Chef im eigenen Hirn: Wie Sie den Zugang zu Ihrem Potenzial freilegen
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Buchvorschau
Chef im eigenen Hirn - Martina Grünewald-Ernst
Grünewald-Ernst
Einleitung
„Stell dir vor, du gehst schlafen, und während du schläfst, geschieht ein Wunder. Woran merkst du, wenn du am nächsten Tag aufstehst, dass das Wunder geschehen ist? Was ist anders, was hat sich zum Positiven verändert?"
In Steve de Shazers und Insoo Kim Bergs lösungsfokussierter Kurztherapie und im ressourcenorientierten Kurzzeitcoaching ist diese Frage die Einleitung einer Intervention, um das scheinbar Undenkbare in Worte zu fassen. Sie ermöglicht Menschen, das vermessene und unaussprechliche Verlangen nach der eigenen Lösung zu befreien, zu fühlen und gedanklich den Weg zum Ziel bereits hinter sich zu haben.
Ich liebe diese Frage. Jedoch braucht die Umsetzung des nun geplatzten gedanklich-emotionalen Knotens auch einen Plan, den der nun Erleuchtete auch in die Praxis übersetzt bekommt, und eine Antwort auf die Frage: „Wie – geht das jetzt auch im gelebten Alltag? Das Gedankenspiel allein reicht einfach nicht, das „Umgesetzt – gewusst wie
und das Schaffen von messbaren Ergebnissen erst bringen die Vertiefung und Alltagskompetenz.
Wie wichtig das persönliche Können als Leitfaden im eigenen Leben ist, sehen wir an Menschen, die selbst schwierigste Lebenssituationen, schlimmste Krisen privater und existenzieller Natur, wiederholt gemeistert haben. Sie sind meist noch gestärkt und im Beruf erfolgreicher daraus hervorgegangen.
Solche Menschen als Mentor und Coach zu haben, ist ein großes Geschenk. Sie lehren uns durch ihr Vorbild, Werte und Leitfäden einzuhalten. Wirklich jeder Mensch sollte sich bewusst darüber sein, dass wir, was wir sind, nur durch und mit anderen erreicht haben oder erreichen können. Sei es durch persönliche Begleitung oder durch das Anwenden von erprobten Lösungen aus zum Beispiel diesem Buch. In diesem Falle möchte ich gerne Ihre Mentorin, Ihr Coach sein.
Mein eigenes Leben ist eine Folge von Niederlagen und Erfolgen, von Fallen und Wiederaufstehen. Bereits jung Mutter von drei Kindern geworden und mit wenig Zeit für die eigene Entwicklung, habe ich meine persönlichen Ziele grundsätzlich nur mit Disziplin, unorthodoxem Denken und der Bereitschaft erreicht, abends und nachts zu arbeiten und nebenher zu studieren.
Erst im dritten Anlauf habe ich endlich den Richtigen, meinen heutigen Mann und wunderbaren Weggefährten, gefunden. Dreimal stand ich mit meiner Existenz, finanziell und beruflich, am Abgrund.
Heute weiß ich, dass nur meine eigenen Lebenskrisen mich über mich selbst haben hinauswachsen lassen. Werkzeuge dazu finden Sie in diesem Buch. Sie sind für Sie so zusammengestellt, dass Sie selbst Ihre eigenen Erfolgsstrecken Stück für Stück und wann immer Sie möchten herausarbeiten und Schritt für Schritt umsetzen können.
Aber Achtung: Falsch ist die weit verbreitete Annahme, theoretisch Verstandenes fiele anschließend wie Manna als Können vom Himmel. Umsetzen müssen Sie selbst; Weiterentwicklung ist nichts für Faule, wie gesagt.
1.
Eine Ode an meine Komfortzone oder: Warum lernen?
Gedanken zur Komfortzone:
„Ich liebe meine Komfortzone! Alle schlauen Ratgeber fordern uns auf, unsere Komfortzone zu verlassen, um uns persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Stillstand wird als Rückschritt postuliert.
Tausende Bücher und Schriften verraten uns, wie wir noch glücklicher und noch erfolgreicher werden. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass der Weg zum Glück steinig ist und wie man Widerstände überwindet.
Jedoch: Der Schlüssel zum Glück ist kein steiniger Pfad. Er liegt vielmehr darin, das anzuerkennen, was man hat und was man ist. Das, was zählt, ist der stolze Blick auf das Geleistete, der einfühlsame und liebevolle Blick auf das, was schiefging.
Unglückmacher sind Maßstäbe von außen, die man sich zu eigen macht. Wer definiert, ob man glücklich ist und wie man glücklich ist? Nur jeder Mensch selbst."
(Lothar Grünewald am 27.01.2019, mit Kaffee und zufriedenem Blick auf dem Sofa sitzend, bei unserer sonntäglichen Morgendiskussion anlässlich des entstehenden Buches.)
Von Neuronen und Gewohnheiten oder: Wie lernen wir?
Wir nehmen uns im Spiegel zwar als Ganzes wahr, wissen aber in der Regel nicht, was hinter unserer „Fassade" abläuft und wie unser System funktioniert und Informationen verarbeitet. Das ist schade bis fatal, denn auf diese Art und Weise versäumen wir unbemerkt großartige Chancen.
Wir sehen ehrfürchtig auf zu den CEOs unserer Zeit, die scheinbar mühelos Tausende von Angestellten und deren Geschicke dirigieren, und sind uns dessen nicht bewusst, dass wir selbst ebenfalls als CEOs jeden Tag über 100 Billionen Zellen als Mitarbeiter in unserem eigenen System führen. In einer Reihe aufgestellt, würden diese rund 60 Mal um die Erde reichen.
Chef über Milliarden: unser Gehirn
Davon entfallen mehr als 100 Milliarden Zellen auf unser Gehirn, und diese wiederum gehen 70 bis 100 Billionen neuronale Verknüpfungen ein. Mehr Verbindungen als Sterne in der Galaxie.
5,8 Millionen Kilometer an Nervenbahnen, also das 145-fache des gesamten Erdumfangs, stehen uns als Datenbahnen dort zur Verfügung. Mit 2 % des gesamten Körpergewichts wiegt unser Gehirn läppische 2 (das männliche) bzw. 1,5 Kilogramm (das weibliche), braucht aber 20 % unserer gesamten Energie. Ein Mysterium und Wunderwerk der Natur, das bei äußerlicher Betrachtung einer überdimensionalen Walnuss ähnelt.
Unser Gehirn bildet die wohl komplexeste uns bekannte Struktur des Universums. Ankommende Reize gelangen über unsere fünf Sinne zu unseren Hirnzellen-Mitarbeitern, den Neuronen. Sie übersetzen diese Reize in elektrische Impulse und wandeln sie kurzfristig chemisch um. Die auf diese Weise mögliche Übertragung durch Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, geschieht durch Befeuerung durch den synaptischen Spalt. Ionenkanäle, Datenbahnen in ungeheurem Ausmaß, werden gebildet. Diese nehmen die elektrisch geladenen Teilchen auf, und diese wiederum lösen weitere elektrische Impulse aus. Ein wahres Kraftwerk. Je stärker der Impuls, desto höher ist die Bereitschaft der Zellen, diese Signale weiterzuleiten. Das ist Teambildung auf höchstem Niveau. Je schwächer ein ankommender Reiz ist, desto weniger wird dessen Signal weitergeleitet und desto weniger Verbindungen werden aufgebaut.
Wir entscheiden, was wir uns merken wollen
Wir sind verantwortlich dafür, ob wir einer Idee, einer Information, genug Aufmerksamkeit widmen. Um einen Pfad in unserem Erinnerungsspeicher zu hinterlassen, muss dem ankommenden Reiz zunächst genügend Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn er eine Vielzahl von Neuronen-Teams intensiv beschäftigt hat, kann er sich einschleifen. Nach ca. 24 Stunden ist eine erneute Befeuerung dieses Reizes notwendig, um unseren Neuronen zu signalisieren, dass diese Information erneut benötigt wird.
Unsere Gewohnheiten sind demnach bereits stark „befeuert" worden, denn sie haben schon stabile Netze aus Verbindungen gebildet und setzen sich dementsprechend konsequent durch.
Bei zu wenig Beanspruchung sind unsere Neuronen verständlicherweise Energiesparer und widmen sich wichtigeren Aufgaben. Das bedeutet, einmal Aufgenommenes wird in der Regel nur kurz behalten und schnell wieder vergessen. Ein angemessener Lernprozess sollte also unserem Ultrakurzzeitgedächtnis die Informationen wiederholt zuspielen, die es in Zusammenarbeit mit unserem Arbeitsgedächtnis und Langzeitspeicher so verknüpft, dass wir unser Wissen abrufbar und als wachsende Fertigkeit nutzen können.
Üblicherweise gehen Menschen mit neuerworbenem Wissen und Können jedoch derart um, dass sie es einmal konsumieren, nicht wiederholen oder schon gar nicht in ihre tägliche Praxis übertragen. Und dann kommt das große Wundern, dass wieder einmal eine Weiterbildung oder ein Seminar „nicht funktioniert" hat. Das Einzige, was nicht funktioniert hat, ist hier jedoch der Mensch selbst. Das Werkzeug ist nur so gut wie derjenige, der es anwendet. Eine Kaffeefahrt wäre in diesen Fällen günstiger gewesen.
Wer dies weiß, möge sich bitte ein bisschen für bisher schludrigen Umgang mit dem eigenen Wachstumspotenzial schämen.
„Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht. Dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll, ist gewiss." (Georg Lichtenberg)
Neurotransmitter während der Übertragung am synaptischen Spalt (Quelle: AfnB)
Wie sollten wir lernen?
Es ist gar nicht erforderlich, liebgewonnene Gepflogenheiten bzw. unsere Komfortzonen komplett zu verwerfen, schließlich braucht man sie ja auch ab und an. Es gibt aber auch lästige und unerfreuliche Angewohnheiten, die ursprünglich mal hilfreich waren, uns heute aber zurückwerfen.
Alles haben wir einst nur deshalb erlernt, weil wir es für sinnvoll und nützlich erachteten. Unser Hirn fragt uns bei allem Neuen: „Brauchen wir das jetzt zum Überleben? Bringt es uns irgendwie weiter? Unser „ja
dazu lässt Information passieren, ein „nein weist ankommende Information ab oder lässt sie wieder in Vergessenheit geraten. Manches, was damals ein „ja
von uns bekam, ist heute nicht mehr so nützlich, manchmal sogar belastend.
Einmal Erlerntes bleibt uns im Langzeitgedächtnis in der Regel dann erhalten, wenn wir es gut eingepflegt, also einige Male benutzt und mit Erfolg bewertet haben. Die Emotion garantiert den Wiedererinnerungswert, je emotionaler ein Lernprozess war, desto besser sitzt er. Später nennen wir das dann Gewohnheit. Wer sagt uns eigentlich, dass wir Gewohnheiten nicht modifizieren, ergänzen oder sogar neue aufbauen können?
Beispiel:
Peter hat seiner Frau am Wochenende überraschend das Auto gewaschen, eine plötzliche Eingebung. Als diese nichtsahnend das blinkende Gefährt sieht, ist sie außer sich vor Freude und überhäuft Peter für den Rest des Tages mit liebevoller Fürsorge. Für Peter lohnt es sich, dies in Kürze zu wiederholen, mit dem Gedanken „Auto für meine Frau waschen" hat er die gesamte Emotion und nun Vorfreude auf das wiederholbare Ereignis verbunden.
Sein sonst bei samstäglichem Arbeitseinsatz einsetzendes Druckgefühl (Stress) mit der Ausschüttung des Stresshormons Cortisol weicht der Motivation (Lust)