu erfahren wie sich das Leben in dieser Welt anfühlt.

    Psychologische Theorien können in diesem Sinn als orientierungsgebende Landkarten angesehen werden. Es sind Annahmen über innere, menschliche Prozesse. Die Personzentrierte Psychotherapie (ehemals „Klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie), ist eine dieser psychologischen Landkarten; sie ist ein psychologisches Erklärungsmodell, das durch eine humanistische Brille auf die Welt blickt. Der, auch sogenannte „Personzentrierte Ansatz, kann damit in menschlichen Welten in derart Orientierung geben, indem er Fragen beantworten kann, wie z. B.:

    Durch welche Gegebenheiten hat sich eine Person zur Persönlichkeit entwickelt? Wie gestalten Personen Beziehungen?

    Welche inneren und äußeren Wechselwirkungen tragen dazu bei?

    Wie können Personen mit diesem Wissen in ihrer Entwicklung unterstützt werden?

    Der Personzentrierte Ansatz (PZA) stellt damit sowohl die Persönlichkeitsentwicklung, die innerpsychischen Mechanismen sowie deren Wechselwirkungen mit der Umwelt, in den Mittelpunkt seiner Theorie. Dabei geht der PZA davon aus, dass die individuelle Weltsicht, die subjektive Wahrnehmung maßgeblich dafür ist, wie – auch sachliche – Informationen „ankommen. Dies wurde von den verschiedenen psychologischen Richtungen immer wieder bestätigt. So stelle nicht nur Carl Rogers, der Begründer der Personzentrierten Psychotherapie, schon früh fest, dass die Beziehung zwischen den Personen und dass sich „etwas in dieser Beziehung entwickelt, nicht auszuschließen ist. Auch Watzlawicks et al. (2000) bekanntes, kommunikationstheoretisches Axiom, dass man „nicht nicht kommunizieren könne, weist ebenso deutlich darauf hin. Die Beziehungsebene bestimmt, wie die Informationen, die vermittelt werden, angenommen werden können. Und genau aus diesem Grund, dass in Beziehung „etwas passiert nicht auszuschließen ist, wird das „was passiert" im Personzentriert-integrativen Coaching verfahrensübergreifend genutzt.

    Rogers hatte auch die „therapeutische Beziehung, „von den meisten autoritativen Beziehungen des Alltags, unterschieden, wie z. B. die Rolle des Lehrers, oder des „Fürsorger (der Begriff „Coach war noch nicht etabliert). Diese Rollen weisen „zwei verschiedene Funktionen auf, unter deren Bewusstsein eine „Doppelrolle befriedigend gespielt werden kann: Es kann die Sachebene der Erfordernisse des (äußeren) Kontextes, sowie die Erfordernisse und spezifischen Bedingungen einer Personzentrierten Haltung, in einer Rolle gleichberechtigt existieren (Rogers 1985, S. 103 f.).

    Aus diesem Grund kann, neben einem nondirektiven, personzentrierten Vorgehen, die Sachebene im Coaching, die erforderliche Prozessstrukturierung, Auftragsklärung und Zieldefinition, somit ihren Platz haben. Und aus der Verantwortung aus der Coach-Rolle heraus, ist es auch angebracht, ergänzende, spezifische Angebote zum personzentrierten Beziehungsangebot zu machen und damit die Faktoren zu erweitern, die hilfreich für den Coachee eingesetzt werden können, unter der Perspektive der Person-, Technik-, Auftrags- und Ressourcenorientierung (vgl. Abschn. 4.​3 ff.).

    Auf der Basis dieser Annahmen steht das hier vorgestellte Konzept des Personzentriert-integrativen Coachings.

    Das Buch ist besonders für Personen geschrieben, die dem humanistischen Menschenbild zugewandt sind oder sich diesem annähern wollen. Und daher profitieren von diesem Buch auch am meisten die Menschen, die sich besonders dem zuwenden möchten, was im Coaching von „Person zu Person" passiert und dieses Wissen konstruktiv und zielorientiert anwenden möchten.

    Doch da Kommunikation und Beziehungsgestaltung vornehmlich in der Praxis zu erlernen, besser: selbst zu erfahren sind, kann das Buch nur Anregungen darstellen, sich mit den Inhalten auseinander zu setzten. Die eigentliche Arbeit beginnt da, wo das Potenzial des Coachings selbst zu finden ist: in realen Beziehungen und einer Affinität zur Selbsterforschung.

    Dazu möchte das Buch anregen, vorbereiten und das vorhandene KnowHow erweitern.

    Doch sicher gibt es auch viele alltägliche Gespräche, die in aktuellen Problemlagen hilfreich sein können. Und es gibt auch die Gespräche, die die Beteiligten an ihre Grenzen führen, die ärgerlich machen oder hilflos. Und nicht alle Themen können mit Freunden, Bekannten oder im nahen beruflichen Umfeld zufriedenstellend besprochen werden. Manchmal ist es gerade die persönliche Nähe, die eher hinderlich als unterstützend wirkt; manchmal sind es dieselben Sackgassen, in die die gleichen Menschen immer wieder hineingeraten, manchmal ohne es rechtzeitig zu bemerken. Und so können private und berufliche Themen, die akut oder langanhaltend bedeutsam sind, eine gute Beziehung nachhaltig belasten.

    Deshalb benötigen Coaches auch eine besondere Ausbildung, die die vorhandenen Gesprächsführungskompetenzen erweitert und die eigene persönliche Weltsicht bewusst macht. In der Konsequenz wird in diesem Buch das Hintergrundwissen vermittelt, mit dem der Sinn und der Nutzen einer personzentriert-integrativen Gesprächsführung nachvollzogen und in die eigene Praxis integriert werden kann. Und daher sind in diesem Buch auch einige Selbstreflexionsfragen aufgenommen. Diese können dabei unterstützen, den (zwischen- und interpersonellen) Prozessen die während des Coachings entstehen, mehr Beachtung schenken zu können.

    Das Buch befasst sich dazu mit übergreifenden fünf Fragen:

    1. Was ist personzentriert-integratives Coaching und welchen Stellenwert nimmt die humanistische Haltung ein?

    Das Konzept des Personzentriert-Integrativn Coachings gründet auf der Theorie der Personzentrierten Psychotherapie von Carl Rogers und beinhaltet interdisziplinäre Bausteine. Das hier vorgestellte Coachingkonzept vereint daher den Personzentrierten Ansatz mit seinem humanistischen Menschbild und die Anforderungen, die für das Format „Businesscoaching" gegeben sein müssen.

    2. Wie können integrative Gesprächsführungstechniken wirksam im Coaching eingesetzt werden?

    Eine Gesprächsführung durchzieht, als roter Faden, jede Coachingstunde. Der personzentrierte Ansatz ist in seinen Wurzeln 100 % Gespräch. Heute werden im Coaching zusätzlich andere Techniken genutzt, die jedoch auch auf das Gespräch nicht verzichten können. Auf dem Fundament einer personzentriert-integrativen Gesprächsführung stehen daher alle vorgestellten Methoden und Techniken. In diesem Buch wird aufgeführt, welches Vorgehen wann sinnvoll und nützlich sein kann und welche Voraussetzungen dazu auch beim Coach gegeben sein sollten.

    3. Wie kann die Beziehung zwischen Coach und Coachee für den Prozess entwicklungsunterstützend genutzt werden?

    Coaching, das Themen aufgreift, wie z. B. Mitarbeiterführung, Karriereplanung, Selbstmanagement, Entscheidungen treffen etc., arbeitet selbstverständlich an den Themen – aber vor allem mit den Menschen in einer professionellen Beziehung. Diese schlichte Feststellung beinhaltet viel von dem Potenzial, das im Coaching zur Verfügung steht: die Chancen und Hindernisse die einen Coachingprozess konstruktiv oder beschwerlich verlaufen lassen können – der mittlerweile von allen Richtungen bestätigte „Wirkfaktor Beziehung. Dieser „Wirkfaktor steht mit diesem Buch und somit mit unserem Konzept im Mittelpunkt. Denn hier liegen maßgebliche Entwicklungs-Chancen und Entwicklungs-Hindernisse gleichermaßen.

    4. Wie können Hypothesen gebildet und geprüfte werden, auf deren Fundament unterstützende Prozesse möglich werden?

    Im Coaching werden keine Diagnosen gestellt. Doch können Prozesse umso hilfreicher sein und zielführend strukturiert werden, je deutlicher Themen, inhärente Motivation und Hindernisse, gehört werden können. Dazu ist es unabdinglich, die eigenen Wünsche, Ängste, Verbote,…, von denen der anderen Person unterscheiden zu können. Sonst ist die Basis, für die Hypothesenbildung zur Person des Coachees, die eigene Person. Um an diesen Stellen hilfreich zu sein, wird aufgliedert, welche (Psycho-)Dynamiken wie wirken, wie diese zu verstehen sind und wie sie sich im Hier-und-Jetzt zeigen und unterstützend genutzt werden können.

    5. Wie können schwierige Situationen konstruktiv gelöst werden?

    In jedem Prozess kommt es früher oder später zu einem Tief, zu einer Krise. Diese kann als Gabelung verstanden werden, da sie darüber bestimmt, wie es in der Coaching-Beziehung danach weiter geht. Damit der passende Weg gewählt werden und konstruktiv zu Ende gegangen werden kann, wird in unserem Coaching die Entwicklung des Handlungsbewusstseins angestrebt. Die Priorität des Selbst- und Fremdverstehens, die eigene Haltung, das empathische Verständnis, das wertschätzende Erkennen von Krisen und das professionelle, konstruktive Reagieren auf Krisen im Verlauf, sind daher wesentliche Inhalte.

    Der Anspruch des personzentriert-integrativen Vorgehens ist somit das Ziel einer Entwicklung eines kongruenten Selbstverständnisses, durch das konstruktive Handlungen erst möglich werden – auch in schwierigen Situationen. Um diese Entwicklung zu unterstützen setzt das Konzept an drei verschiedenen sozial-systemischen Bezügen einer Person an:

    1.

    an der Person (Du)

    2.

    dem Miteinander mit dieser Person (Wir)

    3.

    den Folgen die die (Beziehungsgestaltungs-)Möglichkeiten dieser Person haben: auf die (Arbeits-)Systeme, in die die Person involviert ist (Kontext).

    Unser Coachingkonzept versteht den Personzentrierten Ansatz, mit seiner Persönlichkeits- und Beziehungstheorie, integrativ: mit selbstverständlicher systemischer Perspektive, den verhaltenswirksamen Erweiterungen für die Arbeitswelt und den psychodynamischen Aspekten zur Selbsterfahrung.

    In diesem Buch wird von Verfahren, Methoden, Techniken und Interventionen gesprochen. Hierzu eine Begriffserläuterung:

    Verfahren: Damit wird die theoretische „Schule" bezeichnet. Es gibt vier (psychologische/therapeutische) Hauptverfahren: Humanistische Verfahren (wie z. B. die Personzentrierte Psychotherapie/der Personzentrierte Ansatz), die Psychoanalyse, Systemische Therapie, Verhaltenstherapie.

    Methode: Innerhalb dieser Verfahren haben sich mehr oder weniger viele Methoden etabliert, wie z. B. die Methode der systemischen Fragen aus der systemischen Therapie oder aus dem humanistischen Verfahren (PZA) die Methode der personzentrierte Gesprächsführung.

    Technik: Technik, oder auch „Tool", wird die Anwendung und Benutzung einer Methode in ihrer konkreten Umsetzung genannt; z. B. zirkuläre Fragen, Skalierungsfragen (systemische Therapie), oder Gefühle reflektieren, anerkennen und akzeptieren (PZA). (Techniken Abschn. 5.​3 ff.).

    Intervention: Eine Intervention wird ein einzelner Schritt innerhalb der Technik genannt; absichtsvolle, einzelne Handlungen die auf ein angestrebtes Ziel hin beeinflussen – also z. B. eine spezifische Frage oder Anmerkung, Hinweis, eine Zusammenfassung. Eine Tabelle z. B. personzentrierter Techniken und Interventionen finden Sie im Abschn. 2.​6.​3

    Literatur

    Rogers, C. R. (1985). Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt a. M.: Fischer.

    Watzlawick, P., Beavin, J. H., & Jackson, D. D. (2000). Menschliche Kommunikation. Formen Störungen Paradoxien. Bern: Huber.

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

    C. HellwigPersonzentriert-integrative Gesprächsführung im Coachinghttps://doi.org/10.1007/978-3-658-29118-1_2

    2. Personzentrierter Ansatz

    Christiane Hellwig¹  

    (1)

    Essen, Deutschland

    Christiane Hellwig

    Email: c.hellwig@christianehellwig.de

    2.1 Humanistisches Menschenbild & Haltung

    2.2 Die Person

    2.3 Die Persönlichkeitstheorie

    2.3.1 Die Aktualisierungstendenz

    2.3.2 Selbstaktualisierung, das Selbst und das Selbstkonzept

    2.3.3 Der Bezugsrahmen

    2.4 Bedingungen im Prozess

    2.4.1 In Kontakt kommen

    2.4.2 Inkongruenz

    2.4.3 Beziehungsangebot – Ich & Du

    2.4.4 Beziehungsantwort – Du & Ich

    2.5 Relevanz der Selbsterfahrung

    2.6 Zuhören, Verstehen, Intervenieren

    2.6.1 Kommunikationsgrundlagen & strukturiertes Zuhören

    2.6.2 Direktiv vs. Nondirektiv

    2.6.3 Techniken & Interventionen

    Literatur

    Wie in der Einleitung beschrieben, können psychologische Theorien als orientierungsgebende Landkarten angesehen werden. Und jede dieser Landkarte hat einen historischen Urheber, der seine Annahmen, sein Wissen und das Wissen seiner Zeit, über die psychologische Welt auf einer Karte zusammengestellt hat. Der Urheber der psychologischen Landkarte „Personzentrierter Ansatz (PZA)" war Carl Ransom Rogers. Er war Psychologe und Psychotherapeut, der von 1902–1987 in Amerika lebte und arbeitet.

    Bereits in den 1940er-Jahren begann Rogers ein Verfahren zu entwickeln, dass er zunächst die „klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie nannte. Durch die ständige Koppelung seiner Forschung an seine eigene Beratungstätigkeit und Psychotherapie entwickelte er seine „Theorie der Psychotherapie: eine Theorie der Persönlichkeit, der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Störungslehre. Durch stete Weiterentwicklung dieser Theorie hatte Rogers auch den Namen seines Verfahrens umbenannte, bis es heute zur „Personzentrierten Psychotherapie und – allgemeiner – zum „Personzentrierten Ansatz wurde, der die Grundlage für humanistische Weiterbildungen in den Bereichen Coaching, Supervision, psychologischer Beratung u. a. ist. Das Verfahren entwickelte Rogers aus seiner eigenen Praxis heraus, mit den – damals – innovativen Methoden der Schallplatten- und Tonbandaufnahmen. Seine Erkenntnisse konnten so wissenschaftlich überprüft und bestätigt werden. Damit wurde die Linie der Humanistischen Psychologie um einen grundlegenden und zentralen Bestandteil erweitert, aus dem sich viele andere humanistische Verfahren entwickelten. Das Konzept von Carl Rogers hat bis heute weltweit enormen Einfluss auf die Arbeit von Psychotherapeuten, Berater und Coaches und ist bis heute der am weitest verbreitete humanistische Ansatz im deutschen Sprachraum.

    Bereits 1942 stellte Rogers (Rogers 1942) die folgende Hypothese auf:

    „Wirksame Beratung besteht aus einer eindeutig strukturierten, gewährenden Beziehung, die es dem Klienten ermöglicht, zu einem Verständnis seiner selbst in einem Ausmaß zu gelangen, das ihn befähigt, aufgrund dieser neuen Orientierung positive Schritte zu unternehmen".

    Rogers prägte damit die Basis für fruchtbare beratende und therapeutische Gespräche, die bis heute gültig ist und entscheidende Annahme der humanistischen Psychologie ist: Der Klient ist der „Wissende" für seine Lösungen, nicht der Therapeut oder Berater. Damit wird – zum einen – jedem Menschen ein Streben nach einem inneren Sinn zugesprochen, der die Umsetzung seiner individuellen Fähigkeiten antreibt. Zum zweiten wird die Art der Beziehung zwischen Klient und Coach, als wichtiger Faktor benannt, da dieser – heute unumstritten – die wirkungsvollste förderliche Unterstützung ist – im Sinne von eigenmotivierten Lösungsfindungen. Rogers Absicht war es somit den Blick auf die Ressourcen einer Person, für die Person, zu frei zu machen, was heute für die meisten Unterstützungsformate selbstverständlich ist.

    Der Personzentrierte Ansatz ist eine Persönlichkeitstheorie und eine Beziehungstheorie.

    Um Menschen in ihrer Selbstentwicklung – zu ihren Ressourcen hin – zu unterstützen, ist die wirkliche Begegnung zwischen Menschen zentraler Theorieteil, der auf der Annahme der Beziehungsangewiesenheit eines jeden Menschen gründet. Es bedeutet, dass sich der Mensch nur in entsprechend positiven Beziehungen konstruktiv entwickelt sowie hier Fehlannahmen korrigieren kann. Das hat zur Voraussetzung, dass die Person ein bedingungsfreies, wertschätzendes Klima antrifft. Um dieses zu schaffen kamen Rogers und seine Mitarbeiter im Verlauf ihrer Forschung zu dem Ergebnis, dass es dazu sechs Bedingungen sind, die zu konstruktiven Veränderungen bei den Klienten beitragen. Diese „Bedingungen für hilfreiche Gespräche" sind bis heute unumstritten in ihrer Wirkung (Rogers 2009a, S. 46 f.) und in Abschn. 2.4 ff. näher ausgeführt:

    1.

    „Zwei Personen befinden sich im Kontakt"

    2.

    „Die erste Person, die wir Klient nennen, befindet sich in einem Zustand der Inkongruenz, sie fühlt sich verletzlich oder voller Angst".

    3.

    „Der Coach ist in der Beziehung zum Klienten kongruent, das heißt, sein Selbstbild und seine Art zu kommunizieren stimmen mit seinem unmittelbaren Erleben überein".

    4.

    „Der Coach bringt dem Klienten Wertschätzung oder emotionale Wärme oder akzeptierendes Verständnis entgegen."

    5.

    „Der Coach erfährt empathisch den inneren Bezugsrahmen des Klienten"

    6.

    „Der Coachee nimmt, zumindest in geringem Ausmaß, das empathische Verstehen und die bedingungslose Wertschätzung des Coaches ihm gegenüber wahr".

    Zunächst erkannte Rogers, dass es auf drei Bedingungen ankam, die die Selbst-Entwicklung des Klienten unterstützen, die häufig auch „Basisvariablen, besser: „Kernbedingungen genannt werden. Es sind die, die das spezifische, personzentrierte Beziehungsangebot (Abb. 2.1) ausmachen und die im Abschn. 2.4.3 ausgeführt werden:

    ../images/427129_2_De_2_Chapter/427129_2_De_2_Fig1_HTML.png

    Abb. 2.1

    Personzentriertes Beziehungsangebot

    die unbedingt (ohne Bedingungen gegebene) Wertschätzung,

    Empathie/das empathische Verstehen und

    die Kongruenz oder die „Echtheit" des Therapeuten/Coaches.

    Diese drei Kernbedingungen sind ein maßgeblicher Teil der Beziehungstheorie des Personzentrierten Ansatzes: in ihrer Umsetzung stellen sie den Wirkfaktor Beziehung her, der ein vertrauensvolles, entwicklungsförderndes Klima schafft.

    Später machte Rogers (vor allem mit der Aufstellung der 6. Bedingung) deutlich, dass der PZA nicht nur ein verbaler und linearer Austauschprozess ist und sich daher nicht auf die Gesprächstechnik und -haltung des Therapeuten reduziert. Vielmehr war und ist der PZA ein Angebot von „Person zu Person" (Rogers 2009a, S. 28 ff.): jedes Beziehungsangebot, das einer Person entgegengebracht wird, hat einen Menschen als Gegenüber, der auf dieses Angebot reagiert – auf seine individuelle Weise.

    Mit der Auswertung des Fallmaterials wurde demnach deutlich, dass es ebenfalls den Prozess beeinflusst,

    ob der Klient Kontakt herstellen und wie er von ihm gehalten werden kann,

    welches „Thema", welche Inkongruenz (Abschn. 2.4.2), der Klient mitbringt und

    wie die Resonanz des Klienten, auf das wertschätzend-empathische Beziehungsangebot, ist.

    Diese drei weiteren Bausteine sind Bedingungen dafür, dass der Prozess wechselseitig in Gang kommen kann und auch Indikatoren dafür, wie der Klient

    sich selbst und andere Menschen wahrnimmt,

    Beziehungen gestaltet,

    sich selbst, seine Person und Persönlichkeit, in diesem Kontakt erlebt.

    Wie der Klient dem Therapeuten (oder einer anderen Person) begegnet, ist auch das Ergebnis seiner Vorerfahrungen mit anderen Personen; mit diesen Erfahrungen nimmt der Klient Kontakt auf – zu Beginn und (zunächst) während des gesamten Prozesses. Die Antwort auf das Beziehungsangebot des Therapeuten beginnt somit mit der ersten Begegnung und spiegelt das Selbsterleben (Abb. 2.2) des Klienten wider.

    ../images/427129_2_De_2_Chapter/427129_2_De_2_Fig2_HTML.png

    Abb. 2.2

    Selbsterleben der Person

    Die oben angesprochene Inkongruenz, die den Anlass für das Coaching oder die Therapie darstellt, hat Rogers als „die unter Umständen vorhandene Diskrepanz zwischen dem Erleben der Person und ihrem bewussten Selbstkonzept" erkannt (Rogers 1983, S. 43 f.). Da diese innere Unstimmigkeit ein zentraler Punkt ist, wird dieser noch in Abschn. 2.4.2 gesondert aufgeführt.

    Daraus wird deutlich, dass solche Gespräche schnell an ihre Grenzen kommen, die 1. auf einer wertschätzend-empathischen Technik aufbauen. Dagegen verdeutlicht die englische Bezeichnung Person-Centered Approach (PCA = Ansatz, Annäherung) eher, dass sich das Vorgehen auf ein kongruentes Beziehungsangebot und die damit verbundene, humanistische

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