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Altersgemischte Teams in der Pflege: Miteinander arbeiten - voneinander lernen
Altersgemischte Teams in der Pflege: Miteinander arbeiten - voneinander lernen
Altersgemischte Teams in der Pflege: Miteinander arbeiten - voneinander lernen
eBook517 Seiten4 Stunden

Altersgemischte Teams in der Pflege: Miteinander arbeiten - voneinander lernen

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Über dieses E-Book

Vielfalt statt Einfalt!Dieses Buch richtet sich an Führungspersonen und Praktiker im Pflegebereich und zeigt alle wichtigen Aspekte für ein erfolgreiches Arbeiten im Team mit unterschiedlichen Generationen. Der Mix aus verschiedenen Altersgruppen in einem Team ist nur in den seltensten Fällen ein erfolgreicher Selbstläufer. Vielmehr kommt es darauf an, die Mischung gut zusammenzustellen und immer wieder aufs Neue entsprechend zu dosieren. Die einzelnen Zutaten dazu und wie es gelingen kann, finden Sie in diesem Buch. Verständlich, humorvoll und „auf dem Punkt“ beschreibt die erfahrene Autorin, wie die Zusammenarbeit der verschiedenen Generationen für alle Beteiligten erfolgreich sein kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum11. Dez. 2020
ISBN9783662620625
Altersgemischte Teams in der Pflege: Miteinander arbeiten - voneinander lernen

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    Buchvorschau

    Altersgemischte Teams in der Pflege - Jessica Schäfer

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2021

    J. SchäferAltersgemischte Teams in der Pflege https://doi.org/10.1007/978-3-662-62062-5_1

    1. Demographie – eine kurze Einordnung

    Jessica Schäfer¹  

    (1)

    Garmisch-Partenkirchen, Deutschland

    Jessica Schäfer

    Email: j.schaefer@passgenau-schaefer.de

    Die Alterspyramide hat in den vergangenen Jahrzehnten ihr Aussehen deutlich verändert und wird das auch weiterhin tun – von der Tanne, über die Zypresse zur Urne. Vor allem aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der niedrigen Geburtenrate wird die Gesellschaft insgesamt, und damit auch die Beschäftigten, immer älter. Dieser demographische Wandel erfordert in vielfältiger Weise ein Um- und Neudenken in den Unternehmen.

    Das Wort „Demographie kommt aus dem Griechischen – „demos heißt „Volk" und „graphē bedeutet „Schrift oder „Beschreibung. Die Demografie beschreibt also die Bevölkerung, ihre Entwicklungen und Strukturen. Manche sprechen auch von der Wissenschaft der Populationen. Wie sich diese verändern, wird von drei maßgeblichen Komponenten beeinflusst: Geburten, Sterbefälle und der Differenz zwischen Zu- und Abwanderung. Der demographische Wandel führte in Deutschland, wie in nahezu allen anderen Industrieländern, seit den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer enormen Veränderung in der Bevölkerungsstruktur. Einen guten Überblick über die Entwicklung der Altersstruktur gibt die Grafik der Bevölkerungspyramide: Aus der Form einer ausgefransten Tanne wurde im Laufe der Jahrzehnte eine Zypressenform und in Zukunft steuert die Altersstruktur der Bevölkerung graphisch auf eine Urne, manche sagen auch Dönerform, zu. Konkret bedeutet das: Zu Zeiten der „Tanne gab es eine höhere Anzahl jüngerer Bürger und eine geringere Zahl älterer. Das hat sich seither sichtbar geändert und dieser Trend wird sich auch weiter fortsetzen. So lautet das zentrale Ergebnis der Bevölkerungsvorausberechnung durch das Statistische Bundesamt im Juni 2019: „Die Alterung der Bevölkerung in Deutschland wird sich trotz hoher Nettozuwanderung und gestiegener Geburtenzahlen weiter verstärken. In den nächsten 20 Jahren sind durch den aktuellen Altersaufbau ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und ein Anstieg der Seniorenzahl vorgezeichnet" (Statistisches Bundesamt 2019).

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    „Double Aging wird der Effekt bezeichnet, dass es aufgrund steigender Lebenserwartung und geringer Geburtenrate in unserer Gesellschaft immer mehr ältere Menschen geben wird, während die Zahl der Jüngeren weiter abnimmt. Heute ist bereits jede zweite Person in Deutschland älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Besonders die Anzahl der Menschen im hohen Alter ab 80 Jahren wird beständig steigen (Statistisches Bundesamt 2019). Da ist es fraglich, ob der Bundespräsident auch zukünftig bei jedem 100. Geburtstag gratulieren wird. Dafür „spart er Zeit bei den Ehrenpatenschaften ein, die er auf Antrag für das siebte Kind einer Familie mit denselben Eltern übernimmt.

    Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit im Gesundheitswesen

    Im Gesundheitsbereich wird die „demographische Zange" zusätzlich verstärkt, denn nicht nur die Anzahl und das Alter der Mitarbeitenden unterliegen dem demographischen Wandel, sondern auch die Pflegebedürftigen, die älter und multimorbider (mehrfache Erkrankungen) werden. Das hat zur Folge, dass sich Angebot und Nachfrage im Gesundheitssektor entgegengesetzt entwickeln: Weniger, älter werdendes Pflegepersonal versorgt zunehmend mehr, multimorbidere und älter werdende Menschen. Lange Zeit sorgten die Babyboomer für ein großes Potenzial an Erwerbspersonen. Gehen die noch verbleibenden Vertreter dieser Generation in den kommenden Jahren jedoch in Rente, zeichnet sich ein Kapazitäts- und Performancerisiko ab. Um den Fachkräftemangel abzumildern, setzt die Pflegebranche zunehmend auf ausländische Arbeitskräfte aus EU-Ländern und dem außereuropäischen Ausland.

    Neben all den Schattenseiten, die die demographische Entwicklung mit sich bringt, birgt sie auch Chancen. Eine davon ist der wachsende Druck auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dabei reicht es nicht, wenn nur Maßnahmen verstärkt werden, die die arbeitsrelevante Leistungsfähigkeit der Beschäftigten erhalten. Die Mitarbeitenden wissen um ihren Marktwert, was zu neuen Ansprüchen und Vorstellungen der Beschäftigten führt. Employer Branding (Marke bzw. Image eines Arbeitgebers), Arbeitgeberattraktivität und gelebte Unternehmenskultur sind die entscheidenden Schlüssel für die Zukunft.

    Überblick über die demographischen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt:

    Verringerung des Potenzials an Erwerbspersonen

    Wandel der Altersstruktur:

    Zunehmend älter werdendes Personal

    Schrumpfen der mittleren Altersgruppen

    Unterschiedliche Generationen arbeiten länger miteinander, was Potenziale, aber auch Reibungsflächen mit sich bringen kann.

    Gefahr eines großen Erfahrungs- und Wissensverlustes, wenn eine zunehmend größere Anzahl an Mitarbeitenden in den Ruhestand geht

    Personal wird noch mehr zu einer knappen Ressource, sodass Beschäftigte zwischen verschiedenen Arbeitgebern wählen können. Der „War for Talents" (Wettbewerb um eine geringe Zahl von qualifizierten Nachwuchskräften) ist auch im Gesundheitswesen bereits in vollem Gang.

    Literatur

    Statistisches Bundesamt: Bevölkerung. Mitten im demographischen Wandel. URL: https://​www.​destatis.​de/​DE/​Themen/​Querschnitt/​Demografischer-Wandel/​demografie-mitten-im-wandel.​html Abrufdatum: 03.01.2020

    Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 242 vom 27.06.2019 URL: https://​www.​destatis.​de/​DE/​Presse/​Pressemitteilung​en/​2019/​06/​PD19_​242_​12411.​html Abrufdatum: 03.11.2019

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2021

    J. SchäferAltersgemischte Teams in der Pflege https://doi.org/10.1007/978-3-662-62062-5_2

    2. Derzeitige Generationen im Berufsleben

    Jessica Schäfer¹  

    (1)

    Garmisch-Partenkirchen, Deutschland

    Jessica Schäfer

    Email: j.schaefer@passgenau-schaefer.de

    Derzeit nehmen fünf Generationen – von der Wirtschaftswundergeneration, über die Babyboomer, Generation X und Generation Y bis hin zur Generation Z – aktiv am Berufsleben teil. Allerdings ist die Einteilung nach Generationen eher ein dynamisches Konstrukt, da keine Altersgruppe homogen ist und es sowohl Überschneidungen zwischen Generationen als auch eine enorme Streuung innerhalb einer Generation geben kann. Das Verhalten einer Person hängt daher nicht nur mit ihrer Generationszugehörigkeit zusammen, sondern auch mit der Erziehung, den gemachten Erfahrungen, dem Geschlecht und dem geographischen sowie sozioökonomischen Hintergrund. Eine Generationeneinteilung, nur um ein Etikett darauf kleben zu können und eindeutig definierbare Eigenschaften zuzuordnen, ist also nicht zielführend. Doch die Einteilung ist insofern äußerst hilfreich, da das Wissen um die jeweiligen Prägungen, Erwartungen, Denkhaltungen und das Verhalten der verschiedenen Generationen für neue Blickwinkel und Verständnis sorgen.

    Für den deutschsprachigen Raum gibt es keine definitiven Altersangaben, die festlegen, zu welcher Generation eine Person gehört. Vielmehr ist es so, dass die Angaben zu Beginn und Ende der Jahrgänge in der Literatur um teilweise bis zu zehn Jahre variieren. Damit ist auch erklärbar, warum es möglich ist, dass man in einem Fachbuch beispielsweise der Generation X und in einem anderen der Generation Y zugeordnet wird. Daher dienen die festgelegten Zeiträume mehr als grobe Anhaltspunkte.

    Bei den Generationsübergängen gibt es viele Überlappungen und damit einen fließenden Wechsel zwischen den Generationen. Das ist schon deshalb nachvollziehbar, weil sich Werte und Einstellungen zum Leben, zur Arbeit und zum Konsum nicht schlagartig am zeitlichen Trennungspunkt zwischen zwei Generationen ändern (Klaffke 2014a, b). Überspitzt gesagt, würde im Fall einer strikten Generationeneinteilung der an Silvester Geborene eine vollkommen andere Prägung etc. besitzen wie der eine Minute später an Neujahr Geborene. Auch die Bezeichnungen für eine Generation sind alles andere als einheitlich. Besonders für die jüngeren Generationen existiert eine große Auswahl.

    In diesem Buch wird folgende Einteilung für die derzeit auf dem Arbeitsmarkt aktiven Generationen verwendet:

    Wirtschaftswundergeneration: Geburtsjahrgänge ca. 1946–1955

    Babyboomer-Generation: Geburtsjahrgänge ca. 1956–1965

    Generation X: Geburtsjahrgänge ca. 1966–1980

    Generation Y: Geburtsjahrgänge ca. 1981–1994

    Generation Z: Geburtsjahrgänge ab ca. 1995

    2.1 Wodurch zeichnet sich eine Generation aus?

    Unter dem Begriff Generation wird meist die Geschlechterfolge Großeltern, Eltern, Kinder und Enkel verstanden (genealogischer Generationenbegriff). In der Soziologie wird „Generation" jedoch historisch-gesellschaftlich definiert. Demnach zeichnet sich eine Generation dadurch aus, dass sie in ihrer formativen Phase (Kindheit, Jugendzeit und junge Erwachsenenzeit) gemeinsam historische oder kulturelle Ereignisse wie Wirtschaftskrise, Naturkatastrophe, Terroranschlag, Wiedervereinigung oder Pandemie erlebten, die sie weder selbst gewählt haben noch beeinflussen konnten. In der hochsensiblen Zeit um die Pubertät bilden sich elementare Einstellungen, Merkmale, Eigenschaften und Mentalitäten heraus, die gelegentlich lebenslang wirksam bleiben (Albert et al. 2015).

    Beispiel

    Einen Eindruck davon, wie verschieden die Prägung, Werte- und Arbeitskultur aussehen können, erleben die, die beispielsweise Mitarbeitende aus Spanien, den Philippinen oder Syrien als Teamkollegen haben. Eine Stationsleitung berichtete mir von zwei jungen Syrern, die sich im dritten Ausbildungsjahr auf ihrer Station befinden. Mit der Sprache hapere es wohl noch, meinte sie, doch sie könne sich kaum erinnern, wann sie auf Station zuletzt zwei so wissbegierige Schüler gehabt haben, die überpünktlich zum Dienst erscheinen und voller Respekt gegenüber den examinierten Pflegepersonen und ihr als Stationsleitung seien.

    Es sind die politischen, ökonomischen, ökologischen, kulturellen, technischen und sozialen Konstellationen, die die Lebensbedingungen der jeweils jungen Generation prägen (Albert et al. 2015). Gleichzeitig haben sie Einfluss auf die gesamte Gesellschaft – unabhängig vom Alter. So erlebt beispielsweise jeder von uns Multioptionalität (siehe Abschn. 2.2.4), zunehmende Technisierung oder Kommunikation über soziale Medien. Der Unterschied zur jüngeren Generation liegt darin, dass sie davon besonders stark geprägt wird, denn sie kennt es, im Gegensatz zu den älteren Generationen, nicht anders und so erscheint es ihr als selbstverständlich (Hurrelmann und Albrecht 2016).

    Das Generationenkonzept ist nicht unumstritten. So kommt zum Beispiel von Soziologen der Einwand, dass es „die Jüngeren oder „die Älteren nicht gibt. Vielmehr handelt es sich um Minderheiten, die maßgeblich bestimmen, wie eine Generation von außen wahrgenommen wird. Nehmen wir beispielsweise die Vertreter der Generation Y. Sie kommen idealtypisch aus einem Elternhaus der Mittelschicht, sind materiell abgesichert und haben einen Hochschulabschluss oder eine gute Berufsausbildung. Doch diese Beschreibung trifft längst nicht auf alle zu, denn Soziologen zählen dazu im Kern etwa ein Viertel dieser Generation (Bund 2014). Auch die 68er stellten nur einen Bruchteil der Altersgruppe dar. Die meisten von ihnen besetzten während der Studentenrevolte keine Hörsäle und lebten auch nicht in Kommunen. Genauso wenig, wie nicht alle Schüler im Rahmen von „Fridays for Future" auf die Straße gehen.

    Bei der Einteilung in Generationen und der Zuordnung von Eigenschaften, Denkweisen etc., die für eine Generation „typisch" sind, besteht immer die Gefahr von Stereotypisierung, Schubladendenken und Klischees, die auch in Teams schnell zu Konflikten führen können. So wenig, wie alle Holländer mit dem Wohnwagen in den Urlaub fahren oder alle Schwaben sparsam sind, ist es möglich, exakt zu definieren, was alle Angehörigen einer Generation eint. Denn trotz gleicher Prägung und ähnlichen Werte- und Verhaltensmustern ist keine Altersgruppe homogen (siehe Kap. 3). Es handelt sich vielmehr um Individuen mit ihren jeweils ganz eigenen Besonderheiten, Vorstellungen, Erfahrungen und Ansichten. So kennt sicherlich jeder von uns Menschen, die beispielsweise dem Geburtsjahrgang nach Babyboomer, jedoch vom Habitus her vielmehr der Generation Y zuzuordnen sind (Intergenerationsvarianz). Daher bietet die Einteilung in Generationen nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Orientierungshilfe. Sie ist kein präzises Instrument, um individuelles Verhalten zu verstehen. Nach Klaffke (2014a, b) ist Generationszugehörigkeit zwar ein wichtiger Ansatz, kann jedoch nie das alleinige Erklärungsmuster für unterschiedliches Denken und Auftreten von Individuen sein. Geschlecht, geografische Herkunft, sozioökonomischer Hintergrund oder Familienstrukturen seien für die Erklärung individuellen Verhaltens mindestens so wichtig wie Generationszugehörigkeit (Klaffke 2014a, b).

    Häufig erhalte ich nach Seminaren und Vorträgen die Rückmeldung, dass der Überblick über die verschiedenen Generationen als besonders hilfreich für das gemeinsame Arbeiten im altersgemischten Team empfunden wurde, weil jetzt Denk- und Verhaltensweisen von Teammitgliedern besser eingeordnet werden können. Daher nun auch für Sie einen Überblick über die derzeitigen Generationen auf dem Arbeitsmarkt.

    2.2 Vorstellung der Generationen

    2.2.1 Wirtschaftswundergeneration (ca. 1946–1955)

    Aktuell befinden sich nur noch wenige Vertreter der Wirtschaftswundergeneration im Arbeitsprozess. Dennoch soll diese Generation hier vorgestellt werden, da sich durch den Rückblick in diese Zeit manche Arbeitsprozesse und Anschauungsweisen erschließen, über die sich jüngere Beschäftigte heute teilweise wundern.

    Nach dem Aufbau des Nachkriegsdeutschlands wuchsen die meisten Vertreter der Wirtschaftswundergeneration in einer entspannten wirtschaftlichen Lage mit zunehmendem Wohlstand auf. Durch den Wirtschaftsaufschwung herrschte nahezu Vollbeschäftigung, was für die junge Generation den Start in den Arbeitsmarkt leicht machte. Der expandierende Wohlfahrtsstaat (z. B. trat 1952 das Mutterschutzgesetz in Kraft) förderte zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit. Es herrschte die weit verbreitete Zielsetzung, eine kollektive Gesellschaft schaffen zu wollen, die auf einer gemeinsamen Wertgrundlage fußt (Parment 2013).

    Ein Teil der Jugend, die sogenannten 68er, setzte sich besonders kritisch mit der autoritären Haltung und der Nazi-Vergangenheit der Eltern auseinander. Sie wollten dem spießig-bürgerlichen Mief von Sammeltassen, „Heile-Welt-Heimatfilmen" und Unterordnung entkommen. Sowohl das Ausgehen im Petticoat als auch das Experimentieren mit Drogen gehörten zum Bild der jungen Erwachsenen in den 1960ern (Fintz 2014). Den Soundtrack lieferten Musiker wie die Beatles, Stones, Bob Dylan oder Elvis Presley, die kreischende Jugendmassen anzogen, wie man es bis dato noch nicht gesehen hatte. Nicht nur die Musik, die den Eltern missfiel, war Ausdruck der Protestkultur, sondern auch die Mode wie Miniröcke oder lange Haare bei Männern. In diesen Jahren wurden viele Konflikte ausgetragen, die gesellschaftliche Umbrüche mit sich brachten. Dazu gehörte auch eine Ablösung von den überkommenen Rollen- und Autoritätsvorstellungen, die Pluralisierung der Lebensformen, eine Lockerung der Moralvorstellungen und Kirchenbindung (Oertel 2014). Die älteren Vertreter dieser Generation erlebten den Mauerbau 1961 und seine Folgen bewusst mit.

    Beispiel

    Als jüngere Pflegekräfte überrascht feststellten, dass sich der Geschäftsführer (Wirtschaftswundergeneration) hinsichtlich sozialer Medien und Kommunikationstechnik so gut auskannte, freute sich dieser und meinte lachend: „Ich gehöre zur 68er-Generation. Wir sind Revoluzzer. Ist doch klar, dass ich als einer der ersten einen BlackBerry hatte. Und als Facebook & Co kamen, war ich natürlich auch gleich dabei."

    Situation in der Pflege

    Die Pflege in den 60er Jahren, und mancherorts bis weit hinein in die 70er Jahre, war stark von den Vorgängergenerationen beeinflusst. In den 50er Jahren, und vielerorts hinein bis in die späten 60er Jahre, und darüber hinaus dominierten in der Pflege (konfessionelle) Mutterhaus-Schwesternschaften. Daneben gab es die „freien Schwestern, doch auch ihr Leben war sehr von dem Verständnis des aufopferungsvollen Dienstes aus Nächstenliebe geprägt und so arbeiteten auch sie bis zu 80 Stunden in der Woche. Sie wohnten nahezu alle in „Schwesternwohnheimen, die ihnen das Krankenhaus zur Verfügung stellte. Dort herrschte in den meisten Fällen ein strenges Regiment, zu dem unter anderem gehörte, dass Besuch angemeldet werden musste und die Nachtruhe pünktlich um zehn Uhr abends begann.

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    Insgesamt bestand meist noch das traditionelle Bild der „dienenden Schwester. Zu ihren Aufgaben zählten neben der Patientenversorgung selbstverständlich auch hauswirtschaftliche Verrichtungen wie das Zusammenfalten von Wäsche und Reinigungstätigkeiten. Die Stationsleitung führte selbst meist keine pflegerischen Tätigkeiten aus, sondern war die Zentralinstanz, bei der alle Informationen zusammenliefen. In der Regel begleitete sie den Arzt, der als „Halbgott in Weiß galt, in der Visite und delegierte danach die Anordnungen an die Pflegekräfte. Bei der vorherrschenden Funktionspflege wurden alle anfallenden Aufgaben in Einzeltätigkeiten zergliedert. Das bedeutete, dass den Pflegenden (täglich) bestimmte pflegerische Aufgaben von der Stationsleitung zugewiesen wurden, die sie dann nacheinander an allen Pflegebedürftigen durchführten. Wurde beispielsweise eine Pflegeperson für das Blutdruckmessen eingeteilt, so maß sie nacheinander bei allen Patienten den Blutdruck. Bei dieser Pflegeform standen die einzelnen, routiniert durchgeführten Pflegemaßnahmen deutlich mehr im Vordergrund als die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen. Die Aufgaben wurden meist nach hierarchischen Gesichtspunkten verteilt. Tendenziell galt: Je weiter eine Tätigkeit von der unmittelbaren Pflege entfernt war, desto angesehener war sie.

    Die Stationsleitung forderte Rückmeldung über die Ausführung der detaillierten Einzelaufträge und führte meist strenge Kontrollen durch. Eigenverantwortung vonseiten der Pflegekräfte und Veränderungen (z. B. in den Abläufen) galten im hierarchischen System als Störfaktoren der gegebenen Ordnung; so wurde Kritik von Seiten der Pflegekräfte, sofern sie trotz weit verbreitetem Gehorsamsdenken aufkam, weitgehend unterdrückt.

    Ein Schwerpunkt wurde zu dieser Zeit auf die Ordnung im Krankenzimmer gelegt. So sind im damaligen Pflegebuch „Pflege des gesunden und des kranken Kindes die folgenden Sätze zu finden: „In den Krankenzimmern muss peinlichste Sauberkeit herrschen. In Kliniken sind sie deshalb mit weißen, abwaschbaren Möbeln von einfacher Form ausgestattet, auf welchen jede Verunreinigung sofort sichtbar wird (Catel 1964). Auch das Patientenbett wurde als sehr wichtig angesehen. So wird in dem oben bereits genannten Pflegebuch auf zwei Seiten detailliert beschrieben, wie das Patientenbett korrekt zu machen ist. Wert wurde auch auf das korrekte Tragen von Dienstkleidung, Haube und Brosche gelegt und daher von der Oberin und der Stationsschwester genauestens überwacht.

    Die Schülerinnen bekamen kaum direkte Anleitung, sondern mussten durchs „Zusehen lernen und Perfektion wurde ihnen regelrecht „eingetrichtert. Wurde beispielsweise eine Tätigkeit vergessen, war es üblich, auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelte, die betreffende Person aus ihrem „Frei kommen zu lassen, um das Versäumte nachzuholen. Tagsüber hatten die Lernschwestern meist nur „niedrige Tätigkeiten zu erledigen, die oft wenig Verantwortung verlangten. Im Nachtdienst waren sie jedoch paradoxerweise bereits im ersten Ausbildungsjahr oft wochenlang allein im Dienst und trugen dabei die gesamte Verantwortung nahezu allein.

    In den 60er Jahren wurden bereits vereinzelt Männer zu Pflegekräften ausgebildet, von denen sich nicht wenige im Zivildienst dafür entschieden, diesen Beruf zu ergreifen. Nicht zuletzt durch das fulminante Wirtschaftswachstum und den Rückgang der Ordensschwestern kam es in den 60er Jahren zu einem Pflegenotstand, der dazu führte, dass bereits damals Pflegepersonal aus dem Balkan und Asien angeworben wurden. Zusätzlich führte man Mitte der 60er Jahre (in der DDR bereits Mitte der 50er Jahre) die Ausbildung zur Krankenpflegehilfe ein, die die Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung entlasten sollte. Als weitere Unterstützung stellten manche Häuser auch Stationshilfen für hauswirtschaftliche Tätigkeiten ein. Der zunehmende Bedarf an geschulten Pflegekräften für die Versorgung dauerhaft Pflegebedürftiger in Alten- und Pflegeheimen führte Ende der 60er Jahre dazu, dass das Berufsbild der Altenpflege geschaffen wurde und sich die ersten „Pioniere" auf den Weg machen konnten.

    Beispiel

    In dieser Generation war im beruflichen Kontext noch die Anrede mit „Schwester selbstverständlich. Treffe ich heute ältere Chefärzte oder Pflegekräfte aus meinen ersten Berufsjahren, sprechen sie mich immer noch mit „Schwester Jessica an. Und sie meinen das alles andere als despektierlich.

    2.2.2 Babyboomer (ca. 1956–1965)

    Was haben Fußballtrainer Jürgen Klopp, Sänger Herbert Grönemeyer, Entertainerin Anke Engelke, Komiker Hape Kerkeling, Schauspielerin Veronika Ferres, Modedesigner Guido Maria Kretschmer, die Sängerin Madonna und der Golfer Bernhard Langer gemeinsam? Richtig, sie zählen zu den Babyboomern. Die Babyboomer sind derzeit als zahlenmäßig stärkste Generation in Deutschland dominierend in Arbeit, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Daher spricht man auch vom „Rückgrat der deutschen Bevölkerung. Die wachsende Bevölkerungszahl hatte ihren Gipfel im Jahr 1964 und endete kurz darauf unter anderem durch den „Pillenknick.

    In ihrer Kinder- und Jugendzeit erschien erstmals Literatur, die bis heute nahezu allen bekannt ist. Dazu zählen die Asterix-Hefte, in denen der kleine gallische Krieger mit seinem Freund und Begleiter Obelix Germanien erobert, genauso wie die „Bravo, welche als „Magazin für Film und Fernsehen erstmals an den deutschen Kiosken lag und mit ihren Starschnitten Kinderzimmer dekorierte. Auch eine der erfolgreichsten Hörspielserien „Die drei ??? erschien in dieser Zeit. Wer mit dem Satz „Dürfen wir Ihnen unsere Karte zeigen? etwas anfangen kann, gehört zu den eingefleischten Fans, von denen manche bis heute zum Einschlafen eine Folge des Junior-Detektivteams hören – wenn auch nicht mehr als Musikcassette wie damals. Ebenfalls in ihren frühen Jahren erlebten die meisten von ihnen, wie das erste Fernsehgerät ins Haus kam. So konnten manche von ihnen bereits die Mondlandung live vom eigenen Wohnzimmer aus mitverfolgen. Andere sahen sie in Schaufenstern – sozusagen „Public Viewing". In jedem Fall wurde in Schwarz-Weiß gesehen, denn das erste Farbfernsehen gab es erst Ende der 60er Jahre.

    Für die Babyboomer wurden viele zusätzliche kindgerechte Einrichtungen wie Kindergärten, Horte, Spiel- und Sportplätze geschaffen, was auch in Verbindung mit höherem Verkehrsaufkommen und zunehmender Besiedelung ihre Freiräume einschränkte (Oertel 2014). In der Schulzeit gehörten sie zu den ersten Klassen, in denen das Schlagen durch Lehrer (seit 1973, in Bayern dauerte es noch ein paar Jahre länger) offiziell verboten wurde. Die Jugend- und Anfangsphase ihres Berufslebens war zunehmend von Krisen, wie wirtschaftliche Stagnation, Jugendarbeitslosigkeit und RAF-Terror in den 70er Jahren, geprägt. Die erste Ölkrise 1973 und das damit verhängte bundesweite sonntägliche PKW-Fahrverbot ermöglichte Spaziergänge und Radtouren auf den Autobahnen. Etwas Neues war für viele Babyboomer auch die Fahrt in den Urlaub mit der Familie, am besten ins Ausland, nach Italien, Jugoslawien oder Spanien. Die jungen Erwachsenen unternahmen Interrail-Reisen mit der Bahn – und das ganz ohne Mobiltelefon. Ab und zu mal eine Postkarte oder ein kurzes Telefonat von einem Münzsprechapparat, das war‘s. Überhaupt hielten sich die Eltern spätestens nach Abschluss der Schule mit Ratschlägen weitgehend zurück. Der Check-out im „Hotel Mama fand früher statt als heute. Um die Suche einer Unterkunft, nicht selten in WGs, und die „Möblierung kümmerten sich die Jungen selbst. Auch modisch änderte sich ab den 60er Jahren manches, denn nun wurden beispielsweise statt langer Kleider und Röcke, Hosen und Miniröcke getragen.

    Die Babyboomer setzten einen Großteil der politischen Forderungen der Vorgängergeneration um und konnten gleichzeitig neben dem zentralen Thema „Gleichberechtigung" auch sozialpolitische Verbesserungen, Friedens- und Umweltziele realisieren. Ihr politisches Engagement war dabei von kollektivem Handeln geprägt (Oertel 2014). Hinsichtlich der Berufswahl war es in vielen Fällen wichtig, erst mal etwas „Handfestes" zu lernen, das Wohlstand und eine Steigerung der Lebensqualität (eigenes Auto, Studium im Ausland etc.) ermöglicht. Daher wurde vor vielen Studiengängen eine Ausbildung absolviert. Also beispielsweise erst Banklehre, dann BWL-Studium oder Ausbildung zum KFZ-Mechaniker und dann ein Maschinenaufbaustudium.

    „Sehr viele – so kann man ein wichtiges Kriterium dieser Generation beschreiben. Sehr viele Schüler, Studierende, Ausbildungsanwärter und Bewerbende. Wo auch immer sie hinkamen, waren andere schon da. Daher mussten sie sich immer durch einen „Flaschenhals kämpfen und versuchen, ihre Zeitgenossen zu übertreffen. Gleichzeitig waren sie es gewohnt, Dinge gemeinsam mit anderen zu tun, sich dabei abzustimmen oder durchzusetzen. Daher sagen ihnen viele eine gute Teamfähigkeit nach, die sich in Hilfsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit ausdrückt (Bruch et al. 2010). Generell ist Arbeit für sie ein hohes Gut. Wer weiter kommen wollte, musste besser sein als seine Mitstreiter, er musste länger und härter arbeiten. Diese Leistungskultur haben die Boomer verinnerlicht und damit den Begriff des „Workaholics" geprägt. Sie wollen bis heute gebraucht werden und wollen wertgeschätzt werden für das, was sie wissen und können. Sie belohnen es mit Engagement, Loyalität und einer hohen Bindung gegenüber ihrem Arbeitgeber.

    Beispiel

    Neulich unterhielten sich hinter mir zwei Frauen in der Supermarktschlange. Die eine war gerade in Rente gegangen, die andere hat bis dahin noch ein halbes Jahr zu arbeiten. Letztere berichtete, wie sehr ihr die Arbeit und das Zusammensein mit den Kollegen Freude mache. Gleichzeitig merke sie aber auch deutlich, dass sie ihre gesamte Kraft für die Arbeit aufbringen müsse. Im Haushalt, Verein und in der Familie könne sie „kaum noch was machen", weil sie sich erholen müsse, um für den nächsten Arbeitstag wieder fit zu sein. Dieser Gesprächsausschnitt ist beispielhaft für die Einsatzbereitschaft und den Stellenwert, den viele dieser Generation der Arbeit beimessen.

    Technik und Babyboomer sind zwei Welten, die sich meist erst im Erwachsenenalter begegnet sind. Das ist ein bisschen so, wie wenn man Skifahren nicht im Kindesalter lernt: Bei allem Können und der Freude daran bleibt immer eine gewisse Restunsicherheit. Privat befinden sich viele Babyboomer in einer Scharnierfunktion. Sie kümmern sich um ihre Karriere, Kinder, Enkel und gleichzeitig um ihre Eltern. Solche Mehrfachbelastungen gehen mit Einschränkungen der Flexibilität, der Zeitautonomie und der Mobilität einher (Oertel 2014). In den kommenden Jahren wird die Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen und damit für einen erheblichen Rückgang in der Erwerbsbevölkerung sorgen. Bis dahin gilt es, ihre Potenziale zu nutzen und ihr wertvolles kristallines Wissen „anzuzapfen" (siehe Kap. 17).

    Situation in der Pflege

    Auch in den 70er Jahren brauchte es eine große Portion Idealismus, um den Pflegeberuf mit Freude auszuüben. Die Bezahlung war niedrig, die Belastung hoch und der weiterhin vielerorts noch praktizierte „geteilte Dienst ( z. B. von 06:00 – 11:00 Uhr und von 16:00 – 19:00 Uhr) und lange „Nachtwachenblöcke waren nicht gerade attraktive Dienstzeiten. Die ersten „modernen Häuser stellten auf die Bereichspflege (Bezugspflege) im Schichtdienst um und warben um neue Beschäftigte mit Stellenausschreibungen wie dieser: „Wir haben auf Schichtdienst umgestellt und arbeiten nach dem Gruppenpflegesystem. Die jüngeren Generationen lehnten immer mehr den Residenzzwang im „Schwesternwohnheim und die dort herrschenden rigiden Regeln ab. Noch heute berichten ältere Pflegekräfte immer wieder mit (leicht) frustriertem Unterton davon, dass sie keine „richtige Jugend und wenig Freizeit hatten, weil sie so stark von der Klinik beansprucht wurden und dazu noch „klosterähnlich leben mussten. Auch die patriarchalischen, altmodischen Strukturen in den Kliniken wurden immer mehr zum Diskussionspunkt. Das Ziel: Pflege als „normaler bürgerlicher Beruf, mit dem man sein Brot verdienen, heiraten und eine Familie gründen kann.

    Anfang der 70er erschien das erste Krankenpflege-Lehrbuch von Liliane Juchli und Beda Högger, das zu einem Standardwerk wurde. Die erste Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin wurde in den 70er Jahren aufgebaut, doch noch hatten nur größere Kliniken eine Intensivstation. Daher übernahmen Pflegekräfte, nicht selten auch Auszubildende, die sogenannte „Sitzwache. Das bedeutete, dass sie besonders nachts allein in einem Patientenzimmer saßen, um bei einem oder mehreren, meist komatösen Patienten die Vitalzeichen, „Beatmungsgeräte etc. zu kontrollieren.

    Zur Bewältigung des anhaltenden Pflegepersonalmangels wurde Anfang der 70er Jahre das Zugangsalter für die Pflegeausbildungen auf 17 Jahre herabgesetzt und „Gastarbeiter" für die Pflege, beispielsweise aus dem Balkan und Asien, angeworben. Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 70er hatte die ersten Spargesetze (Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetz) seit dem Kriegsende zur Folge.

    2.2.3 Generation X (ca. 1966–1980)

    Die Bezeichnung „Generation X wurde durch den 1991 erschienenen Roman „Generation X: Tales for an Accelerated Culture (Generation X: Geschichten für eine immer schneller werdende Kultur) von Douglas Coupland populär. Manche nennen diese Altersgruppe auch „Generation Golf", nach dem gleichnamigen Buch von Florian Illies, in dem er seine eigene Generation skizziert. Andere Bezeichnungen für diese Jahrgänge sind beispielsweise: Generation MTV, Null- Bock-Generation, Turnschuh-Generation oder auch No-Future-Generation.

    Kindheit- und Jugendzeit

    In der Kindheit dieser Generation begann der Wandel vom freien Spielen „auf der Straße hin zum „Kinderzimmer-Spielen. Aus einer sich bewegenden wurde dadurch zunehmend eine sitzende Generation. Dazu trugen in den 90er Jahren Gameboy und Playstation sowie Fernsehgeräte, zum Teil im eigenen Zimmer, bei. Überhaupt wurde Fernsehen Mitte der 80er Jahre noch reizvoller, denn dank dem neuen „Privatfernsehen gab es zu den bisherigen drei TV-Sendern (ARD, ZDF und Regionalsender) nun eine breitere Auswahl. Flötenunterricht, Turnverein, Theatergruppe oder Arzttermine – die Zeittaktung für die Nachmittagstermine übernahmen die Eltern genauso wie, besonders im ländlichen Bereich, die Funktion des „Eltern-Taxis. Der Erziehungsstil wurde insgesamt liberaler und „Verhandeln spielte eine wichtige Rolle. Trotz steigender Scheidungsraten und der zunehmenden Berufstätigkeit beider Eltern, wuchsen die X’er vergleichsweise behütet auf. Die 90er Jahre waren auch die Zeit der Boy-Groups wie „New Kids on the Block, „Boyzone, „Caught in the Act oder „Take that. Gleichzeitig eroberten auch Girl-Groups wie „Spice Girls, „Tic Tac Toe oder „Destiny‘s Child die Charts.

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    Zu den prägenden Ereignissen dieser Generation zählen sicherlich die Wiedervereinigung und die damit verbundenen Veränderungen, die New-Economy-Krise, die AIDS- und Drogenproblematik sowie die Kriege am Golf und in Jugoslawien. Die Lebenswelten wurden immer vielfältiger und internationaler. Dazu gehörten Austauschprogramme mit europäischen Städtepartnerschaften, Auslandspraktika, aber auch englischsprachige Fernsehsendungen wie „Sex and the City oder „Beverly Hills, 90210. Die Generation X ist die erste Generation, die von einer regelrechten Medienrevolution erfasst wurde (Fintz 2014). Denn in dieser Zeit breiteten sich technische Neuerungen wie Videorekorder, Walkman, CD und Computer in den Haushalten aus. Die X’er waren die erste Generation, die ihre Hausarbeiten am „Rechner" und nicht mehr auf der Schreibmaschine schrieben.

    Als die ersten Vertreter der Generation

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