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Afrikanische Geschichten von gestern
Afrikanische Geschichten von gestern
Afrikanische Geschichten von gestern
eBook207 Seiten3 Stunden

Afrikanische Geschichten von gestern

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Über dieses E-Book

Geschichten aus dem Afrika der frühen Unabhängigkeit. Es treten auf: ein Königreich mit einer ungefähr tausendjährigen Tradition, dem Kolonialzeit und anschließender neuafrikanische Staat teils bewußt, teils ohne es zu wollen und wahrznehmen denGaraus machen, der europäische Adjutant eines schwarzafrikanischen Präsidenten, der sich auf einer Abendeinladung über seine Tätigkeit, seine Stellung und seine Empfindungen auslässt, Kleinplastiken, die aus ihrem usprünglichen Kontext gerissen zu Verwicklungen der Nachbesitzer führen, Gastgeber und Gäste eines 'weißen' Gesellschaftsabends, der recht verschiedene Einstellungen zu den Landeskindern offenbart, und ein Fluggast, der von Brüssel in seinen 'Busch' zurückkehrt, Es folgen eine Szene aus demGenozid in Rwanda und die Ankunft eines illegalen Einwanderers in Deutschland.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Nov. 2015
ISBN9783737574884
Afrikanische Geschichten von gestern

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    Buchvorschau

    Afrikanische Geschichten von gestern - Peter Kunkel

    Peter Kunkel

    Afrikanische Geschichten von gestern

    epubli Verlag

    Vom Untergang eines tausendjährigen Königreichs bis zur illegalen Ankunft eines Afrikaners in München reicht die Palette der sieben Geschichten auf dem Hintergrund Zentralafrikas in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Nicht nur des schwarzen Zentralafrika, sondern auch des weißen, das in dieser Zeit – und bis heute – (leider?) immer noch bestimmend war und ist. Ihm gehörte der Verfasser eine Zeitlang an – kein Wunder, daß es so eine wesentliche Rolle in den Geschichten spielt, so sehr sie auch von Afrika bestimmt sind.

    Peter Kunkel, Zoologe, hat über Verhalten von Vögeln und Ökologie tropischer Wälder gearbeitet, darunter zehn Jahre im Ostkongo, und war für die EU-Kommission als Experte für Vogel- und Habitat-schutz in Brüssel tätig.

    ISBN --------------------------------------

    Copyright © Peter Kunkel

    Umschlagbild : Schale von Murex ramosus. Zeichnung 2011 © Regula Kunkel

    Herstellung und Verlag : epubli GmbH. Berlin, www.epubli.de

    Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

    in der Deutschen Nationalbibliographie;

    detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http.//dnb.d-nb.de

    abrufbar

    Inhalt

    Geschichte eines Schneckenhauses

    Rosen am Äquator

    Palmölpatina

    Abend in Kin

    Flug aus der Winternacht

    Die Machete

    Weihnachtliche Ankunft

    Geschichte eines Schneckenhauses

    Moana, den siebenundvierzigsten König der Bakalya, ließ der Präsident in einem Seitenflügel des neuen Regierungspalasts verhungern, vor dem flämische Gärtner Teerosen unter der Äquatorsonne drei Monate am Leben erhalten und danach durch neu eingeflogene Rosenstöcke ersetzen mussten.

    Der König hatte dem Präsidenten die jüngste seiner vier wahren und wirklichen Gemahlinnen verweigert, als der große Führer auf seiner Triumphfahrt durchs Innere für eine Nacht in Mbandwela abgestiegen war, dem Hauptort der Provinz, in der das Land der Bakalya lag. Umsonst hatte ihn Moana gebeten, sich doch statt ihrer eine seiner Nebenfrauen auszusuchen, mit denen er zum Empfang an den Flugplatz gekommen war. Er hatte ihm sogar seine Schwester angeboten. Die Leibwache hatte ihn zusammengeschlagen und den Fluß hinunter in die Hauptstadt gebracht. Auch die Frau war in den Händen dieser Riesen mit den gewaltigen Unterkiefern verschwunden; vermutlich war sie schon tot, als das Schiff vor der Stadt anlegte.

    Moana aber durfte nicht durch eine Kugel oder einen Machetenhieb in den Nacken umkommen; das wäre zu königsgemäß gewesen und nicht genug für die Wut des Präsidenten. Ein Herrscher der Bakalya musste von einer Waffe sterben, wenn seine Kraft auf den Nachfolger übergehen und seinem Land und Volk erhalten bleiben sollte; an seinem Hof gab es eine besondere Lanze und einen Pygmäen, der sie ihm in die Brust stoßen musste, wenn er seine Kräfte nachlassen fühlte, spätestens wenn er auf dem Totenbett lag und sein Atem gerade noch nicht von ihm gegangen war. Jetzt sollte der siebenundvierzigste König der Bakalya ohne Lanzenstoß sterben, in grauer Hoffnungslosigkeit und allein. So schwach sollte er sterben, daß nach dem Tod nichts mehr übrig wäre, was er noch auf seinen Nachfolger übertragen könnte. Vollkommen ausgelöscht sollte er sterben; so wollte es der Präsident, und so, wusste Moana, würde es auch geschehen.

    Er war ein glückloser König, und freudlosen Gemüts war er schon gewesen, bevor er den Weg des Präsidenten gekreuzt hatte, sogar schon bevor er König geworden war. Damals war bereits die Kraft der Dynastie und des Volkes vor seinen Augen verblasst. Er folgte seinem Onkel Mochwabe auf den Thron im Bewusstsein, daß nichts mehr davon übriggeblieben war.

    Die Bakalya hatten immer viele Dinge besessen, in denen Kräfte ihren Sitz hatten. Es waren zum Teil Dinge, in denen von Natur aus eine Kraft zu Hause war und nutzbar gemacht werden konnte, bestimmte Blätter und Früchte etwa oder Fellstücke, Klauen und Zähne mancher Waldtiere, zum Teil aber auch von den Bakalya selbst hergestellte Gegenstände, in die Schmiede und andere wissende Männer erst Kräfte hineinbannen mussten. Die Bakalya waren ein Volk von Schnitzern, das die Geister, die mit ihnen im Lande wohnten, in Masken darstellte, damit sie darin ihren Sitz nehmen, zu den Kindern sprechen und sie zu Männern machen könnten, und am Königshof gab es Leute, die immer wieder Statuetten aller Kalyaherrscher fabrizierten, damit ein Stück königlicher Kraft darin Platz nähme und dem Volk und der Dynastie erhalten bliebe. Mit finsteren, bedrohlichen Mienen saßen diese Königsbilder auf ihren Schemeln, und die Schnitzer gaben acht, daß ihrer Kraft kein Unglück zustoßen könne: sie schnitten ihnen nur schmale Schlitze in die Augen, von einem Winkel zum andern, durch die sie wohl herausblicken und ihre Kraft im Blick mitteilen konnten, aber selbst nichts wahrnahmen, was ihnen Unruhe gebracht und ihre Stärke gemindert hätte. Zu den Füßen jedes Königs aber brachten die Schnitzer an, was er seinem Volk gebracht hatte, vor dem zwölften eine kleine Trommel, vor dem fünften eine Hacke und vor dem einunddreißigsten das Abbild der Orakelschale, aus der ein Großer am Hof die Tage für die Riten bestimmte. Dem ersten Herrscher Molima, dem Gründer des Kalyavolkes, war ein kleines Schneckenhaus beigegeben; es gab das Kraftgefäß wieder, das die Bakalya höher achteten als jedes ihrer Kunstwerke und das von Molima an im Besitz der königlichen Familie geblieben war. Dieses wahre und wirkliche Schneckenhaus stammte nicht aus dem Waldland zwischen den beiden Schwarzwasserseen, zwischen denen jetzt das Reich der Bakalya lag. Es war anders als alle anderen Kraftträger, die dieses Volk zu eigen hatte. Sie alle hatten den Geruch und die braune Farbe des Waldlandes. Die Masken und Königsbilder, mochten sie auch mit Kaurischnecken und Glasperlen aus Damaskus und Venedig geschmückt, manchmal regelrecht überkrustet sein, waren aus dem braunen Holz der Wälder des Kalyalandes, und all die Fellstücke, Fruchtkapseln und getrockneten Blätter aus dem Wald waren braun wie der Moder auf seinem Boden und das Wasser in den Bächen und Rinnsalen, auch wie das Wasser der beiden Seen, das so trüb war, daß man seine Zehen nicht mehr sah, wenn man auch nur bis zum Knöchel darinstand. Selbst Zähne und Elfenbein nahmen unter den Händen der Bakalya bald diese Farbe an, weil sie mit Palmöl eingerieben wurden, damit sie nicht rissen. Nur die große Schneckenschale des Königs blieb, wie sie immer gewesen war. Ihre großporige, gewellte Oberfläche mit den gedrungenen Dornen darauf glänzte stets im gleichen grauen Weiß, und auch der bleichrote Rand um den 'Mund' änderte sich niemals. Immer konnte man aus ihm heraus die Kraft der königlichen Schnecke leise rauschen hören.

    Es war die Schale einer Purpurschnecke, die unter ihr vor mehr als tausend Jahren noch Jagd auf Muscheln gemacht hatte, im flachen Wasser hinter dem Riff an der Küste von Kenya. Hatte sie der Stammesgründer selbst mit herauf ins Hochland gebracht, hatte sie ihm ein Händler verkauft, vielleicht sogar einer von heller Hautfarbe? Wer weiß, wer damals schon alles durch Ostafrika gezogen ist.

    Die dynastischen Hymnen der Bakalya erzählen die Sache allerdings anders. Sie berichten von einem tiefen See, auf dessen Grund die Schnecke gelebt habe. Ein kristallklarer See sei es gewesen, nicht ein Torfwasser wie die beiden Seen des jetzigen Kalyalandes, und von überall her habe man die Schnecke deutlich auf dem kiesigen Grund gesehen, umgeben von riesigen Fischschwärmen. Aber unendlich tief sei der See gewesen, und nur Molima habe es fertiggebracht, in ihn hinabzusteigen und die Schnecke heraufzuholen. Da seien ihm Fische nachgekommen, unendlich viele Fische, und die Fische seien ihm auf den Schoß gesprungen, auf dem er die Schneckenschale hielt. So habe er Nahrung gehabt für viele; Leute hätten sich um ihn geschart, und immer wenn die Nahrung ausgegangen sei, habe er nur die Schnecke auf den Schoß nehmen müssen. Die sechs Barden am Hof der Kalyakönige singen noch immer die langen Lobeshymnen der Ältesten mehrerer Clane, mit denen sie sich Molima untertan machten; sie singen aber auch von Movaya, dem fremden Zauberer, der nach dem Tod Molimas der Schnecke einen Teil ihrer Kraft nahm. Fruchtbarkeit spendete sie noch fortan; aber sie zog keine Fische mehr aus dem kristallklaren See auf den Schoß des Königs, und Movaya zwang den Sohn der Schwester Molimas, Mohoto, mit dem ganzen Volk von den Ufern des Sees wegzuziehen, wo es ihnen so gut gegangen war.

    Es war ein Volk auf Wanderschaft geworden, und wenn auch die Hymnen berichten, daß jeder König wieder etwas Neues fand, um seinem Volk Leben und Unterhalt zu sichern, so muß doch mancher Clan unterwegs abgebröckelt sein. Aber die Namen der Abtrünnigen sind für immer in den Liedern gelöscht. Die Barden wissen nur von neuen Clans, die sich auf dem langen Weg um den Mann mit der Purpurschneckenschale sammelten. Die Bakalya zogen von dem kristallklaren See ins Bergland hinauf, von den Bergen wieder herunter in die Savannen nördlich des großen Flusses und zuletzt von den Savannen in das Waldland, in dem sie jetzt noch lebten.

    Hier im Waldland hatten sich kleine, clanlose Leute zu ihnen gesellt. Die Bakalya nahmen sie in ihre Clans auf; aber sie gaben ihnen nicht von ihren Töchtern zu Frauen, noch nahmen sie selbst Mädchen von den Pygmäen; denn diese Leute blieben halbe Tiere, auch wenn sie jetzt denselben Clans angehörten wie die Bakalya. Sie lebten nicht von Feldern und vom Fischfang auf den beiden Seen des Kalyalandes, sondern suchten sich ihre Nahrung im Wald. In kleinen, unordentlichen Behausungen lebten sie am Rand der Kalyadörfer, verachtet und gefürchtet zugleich; denn sie mussten über große Kräfte verfügen, um sich so tief in den Wald hineinzutrauen und oft auch noch allein, und nur Zauberer konnten all das Waldgetier essen, Flughunde, Hamsterratten, Frösche, Mäuse, ohne Schaden zu nehmen. So gewaltige Zauberer waren sie, daß der König die unter ihnen, die seinem Clan angehörten, in seinen Dienst nahm, und sogar das große Schneckenhaus wurde ihnen anvertraut.

    Es wohnte jetzt in einem Korb, der einer Kalyatrommel glich. Kein anderer Korb im Kalyaland durfte die gleiche Form haben, und nur die Mutter des Königs und seine Schwester, die den Thronfolger geboren hatte, durften ihn flechten - ein feineres Geflecht war in keiner Kalyahütte zu finden. Sorgsam wurde die Schneckenschale vor der Sonne geschützt und vor den Blicken der gewöhnlichen Leute; es sollte nicht noch einmal vorkommen, daß jemand ihrer Kraft Schaden tun könnte wie damals am kristallklaren See Movaya, der fremde Zauberer. Es war kompliziert geworden, ihre Kraft dem Land und dem Volk zu übertragen. Der König musste dazu einer seiner vier wirklichen und wahren Gemahlinnen beiliegen, die je einer Provinz seines Reiches und auch einer Himmelsrichtung entsprachen. Ein Großer des Hofes bestimmte die Tage des Beilagers aus der Orakel- schale, und nie durfte der König diese vier Frauen zu einer anderen Stunde berühren als der vorbestimmten, und während des Akts hatten ihm zwei Pygmäenfrauen die Schneckenschale fest auf den Rücken zu pressen, damit sich zugleich mit dem Sperma ihre Kraft ergieße, auf den Feldern der Bakalya Bananen und Maniok wachsen lasse und Söhne im Schoß ihrer Frauen und Fische kommen lasse in die Netze der nächtlichen Fischer auf dem nördlichen und auf dem südlichen See. Die Stacheln des Schneckenhauses schnitten den König oft in den Rücken; das war dann ein böses Omen für das Land. Aber die Narben dort, wo die Schneckenschale den König 'gebissen' hatte, waren doch so sehr Zeichen der Kalyaherrscher, daß die Schnitzer sie auch in die Rücken der Königsbilder schnitten.

    Sonst verließ die große Schnecke ihr geflochtenes Haus nur, wenn die Bakalya in den Kampf zogen. Der König zog nicht mit in den Krieg, sondern ließ sich mit dem Gesicht zum Schlachtfeld auf einem reich beschnitzten Schemel in seiner dunklen Hütte nieder, in der rechten Hand die Lanze, mit der er einst getötet werden sollte, und auf seinem Schoß das Schneckenhaus, dessen Mund ebenfalls nach dem Ort weisen musste, wo die Kalyakrieger wahrscheinlich auf ihre Gegner stießen. Von der Konzentration des Königs hing es nun ab, ob die Kraft der großen Schnecke den Bakalya zu Hilfe kommen würde, weniger um ihnen selber Mut und Stärke zu geben als den Feinden Ohnmacht und Schrecken.

    Immer konnte das den Herrschern des Kalyavolks nicht gelungen sein. Die Hymnen freilich berichteten von keiner Niederlage; immer war es die Weisheit der Könige gewesen, die die Bakalya ihre Wohnsitze verlegen ließ. Aber sie konnte kaum der einzige Grund dafür gewesen sein, daß die Bakalya schließlich die Savanne verlassen und sich in unwegsamem Wald und Sumpf angesiedelt hatten, wo es so unendlich viel mühsamer ist, ein Feld zu roden, als im Grasland. Und selbst zwischen ihren beiden schwarzen Seen waren sie nicht ohne Feind geblieben. Von Norden her waren die Bantika tief in ihr Gebiet eingedrungen, Barbaren ohne Könige, dynastische Gesänge und Bildwerke, die sich in ihren Heldenliedern rühmten, unzählige Bakalya einfach aufgegessen zu haben, samt ihren Pygmäen. Seit dieser Invasion entsprach die königliche Gemahlin des Nordostens eigentlich kaum noch einem Landstrich, über den der König wirklich gebot.

    Ein paar Könige später waren neue Fremdlinge aufgetaucht, bleiche Männer ohne Lippen, deren Haare braun und glatt waren wie das Fell der Waldtiere. Sie besaßen furchtbare Waffen, mit denen sie einen Affen auch noch aus dem höchsten Baumwipfel herunterschießen konnten, und der König hielt es für klug, sie freundlich an seinem Hof aufzunehmen; hatten seine Vorgänger nicht auch die Pygmäenzauberer zu sich geholt, sie sich untertan gemacht und ihre Kraft der Dynastie zu eigen? Erst als die fremden Bleichlinge Tribut von ihm verlangten und ein Viertel aller Männer seines Reichs, um ihre ferne Hauptstadt unten am großen Fluß zu bauen, zogen die Bakalya in den Kampf. Es war schon zu spät. Die Weißen warteten gar nicht erst ab, daß die Kalyakrieger sich vor ihnen aufstellten und sie mit Geschrei und langatmigen Schimpfkanonaden einzuschüchtern versuchten, wie es der Kriegskomment in diesem Teil Afrikas vorsah. Das, was sie einen Aufstand gegen König Leopold den Zweiten nannten, kostete sie ein paar Gewehrkugeln - die meisten davon schossen sie nicht einmal selber ab, sondern ihre Askaris von der Küste -, die Bakalya aber mehr Tote, als die Bantika in Wirklichkeit je von ihnen verzehrt hatten. Den König brachten die Askaris nach Mbandwela, wo er in der Verbannung Selbstmord beging, und die Weißen setzten einen seiner Neffen als Nachfolger ein, der für sie zur Zwangsarbeit aushob, was an Männern in seinem Land übriggeblieben war. Nie wieder nahm ein Kalyaherrscher die Königslanze in die rechte Hand und die große Schnecke auf seinen Schoß. Fortan diente die Schneckenschale nur noch dazu, an den vorbestimmten Tagen dem Land und dem Volk im heiligen Akt Fruchtbarkeit zu sichern.

    Missionare kamen und bauten höhere Häuser, als man je zuvor im Kalyaland gesehen hatte, eine schmucklose, hässliche Backsteinkirche und einen nicht weniger unschönen Konvent, in dem die jungen Bakalya zur Schule gehen konnten. Das taten zunächst nur solche, die wenig geachteten Clans angehörten; vielleicht, so dachten ihre Eltern und Verwandten, würden ihre Kinder mit dem Wissen der Fremden der Niedrigkeit entkommen, in der ihr Blut sie gefangen hielt. Die großen Familien und auch der junge König hielten sich zurück, seit die Patres sie aufgefordert hatten, ihre Königsbilder zu verbrennen und die hölzernen Männer am Kreuz als ihre Herrscher anzuerkennen, die man in jedem Raum des Konvents finden konnte. Einstweilen hatten die vornehmen Bakalya noch einiges Zutrauen zur Kraft ihres Blutes und der Dinge, in denen ihnen die Ahnen Kraft hinterlassen hatten, und das Wohlergehen des Landes vertrauten sie lieber der königlichen Schnecke an als diesen Holzmännchen, die, wenn die Großen der Bakalya richtig verstanden hatten, sich nicht einmal hatten töten lassen, um dem Schwinden ihrer

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