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Der Stadtrat in Passau: Erotische Geschichten aus Bayern (Band 4)
Der Stadtrat in Passau: Erotische Geschichten aus Bayern (Band 4)
Der Stadtrat in Passau: Erotische Geschichten aus Bayern (Band 4)
eBook176 Seiten2 Stunden

Der Stadtrat in Passau: Erotische Geschichten aus Bayern (Band 4)

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Über dieses E-Book

Der Stadtrat von Passau steht vor einer wichtigen Entscheidung. Es streiten sich der Metzgermeister, der Bäcker, Lehrer und Fabrikant, ohne eine Einigung zu erzielen.
Aber das Problem scheint sich mitten in der Nacht, bei einem heftigen Gewitter, von selbst zu lösen – so dachten die Passauer, aber sie sollten sich irren. Alles wurde noch schlimmer, als sich die Sturköpfe gegen die Verblendeten und die Liebenden gegen die Verschmähten auflehnten.
Bayerisch! Herrlich! Peinlich! Romantisch!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Okt. 2019
ISBN9783748564461
Der Stadtrat in Passau: Erotische Geschichten aus Bayern (Band 4)

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    Buchvorschau

    Der Stadtrat in Passau - Alois Huber

    1

    Horst Buschinski sonnte sich wieder einmal in dem Gefühl, der bedeutendste Mann zu sein, den er kannte.

    Er stand in Unterhosen im ehelichen Schlafgemach vor einem riesigen Ankleidespiegel, hatte eine dickrandige Hornbrille auf der Stupsnase und memorierte die auswendig gelernte Rede, mit der an diesem schwülen Hochsommerabend seine Widersacher im Stadtparlament in Grund und Boden zu donnern gedachte.

    Die Rede konnte Herr Buschinski im Schlaf. Er schmetterte sie denn auch mit solchem Pathos heraus, dass die große Ampel über seinem kugelblanken Haupt hingerissen zu schaukeln begann.

    Aber was und wie er redete, interessierte ihn im Augenblick nur wenig. Wichtiger waren ihm jetzt die Gesten, die seinen Worten die Wucht grimmiger Keulenschläge geben sollten.

    Deshalb hieb er vor den Spiegel zu jedem zweiten Satz mit geballten oder gespreizten Händen wilde Terzen und Quarten. Auch vergaß er nicht, einen imaginären Pultdeckel mit Inbrunst zu taktieren, die Gegner immer wieder sozusagen mit dem Zeigefinger aufzuspießen und sich im Finale der Rede schließlich wie ein zorniger Gorilla furchterregend die haarige Brust zu trommeln. Dennoch: so kühn und hitzig er auch gestikulierte, die Eigenkontrolle befriedigte ihn nicht.

    Irgendetwas verlieh dem Redner im Spiegel eine lächerliche Wirkung.

    Lag es an dem schweren Birnenbauch, der seine mittelgroße, kahlköpfige Gestalt verunzierte?

    Machten es die ungelenken Arme, die er im Schwung der Gesten auszukugeln schien?

    Die bleichen O–Beine, die sich so schrecklich nackt und dürr den Blicken preisgaben?

    Oder lag es an den halblangen Unterhosen, deren Bund am prallen Leib keinen Halt zu finden vermochte?

    Natürlich lag es all diesem!

    Aber Horst Buschinski empfand das Groteske seiner menschlichen Topographie ebenso wenig wie die Verrücktheit, sich in Unterhosen und Hornbrille in parlamentarischen Rednerposen zu üben.

    Er schob die Schuld an dem komischen Eindruck vielmehr auf einen Mangel an mimischem Talent, der ihm schon oft genug Kummer bereitet hatte. Und über diesen Mangel ärgerte er sich erneut!

    Er wurde nervös und unsicher und erlitt nach der ungewohnten körperlichen Anstrengung obendrein auch noch einen wüsten Schweißausbruch.

    In diesem Zustand fiel Herrn Buschinski plötzlich ein, dass er nicht im Schlafzimmer weilte, um Gesten zu üben.

    Er wollte sich für die Sitzung des Stadtparlaments umkleiden, und verdammt, das wurde nun auch Zeit!

    Hastig griff er also nach dem bereitliegenden Oberhemd. Es machte ihm Mühe das blütenweise Kleidungsstück unbeschädigt über den schweißnassen Kopf zu streifen. Immerhin gelang es. Doch das Zuknöpfen gelang ihm nicht. Die feuchten Finger fummelten und fummelten, ohne dass es ihnen glückte, auch nur einen der winzigen Brustknöpfe durch die steifgebügelten Löcher zu bringen.

    Bald riss das untere Knöpfchen ab und gleich darauf das mittlere. Buschinski war von der Tücke des Objekts so verblüfft, das er eine Weile stumm und starr dastand. Nur sein rapide anschwellendes Schnaufen verriet, wie es in ihm kochte. Dann aber begann er, wütend an der Hemdbrust zu zerren und zu reißen, bis er auch das dritte und letzte Knöpfchen von seinem Bestimmungsort getrennt hatte.

    Da stürzte er auf den Korridor und brüllte hilfeschreiend nach seiner Frau.

    „Claudia!, schrie er nach unten. „Claudia! Komm doch schnell mal rauf! Claudia! Zum Kuckuck, wo steckst du wieder? Claudiaaaaaa!

    Doch im ganzen Haus rührte sich nichts. Die Villa war wie ausgestorben.

    Das Hausmädchen Inés hatte wochenendfrei.

    Marvin, der Herr Sohn, glänzte wie meist durch Abwesenheit.

    Und Claudia Buschinski, die Ehefrau und Hausherrin, saß draußen auf der Veranda und hatte sich in die »Passauer Neue Presse«, von den Bayerischen Ureinwohnern kurz PNP genannt, vertieft.

    Sie las übrigens gerade die Ankündigung, dass am heutigen Samstagabend in der 27. ordentlichen Ratssitzung der Stadt Passau unter anderem auch über den Antrag der Ratsherren Metzgermeister Anton Kälberer und Bäckermeister Josef Gutbrot entschieden werden sollte.

    „Es handelt sich dabei – so schrieb das Blättchen – „um das Ersuchen, der Rat der Stadt Passau möge beschließen, das Denkmal des Heimatdichters Carossa aus verkehrstechnischen Gründen von seinem bisherigen Standplatz auf dem Residenzplatz an den Karolinenplatz zu verlegen. Dem Antrag, dem ein hitziger Meinungsstreit in Leserbriefen unserer Zeitung vorausging, wird bekanntlich vom Verein der Freunde Hans Carossas unter Führung seines Vorsitzenden, des Ratsherrn Horst Buschinski, heftiger Widerstand entgegensetzt. Aus diesem Grunde ist wohl damit zu rechnen, dass die heutige Ratssitzung einen stürmischen Verlauf nehmen wird ...

    Das also las Claudia gerade, und da der hier genannte Ratsherr Buschinski kein anderer war als Horst, ihr streitbarer Ehepartner, las sie das Ganze mit besonderem Genuss.

    Danach freilich schüttelte sie den Kopf, nicht ohne ein wenig spöttisch zu lächeln und dachte: „Mein Gott, was haben die Herren der Schöpfung doch nur für Sorgen! Um das kitschige Monument eines harmlosen Kleinstadtpoeten nun schon seit Monaten ein Getöse, als ginge es um einen Weltuntergang! Anstatt sich mit den Flüchtlingen zu beschäftigen, die ständig über die Österreichische Grenze nach Passau kamen, zu beschäftigen!"

    Claudia mochte mit ihrer spöttischen Meinung Recht haben. Sie überhörte jedoch dabei die verzweifelten Rufe Buschinskis, die nur schwach zur Veranda herausdrangen, und das hatte zur Folge, dass der Ratsherr schließlich zornbebend und mit fliegenden Hemdschößen die Treppe herab gestürmt kam. Plötzlich riss er die Tür zur Veranda auf.

    „Claudia! Himmeldonnerwetter, sind deine Ohren verstopft? Ich schreie mich hier heiser, und du sitzt seelenruhig hier draußen und träumst!"

    Als die Ehefrau diese heftigen Worte vernahm, fuhr sie erschrocken herum und war zunächst sprachlos. Sie hatte in über zwanzig wechselvollen Ehejahren ihren Horst oft genug in mehr oder weniger enthülltem Zustande gesehen und es sich längst abgewöhnt, an dem verwirrenden Bilde Anstoß zu nehmen.

    Dass er jedoch in der halben Aufmachung eines Schlossgeistes auf der offenen Veranda erschien und durch laute Stimme die Leute in den Nachbargärten aufmerksam machte, verschlug ihr den Atem. Entsetzt starrte sie in sein zorngerötetes Gesicht.

    „Du irrst, Horst, sagte sie dabei abweisend. „Ich träumte nicht, sondern las die Zeitung. Im Übrigen vergisst du, dass hier die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen ist.

    Buschinski stand wie eine Bildsäule. Er war nahe daran, zu explodieren. Doch die Mahnung vor den Augen der Nachbarn kühlte ihn merklich ab. Er trat in die Tür zurück und zwang sich mit Gewalt zur Beherrschung.

    „Bitte, Claudia!, fleht er dann ziemlich sanft. „Hilf mir doch! Am Oberhemd sind sämtliche Knöpfe abgerissen. Ich habe doch nicht mehr viel Zeit!

    Da erhob sich die Ehefrau lässig, ging ihm voran nach oben, kramte aus dem Wäscheschrank ein anderes Oberhemd und machte sich wortlos daran, ihn anzuziehen, als hätte sie ein kleines Kind vor sich.

    Horst ließ es sich gern gefallen. Ja, unter Claudias geschickten Händen glätteten sich auch die Wogen seines Gemüts. Er wurde zahm wie ein Lamm, trocknete sich gehorsam die Schweißperlen vom Kopf und gluckste vor Behagen, als die geduldige Eheliebste ihm zum Schluss auch noch die Krawatte um den Eckenkragen band.

    „So, nun aber fix in die Hose!, rief Claudia dann, indem sie von dem fülligen Ehemann zurücktrat und ihm die gestreifte Anzughose in die Hände drückte. „Wenn du erlaubst, decke ich inzwischen den Abendbrottisch.

    „Abendbrot? Ach Gott, das hätte ich bald vergessen!, rief Buschinski. „Aber bitte, Claudia, für mich nur eine einzige Wurstschnitte! Mehr kann ich bei dieser Hitze wirklich nicht essen.

    Wenn die Hitze doch nur recht lange anhielt, damit ihm eine gehörige Menge Bauchfett wegschmelzen möchte, dachte die Ehefrau in einer burschikosen Regung. Wie vieles, behielt sie indes auch dies für sich, nickte verständnisvoll und entschwand.

    Als Buschinski wieder allein war, sank er auf einen Stuhl nieder und begann, sich die Hose über die krummen Beine zu würgen. Das war, da ihm der Birnenbauch bei keiner Verrichtung so im Wege saß wie bei dieser, eine schwierige und höchst anstrengende Sache.

    Aber unter vielen Ächzen schaffte er es, und als er wieder aufgestanden war und die Hosenträger angelegt hatte, richtete sich auch sein Selbstbewusstsein zu alter Höhe auf.

    Dann stellte er sich noch einmal von dem riesigen Spiegel in Positur, tat, als stünde er bereits auf dem Rednerpodium des Stadtparlaments, und rief mit beschwörend erhobenen Händen:

    „Wohlan denn, Herr des Himmels, nun segne meinen Kampf für die Ehre und das Andenken Hans Carossas, meines unsterblichen Ahnen mütterlicherseits! Ich bin bereit ...!"

    2

    Nein, ganz war Horst Buschinski noch nicht bereit.

    Er aß unten im Speisezimmer erst noch seine Wurstschnitte und genehmigte sich anschließend noch zwei Obstler. Trotz der Schwüle des Sommerabends, die nach Gewitterluft roch, hielt er die innere Erwärmung für unumgänglich. Sie erst machte ihn für sein Vorhaben richtig fit.

    „Nun geh nicht zu schnell, Horst, damit du nicht außer Atem kommst und wieder ins Schwitzen gerätst!", mahnte Claudia, als er sich vor der Flurgarderobe den steifen schwarzen Hut auf den Schädel gedrückt hatte und abmarschbereit war.

    „Ich weiß!", winkte Buschinski ab.

    Doch zwischen Tür und Angel fiel ihm noch ein, dass es kein Mitglied seiner Familie für nötig hielt, als Zuhörer an der Ratssitzung teilzunehmen.

    Missbilligend meinte er deshalb: „Du hättest heute ausnahmsweise ruhig mal mitkommen können, liebe Claudia. Bedauerlich, dass du an meiner Tätigkeit zum Wohle unserer Stadt so gar keinen Anteil nimmst! Wirklich bedauerlich!"

    „Aber, Horst, wer sagt, dass ich keinen Anteil daran nehme?", widersprach sie mit gespielter Verwunderung.

    „Ich sehe es doch! Jede andere Frau würde es für selbstverständlich halten, die großen Stunden ihres Gatten im Stadtparlament mitzuerleben. Du aber? Du interessierst dich nur für die Kekse und Kuchen, die ich in meiner Fabrik erzeuge. Was ich aber sonst noch leiste, lässt dich vollkommen kalt. Den Verein der Freunde Hans Carossas nennst du eine langweilige Gesellschaft. Und für meine parlamentarische Tätigkeit hast du höchstens spöttische Bemerkungen übrig. Das kränkt mich, liebe Claudia. Gerade du müsstest mir besonderes Verständnis entgegenbringen."

    „Ach, Horst, du missverstehst mich!, suchte Claudia zu beschwichtigen. „Ich interessiere mich sehr für deine öffentliche Arbeit. Nur mag ich meine Anteilnahme nicht zur Schau stellen – verstehst du das nicht?

    „Hm. Nun ja, dein empfindsames Seelchen!, lächelte er, von ihren Worten angenehm berührt. „Ich gebe zu, dass es dir schwer fallen mag, zwischen den Zuhörern zu sitzen, wenn ich den neureichen Leutchen vom Residenzplatz die Leviten lese. Doch, doch, ich verstehe dich. Ich will es gelten lassen, wenn auch wehen Herzens. Aber – was macht unser Herr Sohn? Wo steckt er denn wieder?

    „Marvin ist vorhin mit seinem Wagen fortgefahren."

    „So ist’s richtig! Während sich der Vater mit den Andenkensschändern seines großen Ahnen herumschlagen muss, macht der Herr Sohn unbekümmert einen Autobummel! Das ist also der Dank dafür, dass ich ihm den Wagen zu seinem Doktorexamen schenkte!"

    „Aber, Horst, warum eireiferst du dich immer gleich? Marvin ist erst wenige Wochen wieder zu Haus. Kannst du erwarten, dass er mit seinen sechsundzwanzig Jahren darauf erpicht ist, einen Samstagabend als Zuhörer im Rathaussaal zu verbringen? Denk mal zurück, ob du in seinem Alter schon so bescheiden warst, dein Vergnügen an den Debatten kleinstädtischer Volksvertreter zu suchen!"

    „Bescheiden? Vergnügen? Kleinstädtischer...? Also, Claudia, du hast eine Art, die Dinge ins Lächerliche zu verdrehen, dass ich rasend werden könnte! Ist das nicht wieder Spott und Hohn? Offenbar kannst du gar nicht anders, als meinen so ernsten und verantwortungsvollen Dienst am Wohle unserer Stadt bei jeder Gelegenheit zu ironisieren. Und auch mein Sohn und Erbe hat nicht das geringste Interesse dafür. Soll ich mich darüber freuen?"

    „Du siehst alles zu schwarz, Horst, entgegnete Claudia einlenkend. „Wenn wir auch nicht Zeuge deines Triumphes über Herrn Kälberer und Genossen sein werden, in Gedanken sind wir bestimmt bei dir. Du wirst uns doch wohl auch alles genau berichten, nicht wahr? Und außerdem können wir’s morgen doch auch haarklein im PNP lesen.

    Buschinski schnaufte erregt. Aber er wusste, dass er gegen die ruhige Bestimmtheit seiner Frau in dieser Sache nichts erreichen konnte. Sie hatte nun mal ihren Kopf für sich. Zudem drängte die Zeit.

    „Na, schön!, meinte er schließlich versöhnlich. „Vielleicht würde mich eure Anwesenheit unter den Zuhörern bei der Auseinandersetzung auch nur irritieren. Wünsch mir wenigstens einen großartigen Erfolg, Claudia!

    „Ja, von ganzem Herzen!, rief sie lachend. „Und nun geh, lieber Horst! Ich glaube, draußen wartet man schon auf dich.

    In der Tat, vor der Villa pendelten seit einer Viertelstunde zwei

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