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Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie): Vvyyrrh
Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie): Vvyyrrh
Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie): Vvyyrrh
eBook274 Seiten3 Stunden

Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie): Vvyyrrh

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Über dieses E-Book

Lyra findet was sie benöigt, nur in einem Open World Egoshooter, den sie bewältigen muss. Chrispen sucht den Weg nach Vyyrrh. Die Fäden werden kürzer und scheinen sich zu verwirren... Lesen Sie Teil drei der Serie über die Menschen der Zukunft, die Quanteneigenschaften manipulieren können, einen seltenen Raumzeitsegler und die Geschichte des UWabangas!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum15. Aug. 2019
ISBN9783748581567
Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie): Vvyyrrh
Autor

Frida Seidel

Schon als Kind wollte Frida Astronautin werden. Lesen Sie ihren Debütroman aus der Andromeda-Triologie.

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    Buchvorschau

    Planet hinter dem Nichts Band drei (Die Andromeda-Triologie) - Frida Seidel

    Der UWabanga

    Nachdem sie Bernard bei den Ärzten auf Hed abgeliefert hatte, war Lyra nach Septum weitergeflogen. Andromeda verließ Vvyyrrh Richtung Orbit und schwebte irgendwo zwischen den Planeten des Systems herum, jedenfalls vermutete Lyra das.

    Sie stand auf dem Flughafen von Sept am Rand der befestigen, östlichen Landebahn und sah dem abfliegenden Zeitensegler hinterher. Der Wind wehte durch ihre blonden Haare, die noch leicht feucht waren und ihr lose über die Schultern in großen, langen Wellen fielen. Sie fühlte sich erleichtert, da sie jetzt wusste, dass Bernard überleben würde, aber auch seltsam allein und leer. Sie drehte sich langsam um und ging zum Hauptgebäude. In der großen Eingangshalle sah sich kurz unschlüssig um, dann ging sie zu einer silberfarbenen Infotheke, hinter der ein junger Mann mit blauen, langen Haaren stand, die ungefähr einen Meter in alle Richtungen abstanden.

    „Hallo. Ich brauche einen Transfer nach UuszizsuU. Welche Linie fährt dort hin?"

    Er sah von einem Display auf, das hinter der Theke angebracht war, und lächelte sie freundlich und verbindlich an.

    „Ihr könnt die e-Line 7b nehmen oder ein Taxi. Soll ich Euch eines rufen?"

    Lyra zögerte. Eigentlich wollte sie lieber allein sein, nicht von Fremden umgeben in einem vollen Zug sitzen.

    „Ja, ein Taxi wäre gut."

    „Gerne, quittiert hier, bitte." Er schob ihr einen Fingerscanner hin, sie legte ihren Zeigefinger auf die Lesefläche.

    „Ich warte am Taxistand.", sagte sie und drehte sich um.

    „Gerne, Mrs. … Alyreia Shannon!?!" Er sah ihr erstaunt hinterher, aber sie war schon durch die Tür, er sah noch lange, blonde Haare über schwarzer Kleidung im schnellen Schritttempo wippen, dann schlossen sich die Türen lautlos hinter ihr.

    Die Nachfolgerin, dachte er, sieh an, die gibt es tatsächlich! Und sie war bei mir, wow!

    Das kugelrunde, durchsichtige Taxi brachte sie lautlos schwebend an den Rand der Siedlung, nachdem Lyra ein langsames Fahrttempo eingestellt hatte; sie wollte die ersten Augenblicke der Fahrt nicht hetzten, nachdem sie so lange Zeit nicht zu Hause gewesen war.

    Am Ziel angekommen stieg sie aus, quittierte die Fahrt mit einem Tastendruck und ging langsam die Hauptstraße entlang. An beiden Seiten der mit Stein gepflasterten Straße zog sich ein dichter, grüner Wald entlang, dazwischen standen immer wieder einzelne, riesige Bäume, die teilweise zu sehr seltsam bizarren Formen gewachsen waren. Sie erkannte die meisten Bäume wieder, obwohl etliche mittlerweilen doch um einiges in den Himmel gewachsen oder von neuen Mitbewohnern umgeformt worden waren.

    Sie schlenderte gemächlich den Weg entlang; ein älterer Mann mit grauen Haaren stand vor seinem Haus, das die Form eines Apfels hatte, und zupfte an einem Busch im Vorgarten herum. Als Lyra an ihm vorbei kam, sah er ihr erstaunt nach und rief etwas in sein Baumhaus hinein.

    Dann stand sie vor Waiduu. Waiduu war ein großer, mächtiger Baum mit einer glatten, dunklen Borke und mächtigen, geschwungenen Luftwurzeln. Die Krone war dicht mit blauen, grünen und silbrigen Blättern gewachsen, die bei jedem Windhauch leise raschelten. Im Gegensatz zu vielen anderen Bäumen in dieser Waldsiedlung war Lyras Baum in seiner ursprünglichen, wilden Wuchsformgewachsen, zumindest von außen betrachtet.

    Hallo Waaiduu, sagte sie und legte eine Hand auf eine große Wurzel neben der ovalen Eingangstüre, die wie eine Sitzbank für zwei Personen aussah und unter einem Fenster im moosigen Boden verschwand.

    Lyra. Setz dich doch. Du warst eine Weile nicht da.

    Sie bewegte sich nicht, ließ ihre Hand auf dem Holz und spürte der Berührung nach, dann nahm sie auf der hölzernen Bank Platz.

    Danke, sagte sie, dass du auf mich gewartet hast.

    Warum sollte ich denn nicht warten? fragte Waaiduu.

    Lyra schloss die Augen, die sich mit Tränen füllten.

    Sie saß eine Stunde da, zwei, drei Leute gingen vorbei, kamen wieder zurück, sahen zu ihr, nickten ihr zu, sie bemerkte es nicht einmal. Als die drei Sonnen rasch nacheinander untergingen und die Schatten des Nachbarbaumes auf die Bank fielen, stand sie schließlich langsam auf und ging hinein.

    Drinnen war alles beinahe wie früher, der Boden war etwas dichter bewachsen, die Räume ein bisschen größer, sogar ihr Bett im ersten Stock kam ihr länger und breiter vor. Sie zog sich aus bis auf die Unterwäsche, legte sich auf die weiche Moosunterlage ihres großen Bettes und sah zur Decke empor, die aus massivem Holz gewachsen war, mit einer wunderschönen, von dunkelbraunen Streifen durchzogenen Musterung, die in gebogenen Linien quer durch über die Zimmerdecke liefen. Verworrene Bilder zogen an ihr vorbei, blutige Leichen vor dem Flughafen, Carsten, Neil, Melissa, Bernard, Chrispen, Eleia, Sheeia, Ekysord, Trubelja, Morguaine, Giséle… Gesichter, Geschichten, Erinnerungen. 

    Und jetzt? dachte sie. Wie geht es weiter?

    Sie fand keine Antwort, nur Leere, Stille, Müdigkeit, Ziellosigkeit.

    Einfach nur hier bleiben, dachte sie, das wäre schön, einfach alles andere hinter sich lassen, alles vergessen, nur bleiben, auf einem Planeten jenseits der Zeit, jenseits aller übrigen Welten, den keiner findet.

    Doch sie wusste, sie konnte nicht bleiben.

    Als sie aufwachte, war es schon spät am Tag, beinahe Nachmittag.

    Haben wir was zu essen da? fragte sie.

    Was willst du? Ich besorge es dir.

    Eine halbe Stunde später stand ein Lieferbote vor der Tür mit Kaffee, frischem Obst und ein paar anderen Dingen. Lyra quittierte und bedankte sich, dann ging sie in das Wohnzimmer und setzte sich auf den Boden, den Kaffee und einen Teller Obst stellte sie neben sich. Sie grübelte eine Weile vor sich hin, als Waiduu sie plötzlich ansprach.

    Suni fragt, ob sie dich besuchen darf, sagte er.

    Suni? Oh, gerne. Ich komme eh gerade nicht weiter, vielleicht lenkt mich das ab.

    Suni hatte mit ihr zusammen auf der Priesterakademie studiert, damals waren sie sehr gute Freunde gewesen, bis ihre Wege sich getrennt hatten, weil Lyra den Planeten überstürzt verlassen hatte.

    Zehn Minuten später hörte sie eine vertraute Stimme vor dem Haus: „Hallo? Lyra?"

    „Suni!" Sie lief hinaus; vor ihr stand eine dunkelhaarige Frau mit leuchtend blauen Augen und sportlicher Figur und nahm sie in den Arm, dann schob sie sie eine Armlänge von sich weg.

    „Du bist überhaupt nicht älter geworden, Lyra!", stellte sie stirnrunzelnd fest. Lyra bemerkte die Strähnen grauen Haares, die sich durch Sunis dichte, schwarze Haare zogen und lächelte.

    „Ach was, natürlich bin ich das!, erwiderte sie. „Schön, dass du da bist! Woher wusstest du, das ich hier bin?

    Suni lachte. „Oh, was meinst du, was das Dorfgespräch gerade ist? Lyra verdrehte die Augen und seufzte. „Ich will nicht Dorfgespräch sein! Komm rein.

    Suni setzte sich an den Küchentisch, während Lyra für beide eine frische Kanne Tee aufbrühte. Dann erzählte Suni ihr von den letzten Jahrzehnten, was sich bei ihr alles zugetragen hatte. Lyra saß nur still da im Schneidesitz, mit einem leisen Lächeln, und hörte zu.

    Endlich sagte Suni: „Und was ist mit Dir? Erzähl mir von Deinem Leben!"

    „Oh nein, ich bin gerade zu müde! Lass uns eine Partie Qress spielen, hast Du Lust?"

    „Oh, das habe ich ewig nicht gespielt! Ja klar, gern!"

    Qress war eine Weiterentwicklung des alten Spieles „Schach", das noch von Terra stammte. Lyra gewann drei Partien, die vierte endete unentschieden, aber Suni wollte noch eine weitere Chance zur Revanche, also spielten sie nochmals weiter. Doch nach einer Weile verlor sich Lyra über dem Spiel, starrte die Figuren an und hing ihren Gedanken nach.

    „Lyra? Du bist dran!"

    Sie reagierte nicht, bis Suni sie schüttelte.

    „Tut mir leid, ich… ich komme mir nur gerade selber wie ein Bauer vor, der herum geschoben wird, und ich frage mich, was eigentlich das Spielfeld ist!"

    Sie strich sich mit der Hand über die Augen. „Tut mir leid, Suni, ich bin gerade mit den Gedanken völlig woanders! Lass uns aufhören."

    Sie stellte das Spielbrett weg. „Willst Du ein Glas Wein?"

    „Gerne, ja."

    Sie setzten sich mit den Gläsern auf die Terrasse hinter dem Haus und sahen den Nachtfischen zu, die im Mondlicht nach schwebenden Mücken jagten, die über einen kleinen Bach hin- und herflogen, der direkt hinter dem Haus verlief und in einen klaren, grünen See mündete. Das Ufer war gesäumt von großen Bäumen mit herabhängenden Ästen, die teilweise bis ins Wasser hingen. Waiduu war einer von ihnen; aus den oberen Zimmern konnte man auf das Wasser sehen und von einem kleinen Balkon aus direkt hineinspringen.

    Nach einer Weile sagte Suni in die Stille hinein: „Was bedrückt Dich, Lyra, was ist los? Wo warst Du solange, bleibst Du jetzt hier?"

    Lyra schwieg.

    „Willst Du nicht mit mir reden?"

    Lyra sah sie nachdenklich an, dann sagte sie leise:„Ich bin nicht gekommen, um zu bleiben. Ich kam, weil ich einen Freund retten musste, der beinahe zu Tode gefoltert worden wäre. Und daran war ich schuld."

    „Du?...?"

    „Ich hätte es verhindern können, wenn ich nachgedacht hätte…"

    Suni sah sie von der Seite an, trank einen Schluck Wein und fragte plötzlich: „Du hast ihn hierher gebracht, … einen … Primaten??"

    Lyra nickte.

    „Und..?"

    „Morguaine und der Priesterrat haben es akzeptiert, sie heilen ihn."

    „Morguaine macht nie etwas umsonst.", stellte Suni fest.

    Lyra lachte bitter auf. „Ja, da hast Du recht. Aber der Preis ist mir egal. Die Frage ist, was mache ich jetzt weiter."

    Dann erzählte sie ihr von Hooi, dem Flughafenbau und den Morden.

    „Ich muss herausfinden, wer dafür verantwortlich ist und denjenigen zur Rechenschaft ziehen!"

    „Klar. Aber das heißt, Du bist – desertiert? Du hast alles hingeworfen?"

    „Ja, natürlich, was sollte ich denn sonst tun? Die Anweisung muss von ganz oben stammen, von wem auch immer!"

    Suni nickte langsam. „Die einzig logische Konsequenz.  Wo fängst Du an?"

    Lyra zuckte mit den Schultern. „Oh, das ist vermutlich einfach, denke ich: auf Hooi, ich muss suchen, ob ich noch Spuren finde, andere Möglichkeiten gibt es nicht viele. Und ich muss zurückverfolgen, wer die ´Einladungen´ versendet hat. Weitaus schwieriger ist allerdings die Frage,…"

    „… was Du mit den anderen Menschen machst, die Dir etwas bedeuten, damit sie nicht als Waffe gegen Dich eingesetzt werden können oder wegen Dir leiden müssen."

    Lyra sah Suni erstaunt an und erwiderte: „Ich hatte ganz vergessen, wie gut Du in Konfliktanalysen bist!"

    Suni lächelte kurz, dann wurde sie wieder ernst und fuhr fort: „Da gibt es leider nicht viele Alternativen. Entweder Du nimmst die anderen mit auf Deine Seite, oder Du musst mit ihnen so brechen, dass es glaubwürdig ist und man sie in Ruhe lässt. Natürlich nur die, die dir nahe genug stehen und von denen die Kaiserlichen wissen."

    Lyra trank nachdenklich einen Schluck Wein.

    „Was, denkst du, ist tragfähiger?"

    „Hm, eigentlich der Bruch, wenn er überzeugend genug gemacht ist. Von wie vielen Leuten reden wir denn?"

    „Eigentlich nur von meinem alten Team, das sind fünf. Neil und Melissa sind weniger im Fokus, denke ich, bleiben noch Carsten, Chrispen und Bernard. Bernard ist gerade hier, also Chris und Carsten."

    Sie drehte ihr Weinglas unschlüssig im Kreis, sah der rotierenden Flüssigkeit zu, wie sie sich schwungvoll drehte.

    „Und?" hakte Suni nach.

    „Ich weiß nicht, Carsten ist ein verdammt sturer Hund und ein guter Schnüffler. Wenn er sich einbildet, mich trotzdem finden zu müssen, dann wird er das um jeden Preis tun…"

    „Ok, das ist ein Risiko, aber das kannst Du eingehen. Was ist mit dem Anderen?"

    „Chris? Oh, ich … ich weiß nicht, das kann ich nicht sagen." Sie sah gedankenverloren auf die Wasseroberfläche, dann zum Mond hinauf.

    Suni nahm sie an der Schulter und beugte sich dicht vor sie, lächelte leise und sah ihr in die Augen.

    „Das glaub ich jetzt nicht - Du bist verliebt?? Aber er ist kein Sekundus, oder?"

    Lyra sah sie müde an, schüttelte dann den Kopf.

    „Nein, ist er nicht. Es ist schwierig… er hat schon einmal eine Frau verloren, ich denke nicht, dass sich das wiederholen sollte, was ja möglich ist, wenn ich mich den Xariern anschließe. Besser, er denkt, ich liebe ihn nicht mehr."

    Sie räusperte sich, legte kurz eine Hand vor den Mund. „Ich weiß nur nicht, ob ich das schaffe!", flüsterte sie.

    Suni sah sie besorgt an. „Lyra, wenn Du es nicht machst, und es stößt ihm etwas zu, wirst Du Dir das für immer vorwerfen. Lass ihn gehen, lüg ihm etwas vor, aber dann weißt Du wenigstens, dass er lebt und er in Sicherheit ist!!"

    Lyra nickte und stand auf. „Ich bin mal kurz weg, wartest Du auf mich? Ich muss noch etwas wegen Bernard erledigen. Zehn Minuten?"

    „Sicher."

    Lyra ging ins Haus hinein, nahm einen Block und schrieb.

    Lieber Bernard,

    Wenn Du das liest, bist Du soweit wieder genesen, dass ich beruhigt sein kann. Vermutlich erinnerst Du Dich nicht an alles oder vielleicht auch an gar nichts von dem, was auf Hooi passiert ist.

    Ich gebe Dir hier die Kurzfassung:

    Nach der Fertigstellung des Flughafens hat jemand von ganz oben – wer genau, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht – die Erschießung des gesamten Personals befohlen; die Offiziere wurden getrennt von den anderen festgenommen und gefoltert, auch Du. Ich kam zu spät, um das alles zu verhindern, aber deshalb bist Du hier; mein Volk hat sich bereit erklärt, Dich zu heilen. Überlebt haben nur siebzehn von uns, von knapp vierhundert.

    Ich hoffe, Du findest einen Weg, damit klar zu kommen. Wenn Du von Vvyyrrh wieder weg möchtest, sag der ersten Priesterin Morguaine Bescheid, entweder sie bringen Dich weg, oder ich hole Dich ab.

    Ich bin nicht mehr bei der Armee, Bernard, ich habe die Sterne abgelegt, ich kann das nicht mehr mittragen. Ich werde zu den Xariern gehen; wenn Du das liest, bin ich entweder schon längst dabei, oder ich habe es nicht geschafft.

    Ich trenne mich von Euch allen, weil ich niemanden mit hinein ziehen will und hoffe, Ihr akzeptiert das. Bitte behalte das für Dich, auch gegenüber Chris, bei dem es mir am schwersten fällt, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.

    Ich möchte mich bei Dir entschuldigen, dass ich nicht soweit nachgedacht habe, dass ich das Ganze verhindern konnte, das war ein bitterer Fehler von mir.

    Ich werde mich um Giséle kümmern, so lange Du es nicht kannst.

    Pass auf Dich auf,

    Lyra.

    Sie verschloss den Brief und konzentrierte sich auf Hed.

    Beinahe wäre sie im Wasser gelandet, ihre Füße wurden nass. Mist, dachte sie, das Springen muss noch viel genauer werden!

    Sie sah nach oben und stand einen Sekundenbruchteil später direkt vor dem Tempel der Heiler. Neben der verschnörkelten, geschnitzten Eingangstür schnitt ein junges Mädchen mit einer Gartenschere an einem blühenden Gingsan-Busch herum. Sie blickte sie erschrocken an.

    „Ist Morguaine da?", fragte Lyra.  Das Mädchen nickte, legte die Gartenschere auf den Boden und rannte ins Haus hinein. Kurz danach kam sie wieder heraus, hinter ihr ging die Erste Priesterin.

    Lyra gab ihr den Brief: „Gib das bitte Moughins, wenn er wieder soweit er selbst ist, dass er entscheiden kann, was er tun will."

    Morguaine nickte; Lyra betrachtete sie kurz, dann verschwand sie. Fasziniert starrte Morguaine ein paar Sekunden auf die Stelle, an der Lyra eben noch gestanden hatte, dann drehte sie sich um und ging wieder hinein.

    „Haben Sie alle erwischt?" Eyksord stand am Fenster und drehte sich um. Hinter ihm stand Jiin Jiin, sein Sicherheitschef, ein klein gewachsener Mann von eher zierlicher Gestalt mit dichtem, schwarzen, glatten Haaren und asiatischem Einschlag.

    Jiin Jiin schüttelte den Kopf.

    „Bedauere, Sir, Shannon fehlt uns noch immer, und die anderen siebzehn auch, die später entflohen sind. Nach dem Einbruch in das Äquatoriallager, von dem wir vermuten, dass es Shannon war, verliert sich leider die Spur. Aber wir sind mit Hochdruck dran!"

    Ekysord nickte nachdenklich. „Hm. Sie ist eine gefährliche Frau, das habe ich schon immer vermutet, aber ich fürchte dennoch, wir haben sie unterschätzt. Finden Sie sie! Und setzen Sie Kopfgeldjäger ein!"

    „Und offiziell?"

    „Offiziell lassen wir noch nichts verlautbaren. Soll sie sich in Sicherheit wiegen, vielleicht fällt sie ja darauf herein."

    Was ich nicht glaube, dachte er, wenn ich sie richtig einschätze. Aber das ist ja auch interessant zu wissen.

    Lyra sprang wieder von Hed zurück zu Waaiduu, diesmal war der Sprung ziemlich gut gelungen.

    Je besser ich den Ort kenne, desto einfacher ist es, dachte sie.

    Sie tauchte direkt hinter der Bank wieder auf.

    „Alles klar?", fragte sie.

    „Oh. Suni drehte sich um. „Ich habe dich gar nicht kommen gehört!

    Lyra lächelte, ging um die Bank herum und setzte sich wieder neben sie, dann erzählte sie ihr, was zwischen ihrem Weggang von Vvyyrrh und den Geschehnissen auf Hooi passiert war. Als sie geendet hatte, schwiegen sie beide lange; Suni legte ihr den Arm über die Schulter und sagte nichts. Dann räusperte sie sich:

    „Du schaffst das, Lyra, auch wenn es ein schwerer Weg ist!"

    Nachdem Suni spät in der Nacht wieder nach Hause gegangen war, saß Lyra noch lange auf der Bank und blickte hinaus auf das Wasser, aber selbst die zwei Flaschen Wein, die sie nach Sunis Weggang alleine getrunken hatte, konnten ihr die Traurigkeit nicht nehmen, die ihr die Kehle abschnürte und das Herz zerriss. Irgendwann weit nach Mitternacht, als sie keine Tränen mehr hatte, stand sie langsam auf und fand irgendwie in ihr Bett.

    Am nächsten Morgen tat sie zwei Dinge: sie trank einen Tee gegen ihre Kopfschmerzen, und sie machte sich wieder auf den Weg, um nach den Spuren der Mörder zu suchen.

    Als sie sich von Waiduu verabschiedete, fragte er:

    Bist Du wieder so lange weg? Es war unterhaltsam, einen Menschen da zu haben.

    Ich hoffe nicht, antwortete sie. Ich muss noch etwas erledigen, dann komme ich wieder, das habe ich ohnehin versprochen.

    Gut. Pass auf dich auf! Und, Lyra?

    Ja?

    Trink nicht so viel Alkohol, das ist nicht gut für euch Menschen!

    Mmmpf, dachte sie, was soll das jetzt. Gut gemeinte Ratschläge von einem Baum…

    Sie seufzte und ging langsam in Richtung Taxistand.

    Im Open World Egoshooter

    Andromeda landete auf dem Flughafen von Penta; sie sah aus wie ein ganz normaler FX3. Lyra drehte sich noch einmal um, nahm das Bild ihres Heimatplaneten in sich auf und ging dann die Einstiegsrampe empor. Als das Schott sich schloss, hätte sie wetten können, dass Morguaine im Tower stand und ihr nachsah.

    Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet, dachte sie, ich sollte nicht so emotional sein, als ob ich ihr was bedeute, ich bin auch nur ein Bauer im Qress-Spiel bei ihr!

    Nachdenklich blickte ihr Morguaine hinterher, als der FX3 abhob.

    Wann kommst Du wieder, Lyra? Ich weiß, dass Du es sehr wahrscheinlich tun wirst, aber bis dahin muss ich wohl oder übel weiter machen und auf dich warten…

    Ich bin einfach immer zu nachsichtig mit Lyra, schalt sie sich selber, vermutlich, weil ich selber nie Kinder hatte.

    Sie drehte sich um und ging nachdenklich weg.

    Wohin?, Andromeda wartete auf eine Antwort.

    Karousza.

    Ist das nicht gefährlich für dich? Ich verstehe ja eure Welt nicht so ganz, aber soweit ich es mitbekommen habe, suchen sie dich doch dort überall.

    Ja, das stimmt schon, aber ich muss auf Karousza und auf Hooi nach etwas suchen. Je länger ich warte, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Nachricht verbreitet hat und die Kaiserlichen mich überall jagen; wenn ich also sofort nach Karousza fliege,

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